Laut der Webseite heise.de wurden unter anderem die beiden Webseiten EyeEm und 500px gehackt. Kopiert wurden bei EyeEm ca. 22 Mio. Nutzerdaten sowie ca. 15 Mio. Nutzerdaten bei 500px aus dem Zeitraum 2016 bis 2018.
Zu den Nutzerdaten sollen E‑Mail-Adressen, Namen und Passwörter gehören. Zwar sollen die Kennwörter nicht im Klartext vorliegen, sondern durch verschiedene Hash-Verfahren verschlüsselt worden sein. Unklar ist jedoch, wie sicher das jeweils verwendete Hash-Verfahren ist.
In jedem Fall empfiehlt sich deshalb eine Passwortänderung, wenn jemand einen aktiven Account bei einem der beiden Webseiten hat.
Auch die Webseiten Animoto, Fotolog, Artsy und andere sind betroffen.
Manchmal erhalte ich Anfragen von Leuten, die Geld mit ihren Bildern verdienen wollen, ohne sie über „klassische“ Bildagenturen anzubieten. Die Antwort fällt mir etwas schwer, weil ich das selten mache. Um die Neugier trotzdem etwas zu befriedigen, habe ich mit Hilfe einiger Kolleginnen und Kollegen eine Auswahl an Alternativen erstellt.
Im Gegensatz zu meinen sonstige Artikeln fließen hier deutlich weniger persönliche Erfahrungen von mir ein, dafür versuche ich, auf die Erfahrungen anderer zu verlinken.
Kalender verkaufen
Statt Fotos kann man auch Kalender mit eigenen Bildern verkaufen. 2012 startete in diesem Bereich der Anbieter Calvendo, welcher mittlerweile im Bereich der „Self Publishing“-Kalender der Marktführer ist. Der Vorteil einer Zusammenarbeit mit Calvendo ist, dass die fertigen Kalender eine ISBN-Nummer erhalten und damit bei allen Buchhändlern gelistet sind. Der Nachteil ist der zusätzliche Aufwand der Kalender-Gestaltung, immer verbunden mit eventuellen Ablehnungen der Kalender seitens Calvendo, wenn die Motive nicht gut genug oder das Thema schon überlaufen ist. Einer der ausführlichsten und lesenswertesten Erfahrungsberichte gibt es hier von Tommaso Maiocchi.
Andere Anbieter, wo man seine eigenen Kalender anbieten kann, sind zum Beispiel der Shop-Bereich von meinbildkalender.de oder lulu.com.
Print-On-Demand Webseiten
Ich bin mir nicht sicher, ob der Begriff vollkommen passend ist, ich meine jedenfalls Webseiten, wo Leute alle möglichen Produkte mit deinen Motiven bestellen können. Üblicherweise sind das T‑Shirts, Tassen oder Poster, es gibt auch aber alle möglichen anderen Produkte wie Brotdosen, Handyhüllen und so weiter.
Bekannte Anbieter sind hier zum Beispiel Zazzle, Redbubble, Cafépress, Society6, Spreadshirt, Fineartprint und einige mehr. Während die ersten vier Firmen fast alles bedrucken, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist, haben sich andere Anbieter etwas spezialisiert, Spreadshirt zum Beispiel auf T‑Shirts (und andere Kleidung) oder Fineartprint auf Kunstdrucke.
Der Vorteil dieser Firmen ist, dass hier eine ganz andere Zielgruppe als bei Bildagenturen angesprochen wird: Weniger die Firmenkunden, sondern vor allem Privatkunden, die Geschenke suchen oder Dekoration für die eigene Wohnung. Der Nachteil ist, dass man bei den Firmen oft jedes Produkt für die unterschiedlichen Produkte anpassen muss. Mit „einfach zig Bilder hochladen und fertig“ ist hier meist nicht getan. Außerdem muss je nach Anbieter und Produkt das Druckverfahren berücksichtigt werden, weil zum Beispiel ganz dünne Linien meist nicht gut gedruckt wiedergegeben werden können.
Wer sich einen Eindruck von den Verkaufsmöglichkeiten machen will, findet bei Fineartprint eine Liste der „Top 100 Verkäufer“ mit Verkaufszahlen zu jedem Bild angezeigt. Demnach haben die Top-Verkäufer mit ca. 1000–2000 Bildern online bisher knapp 3000 Verkäufe insgesamt erzielt. Eine der Top-Verkäuferinnen bei Zazzle teilt hier ausgiebige Zahlen zu ihren Einnahmen.
DIY-Webseiten
Wer eine stärkere Kontrolle über die angebotenen Produkte und deren Qualität behalten will, kann komplett eigene (Foto-)Produkte über Webseiten wie Etsy anbieten. Der offensichtliche Nachteil ist hier, dass man die Produkte selbst vorrätig haben und dann auch verschicken muss. Deswegen eignet sich dieser Kanal meines Erachtens weniger gut für Fotoprodukte. Wer es dennoch wagen will, findet hier eine Gebührenübersicht von Etsy.
Nicht ganz treffend, aber als erster Einblick vielleicht nützlich sind diese Beispiele erfolgreicher DIY-Schmuckanbieter bei Etsy. Hier ist ein weiterer Umsatzbericht einer erfolgreichen Etsy-Verkäuferin.
Digitale Marktplätze für Kreative
Mit „digitalen Kreativ-Marktplätzen“ meine ich Webseiten wie Creative Market, Gumroad oder TheHungryJPEG. Diese Webseiten kommen Bildagenturen schon sehr nahe, mit dem Unterschied, dass hier die Künstler deutlich mehr Einfluss auf die Präsentation ihrer Produkte und der Angebote haben. Außerdem ist das Angebot weniger standarisiert, es können neben Fotos oder Illustrationen zum Beispiel auch Fonts, Templates, Photoshop-Pinsel, Layer Styles und vieles mehr angeboten werden. Gerne werden dort einzelne Produkte zu „Bundles“ zusammengefasst, die zusammen günstiger als die einzelnen Produkte sind.
Es gibt etliche Erfahrungsberichte und Tipps zu Creative Market online, hier einer als Beispiel. Zu Gumroad gibt es hier oder hier gemischte Berichte.
Für reine Fotos sind diese Webseiten nicht unbedingt die besten Anlaufstelle, wer aber neben Fotos andere digitale Kreativprodukte herstellen kann, für den können diese Marktplätze durchaus lohnend sein.
Wer noch mehr Kontrolle haben will, kann mit Diensten wie Sellfy, Shopify oder Xmstore auch einen eigenen Shop oder eine eigene Bildagentur aufbauen.
Bildagenturen, die anders sein wollen
Wer das Konzept von Bildagenturen schon ganz attraktiv findet, sich aber nur nicht mit dem bevorzugten Bildstil anfreunden kann, sollte sich „alternative“ Bildagenturen anschauen, die meist nach einem sehr ähnlichen Prinzip arbeiten, aber je nach Agentur einen ganz anderen Bildlook bevorzugen.
Dazu gehören zum Beispiel Firmen wie Photocase, Stocksy, 500px, Twenty20 oder EyeEm, welche oft aus Fotocommunites hervorgegangen sind. Bei Photocase haben zum Beispiel einige Fotografen gute Erfahrungen gemacht, wenn sie gezielt die Bilder dort hochgeladen haben, welche ihnen bei Shutterstock oder Adobe Stock abgelehnt wurden. Mein Kollege Michael Zwahlen hat über seine Einnahmen bei EyeEm hier berichtet. Über die Einnahmen bei Photocase im Vergleich zu Microstock-Agenturen schreibt hier Werner Rebel.
Generelle Unterschiede zu Bildagenturen
Der Hauptunterschiede der oben beschriebenenen alternativen Vertriebswege ist meines Erachtens die andere Bildsprache. Da im Gegensatz zu den Microstock-Agenturen Privatkunden abgesprochen werden, sind „schönere“ Motive gefragt, die sich gut als Wandschmuck eignen würden. Wer also gerne Blümchen, Sonnenuntergänge oder niedliche Kätzchen fotografiert, hat damit dort sicher mehr Erfolg als bei den üblichen Bildagenturen. Einige meiner Bestseller-Motive wie Business-Teams hingegen hätten bei Photocase oder Calvendo sicher keine Chance.
Der zweite Unterschied ist, dass jede dieser Seiten wieder ganz andere Anforderungen an die hochgeladenen Dateien hat und je nach Seite deutlich mehr zusätzliche Informationen (wie z.B. Vorschaubild oder Produktbeschreibung) verlangt. Teilweise werden auch nicht mal IPTC-Daten ausgelesen. Das alles macht es schwer, einen universellen Workflow zu finden, mit dem mehrere dieser Agenturen gleichzeitig beliefert werden könnten.
Unter dem Strich bleibt aber eine Gemeinsamkeit mit den großen Bildagenturen: Nur wenige Fotografen schaffen es, dort viel zu verdienen. Das sind meist auch die, die regelmäßig hohe Qualität liefern. Wer sich nicht ausgiebig mit einer Webseite beschäftigt und am Ball bleibt, wird bald wegen zu geringer Umsätze frustriert aufgeben.
Nach dem Erfolg meiner Bildagentur-Umfrage letztes Jahr habe ich auch dieses Jahr wieder eine Umfrage auf meiner Facebook-Seite gestartet, um zu fragen, bei welchen Bildagenturen meine Leserinnen und Leser im Jahr 2017 die meisten Umsätze erzielt hatten.
Die Ergebnisse sollten sie nach Umsatz absteigend sortiert als Kommentar hinterlassen. Insgesamt haben sich über 50 Leute beteiligt, weshalb ich erneut gerne die Ergebnisse auswerten möchte.
Meine Vorgehensweise:
Ich habe in einer Excel-Tabelle eine Liste gemacht und in die erste Spalte jede Agentur eingetragen, die genannt wurde. In den nächsten Spalten habe ich dann für jeden Teilnehmer und jede Agentur Punkte vergeben, basierend auf der Sortierung der genannten Agenturen. Die erste Agentur, also die mit dem meisten Umsatz bekam 10 Punkte, die als zweites genannte Agentur bekam 9 Punkte und so weiter.
Die Werte habe ich pro Agentur summiert und die Liste dann nach den Punkten sortiert. Das Ergebnis sehr ihr oben, die Zahl in Klammern ist also die Gesamtpunktzahl der jeweiligen Agentur.
Insgesamt wurden 33 verschiedene Agenturen benannt, ich habe die Liste jedoch auf die ersten 15 Agenturen beschränkt, weil das statistische Rauschen zum Ende hin mit meist nur einer Nennung sehr viel größer ist.
Hinweise:
Bei der Auswertung haben vier Leute insgesamt drei verschiedene Agenturen angegeben (2x Fotolia, 1x Eyeem, 1x Chromorange), welche sie exklusiv beliefern. Würde man diese Punkte rausrechnen, würde sich an der Reihenfolge jedoch nichts ändern, nur Chromorange würde hinten rausfallen.
Außerdem wurde bei der Umfrage nicht unterschieden, ob die Leute Videos oder Fotos oder beides verkaufen, wie viele Dateien sie online haben oder seit wann sie dort hochladen. Die hohe Platzierung von Pond5 ergibt sich zum Beispiel aus deren Videoverkäufen, jedoch vermutlich nicht aus deren Fotoverkäufen.
Meine besten Agenturen 2017
Wer die obige Liste nachrechnen oder anders auswerten will, kann das ebenfalls machen, meine Datenbasis ist ja (fast) frei einsehbar. (Hier könnt ihr auch direkt meine Excel-Tabelle runterladen). Was jedoch noch fehlt, sind die Agenturen, bei denen ich selbst 2017 am meisten Umsatz erzielt habe und die ich ebenfalls in obige Rechnung habe einfließen lassen. In Klammern wieder die Veränderung zum Vorjahr:
Adobe Stock (Fotolia) (-1)
Shutterstock (-1)
123rf (-1)
Dreamstime (-1)
Canva (+1)
Bigstock (-1)
Eyeem (+2)
Pond5 (-1)
Alamy (+1)
Westend61 (-1)
Was sagt uns diese Auswertung?
Ganz oben rangeln sich Adobe Stock und Shutterstock um die Spitzenposition, wobei Shutterstock etwas aufgeholt hat. Dann gibt sich iStock Mühe, den Anschluss nicht zu verlieren und das Mittelfeld mit 123rf, Dreamstime und EyeEm ist schon weit abgeschlagen, von den restlichen Agenturen ganz zu schweigen.
Überraschungssieger ist dieses Jahr EyeEm, welche sich um vier Plätze nach oben kämpfen konnte. Verlierer sind diesmal Pond5 und Depositphotos mit je vier Plätzen Abstieg. Canstock, Canva, Zoonar und Stocksy als Tabellenletzte im Vorjahr sind diesmal gar nicht mehr dabei.
Wer als Einsteiger in die Stockfotografie wissen will, welche Agenturen er beliefern sollte, kann im Grunde die obige Liste von oben nach unten durcharbeiten, wobei der zu erwartende Umsatz stark mit der Höhe der Balken im Diagramm korreliert.
Überrascht euch die Liste? Oder hättet ihr ähnliches erwartet?
Da ich trotzdem weiterhin mit meiner „richtigen“ digitalen Spiegelreflexkamera fotografiere, fallen mir die Unterschiede zwischen beiden Welten deutlich auf.
Wer diese Unterschiede kennt und zur richtigen Zeit einzusetzen weiß, kann seine Fotos deutlich verbessern.
Immer dabei
Der wohl wichtigste Punkt. Das Smartphone habe ich immer in der Hosentasche, die mindestens zwei Kilo schwere DSLR nicht. Motive wie diesen vollen Mülleimer* in einer öffentlichen Toilette hätte ich sonst nicht aufgenommen.
Gewicht und Größe
Die Smartphone-Kamera ist leichter und kleiner. Paradoxerweise führt eine leichtere und kleinere Kamera zu unschärferen Bildern durch mehr Verwackelungen, weil das Kameragewicht die Körperbewegungen nicht mehr ausgleichen kann. Das bedeutet: Beim Fotografieren das Smartphone bewusst ruhig halten.
Smartphones sind unauffällig
Das geringere Gewicht und die kompakte Bauweise der Smartphones bringt als Vorteil jedoch die Unauffälligkeit. Manchmal hätte ich mich einfach nicht getraut, meine riesige Kamera auszupacken, das dicke Objektiv anzuschrauben, um dann erst fünf Minuten mit Leuten diskutieren zu müssen, die meinen, mir das Fotografieren verbieten oder einfach fachsimpeln zu wollen.
Als ich mit einem Model unterwegs war, um testweise bewusst nur Smartphone-Fotos zu machen, war ich erstaunt, wie wenig wir beide wahrgenommen wurden, während die gleichen Situationen mit meiner DSLR oft eine kleine Menschentraube erzeugen würden.
Ungewöhnlichere Perspektiven möglich
Größe und Gewicht der Smartphones ermöglichen mir auch ungewöhnliche Perspektiven, die aus verschiedenen Gründen mit einer DSLR nicht oder nur schwer umsetzbar wären.
Beim Foto dieser Seerose* von oben habe ich meine Hand am Teichrand so weit ausgestreckt, dass mein Handy fast ein Meter in den Teich rein ragte, so hätte ich die DSLR nie halten können.
Bei der Aufnahme dieses Wollschweins* habe ich durch einen engmaschigen Zaun fotografieren müssen, das ging nur, weil die Linse der Smartphone-Kamera deutlich kleiner ist. Bei der DSLR hätte ich unscharf den Zaun mit auf dem Foto gehabt.
Ähnlich schwierig wäre diese Aufnahme aus dem Flugzeugfenster* mit einer DSLR weil durch die größere Linse die Gefahr viel höher wäre, Kratzer oder Reflexionen des Fensters mit auf das Bild zu bekommen.
Verstehe den kleinen Sensor
Der Bildsensor in einem iPhone 6 ist ca. 4,9 x 3,7 mm groß. Zum Vergleich: Meine Canon 5 D Mark III hat einen Bildsensor, der 36x 24 mm groß ist. Damit hat dieser eine mehr als 47x größere Fläche.
Mehr Fläche heißt oft auch: Der Sensor ist lichtempfindlicher, weil mehr Platz da ist, auf den das Licht fallen kann.
Im Umkehrschluss heißt es: Bei ungünstigen Lichtverhältnissen muss das Smartphone immer noch oft genug kapitulieren. Vor allem, wenn die Fotos verkauft werden sollen, weil die Bildagenturen streng gegen zu viel Bildrauschen sind. Will ich also abends auf einer Party fotografieren oder in einem Raum ohne Tageslicht, lasse ich das Smartphone stecken und bemühe doch die DSLR.
Der Vorteil des kleineren Sensors ist jedoch die deutlich geringere Naheinstellgrenze. Während das „Standardobjektiv“ 24–70mm f.2.8 von Canon erst ab 38 cm scharf stellen kann, sind es beim iPhone 6 nur 8 cm. Übersetzt: Ich kann fast fünf mal dichter an das Motiv rangehen. Das ist ideal für Makroaufnahmen.
Auch die Schärfentiefe ändert sich deutlich mit der Sensorgröße. Bei den Mini-Smartphone-Sensoren ist viel mehr vom Hintergrund scharf. Auch das kommt Makro-Fotografen entgegen. Ungünstig ist es hingegen für Portraits. Hier heißt es, besonders stark auf einen ruhigen Hintergrund* zu achten, der nicht vom Gesicht der fotografierten Person ablenkt.
Mobiler Workflow
Wenn ich von einem Fotoshooting mit meiner DSLR unterwegs nach Hause fahre, kann ich auf dem Weg höchstens schon mal einige Fotos löschen oder als besonders gut markieren, um sie später zu Hause am Computer weiter bearbeiten zu können.
Habe ich hingegen mit meinem Smartphone Fotos gemacht, bearbeite diese manchmal mit einigen Apps und lade ich das Foto oft schon Sekunden später über Apps wie Fotolia Instant oder EyeEm zum Verkauf hoch.
Fazit
Ich bin weit davon entfernt, meine DSLR einstauben zu lassen, nur weil ich immer mein Smartphone bei mir habe. Je nach Situation entscheide ich mich jedoch auch mal bewusst für das Handyfoto, wenn es, wie oben beschrieben, Vorteile mit sich bringt.
Seit dem Start der Smartphone-App „Fotolia Instant“ verkaufe ich regelmäßig meine Handy-Bilder und versuche, meinen kompletten Workflow auf dem Handy zu lassen, also auch die Bearbeitung und das Hochladen der Bilder unterwegs vom Smartphone aus machen zu können.
Im Laufe der Zeit haben sich einige Apps herauskristallisiert, die dafür deutlich besser geeignet sind als andere.
Bevor sich jemand über den Titel aufregt, eine Definition:
Als Profi bezeichne ich Leute, welche mit ihren Smartphone-Fotos Geld verdienen (wollen). Ich konzentriere mich außerdem auf Apps, die für die Entstehung und den Vertrieb der Fotos nötig sind. Ich bespreche hier also keine Hilfsmittel wie Sonnenstand-Rechner oder Auftragsverwaltung.
Die genannten Apps nutze ich alle auf meinem iPhone. Wenn verfügbar, gebe ich auch die Quelle für Android an, kann aber nicht garantieren, dass der Funktionsumfang oder die Qualität die gleiche ist.
Was sind gute Smartphone-Apps für professionelle Fotografen?
Wer seine Fotos verkaufen will, möchte die Bilder in der höchstmöglichen Auflösung anbieten. Zum einen weil so mehr Kunden erreicht werden, die zum Beispiel große Bilder für den Druck brauchen und zum anderen, weil Verkäufe einer höheren Auflösung je nach Agentur oft auch besser vergütet werden.
Das bedeutet, dass alle Apps nutzlos sind, welche das Originalfoto zwar problemlos importieren, aber nur einen Export in Webgrößen erlauben. Außerdem gibt es viele Apps, die zwar coole Filter anbieten, aber keine volle Kontrolle über die Stärke des Filters erlauben oder einfach das Bild zu stark filtern, sodass es zum Schluss zu künstlich aussieht.
Apps zur Aufnahme
Es gibt einige Apps, welche die eher rudimentären Funktionen der Smartphone-internen Kamera-App deutlich ausweiten, zum Beispiel „Camera+“ (iPhone) oder „Pro Camera“ (iPhone). Camera+ kann zum Beispiel beim Exportieren der Fotos auch die Geodaten entfernen, was hilfreich ist, wenn die Käufer nicht sehen sollen, wie die GPS-Koordinaten des eigenen Gartens sind. Pro Camera hingegen kann als eine der sehr wenigen Apps Fotos als TIFF speichern, um Qualitätsverluste durch Komprimierung zu vermeiden.
Ich gestehe jedoch, dass ich fast immer die normale Kamera-App nutze, weil ich diese schon direkt vom Sperrbildschirm mit einer Bewegung aktivieren kann. Bei Schnappschüssen unterwegs zählt ja jede Sekunde, bevor der „entscheidende Moment“ wieder vorbei ist.
Eine Spezial-Anwendung ist „Cycloramic“ (iPhone/Windows Phone), welche Panoramafotos und –Videos aufnehmen kann und dabei mehr Einstellungsmöglichkeiten sowie eine noch höhere Auflösung als die native Kamera-App bietet.
Wer gerne nachts fotografiert oder Langzeitbelichtungen machen will, wird „SlowShutter“ (iPhone/Android) zu schätzen lernen. Damit kann die Belichtungszeit manuell verlängert werden.
Universal-Apps zur Bearbeitung
Fast kein Foto von mir kommt in den Verkauf, ohne nicht vorher durch „Snapseed“ (iPhone/Android) gewandert zu sein. Hier kann ich Bilder drehen, zuschneiden, schärfen, „stürzende Linien“ beheben, Farbton, Helligkeit, Kontrast und vieles mehr anpassen. Es gibt viele andere Apps, die das ebenfalls können, aber Snapseed ist leicht bedienbar, dezent in der Effektstärke und hat eine ausführliche Undo-Funktion. Einziges Manko: Bei der Auswahl der Bilder aus dem Fotoalbum kann nicht durch die Vollbilddarstellungen gescrollt werden.
Eine andere Universal-App ist „Afterlight“ (iPhone/Android), die zusätzlich auch Doppelbelichtungen, Silhouetten sowie künstliche Light Leaks anbietet.
Vom Schwergewicht Adobe gibt es „PS Express“ (iPhone/Android) als Bearbeitungs-App, die leider einige nützliche Funktionen (Stempel-Werkzeug) der iPad-Version nicht auf dem iPhone anbietet.
Apps für Retusche
Wer Bilder kommerziell anbietet, muss darauf achten, dass keine Logos zu sehen sind. Wer Fotos von Personen macht, möchte auch ab und zu einige Pixel oder andere Unzulänglichkeiten verschwinden lassen. Einige Apps bieten das an, was unter Photoshop als „Heilstempel“ bekannt ist. Da wird auf eine unerwünschte Stelle (Pickel) getippt und das Programm füllt die Stelle mit Informationen aus den umliegenden Flächen. Das funktioniert manchmal sehr gut, manchmal aber überhaupt nicht.
Deswegen ist in einigen Fällen ein Stempel-Filter deutlich nützlicher, wo der Fotograf bestimmt, von wo die Informationen herkommen sollen und in welcher Größe und wie weich der Übergang sein soll. Das können nur wenige Apps. Eine App, die das kann (und den High-Resolution-Export erlaubt), ist „HandyPhoto“ (iPhone/Android). Leider ist sie etwas umständlich zu bedienen. Vom gleichen Anbieter teste ich gerade auch die App „TouchRetouch“ (aktuell noch in der Beta), welche sich komplett auf das Retuschieren von Bildern spezialisiert hat und einen logischeren Workflow hat.
Für Portraits bietet sich „Facetune“ (iPhone/Android) an, welches leider kein Stempel-Werkzeug hat, dafür aber Weichzeichnungsfunktionen für die Haut und auch „Verflüssigen“-Werkzeuge anbietet.
Apps für Filter und Looks
Seit Instagram ist es hip, jedes banale Foto mit einem Filter zu versehen. Aber: Manchmal wirken dadurch Fotos einfach besser. Die oben erwähnten Universal-Apps Snapseed und Afterlight haben beide auch einige nützliche Filter-Sets an Bord, die ich ab und an nutze.
Zusätzlich gibt es „VSCOcam“ (iPhone/Android), die viele organisch aussehende Filter anbieten, teilweise leider zu happigen Preisen.
An Flexibilität kaum zu überbieten hingegen ist „Stackables“ (iPhone). Wie der Name schon andeutet, können hier beliebig viele Filter, Verlaufsmasken, Einstellungsebenen und so weiter miteinander kombiniert und übereinander gelegt („stacked“) werden. Zusätzlich gibt es viele fertige Presets und die eigenen Kombinationen können ebenfalls als Presets gespeichert werden. Leider ist das Programm nicht intuitiv und erfordert viel Einarbeitungszeit, um wirklich alle Möglichkeiten ausschöpfen zu können.
Einige Fotografen lieben auch „Hipstamatic“ (iPhone), aber mir ist das zu „retro“, auf Bilder warten zu müssen.
Apps für Collagen
Manchmal ist es sinnvoll, mehrere Bilder „als eins“ anzubieten, also Collagen zu erstellen. Hier ist die Hürde, Apps zu finden, welche den Export in hoher Auflösung erlauben. Zwei Apps, die das gut machen, sind „Diptic“ (iPhone) und „Tiled“ (iPhone). Während erstere nur quadratische Endformen erlaubt, dafür aber auch viele ungewöhnliche Layoutformen anbietet, kann die zweite App auch horizontale und vertikale, sowie Panoramaformate erstellen.
Apps für Spezialeffekte
Früher musste man für „Tiny Planet“-Bilder umständliche Aufnahmereihen mit seiner Kamera machen und viel Zeit für die Bearbeitung am Computer einplanen. Heute reicht eine Panoramaaufnahme mit dem Handy und eine App. Ich nutze entweder „Living Planet“ (iPhone) oder „RollWorld“ (iPhone). Kann auch mit den Cycloramic-Aufnahmen (siehe oben) kombiniert werden. Die Auflösung der fertigen Bilder liegt bei „Living Planet“ leider nur bei 4 MP (2000 x 2000 Pixel), bei „RollWorld“ hingegen bei 9 MP (3000 x 3000 Pixel).
Es kommt nur selten vor, aber manchmal möchte ich ein Bild aus Wörtern oder Smileys bestehen lassen. Dafür gibt es „WordFoto“ (iPhone), hier wird beim Export jedoch sogar hochskaliert.
Apps zur Information
Leider gibt es keine Möglichkeit, sich bestimmte wichtige Dateiinformationen zu den Bildern ohne eine zusätzliche App anzeigen zu lassen. Deswegen nutze ich „ExifWizPro“ (iPhone), welche mir sämtliche EXIF-Daten eines Bildes anzeigen kann, zum Beispiel Blende, Belichtungszeit, Aufnahmezeit, die Pixelgröße oder die GPS-Daten, auch auf einer Karte.
Wer Models fotografiert, kann mittlerweile sogar die Modelverträge per Smartphone ausfüllen lassen. Die am meisten akzeptierte App ist hier „Easy Release“ (iPhone/Android), mit der sogar die Verträge auch individuell angepasst werden können.
Apps zum Fotoverkauf
Vor einer Weile hatte ich hier schon einen Artikel geschrieben über Apps zum Fotoverkauf. In der Praxis nutze ich hauptsächlich „Instant“ (iPhone/Android) sowie seit einigen Wochen auch „Eyeem“ (iPhone/Android). Bei Instant werden die Fotos über die „Instant Collection“ von Fotolia verkauft, bei Eyeem über die „Eyeem Collection“ von Getty Images.
Bei Instant muss man die Fotos selbst verschlagworten, hat dafür aber die komplette Kontrolle über diesen Prozess, während Eyeem selbst verschlagwortet, die Qualität dafür jedoch manchmal zu wünschen übrig lässt. Eyeem hat auch selbst etliche Filter im Angebot, die ich auch gerne nutze statt einer separaten App.
Andere Bildagenturen, die eigene Apps für den Upload von Smartphone-Fotos haben, sind Alamy („Stockimo“), 123rf („On The Go“), Dreamstime („Companion“) oder Shutterstock („Contributor“).
Nachteile der Smartphone-Fotografie
So bequem es auch ist, unterwegs paar Schnappschüsse mit dem Handy zu machen und diese noch auf dem Weg nach Hause zu verkaufen, hat die Smartphone-Fotografie leider einige Nachteile.
Ich habe leider noch keine gute Möglichkeit gefunden, meine Fotos zu sichern und zu verwalten. Aktuell mache ich es so, dass ich alle paar Wochen die neuen Fotos von meinem iPhone auf eine externe Festplatte ziehe und irgendwann die ältesten lösche. Das ist leider nicht ideal, weil ich auf ganz alte Fotos nicht spontan zugreifen kann, wenn ich zum Beispiel eine neue App ausprobiere. Außerdem speichert das iPhone die Fotos in kryptische verschiedene Ordner, die ich alle einzeln nach Datum sortieren muss, um die noch nicht gespeicherten Fotos zu finden.
Auch die Verschlagwortung lässt sich nicht wie am PC in den Metadaten speichern und ich müsste sie für jede Agentur, die das verlangt, neu eintippen. Das ist auch einer der Gründe, warum ich nur mit zwei Apps regelmäßig hochlade.
Welche Foto-Apps nutzt ihr regelmäßig professionell? Und warum?