Kaum eine neue Kamera kommt heute ohne ene Filmfunktion aus. Auch immer mehr Bildagenturen verkaufen mittlerweile nicht nur Fotos, sondern auch Videos. Da erscheint es logisch, wenn Fotografen den Umgang mit dem Medium „Film“ lernen wollen.
Eins der Bücher, das dabei helfen soll, ist „HD-Filmen mit der Spiegelreflex“* (ISBN 978–3898646369) von Helmut Kraus. Im Klappentext wird der Autor als Leiter eines Designbüros und Autor von Fachbüchern genannt, ohne dass ich herausfinden konnte, wie viel Praxiserfahrung er hat. Vielleicht wirkt deshalb das Buch etwas oberflächlich. Alles wird kurz angerissen, wie Film- und Dateiformate, Speichermedien, Sensortypen, die Ausrüstung, mögliches Zubehör und so weiter. Der Teil „Aufnahmepraxis“ umfasst jedoch nur knapp 50 Seiten, von denen mindestens ein Drittel für Fotografen nichts Neues bieten, da sie Altbekanntes wie den Zusammenhang von Blende und Tiefenschärfe, die Auswirkung von Objektiv und Brennweite auf den Bildausschnitt etc. wiederholen.
Mitnehmen konnte ich aus dem Buch immerhin einige Details. So weiß ich jetzt, woran ich Variofokalobjektive erkenne, was ein wichtiges Kriterium für das Fokussieren beim Filmen ohne Autofokus ist. Interessant am Rande fand ich die Bemerkung, dass erst Oskar Barnacks der Fotografie zum Durchbruch als Massenmedium verhalf, indem er auf die Idee kam, den „verhältnismäßig preiswerten 35-mm-Kinofilm für Fotoapparate zu verwenden“. Gut fand ich auch die im Vergleich zum Rest detaillierten Beschreibungen von möglichen Fehlerquellen beim Filmen, wie den Rolling-Shutter-, den Blooming- und den Moiré-Effekt oder Blendenflecken, Smearing und Flackern. Hilfreich ist auch der Hinweis, dass Filmaufnahmen mit einer DSLR auf Stativ immer kleinere Dateigrößen erzeugen als das Freihand-Filmen. Das liegt an der Komprimierung der Film-Codecs, die bei identischeren Bildern effektiver arbeiten kann.
Gefehlt haben mir hingegen für meine geplante Filmpraxis elementare Dinge. Der Bereich Beleuchtung wird nur sehr grob auf einer Seite abgehandelt. Da hätte ich mir mehr Informationen über die Wirkungsweisen und Vor- und Nachteile verschiedener Beleuchtungsmittel wie Flächenleuchte, Weichstrahler, PAR oder LED-Lampen gewünscht. Glücklicherweise lese ich dazu parallel ein ausführlicheres Buch, welches ich hier auch bald rezensieren werde. Da ich im Fotobereich viel mit Freistellern arbeite, hätte ich mir ebenfalls mehr Hinweise gewünscht, wie mittels der Bluescreen-Technik (bzw. heute häufiger der Greenscreen-Variante) ein Motiv vom Hintergrund isoliert werden kann.
Insgesamt ist das Buch nur für wirkliche Anfänger hilfreich. Wer schon eine Weile fotografiert, wird die meisten der angeschnittenen Inhalte schon kennen.
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