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Fotografen-​Einnahmen bei Microstock-​Bildagentur Polylooks

Vor unge­fähr einem hal­ben Jahr star­te­te die Microstock-​Bildagentur der Deutschen Telekom: Polylooks.
Jetzt ist es an der Zeit, kurz zurück­zu­bli­cken. Wie viel kön­nen Fotografen da ver­die­nen? Die bis­he­ri­ge Antwort lau­tet: Leider wenig.

Seit vier Monaten habe ich ca. 1000 Bilder online. Bisher kann ich 35 Verkäufe ver­zeich­nen, die mir 14,92 Euro gebracht haben. Das macht pro Verkauf 0,42 Euro. Selbst im Vergleich zu den füh­ren­den Microstock-Agenturen ist das wenig. Bei iStockphoto und Fotolia erhal­te ich umge­rech­net ca. 0,75 bis 0,85 Euro pro Verkauf, bei Dreamstime noch 0,53 Euro. Bei allen Agenturen wer­den sowohl Abo- als auch On-​Demand-​Downloads angeboten.

polylooks-royalties

Vor weni­gen Tagen erziel­te ich mit zwei Verkäufen der Bildgröße Small (S) nur je 0,08 Euro. Davor waren mei­ne nied­ri­ges­ten Anteile 0,14 Euro. Die Mitarbeiter von Polylooks konn­ten mich über die gerin­gen Summen auf­klä­ren. Im September gab es eine gro­ße Rabatt-​Aktion, bei der Kunden bis 50% Rabatt erhiel­ten. Dieser Rabatt wird jedoch nicht von der Bildagentur getra­gen, son­dern mit den Fotografen geteilt. Das bedeu­tet, dass ein Kunde beim größ­ten Credit-​Paket mit 5000 Credits für knapp 3700 Euro nur 1850 Euro zah­len muss­te. Das ergibt einen Credit-​Wert von 0,37 Euro. Die 35%-Fotografen-Anteil lägen dann bei 0,12 Euro. Mir wur­de ver­si­chert, dass die 50% Rabatt eine ein­ma­li­ge Aktion zur Markteinführung waren. Hoffen wir es.

Die 8 Cent erklä­ren sich anders. Wenn ein Kunde zum Beispiel ein Drei-​Monats-​Abo mit 30 Credits pro Tag kauft, kos­tet das 222 Euro im Monat und damit ca. 7 Euro pro Tag. Ein Credit ist dann 0,23 Euro wert, die 35%-Fotografen-Anteil sind dann 8 Cent. Wenn ein Kunde mehr kauft, könn­te der Anteil auf bis zu 6 oder 7 Cent fal­len. Da kann ich froh sein, dass der Kunde kei­ne 50% Rabatt erhal­ten hat.

Fairerweise muss ich anmer­ken, dass laut Agentur-​Aussagen die­se Werte nur zustan­de kämen, wenn ein Kunde sein gesam­tes Abo-​Kontingent auf­braucht. Sei das nicht der Fall, wür­den sich z.B. die 7 Euro pro Tag auf weni­ger Download-​Credits ver­tei­len und der Fotografen-​Anteil stei­gen. Das kann ich lei­der nicht über­prü­fen, da in der inter­nen Abrechnung für die Polylooks-​Fotografen bis­her nicht ange­zeigt wird, ob ein Verkauf auf einem Abo basiert oder nicht. Diese Anzeige-​Option wur­de als Verbesserungsvorschlag auf­ge­nom­men, ich bin gespannt, ob er umge­setzt wird.

Was mich etwas ver­wun­dert, ist, dass die Abo-​Modelle der Konkurrenz teil­wei­se ähn­li­che oder nied­ri­ge­re Preise pro Bild bzw. deren Gegenwert in Credits haben, die Fotografen aber deut­lich mehr erhal­ten. Die Polylooks-​Mitarbeiter mein­ten, dass die Analyse der Preise und Honorare läuft und die­se viel­leicht ange­passt wer­den. Wann und ob nach oben oder unten, steht noch nicht fest. Die Umsatzsteuer scheint übri­gens in den Fotografen-​Honoraren schon ent­hal­ten zu sein. Wer dem­nach als frei­er Fotograf 7% Umsatzsteuer für die­se Einnahmen abzie­hen muss, kann noch gerin­ge­re Honorare erwar­ten.

Für mich bedeu­ten die­se ein­stel­li­gen Abrechnungen, dass ich vor­erst kei­ne neu­en Fotos zu Polylooks hoch­la­den wer­de, bis mei­ne dort schon vor­han­de­nen Fotos einen höhe­ren Umsatz pro Verkauf erzie­len. Damit mei­ne ich nicht nur die ver­ein­zel­ten Mini-​Abrechnungen, son­dern die Durchschnittswerte.

Wie sind Eure ers­ten Erfahrungen mit Polylooks?

60% Fotografenanteil sind das Höchste der Gefühle

Das behaup­tet zumin­dest die Bildagentur myLoupe.com. Der Gründer und Vorsitzende Brian Heston schrieb im aktu­el­len Newsletter vom 30.01.2009 unter anderem:

I’ve spent a lot of time pre­pa­ring and ana­ly­zing finan­cial data and pro­jec­tions requi­red for pro­s­pec­ti­ve inves­tors to come on board with us. This exer­cise has brought me to the reluc­tant con­clu­si­on that a royal­ty rate of hig­her than 60% is not sus­tainable over the long term. MyLoupe was foun­ded on the prin­ci­pal that the con­tent crea­tor should be paid the hig­hest pos­si­ble return on licen­sing fees. We’ve led the indus­try with some of the hig­hest royal­ty rates available. Our com­mit­ment to our foun­ding prin­ci­ples remains unch­an­ged, but the “hig­hest pos­si­ble royal­ty rate” must be defi­ned by the need to be a pro­fi­ta­ble and sus­tainable business.“

Oder anders for­mu­liert: Die bis­her beacht­li­chen 70% der Verkaufserlöse wer­den um 10 Prozentpunkte auf 60% für den Fotografen gekürzt. Damit liegt die Agentur voll im Trend. Auch vie­le ande­re Bildagenturen hat­ten in den letz­ten Monaten die Honorare zu ihren Gunsten neu verteilt.

Interessant fin­de ich viel­mehr die Aussage, dass nach inten­si­ver Finanzanalyse klar wur­de, dass 60% Fotografenanteil voll­kom­men okay sei­en, um lang­fris­tig nach­hal­tig wirt­schaf­ten zu kön­nen. Das soll­ten sich eini­ge Bildagenturen zu Herzen neh­men, wel­che ihren Fotografen nur 20% auszahlen.

Bildagentur Fotolia erhöht Preise

Nachdem ich vor eini­gen Tagen hier im Blog gefragt habe, ob es in Zeiten der Rezession auch Bildagenturen gibt, die das Fotografenhonorar erhö­hen, gibt es nun eine erfreu­li­che Antwort. Die Microstock-​Agentur Fotolia erhöht in Europa den Wert ihrer Credits von 0,83 Euro auf 1 Euro. Das ent­spricht einer Preiserhöhung von ca. 20%.Kuss von Sparschweinen

In Großbritannien erhöh­te sich der Wert eines Fotolia-​Credits von 0,57 £ auf 0,60 £. Das ist eine Erhöhung von ca. 5%.

Im deut­schen Fotolia-​Forum wird ver­mu­tet, dass die­se Erhöhung den Euroverlust gegen­über dem US-​Dollar aus­glei­chen soll.

Wie die letz­ten Änderungen auf der Fotolia-​Webseite geschah auch die Credit-​Erhöhung still und lei­se. Zuletzt hat­te Fotolia eben­so lei­se die Ranking-Stufen ver­schärft, die für Fotografen mit einem bes­se­ren Ranking mehr Bildverkäufe bedeuten.

bis Ende November 2008 /​ ab Ende November 2008
Weiß: unter 100 Verkäufe /​ unter 100 Verkäufe
Bronze: 100 – 999 Verkäufe /​ 100–999 Verkäufe
Silber: 1.000 – 4.999 Verkäufe /​ 1.000 – 9.999 Verkäufe
Gold: 5.000 – 9.999 Verkäufe /​ 10.000 – 24.999 Verkäufe
Smaragd: 10.000 – 49.999 Verkäufe /​ 25.000 – 99.999 Verkäufe
Saphir: 50.000 – 99.999 Verkäufe /​ 100.000 – 249.999 Verkäufe
Rubin: 100.000 – 499.999 Verkäufe /​ 250.000 – 999.999 Verkäufe
Diamant: 500.000 und mehr Verkäufe /​ 1.000.000 und mehr Verkäufe

Mit die­ser Informationspolitik zog sich Fotolia schon mehr­mals den Unmut ihrer Fotografen zu, auch wenn das im Fall der Honorarerhöhung sicher ausbleibt.

Wer bietet weniger? Viele Bildagenturen kürzen Honorare der Fotografen

Die Zeiten sind hart, die Finanzkrise sickert durch alle Bereiche der Wirtschaft und jeder muss lei­den. Warum soll­ten Fotografen davon aus­ge­nom­men sein, dach­ten sich eini­ge der größ­ten Bildagenturen der Welt und beschlos­sen, die Fotografenhonorare zu kürzen.Das Sparschwein schlachten

Meist geschieht das neben­bei und dass vie­le Agenturen es fast zur glei­chen Zeit machen, ist viel­leicht Zufall. Aber um etwas Licht ins Dunkel zu brin­gen, hier eine Übersicht der aktu­el­len Kürzungen:

Corbis:
Die zweit­größ­te Agentur der Welt gehört dem Milliardär Bill Gates und hat seit der Gründung noch nie einen Gewinn erwirt­schaf­tet. Vielleicht auch des­halb ver­kün­de­te der Corbis-​Geschäftsführer Gary Shenk auf der „Photo Expo“ Ende Oktober 2008 in New York, den Fotografenanteil auf 40% zu sen­ken. Das gel­te aber nur für RM-​Bilder, nicht für RF-​Bilder und ande­re Ausnahmen wie Celebrity-​Fotos gel­ten ebenfalls.

Mauritius:
Die größ­te deut­sche Bildagentur Mauritius Images dach­te sich ca. einen Monat spä­ter das Gleiche und schick­te ihren Fotografen neue Verträge, in denen statt der bis­he­ri­gen 50:50-Verteilung eine 60:40-Verteilung der Einnahmen zuguns­ten der Agentur gefor­dert wird.

Jupiter Images:
Die dritt­größ­te Bildagentur der Welt wur­de vor kur­zem von der größ­ten, Getty Images, auf­ge­kauft. Jupiter hat­te die Idee, die Honorarkürzung nicht als sol­che zu bezeich­nen, son­dern ein­fach eine „tech­ni­sche Gebühr“ zu berech­nen. Von der bis­he­ri­gen 50:50-Aufteilung ergibt sich so nun eben­falls eine 60:40-Verteilung zuguns­ten von Jupiter. (Quelle: VISUELL 06/​2008, S. 50–51)

Alamy:
Mit über 14 Millionen Bildern im Archiv gehört Alamy mitt­ler­wei­le auch zu den ganz Großen im Bildermarkt. Deren Fotografen erhiel­ten Ende September 2008 per Mail und Blog-​Eintrag den Hinweis, dass die Verteilung von 65:35 (zuguns­ten der Fotografen) um fünf Prozentpunkte auf 60:40 (zuguns­ten der Fotografen) ab Januar 2009 gesenkt wer­de. Damit hat Alamy zwar immer noch einen der höchs­ten Prozentsätze für Fotografen im Business, aber sie nähern sich lang­sam nach unten an.

Getty Images:
Die domi­nie­ren­de Bildagentur mach­te es etwas anders. Sie senk­te Anfang 2008 ein­fach die Preise für die Webnutzung ihrer Fotos auf 49$ (und damit um bis zu 96% des vori­gen Preises). Proteste hal­fen nicht. Dadurch beka­men eini­ge Fotografen so wenig Geld pro ver­kauf­tem Foto aus­ge­zahlt, dass vor eini­gen Tagen 84 Fotografen gegen Getty Images eine Klage ein­ge­reicht haben.

Gibt es Honorarkürzungen von Bildagenturen, die ich ver­ges­sen habe? Gab es viel­leicht auch Bildagenturen, die eine Erhöhung des Fotografenanteils ange­kün­digt haben?