Ich mag es sehr, Familien zu fotografieren. Vor allem, wenn ich schon mehrmals Fotos von den Eltern und Kindern gemacht habe und so mitverfolgen kann, wie sich die kleinen Racker entwickeln. Diese Familie habe ich jetzt das dritte Mal fotografiert. Beim ersten Mal vor zwei Jahren war das Mädchen nur ansatzweise im Babybauch der Mutter erkennbar, letztes Jahr bekam sie noch Brei zu essen und jetzt sitzt sie schon wie eine Große am Küchentisch. Familienshootings sind aber sowohl für mich, die Kinder und auch die Eltern jedes Mal eine neue Herausforderung, weil die Technik aufregend und ungewohnt ist, die Eltern besorgt sind, dass nichts kaputt geht und sich die Kinder von der besten Seite zeigen und die Kinder lieben natürlich die verstärkte Aufmerksamkeit und versuchen zu testen, wie weit die neue Freiheit zu reicht. Und ich krabble mit Kamera, Blitz und Zubehör allen auf dem Boden hinterher, um die flüchtigen Momente einzufangen, bei denen sich alle möglichst „natürlich“ verhalten.
Nach so einem Tag sind wir alle k.o., aber beim Bearbeiten der Bilder freue ich mich jedes Mal, dass ich die Arbeit auf mich genommen habe.
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10 beeindruckende Fotografen
Die wenigsten Fotografen werden mit ihrer Bildsprache und ihrem Stil geboren. Meist gibt es für jeden Fotografen viele andere, die ihn beeindruckt, inspiriert und geprägt haben. Auch ich habe einige Fotografen, deren Werke mich immer wieder staunen oder schmunzeln lassen, die mich neidisch machen oder denen ich in meiner Anfangszeit versucht habe, nachzueifern. Deshalb ziehe ich mal den Vorhang beiseite und lasse Euch teilhaben an meiner – nicht nach Rangordnung sortierten – Liste von 10 Fotografen und Fotografinnen, die mich beeindruckt haben. Vielleicht entdeckt ihr ja auch einen neuen Liebling.
1. Friedrich Seidenstücker (Street Photography)
Ich besitze zwar viele Bücher über Fotografie, auch einige Sammel-Bildbände und viele Kataloge von Bildagenturen, aber Bildbände von einzelnen Fotografen habe ich wenig. Einer davon ist Friedrich Seidenstücker, ein deutscher Fotograf, der vor allem von 1920 bis 1960 in Berlin fotografiert hat. Entdeckt habe ich seine Fotos 2006 während einer Fotoausstellung parallel zur Photokina in Köln. Die große Gabe von Seidenstücker ist es, sehr humorvolle Schnappschüsse einzufangen. Auch im Berliner Zoo hat er sich bevorzugt aufgehalten und die komischen Interaktionen von Menschen und Tieren festgehalten. Seidenstücker hat übrigens inden 1920er Jahren auch eine Serie von Frauen gemacht, die über Pfützen springen und damit dieses Foto von Henri Cartier-Bresson im Jahr 1932 vorweggenommen. Leider sind die meisten Bildbände von ihm nur antiquarisch erhältlich, so auch das Buch „Der humorvolle Blick. Fotografien 1923 – 1957″.
2. Arthur Leipzig (Street Photography)
Die Bilder von Arthur Leipzig fielen mir vor ca. einem halben Jahr in der Zeitschrift „Schwarz/Weiss-Fotografie“ auf. Leipzig ist ein us-amerikanischer Fotograf, der durch seine Straßenszenen von New York City in den 1940er und 1950er Jahren bekannt wurde. Vor allem seine Bildstrecke über die Renovierung der Brooklyn Bridge ist atemberaubend. Einen Einblick in seine Fotos gibt diese Bildserie. Soeben ist auch ein Bildband im Prestel-Verlag von ihm erschienen.
3. Sebastian Niehoff (Werbefotografie)
Wer auf Weitwinkelfotos steht, wird diesen Fotograf lieben: Mit seinen extremen Blickwinkeln auf flippige Models hat der junge Fotograf aus Wanne-Eickel schon mehrere Preise gewonnen und renommierte Firmen überzeugt. Wenn es ein Wort gibt, was seine Fotos am besten beschreibt, ist es: Fun!
4. Radka Linkova (Stockfotografie)
Früher nannte ich sie „mein heimliches Vorbild“. Mittlerweile weiß sie hoffentlich, dass ich ihre Fotos großartig finde und schon von weitem erkenne. Radka ist eine Fotografin aus Prag, die vor allem People-Aufnahmen macht. Ich glaube zwar nicht, dass es eine „weibliche Bildsprache“ gibt, aber trotzdem wirken ihre Bilder auf mich immer sehr romantisch und verspielt.
5. Matthew Rolston (Celebrity-Fotografie)
Dieser Fotograf aus Los Angeles hat mehr Prominente vor der Kamera gehabt als ich je in meinem Leben von weitem sehen werde. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir sein Foto, auf dem sich Jack Nicholson mit seinem irren „Shining“-Blick Blut von seinen Fingern leckt. Aber auch das Video zum Song „Candyman“ von Christina Aguilera, welches er im Pin-Up-Stil gedreht ist, sieht cool aus. Es gibt auch einen sehr großen, aber leider auch teuren Bildband von ihm.
6. Slavica Ziener (Musikfotografie)
Die zweite und leider schon letzte Frau in dieser Liste ist die Münchnerin Slavica Ziener. Aufmerksam wurde ich auf sie durch das Album „Zurück zum Glück“ von den Toten Hosen. Die Musik war – na ja -, aber die Bandfotos im Booklet waren knackig, wild und rebellisch, viel besser als der Sound. Später habe ich festgestellt, dass sie sehr viele Fotos von der Band gemacht hat und ich finde, dass diese im Vergleich zu ihren anderen Fotos, wie z.b. von den Sportfreunden Stiller oder DJ Hell, am besten sind. Aber sie kann auch anders und hat z.B. ganz brav das Portrait von der Chefredakteurin Petra Gessulat im Editorial der Cosmopolitan fotografiert.
7. Alexander Kulla (Stockfotografie)
Alexander ist einer meiner Foto-Kollegen und arbeitet hauptberuflich als Gesundsheits- und Krankenpfleger. Das erklärt auch die Serie, durch die ich auf ihn aufmerksam geworden bin. Er hat eine umfangreiche, technisch gut gemachte Serie von Fotomontagen, die ihn winzig in Krankenhaus-Uniform bei der Arbeit mit riesigen Medikamenten zeigen. So nach dem Motto „Liebling, ich habe den Arzt geschrumpft“… Diese Fotos sind witzig, viel schöner ist aber seine Serie von Blumenfotos, die alle im gleichen Stil bearbeitet wurden und mittlerweile über 30 Blumensorten umfasst.
8. Jason Lee (Kinderfotografie)
Kommen wir zu den unvermeidlich süßen Geschöpfen: Kleinen Kindern. Der Fotograf Jason Lee aus San Francisco hat zwei davon. Wenn er nicht gerade Hochzeiten oder andere Kinder fotografiert,
müssen seine beiden Töchter Kristin und Kayla als Models mitmachen. Wenn sie groß sind, werden sie wohl die beiden Geschwister mit den coolsten Baby- und Kinderfotos der Welt sein. Die Bilder von Jason Lee leben von einem immer stimmigen Konzept und perfekt umgesetzten Fotomontagen. Die Geschwister haben auch einen eigenen Blog und wer dort länger als eine Minute rumklickt, wird unweigerlich grinsen müssen.
9. Julian Stratenschulte (Fotojournalismus)
Die meisten journalistischen Fotos langweilen mich, aber die Fotos von Julian Stratenschulte begeistern mich immer wieder durch ihre ungewöhnlichen Perspektiven. Das sehen auch andere so und deshalb gewann er auch 2007 unter anderem den Preis „dpa – Picture of the Year“. Und da war er erst 20 Jahre jung! In dem Alter habe ich noch für ein lokales Käseblatt 2–3 Fotos im Jahr gemacht, aber er liefert da an dpa und AP. Respekt! Das fotografische Auge muss wohl in der Familie liegen, denn auch sein Zwillingsbruder ist als Fotojournalist unterwegs. Für jeden Fotojournalisten ist der Blog von Julian Stratenschulte ein Muss.
10. Julian Röder (Fotojournalismus)
Kommen wir zum letzten Fotografen in der Liste. Das erste Mal habe ich die Fotos des Berliner Fotografen Julian Röder 2002 auf dem Titelbild des Wettbewerbsbuches des „Deutschen Jugendfotopreis“ gesehen. Gewonnen hat er mit Bildern von Demonstrationen gegen den G8-Gipfel 2001 in Genua. Zu der Zeit machte er seine Ausbildung in der Fotografenagentur Ostkreuz, für die er heute wieder arbeitet. Soziale Themen sind sein Arbeitsgebiet. Die Demonstrationen lassen ihn jedoch nicht los und er begleitet weiterhin die Proteste gegen die G8-Gipfel in Heiligendamm, Evian oder Hokkaido. Was ich an seinen Fotos toll finde, ist der persönliche Touch. Demonstranten wirken bei ihm nicht wie eine homogene Masse, sondern liebevoll portraitiert er die Individuen, z.B. den vermummten Kämpfer vom Schwarzen Block, der mit vielen Pflastersteinen vor seinen Füßen verwirrt auf den Stadtplan schaut.
Jetzt bist Du dran:
Schreibe in Deinem Blog oder in den Kommentaren, welche Fotografen Dich beeindruckt haben und warum. Vielleicht entdecke ich so ja noch neue Lieblinge.