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Stockfotografie-​News 2009-02-25

Wie letz­te Woche gibt es auch heu­te ein Potpourri aus Nachrichten aus der Stockfotografie-Branche.

  • Die Bildagentur Alamy kün­digt eine „Commercial Collection“ an, bei der die Bilder auf recht­li­che Unbedenklichkeit geprüft wer­den. Der Sinn ist unter Fotografen strit­tig, da auch jetzt schon nach Bildern mit vor­han­de­nen Releases gesucht wer­den kann.
  • istock­pho­to star­tet einen Audio-​Wettbewerb mit dem Motto „Sound of the 70s“. Als Hauptpreis winkt Aufnahme-​Zubehör im Wert von über 1.500 USD. Das Ziel ist klar: Schnell vie­le Audio-​Dateien zum Verkauf zu erhalten.
  • Vom HiLite-Hintergrund von LastoLite gibt es bei Ebay bil­li­ge­re Kopien. Ein Kollege hat sie getes­tet – und gleich 3x umge­tauscht: „Von gelb­li­chen Wasserflecken über Verfärbungen im Nylon bis zu unan­ge­neh­men Gerüchen nach Benzin war alles ver­tre­ten. Neue Ware sieht anders aus.“
  • Die Bildagentur Panthermedia ändert die Anzeige ihrer zuletzt ver­kauf­ten Bilder. Bisher wur­den die letz­ten 5.000 ver­kauf­ten Fotos chro­no­lo­gisch ange­zeigt, jetzt nur noch eine Zufallsauswahl von 20 Bildern, die in den letz­ten drei Monaten ver­kauft wurden.
  • Die Bildmaschine ändert ihre Suchfunktion. Ab sofort wird nur noch nach voll­stän­di­gen Wörtern gesucht, nicht mehr nach Wortteilen. Eine Suche nach „Haus“ lie­fert jetzt nur noch Treffer, die genau die­ses Wort ent­hal­ten, aber nicht mehr Treffer zu den Worten „Haustier“, „Hausbau“ o.ä. Außerdem ändert sich ab dem 01.03.2009 die Anschrift der Bildagentur.
  • Getty Images ver­gibt das Stipendium „Grants for Good“ an zwei sozi­al enga­gier­te Fotografen.
  • Die Stockfotografie-​Beraterin Ellen Boughn, die auch gleich­zei­tig „Director of Content“ der Microstock-​Bildagentur Dreamstime war, ver­ab­schie­det sich nach über zwei Jahren, um an ihrem Buch zum Thema „User Generated Content“ zu arbeiten.

Schöne Statistik: Getty Images, istockphoto und der FOCUS

Da wer­te ich mona­te­lang die Bildcredits von zig Zeitschriften aus, um einen Überblick über den Bildermarkt zu bekom­men und nun mer­ke ich, dass die Zeitschriften es nicht so genau nehmen.

Genauer gesagt: In der Ausgabe Nr. 2/​2009 des Nachrichtenmagazins FOCUS habe ich ein Bild des Microstock-​Anbieters istock­pho­to gefun­den. Bei den Fotocredits steht jedoch: „Foto: Getty Images“. Formal mag das kor­rekt sein, weil Getty Images die Firma istock­pho­to 2006 gekauft hat­te. Aber ein Anruf bei Getty Images ergab, dass Bilder der Microstock-​Tochter nicht direkt über Getty Images gekauft wer­den kön­nen, weil die Lizenzbedingungen ganz ande­re sein und die Buchhaltung in den USA sitze.

Ein Anruf bei der Bildredaktion des FOCUS ergab auch nicht viel mehr. Auf mei­ne Frage, war­um bei einem istock-​Foto „Getty“ als Credit ste­he, kam von der Dame am Apparat die Gegenfrage: „Warum wol­len sie das denn wis­sen?“. Ich ant­wor­te ehr­lich, dass mich das für die Statistik in mei­nem Blog inter­es­siert, aber die Dame blieb wort­karg: „Dazu kann ich Ihnen kei­ne Auskunft geben“. Hm. Wenn das die Bildredaktion nicht weiß, wer dann?

Aber ich ver­ste­he ja, dass es läs­si­ger wirkt, sich mit dem Namen einer Firma zu schmü­cken, die Fotos für hun­der­te von Euro ver­kauft, statt den Namen einer Firma zu zei­gen, die Fotos für weni­ge Euro ver­scher­belt. Wobei die FOCUS-​Tochter FOCUS Money da kei­ne Probleme hat. Die Microstock-​Agenturen Dreamstime und Fotolia wer­den dort gleich­be­rech­tigt als Bildcredit angegeben.

Doch was bedeu­tet das für die Auswertung der „Fotos von Bildagenturen in Zeitschriften?
Falls nur der FOCUS die­se Art der „Aufhübschung“ betreibt, heißt das nur, dass der FOCUS viel­leicht weni­ger Geld für Fotos aus­gibt als ver­mu­tet. Falls ande­re Zeitschriften die­sem Beispiel fol­gen, ist die unan­ge­foch­te­ne Stellung von Getty Images in der Statistik mit Vorsicht zu genie­ßen. Es wür­de bedeu­ten, dass zwar wei­ter­hin die meis­ten Fotos über Getty Images (bzw. der Tochter istock­pho­to) gekauft wer­den, aber dabei weni­ger Gewinn gemacht wird als die Statistik ver­mu­ten lässt.

Ebenfalls bedeut­sam kann auch die Klausel im Lizenzvertrag von istock­fo­to werden:

4. Standard License Prohibitions.
(a) Prohibited Uses. You may not do any­thing with the Content that is not express­ly per­mit­ted in the pre­ce­ding sec­tion or per­mit­ted by an Extended License. For grea­ter cer­tain­ty, the fol­lo­wing are “Prohibited Uses” and you may not: […]
14. use the Content for edi­to­ri­al pur­po­ses wit­hout inclu­ding the fol­lo­wing cre­dit adja­cent to the Content: “©iStockphoto.com/Artist’s Member Name]“

Grob über­setzt bedeu­tet das, dass es ver­bo­ten ist, Fotos von istock­pho­to für edi­to­ria­le Zwecke (was Zeitschriften in der Regel ein­schließt) zu nut­zen, ohne als Quelle „istockphoto/​Fotograf“ anzu­ge­ben. Mal sehen, was istock­pho­to dazu sagt.

Habt ihr auch in ande­ren Zeitschriften istock-​Fotos mit „Getty-​Credit“ gefunden?

Das grosse Fressen – Der Wettbewerb der Microstock-Bildagenturen

Es ist ein­ge­trof­fen, was Insider und Analysten vor­her­ge­sagt haben: Die Konsolidierung des Microstock-​Bildermarktes beginnt. Dazu gehört neben dem Sterben eini­ger klei­ner Microstock-​Agenturen (und auch tra­di­tio­nel­ler Bildagenturen) das Aufkaufen und die Übernahme von Microstocks durch andere.

Geld verschenken
Doch tre­ten wir kurz einen Schritt zurück, um einen Überblick über den Markt zu gewinnen.

Die sechs größ­ten und auch umsatz­stärks­ten Microstock-​Bildagenturen sind:
1. Shutterstock
2. istock­pho­to
3. Fotolia
4. Dreamstime
5. StockXpert
6. 123RoyaltyFree

Die ers­ten vier sind mit Abstand für vie­le Fotografen die „Hauptverdiener“ im Microstock-​Bereich, danach fol­gen die bei­den ande­ren mit etwas Abstand. Im Jargon wer­den die­se Agenturen auch als „The Big Six“ bezeichnet.

Vier wei­te­re Agenturen, die sich wie­der mit Abstand in den Top 10 drän­geln, sind:
7. Bigstockphoto
8. Crestock
9. Canstockphoto
10. Snapvillage

Das sieht nach einer Menge aus. Bei genaue­rer Betrachtung fällt aber auf, dass hin­ter den Kulissen ande­re die Fäden zie­hen. Schon im Februar 2006 wur­de istock­pho­to von der welt­weit größ­ten Bildagentur Getty Images für 50 Mio. US-​Dollar aufgekauft.

Im Oktober 2008 kauf­te Getty Images dann auch die Bildagentur Jupiter Images für 96 Mio. US-​Dollar. Da die­ser Bildagentur aber auch die Microstock-​Agentur StockXpert (sie­he Platz 5) gehört, besitzt Getty Images nun zwei Microstock-Agenturen.

Auch die Nummer 2 der größ­ten Bildagenturen der Welt, Corbis, war nicht taten­los und grün­de­te im Juli 2007 die Microstock-​Agentur Snapvillage.

Die Nummer 9 der obi­gen Liste, Canstockphoto, wur­de erst vor weni­gen Tagen von der gro­ßen Bildagentur Fotosearch gekauft. Bei Bekanntgabe des Deals wur­de auch gleich ange­kün­digt, dass die über 800.000 Fotos der Microstock-​Agentur nun auch über Fotosearch zu fin­den sein sollen.

Von den zehn wich­tigs­ten Microstock-​Agenturen sind damit schon vier in der Hand von gro­ßen tra­di­tio­nel­len Bildagenturen. Was pas­siert als Nächtes? Es wür­de mich nicht über­ra­schen, wenn in den nächs­ten Monaten wei­te­re Aufkäufe, Zusammenschlüsse oder Schließungen von Microstocks gemel­det werden.

Und was macht Getty Images nun mit zwei Microstock-​Agenturen? Da istock­pho­to ver­stärkt Wert auf Exklusivität ihrer Fotografen legt, könn­te es sein, dass istock­pho­to zu einer „Premium-​Microstock“-Marke aus­ge­baut wer­den soll, die fast nur exklu­si­ve Bilder anbie­tet, die etwas über den übli­chen Microstock-​Preisen lie­gen, wäh­rend bei StockXpert dann die Masse der ande­ren Bilder ver­kauft wird, wel­che vie­le der kon­kur­rie­ren­den Microstock-​Agenturen eben­falls vertreiben.

Habe ich was über­se­hen? Was sind Eure Vermutungen, wie es im Bildermarkt weitergeht?

Rezension: „Microstock Photography. How To Make Money From Your Digital Images“ von Douglas Freer

Geld mit Fotos ver­die­nen? Geht das? Diese Frage möch­te ein wei­te­res Buch mit dem bezeich­nen­den Titel „How To make Money From Your Digital Images“ (ISBN 978–0‑240–80896‑3) beantworten.

Der Autor und Fotograf Douglas Freer beschäf­tigt sich aus­schließ­lich mit Microstock-​Bildagenturen und zieht als Beispiele vor allem die „Großen Vier“ her­an, also istock­pho­to, Fotolia, Dreamstime und Shutterstock. Vor allem istock­pho­to bekommt wegen der gerin­gen Umsatzbeteiligung ihrer Fotografen und der stren­gen „Exclusive Artists“-Option auch Kritik ab.

Das Geschäftsmodell die­ser Microstock-​Agenturen wird aus­führ­lich erklärt und wie in den ande­ren schon vor­ge­stell­ten Büchern auch, wel­che Motive sich gut oder schlecht ver­kau­fen. Dieser Teil ist etwas kür­zer gera­ten als bei den bis­he­ri­gen Büchern, dafür sind sehr aus­führ­lich die tech­ni­schen Kriterieren erklärt, nach denen Microstock-​Agenturen Fotos bewer­ten und wie tech­ni­sche Mängel wie Bildrauschen, chro­ma­ti­sche Aberrationen oder Moiré besei­tigt wer­den kön­nen. Da die­se Agenturen in die­ser Hinsicht viel stren­ger sind, eine sinn­vol­le Entscheidung.

Hilfreich sind auch die drei kurz erläu­ter­ten Lichtaufbauten, die zwar min­des­tens zwei Studioblitze vor­aus­set­zen, dafür aber auch vie­le Standard-​Lichtsituationen für Stockfotos abdecken.

Wie bei den Büchern von Helma Spona und Lee Frost wird das für den Verkaufserfolg über­aus wich­ti­ge Thema „Verschlagwortung“ auf einer knap­pen Seite abge­han­delt. Das ist ange­sichts aus­führ­li­cher ande­rer Tipps wie „Kaufe und benutz­te Adobe Photoshop“ zu wenig.

Am Ende des Buches gibt es noch acht Seiten mit Fallbeispielen, wie­viel ein­zel­ne Fotografen bei wel­chen Microstock-​Agenturen mit wie­viel Fotos pro Monat und Jahr durch­schnitt­lich ver­die­nen. Demnach sind mit ca. 1000 Fotos 500 Us-​Dollar Verdienst pro Monat (und pro Agentur!) kei­ne Seltenheit. Wenn das kei­ne Motivation ist…

Wer das Phänomen „Microstock“ bes­ser ver­ste­hen will oder sich als Anfänger in die­sem Bereich ver­su­chen will, fin­det in dem Buch nicht nur prak­ti­sche Fototipps, son­dern auch etwas Geschichte, Meinungen und Zukunftsprognosen in kum­pel­haf­ter Sprache ser­viert, die das Buch auf­lo­ckern. Des Englischen soll­ten die Leser trotz­dem mäch­tig sein.

Fortgeschrittene Fotografen, die sich lie­ber an tra­di­tio­nel­le Bildagenturen hal­ten, erfah­ren in dem Buch außer der oben erwähn­ten Finanzbeispiele wenig Neues.

Bisherige Rezensionen:
Wie sie mit eige­nen Fotos Geld ver­die­nen“ von Helma Spona
Fotos sehen, ver­ste­hen, gestal­ten” von Martin Schuster
Mit eige­nen Fotos Geld ver­die­nen” von Lee Frost