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Kann ich nicht-​exklusiv gleich viel Geld verdienen wie ein exklusiver iStock-​Fotograf? (Gastartikel)

Vor paar Wochen hat der Hobby-​Fotograf Michael Zwahlen in sei­nem Blog die­sen eng­li­schen Artikel über die Exklusivität bei iStock ver­öf­fent­licht. Auf mei­nen Wunsch war Michael so freund­lich, den Text etwas aus­zu­bau­en und ins Deutsche zu über­set­zen. Los geht’s, ab jetzt schreibt Michael:

Ich habe vor 15 Monaten den für mich gros­sen Schritt gewagt, nach sechs Jahren mei­ne Exklusivität bei iStockphoto zu kün­di­gen. Da ich stets akti­ves Mitglied der Community bei iStock war, wer­de ich seit­dem regel­mä­ßig gefragt, wel­che Erfahrungen ich seit­dem gemacht habe.

Michael Zwahlen - Selbstportrait zum Verkauf über Stocksy
Michael Zwahlen – Selbstportrait zum Verkauf über Stocksy

Eine der häu­figs­ten Fragen ist natür­lich: Kann ich als Nicht-​Exklusiver ähn­lich viel Geld ver­die­nen wie als Exklusiver?

Meine ein­fa­che Antwort: Ja. Zumindest ist mir das sehr schnell gelun­gen. Die etwas kom­pli­zier­te­re Antwort: Es kommt dar­auf an.

Meine persönliche Vorgeschichte

Als ehe­ma­li­ger Software-​Entwickler und Projektleiter habe ich die Fotografie für mich Ende der 1990er Jahre eher aus dem Interesse an Kameras als „Gadgets“ ent­deckt: Meine ers­te Digitalkamera war eine Olympus mit VGA-​Auflösung, als 640x480 Pixel (0,3 Megapixel!). Die Bildqualität war im wahrs­ten Sinne be„rauschend“. Ende 2001 habe ich mir eine Sony F505V zuge­legt, die mit einem fest ein­ge­bau­ten Zeiss-​Objektiv und 2,6 Megapixel schon brauch­ba­re Bilder produzierte.

Gleichzeitig ent­stan­den die ers­ten Online-​Dienste, über die „jeder­mann“ sei­ne Fotos zur Lizenzierung anbie­ten konn­te. Da ich damals in der Schweiz wohn­te, las ich über die Gründung von ImagePoint, bewarb mich und wur­de akzep­tiert. Ich wuss­te jedoch wenig über Fotografie, bekam wenig Bilder akzep­tiert, freu­te mich aber über zwei oder drei Verkäufe pro Jahr.

Der erste Bildverkauf 2002 von Michael Zwahlen bei ImagePoint
Der ers­te Bildverkauf 2002 von Michael Zwahlen bei ImagePoint

Bis Anfang 2007 wur­de Fotografie dann zu mei­nem Lieblings-​Hobby, und ich begann zu recher­chie­ren, ob ich damit nicht zumin­dest genug Geld ver­die­nen könn­te, um ab und zu eine neue Kamera oder eine Reise zu finan­zie­ren. Ich ent­deck­te Microstock, wur­de bei iStockphoto im 2. Versuch akzep­tiert und bei Shutterstock abge­lehnt. Ich kon­zen­trier­te mich also zunächst auf iStock und lern­te schnell und viel aus der damals sehr akti­ven und unter­stüt­zen­den Community.

Die nächs­ten sechs Jahre habe ich mich dann für die Exklusivität ent­schie­den und hal­te die Entscheidung auch bis heu­te für rich­tig. Als Hobby-​Fotograf habe ich dort mit rela­tiv wenig Bildern und wenig admi­nis­tra­ti­vem Aufwand gutes Geld ver­dient. Bis im Herbst 2011. Damals hat iStock sei­ne Suche umge­stellt, als Ergebnis bra­chen die Umsätze mei­ner Bestseller und damit mein gan­zer Umsatz inner­halb von drei Monaten um über 50% ein.

Ende 2012 habe ich mich zur Kündigung mei­ner Exklusivität ent­schie­den. Damals habe ich noch mit einer Partnerin zusam­men gear­bei­tet, und wir haben mein (klei­ne­res) Portfolio als Testprojekt für die Nicht-​Exklusivität genutzt. Seit Mitte 2013 arbei­te ich Vollzeit dar­an, mein Portfolio aus­zu­bau­en und von der Stock-​Fotografie zu leben.

Die ersten Erfahrungen

Der Schritt in die Nicht-​Exklusivität bedeu­tet zunächst, dass man sein gesam­tes bestehen­des Portfolio zunächst „wie­der­fin­den“, zusam­men­stel­len und even­tu­ell über­ar­bei­ten muss. Als iStock-​Exklusiver ist die Motivation nicht sehr groß, die Metadaten bereits in Lightroom oder Photoshop zu ver­wal­ten, da man anschlie­ßend sowie­so die Arbeit erneut mit Hilfe des „Kontrollierten Vokabulars“ von iStock machen muss. Zwar hat­te ich bereits in knapp der Hälfte mei­ner Bilder die Metadaten ein­ge­tra­gen, bei mehr als 500 Bildern muss­te ich das jedoch noch nachholen.

Zudem muss­te ich von teil­wei­se vier oder fünf Jahre alten Bildern die Model Releases zusam­men­su­chen. Zum Glück war ich in die­ser Hinsicht auch gut genug orga­ni­siert, dass mir dies in kur­zer Zeit gelang. Ich stell­te jedoch fest, dass ich einen Teil mei­nes Portofolios nicht ander­wei­tig ver­wen­den konn­te: Bilder, die ich auf „Minilypses“ oder „iStockalypses“ geschos­sen habe, den von iStock orga­ni­sier­ten und mit­fi­nan­zier­ten Gruppen-​Shootings. Diese Bilder sind auch für Nicht-​Exklusive ver­trag­lich an iStock gebun­den. Da ich die­se Events ger­ne besuch­te, habe ich nach wie vor eini­ge hun­dert Fotos exklu­siv bei iStock, erhal­te jedoch die nicht-​exklusive Bezahlung hier­für. Auch hat­te ich für eini­ge Shootings Model Releases mit dem deutsch­spra­chi­gen Vordruck von iStock ver­wen­det. Als iStock-​Exklusiver natür­lich kein Problem, aber so man­che Agentur will einen nicht-​englischen Vertrag mit einem frem­den Firmenlogo ein­fach nicht akzeptieren.

Da man nach der Kündigung der Exklusivität noch 30 Tage war­ten muss, hat­te ich jedoch aus­rei­chend Zeit, um etwa 500 mei­ner 1.800 Bilder vor­zu­be­rei­ten und hat­te die­se prak­tisch sofort nach Auslaufen die­ser Wartezeit bei Shutterstock, Fotolia, Depositphotos, 123RF, CanStockphotos und GL Stock online. Innerhalb von drei Monaten waren es dann über 1.000 Bilder bei neun Agenturen.

Wie sich die Einnahmen entwickelten

Wer die Exklusivität bei iStock auf­gibt, sieht sich unmit­tel­bar mit zwei Faktoren kon­fron­tiert: Erstens sinkt der pro­zen­tua­le Anteil an den Einnahmen, in mei­nem Fall von 30% auf 17%. Hinzu kommt jedoch auch, dass die Bilder güns­ti­ger ange­bo­ten wer­den. Ich hat­te nur weni­ge Bilder in Vetta, aber mei­ne Exklusive+ Bilder haben regel­mä­ßig Erträge von $10 bis $20 erzielt. Als exklu­si­ver iStock-​Fotograf ist man eigent­lich kein ech­ter Microstocker mehr, denn vie­le Bilder wer­den eher zu Midstock-​Preisen von $50 oder $200 angeboten.
Anfang 2013 hat­te ich hier in der Regel nur noch halb so hohe Preise, inzwi­schen wer­den nach einer Preissenkung Mitte 2013 sogar für nur noch 1–7 Credits ange­bo­ten. Der Einbruch bei den Einnahmen bei iStock betrug ins­ge­samt also etwa 75–80%.

Übliche Verkaufspreise bei iStock als exklusiver Fotograf...
Übliche Verkaufspreise bei iStock als exklu­si­ver Fotograf…

Trotzdem hat es in mei­nem Fall nur weni­ge Monate gedau­ert, bis ich wie­der unge­fähr gleich hohe Einnahmen erziel­te wie in mei­nem letz­ten Jahr als exklu­si­ver iStocker: Shutterstock hat hier den größ­ten Teil über­nom­men, aber auch bei Fotolia konn­te ich schnell auf regel­mä­ßi­ge Einnahmen zäh­len. Überraschend schnell und gut sind auch mei­ne Einnahmen aus dem Partner-​Programm von iStock gestie­gen. Als Exklusiver hat­te ich noch die Option, den Großteil mei­nes Portfolios aus dem Vertrieb über Thinkstock und photos.com aus­zu­schlies­sen, als Nicht-​Exklusiver kom­men heu­te etwa die Hälfte mei­ner iStock-​Einnahmen aus dem Partner-Programm.

...und hier danach als nichtexklusiver Fotograf.
…und hier danach als nicht­ex­klu­si­ver Fotograf.

Im April 2013 – also nach nur drei Monaten – konn­te ich wie­der ähn­li­che Einnahmen erzie­len wie im Vorjahresmonat. Seit Juni 2013 habe ich bis auf eine Ausnahme jeden Monat im Jahresvergleich mehr Lizenzeinnahmen erzielt. Im Jahr 2014 habe ich bis­her jeweils rund 50% mehr Umsatz erzielt als in mei­nem letz­ten Jahr als iStock-​Exklusiver. Für mich per­sön­lich ist die Entscheidung zur Unabhängigkeit also voll auf­ge­gan­gen, und zwar schnel­ler als erwartet.

Übliche Verkaufserlöse bei Shutterstock
Übliche Verkaufserlöse bei Shutterstock

Lassen sich diese Erfahrungen auf andere übertragen?

Hier kann man Zweifel anmel­den: Zum einen bin ich kein über­ra­gen­der Fotograf. Ich habe kei­ner­lei for­ma­le Ausbildung, kei­ne ande­ren Erfahrungen im gra­fi­schen Bereich. Etablierte und erfah­re­ne Fotografen haben mög­li­cher­wei­se eine deut­lich höhe­re Qualität. Mir sind die gerin­ge­ren Qualitätsanforderungen (vor allem in Bezug auf die Bildästhetik) der Microstock-​Agenturen also ent­ge­gen gekom­men. In Bezug auf Bildrauschen oder Artefakte zah­len sich die Erfahrungen mit den (frü­he­ren) har­ten Inspektionen bei iStock aus: Meine Akzeptanzquote liegt bei den meis­ten Agenturen bei deut­lich über 90%.

Portfolio-Zuwachs bei den verschiedenen Bildagenturen
Portfolio-​Zuwachs bei den ver­schie­de­nen Bildagenturen

Ich habe jedoch stets gesagt, dass mei­ne Bilder sich ver­mut­lich eher im bil­li­gen Bereich ver­kau­fen. Mit den stän­di­gen Preiserhöhungen bei iStockphoto wur­de es zwar vie­len pro­fes­sio­nel­len Fotografen ermög­licht, auf­wän­di­ge­re Shootings zu finan­zie­ren, mei­ne Bilder konn­ten sich bei den höhe­ren Preisen aber nicht gut behaup­ten. Ich war von weni­gen Ausnahmebildern abhängig.

Zudem hat­te ich nur weni­ge Bilder in den Top-​Kollektionen Vetta und The Agency Collection, mit denen sich hohe Lizenzeinnahmen sowohl bei iStock selbst als auch über die Getty-​Seite erzie­len lie­ßen. Meine Einnahmen aus der Partnerschaft mit Getty betru­gen weni­ger als 5%, daher habe ich hier prak­tisch kei­ne Verluste gehabt. Andere iStock-​Fotografen erzie­len teil­wei­se bis zu 20% ihrer Lizenzeinnahmen über die Getty-​Seite und wei­te­re 20% aus den höher­prei­si­gen Kollektionen. Diese Bilder wer­den bei einer Vermarktung über Shutterstock & Co ziem­lich sicher kei­ne ähn­li­chen Umsätze erzielen.

Auch hat­te ich das Glück, als einer der Gründungs-​Fotografen bei Stocksy United bereits von Anfang an auch eine Agentur zu haben, bei der ich „künst­le­risch höher­wer­ti­ge“ Bilder plat­zie­ren konn­te, die sich zah­len­mä­ßig eher sel­ten ver­kau­fen, bei denen der Kunde aber zumeist auch kein Problem damit hat, $50 oder $100 für eine Lizenz zu bezah­len. Mit Westend61 habe ich außer­dem eine Macrostock-​Agentur gefun­den, die einen Teil mei­ner Bilder über ihre Vertriebskanäle ver­mark­tet. Schließlich habe ich eini­ge Bilder über die (inzwi­schen nicht mehr exis­tie­ren­de) Getty-​Flickr-​Kollektion vertrieben.

Natürlich gibt es einen wei­te­ren Faktor: Das Arbeitsvolumen. Ich kann heu­te nicht aus­schlie­ßen, dass ich mit ver­gleich­bar viel Arbeit auch als iStock-​Exklusiver wie­der deut­lich mehr ver­die­nen wür­de als zuletzt in 2012. Hatte ich zum Ende mei­ner Exklusivität rund 1.800 Bilder in mei­nem Portfolio, sind es heu­te bereits deut­lich über 3.000.

Meine persönlichen Schlussfolgerungen

Ich glau­be, mit dem wach­sen­den Volumen an Bildern in Microstock wird es schwie­ri­ger, sich aus­schließ­lich und mit allen Bildern in die­sem Markt zu posi­tio­nie­ren. Ausgewählte Bilder soll­ten zu höhe­ren Preisen ange­bo­ten wer­den. Für 2014 erwar­te ich, dass ich in die­sem Bereich rund 10% mei­ner Lizenzeinnahmen erzie­le. Mittelfristig ist es mein Ziel, rund 20% mei­ner Bilder über höher­prei­si­ge Agenturen anzu­bie­ten und ent­spre­chend hohe Einnahmen in die­sem Bereich zu generieren.

All dies muss man sich jedoch erar­bei­ten, wenn man die Exklusivität bei iStockphoto auf­gibt. Die Idee, alle Bilder ein­fach bei Shutterstock und Fotolia hoch­zu­la­den, hal­te ich für zu ris­kant. Hier gehen vie­le – auch gute – Bilder ein­fach in der Masse unter. Die Nicht-​Exklusivität soll­te ja gera­de den Vorteil bie­ten, dass man für sich und sei­ne Bilder alle Kanäle und alle Marktsegmente belie­fern kann. Diesen Vorteil muss man nutzen.

Für mich der wesent­li­che Vorteil nach der Exklusvität war jedoch einer­seits ein gro­ßer Motivationsschub und ande­rer­seits die uner­war­te­ten Möglichkeiten: Als Exklusiver ist man den Änderungen bei einer ein­zi­gen Agentur aus­ge­lie­fert. Zwar kann man iStock und Getty nicht für alle Entwicklungen des Marktes ver­ant­wort­lich machen, aber eini­ge Probleme waren und sind haus­ge­macht. Das kann stark belas­ten, wenn man von den Einnahmen dort abhän­gig ist. Wie bei mir gese­hen, kann eine Änderung im Suchalgorithmus sehr kurz­fris­tig zu einem Einbruch der Einnahmen führen.

Verteilung der Einnahmen auf die verschiedenen Bildagenturen
Verteilung der Einnahmen auf die ver­schie­de­nen Bildagenturen

Zwar lese ich heu­te auch noch auf­merk­sam alle Änderungen bei den ver­schie­de­nen Agenturen. Aber ich bin nicht mehr abhän­gig davon, bei jeder Änderung auf der Seite der Gewinner zu sein. Falls eine Agentur heu­te ihre Suchergebnisse ändert, betrifft dies immer nur einen Teil mei­ner Einnahmen. Ich kann mich all­ge­mei­nen Markttrends zwar nicht ent­zie­hen, aber zumin­dest glei­chen sich Schwankungen leich­ter aus.

Schließlich eröff­nen sich teil­wei­se Möglichkeiten, die man als iStock-​Exklusiver nie auch nur in Erwägung gezo­gen hät­te. Rund 20% mei­ner Einnahmen heu­te erzie­le ich aus­ser­halb der Stock-​Fotografie. Das hät­te ich zwar auch als iStock-​Exklusiver machen kön­nen, jedoch hat man dort ver­ständ­li­cher­wei­se einen sehr ein­ge­schränk­ten Blick.

Insgesamt bin ich mit mei­ner per­sön­li­chen Entwicklung sehr zufrie­den, auch wenn ich ins­ge­samt noch zu wenig Geld ver­die­ne. Neben der finan­zi­el­len Situation hat sich vor allem auch mei­ne Perspektive auf die Fotografie geän­dert: Wenn man aus­schließ­lich für iStock pro­du­ziert, schränkt man sich foto­gra­fisch oft­mals stark ein – man macht ein­fach das, wovon man bereits weiß, dass es akzep­tiert wird und sich ver­kauft. Heute kann ich viel mehr Risiken ein­ge­hen, auch mal unge­wöhn­li­che Motive oder eine neue Bearbeitungstechnik aus­zu­pro­bie­ren. Zwar erhal­te ich dann auch öfter Ablehnungen bei einer Agentur, kann es dann aber auch bei einer zwei­ten oder drit­ten probieren.

Meine Zahlen deu­ten dar­auf hin, dass ich im Herbst an mei­ne bes­ten Monate aus den Jahren 2010 und 2011 anknüp­fen kann. Und ich bin über­zeugt, dass ich 2015 neue Rekordeinnahmen ver­mel­den kann. Daher kann ich vol­ler Überzeugung sagen, dass ich den Schritt in die Nicht-​Exklusivität in den letz­ten 15 Monaten nicht ein ein­zi­ges Mal bereut habe.

Was für Erfahrungen habt ihr gemacht?

Rückblick auf die Microstock Expo 2013

Die meis­ten Teilnehmer sind schon abge­reist und ich bin noch dabei, mei­ne neu getausch­ten Visitenkarten zu sor­tie­ren und mei­ne Notizen durch­zu­ge­hen. Die Rede ist von der MicrostockExpo, die letz­tes Wochenende zum zwei­ten Mal in Berlin stattfand.

Was waren die Themen, wel­che die Teilnehmer bewegt haben? Worüber wur­de gere­det? Und damit mei­ne ich nicht nur vor­ne auf der Bühne, son­dern vor allem unter den Fotografen, Bildagenturen und Journalisten?

Für mich haben sich vier Themen raus­kris­tal­li­siert, um die sich ganz vie­le Gespräche gedreht haben.

  1. Authentizität:
    Das Schlagwort der gesam­ten Konferenz war sicher „Authentizität“. Keine Agentur auf der Bühne kam um die­ses Wort her­um, wenn es dar­um ging, die von ihnen gesuch­ten Bilder zu beschrei­ben. Immer hieß es so oder ähn­lich: „Wir brau­chen authen­ti­sche, ech­te Bilder, direkt aus dem Leben gegrif­fen, ein­zig­ar­ti­ge Momente mit Seele und Gefühl“ und so wei­ter. Aber schön und ver­käuf­lich sol­len sie natür­lich wei­ter­hin sein. Ein Teilnehmer sag­te sinn­ge­mäß: „Die Macrostock-​Kunden haben end­lich Microstock ent­deckt und erwar­ten jetzt dort auch die von ihnen gewohn­te Macrostock-​Bildsprache“. Der Erfolg von Stocksy ist viel­leicht ein Indikator dafür.
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  2. Footage:
    Wie ihr viel­leicht wisst, bie­te ich seit über vier Jahren neben Fotos auch Videos zum Verkauf an. In die­ser Hinsicht konn­te ich durch die Teilnahme am Pond5-​Workshop mit Simon Krzic und einer Video-​Portfolio-​Review mit Simon und Robb Crocker viel ler­nen. Die bei­den haben gedul­dig vie­le mei­ner bis­he­ri­gen Videos ange­se­hen und mir dann wirk­lich hilf­rei­che Tipps gege­ben, wie ich die­se mit ein­fa­chen Mitteln ver­bes­sern kann. Ich hät­te sogar die Möglichkeit gehabt, mit einer RED-​Kamera Videos zu machen, aber davon habe ich lie­ber Abstand genom­men, um nicht in die Versuchung zu kom­men, mir so ein sünd­haft teu­res Teil kau­fen zu wol­len. Mir hat schon das rie­si­ge Rig um mei­ne mick­ri­ge 5D Mark III (sie­he Foto oben) den Mund wäss­rig genug gemacht.
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  3. Neue Vertriebskanäle und Einnahmequellen:
    Es wur­den eini­ge span­nen­de neue Vertriebskanäle und Einnahmequellen vor­ge­stellt. Bei den meis­ten davon bin ich skep­tisch bis sehr skep­tisch, aber allein die geball­te Häufung der neu­en Angebote zeigt mir, dass sich der Markt immer noch min­des­tens genau­so schnell dreht wie vor fünf Jahren. Zu den Neuerungen gehö­ren zum Beispiel Canva, wel­che eine Art Online-​Bildbearbeitungsprogramm mit inte­grier­ter Bilddatenbank anbie­ten. Bezahlt wird nur bei Veröffentlichung eines Werkes, wel­che dann ein US-​Dollar kos­ten soll, die Fotografen erhal­ten 35%. Über die viel­fäl­ti­gen Apps für den mobi­len Bilderverkauf habe ich ja schon hier berich­tet. Meine Skepsis ist aber kaum gerin­ger gewor­den, vor allem nach dem sinn­ge­mä­ßen Satz des Scoopshot-​Gründers Petri Rahja: „Paar Fotografen [bei Scopshot] ver­die­nen etwas Geld, der Rest ver­dient Anerkennung“. Neu ist auch der Versuch der rus­si­schen Pressfoto Group, ein Streaming-​Angebot für Stockfotos ein­zu­rich­ten. Statt Downloads bekom­men die Kunden dann HTML-​Code, den sie an pas­sen­der Stelle ein­bau­en sol­len, abge­rech­net wer­den sol­len die benutz­ten Bilder per TKP (Tausender-​Kontakt-​Preis). Darüber wer­de ich bald in einem eige­nen Blogbeitrag berichten.
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  4. Exklusivität:
    Viel gere­det wur­de auch über Yuri Arcurs‘ Entscheidung, exklu­siv zu Getty Images zu wech­seln. Auch Andres Rodriguez wech­sel­te kom­plett zu Getty Images. Meine Vermutung letz­te Woche, dass er sei­ne nicht-​exklusiven Bilder bei den ande­ren Agenturen belas­sen wür­de, was also nicht rich­tig. Besonders bri­sant war das Thema, weil auch Cathy Yeulet von Monkey Business Images auf der Bühne in einem Nebensatz erwähnt hat­te, dass sie immer mehr Druck spürt, exklu­siv zu wer­den und sich auf mei­ne Nachfrage nach Details plötz­lich sehr zuge­knöpft gab. Auch der exklu­si­ve iStock-​Anbieter Joshua Hodge nann­te auf der Bühne sei­ne aktu­el­len Produktionszahlen, die aber nicht mit sei­nem Portofolio über­ein­stimm­ten. Warum da eine gro­ße Differenz bestün­de, dar­über dür­fe er eben­falls nicht reden. Es scheint also was im Busch zu sein, ob gut oder schlecht oder ein­fach egal, das wird sich noch zei­gen müssen.

Sehr schön und lehr­reich war es auch, vie­le der bekann­ten Microstock-​Namen aus Blogs oder Fotografen, von denen ich sonst nur deren Portfolios kann­te, wie XtravaganT, Lev Dolgachov oder Sebastian Kaulitzki, per­sön­lich zu tref­fen und ihre Meinungen und Erfahrungen zu hören.

Wer nicht teil­neh­men konn­te, wird in paar Wochen die Möglichkeit bekom­men, die Videomitschnitte der gesam­ten Veranstaltung zu kau­fen. Mehr dazu dann hier.

Geplant ist die MicrostockExpo auch wie­der für 2014, wahr­schein­lich dann an einem ande­ren Ort, viel­leicht dann auch (wie­der) mit euch.

Exklusivität – Eine aussterbende Praxis im Microstock-Bereich

Ich gebe zu, die Überschrift ist gewagt. Gibt es doch eini­ge Fotografen, die zum Beispiel exklu­siv bei iStock oder Fotolia sind, aber trotz­dem gutes Geld verdienen.

Trotzdem glau­be ich, dass die­se Art der Geschäftsbeziehung zwi­schen Fotografen und Microstock-​Bildagenturen auf dem abstei­gen­den Ast ist. Vor ca. zwei Jahren hat­te ich hier im Blog die Vorteile und die Nachteile von Exklusivität auf­ge­lis­tet. Mittlerweile hat sich der Markt geän­dert und ich wür­de die Gewichtung anders ver­tei­len. Zugunsten der Nachteile. Warum?

Machen wir einen Schritt zurück: Wir reden hier von „Fotografenexklusivität“, nicht von „Bildexklusivität“. Bei der Fotografenexklusivität ver­pflich­tet sich der Fotograf in der Regel, sein gesam­tes RF-​Bildmaterial nur der einen Bildagentur zukom­men zu las­sen. Bei der Bildexklusivität kann der Fotograf die­se Entscheidung pro Bild treffen.

Logischerweise lohnt sich eine Exklusivität nur bei Agenturen, die genug Umsätze erzie­len. In der Praxis sind das haupt­säch­lich iStock und Fotolia, unter Umständen viel­leicht noch Dreamstime.

Aber sowohl iStock als auch Fotolia haben im letz­ten Jahr eini­ge Änderungen auf der Webseite gemacht, die sich nega­tiv für deren exklu­si­ve Fotografen aus­ge­wirkt haben. Was haben die Agenturen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – getan? iStock hat zum Beispiel einer­seits die klei­nen Icons an den Bildern ent­fernt, mit denen Käufer auf den ers­ten Blick erken­nen konn­ten, dass ein Foto exklu­siv war. Jetzt steht nur noch auf der Detailseite, dass ein Foto dort exklu­siv erhält­lich ist, was de fac­to jedoch nicht immer stimmt, wie das Beispiel Yuri Arcurs auch nach über sechs Monaten „Exklusivität“ zeigt. Sein Bild „Geschäftsleute mit Fragezeichen“, was bei iStock als „Only from iStock“ mar­kiert ist, wird wei­ter hier oder hier oder hier güns­ti­ger angeboten.

Darüber hin­aus schwäch­te iStock ihre Definition von Exklusivität, indem sie von „Fotografen“ auf „Bilder“ umstell­ten: Früher bedeu­te­te die Krone bei iStock: „Images from this pho­to­grapher are only available on iStockphoto“, heu­te heißt es nur „These icons high­light files crea­ted by iStock exclu­si­ve artists. This means they can only be found on iStock and sel­ect Getty Images part­ner sites.“

Außerdem hob iStock das Upload-​Limit für nicht-​exklusive Fotografen auf, was einen der bis­he­ri­gen Vorteile für Exklusivität – die Möglichkeit, deut­lich mehr Bilder pro Woche hoch­la­den zu dür­fen – nich­tig macht. Diese und ande­re Faktoren schei­nen dazu zu füh­ren, dass exklu­si­ve iStock-​Fotografen teil­wei­se star­ke Umsatzeinbußen haben. Michael Zwahlen hat nach dem Ende sei­ner iStock-​Exklusivität vor zehn Monaten im Oktober erst­mals sogar mehr ver­dient als in einem Monat der letz­ten zwei Jahre.

Doch las­sen wir mal iStock in Ruhe und schau­en uns Fotolia an.

Dort gab es mei­nes Wissens noch nie ein Abzeichen, Symbol oder gar einen Suchfilter, mit dem exklu­si­ve Dateien vom Käufer erkannt wer­den konn­ten. Eine der Legitimationen für höhe­re Preise, die exklu­si­ve Fotografen dort ver­lan­gen dür­fen, wird dem Käufer dem­nach nicht ver­mit­telt. Zudem wur­den im Juli die Möglichkeiten der auto­ma­ti­schen Preisreduzierung erhöht, was bedeu­tet, dass exklu­si­ve Fotografen pro­zen­tu­al stär­ker von nied­ri­ge­ren Preisen betrof­fen sind als nicht­ex­klu­si­ve Fotografen. Auch wur­de im September den Fotografen die Möglichkeit genom­men, exklu­si­ve Fotos aus dem Abo-​Programm aus­zu­schlie­ßen. Auch schei­nen exklu­si­ve Fotografen bei Fotolia von der Suchumstellung im April 2013 stär­ker betrof­fen zu sein als nicht­ex­klu­si­ve Fotografen, wenn man den Kommentaren hier im Blog Glauben schenkt.

Da sich die Agenturen bei sol­chen Entscheidungen nur ungern in die Karten schau­en las­sen, kann nur ver­mu­tet wer­den, aus wel­chen Gründen die oben genann­ten Änderungen umge­setzt wurden.

Wenn wir uns aber die Nachteile der Exklusivität aus Sicht der Bildagenturen und Käufer anschau­en, wird klar, war­um Exklusivität nicht mehr so stark pro­pa­giert wird wie noch vor fünf, sechs Jahren.

Auf der Hand liegt, dass Agenturen exklu­si­ven Fotografen mehr Prozente zah­len müs­sen als nicht­ex­klu­si­ven Fotografen. Da exklu­si­ve Fotografen nicht nach Qualität aus­ge­sucht wer­den, bedeu­tet das auch, dass die exklu­si­ven Fotos nicht auto­ma­tisch bes­ser sind. Und selbst wenn exklu­si­ve Fotos super sind, gibt es genü­gend nicht­ex­klu­si­ve Fotografen, wel­che die glei­chen oder sehr ähn­li­chen Motive woan­ders anbie­ten. Einem grü­nen Apfel vor wei­ßem Hintergrund sieht man nicht an, ob er exklu­siv ist oder nicht. Dafür dann je nach Agentur als Kunde dop­pelt so viel bezah­len zu müs­sen, sehen weni­ge Käufer ein.

Agenturen wie Shutterstock, die aus­schließ­lich nicht­ex­klu­siv arbei­ten, schei­nen trotz­dem – oder gera­de des­we­gen – stei­gen­de Umsätze zu erzie­len. In die­sem Blogpost erklärt der Shutterstock-​CEO Jon Oringer auch, war­um aus sei­ner Sicht Exklusivität für RF-​Fotos nichts bringt: „Exklusivität bedeu­tet nicht, dass ein Bild weni­ger genutzt wur­de, es bringt dem Käufer also kei­nen Vorteil.“

Die meis­ten pro­fes­sio­nel­len Fotografen, also die, wel­che regel­mä­ßig vie­le gute, ver­käuf­li­che Bilder lie­fern, sind in der Regel nicht­ex­klu­siv, weil sie nicht von einer Agentur mit stark schwan­ken­den Algorithmen abhän­gig sein wol­len. Eine Ausnahme bil­det da iStock, wobei sie in der Vergangenheit auch eini­ge ihrer Top-​Exklusiven ver­lo­ren oder gefeu­ert haben (sie­he Sean Locke). Notfalls bedie­nen sich exklu­si­ve Fotografen ger­ne eines – eigent­lich nicht erlaub­ten – Tricks: Wer exklu­siv bei einer Agentur ist, lässt ein­fach sei­ne Frau, sein Kind, sei­ne Oma oder ein ande­res Familienmitglied unter des­sen Namen Konten bei ande­ren Bildagenturen eröff­nen und kommt so in den Genuss der Vorteile bei­der Welten.

Wie passt aber mei­ne pes­si­mis­ti­sche Analyse zur Exklusivität mit der Entscheidung des Top-​Fotografen Yuri Arcurs zusam­men, exklu­siv zu iStock zu gehen? Auch vom kaum min­der guten Fotografen Andres Rodriguez wur­de erst kürz­lich ein neu­es exklu­si­ves Portfolio bei iStock gesich­tet. Spricht das nicht für Exklusivität? Im Gegenteil. Yuri Arcurs hat sich mit sei­nem eige­nen Bildershop peopleimages.com die Möglichkeit offen behal­ten, sei­ne Fotos auch „woan­ders“ zu ver­kau­fen (oder zumin­dest iStock dazu gebracht, die Definition von „Partnerseiten“ sehr stark zu dehnen).

Auch Andres Rodriguez scheint einen Deal zu haben, der es ihm erlaubt, par­al­lel auch nicht-​exklusiv sei­ne Bilder hier und bei ande­ren Bildagenturen zu ver­kau­fen. Solche „Deals“ benach­tei­li­gen logi­scher­wei­se die exklu­si­ven Fotografen, wel­che nicht die Verhandlungsmacht haben, sich sol­che Vorteile zu sichern. Ein Grund mehr gegen die Exklusivität.

Wie seht ihr das? Was sind eure Erfahrungen?

Top-​Microstock-​Fotograf Yuri Arcurs wird exklusiver Getty Images-Fotograf

Ein Gerücht mach­te Samstagmorgen die Runde: Der berühm­tes­te Microstock-​Fotograf der Welt, Yuri Arcurs, wird exklu­si­ver Fotograf bei iStockphoto. Auslöser war die klei­ne gol­de­ne Krone, wel­che auf sei­ner Profilseite zu sehen ist und das Symbol für Exklusivität ist. Dazu kommt, dass alle sei­ne Bilder bei Shutterstock ver­schwun­den sind.

Nachdem in der Microstockgroup danach die Spekulationen anfin­gen, bestä­tig­te Yuri Arcurs die Tatsache mit die­sen Worten:

Hi Guys.
We have found a good dis­tri­bu­ti­on part­ner (Getty Images) for the kind of con­tent we pro­du­ce. We will be remo­ving all images from micros­tock doing the next few weeks. Microstock, espe­ci­al­ly sub­scrip­ti­on sites, are not sui­ted for the kind of high pro­duc­tion cost images we produce.
Best Yuri“

Die Reaktionen auf die­se Ankündigung fal­len sehr gemischt aus: Einige rufen das Ende von Microstock aus, ande­re ver­mu­ten finan­zi­el­le Motive hin­ter der Entscheidung und der Fotograf David Clark ver­glich die­se Aktion mit „dem Buchen eines Erste-​Klasse-​Tickets auf der bereits sin­ken­den Titanic“.

Zur Zeit gibt es nur das obi­ge Zitat als Aussage, aber eini­ge Dinge las­sen sich aus Erfahrung vermuten:

Die eige­ne Verkaufseite peopleimages.com von Yuri Arcurs, die seit ziem­lich genau einem Jahr online ist, hat­te nach fünf Monaten zwar nach Aussagen Yuris fünf­stel­li­ge Umsätze, aber erziel­te bei wei­tem noch kei­nen Gewinn. Außerdem hat­te Yuri eben­falls nach eige­nen Aussagen geplant, wei­te­re Fotografen über sei­ne Webseite ver­kau­fen zu las­sen, also qua­si eine eige­ne Bildagentur zu grün­den. Das wäre für iStockphoto und Getty Images sicher gefähr­lich gewe­sen, weil Yuri Arcus bestimmt in der Lage gewe­sen wäre, vie­le talen­tier­te Fotografen auf sei­ne Seite zu zie­hen, viel­leicht sogar mehr, als es Stocksy jetzt schon mit Sean Locke, Rob Sylvan und vie­len ande­ren geschafft hat. Vielleicht woll­te Getty Images das wort­wört­lich um jeden Preis verhindern.

Das zwei­te Thema, was sich in der Diskussion zur Ankündung her­aus­kris­tal­li­siert hat, sind die „zu hohen Produktionskosten“, von denen Yuri spricht. Das ist viel­leicht ein Fehler, dem Yuri (und ande­re gro­ße Bildfabriken wie CandyBox, Monkeybusiness oder Africa Studio) auf­ge­ses­sen sind. Man braucht kei­ne Hasselblad und Profoto Equipment, um für Microstock-​Agenturen zu pro­du­zie­ren. Ein gro­ßes Team hilft, gro­ße Mengen in kur­zer Zeit zu pro­du­zie­ren, aber oft kan­ni­ba­li­siert man sich damit eher selbst als ande­re, weil man zwangs­läu­fig mehr Bilder hat, die durch die schie­re Menge in den Suchalgorithmen der Bildagenturen hin­ten run­ter fal­len. Durch eine eige­ne Bildagentur (Serverkosten, Service-​Personal), ein gro­ßes Studio und vie­le Mitarbeiter gibt es hohe Deckungskosten, die ein ein­zel­ner Fotograf nicht hat. Konkret hat Yuri anschei­nend über 100 Mitarbeiter und er braucht ca. 30 Monate, bis sich eines sei­ner Shootings durch­schnitt­lich wie­der ren­tiert. Das ist (zu?) viel.

Der drit­te Punkt ist, die Sache als ein span­nen­des Live-​Experiment zu sehen: Wird es Yuri Arcurs tat­säch­lich gelin­gen, sei­ne Bilder aus den garan­tiert über 50 (ver­mut­lich eher über 200) Bildagenturen welt­weit zu löschen? Ich bezweif­le das, aber das führt zum vier­ten Punkt:

Sind eini­ge Exklusivfotografen glei­cher als gleich? Normalerweise bedeu­tet „Exklusivität“ bei iStockphoto Fotografenexklusivität. Der Fotograf darf also kei­ne ande­ren Bilder bei ande­ren RF-​Agenturen ver­kau­fen. Blend Images ist aber zum Beispiel eine Bildagentur, die es geschafft hat, die­sen „Exklusivstatus“ bei iStockphoto zu erhal­ten und trotz­dem unter eige­nem Namen Bilder bei Fotolia, Shutterstock und so wei­ter ver­kau­fen darf. Es wird ver­mu­tet, dass auch Yuri Arcurs eine nach ihm benann­te „Getty-​Kollektion“ belie­fern könn­te und damit das enge Exklusivität-​Korsett lockert. Warum soll­te er auch sei­ne mil­lio­nen­teu­re Verkaufsseite nach einem Jahr wie­der dicht­ma­chen? Dass Yuri im obi­gen Zitat von Getty statt von iStockphoto spricht, deu­tet in die­se Richtung.

Generell hal­te ich es für jeman­den, der aus­schließ­lich von dem Verkauf sei­ner Bilder lebt, wei­ter­hin für sehr ris­kant, sei­ne Bilder nur exklu­siv anzu­bie­ten. Aber Yuri Arcurs ist kein träu­men­der Künstler, son­dern ein Geschäftsmann, der hart kal­ku­lie­ren und ver­han­deln kann und ver­mut­lich aus sei­ner Sicht gute Gründe für die­sen Schritt hat. Deswegen wird es inter­es­sant sein zu beob­ach­ten, wie sich die­se Sache entwickelt.

Wie sieht ihr das? Was könn­ten Gründe für sei­ne Entscheidung sein?

iStockphoto ändert Preisstruktur

Vor paar Tagen hat die Microstock-​Bildagentur iStockphoto ange­kün­digt, ihre Preisstruktur kom­plett neu zu überarbeiten.

Bisher gab es vie­le ver­schie­de­ne Kollektionen (grob auf­stei­gend sor­tiert nach Preis):

  • Value Collection“ (ehe­mals „Dollar Bin“), Bilder, die sich lan­ge nicht ver­kauft haben und für nur einen sehr gerin­gen Preis ange­bo­ten werden
  • Main Collection“, in der die „nor­ma­len“, nicht­ex­klu­si­ven Bilder waren
  • Exklusiv“, also exklu­si­ve Fotos, die teu­rer als nor­ma­le Bilder waren
  • Photo+“, das waren Bilder nicht­ex­klu­si­ver Fotografen mit vie­len Verkäufen, die eben­falls etwas teu­rer ver­kauft wurden
  • E+“, bei der exklu­si­ve Fotografen einen Teil ihrer Bilder ein­rei­chen konn­ten zu einem noch etwas höhe­ren Preispunkt
  • Vetta“, Bilder mit einer beson­de­ren Bildsprache und außer­ge­wöhn­li­che­ren Motiven zu einem noch höhe­ren Preis
  • The Agency Collection“ mit Bildern ande­rer (Macrostock-)Bildagenturen, fast zu Macrostock-Preisen

Das führ­te einer­seits oft zu Verwirrung der Bildkäufer, weil die­se nicht auf Anhieb erken­nen konn­ten, wie teu­er ein Bild war und auch die Bildqualität ent­sprach oft nicht immer dem genann­ten Preis (vor allem bei E+ und The Agency Collection). Außerdem beschwer­ten sich manch­mal die exklu­si­ven Fotografen, weil iStockphoto einen Preisfilter hat­te, bei dem in den unte­ren Preisstufen logi­scher­wei­se kei­nen exklu­si­ven Fotos ange­zeigt wur­den, weil die­se durch die Bank weg teu­rer waren.

Deshalb hat iStockphoto nun ent­schie­den, die­se Preisstruktur zu ver­ein­fa­chen. Im Grunde ist das ein begrü­ßens­wer­ter Ansatz. Die geplan­te Struktur sieht so aus:

  • Main“, die nor­ma­len nicht­ex­klu­si­ven Bilder sowie exklu­si­ve Fotos ohne Downloads
  • Signature“, die nor­ma­len exklu­si­ven Dateien sowie gut lau­fen­de nicht­ex­klu­si­ve Bilder und E+-Dateien ohne Downloads
  • Signature+“, beson­de­re exklu­si­ve Files (E+) sowie sich sehr gut ver­kau­fen­de nicht­ex­klu­si­ve Bilder und Vetta-​Bilder ohne Downloads
  • Vetta“, die bis­he­ri­gen Bilder aus der Vetta- und der Agency-​Kollektion und aus E+, wenn letz­te­re sehr vie­le Verkäufe und eine pas­sen­de Bildsprache haben
  • Value Collection“, wird nicht mehr aktiv bewor­ben, scheint vor­erst aber erhal­ten zu bleiben

Was bedeu­tet das?

Die größ­te Änderung ist, dass die Preisgrenze zwi­schen exklu­si­ven und nicht­ex­klu­si­ven Bildern auf­ge­ho­ben wird. Damit kön­nen nicht­ex­klu­si­ve Bilder im Einzelfall teu­rer wer­den, aber ver­mut­lich öfter exklu­si­ve Dateien bil­li­ger wer­den, wenn sie nicht oft genug ver­kauft wer­den. Angesichts der Aufhebung des Upload-​Limits bei iStockphoto und der damit ein­her gehen­den Flut neu­er Bilder eine rea­lis­ti­sche Option. Außerdem kön­nen exklu­si­ve Fotografen kei­ne Bilder mehr für E+ einreichen.

Neben der Vereinfachung der Preisstruktur ist das Ziel von iStockphoto, die Preise stär­ker an die Bildqualität zu bin­den. Beide Ziele hal­te ich mit die­sen Mitteln nur teil­wei­se für umsetz­bar. Fangen wir mit der Vereinfachung an. 5 statt 7? Selbst wenn wir die aus­lau­fen­de Value Collection igno­rie­ren, haben wir 4 Preispunkte, genau so viel wie Fotolia übri­gens. Viel wich­ti­ger ist aber der Zusammenhang zwi­schen Preis und Qualität. Exklusive Bilder mit iden­ti­schen Downloadzahlen blei­ben im Vergleich zu nicht­ex­klu­si­ven Bildern trotz­dem teu­rer. Das hat für mich eine Berechtigung eben wegen der Exklusivität, aber mit Bildqualität hat das nichts zu tun, denn exklu­si­ve Fotografen machen nicht auto­ma­tisch bes­se­re Bilder.

Noch kras­ser fällt der Unterschied bei Fotos aus der Agency Collection aus. Salopp gespro­chen benut­zen eini­ge (nicht alle) Macrostock-​Agenturen das als „Abfalleimer“ für ihre alten Bilder, die sie selbst nicht mehr ver­kauft bekom­men und die nun ohne Qualitäts- oder Keyword-​Filter zu iStockphoto kom­men. Damit ver­stop­fen sie die Suchergebnisse mit hohen Preisen, aber eben­falls deut­lich schwan­ken­der Qualität und teil­wei­se einem hohen Bildalter, was bei People-​Bildern eben­falls einen Qualitätsunterschied durch einen ver­al­te­ten Look (Kleidung, Frisur, Requisiten) bedeu­tet. Ich weiß, sol­che Vergleiche sind immer bil­lig, aber trotz­dem: Rechtfertigt die Bildqualität die­ser bei­den Fotos hier und hier einen 15fachen Preisaufschlag? Auch die Zusammenführung von der Agency-​Kollektion mit Vetta führt zur Verwässerung, weil die letz­te­re eine streng kura­tier­te Kollektion war und sie ers­te nicht.

Ebenfalls ver­gleich­bar ist es, wenn wir an Motive den­ken, die im Überfluss vor­han­den sind: Nehmen wir den berüch­tig­ten „Apfel auf wei­ßem Hintergrund“. Ein Foto die­ses Apfel star­tet ganz unten in der Preiskette. Nach eini­gen Verkäufen wird das Bild hoch­ge­stuft und damit teu­rer. Die Kunden kau­fen dann eben eins der fast iden­tisch aus­se­hen­den, bil­li­ge­ren Apfel-​Bilder. Damit fällt nach einer Weile wie­der das teu­re­re Apfel-​Bild im Preis, das ande­re steigt auf und so wei­ter. Mit Qualität hat die­ser Mechanismus wenig zu tun, eher mit (Über)-Angebot und Nachfrage. Andererseits ist es eben auch sinn­voll, weil ein grü­ner Apfel nicht bes­ser wird, nur weil er exklu­siv ange­bo­ten wird und damit allein des­halb in der Vergangenheit teu­rer war.

Außerdem wird es für Fotografen schwe­rer, wel­che sehr künst­le­ri­sche Fotos mit außer­ge­wöhn­li­chen Motiven machen, die zwar optisch sehr ansehn­lich sind, aber wegen ihrer Extravaganz oder Seltenheit kei­ne Mainstream-​Ware sind und nur weni­ge Verkäufe erzie­len. Wenn jetzt Verkäufe der ein­zi­ge Faktor für die Preiseinstufung sind, loh­nen sich sol­che Motive noch weni­ger bei iStockphoto.

Was bedeu­tet das für exklu­si­ve iStock-Fotografen?

Wie vie­le ande­re Fotografen ver­mu­tet auch Michael Jay in sei­nem Blogartikel über die Änderung, dass haupt­säch­lich exklu­si­ve Fotografen die Risiken zu tra­gen haben wer­den. Im Grunde blei­ben nach die­ser Änderung nur zwei Vorteile für Exklusivfotografen: Die höhe­ren Prozentanteile und die Möglichkeit, den Vertrieb über das Partnerprogramm (Thinkstock, Photos.com etc.) zu unter­sa­gen. Ich bin mir nicht sicher, ob das Anreiz genug ist.

Früher dach­te ich immer, dass exklu­si­ve Bilder sehr wich­tig für eine Agentur wären, weil sie sich damit von ande­ren abhe­ben kann, aber es scheint, als bevor­zu­ge iStockphoto statt­des­sen die Strategie, lie­ber den Fotografen mög­lichst wenig aus­zu­be­zah­len. Da haben nicht­ex­klu­si­ve Fotografen mit ihren höchs­tens 20% den Vorteil gegen­über Exklusivfotografen, die 25–45% bekom­men Doch dazu bald mehr in einem ande­ren Blog-Artikel.

Was meint ihr? Was sind die Vor- und Nachteile der neu­en Preisstruktur bei iStockphoto?