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Rezension: „Fotografie und Recht“ von Daniel Kötz und Jens Brüggemann

Wer Fotos ver­kauft, muss eini­ges beach­ten. Dazu zäh­len auch kom­pli­zier­te Gesetze: Urheberrechtgesetz, Kunsturheberrechtgesetz, Markenrecht, Recht am eige­nen Bild und so weiter.

Amateuere den­ken oft: „Das gehört mir, das darf ich foto­gra­fie­ren“ oder „Keiner kann mir vor­schrei­ben, was ich foto­gra­fie­ren darf“. Profis sind vor­sich­ti­ger, denn spä­tes­tens, wenn Fotos ver­kauft wer­den, oft aber schon, wenn sie nur ver­öf­fent­licht wer­den, dro­hen juris­ti­sche Fallgruben, die hohe Geldstrafen nach sich zie­hen können.

Zu abs­trakt? Ein Beispiel?
Eine Fotografin hat­te 2007 bei der Bildagentur Panthermedia hat­te 2007 ein Foto von eini­gen klei­nen Deko-​Osterhasen aus Holz ver­kauft, die sie neben Blumen dra­piert hat­te. Ein Verlag hat­te das Foto gekauft, die Häschen aus­ge­schnit­ten und damit zu Ostern Aufkleber dru­cken las­sen, die einer Zeitung des Verlags bei­gelegt wur­den. Der Hersteller der Deko-​Hasen hat­te für die Figuren jedoch einen Geschmacksmusterschutz und ver­klag­te die Fotografin. Zuerst ver­lang­te der Hersteller über 10.000 Euro, letzt­end­lich muss­te die Fotografin 2730 Euro zah­len. Details zum Fall kön­nen hier im Panthermedia-​Forum nach­ge­le­sen werden.

Deshalb ist es wich­tig, dass jeder, der Fotos ver­kauft, min­des­tens über­blicks­wei­se Ahnung von den rele­van­ten Gesetzen hat.

Zu die­sem Thema erschien vor kur­zem das Buch „Fotografie und Recht. Der Untertitel „Die wich­tigs­ten Rechtsfälle für die Fotopraxis“ (ISBN 978–3826659447) vom Rechtsanwalt Daniel Kötz und dem Fotografen Jens Brüggemann.

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Das Buch ist im Frage-​Antwort-​Schema auf­ge­baut. Das bedeu­tet, dass immer ein Fall aus der Foto-​Praxis geschil­dert wird, zum Beispiel, dass einer Kundin Portraitfotos nicht gefie­len und sie ihr Geld zurück ver­lang­te oder dass Models nicht zu einem Auftrag erschie­nen sind und dem Fotograf dadurch Kosten ent­stan­den sind. Dieser Fall wird dann in all­ge­mei­ne Rechtsfragen umfor­mu­liert und aus­führ­lich beant­wor­tet. Am Ende gibt es zu jedem Fall ein kur­zes Fazit. Man kann sich hier bei Amazon direkt das Inhaltsverzeichnis und die ers­ten drei Fälle durch­le­sen, um einen bes­se­ren Eindruck zu gewinnen.

Das Gute an dem Buch ist, dass es sich durch die pra­xis­na­he Herangehensweise flüs­sig und leicht ver­ständ­lich liest. Die kom­ple­xen Gesetze wer­den auf so klei­ne Happen her­un­ter­ge­bro­chen, dass es auch als schnel­les Nachschlagewerk benutzt wer­den kann. Die aus­ge­wähl­ten Beispiele sind alle rele­vant. Von den 76 Fällen des Buches hat sich jeder Fotograf sicher schon min­des­tens die Hälfte der Fragen selbst gestellt, die nun beant­wor­tet werden.

Negativ auf­ge­fal­len sind meh­re­re Kleinigkeiten. Zum einen sind vor allem die Antworten auf Fragen zu Aktfotos und ähn­li­chem sehr sub­jek­tiv gefärbt. So heißt es z.B. bei Fall 1.16 (Altersbeschränkung bei Erotikfotos im Internet?): „Über die deut­schen Jugendschutzvorschriften mag geschmun­zelt wer­den; sie stel­len aber nichts ande­res als eine gefähr­li­che Entwicklung dar, die nur noch den Begriff Zensur ver­dient“ (S42).  Die star­ken Meinungen im Buch zu die­sem Thema rüh­ren wahr­schein­lich daher, dass der Autor Jens Brüggemann selbst häu­fig als Aktfotograf tätig ist. Viele Beispielbilder illus­trie­ren dies ebenfalls.

Schwerer wiegt jedoch das Manko, dass etli­che Antworten unkon­kret gehal­ten sind. Es wer­den ver­schie­de­ne Rechtsauffassungen beschrie­ben oder stark abwei­chen­de Gerichtsurteile zitiert, so daß der Leser im Unklaren bleibt, was rich­tig und was falsch ist. Das liegt jedoch nicht nur an den Autoren, denn die Rechtssprechung ist in der Praxis wider­sprüch­lich. Trotzdem hilft das Buch dann, die Argumente meh­rer Seiten nach­zu­voll­zie­hen oder an kon­kre­ten Paragraphen zu messen.

Mit knapp 130 recht groß­zü­gig lay­oute­ten Seiten ohne Anhang ist der Preis von ca. 35 Euro für das Softvcover-​Buch recht hap­pig. Es auch ande­re gute und güns­ti­ge­re Bücher zum Thema Fotorecht, z.B. das „Handbuch zum Fotorecht“ von Alexander Koch (mit 32 Euro nicht bil­li­ger, aber fast drei­fach so vie­le Seiten).  Aber da sich die rele­van­ten Gesetze seit dem Erscheinen 2003 geän­dert haben, emp­feh­le ich lie­ber das aktu­el­le Buch.

Rezension: Wie man Aufträge angelt und mit Fischen spricht… (Volker Remy)

Viele Fotografen sehen sich eher als Künstler denn als Handwerker oder Dienstleister. Dabei wis­sen selb­stän­di­ge Fotografen sehr wohl, dass Fotografieren nur einen Teil ihrer Arbeit aus­macht. Dazu kom­men bei­spiels­wei­se noch Organisation, Buchhaltung, Vertrieb und – Marketing.

Da dies nicht in der Schule gelehrt wur­de, muss­te ich mir Marketing-​Wissen anders aneig­nen. Zum einen besuch­te ich Seminare an Fachhochschulen für Wirtschaft, zum ande­ren las ich tro­cke­ne Bücher mit Titeln wie „Marketing für mit­tel­stän­di­sche Unternehmen“.

Aber es geht auch anders. Der Werbetexter und Marketing-​Experte Volker Remy schreibt in sei­nem Buch „Wie man Aufträge angelt und mit Fischen spricht…“ (ISBN 978–3000201097) nicht tro­cken, son­dern im Gegenteil sehr flüs­sig. Der Titel deu­tet an, dass die Allegorie des ein­sa­men Anglers, der sei­ne Kunden gedul­dig „fan­gen“ muss, durch­weg bei­be­hal­ten wird.

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Remy fasst das Ziel sei­nes Buches klar zusam­men: „Ich möch­te dar­über hin­aus jeden Selbständigen zum Eigen-​PR-​Enthusiasten aus­bil­den“ (S.11). Es geht nicht dar­um, die Leser zu Experten zu machen, son­dern sie anzu­schub­sen und zu moti­vie­ren, dass auch ein so gro­ßes Wort wie „Marketing“ von einem allein zu stem­men ist. Ständig ist zu mer­ken, dass Remy Werbetexter ist, denn das Buch liest sich leicht, ver­ständ­lich und amä­sant. Stellenweise mer­ke ich jedoch, dass ihm das Formulieren so viel Spaß macht, dass er ab und zu ver­gisst, auch Substantielles mit­zu­tei­len. So wird er phi­lo­so­phisch, wenn er dar­über sin­niert, ob Männer oder Frauen die bes­se­ren Verkäufer(innen) sind oder bei sei­ner Typologie der „Fischarten“ im Geschäft, die in der Praxis bestimmt kaum weiterhilft.

Am gelun­gens­ten ist der drit­te und glück­li­cher­wei­se längs­te Teil mit sei­nen Beispiele für Werbebriefen, mit denen poten­ti­el­le Kunden kon­tak­tiert wer­den kön­nen, Tipps für Präsentationen, die Vor- und Nachteile von Telefon-​Akquise gegen­über dem Briefeschreiben und die Möglichkeiten von Blogs für Selbständige.

Ich sage es ehr­lich: Reine Stockfotografen, die ja eher ein „Business-To-Business“-Geschäftsmodell haben, wer­den aus die­sem Buch wenig Nutzen schöp­fen kön­nen. Ich weiß jedoch, dass vie­le Fotografen nur neben­bei Bildagenturen belie­fern und den größ­ten Teil ihres Umsatzes mit Foto-​Aufträgen erwirt­schaf­ten. Diese Selbständigen wer­den das Buch hilf­reich finden.

Rezension „Heute schon geblitzt?“ von Dirk Wächter

Der Vorteil die­ses Buches ist gleich­zei­tig sein Nachteil. Der Fotograf Dirk Wächter hat es geschafft, ein leicht ver­ständ­li­ches, flüs­sig zu lesen­des, anschau­lich und anspruchs­voll bebil­der­tes und inspi­rie­ren­des Buch zu schrei­ben, wel­ches die Nutzung des Blitzsystems E‑TTL von Canon erklärt.

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Als Einstieg wählt Wächter einen Überblick über theo­re­ti­sche Grundlagen der Fotografie, wie Farbtemperatur, Weißabgleich, Blitzleitzahl oder Belichtungszeiten. Die ganz grund­le­gen­den Informationen zu Brennweite oder Schärfe hät­ten jedoch als vor­aus­ge­setzt über­sprun­gen wer­den kön­nen. Ähnliches gilt für die Kapitel Zwei und Vier, in denen die Bedienung einer Canon-​EOS-​Kamera erklärt wird und aus­schwei­fend das Canon-​Zubehör zum Blitzen auf­ge­zählt wird – auch die Teile, die längst nicht mehr erhält­lich sind. Da nahm der Dank des Autors für die Unterstützung von Canon wohl überhand.

Dieser lan­ge Einstieg führt dazu, dass der gelun­ge Teil des Buches lei­der zu kurz gera­ten ist. In Kapitel Fünf wer­den die ver­schie­de­nen Blitzmöglichkeiten bei Vollautomatik, Programmautomatik ℗, Blendenvorwahl (Av), Zeitvorwahl (Tv) und dem manu­el­len Modus (M) erklärt. Diesen Abschnitt hat­te ich schon frü­her gele­sen und ich gebe zu, dass er der Auslöser war, mich wie­der an das Blitzen mit dem Systemblitz zu wagen, nach­dem ich die Bedienungsanleitung von Canon auch nach mehr­ma­li­gem Lesen nie rich­tig ver­daut hat­te. Hier wird der Nachteil des Buches deut­lich: Dieses Kapitel hät­te als Anleitung der Canon-​Blitze mit­ge­lie­fert wer­den müs­sen und nicht Jahre spä­ter in einem eige­nen Buch.

Im sechs­ten Kapitel wird Dirk Wächter end­lich krea­tiv. Er ver­rät eini­ge Tricks, wie mit dem klei­nen Blitzgerät hoff­nungs­los schei­nen­de Lichtsituationen geret­tet oder über­ra­schen­de Effekte erzeugt wer­den kön­nen. Wie bekommt man den Himmel bei Personenaufnahmen mit dem Blitz so satt dun­kel­blau wie in der Werbung? Psychedelische Lichteffekte? Mischlicht meis­tern? Alles kein Problem. Auch die­ses Kapitel hät­te weit aus­führ­li­cher behan­delt wer­den dür­fen. Zu oft ver­liert er sich in Details wie Anekdoten über Köche und Erbsen, statt zu mehr Bildern detail­lier­te Making-​Ofs zu wie auf Seite 144 brin­gen. Immerhin lie­fert Wächter am Ende des Buches zu vie­len Bildern die Aufnahmedaten wie Zeit/​Blende, Objektiv, ISO-​Wert und die gro­be Blitzmethode.

Stiefmütterlich behan­delt wird auch alles, was an Beleuchtung über den rei­nen Systemblitz hin­aus­geht. Damit mei­ne ich nicht die gro­ßen Studioblitze, die absicht­lich nicht Teil des Buches sind, son­dern die Lichtformer, Reflektoren, Aufhelle, Funkauslöser und sons­ti­ge Gimmicks, die manch­mal einem Foto den ent­schei­de­nen Kick geben. Auch das ent­fes­sel­te Blitzen wird nur sehr kurz ange­schnit­ten. Immerhin gibt er ein­mal Praxistipps für Farbfilterfolien, aber das rie­si­ge Sortiment an Lichtformern etc. von Firmen wie California Sunbounce, LumiQuest oder LastoLite wird nur kurz vor­ge­stellt, die Einsatzmöglichkeiten und Wirkungsweisen zusam­men mit den Canon-​Blitzen aber ausgespart.

Trotz die­ser Lücken ist das Buch „Heute schon geblitzt“ (ISBN 978–3000242779) emp­feh­lens­wert, weil es so inspi­rie­rend geschrie­ben ist. Wer sowie­so paar Kilo Kamera und Objektive schleppt, packt dann die paar hun­dert Gramm Blitz eben­falls mit ein, denn Dirk Wächter zeigt, wie hilf­reich die­se mobi­le Lichtquelle sein kann. Wer sei­nen Aufsteckblitz frü­her als not­wen­di­ges Übel sah, wird nach dem Lesen sei­nen Blitz mit ande­ren Augen sehen und sich wün­schen, ihn bald ein­set­zen zu können.

Bisherige Rezensionen:
Backstage“ von Effi Berger
Andreas Feiningers gro­ße Fotolehre“ von Andreas Feininger
Rezension: “Porträts gekonnt retu­schie­ren mit Photoshop” von Matthias Matthai
Food Styling For Photographers” von Linda Bellingham und Jean Ann Bybee
Microstock Photography. How To Make Money From Your Digital Images” von Douglas Freer
Wie sie mit eige­nen Fotos Geld ver­die­nen” von Helma Spona
Fotos sehen, ver­ste­hen, gestal­ten” von Martin Schuster
Mit eige­nen Fotos Geld ver­die­nen” von Lee Frost

Rezension: „Backstage“ von Effi Berger

Das ist kein Zufall. Passend zur neu­en Staffel von Germany’s Next Topmodel erscheint ein Buch mit dem Titel „Backstage – ein Model packt aus“ (ISBN 978–3548372273) von Effi Berger. Dass sich das Taschenbuch an die glei­che Klientel wie die Fernsehsendung rich­tet, ist schon an der Typographie des Titels sicht­bar, die sich an den Schriftzug der Sendung anlehnt.

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Auch inhalt­lich glei­chen sich Buch und Sendung: Oberflächlich, sen­sa­ti­ons­hei­schend und immer etwas dümm­lich. „Backstage“ ist locker geschrie­ben, zu locker. Ich bin ver­sucht zu sagen: in paar Tagen aus dem Handgelenk geschüt­telt. Eine kur­ze Kostprobe zeigt, wie der Text von nichts­sa­gen­den Phrasen durch­setzt ist:

Als die gro­ße Stunde end­lich geschla­gen hat­te, ging auf ein­mal alles ganz schnell. Rein in die Klamotte, raus aus der Klamotte. Jedes Mädchen stol­zier­te etwa sechs bis zehn Mal über den Laufsteg. Nach jedem ‚Run‘ blie­ben gefühl­te 50 Sekunden, um Outfit, Schuhe und die dazu­ge­hö­ri­gen Accessoires zu wech­seln sowie die Frisur und das Make-​Up zu rich­ten. Es ging zu wie bei einem Boxenstopp in der Formel 1. Keine hal­be Stunde spä­ter war der gan­ze Spuk wie­der vor­bei. Ein sol­ches Theater für eine ein­zi­ge Show. Und ich mach­te drei Kreuze, denn ich war weder gestol­pert, noch quer über den Laufsteg geschlit­tert.“ (S. 28)

Ein Wort zur Warnung: Dieser Abschnitt ist aus ca. vier Seiten der ins­ge­samt knapp 190 Buchseiten, wel­che wirk­lich den Modelalltag behan­deln. Der Rest ist ein Sammelsurium aus über­trie­be­nen Anekdoten, pein­li­chen Dialogen und aus­führ­li­chen Beziehungsschilderungen. Fast könn­te man mei­nen, man wür­de das Drehbuch zu einer Model-​Seifenoper lesen. Wie pas­send, dass in dem Buch alle Namen anony­mi­siert wur­den und kei­ne kon­kre­ten Daten wie Kunden oder Daten genannt wer­den. So fällt die Überprüfung der angeb­li­chen Fakten schwer.

Es heißt, dass die Autorin seit ihrem 15. Lebensjahr modelt und jetzt 27 Jahre alt sei. Den spär­li­chen ver­steck­ten Hinweisen im Buch zufol­ge wer­den aber nur die Jahre 2002 und 2003 behan­delt. Vom Anfang und Ende ihrer Karriere ist kei­ne Rede. Dafür ist es gespickt mit frag­wür­di­gen Tipps wie „Misstraue nie­mals Deiner Agentur“ (S. 49) oder dass Models Selbstbräuner nut­zen soll­ten (S. 169). Als Vergleich müs­sen stän­dig teu­re Edelmarken her­hal­ten, um Models auch den letz­ten Funken Verstand abzu­spre­chen Rezension: „Backstage“ von Effi Berger wei­ter­le­sen

Rezension: „Andreas Feiningers große Fotolehre“ von Andreas Feininger

Schade, dass die­ser Mann tot ist. Knapp 20 Jahre arbei­te­te der gebo­re­ne Franzose Andreas Feininger in den USA für das legen­dä­re Life-Magazin. Dank Google kön­nen sei­ne Fotos für das Heft auch online gefun­den wer­den. Neben zahl­rei­chen Bildbänden ver­öf­fent­lich­te Feininger auch zahl­rei­che Sachbücher über die Fotografie, von denen sich vie­le zu Standardwerken ent­wi­ckel­ten. Eines die­ser Standardwerke ist „Andreas Feiningers gro­ße Fotolehre“ (ISBN 3–453-17975–7).

Andreas Feiningers grosse Fotolehre

Das Buch erschien zuerst 1978 und wird mitt­ler­wei­le seit 2001 in der 7. Auflage ver­kauft. Von außen sieht es unschein­bar aus, aber das Buch hat es in sich. Auf fast 500 Seiten (mit klei­ner Schrift) legt Feininger die Grundlagen der Fotografie dar. Der ers­te Teil beschäf­tigt sich mit der Ausrüstung, zum Beispiel, wie eine Kamera auf­ge­baut ist oder wie bestimm­te Objektive funk­tio­nie­ren. Dabei geht es weni­ger um kon­kre­te Modelle, son­dern um die phy­si­ka­li­schen und tech­ni­schen Grundlagen, die jeder Fotos unter­schei­den kön­nen soll­te. Der nächs­te Teil erklärt, wie ein Foto tech­nisch kor­rekt belich­tet wird. Nicht die Komposition wird erklärt, son­dern wann ein Foto scharf und weder über- noch unter­be­lich­tet wird. Der drit­te Teil mit knapp 100 Seiten dreht sich nur um die Film- und Bildentwicklung in der Dunkelkammer. Im letz­ten sehr aus­führ­li­chen Teil geht es um die Bildgestaltung, um die psy­cho­lo­gi­schen Elemente vor einer Aufnahme und Aspekte wie Licht, Farbe, Kontrast, Tiefe und Bewegung, die berück­sich­tigt wer­den sollten.

Der Grund, war­um Feiningers Bücher zu Klassikern wur­den, wird beim Lesen schnell klar. Der Mann hat eine Meinung, die er auch begrün­den kann, er wei­gert sich, ins Detail zu gehen, bevor nicht die not­wen­digs­ten Basisinformationen geklärt sind, erklärt zu jedem Vorteil auch des­sen Nachteile und er besteht dar­auf, dass die Technik immer nur Mittel zum Zweck blei­ben wird. Das wich­tigs­te eines guten Fotografen ist immer noch sei­ne Sichtweise, sein Gefühl und sein Sachverstand beim Fotografieren.

Das Ganze packt er auch noch in net­te, zitier­fä­hi­ge Sätze wie:

Das Bild eines schö­nen Mädchens ist nicht unbe­dingt ein schö­nes Bild“ (S. 271)

oder

Im Grund genom­men ist eine Kamera eben­so­we­nig schöp­fe­risch wie ein Klumpen Ton. Aber ein Tonklumpen wie auch eine Kamera kann in der Hand des Künstlers zu einem Mittel schöp­fe­ri­scher Offenbarung wer­den“ (S. 437).

Leider ist Feininger schon 1999 in New York gestor­ben und kann lei­der nicht mehr den Staub sei­nes ver­al­te­ten Buches abpus­ten. Das Kapitel über die Dunkelkammer ist für digi­tal arbei­ten­de Fotografen sinn­los gewor­den, eben­so lan­ge Abschnitte über die Unterschiede ver­schie­de­ner Filme oder die Verwendung von Kolbenblitzen. Mindestens die Hälfte des Buches ist für moder­ne Profis obso­let. Auch der Fototeil mit Beispielbildern sieht deut­lich nach den 1970er Jahren aus, erfüllt immer­hin trotz­dem den Demonstrationszweck. Dafür ist die ande­re Häfte wei­ter­hin zeit­los gül­tig und durch das aus­führ­li­che Stichwortverzeichnis auch als Nachschlagewerk zu gebrau­chen. Dazu moti­viert es, sich statt mit der Kamera wie­der mehr mit den Motiven zu beschäf­ti­gen. Könnte Feininger noch etwas sagen, wür­de mich sei­ne Meinung zu Digitalkameras, Bildsensoren und Photoshop sehr interessieren.

Für knap­pe 13 Euro ist das Taschenbuch auch bei viel­leicht nur 200 noch aktu­el­len Seiten lohnend.

Bisherige Rezensionen:
Rezension: “Porträts gekonnt retu­schie­ren mit Photoshop” von Matthias Matthai
Food Styling For Photographers” von Linda Bellingham und Jean Ann Bybee
Microstock Photography. How To Make Money From Your Digital Images” von Douglas Freer
Wie sie mit eige­nen Fotos Geld ver­die­nen” von Helma Spona
Fotos sehen, ver­ste­hen, gestal­ten” von Martin Schuster
Mit eige­nen Fotos Geld ver­die­nen” von Lee Frost