Hm, ist das lecker. Der Duft der heißen Kartoffeln scheint direkt aus dem Foto zu steigen, das knackige Gemüse lädt zum Reinbeißen ein und fast meine ich, dass süße Eis auf dem Titelbild auf meiner Zunge zu spüren.
Wer schon mal Rezepte aus Zeitschriften mit diesen appetitanregenden Fotos nachgekocht hat, wundert sich, warum die Ergebnisse nie so delikat wie auf den Bildern aussehen. Das Geheimnis sind die Food-Stylisten, welche die Lebensmittel (oder was wir dafür halten sollen) mit allerlei Tricks so präparieren, dass sie auf Fotos gut aussehen.
Die wenigsten Stockfotografen können sich einen Food-Stylisten leisten, der meist mehr kostet als ein Visagist. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass die Food-Stylistin Linda Bellingham im Buch „Food Styling For Photographers“ einige dieser Tricks verrät und Einblick in ihre Arbeit gibt.

Das Buch ist nach einer Einleitung und dem notwendigen Zubehör untergliedert in „Kalte Getränke““, „Salate“, „Pasta und Saucen“, „Burger und Sandwiches“, „Fleisch“, „Gemüse“, „Eiscreme“, „Desserts“, „Frühstück“ und „Dekorationen“. Das Buch mit knapp 250 Seiten ist in leicht verständlichem Englisch geschrieben und gut durchdacht: Inklusive lesbarem Layout, Glossar und Index.
Alle Schritte vom Einkauf, über die Lagerung und Vorbereitung bis hin zum Garnieren am Set werden ausführlich beschrieben. Nach dem Lesen des Buchs betrachte ich Food-Fotos mit ganz anderen Augen. Ich weiß, dass die Spuren vom Grillrost mit einem heißen Metallstab (z.B. Holzkohleanzünder) erzeugt werden, dass Sandwiches mit Zahnstochern aufwändig festgesteckt werden oder dass Eis auf Fotos aus gefärbtem und gezuckertem Frischkäse besteht.
So hilfreich diese Tipps auch sind, frustriert einen die englische Variante manchmal. Schwierige Fachbegriffe wie „Basting syringe“ (Fettspritze) oder „wire mesh strainer“ (Maschendrahtsieb) müssen erst mal übersetzt werden, die Maßeinheiten erfordern Umrechnen (oder wer weiß aus dem Kopf, wieviel ein Viertel Inch ist?) und einige Produkte sind in Deutschland kaum erhältlich.
Dazu zählt auch das Wundermittel „Fruit Fresh Produce Protector“, welches genau das macht, was der Name verspricht: Es hält geschnittenes Obst und Gemüse länger frisch, ohne dass es braun wird. Das kann als Behelf jedoch auch aus einer Mischung aus Ascorbinsäure, Zitronensäure, Kieselerde und viel Eiswasser angemischt werden.
Zu jedem Kapitel des Buches gibt es auch ein Foto des fertigen Sets und ein Making-Of-Foto, wie der Setaufbau aussieht. Dazu kommentiert die Fotografin Jean Ann Bybee kurz ihre Arbeit. Die Fotos sehen alle sehr einladend aus, aber da sich das Buch ausdrücklich an Fotografen richtet, hätte ich mir mehr Informationen zu den Fotos gewünscht, zum Beispiel Blende/Belichtungszeit, verwendetes Objektiv und mehr.
Wer sich auf Food-Fotografie spezialisieren möchte, für den ist das Buch dennoch eine Pflichtlektüre.
Bisherige Rezensionen:
„Microstock Photography. How To Make Money From Your Digital Images“ von Douglas Freer
“Wie sie mit eigenen Fotos Geld verdienen” von Helma Spona
“Fotos sehen, verstehen, gestalten” von Martin Schuster
“Mit eigenen Fotos Geld verdienen” von Lee Frost
