Die letzten Wochen wollte ich mich immer wieder an die News setzen, aber jedesmal kam eine größere Meldung von einer Bildagentur, die einen eigenen Artikel wert war und die News wurden aufgeschoben.
Jetzt arbeite ich aber mal die lange Liste an Neuigkeiten ab, damit ihr wieder informiert und auf dem Laufenden seid.
Die Bildagenturen scheinen jetzt Studenten als zukünftige Fotografen zu entdecken: Alamy verspricht Studierenden jetzt 100% Umsatzbeteiligung für die ersten zwei Jahre. Zur Zeit können sich nur britische und us-amerikanische Studenten bewerben und es gibt einen strengen Auswahlprozess, damit wirklich nur Kunst- oder Designstudenten teilnehmen.
Die Aktion ist leider schon vorbei, ich möchte sie jedoch trotzdem erwähnen, weil es zur Alamy-Meldung passt: Dreamstime lockte im September Studenten als neue Bildkäufer mit 25% Rabatt und einem Gewinnspiel.
Noch mal Alamy: Die Agentur zahlt jetzt auch über PayPal aus.
Bislang war Shutterstock nur als Abo-Agentur bekannt, jetzt will Shutterstock testweise auch Einzelverkäufe einführen. Über die genauen Konditionen ist noch nicht viel bekannt, aber wahrscheinlich soll der Verkaufspreis 19 US-Dollar betragen, Fotografen sollen ja nach Gesamtverkäufen 20–30% des Umsatzes erhalten. Damit nimmt der Wettbewerb wieder ein bißchen mehr zu, denn es ist klar, dass Shutterstock damit in den Geschäftsgebieten anderer Agenturen wildern will, wenn diese immer stärker ihre Abo-Modelle anbieten.
Fotolia hat mal wieder still und heimlich die Bedingungen für die Fotografen verschärft. Fotolia behält sich ab sofort das Recht vor, Fotografen, welche ihre Bilder auch bei billigeren Agenturen oder zu niedrigeren Kommissionen anbieten, auf das Level „Weiß“ runterzusetzen. Meine Vermutung: Betroffen sind vor allem Fotografen, welche auch über Agenturen wie Depositphotos, PhotoDune (Erweiterte Lizenz für 15 Dollar) oder IngImage (Abos für bis zu 5 Cent pro Download). Theoretisch könnte Fotolia damit auch nicht-exklusive istockphoto-Anbieter (15–20% Honoraranteil) bestrafen, aber ich bezweifle stark, dass Fotolia es auf diesen Kampf ankommen lassen will.
Protest scheint übrigens etwas zu bewirken. Nach nur wenigen Tagen rudert Veer mit ihrem umstrittenen Abo-Programm zurück, dass eine Mindestauszahlung von 10 Cent pro Download enthielt und Fotografen pro erweiterter Lizenz mit bis zu 13 Cent abspeiste. Nach viel Kritik, auch von meiner Seite, wurden die Bedingungen deutlich verbessert, sodaß ich meinen Rat von „Finger weg!“ zu „Klingt gut“ ändere.
Ironischerweise lockt Depositphotos gerade Fotografen mit großen Portfolios mit einigen Versprechen wie besserer Platzierung in den Suchergebnissen etc. an. So lange die Agentur jedoch die unsäglich niedrigen Preise bei SMS-Bezahlung anbietet, ist mein Rat: Finger weg!
Noch mal Fotolia: Fotolia setzt ab sofort alle Bilder auf den Startpreis von 1 Credit, die sich innerhalb von sechs Monaten nicht verkauft haben, egal, wie oft sie insgesamt verkauft wurden. Nachdem ein Bild dann wieder fünf Mal verkauft wurde, kann der Fotograf den Startpreis wieder höher setzen. Das betrifft vor allem exklusive oder teil-exklusive Fotografen bei Fotolia und ärgert insbesondere die Anbieter von saisonalen Themen, die meist nur wenige Monate im Jahr verkauft werden. Die Regelung gab es schon vorher, nur der Zeitraum wurde von 12 auf 6 Monate verkürzt.
Vor zwei Tagen hatte ich über Photolibrary und deren Übernahme von Getty Images geschrieben. Davon sind auch die Fotografen betroffen, die ihre Bilder bei Imagebroker anbieten. Deren RF-Bilder werden jetzt auch über Jupiterimages und Getty vertrieben, für den Abo-Vertrieb via Thinkstock ist eine Opt-In-Möglichkeit geplant.
Immer wieder unterhaltsam zu sehen, was die Galeonsfigur der Stockfotografie vorhat: Yuri Arcurs plant ein kostenloses 3‑Jahres-Intensiv-Programm, um 10–20 Leuten (Stock-)Fotografie beizubringen. Die Teilnehmer sollten sich jedoch darauf einstellen, Teil einer „Reality-TV-Show“ zu werden, sprich: sowas wie „Yuri sucht the next Super-Fotograf“. Außerdem kann die Ankündigung auch andersrum gelesen werden: Yuri erhält kostenlos 10–20 Auszubildende, deren Bilder er munter verkaufen darf.
Zum Abschluss noch etwas Lustiges: Kennt ihr Planking? Nein? Egal, ist schon wieder out. Der neuste Trend ist es, Stockfotos nachzustellen, wie hier auf der Seite Stockisthenewplanking zu sehen. Positiv zu erwähnen ist, dass die Macher angeblich jedes gezeigte Stockfoto auch lizenzieren und das Wasserzeichen aber drin lassen, weil sich Inhalte über Tumblr & Co schnell verbreiten. Interessant ist es auch zu sehen, warum die Stockfotos meist perfekter aussehen: Liegt es am Licht, an der Kleidung, den Models? Wer seinen Blick dafür schärft, wird auch verkäuflichere Fotos machen.
Habe ich was übersehe? Dann bitte in den Kommentaren nachtragen.
Die weltweit größte Bildagentur Getty Images hat kürzlich ihre Microstock-Fotografen bei istockphoto die Pistole auf die Brust gesetzt und gefordert: „Entweder wir dürfen alle Deine Bilder auch als Abo-Download anbieten oder Du fliegst raus!“ So versucht Getty, ihr Portal Thinkstock für Käufer attraktiver zu machen. Fotografen erhalten natürlich ziemlich wenig Geld für diese Abo-Downloads.
Die zweitgrößte Agentur Corbis muss sich gedacht haben: Was die können, schaffen wir auch. Deshalb bietet die Microstock-Tochter Veer der Bildagentur Corbis jetzt ebenfalls ihre Bilder im Abonnement an. Immerhin sind sie im Gegensatz zu Getty so freundlich und bieten den Fotografen eine einmalige Möglichkeit, ihre Bilder aus dem Abonnement zu entfernen. Doch dazu später mehr.
Was für Konditionen bietet das Veer-Abo für Fotografen?
Manchmal denke ich, Bildagenturen halten ihre Lieferanten für blöd. Anders kann ich mir nicht erklären, dass sie immer von den höchstmöglich zu erzielenden Honoraren reden, aber nie vom tiefstmöglichen oder wenigstens vom Durchschnitt. Klar, es klingt besser, wenn die Agentur sagt: „Der Fotograf kann pro Abo-Download bis zu 3,75 Dollar verdienen“ statt „Der Fotograf wird nicht weniger als 10 US-Cent pro Abo-Download erhalten“.
Aber seien wir fair: Theoretisch ist das Modell von Veer fairer als bei den meisten anderen Bildagenturen. Der Fotograf erhält keine fixe Summe pro Download, sondern wird anteilig an der Menge der Downloads beteiligt. Übersetzt: Je weniger der Bildkunde am Tag runterlädt, desto mehr verdient der Fotograf. Bei Abo-Modellen anderer Bildagenturen erhält der Fotograf immer die gleiche Summe und falls ein Bildkäufer sein Abo-Kontingent nicht ausschöpft, streicht die Bildagentur den Gewinn ein.
Bei Veer erhält der Fotograf 3 Dollar, wenn der Abo-Kunde nur ein Bild am Tag runterlädt. Wenn der Abo-Kunde jedoch 10 Bilder am Tag runterlädt, bekommt der Fotograf nur noch 30 US-Cent. Bei 30 Bildern am Tag – der maximalen Downloadgrenze im Abonnement – erhält der Fotograf nur noch lächerliche 10 Cent. Die von Veer als höchsten Abo-Honorar in der Bilderbranche angepriesenen 3,75 Dollar sind nur eine Augenwischerei. Das ist nämlich der Erlös für einen Abo-Download einer „Erweiterten Lizenz“, welche die Erlaubnis zur „unbegrenzte Vervielfältigung“ und einen Rechte-Schutz enthält. Wenn der Käufer jedoch 28 Abo-Bilder am Tag mit einer erweiterten Lizenz runterlädt, erhält der Fotograf nur noch 13 US-Cent. Das wiederum ist für erweiterte Lizenzen eher ein Rekordwert nach unten. Zum Vergleich: Normalerweise kostet ein Bild mit einer erweiterten Lizenz 100 Credits (ca. 100 Dollar) bei Veer. Die vollständige Übersicht der Preise und Honorare bei Veer gibt es hier als PDF.
Übrigens: Auch wenn Veer eine „Erweiterte Lizenz“ namens „Product For Resale“ anbietet, mit der ein Weiterverkauf, z.B: auf T‑Shirts, in Webseiten-Templates oder auf Postern erlaubt ist, gibt es diese Nutzung (noch) nicht im Abo.
Wichtiger Hinweis:
Diese folgende Information ist ganz neu und wird sicher hier im Blog noch ausführlicher besprochen, aber vorweg: Fotolia hat angekündigt, sich die Möglichkeit offen zu halten, Fotografen auf das Ausgangslevel „Weiß“ zurückzusetzen, wenn sie ihre Bilder bei Agenturen anbieten, die unter den Preisen und Kommissionen für das Weiß-Ranking bei Fotolia liegen. Ich denke zwar, das betrifft eher Agenturen wie DepositPhotos, PhotoDune (Erweiterte Lizenzen für 15 Dollar) und andere, aber 10 Cent pro Abo-Download ist ebenfalls deutlich weniger als Fotolia mit 25 Cent mindestens pro Abo-Download zahlt.
In der Praxis gibt es vergleichbare Abo-Modelle nur bei Panthermedia und Waldhäusl. Letztere will ihr Abo-Modell nicht weiter verfolgen und in bei Panthermedia sahen meine Durchschnittserlöse im Abo deutlich magerer aus als die versprochene Beispielrechnung. Deshalb habe ich dort das Abo schnell deaktiviert und auch bei Veer habe ich es ausschalten lassen.
Wie deaktiviere ich die Abos bei Veer?
Veer bietet Fotografen einmalig die Gelegenheit, das Abo für die eigenen Fotos auszuschalten. Hier die Anleitung:
Im Text der Email muss stehen: „I do not wish to participate in the Veer Subscription program at this time. Please exclude my images from the subscription web site. Contributor Alias: _______“
Im freien Feld zum Schluss muss euer Fotografenname bei Veer stehen, falls ihr dort z.B. ein Pseudonym nutzt.
Falls ihr von einer anderen Email-Adresse schreibt als der, mit der ihr euch bei Veer angemeldet habt, müsst ihr diese Anmelde-Mailadresse ebenfalls im Text der Email angeben.
Wenn ihr auf die Adresse im Text bei 1. klickt, öffnet sich gleich eine Email mit den meisten notwendigen Angaben (bis auf euren Account-Namen), wenn ihr euren Browser mit einem Emailprogramm verknüpft habt.
Wer mit dem Gedanken liebäugelt, bei Veer Bilder zu verkaufen, sollte sich schnell anmelden und – meine Empfehlung – gleich die Email schicken, um die Abos zu deaktivieren.
Was sagt ihr zur Ankündigung von Veer? Wie entscheidet ihr euch und warum?
Update 28.09.2011: Veer hat angekündigt, das Abo-Modell noch mal zu überarbeiten zu wollen, weil es zuviel Kritik daran gab.
Update 01.10.2011: Veer hat die Änderungen am Abo-Programm veröffentlicht. Demnach soll das Minimumhonorar pro Download jetzt 25 Cent betragen, außerdem soll die Obergrenze auf 4,95 Dollar angehoben werden. Erweiterte Lizenzen sollen vorerst nicht im Abo angeboten werden, Abo-Kunden erhalten nur die Möglichkeit, eine erweiterte Lizenz etwas günstiger zu kaufen, der Fotograf erhält dann 35 Dollar. Veer behält sich die Möglichkeit vor, später doch noch ein Abo für erweiterte Lizenzen einzuführen, dann jedoch zu höheren Preisen als bisher angekündigt. Wer als Fotograf seine Bilder schon deaktiviert hatte, kann sie bis zum 21. Oktober wieder für das Abo-Programm aktivieren, indem er eine Email an contributorhelp@veer.com schreibt mit dem Betreff „Opt in“.
Heute hat die Microstock-Bildagentur Fotolia die dritte Version (V3) ihrer Webseite online gestellt. Was gibt es für Änderungen für Fotografen und Bildkäufer?
Die größten Änderungen betreffen die Abo-Modelle. Bisher gab es ein „normales“ und ein „Premium“-Abo. Bei ersterem konnte man Bilder bis Größe L runterladen, bei letzteren bis zur Originalgröße (also XXL). Beide Modelle wurden jetzt zusammengefasst.
Die schlechte Nachricht zuerst:
Fotografen bekommen jetzt im Schnitt weniger Geld für Abo-Verkäufe. Der User ToniFlap hat sich hier im Forum Microstockgroup die Mühe gemacht, die alten und neuen Honorare miteinander zu vergleichen:
Den Diamant-Status unten hat bisher noch keiner erreicht und nur Yuri Arcurs hat den Rubin-Status geschafft. Wenn ich das Verhältnis meiner Abo-Verkäufe zugrunde lege, liege ich sicher richtig, wenn ich behaupte, dass jeder Fotolia-Fotograf von diesen Kürzungen betroffen ist.
Besonders betroffen sind Künstler, die Vektor-Grafiken liefern. Die alte Regelung war, dass im Abo jeder Vektor-Download wie 3 Foto-Downloads zählt, jetzt ist es nur noch wie ein Download. Wer zum Beispiel als Silber-Kontributor früher für ein Vektor-Abo-Download 96 Cent erhielt (3 x 32 Cent), erhält jetzt nur noch 29 Cent. Das sind ca. 70% weniger!
Die gute Nachricht ist, dass HD-Videos jetzt nicht mehr im Abo erhältlich sind. Im Abo können jetzt nur noch Web-Größen runtergeladen werden, jeder Download zählt jetzt als 5 statt wie bisher als 10 Foto-Downloads. Das „Verschleudern“ hochwertiger HD-Aufnahmen zu Abo-Preisen hatte bisher viele Videografen abgehalten, Fotolia zu beliefern.
Mit Mitgliedsbereich hat sich auch einiges verschoben und geändert. Schön finde ich die Organisation der Ordner, die jetzt nicht mehr auf jeder Seite den Blick auf die Dateien versperren. Neu ist auch die Möglichkeit, die gesammelten Statistiken als CSV-Datei zu exportieren. Blöd finde ich hingegen, dass im Mitgliedbereich die Thumbnails nicht mehr vergrößert werden, wenn mit der Maus drübergefahren wird und der rote Punk bei Dateien, die nicht exklusiv sind, wirkt verwirrend, weil er leicht mit der Markierung für abgelehnte Bilder zu verwechseln ist. Außerdem hätte ich mir deutlich komfortablere Statistik-Funktionen gewünscht, zum Beispiel die Gesamteinnahmen pro Bild oder pro Bildserie einer Galerie. Verschwunden ist übrigens auch still und leise die Ranking-Übersicht mit den Fotografen, die am meisten verkaufen.
Für Bildkäufer hingegen gibt es nur positive Änderungen zu vermerken. Im Suchfeld sind jetzt die üblichen Booleschen Operatoren wie AND, OR, NOT und Klammern für kombinierte Operationen möglich. Damit sind beispielsweise Abfragen wie „Gruppe AND Frauen NOT (Babys OR Kinder OR Mann)“ möglich, um nur Bilder von Frauengruppen angezeigt zu bekommen.
Außerdem gibt es nun einen Preis-Filter, mit dem die Bilder mit Startpreisen von 2 oder 3 (statt 1) Euro ausgeblendet werden können. Das ist gut für Käufer, kann aber vor allem für exklusive Fotografen nachteilig sein, die alle ihre Bilder mit 2 oder 3 Credits anbieten.
Ich hatte versucht, herauszufinden, ob sich die Abo-Preise für Bildkäufer selbst geändert haben, habe aber noch nichts gefunden. Vielleicht könnt ihr das in den Kommentaren nachtragen, falls ihr den Preis eines bisherigen Abo-Modells wisst.
Was für Änderungen sind Euch noch aufgefallen und wie findet ihr die Änderungen?
Update 18.8.2011: Mario von Fotolia wies mich darauf hin, dass die Abrechnung der Abo-Downloads davon abhänge, ob es ein Abo mit Tages- oder Monats-Downloadlimit sei oder mit einem Jahres-Downloadlimit. Die genaue Übersicht findet ihr hier.
Ab und zu interviewe ich Personen aus der Stockfotografie-Branche. Nach Bildredakteuren, Agenturmitarbeitern und Stockfotografen soll jetzt auch mal ein Model an die Reihe kommen. Kirstin habe ich über die Model-Kartei kennengelernt, als ich nach passenden Leuten für mein Fitness-Shooting gesucht habe. Fangen wir an.
Hallo Kirstin, stell dich bitte mal kurz vor.
Hallo, mein Name ist Kirstin, ich bin 41 Jahre alt, komme aus dem Rhein-Main-Gebiet und als Beruf kann ich irgendwie mehrere angeben: als Hauptberuf Mama, dann Betriebswirtin, dann Hausfrau… und seit 3 Jahren Model. Meine Hobbys: meine Familie, Latein- und Standard-Turniertanz, Tauchen, Urlaub in fernen Ländern, Kochen und Lesen.
Wie bist Du darauf gekommen, Model werden zu wollen? Wie alt warst Du da?
Total untypisch habe ich erst im „zarten Alter“ von 38 Jahren angefangen zu modeln. Eine sehr gute Freundin von mir arbeitet als Visagistin und suchte im Auftrag eines Brautstudios Models für eine Modenschau auf einer Brautmesse. Sie kam auf mich, da wir zusammen Turnier tanzen und sie weiß, dass ich geradeaus im Takt laufen kann. So kam ich zu meinem ersten Job! Und das Feedback nach der Modenschau war so positiv, dass ich mich mal neugierig in die Richtung informiert habe… dass das draus werden kann, was heute ist, hätte ich damals nie gedacht!
Wie war Dein Anfang? Was hast Du getan, um bekannter zu werden und Aufträge zu bekommen?
Ich habe mich auf einer kostenfreien Modelplattform im Internet angemeldet (damals Model.de – die gibt’s heute in der Form leider nicht mehr!) und im Umkreis Fotografen gesucht, über die ich an Bildmaterial kam. Über diese Plattform kam ich auch an meine ersten richtigen Aufträge, da dort z.B. eine Agentur Best-Ager-Modelle für Promotions für einen Damenausstatter gesucht hat. Dann habe ich mich bei der „Model-Kartei“ angemeldet, im Laufe der letzten Jahre passendes Bildmaterial zu meinem Portfolio erarbeitet – und seitdem geht es langsam, aber doch stetig, bergauf.
Apropos passendes Bildmaterial gleich ein Tipp für alle Newcomer: da vielleicht doch mal einen richtigen Profi fragen, ob das Bildmaterial zum Typ passt. Ich habe am Anfang z.B. alle möglichen Katalog-Szenen nachgestellt und künstlerische Beauty-Bilder mit „Bling Bling“ im Gesicht – wunderschön anzuschauen, für mich als Model aber nicht zu gebrauchen, da sie an meinem Markt komplett vorbeigingen!!! Erst als ich Bilder als Mama, beim Kochen, im Büro gemacht habe, zeigten die Agenturen Interesse.
Mein großer Dank geht daher an das Model Sonja Barisic, bei der ich vor 3 Jahren just for fun ein Laufstegtraining absolviert habe – ohne ihren Rat würden wir Beiden heute das Interview nicht führen! Sonja führt mittlerweile erfolgreich ihre eigene Agentur und ich freue mich, auch bei ihr unter Vertrag zu sein.
Was ist Dein Ziel als Model? Was willst Du erreichen oder auf welches Level strebst Du?
Da ich Familie habe und arbeite, bin ich zeitlich und örtlich gebunden und muß auch mal einen Job ablehnen, wenn’s z.B. vom Büro aus nicht klappt. Daher freue ich mich über jeden Auftrag, egal wie groß das Budget ist. Referenzen bzw. zufriedene Kunden sind mir sehr wertvoll und oft kam nach einem kleinen Auftrag ein größerer nach oder ich wurde weiterempfohlen… Klar träume ich wie jedes Model, das Gesicht einer großen oder sogar weltweiten Kampagne zu werden – ob sich der Traum erfüllt, ich halte Dich gerne auf dem Laufenden!
Wie viel Zeit und Aufwand investierst Du in Dein „Model-Sein“?
Schwer zu sagen – pro Tag ca. 1/2 bis 1 Stunde, verteilt auf den ganzen Tag… zum Checken der Mails und Nachsehen, ob interessante Jobs angeboten werden. Um Kontakt zu „meinen“ Fotografen und zu befreundeten Models zu halten – ein gutes Netzwerk ist das A und O in diesem Job! Alle 2 Monate versuche ich, ein TfP-Shooting zu organisieren, um mein Modelbook voranzubringen. Und natürlich neue Bilder zu bekommen, die ich an meine Agenturen weitergeben kann – um mich da wieder ins Gespräch zu bringen. Sport und gesunde Ernährung mache ich nicht nur wegen des Modelns, daher zähle ich das hier mal nicht zu.
Du gehörst mit über 40 Jahren nicht mehr zu den jungen Mädchen, die vom Model-Sein träumen. Hat das mehr Vorteile oder Nachteile und wenn ja, welche?
Definitiv Vorteile, denn es gibt einfach nicht so viele 41-Jährige auf dem Markt! Nachteil ist, dass man von einer Agentur leider nicht mehr aufgebaut wird, sondern das komplette Bildmaterial selber mitbringen muss.
Was für Tipps würdest Du einem jungen 16jährigen Mädchen geben, was unbedingt Model werden will?
Ich glaube, dazu kann ich wenig sagen, da ich ja erst so spät angefangen habe. Mein allergrößter Tipp ist: zahle NIE bei Agenturen für die Aufnahme in die Kartei, egal welchen Betrag. Eine gute Agentur baut ihre Models auf, organisiert die Sedcard-Shootings und vermittelt Dich danach, um diese Kosten wieder reinzuholen. Finger weg von Agenturen, die sofort mit Aufträgen locken und anscheinend nur auf DICH gewartet haben. Unbedingt das Kleingedruckte lesen, gerade wenn man im Internet sucht. Leider gibt’s da viele schwarze Schafe…
Gibt es Richtlinien bezüglich der Frisur, des Äußeren oder der eigenen Kleidung, die Du Neueinsteigern ans Herz legen würdest?
Die klassischen Modelmasse bezüglich Größe und Konfektion sollten erfüllt werden. Keine Piercings im Gesicht, keine Tattoos, natürliche Fingernägel. Gepflegte dezente Kleidung. Und High Heels sollten definitiv kein Feind sein.
Du hast viele unbezahlte (TfP-) Shootings, sowie bezahlte Shootings hinter Dir. Wo liegen da aus Deiner Sicht die Unterschiede?
Bei TfP kann ich mitbestimmen, wie ich das Ergebnis haben möchte. Sei es die Visa, die mich so stylt, wie ich mich schön finde bis hin zu der Kleidung und den Szenen, die geshootet werden. Und der Endbearbeitung der Bilder (mach da doch bitte die Falte noch ein bisschen kleiner :-). Das geschieht in Absprache mit dem Fotografen, der Visa und mir, so daß alle am Ende happy sind mit dem Ergebnis.
Bei Pay bin ich mehr oder weniger „nur“ die Marionette des Kunden – ich muß so aussehen, wie er es will. Ich muß zuhören, wie er das fertige Bild haben will und dementsprechend agieren. Und ich muß damit einverstanden sein, wie das fertige Bild dann noch bearbeitet wird. Das ganze in der schnellstmöglichen Zeit. Wenn dann mal was schiefgeht, steigt der Stresspegel mehr als bei einem TfP-Shooting!
Was waren das für bezahlte Jobs? Worin unterscheiden sich Stockfotos für Dich von anderen Aufträgen?
Meine Auftraggeber sind bisher z.B. das Monte Mare, verschiedene Hotels, Versicherungen, eine Helikopterflugschule und letzte Woche habe ich meinen ersten kleinen Werbeclip gedreht, der bald im Internet laufen wird.
Stockfotos sind für mich eigentlich nicht anders als „normale“ Pay-Shootings, da ich als Model ja eher im Lifestyle-Bereich arbeite und nicht Kleidung für Kataloge oder auf dem Laufsteg präsentiere.
Wie präsentierst Du Dich, um einen Pay-Job zu bekommen? Bei Du bei einer Agentur oder wirst Du aktiv?
Beides – ich bin sowohl bei verschiedenen Agenturen in Frankfurt, Wiesbaden, Mannheim und Köln gelistet als auch selber im Internet unterwegs. Aktuell prüfe ich die Möglichkeit einer eigenen Homepage und stocke regelmäßig mein Bildmaterial auf. Ohne eigenes Engagement geht aber gar nichts!
Hand aufs Herz: Wie viel verdienst Du ca. bei einem Pay-Job?
Zwischen 50 Euro Warengutschein und 1.000 Euro aufs Konto war schon alles dabei. Davon gehen dann aber noch meine Kosten und vor allem die Steuern ab…. Und wann der nächste Pay-Job kommt, das weiß man leider nie… kann in der nächsten Woche sein oder erst im nächsten Monat….
Wie bereitest Du Dich auf ein Shooting vor? Unterscheidet sich das bei TfP und Pay? Was musst Du dafür von einem Fotografen vorher wissen?
Also die Vorbereitung eines TfP-Shootings ist für mich definitiv aufwändiger, weil ich mir da natürlich Gedanken machen muss, WAS ich eigentlich als Endergebnis haben möchte. Und dann dementsprechend Kleidung besorge, die Location, die Visa – und natürlich den passenden Fotografen.
Bei Pay telefoniere ich meist nur kurz mit dem Kunden / Fotografen, wann ich wo sein soll, was für Farben er bei der Kleidung wünscht und ob eine Visa vor Ort ist oder ich geschminkt erscheinen soll bzw. bekomme die ganzen Infos von der Agentur. Das war’s dann auch schon…
Bei Stockfotos weiß man nie vorher, wo ein Foto auftauchen wird? Was hast Du da schon erlebt? Wie ist das Gefühl dabei?
Definitiv stolz – neulich hatte ich z.B. die Werbung unseres örtlichen Fitness-Studios im Briefkasten, auf der ein Bild aus unserem Fitness-Shooting war – zwar nicht von mir, sondern von Model Niki, aber ich hab mich gefreut wie Bolle! Und auf zwei ganzseitige Prints in einer Frauenzeitschrift von meiner kleinen Tochter und mir ist meine Maus noch stolzer als ich!
Wie reagieren Deine Freunde, Kollegen und Verwandtschaft, wenn sie Dich irgendwo unerwartet sehen?
Überrascht und begeistert – manchmal auch verwirrt, weil sie mich nicht gleich erkennen… neidisch war bisher keine®, alle freuen sich mit mir und sind interessiert, was es Neues gibt.
Welche Fotos machen Dir als Model am meisten Spaß?
Die, bei denen ich mich nicht verstellen muss, sondern wo ich einfach ICH sein kann, z.B. als Mama… Und natürlich Shootings mit anderen Modellen zusammen, da ich da immer viel mitnehme an Infos – und nebenbei noch mein Netzwerk ausbaue.
Von vielen Amateur-Fotografen, die das erste Mal ein Model fotografieren wollen, höre ich oft, dass sie nicht wissen, wie sie es finden, ansprechen oder anleiten sollen. Kurz: Sie trauen sich nicht. Was rätst Du denen?
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Vielleicht erstmal Bekannte fragen, mit denen man sich versteht und die mit einem geduldig sind. Sind die Bilder so, dass man damit zufrieden ist, im Internet nach entsprechenden (kostenfreien!) Plattformen suchen und schauen, wer an Models aus der Gegend kommt. Und dann einfach nett fragen, am besten mit einer konkreten Idee, was man shooten möchte. Wenn ein Model absagt, einfach dranbleiben und das nächste Model fragen. Und ganz wichtig: das ganze nicht zu ernst sehen und Spaß beim Shooten haben! Jeder hat mal angefangen, auch ein Starfotograf oder Topmodel!!!
Im Internet und auch in meinem Blog sind Anleitungen für Model-Posen sehr beliebt. Was hältst Du davon?
Grundanleitungen sind o.k. – wobei man Körperspannung und wie man wo was drehen muss, dass man gut dasteht, eher schwer beschreiben kann. Ich lerne am meisten aus den Shootings mit anderen Models – da kann man sich viel abschauen. Beim Posen für Kleidung die Augen auf, was die Models in den Katalogen so machen, wie sie die Hände halten, die Accessoires präsentieren, stehen… und dann selber vor dem Spiegel üben üben üben… evtl. mit einer Freundin dabei, die die Versuche fotografiert. Ganz wichtig ist auch die Mimik im Gesicht – zwanzig Posen mit dem gleichen Gesichtsausdruck sind eher „suboptimal“…
Was macht für Dich einen guten Fotografen aus? Wie sollte er mit Dir umgehen?
Respektvoll, freundlich, ehrlich. Kein „wow super Pose“ und er denkt sich „oh weh“. Gute Fotografen sehen das ganze Bild, also nicht nur das Technische (Beleuchtung stimmt, Schärfe), sondern ob der Hintergrund passt, die Kleidung gut sitzt, die Haare liegen – einfach alles!
Was war das lustigste Erlebnis mit einem Fotografen?
Kann mich nicht entscheiden – einmal wollte eine „gebuchte“ Katze nicht so, wie der Fotograf und hat sich mehr unter die Studio-Couch verkrümelt, als sich shooten zu lassen. Irgendwann saß sie dann in der Requisite und da haben wir sie nicht mehr rausbekommen… oder das Shooting für eine Helikopterflugschule, wo wir in wilden Kurven über den Flugplatz heizten, bis wir eine Ermahnung des Towers bekamen… auch nicht schlecht war ein Shooting mit einem Pferd, das mitten im Shooting neben mir eingeschlafen ist!
Was war das ärgerlichste Erlebnis mit einem Fotografen?
… dass wir soooo viele geniale Bilder geschossen hatten, dass seine Speicherkarten komplett voll waren und wir deshalb das Shooting beenden mussten 🙂 !
Vielen Dank für das Interview.
Was würdet ihr ein Model gerne fragen? Vielleicht gibt es eine Antwort in den Kommentaren.
Gestern hat Andy Götze von StockPhotoTalk die Nachricht verbreitet, dass Fotolia jetzt ausgesuchten Bloggern ein kostenloses Abo anbieten würde. Die mageren Details stehen auf fotolianews.com.
Die wichtigste Frage für Fotografen wird dort jedoch nicht beantwortet: Bekomme ich Geld, wenn jemand mein Foto mit so einem kostenlosen Abonnement runterlädt?
Ich habe direkt bei Fotolia nachgefragt.
Die kurze Antwort: Ja!
Die lange Antwort: Ja! Jeder Abo-Download wird wie ein normaler Download abgerechnet, entsprechend des aktuellen Honoraranteils des Fotografen. Wer also z.B. den Silber-Status hat, erhält 0,32 Euro (Standard-Abo) oder 0,37 Euro (Premium-Abo).
Das hat Fotolia auch früher so gehandhabt, wenn es zum Beispiel paar Bilder für Neukunden verschenkt hat oder Rabatt-Aktionen beworben hat, bei denen die Bildkäufer 10% oder 20% Rabatt bekamen. Diese Kosten trug Fotolia, Downloads durch solche Marketing-Aktionen wurden dem Fotografen ganz normal gutgeschrieben.
Ein anderer Punkt: Heißt das Abo-Angebot jetzt, dass Fotolia den Blogs die Fotos jetzt schenkt, anstatt sie zu verkaufen? Das wäre – salopp gesagt – dumm, denn Blogger kaufen gerne bei Microstock-Bildagenturen, weil sie eben billig sind. Deshalb ist dieses Abo-Angebot auch nur für eine kleine Gruppe handverlesener Blogs gedacht. Diese Blogs müssen natürlich als Bildcredit den Fotografennamen UND einen Link zum Bild des gezeigten Fotografen setzen. Damit bekommt Fotolia Backlinks, welche deren Google-Ranking steigern und auch beim Fotografen steigen die Chancen, dass er durch die Verlinkung mehr Bilder verkauft.
Eine Garantie ist das nicht, aber solange Fotolia allein die Kosten trägt, ist das Experiment einen Versuch wert.