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Rezension: Die neuen Marketing- und PR-​Regeln im Web 2.0 von David Scott Meerman

Klappern gehört zum Handwerk. Auch für Fotografen gilt, dass nicht unbe­dingt die tech­nisch bes­ten am bes­ten von ihrem Beruf leben kön­nen, son­dern die, wel­che sich am bes­ten zu ver­mark­ten wis­sen. Deswegen ver­wun­dert es nicht, dass ich auch ab und zu Marketing-​Bücher lese und vorstelle.

Wer sich fragt, nach wel­chen Regeln ich mei­ne Präsenz im Internet ver­fol­ge, fin­det die­se gut for­mu­liert im Buch „Die neu­en Marketing- und PR-​Regeln im Web 2.0″* mit dem Untertitel „Wie sie im Social Web News Releases, Blogs, Podcasting und vira­les Marketing nut­zen, um ihre Kunden zu errei­chen“ von David Meerman Scott. Nach dem Erfolg der ers­ten Auflage ist jetzt die 2. aktua­li­sier­te Auflage im mitp-​Verlag für 24,95 Euro erhältlich.


Vor allem für Fotografen, wel­che sich ihr Geschäft neu auf­bau­en oder bis­her im Internet nur pas­siv als Leser unter­wegs waren, fasst das Buch als ers­tes zusam­men, wie sich die klas­si­sche Marketing-​Methoden tat­säch­lich von denen im Internet unter­schei­den. Einige der wich­tigs­ten Unterschiede sind zum Beispiel, dass die Zielgruppenansprache im Web viel genau­er gesche­hen kann und auch muss, dass die Adressaten viel bes­ser aktiv ein­ge­bun­den wer­den kön­nen und dass eine Fixierung auf Mainstream-​Medien nicht mehr nötig, ja, manch­mal sogar kon­tra­pro­duk­tiv sein kann, wenn dadurch Ressourcen an ande­rer Stelle fehlen.

Konkret für Fotografen könn­te das bedeu­ten, dass bei­spiels­wei­se ein Hochzeitsfotograf oft mehr davon hat, sich aktiv in Hochzeitsforen zu betei­li­gen und sei­ne Webseite für regio­na­le Suchmachinen zu opti­mie­ren als von einem Interview mit ihm ein einer bun­des­wei­ten Tageszeitung.

Der Autor erklärt, wie man im Netz für Kunden schreibt, wel­che Marketing-​Möglichkeiten Foren, Blogs, Wikis, Podcasts, Pressemitteilungen und Suchmaschinen bie­ten und rei­chert das mit vie­len Beispielen an. Er sagt auch, dass nicht für jeden jede Möglichkeiten gleich pas­send ist. Beispielsweise habe ich kei­nen Podcast und höre auch fast kei­ne, weil Fotografie für mich ein visu­el­les Medium ist, was sich schwer in eine rei­ne Audioform gie­ßen lässt.

Um kein Missverständnis auf­kom­men zu las­sen: Da ich eine jour­na­lis­ti­sche Vorgeschichte habe, hat­te ich die Vorgehensweisen, die im Buch gut beschrie­ben wer­den, schon vor­her ver­in­ner­licht. Die meis­ten Inhalte des Buchs waren nicht neu für mich, trotz­dem wür­de ich ihnen zustim­men. Da ich mit mei­nem Blog auch von Interesse für Marketing-​Verantwortliche bin und neben­bei für eine Musikseite schrei­be, an die vie­le Musik-​Promoter ihre Wünsche rich­ten, weiß ich, dass heu­te noch vie­le Leute, die etwas bewer­ben wol­len, im Internet die glei­chen Fehler machen. Im Buch steht, wie genau die­se Fehler ver­mie­den wer­den können.

Wer sich schon etwas inten­si­ver mit Internet-​Marketing beschäf­tigt hat oder sich gut mit Social-​Media-​Dynamik aus­kennt, wird im Buch kaum Neues fin­den. Es rich­tet sich vor allem an Einsteiger. Wer aber bis­her kei­ne Strategie hat, wie er als Fotograf sei­ne Kunden im Internet fin­den und umwer­ben kann, dem wird die­ses Buch gut wei­ter­hel­fen. Da Stockfotografen nur begrenzt Kontakt mit den Käufern ihrer Bilder haben, ist für die­se das Buch nicht ganz so hilf­reich, wie es für Fotografen ist, die wirk­lich selbst Kundenaquise betreiben.

Disclaimer: Mein Buch „Stockfotografie“* erschien eben­falls im mitp-Verlag.

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Warum Fotografen kostenlose Fotos anbieten: Acht Gründe (und eine Warnung)

Fotografen ver­schen­ken Bilder? Bieten sie kos­ten­los an? Warum?

In den Kommentaren zu eini­gen mei­ner letz­ten Artikel führ­te die Diskussion oft auf den Preisverfall, der damit ende, wenn Fotografen ihre Fotos gra­tis anbie­ten wür­den. Faktisch ist die­ser Punkt längst erreicht. Viele Bildagenturen bie­ten ihren „Ausschuss“ kos­ten­los an. Aber auch gan­ze Webseiten wie Pixelio, Aboutpixel oder Photocase bie­ten kos­ten­los lizenz­freie Fotos an. Die bei­den letzt­ge­nann­ten nur, wenn die Nutzer selbst aktiv kos­ten­lo­se Fotos bei­steu­ern, bei Pixelio hin­ge­gen ist alles gratis.

Anstatt jetzt aber zu spe­ku­lie­ren, was jeman­den moti­viert, sei­ne Fotos zu ver­schen­ken, habe ich nach­ge­fragt. Ich habe sechs Leute ange­schrie­ben, war­um sie ihre Fotos bei Pixelio ver­schen­ken, anstatt sie zum Beispiel zu ver­kau­fen. Alle haben geant­wor­tet, zwei wol­len aber anonym blei­ben. Bevor wir zu den Gründen kom­men, war­um Fotografen ihre Bilder gra­tis abge­ben, schau­en wir uns kurz die Eckdaten an.

Die Menge der Bilder

Von die­sen sechs Personen haben vier jeweils ca. 5000 (in Worten: fünf­tau­send) Bilder bei Pixelio online. Das ist weit mehr als vie­le – auch erfolg­rei­che – Microstock-​Fotografen in ihrem Portfolio haben, mich ein­ge­schlos­sen. Ein beein­dru­cken­des Ergebnis, was unter ande­ren zustan­de kom­men kann, weil die Selektionskriterien bei Pixelio weni­ger streng sind als bei kom­mer­zi­el­len Agenturen. Aber eine Mindestgröße von 1000 x 1000 Pixeln (= 1 MP) wird trotz­dem verlangt.

Insgesamt hat Pixelio über 470.000 Bilder in der Datenbank, Photocase hat über 200.000 im Angebot und Aboutpixel liegt bei über 50.000 Fotos.

Die Motive

Ein Argument gegen die­se kos­ten­lo­sen Bilddatenbanken ist oft, dass die Fotos von der tech­ni­schen Umsetzung und von den Motiven unter der Qualität der kom­mer­zi­el­len Bildagenturen lie­gen. Da ist was dran. Vor allem die Kostenlos-​Sektion* der kom­mer­zi­el­len Bildagenturen speist sich fast immer aus den Fotos, wel­che aus tech­ni­schen oder ästhe­ti­schen Gründen von der Bildredaktion für den kom­mer­zi­el­len Bereich abge­lehnt wurden.

Aber bei Pixelio & Co. ist das nicht immer so. Von den befrag­ten Personen haben vie­le die „übli­chen Amateurfotografen“-Themen abge­grast: Blumen, Tiere, Food und Reisefotos. Aber eini­ge Fotografen sind dicht am übli­chen „Stock-​Niveau“.

 

RainerSturm /​ pixelio.de

Der User „RainerSturm“ bei­spiels­wei­se hat in sei­nem Pixelio-​Account knapp 5000 Fotos, dar­un­ter vie­le Motive, die auch locker microstock-​tauglich wären, wie die­se Solarzellen zum Beispiel. Zu den Fotos mit den meis­ten Downloads zäh­len bei ihm Konzept-​Bilder mit Puzzle-​Teilen, wie sie auch bei den kom­mer­zi­el­len Agenturen zu den Bestsellern gehören:

 

RainerSturm /​ pixelio.de

Die Suche nach Personen, vor allem nach Geschäftsleuten gestal­tet sich aber schon deut­lich schwie­ri­ger. Hier ist der Unterschied zum Angebot kom­mer­zi­el­ler Bildagenturen deut­lich zu spü­ren. Selbst das wohl bes­te Foto eines Geschäftsmanns bei Pixelio liegt sicht­bar unter dem Microstock-Standard:

 

RainerSturm /​ Pixelio.de

Wer hin­ge­gen Fotos von Blumen oder Lebensmitteln sucht, wird die­se in Hülle und Fülle finden:

 

wrw /​ Pixelio.de

Die Einschränkungen

Wer sei­ne Fotos bei Pixelio anbie­tet, kann sich aus­su­chen, ob die Fotos nur für die redak­tio­nel­le Nutzung frei­ge­ge­ben sind oder auch für die kom­mer­zi­el­le Nutzung. Standardmäßig sind beim Upload jedoch bei­de Nutzungen mar­kiert, wer nicht auf­passt, gibt dem­nach sei­ne Bilder für bei­des frei. Eine Merchandising-​Lizenz wird nicht ange­bo­ten. Außerdem müs­sen nicht nur bei redak­tio­nel­ler, son­dern auch bei kom­mer­zi­el­ler Nutzung der Urheber und Pixelio als Quelle genannt und bei einer Nutzung im Internet ein Link zu Pixelio gesetzt wer­den. Wer hier ver­schlei­ern will, wo er sei­ne Fotos kos­ten­los her hat, ris­kiert schnell eine Abmahnung, doch dazu unten mehr.

Die Gründe – Warum verschenken Fotografen ihre Bilder?

1. Bestätigung

Was ich bei vie­len Antworten her­aus­le­sen konn­te, ist der Drang nach Bestätigung. Der Wunsch, sei­ne Bilder nicht unge­se­hen ver­stau­ben zu las­sen, son­dern sie der Öffentlichkeit zugäng­lich zu machen und sich dar­an zu erfreu­en, dass die­se tat­säch­lich Verwendung fin­den. Der oben erwähn­te RainerSturm beschreibt das in die­sem Interview so:

Damals wäre mir auch nie in den Sinn gekom­men, kos­ten­los für ande­re zu foto­gra­fie­ren. Dazu hat­te ich ers­tens kei­ne Zeit und muss­te zwei­tens sehen, wie ich mit mei­ner 5‑Mann-​Agentur Monat für Monat die Agentur-​Ziele erreich­te. Heute ist das anders. Die Agentur wur­de 2005 ver­kauft und jetzt kann ich ganz anders han­deln. Vor allen Dingen, weil ich es scha­de fand, dass mein digi­ta­les Archiv immer pral­ler wur­de (fing mit den Golffotos an) und doch nur sel­ten „zum Vorschein/​Anschauen“ kam. So mach­te es mir dann zuse­hends Spaß, die Bilder ande­ren zur Nutzung kos­ten­los zu überlassen.“

Auch Willibald Wagner ant­wor­te­te auf mei­ne Frage in die­se Richtung, strebt jedoch zuneh­mend den Verkauf der Bilder an:

Als ich mich 2007 wie­der mehr der (digi­ta­len) Fotografie wid­me­te und anfing, neben den obli­ga­to­ri­schen Urlaubsfotos, auch in ande­re Bereiche ein­zu­stei­gen, boten sich Internetplattformen ein­fach als Ausstellungsfläche an. Dort traf ich Gleichgesinnte die Kommentare zu mei­nen Fotos abga­ben, ich fand inter­es­san­te Fotos und Anregungen. Hin und wie­der ver­kauf­te ich sogar ein Foto. Inzwischen ist „pixelio.de“, obwohl dort 5594 Fotos, dar­un­ter auch viel Schrott, von mir ein­ge­stellt sind, nicht mehr mei­ne Hauptplattform. Mir ging es wie wahr­schein­lich wie vie­len ande­ren. De Kommentare und Punkte Punkte „irgend­wel­cher Hobbyfotografen“ haben mich immer weni­ger inter­es­siert. Ich gebe bei pixelio.de des­halb heu­te gar kei­ne Kommentare mehr ab, stel­le aller­dings noch, in der Qualität redu­zier­te, Fotos ein.

Vor ca. 2 Jahren habe ich mich bei „fotocommunity.de“ ange­mel­det. M.E. wer­den dort anspruch­vol­le­re Fotos gezeigt und stel­le dort Fotos unter dem Usernamen „der Flaneur“ ein, im Prinzip läuft es dort aber auch nicht anders als bei pixelio.de.

Seit November 2010 bin ich bei „Shotshop“ ver­tre­ten, einer rei­nen Verkaufsplattform mit einem sehr hohen Qualitätsanspruch. Mal sehen was hier passiert.

So viel zu mei­ner Entwicklung seit 2007. Heute sehe ich eher im Verkauf eines Fotos die Anerkennung mei­ner foto­gra­fi­schen Leistung als in irgend­ei­nem Kommentar. Daneben macht’s natür­lich auch Spaß, für ein Foto ein paar Euro zu bekommen.“

2. Weniger Zwänge

Seien wir rea­lis­tisch: Wer mit Fotos Geld ver­die­nen will, muss arbei­ten. Dazu gehö­ren neben dem tech­ni­schen Qualitätsanspruch der Bildagenturen auch die recht­li­chen Hürden und eine gute Verschlagwortung, die oft zeit­auf­wän­dig und lang­wei­lig ist. Keyword-​Spamming wird des­halb bei Pixelio z.B. kaum geahn­det und ver­wäs­sert die Suchergebnisse.

Viele Amateurfotografen, die ihre Fotos zei­gen wol­len, kön­nen oder wol­len sich die­se Hürden nicht zumu­ten. Schön for­mu­liert hat das die Userin JOUJOU auf mei­ne Frage:

Anfragen von Kartenverlagen habe ich immer abge­lehnt, denn ich will nicht MÜSSEN – ich will mei­nen Spass an der Arbeit haben und ande­ren mit mei­nen Bildern eine Freude machen. Im Pixelio geht es pro­blem­los – ohne gros­se Diskussionen über die Bilder.

Ich begrei­fe die Sorgen der Profifotografen sehr gut. Mit der Digitalfotografie hat sich für euch ja viel geän­dert. Fotofachgeschäfte sind auch in der Schweiz mas­sen­haft ver­schwun­den, doch man kann das Rad nicht zurückdrehen.“
RainerSturm begrün­det das ähnlich:
„Ich foto­gra­fie­re ger­ne, immer und über­all. Aber ich will nicht – als Privatier Jahrgang 42 – den Aufwand übertreiben.
Da aber istockphoto.com und foto­lia die qua­li­ta­ti­ve Hürde recht hoch anset­zen, hat man dort viel Leerlauf. Also Arbeit zum Hochladen und dann doch öfter Ablehnungen. Besonders bei istock­pho­to ging mir dann auf den Geist, wenn immer wie­der von Abberation, Lichtsäume etc. geschrie­ben wur­de. Also wenn ich ein Motiv auf vol­le Bildschirmgröße (22 Zoll) ver­grö­ße­re, dann kom­men halt immer nur die bes­ten durch. Dazu müss­te ich aber immer mit gro­ßer Ausrüstung, mög­lichst mit Stativ, durch die Lande zie­hen. Das ist mir zuviel.
Auch auf­wän­di­ge Ausleuchtarbeiten mag ich nicht. Das Equipment ist zu dürf­tig, der Aufwand – auch zeit­lich – ist zu groß.“

3. Dankbarkeit

Ebenso wie bei Microstock-​Bildagenturen sind die Kunden oft auch Fotografen und umge­kehrt. Bei Pixelio ist das ähn­lich. Einige der Leute, die dort Bilder run­ter­la­den, geben als Dank eben­falls wel­che kos­ten­los ab. So funk­tio­niert Wikipedia und anschei­nend auch Pixelio. So schrieb mir ein Pixelio-User:
„Auf pixelio bin ich gesto­ßen als Gemeindebriefredaktuer auf der Suche nach kos­ten­lo­sem Bildmaterial. […] Ich sehe mei­ne Bereitstellung von Bildern auch als klei­nen gesell­schaft­li­chen Beitrag, ohne gleich Geld dafür zu ver­lan­gen. An vie­len Stellen im Internet wer­den Bilder benö­tigt, und nicht jeder User kann oder möch­te Geld dafür aus­ge­ben (z.B. in Blogs). Festzustellen an wie vie­len Stellen mei­ne Bilder ein­ge­setzt wer­den, ist für mich „Lohn“ und Ermutigung genug.

Interessant fin­de ich auch den Werdegang eines ande­ren Pixelio-​Mitglieds, der anonym blei­ben will:

Im Prinzip habe ich durch Agenturen wie pixelio.de, aber vor allem aboutpixel.de zu mei­ner Berufung und Selbstständigkeit gefunden.

Gerade die Community damals vor 4–5 Jahren bei aboutpixel.de hat einen ange­regt und ange­trie­ben sich wei­ter zu ent­wi­ckeln, neue Sachen aus­zu­pro­bie­ren etc. – natür­lich sind auch neue Freundschaften entstanden.
Irgendwann dach­te ich mir dann auch, war­um die eige­nen Bilder ver­schen­ken und nicht ver­kau­fen, also habe ich ange­fan­gen Fotos in Mid-​Stock Agenturen (pan­ther­me­dia, digi­tal­stock, adpic, pito­pia) zu ver­kau­fen (Fotos, die nicht bei pixelio oder ap zu fin­den sind).

In der Blütezeit hat­te ich da unge­fähr einen Gewinnanteil von 500€ im Monat (bei 50:50 – Aufteilung) – irgend­wann habe ich dann kaum noch Fotos für Bildagenturen pro­du­zie­ren kön­nen, weil das eige­ne Kerngeschäft, die Fotografie durch mei­nen wach­sen­den Kundenstamm (vor allem gewerb­li­che Kunden) ste­tig wuchs – so dass kei­ne Zeit mehr für Stockfotos blieb. Dadurch gin­gen natür­lich auch die Umsätze wie­der run­ter – wor­über ich jetzt nicht sau­er bin, denn wenn mich ein Kunde den gan­zen Tag bucht, habe ich auch mei­ne 500 € und noch 29 Tage im Monat übrig.

Tatsache ist, dass ich z.B. mit mei­nen aktu­el­len Business-​Fotos [bei Pixelio; Anm. R.K.] in Bezahl-​Agenturen nur einer von ganz vie­len bin, damit also kaum Umsatz zu erzie­len ist. Also gebe ich den Wurzeln, wodurch ich mei­ne Profession erkannt habe, ein­fach was zurück, in dem ich die Bilder kos­ten­los zur Verfügung stel­le. Und man ern­tet dafür auch viel Dankbarkeit und das ist in Ordnung so – da ich manch­mal auch das ein oder ande­re Screendesign für Kunden mache, bin ich selbst glück­lich dar­über, Quellen wie aboutpixel.de, pixelio.de oder photocase.de nut­zen zu können.“

4. Externe Festplatte

Auf den ers­ten Blick kuri­os erscheint die Antwort eines Pixelio-​Mitglieds, dass er die Webseite auch als „exter­ne Festplatte“ für sei­ne bes­ten Fotos nut­ze. Dabei ist es nicht mehr so abwe­gig, wenn man etwas dar­über nach­denkt: Die meis­ten Online-​Dienste, wel­che eine Datensicherung anbie­ten, ver­lan­gen je nach Menge oder Speicherplatz eine bestimm­te Gebühr pro Monat. Wer sich ent­schei­det, sei­ne Fotos statt­des­sen lie­ber kos­ten­los ande­ren anzu­bie­ten, spart sich die­se Gebühr.

5. Unwissenheit

Manchmal ist es aber schlich­te Unwissenheit, die Leute dazu bringt, ihre Fotos zu ver­schen­ken. Wer liest sich schon immer das gan­ze Kleingedruckte durch, bevor er sei­ne Fotos bei einer Fotocommunity hoch­lädt? So schrieb mir die Pixelio-​Nutzerin Lillyfee1976, die erst seit paar Wochen ange­mel­det ist:

Ich hat­te kei­ne Ahnung, wie das hier geht. Ich wuss­te nicht, dass man sich die kos­ten­los run­ter­la­den kann. […] Vielen Dank, dass du mich noch­mal dar­auf hin­ge­wie­sen hast, man soll­te sich doch immer erst alles genau durch­le­sen, auch das Kleingeschriebene.“

Kommen wir jetzt zu den span­nends­ten Gründen: Mit kos­ten­lo­sen Fotos Geld ver­die­nen.

6. Einnahmequelle

Paradox, aber wahr: Es ist mög­lich, mit kos­ten­lo­sen Inhalten Geld zu ver­die­nen. Leicht ist es jedoch nicht. Ein Gewinngeschäft sind die kos­ten­lo­sen Fotos immer für die Seitenbetreiber, die damit Traffic gene­rie­ren, den sie ent­we­der dazu nut­zen, Werbung zu schal­ten (die Zielgruppe ist immer­hin klar defi­niert: kos­ten­be­wuß­te Grafiker und Webdesigner) oder Nutzer auf ihre kos­ten­pflich­ti­gen Angebote wei­ter­zu­lei­ten. Pixelio macht bei­des. Microstock-​Agenturen und ande­re Firmen machen dort Werbung und Pixelio selbst gehört der Bildagentur Clipdealer, die auf jeder Seite meh­re­re Aufforderungen pos­tet, bei Clipdealer eben­falls nach Bildmaterial zu suchen.

Ein emp­feh­lens­wer­tes – und kos­ten­lo­ses – Buch über die Marketingidee hin­ter „kos­ten­lo­sen Produkten“ ist „Free“ von Chris Anderson.

Aber nicht immer pro­fi­tie­ren nur die Betreiber die­ser Plattformen. Manchmal schaf­fen es auch die Anbieter kos­ten­lo­ser Fotos, damit Geld zu ver­die­nen. Pixelio-​Nutzer haben vor allem zwei Möglichkeiten. Zum einen kön­nen sie ihre Fotos nur für die redak­tio­nel­le Nutzung frei­ge­ben. Wenn jemand das Foto auf die­sem Weg fin­det, es aber kom­mer­zi­ell nut­zen will, kann er vom Fotografen eine kom­mer­zi­el­le Lizenz erwer­ben. Ein Pixelio-​Nutzer erklärt:

Ab und an gibt es auch finan­zi­el­le Angebote, oder ich fra­ge bei kom­mer­zi­el­ler Nutzung nach. Da war eini­ge Male schon 30€ oder mehr drin für ein Bild.“

Die zwei­te Möglichkeit zum Geld ver­die­nen ist der Verzicht auf eine Namensnennung. Die kos­ten­lo­sen Bilder dür­fen immer nur mit einer Angabe des Fotografennamens, der Pixelio-​Webseite und – bei Webnutzung – einem Link zu Pixelio genutzt wer­den. Manche Bildsucher wol­len das aber nicht und bie­ten dem Fotografen Geld, wenn er auf eine Namensnennung ver­zich­tet. Der oben erwähn­te RainerSturm nutzt das beispielsweise:

Die ein­zi­ge sich erge­ben­de Geldquelle ist manch­mal dann gege­ben, wenn jemand ein Motiv ohne Bildquelle nut­zen will. Das kos­tet dann zwi­schen 45 und 60 Euro und er bekommt dann auch eine ordent­li­che Rechnung mit Mehrwertsteuer etc.“

Die Umwandlung von kos­ten­lo­sen Medien in Umsätze funk­tio­niert nicht nur bei Fotos, son­dern manch­mal auch bei geklau­ten Songs, wie das Stefan Niggemeier anhand die­ses Beispiels illustriert.

7. Werbeffekt

Eine Variante des sechs­ten Grundes für kos­ten­lo­se Fotos ist der Werbeffekt. Hier wird vom Bildanbieter wie­der die Tatsache genutzt, dass die Bildnutzer kos­ten­lo­ser Fotos die Bildquelle ange­ben müs­sen. Da die Fotografen bestim­men dür­fen, wel­cher Name als Urheberhinweis benutzt wer­den soll, eröff­net sich die Möglichkeit, sei­nen Firmennamen oder sei­ne Webadresse häu­fig gedruckt oder ver­linkt zu sehen. Das kann zu mehr Kunden füh­ren, zu mehr Traffic oder zu einem bes­se­ren Ranking in Suchmaschinen, was eben­falls Geld Wert ist.

Beispiele gibt es bei Pixelio eini­ge. Der Fotograf Alexander Hauk lässt als Quelle „Alexander Hauk /​ www.alexander-hauk.de /​ pixelio.de“ ange­ben und ver­linkt damit auf sein Medienarchiv. Eine Firma ver­langt als Bildnachweis die Angabe ihrer Domain „www.foto-fine-art.de /​ pixelio.de“ und sorgt so für die Verbreitung ihrer Internetseite für Leinwanddrucke. Der User Christoph Aron möch­te als Namen „Christoph Aron (www.pixelmaster‑x.de) /​ pixelio.de“ ange­ge­ben wis­sen und ver­linkt so auf sei­ne pri­va­te Fotoseite.

8. Abmahnungen

Es gibt vor allem bei den kos­ten­lo­sen Fotodatenbanken auch eine dunk­le Seite. Wenn die Fotos schon nix kos­ten, legen die Fotografen gestei­ger­ten Wert dar­auf, dass die oben mehr­fach erwähn­te Namensnennung auch wirk­lich erfolgt. Ignorieren Nutzer die­se Bedingung, gibt es schnell eine – kos­ten­pflich­ti­ge – Abmahnung.

Ein Pixelio-​Nutzer schrieb mir:

Es gibt lei­der auch immer wie­der Unternehmen, die selbst bei kos­ten­lo­sen Fotos das Mindestmaß an Anstand nicht ein­hal­ten und die Fotos ohne die vor­ge­schrie­be­ne Nennung von Quelle und Fotografen nut­zen. Sowas macht mich dann natür­lich wütend und die bekom­men von mir auf die Finger.“

Es ist klar, dass eini­ge Fotografen die Geduld ver­lie­ren, wenn sie regel­mä­ßig ihre Fotos ohne Urhebernennung fin­den. Nun aber eini­ge Worte der Warnung: Es scheint jedoch auch Leute zu geben, die es genau dar­auf anle­gen und dann schnell durch eine drei- bis vier­stel­li­ge Abmahnsumme in Zusammenarbeit mit einem Anwalt Geld ver­die­nen wol­len. Zwei Fälle sind hier und hier im Pixelio-​Forum beschrie­ben. Eine wei­te­re – schon betrü­ge­ri­sche – Masche ist hier beschrie­ben, bei der Fotos anonym zu kos­ten­lo­sen Bilddatenbanken hoch­ge­la­den wer­den, die­se dann nach einer Weile gelöscht wer­den und den Nutzern auf ein­mal Abmahnungen ins Haus flat­tern, weil die Bilder urhe­ber­recht­lich geschützt sei­en. Da die Anmeldedaten bei der kos­ten­lo­sen Datenbank nicht über­prüf­bar sind, kann der Nutzer nicht nach­wei­sen, dass das Bild zum Zeitpunkt des Downloads wirk­lich frei von Rechten Dritter war.

Eine ähn­li­che Betrugsmasche – nur mit der Creative Commons-​Lizenz – für kos­ten­lo­se Bilder beschreibt aus­führ­lich der Fotograf Dan Heller in sei­nem Blog.

Nur zur Klarstellung: Den meis­ten Pixelio-​Nutzern liegt es fern, die­se letz­te Methode zu nut­zen, aber es ist schon vor­ge­kom­men und eini­ge weni­ge Fotografen schei­nen – for­mu­lie­ren wir es vor­sich­tig – dem Gedanken nicht abge­neigt zu sein.

Nun zu Euch: Bietet ihr manch­mal kos­ten­lo­se Fotos an? Wenn ja, war­um? Und habt ihr damit auch schon direkt oder indi­rekt Geld ver­die­nen kön­nen? Wie?

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20 Geschenkideen von und für Fotografen

Alle Jahre wie­der: Fotografen kra­men in ihren Fotos des letz­ten Jahres, um schnell vor der Bescherung noch einen Foto-​Kalender als Geschenk fer­tig­zu­stel­len und sto­ßen beim Entpacken der eige­nen Gaben auf einen Berg von Objektiv-​Reinigungstüchern und eine neue Multifunktionsweste.

Deswegen die­ses Jahr recht­zei­tig vor Weihnachten eini­ge Geschenktipps VON und FÜR Fotografen, zum Schenken und Beschenktwerden.

  • Wer als Fotograf sei­ne Hände kaum von der Kamera las­sen kann, ist eher zu einer Pause zu bewe­gen, wenn er die Hände um ein Objektiv(-Becher) von Canon oder Nikon legen kann, um dar­aus sei­nen Kaffee zu schlürfen.
  • Damit der Nachwuchs recht­zei­tig auf die rich­ti­ge Fährte gesetzt wird, emp­feh­le ich die­se Plüschkamera für Babies: Ein Spiegel im Objektiv und Display sor­gen für die Aufmerksamkeit der klei­nen Krabbler, beim Auslösen quietscht es und die Kamera klap­pert beim Schütteln. Pure Handarbeit ist die­se indi­vi­dua­li­sier­ba­re Filzkamera als Spielzeug für die Kleinsten.
  • Wenn das Kind grö­ßer wird, gibt es Kinderkameras*, mit denen schon ech­te Bilder ent­ste­hen. Auf fotografr.de gibt es einen Erfahrungsbericht.
  • Wer es eine Spur krea­ti­ver liebt, kann die Kinder ihre LEGO-​Kamera* selbst zusam­men­bau­en lassen.
  • Als Schlüsselanhänger gibt es auch die­se Kamera*, die sogar mit einem Klicken aus­löst und dabei eine LED leuch­ten lässt.
  • Für die Falz- und Faltfreunde gibt es die Canon 5D Mark II als Papierversion zum Nachbauen – sogar kostenlos
  • Wer statt­des­sen mit einer imi­tier­ten Nikon D3 ange­ben will, zieht sich die­ses T‑Shirt mit dem pas­sen­den Aufdruck an.
  • Hier gibt es noch 20 wei­te­re Vorschläge für Fotografen-​Shirts.
  • Damit Fotografen im Winter nicht frie­ren gibt es die­se Handschuhe mit abge­schnit­te­nem Daumen und Zeigefinger. So bleibt der Finger auf dem Auslöser.
  • Weibliche Fotografen erfreu­en sich ent­we­der an die­sen Kamera-​Ohrringen, dem rosa Kamera-​Ring oder der coo­len Kamera-​Brosche aus Leder zum Anstecken. Alternativ gibt es auch einen Filz-​Anstecker.
  • Besonders für Hochzeitsfotografen eig­nen sich die­se Kamera-​Manschettenknöpfe .
  • Retro-​Fans schen­ken die­se Teller+Becher-Kombination mit Polaroid-​Motiven. Das Ganze gibt es übri­gens auch mit Kassetten oder Schallplatten.
  • Wer etwas mehr Geld in der Tasche hat, macht einem Fotografen Freude mit die­sem selbst­auf­blas­ba­ren Fotostudio zum Mitnehmen.
  • Ebenfalls teu­er, aber defi­ni­tiv ein Hingucker sind die­se Fotopapiere, die selbst leuch­ten. Eignen sich beson­ders für Nachtaufnahmen…
  • Ein Geschenk, was sich selbst ren­tiert, ist *hüs­tel* mein eige­nes Buch „Stockfotografie. Geld ver­die­nen mit eige­nen Fotos“*. Aber schaut vor­her, ob es der Beschenkte nicht schon im Regal ste­hen hat.
  • Auf der Photojojo-​Seite gibt es noch vie­le wei­te­re Geschenkideen spe­zi­ell für Fotografen (zum Beispiel die Photoshop-​Kühlschrankmagneten), jedoch recht teu­er und mit hohen Versandkosten.
  • Wer sich rich­tig Mühe machen will, schenkt sei­nem gelieb­ten Fotografen einen per­sön­lich zusam­men­ge­stell­ten Geschenkkorb.

Hinweis: Wer sich Geschenke aus dem Ausland bestellt, soll­te dar­auf ach­ten, ob die Produkte recht­zei­tig zu Heiligabend ankommen!

Was für Geschenke wür­det ihr Euch als Fotograf wün­schen bzw. was schenkt ihr als Fotograf anderen?

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Rezension: „What The Duck. A W.T.D. Collection“ von Aaron Johnson

Einige wis­sen viel­leicht, dass neben der Fotografie Comics mei­ne Leidenschaft sind. Mehrere Regalmeter im Wohnzimmer sind mit Comics gefüllt und selbst mei­ne Diplomarbeit im Bereich Politikwissenschaft habe ich zum Thema „Politikanalyse in Comics“ ver­fasst. Umso mehr freu­te ich mich, als ich vor eini­gen Jahren „What The Duck“ ent­deck­te: Eine Comicserie über eine Ente als Fotograf!

what-the-duck-cover

What The Duck ist wie eine lose Mischung aus „Dilbert“ (Inhalt), „Garfield“ (inne­re Einstellung) und „The Boondocks“ (Zeichenstil). Immer etwas schlecht gelaunt, unter­be­zahlt, von Frauen gemie­den und von Kollegen geschmäht, rollt die Ente ihre Arbeit als Fotograf auf und schlägt sich mit unzu­frie­de­nen Kunden, eit­len Künstlern, fre­chen Kindern und sar­kas­ti­schen Praktikanten her­um. Das sieht dann zum Beispiel so aus:

What The Duck 776

Viele der Strips sind irre komisch – jedoch nur für Fotografen. Ein gutes Beispiel dafür sind die­se beiden:

What The Duck 769

What The Duck 12

Im Buch sind die durch­gän­gig far­bi­gen Strips der letz­ten Zeit abge­druckt, je fünf klei­ne und ein gro­ßer Comic-​Strip pro Woche auf ca. 120 Seiten.  Insgesamt macht das ca. 280 ein­zel­ne Comics. Wer „What The Duck“ als RSS-​Feed abon­niert hat oder regel­mä­ßig Comic-​Webseite besucht, wird die Comics ken­nen. Sein zwei­tes Buch „A W.T.D. Collection“ ver­sam­melt die Comics von 2007 bis 2008, die alle auch gra­tis online ange­schaut wer­den kön­nen. Dort hat­te der Zeichner Aaron Johnson übri­gens die genia­le Idee, sei­ne Fans die Titel der jewei­li­gen Folge bestim­men zu las­sen, indem sie Vorschläge unter dem Comic als Kommentar abge­ben kön­nen. Außerdem gibt es ein­ge ani­mier­te Versionen des Comic-​Stripy in sei­nem YouTube-​Kanal. Meine bei­den Favoriten dort sind übri­gens die­ser und die­ser hier:

Auch wenn jeder die Comics täg­lich online lesen kann, ist es etwas ande­res, ent­spannt mit dem Buch auf dem Sofa zu lie­gen, Eis zu essen und ganz vie­le Folgen hin­ter­ein­an­der zu lesen, ohne 24 Stunden war­ten zu müs­sen. Bei Amazon gibt es das Buch übri­gens gera­de für unter 10 Euro, ide­al als gutes (Weihnachts)geschenk.

Stockfotografie-​Interview mit Jonathan Ross (Fotograf) Teil 2

Gestern habe ich hier das Interview mit dem Stockfotografen und Blend-​Gründer Jonathan Ross begon­nen. Heute geht es gleich weiter.

Wie wür­dest Du den Unterschied zwi­schen Auftragsfotografie  und Stockfotografie beschreiben?

Auftragsarbeiten haben oft vie­le Ringe, durch die ein Fotograf sprin­gen muss und bis der Kunde glück­lich mit den Ergebnissen ist, ist der Spaß und die Kreativität schon stark ver­wäs­sert. Außerdem hast Du immer paar Leute, die Dir über die Schulter schau­en und Ratschläge geben. Manchmal kann das hilf­reich sein, manch­mal aber auch ablenkend.

Stockfotografie erlaubt mir, mei­nen eige­nen Zeitplan zu wäh­len, so daß ich bei allen Familienereignissen wie Wettkämpfen oder Theateraufführungen dabei sein kann und trotz­dem die Shootings machen kann, die ich will. Die Freiheit hat aber auch ihren Preis. Du musst sehr moti­viert sein, Dich selbst am Laufen zu hal­ten. Wenn Du einen Kunden hast, musst Du bei ihm erschei­nen. Wenn Du ein Stock-​Shooting machst, musst Du immer alles am Laufen halten.

Foto von Jonathan Ross

Wie vie­le Bildagenturen belie­ferst Du regelmäßig?

Momentan belie­fern wir 13 Bildagenturen, wenn man Microstock mit­zählt. Getty Images hat uns in ver­schie­de­nen Bildkollektionen, das macht dann zusam­men 20 ver­schie­de­ne Kollektionen.

Du hast erst vor kur­zem mit Microstock ange­fan­gen. Was ist der größ­te Unterschied ver­gli­chen zum „klas­si­schen“ Bildermarkt?

Das Hochladen zu den Bildagenturen ist eine Qual und dar­um haben wir Lookstat.com beauf­tragt, das für uns zu über­neh­men. Sie machen einen groß­ar­ti­gen Job für wenig Geld. Microstock wächst lang­sam aus den Kinderschuhen und das war unser Grund, dort mit­zu­ma­chen. Der Markt ist noch jung und ich den­ke, jemand der ein gutes Händchen für Kundenbedürfnisse hat, wird sich dort ganz gut schla­gen. Wir haben 3500 Bilder in drei Monaten für Microstock pro­du­ziert und die­se Zahlen könn­ten wir für Macrostock gar nicht errei­chen. Nun wol­len wir nur noch stei­gen­de Verkäufe sehen. Wie haben die Hälfte der Bilder hoch­ge­la­den, um zu sehen, wie es läuft und nach sechs Monaten bei fünf Microstock-​Agenturen haben sie die Produktionskosten wie­der ein­ge­spielt. Wir laden nun die­se Bilder und den Rest der 3500 Fotos zu ins­ge­samt 10 Microstock-​Seiten hoch.

Du machst ja haupt­säch­lich People-​Fotos. Hast Du Tipps für die Arbeit mit Models?

Sorg dafür, dass sie eine gute Zeit haben. Die Probleme bei einem Shooting fan­gen dann an, wenn der Fotograf nicht jeden moti­viert und gut füh­len lässt, das ist die „Durchsicker-​Theorie“ (trick­le down effect). Es zeigt sich in den Fotos und kos­tet Dich Verkäufe. Eine brau­chen mehr Zuredung, ande­re legen ein­fach los, ohne dass ich fra­gen muss. Selbst wenn ein Model einen mise­ra­blen Job macht, las­se ich sie im Glauben, sie habe ihr Bestes gege­ben. Wenn das Shooting vor­bei ist, ist es nicht mei­ne Aufgabe, hohe Egos wie­der run­ter­zu­ho­len. Manchmal gebe ich aber vor­sich­tig kon­struk­ti­ve Ratschläge. Unsere Shootings machen Spaß und das spricht sich her­um. Die Models in unse­rer Gegend arbei­ten ger­ne mit uns zusam­men und wenn es mal län­ger dau­ert, for­dern sie nicht sofort mehr Geld. Es ist Teamarbeit. Seit also nicht zu schüch­tern, die Models und das Team zu unter­hal­ten. Am Ende eines Shootings kom­me ich mir vor als hät­te ich einen 6‑Stunden-​Auftritt gehabt und bin dann erschöpft.

Foto von Jonathan Ross

Mit was für Models arbei­test Du am liebsten?

Auf jeden Fall mit Kindern. Ich bin im Herzen auch noch ein gro­ßes Kind. Ich lie­be es, Kinder beim Sport zu trai­nie­ren und beim Fotografieren ist das Eis viel schnel­ler gebro­chen als bei Erwachsenen. Wenn ein Kind erst mal rich­tig lacht, dann ist es auch echt. Bei Erwachsenen wird der Ausdruck jedes Mal ein biß­chen bes­ser, je län­ger wir zusam­men­ar­bei­ten, da dann erst die Barrieren fal­len. Bei einem Kind dau­ert das viel­leicht zehn Minuten. Kurz Fangen spie­len und dann las­se ich die Kinder selbst kurz paar Fotos machen, damit sie mer­ken, was ich gleich machen wer­de und dann geht der Spaß los.

Außerdem mag ich extro­ver­tier­te Models. ich ver­schwen­de mei­ne Zeit nicht mehr mit intro­ver­tier­ten Models, die schwer zu moti­vie­ren sind, wenn es da drau­ßen so vie­le Models gibt, die ver­rückt danach sind, Fotos von sich machen zu lassen.

Arbeitest Du lie­ber im Studio oder on location?

Ich arbei­te immer lie­ber on loca­ti­on. Obwohl ich im Laufe mei­ner Karriere meh­re­re Studios hat­te, bin ich momen­tan nur noch on loca­ti­on. Mal sehen, wie das in paar Jahren wird. Ich lie­be die Herausforderung, einen neu­en Ort zu betre­ten und ihn für Dich arbei­ten zu las­sen, vor allem bei der Belichtung. Außerdem fal­len mir vor Ort mehr Foto-​Konzepte ein als im Studio. Das fühlt sich immer so an, als gin­ge ich ins Büro.

Wie oft fin­dest Du Bilder von Dir in Zeitungen oder der Werbung?

Überall. Ich kann kei­ne Zeitschrift auf­schla­gen, ohne min­des­tens ein Foto von mir zu fin­den. Ich sit­ze gera­de im Flugzeug und habe eben mei­nem jüngs­ten Sohn gesagt, er kön­ne ja mal das „Alaska Airline“-Magazin neh­men und schau­en, wie lan­ge er braucht, um eins von Daddys Fotos zu fin­den. Er hat kei­ne 15 Sekunden gebraucht. Es ist echt erstaun­lich, wie vie­le Fotos man fin­det, wenn man schaut. Meine Frau ist aber der grö­ße­re Magazin-​Leser und reißt mir dann immer die Seiten raus.

Was macht eine gute Bildagentur aus?

Eine gute Agentur erkennt das Potential ihrer Fotografen und den Wert einer engen Zusammenarbeit. Sie lässt sie bes­ten Fotos nach ganz oben in die Suchergebnisse, sodaß Käufer die­se zuerst sehen. Aber am wich­tigs­ten ist, dass gute Bildagenturen wis­sen, wie man mit Bildkäufern arbei­tet und ihre Bedürfnisse befrie­digt. Das ist der wich­tigs­te Job. Sobald sie einen guten Kunden haben, müs­sen sie eine star­ke Bindung auf­bau­en, um ihn nicht an die Konkurrenz zu ver­lie­ren. Viele sagen, der Kunde kauft ein­fach dort, wo es das Bild gibt, was er braucht. Das stimmt zum Teil, aber ich glau­be auch, dass der Beziehungsaspekt eben­falls wich­tig ist. Gute Bildagenturen behan­deln ihre Kunden mit dem größ­ten Respekt, denn Bildkäufer sagen, dass die Bequemlichkeit und die Kommunikation mit einer Agentur die aus­schlag­ge­ben­den Faktoren für die Auswahl sind.

Wie hat sich der Stockfotografie-​Markt aus Deiner Sicht in den letz­ten Jahren geändert?

Microstock hat den Markt stark ver­än­dert. Es hat dem Macrostock-​Bereich Verkäufe gekos­tet, aber auch vie­le neue Kunden in den Markt ein­ge­bracht, was immer gut ist. Ich den­ke, der Kampf zwi­schen den ein­zel­nen Marktsegmenten wird nach­las­sen, da es immer mehr Angebote in der Mitte gibt. Die neue Vetta-​Collection von istock­pho­to ist ein gutes Beispiel. Auch die Digitalisierung war eine gro­ße Änderung. Heute ist es sehr leicht, Fotografie zu ler­nen, ohne eine rich­ti­ge Ausbildung dafür zu haben, obwohl ich das nicht emp­feh­le. Bildung ist immer der Schlüssel zur Erweiterung Deiner Fähigkeiten.

Was glaubst Du, wie wird sich der Markt entwickeln?

Wenn ich das wüß­te, wäre ich ein rei­cher Mann. Er wird sich wei­ter in ver­schie­de­ne Richtungen ent­wick­len. Ich den­ke, die Videoverkäufe im Microstock-​Bereich wer­den zuneh­men, aber haupt­säch­lich für die Web-​Nutzung. Es wird immer einen Bedarf an Werbung geben und solan­ge die­se visu­ell ist, wird es auch Stockfotos geben. Nischen-​Kollektionen wer­den auch im Microstock-​Bereich zuneh­men. Ich den­ke, man kann direk­te Vergleiche zwi­schen der Entwicklung von Macrostock RF und der Zukunft von Microstock machen.

Foto von Jonathan Ross

Was war Dein größ­ter Fehler im Foto-Geschäft?

Bisher hat­te ich viel Glück und konn­te gro­ße Fehler ver­mei­den. Ich den­ke, das liegt auch dar­an, dass wir jedes Jahr Recherchen machen, wel­che Marktbereiche im Trend lie­gen und uns dar­auf kon­zen­trie­ren. Das größ­te Risiko hat­te ich auf mich genom­men, als ich noch Werbung foto­gra­fiert habe. Wir haben den Fehler gemacht, 80% unse­res Einkommens von einem Kunden bestim­men zu las­sen. 1995 haben wir dann einen Anruf bekom­men, dass der Kunde jetzt in ein neu­es Digitalsystem inves­tiert und unse­re Dienste nicht mehr benötigt.

Voller Panik recher­chier­ten wir nach die­ser Digitalfotografie und nah­men unse­ren ein­zi­gen Kredit auf. $60.000, als wir kei­ne Rücklagen hat­ten, uns das neus­te Digitalsystem zu kau­fen. Da war damals die Sinarcam. Ich habe sechs Monate gebraucht, um mir alles selbst bei­zu­brin­gen. Vorher hat­te ich nicht mal an einer Tastatur getippt, geschwei­ge denn ein Histogramm gese­hen. Aber es hat sich bezahlt gemacht und wir beka­men einen Zwei-​Jahres-​Auftrag, um alle Kleidungsstücke einer Eddie Bauer-​Kollektion für deren Webseite zu foto­gra­fie­ren. Von da ging es wie­der berg­auf, da zu die­ser Zeit nur weni­ge schon digi­tal gear­bei­tet haben.

Hast Du Tipps für ange­hen­de Stockfotografen?

Video! Microstock-​Video. Aber auch hier gilt es, die rich­ti­gen Inhalte zu fin­den, um die Kunden zufrie­den­zu­stel­len. Das ein­zi­ge Hindernis für gute Videos ist die teu­re Ausrüstung, aber schon mit einer Canon 5D Mark II kann man anfan­gen. Tiefenschärfe ist ein wich­ti­ger Faktor, um Deine Filme pro­fes­sio­nell aus­se­hen zu las­sen, zusam­men mit Kamerawagen, Galgenstativen und Dauerlicht. Es ist kei­ne gerin­ge Investition, um alles rich­tig zu machen, aber es wird von Tag zu Tag bil­li­ger. Festbrennweiten sind zwar teu­er, aber wirk­lich am bes­ten für Bewegtbilder. Du kannst mit einer 5D Mark II anfan­gen und von dort wei­ter­ma­chen. Lasse es nicht die ande­ren machen oder man­geln­des Kapital eine Ausrede sein, nicht zu kon­kur­rie­ren. Und wenn Du nach Deiner Ausbildung an einer Fotoschule in einem Studio arbei­ten kannst, um davon zu leben und von den Fehlern der ande­ren zu ler­nen, wür­de ich das auch empfehlen.

Was ist der Fehler, den die meis­ten neu­en Stockfotografen machen?

Sie den­ken nicht wie Bildkäufer. Sie laden Bilder hoch, die kei­ner kau­fen will und wäh­len zu vie­le ähn­li­che Bilder aus, nur um ein gro­ßes Portfolio zu haben. Das sind alles Fehler.

Rechnest Du aus, wie viel Dich Deine Bilder kosten?

Ja, ich kal­ku­lie­re den „cost per image“. Jetzt, wo wir Videos und Fotos zusam­men an zwei Tageshälften machen, haben wir die Kosten pro Clip oder Foto auf ca. $50 drü­cken kön­nen. Wir könn­ten es auch für weni­ger pro­du­zie­ren, aber gute Models sind sehr wich­tig für die Verkäufe. Sie holen ihren Preis durch zusätz­li­che Verkäufe leicht rein und sie sor­gend dafür, dass ein Tag schnel­ler und rei­bungs­lo­ser vor­über geht und Du mehr Fotos machen kannst.

Foto von Jonathan Ross

Kann man Dein „Shootingtag in 3 Minuten“-Video auf YouTube sehen?

Nein, lei­der habe ich es noch nicht in die YouTube-​Welt geschafft, aber gib mir einen Monat. Diese gan­zen Social Networking-​Geschichten sind ein neu­er Teil des Business, auch für mich. Ich habe kei­ne Ahnung, wohin das führt. Aber bis dahin kannst Du das Video hier anschau­en. Viele Leute fin­den das Video ganz lus­tig, aber wenn Du genau hin­schaust, siehst Du, wie alles fließt, um die Bildausbeute hoch zu hal­ten. Es war sehr spa­ßig, das Video zu machen. Wir wol­len noch mehr „Hinter den Kulissen“-Material dre­hen, um es mit ande­ren Fotografen zu teilen.

Ich will zum Schluss noch sagen, dass das unse­re Methode ist. Wenn Du Informationen fin­dest, von denen Du glaubst, sie könn­ten Deinen Arbeitsablauf ver­bes­sern, dann pro­bie­ren wir das aus. Aber ich ken­ne vie­le erfolg­rei­che Stockfotografen und das Einzige, was sie gemein­sam haben, ist, dass sie alle auf ganz ver­schie­de­nen Wegen an die Spitze gekom­men sind. Es gibt also kei­nen rich­ti­gen Weg. Mach, was Dich am bes­ten wei­ter­bringt und sor­ge dafür, dass es wei­ter­hin Spaß macht.

Danke, Robert, für das Interview. Ich bin ein gro­ßer Fan von Stockfotografen, die zusam­men­ar­bei­ten, um den Bildermarkt zu ver­bes­sern. Wenn mir jemand auf Twitter fol­gen will, fin­det er mich unter jona­t­han­jross. Fröhliches Fotografieren Euch allen! Shoot! Shoot! Shoot!

Auch Dir vie­len Dank für das Interview!

Wer mehr über Jonathan Ross wis­sen will, fin­det hier vie­le span­nen­de Infos über ihn:

Surfing The Stock Photography Revolution“ – Diashow-​Mitschnitt einer 48-​minütigen Präsentation von Jonathan Ross auf der PACA-​Konferenz im März 2009. Bei Minute 20 gibt es auch das Video aus der letz­ten Frage zu sehen. Außerdem sehr sel­ten: Er zeigt Bilder und erklärt, wie viel Geld er mit jedem ein­zel­nen ver­dient hat.
Andersen Ross – sei­ne Produktionsfirma, die er zusam­men mit sei­ner Frau betreibt
Jonathan Ross Interview – mit John Lund über die Zukunft der Stockfotografie
Photographers Working Together in a Three Tiered Stock Photo Market“ – Artikel von Jonathan Ross über die Konkurrenz zwi­schen RF, RM und Microstock

Jonathan Ross bei Getty Images
Jonathan Ross bei Dreamstime

Jonathan Ross bei Twitter

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