Neben den unzähligen Kunden, welche meine Bilder kaufen, gibt es leider auch einige, welche diese ohne Lizenz nutzen. Wenn ihnen dann die Abmahnung meines Anwalts ins Haus flattert, taucht leider viel zu häufig die Ausrede auf, die Bilder habe man „kostenlos im Internet“ gefunden. Einige der so Abgemahnten nannten mir die Domains, sodass ich mir dieses Phänomen genauer anschauen konnte.
Neben einigen legalen kostenlosen Bildquellen im Internet scheint es vor allem drei Arten von vermeintlich kostenlosen Bildquellen im Internet zu geben.

Zwei der drei Arten betreffen hauptsächlich Illustrationen. Weshalb das so ist, weiß ich nicht, ich vermute aber, dass die „kostenlosen“ Cliparts, die Firmen wie Microsoft oder Corel ihren Office- und Grafikprogrammen beigelegt haben, zu der Annahme geführt haben, einfache Illustrationen seien generell „frei verfügbar“. Die unpassende deutsche Übersetzung „lizenzfrei“ des englischen Begriffs „royalty free“ ist leider ebenfalls kontraproduktiv.
Ich möchte die verschiedenen Arten von vermeintlich „kostenlosen Bildern“ hier erklären und zeigen, wie man erkennen kann, dass es sich um illegale Bildangebote handelt, um die Bildersucher vor den finanziellen Schäden bewahren, die sich aus einer solchen illegalen Bildnutzung ergeben können.
1. SEO-Domains
Ich nenne diese Domains „SEO-Domains“, nach dem englischen Kürzel für „Suchmaschinenoptimierung“, weil jeder mit etwas Grips im Kopf sehen kann, dass bei diesen Webseiten etwas nicht stimmen kann. Es fängt beim Domainnamen an, der in der Regel nichts mit Bildern, Grafik, Illustration oder sonstigen verwandten Begriffen zu tun hat. Warum das vermutlich so ist, dazu kommen wir gleich. Diese Webseiten heißen zum Beispiel sulimanalomran.com (ehemals requestreduce.org, davor techflourish.com), inadinaofset.com oder noticiasmocambique.com. Das Layout ist oft häßlich, lieblos dahingeklatscht und die Bilder sind leicht erkennbar aus vielen verschiedenen Quellen zusammengeklaut. Deutliche Indizien dafür sind zum Beispiel die sichtbaren Wasserzeichen verschiedener Bilderagenturen, kleine Bildgrößen oder falsche Skalierung.

Für den seriösen Bildsucher ist ein weiteres leicht erkennbares Merkmal, dass keine physikalische Kontaktadresse angeben wird. Oft ist nur eine Emailadresse auffindbar. Wenn weder Namen von Verantwortlichen, Postanschriften einer Firma oder sonstwas genannt werden, ist in der Regel etwas faul.
Außerdem steht auf diesen Seiten meist nicht mal eine ausformulierte Lizenz, also die Lizenzbedingungen, an die man sich halten muss, was man mit den Bildern machen darf und was nicht. Meist steht einfach nur irgendwo „free cliparts“ oder „kostenlose Bilder“, mehr nicht.
Die Bilder auf diesen Seiten sind meist nur Mittel zu einem anderen Zweck, und zwar vermutlich dem Domainverkauf. Oft existieren diese Seiten nicht lange als Bilderquelle. Die Bilder sollen anfangs nur viel Traffic generieren, weil das bei der Google-Relevanz mehr Gewicht als die reine Linkhäufigkeit bekommen hat, um diese Domains (mit dem Traffic) dann weiterzuverkaufen. Deshalb auch die kuriosen Domainnamen, die schon offenbaren, welche anderen Branchen da zugreifen sollen.
Sicher bin ich mir dessen aber nicht, weil beispielsweise die ehemals techflourish.com-Domain alle paar Monate den Namen wechselt, aber jeweils eine Weiterleitung auf die letzte intakte Domain enthält.
2. Fake-Agenturen
Diese Art der illegalen Bildquellen ist leider für den durchschnittlichen Bildsucher schwieriger zu erkennen, weil diese Seiten sich Mühe geben, einen seriösen Anschein zu erwecken. Das Layout ist schön, der Domainname klingt passend und es finden sich mehr Informationen auf der Seite als bei den „SEO-Domains“. Negative Beispiele sind die Seiten cleanpng.com (ehemals kisspng.com) oder clipartstation.com, auf denen viele Bilder als kostenlos verfügbare „Public Domain“-Bilder angeboten werden, obwohl das nicht stimmt, zumindest in vielen Fällen nicht.

Es gibt ganze „Domaingruppen“ von Webseiten, die alle nach dem gleichen Schema benannt sind und ein sehr ähnliches Layout haben wie purepng.com, toppng.com, pngriver.com oder pluspng.com. Viele dieser Seiten haben nicht nur Cliparts im Angebot, sondern auch viele Foto-Freisteller mit transparentem Hintergrund, welche aktive Stockfotografen oft leicht als die Motive bekannter Kollegen erkennen, z.B. diese lächelnde Dame als Motiv von Andres Rodruigez (andresr):

Die Grenzen zwischen den ersten beiden Kategorien sind unscharf und verwischen oft. Beiden gemein ist jedoch, dass in der Regel keine Postadressen oder volle Namen der Verantwortlichen auffindbar sind.

3. Vorschaubilder von Bildagenturen
Eine dritte Art, sich illegal Bilder zu holen, sind die Vorschaubilder von Bildagenturen, welche Bilder regulär und legal anbieten. Diese Bilder sind oft auch über die Google Bildersuche auffindbar und dort bedienen sich anscheinend gerne Bildsucher, die nichts zahlen wollen. Das ist natürlich nicht erlaubt, ebensowenig wie die Layoutbilder (mit oder ohne Wasserzeichen) direkt von den Agenturwebseiten öffentlich zu nutzen, ohne die Bilder bezahlt zu haben.
Ein Sonderfall sind die Angebote einiger Bildagenturen, zum Beispiel „10 Bilder gratis erhalten“ oder so ähnlich. Dafür muss man sich als Kunde registrieren und darf sich als Marketingmaßnahme ohne Bezahlung einige Bilder runterladen. Das ist auch erlaubt, dann sollten sich Bildsucher jedoch unbedingt daran erinnern, bei welcher Bildagentur sie sich mit welchen Kontaktdaten angemeldet haben, um ggf. die gültige Lizenz nachweisen zu können.
Vorsichtsmaßnahmen bei Bildern aus dem Internet
Wer Bilder aus dem Internet nutzt, sollte einige Vorsichtsmaßnahmen treffen, um sicherzugehen, dass die Bildquelle legitim und die Nutzung der Bilder wirklich erlaubt ist.
- Kontaktdaten der Webseite überprüfen: Gibt es eine Postadresse oder Namen von Verantwortlichen?
- Lizenz überprüfen: Gibt es eine ausführlich formulierte Nutzungslizenz für die Bilder oder steht da nur „free“ oder „kostenlos“? Selbst bei angeblichen „Public Domain“-Bildern sollte jeder sehr vorsichtig sein.
- Bilder ansehen: Ist die Präsentation der Bilder einheitlich und stimmig? Sind unterschiedliche Wasserzeichen auf den Bildern erkennbar? Werden viele Bilder nur in kleinen Webgrößen angeboten?
- Bild rückwärtssuchen: Das gewünschte Bild mit einer Google Bildersuche suchen und schauen, auf welchen Webseiten das Bild noch auftaucht. Wenn es auf legalen Agenturwebseiten wie Shutterstock, Adobe Stock oder Getty Images auftaucht, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es illegal auf der kostenlosen Seite ist.

Mehr Tipps zum generellen Erkennen unseriöser Webseiten gibt es hier im Tutorial von Henrik Heigl. Manchmal werden leider auch geklaute Bilder auf den seriösen Bildagenturen hochgeladen, wie ihr diese erkennt, steht hier.