In den letzten Monaten habe ich viele Einsendungen für die „Pimp My Stock!“-Serie erhalten, weshalb ich versuchen möchte, die Bilder etwas öfter zu besprechen, um den Rückstand aufzuholen. Wer ebenfalls kostenlos teilnehmen will, findet hier alle Details. Diesmal ist Michael an der Reihe, er schreibt:
„Hallo Herr Kneschke, bitte kritisieren Sie schonungslos meine beigefügten Fotos. Ich habe alle bei Fotolia eingereicht und alle wurden wegen technischer Probleme abgelehnt. Ich fotografiere seit etwa einem halben Jahr und erhoffe mir von ihrer Kritik weitere Fortschritte. Meine Bilder werden zwar von Freunden und Bekannten sehr gelobt, ich selber bin da aber skeptischer. Meine Ausrüstung: Canon EOS 600 D EFS 15–55 mm EFS 55–250 mm Bisher wurde nur eins meiner Bilder von Fotolia angenommen, was aber bisher noch nicht verkauft wurde. Vielen Dank und viele Grüße, Michael M.“
Ein Kutter am Sandstrand: Dieses Foto wird von den Bildagenturen wahrscheinlich allein deshalb abgelehnt werden, weil der Bootsname noch zu lesen ist. Außerdem kippt das Wasser leicht und den Menschen rechts am Boot hätte ich wegretuschiert. Aber seien wir ehrlich: Dieses Foto ist weder selten noch schwer zu machen. Es ist technisch ganz passabel, aber von der Lichtstimmung, dem Himmel und so weiter nicht sehr beeindruckend. Nicht schlecht, aber auch nicht umwerfend. Verkäufe stellen sich da sicher schwer ein.
Ganz kurz und ehrlich: Diese Möwe auf einer Seebrücke ist kein gutes Stockfoto. Zum einen gibt es kaum Nachfrage nach solchen Motiven, zuviel Angebot und speziell dieses Foto ist eher ungenügend. Das Hauptmotiv, die Möwe, wird vom Pfahl umrahmt und fällt dadurch kaum auf, der Horizont kippt wieder, das Licht ist langweilig und so weiter. Sorry.
Für diese Möwen am Strand gilt das gleiche: Langweilig und uninspiriert umgesetzt. Den Himmel und das Meer finde ich hier sogar ganz sehenswert, aber da hätte der Fotograf dann den Fokus drauf legen müssen, anstand einen Haufen Möwenärsche festzuhalten.
Leere Schienen? Ähm, nein. Kein Stockfoto. Ausgelutscht, gibt es tausendfach besser. Der Himmel ist hier wieder konturlos, die Landschaft nicht beeindruckend genug, die Konkurrenz riesig. So sehen die perfekten Fotos von diesem Motiv aus…
Dieser Strand in Usedom hat für mich keine Aussage, was immer eine schlechte Voraussetzung für ein Stockfoto ist. Fragt euch: Würde eine Tourismuszentrale oder ein Reiseveranstalter dieses Foto für einen Katalog nutzen wollen? Nein. Der Rettungsturm, kombiniert mit dem dramatischen Himmel hätte gute Fotos ergeben können, wenn die Kamera so weit nach rechts geschwenkt worden wäre, dass der Turm links ins Bild reinschaut und der Fotograf auch dichter rangegangen wäre, damit dieser das Bild besser ausfüllt.
Insgesamt wirken die Fotos auf mich wie Schnappschüsse aus dem Urlaub auf Rügen. Es spricht prinzipiell nichts dagegen, Urlaubsfotos an Bildagenturen zu verkaufen, aber dann muss schon vor der Aufnahme an potentielle Kunden gedacht werden. Als grobe Orientierung sollten die Motive mindestens genauso gut wie die Postkarten im örtlichen Souvenierladen sein. Das war heute leider eine deprimierende Folge, aber Michael bat um schonungslose Kritik und wenn seine Freunde nicht ehrlich sein können, tue ich im den Gefallen.
Noch ein kurzes Wort zur Technik: Mit seinen beiden Objektiven deckt Michael eine Spannbreite von 15 bis 250 mm ab. Das ist mehr doppelt so viel Brennweite wie die 24 bis 105mm, die ich üblicherweise mit einer Kombination aus verschiedenen Objektiven einsetze. Meine Empfehlung, Michael: Kaufe dir eine günstige 50mm-Festbrennweite* und lerne, durch die Beschränkung auf den festen Bildausschnitt sorgfältiger an Komposition und Bildaussage zu arbeiten. Außerdem lassen sich bei den modernen DSLRs Hilfslinien im Display einblenden, um Horizonte garantiert gerade ausrichten zu können. Alternativ sollte das spätestens in Photoshop geschehen, wenn es nicht absichtlich der Bildaussage dienen soll.
Was sagt ihr? Welche Tipps könnt ihr Michael geben?
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