Schlagwort-Archive: Getty Images

Pimp My Stock! Bildbesprechungen von Stockfotos 04

Weiter geht’s. Pimp My Stock! Durch den Deal von Getty Images mit Flickr haben wie­der eini­ge Hobby-​Fotografen gemerkt, dass ihre Fotos Geld wert sind.

Auch der Fotograf Joachim S. Müller ist von Getty Images ein­ge­la­den wor­den, wahr­schein­lich, weil er gute Tier- und Reisefotos macht. Hauptberuflich ist er Netzwerkmanager und foto­gra­fiert seit 1999 – aus­schließ­lich digi­tal. Angefangen hat er mit einer Kodak DC240 und ab 2006 ging es mit der Sony Cybershot DSC-​F828 wei­ter. Zur Zeit steht der Wechsel in die nächst­hö­he­re Kameraliga an (Canon 50D oder Nikon D300). Bisher sind die meis­ten sei­ner Fotos unter einer nicht­kom­mer­zi­el­len Creative Commons-Lizenz ver­öf­fent­licht, aber ab und zu bekommt er auch kom­mer­zi­el­le Anfragen. Er wür­de ger­ne wis­sen, ob sei­ne Fotos für Bildagenturen taug­lich sind und in wel­che Richtung er sich wei­ter ent­wick­len soll.

Schauen wir uns mal sei­ne Fotos an:

joachim-mueller-01

Eine schlei­chen­de Raubkatze (ein Leopard?) mit gelun­ge­ner Weitwinkel-​Perspektive. Die Umgebung sieht nach einem Zoo aus und könn­te der Grund sein, war­um der Fotograf die Nähe der Katze über­lebt hat. Das Motiv ist tech­nisch gelun­gen und hat gute Verkaufschancen. Rechtlich pro­ble­ma­tisch könn­te es nur wer­den, wenn der Zoo sein Gehege erkennt und es auch nach­wei­sen kann. Eine (recht­lich nicht bin­den­de) Übersicht über Fotografie in Zoos gibt es bei der Zooliste. Hilfreiche Diskussionen zum Thema auch bei Foto-​Talk.

joachim-mueller-05

Ein wei­te­res Tierfoto, dies­mal von einem, äh… Krokodil? Alligator? Ihr merkt, dass Tiere nicht mei­ne Stärke sind. Das Foto ist eben­falls sehr aus­drucks­stark und sym­bo­lisch. Die Betonung auf die Zähne lässt Konzepte wie „Gefahr, Hunger, Angst“ zu. Wenn dann die Krokodilart noch genau bestimmt wer­den kann, steht Verkäufen nichts mehr im Weg.

joachim-mueller-07

Au weia, heu­te bla­mie­re ich mich total. Sind das Kapuzineräffchen? Gremlins? Helft mir! Die Komposition ist gut gelun­gen und die Schärfe sitzt. Die Schatten sind etwas zu dun­kel gera­ten, viel­leicht kann da der „Tiefen/Lichter“-Filter von Photoshop hel­fen. Den Hintergrund wür­de ich noch mal vor­sich­tig weich­zeich­nen, damit die Gitternetzstruktur des Zoos nicht so auf­fäl­lig ist.

joachim-mueller-09

Wow, Nachtlook. Dieses Foto wur­de mit dem Infrarot-Modus der Sony DSC-​F828 auf­ge­nom­men und wirkt so wie eine Nachtaufnahme von pro­fes­sio­nel­len Tierfilmern. Allein die­ser Look (den ande­re sicher auch in Photoshop simu­lie­ren kön­nen), sorgt für Exotik im Bild. Die rie­si­gen Kulleraugen des Roten Schlankloris (ich habe geschum­melt und beim Fotografen nach­ge­schaut) für die Niedlichkeit. Bei Allround-​Bildagenturen sicher schwie­rig, aber für Spezialagenturen ein ver­käuf­li­ches Motiv.

joachim-mueller-02

Orange-​Blau ist immer ein belieb­ter Farbkontrast, der auch hier sei­ne Wirkung nicht ver­fehlt. Trotzdem wirkt das Bild etwas unru­hig, da das Gebäude nicht gera­de auf dem Foto ist und die Wolken rechts im Bild die Monotonie des Himmels stö­ren. Auch die abge­schnit­te­ne Kuppel ist dis­kus­si­ons­wür­dig. Viele Bildagenturen wür­den die gan­ze Kuppel bevor­zu­gen mit dem Argument, dass sich Kunden bei Bedarf das Bild selbst zurecht­schnei­den würden.

joachim-mueller-031

Naturaufnahmen kon­kur­rie­ren in Bildagenturen mit vie­len Klassikern. Während Fotos von Menschen allein durch Mode und Styling von selbst ver­al­ten, bleibt Natur rela­tiv bestän­dig und auch Jahrzehnte alte Dia-​Aufnahmen kön­nen sich heu­te noch gut ver­kau­fen, wenn sie pro­fes­sio­nell ein­ge­scannt wer­den. Dieses Foto hat jedoch trotz­dem gute Verkaufschancen, da durch die bei­den Menschen im Bild zum einen die Proportionen der Umgebung bes­ser sicht­bar wer­den und zum ande­ren Fotos von Menschen im Regen bzw. Nebel rela­tiv sel­ten sind. Zusammen mit einem kla­ren Bildaufbau ergibt es ein gutes, kon­kur­renz­fä­hi­ges Stockfoto. Nur die Furchen links unten könn­ten even­tu­ell mit Photoshop ent­fernt werden.

joachim-mueller-04

Für die­ses Foto einer Taucherin gilt ähn­li­ches wie beim letz­ten Bild. Die Kombination „schö­ne Naturaufnahme + Mensch = Verkäuflichkeit“ trifft auch hier zu. Der Anschnitt links ist viel­leicht etwas knapp und um auf der siche­ren Seite zu sein, soll­te ein Model Release der Taucherin vor­han­den sein. Ich hat­te letz­te Woche erst eine Mail von einer Bildagentur erhal­ten, dass sich die Leserin einer Zeitschrift gemel­det hat­te, in der ein Foto von mir abge­druckt war. Sie behaup­te­te, ich hät­te ihre Mutter foto­gra­fiert. Dabei war die alte Dame auf dem Foto mei­ne Oma. Mit dem Model Relase konn­te ich das nachweisen.

joachim-mueller-10

Hier haben wir so einen Fall: Eine schö­ne Landschaftsaufnahme ohne Menschen. Technisch ist sie gelun­gen, die Komposition ist anspre­chend, der Himmel ansehn­lich und die Linien um unte­ren Drittel erzeu­gen einen wie­gen­den, beschwing­ten Einduck. Vom Motiv gut ver­käuf­lich, doch kon­kur­riert die­se Aufnahme der Sony mit ca. 8MP mit ähn­li­chen Fotos mit deut­lich höhe­rer Auflösung. Ein gutes Stockfoto, jedoch mit viel Konkurrenz.

joachim-mueller-06

Bei die­sem Foto hät­te ich zuerst auf ein Fernrohr getippt, aber bei genau­em Hinsehen erkennt man eine Querflöte. Die Perspektive mit der gerin­gen Tiefenschärfe ist gelun­gen und das Foto ist gut frei­ge­stellt. Für Bildagenturen des­halb gut geeig­net. Es kann jedoch sein, dass die wei­ßen Bereiche auf der Flöte kei­ne Zeichnung mehr besit­zen, das kann ich bei die­sem klei­nen Format nicht erken­nen und das kann für eini­ge Bildagenturen ein Ablehnungsgrund sein.

joachim-mueller-08

Das letz­te Foto ist eben­falls ein Stillleben: Altes Buch mit Brille. Die Freistellung ist sau­ber (bis auf die klei­ne Schattenstelle unten links, die etwas ver­bes­sert wer­den könn­te) und mit den pas­sen­den Suchbegriffen wie „Bildung, Wissen, alt, …“ gut ver­käuf­lich. Hier bie­ten sich auch Variationen an: Mit zusam­men­ge­klapp­ten Brillenbügeln, Brille vor dem Buch, alte statt neu­er Brille etc.

Insgesamt ein über­zeu­gen­des Portfolio, was von Bildagenturen sicher ger­ne genom­men wird. Ein klei­ner Hinweis jedoch: Die Creative Common-​Lizenz, unter der vie­le die­ser Fotos erhält­lich sind, schränkt die Vermarktung etwas ein. Zum Beispiel müss­te eine Zeitung, die einen Bericht mit einem Foto illus­trie­ren möch­te, dafür nichts zah­len. Der Verkäuflichkeit scha­det das natürlich.

Was sagt ihr zu den Fotos? Teilt ihr mei­ne Einschätzung?

Wer von mir auch kos­ten­los Tipps haben will, ob sei­ne Fotos “stock­taug­lich” sind, kann ger­ne eben­falls mitmachen.

Und so läuft’s:
– Schickt mir eine kur­ze Mail, in der ihr Euch vor­stellt, z. B. wie lan­ge ihr Fotos macht, mit wel­cher Ausrüstung, ob und wo ihr schon Fotos ver­kauft und was ihr in Zukunft in der Stockfotografie-​Branche vorhabt.
– Wenn ich aus­rei­chend Zeit habe für Bildbesprechungen, bit­te ich Euch, mir 5–10 Bilder in klei­ner Auflösung zu schicken.
– Diese wer­de ich dann in einem Blogbeitrag wie die­sem ver­öf­fent­li­chen (auf Wunsch auch anonym) und mei­ne Kommentare abge­ben aus Business-​Sicht. Also eher nicht, ob eine Blume schön ist oder nicht, son­dern wie ver­käuf­lich das Foto sein könn­te oder wie es ver­käuf­li­cher gemacht wer­den könnte.
Kritisch, ehr­lich, subjektiv.

Verwandte Artikel:
Pimp My Stock! Folge 01
Pimp My Stock! Folge 02
Pimp My Stock! Folge 03

Kurze Antwort wegen falscher Urhebernennung

Ich hat­te im Januar hier berich­tet, dass im Nachrichtenmagazin FOCUS ein Foto von der Microstock-​Agentur istock­pho­to abge­druckt wur­de, als Fotocredit jedoch Getty Images genannt wur­de. Vor eini­gen Tagen erhielt ich nun eine Antwort von einer „Client Relation Specialist“ von istock­pho­to Germany. Darin wur­de mir mit­ge­teilt, dass die Zeitschrift kon­tak­tiert wur­de, aber „die Tragweite des Inhalts für eine Gegendarstellung“ nicht aus­rei­che. In Zukunft sol­le das nicht mehr vor­kom­men. Mal sehen, ob es stimmt.

Lohnt sich der Vertrag mit Getty Images über Flickr?

Getty Images geht auf Nachwuchssuche und durch­fors­tet dabei sys­te­ma­tisch die Online-​Bilderplattform Flickr. Fotografen, die den Bildredakteuren von Getty Images posi­tiv auf­fal­len, wer­den ange­schrie­ben, ob sie nicht Fotos bei Getty Images anbie­ten wol­len. Ich habe hier schon die Vor- und Nachteile die­ses Deals beschrieben.

Mann liest Zeitung mit Lupe

Diesmal möch­te ich genau­er auf den Vertrag ein­ge­hen, den Getty Images anbietet.

Die wich­tigs­ten Eckdaten zuerst:

  • Getty Images for­dert Exklusivität (auch für ähn­li­che Motive)
  • Für Bilder, die lizenz­pflich­tig (oder rights-​ready) ver­kauft wer­den, bekommt der Fotograf 30%
  • Für Bilder, die lizenz­frei (royal­ty free) ver­kauft wer­den, bekommt der Fotograf 20%
  • Mindestvertragslaufzeit zwei Jahre, danach auto­ma­tisch Verlängerung um ein Jahr

Von eini­gen Fotografen, die den Getty-​Vertrag erhal­ten haben, habe ich schon Mails bekom­men, weil sie wis­sen wol­len, ob das Angebot gut ist. Um das zu beur­tei­len, müs­sen wir uns vor allem die ers­ten drei Punkte genau­er anschauen:

Was bedeu­tet Exklusivität für Getty Images?

An sich bedeu­tet Exklusivität, dass ein Foto, was über Getty ange­bo­ten wird, nicht woan­ders ver­kauft wer­den darf. Es gibt klei­ne Ausnahmen, dass z.B. die Fotos wei­ter­hin für „nicht kom­mer­zi­el­le per­sön­li­che Zwecke“ oder zur „Eigenwerbung“ genutzt wer­den dür­fen. Außerdem darf der Fotograf selbst „limi­tier­te und/​oder num­me­rier­te Kunstdrucke in limi­tier­ter Auflage“ ver­kau­fen, aber Getty Images darf exklu­siv Drucke der Bilder ver­kau­fen, die nicht limi­tiert sind.

Zusätzlich betrifft die­se Regel jedoch nicht nur Fotos, die bei Getty ange­bo­ten wer­den, son­dern auch „ähn­li­che Inhalte“. Was Getty unter „ähn­lich“ ver­steht, haben sie in einer PDF zur „pla­ce­ment fee coll­ec­tion“ aus­führ­li­cher erklärt. Als ähn­lich gel­ten Getty zufol­ge Bilder, wenn:

  • das glei­che Model ver­wen­det wird
  • die glei­che Kleidung ver­wen­det wird
  • die glei­chen Requisiten ver­wen­det werden
  • die glei­che Location oder Inneneinrichtung ver­wen­det wird
  • die Komposition gleich ist
  • die „Atmosphäre“ gleich ist
  • die Idee, das Konzept oder die „Story“ gleich sind
  • die Handlung gleich ist
  • die Technik gleich ist

Ihr seht, die Ansprüche sind groß und viel­fäl­tig. Vor allem Fotografen, die einen „eige­nen Stil“ haben, wer­den bei sol­chen Anforderungen schau­en müs­sen, ob ihre Bilder sich nicht alle ähn­lich sehen.

Rechtliche Hürden

Um den Getty-​Vertrag anneh­men zu kön­nen, wird eine Steuernummer ver­langt. Wer kei­ne hat, muss sich eine besor­gen und damit auch die Buchführungspflichten (min­des­tens als Kleinunternehmer) erfül­len. Außerdem ver­langt Getty Images, wenn not­wen­dig, Model Releases und/​oder Property Releases. Das sind schrift­li­che Genehmigungen von Personen, die auf den Fotos sicht­bar sind bzw. von den Eigentümern von Privatgrundstücken o.ä. Das kann bei Fotos, die vor Jahren im Urlaub ent­stan­den sind, z.B. schwer zu erfül­len sein.

Wieviel ver­dient der Fotograf?

Am Ende stellt sich die Frage, wie­viel der Fotograf dabei ver­dient. Die 20–30% sind lei­der am unte­ren Ende des Markniveaus. Oder for­mu­lie­ren wir es so: Ich ken­ne kei­ne Bildagentur, die sich traut, den Fotografen weni­ger als 20% zu zah­len. Diese Prozente sind auch unter den Werten, die „nor­ma­le“ Fotografen bei Getty Images erhal­ten, z.B. je nach Collection 30% (Iconica (RR)) bis 40% (Tony Stone (RM). Ich den­ke, Getty wird damit argu­men­tie­ren, dass sie die Bilder auf­wän­dig ver­schlag­wor­ten und tech­nisch „auf­be­rei­ten“ muss.

Wenn Verkäufe nicht über Getty Images selbst, son­dern über Partneragenturen erfol­gen, wird deren Anteil vor­her abge­zo­gen und der Verdienst wird wie­der gerin­ger. Im Vertrag unter Punkt 14 (Lizenzabzüge) ste­hen noch wei­ter Fälle, bei denen der Fotograf weni­ger Geld erhält.

Ob einem die­se Konditionen zusa­gen und der Fotograf bereit ist, sei­ne Fotos exklu­siv her­zu­ge­ben, muss jeder selbst ent­schei­den. Einige Fragen beant­wor­tet Getty Images auch hier.

Da eine Einladung von Getty Images jedoch einer Art Ritterschlag gleich­kommt, wel­che die Aufnahme in den Bildermarkt erlaubt, wäre denk­bar, dass sich eini­ge Fotografen mit ihren bes­ten Bildern bei ande­ren Bildagenturen bewer­ben, die bes­se­re Konditionen als Getty Images anbie­ten. Vor allem für spe­zia­li­sier­te Fotografen kann das sinn­voll sein.

Die Herausforderung ist aber eine ande­re. Ich habe mir von eini­gen Fotografen, die Getty ein­ge­la­den hat, das Flickr-​Portfolio ange­schaut. Einige der Fotografen mein­ten, sie wüss­ten gar nicht, was an ihren Bildern so toll sei und ob sich die­se ver­kau­fen wür­den. Ich habe die­se Motive jedoch schnell erkannt. Ob die Fotografen dann aber auch die rich­ti­gen Bilder raus­su­chen, um damit bei ande­ren Bildagenturen hau­sie­ren zu gehen, ist eine ande­re Frage. Hier wei­se ich dezent auf mein „Pimp My Stock!“-Angebot hin, bei dem ich kos­ten­los Tipps zur Portfolio-​Auswahl gebe.

Wem die­ser Beitrag gefal­len hat, kann mei­ne Artikel auch als RSS-​Feed abonnieren.

Jetzt seid ihr dran: Was meint ihr? Wer hat auch einen Getty-​Vertrag über Flickr erhal­ten? Wie fin­det ihr die Konditionen? Gibt es wei­te­re wich­ti­ge Punkte, die ich nicht erläu­tert habe?

Was wäre wenn: Flickr Fotos verkaufen würde?

Wahrscheinlich ist zur Zeit das Bildportal Alamy die Quelle mit den meis­ten käuf­li­chen Bildern welt­weit: 14,59 Millionen Fotos! Korrigiert mich, wenn ich mich irre.

Aber was wäre, wenn die Online-​Fotoplattform Flickr mit ihren mehr als 3,1 Milliarden Fotos (das sind über 3.100.000.000 Fotos!) sei­nen Nutzern anbie­ten wür­de, ihre Fotos eben­falls ver­kau­fen zu kön­nen? Sozusagen ein Flickr Stock? Dass das kein Hirngespinst ist, son­dern Anfang 2008 fast genau so pas­siert wäre, beweist die­se Meldung hier im Techcrunch-Blog.

Keine Ahnung
Wahrscheinlich wäre fol­gen­des passiert:

  • Alamy wäre inner­halb weni­ger Wochen oder höchs­tens Monate nicht mehr die Quelle mit den meis­ten Fotos
  • Die welt­weit größ­te Bildagentur Getty Images hät­te bei ihrer Microstock-​Tochter istock­pho­to schlag­ar­tig gro­ße Umsatzeinbußen
  • Urheberrechtsanwälte auf der gan­zen Welt hät­ten sich die Hände gerie­ben (Warum? Dazu gleich mehr…)

Vor allem der zwei­te Punk miss­fiel Getty Images so sehr, dass sie in die Offensive gin­gen: Sie boten Mitte 2008 Flickr einen Deal an, durch den aus­ge­wähl­te Fotos von Flickr-​Fotografen über Getty Images ver­kauft wer­den könnten.

Das hat eini­ge gro­ße Vorteile für Getty Images:

  • der Marktführer der Bildbranche behält wei­ter­hin die Kontrolle, wel­che Fotos von Flickr zum Verkauf stehen
  • Getty kas­siert gleich einen Anteil der Verkaufserlöse, den sich sonst nur Flickr und die Fotografen tei­len würden
  • der gesam­te Bildermarkt wird nicht in der Flickr-​Fotos-​Flut ertränkt

Gleichzeitig sind aber auch Nachteile für Stockfotografen zu vermuten:

  • Das Oligopol auf dem Bildermarkt mit Getty Images an der Spitze wäre durch Flickr Stock ins Wanken gera­ten und bleibt nun zum Nachteil von Bildkäufern und Fotografen stabil
  • Getty kas­siert gleich einen Anteil der Verkaufserlöse, den sich sonst nur Flickr und die Fotografen tei­len würden
  • Flickr Stock wäre eine groß­ar­ti­ge Gelegenheit gewe­sen, vie­len Millionen Hobbyfotografen welt­welt klar zu machen, dass auch Digitalfotos einen Wert haben

Vor allem der letz­te Punk ist spannend:
Es gibt mitt­ler­wei­le genug Designer, Werbeagenturen, Zeitungen und ande­re Bildnutzer, die ver­su­chen, kei­ne Fotos von teu­ren Bildagenturen oder bil­li­gen Microstock-​Agenturen kau­fen zu müs­sen, son­dern sie umsonst bei Flickr zu bekom­men. Das ist auch gut mög­lich, da vie­le Fotos mit einer „Creative Commons“-Lizenz aus­ge­stat­tet sind, auch wenn das recht­lich sehr unsi­cher ist. Auch wenn die­se Lizenz fehlt, fra­gen die Nutzer ger­ne die Flickr-​Fotografen, ob sie Fotos nicht kos­ten­los bekom­men kön­nen. Der Hobbyfotograf, der noch nie ein Foto auf dem Titelbild einer Zeitschrift gese­hen hat, freut sich und sagt oft ja.

Wenn es „Flickr Stock“ gege­ben hät­te, wür­den die glei­chen Fotografen das Foto eher zum Verkauf anbie­ten, wenn es tech­nisch mit nur weni­gen Klicks umsetz­bar ist und sie mer­ken, dass die Nachfrage da ist. Nun kom­men wir zu dem Punkt, an dem sich die Anwälte die Hände rei­ben. Beim Verkauf von Fotos gibt es so vie­le Rechte und Gesetze zu beach­ten, dass Anfänger damit oft über­for­dert sind. Model Releases, Property Releases, rights mana­ged, lizenz­frei, fair use, Copyright, Nutzungsrecht, Urheberrecht, Panoramafreiheit, Designschutz, Markenrecht, Privatsphäre, Geschmacksmusterschutz etc. Klingt kom­pli­ziert? Ist es auch. Die Chancen sind groß, dass bei „Flickr Stock“ dann Unmengen an Fotos trotz vie­ler Hilfestellungen sei­tens Flickr ange­bo­ten wür­den, die recht­lich eben nicht ein­wand­frei sind.

Eine ande­re Überlegung ist, dass die Hobbyfotografen mer­ken wür­den, dass ein Foto zum Verkauf nur so viel wert ist wie die Beschreibung und Suchwörter, die mit­ge­lie­fert wer­den. Wer sich an die Suchergebnisse von Getty Images gewöhnt hat, wird beim Versuch, mit den glei­chen Begriffen ein pas­sen­des Foto bei Flickr zu fin­den, Kopfschmerzen bekom­men. Hier mal als Beispiel die Foto-​Ergebnisse mit den Suchbegriffen „Familie“ und „Frühstück“ bei Getty Images und bei Flickr. Seht ihr, was ich mei­ne? (Tipp: Bei der Getty-​Webseite muss als Sprache oben rechts „deutsch“ ein­ge­stellt werden).

Das Experiment „Flickr Stock“ wäre sehr span­nend gewe­sen, aber die Ergebnisse hät­ten den Bildermarkt so stark ver­än­dern kön­nen, dass der Branchenprimus recht­zei­tig eingriff.

Nun seid ihr dran. Was hät­te noch pas­sie­ren kön­nen, wenn Flicks die Möglichkeit gebo­ten hät­te, Fotos zu verkaufen?

Schöne Statistik: Getty Images, istockphoto und der FOCUS

Da wer­te ich mona­te­lang die Bildcredits von zig Zeitschriften aus, um einen Überblick über den Bildermarkt zu bekom­men und nun mer­ke ich, dass die Zeitschriften es nicht so genau nehmen.

Genauer gesagt: In der Ausgabe Nr. 2/​2009 des Nachrichtenmagazins FOCUS habe ich ein Bild des Microstock-​Anbieters istock­pho­to gefun­den. Bei den Fotocredits steht jedoch: „Foto: Getty Images“. Formal mag das kor­rekt sein, weil Getty Images die Firma istock­pho­to 2006 gekauft hat­te. Aber ein Anruf bei Getty Images ergab, dass Bilder der Microstock-​Tochter nicht direkt über Getty Images gekauft wer­den kön­nen, weil die Lizenzbedingungen ganz ande­re sein und die Buchhaltung in den USA sitze.

Ein Anruf bei der Bildredaktion des FOCUS ergab auch nicht viel mehr. Auf mei­ne Frage, war­um bei einem istock-​Foto „Getty“ als Credit ste­he, kam von der Dame am Apparat die Gegenfrage: „Warum wol­len sie das denn wis­sen?“. Ich ant­wor­te ehr­lich, dass mich das für die Statistik in mei­nem Blog inter­es­siert, aber die Dame blieb wort­karg: „Dazu kann ich Ihnen kei­ne Auskunft geben“. Hm. Wenn das die Bildredaktion nicht weiß, wer dann?

Aber ich ver­ste­he ja, dass es läs­si­ger wirkt, sich mit dem Namen einer Firma zu schmü­cken, die Fotos für hun­der­te von Euro ver­kauft, statt den Namen einer Firma zu zei­gen, die Fotos für weni­ge Euro ver­scher­belt. Wobei die FOCUS-​Tochter FOCUS Money da kei­ne Probleme hat. Die Microstock-​Agenturen Dreamstime und Fotolia wer­den dort gleich­be­rech­tigt als Bildcredit angegeben.

Doch was bedeu­tet das für die Auswertung der „Fotos von Bildagenturen in Zeitschriften?
Falls nur der FOCUS die­se Art der „Aufhübschung“ betreibt, heißt das nur, dass der FOCUS viel­leicht weni­ger Geld für Fotos aus­gibt als ver­mu­tet. Falls ande­re Zeitschriften die­sem Beispiel fol­gen, ist die unan­ge­foch­te­ne Stellung von Getty Images in der Statistik mit Vorsicht zu genie­ßen. Es wür­de bedeu­ten, dass zwar wei­ter­hin die meis­ten Fotos über Getty Images (bzw. der Tochter istock­pho­to) gekauft wer­den, aber dabei weni­ger Gewinn gemacht wird als die Statistik ver­mu­ten lässt.

Ebenfalls bedeut­sam kann auch die Klausel im Lizenzvertrag von istock­fo­to werden:

4. Standard License Prohibitions.
(a) Prohibited Uses. You may not do any­thing with the Content that is not express­ly per­mit­ted in the pre­ce­ding sec­tion or per­mit­ted by an Extended License. For grea­ter cer­tain­ty, the fol­lo­wing are “Prohibited Uses” and you may not: […]
14. use the Content for edi­to­ri­al pur­po­ses wit­hout inclu­ding the fol­lo­wing cre­dit adja­cent to the Content: “©iStockphoto.com/Artist’s Member Name]“

Grob über­setzt bedeu­tet das, dass es ver­bo­ten ist, Fotos von istock­pho­to für edi­to­ria­le Zwecke (was Zeitschriften in der Regel ein­schließt) zu nut­zen, ohne als Quelle „istockphoto/​Fotograf“ anzu­ge­ben. Mal sehen, was istock­pho­to dazu sagt.

Habt ihr auch in ande­ren Zeitschriften istock-​Fotos mit „Getty-​Credit“ gefunden?