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Adobe Stock erklärt seinen Suchalgorithmus: Erste Lehren

Der Suchalgorithmus einer Bildagentur gehört zu den stärks­ten Betriebsgeheimnissen. Besonders pikant ist das, weil die­ser Algorithmus wesent­lich dar­über ent­schei­det, ob man als Fotograf mit die­ser Bildagentur viel Geld ver­dient oder nicht (YouTuber kön­nen da ein Lied von sin­gen).

Weil die­ser Suchalgorithmus so geheim ist, kann man nur Mutmaßungen dar­über anstel­len, wel­che Kriterien genau rele­vant sind, um bei einer Bildersuche weit oben zu erscheinen.

Manchmal geben die Entwickler jedoch selbst einen sel­te­nen Einblick in ihre Arbeit. So kürz­lich bei die­sem sehr span­nen­den Artikel von Fengbin Chen, Machine Learning Engineer bei Adobe.

In die­sem Artikel wer­den ers­tens eini­ge beob­ach­te­te Verhaltensweisen von Bildkäufern auf­ge­zählt. Dazu zäh­len zum Beispiel:

  • Kunden scrol­len sel­ten in den Suchergebnissen und schau­en sel­ten mehr als die ers­te Seite der Suchergebnisse an
  • Abo-​Kunden benut­zen häu­fig die glei­chen Suchbegriffe, jedoch mit ande­ren geplan­ten Endnutzungen im Hinterkopf, wes­halb die Topresulte nicht die glei­chen blei­ben sollten
  • Kunden laden Bilder oft run­ter, um die­se wei­ter­zu­ver­ar­bei­ten, vie­le suchen nach Inspirationen durch Stock-​Bilder, die sie für ihre fina­len Projekte bear­bei­ten können
  • Bilder auf der ers­ten Trefferposition haben mehr als zehn Mal zu vie­le Downloads wie Bilder auf der drei­zehn­ten Trefferposition.
  • Mehr als die Hälfte aller Downloads erzie­len Bilder im obe­ren Drittel der Suchergebnisse
  • Es gibt eine „Positionsbefangenheit“ (Position Bias), das heißt, Kunden kau­fen lie­ber Bilder aus den obe­ren Suchergebnissen als aus den unte­ren, unab­hän­gig von der Bildqualität und Relevanz.
  • Ein Kunde lädt eher das 100. Bild (das letz­te einer Seite) als das 95. Bild und wenn sie auf die zwei­te Seite gehen, eher eins aus den obe­ren Positionen der zwei­ten Seite als aus den unte­ren Positionen der ers­ten Seite.

Ebenfalls sehr span­nend ist der sel­te­ne Einblick, wie das Adobe Stock Team auf die oben genann­ten Verhaltensweisen reagiert. Damit geben sie einen nütz­li­chen Einblick in die Denkweise der „Hüter des Algorithmus“:

Das Team hat ein neu­es Ranking-​Feature hin­zu­ge­fügt mit dem Namen „unbi­a­sed DTR“. DTR steht für „Download-​through-​rate“. Die Idee dahin­ter ist, dass bis­her die Anzahl der Verkäufe ins Verhältnis zu den Views bei den Suchergebnissen gesetzt wur­de. Ein Bild, was genau­so oft ange­zeigt wur­de wie ein ande­res, aber häu­fi­ger gekauft wur­de, bekam in der Zukunft einen höhe­ren Platz. Das berück­sich­tig­te aber noch nicht den Fakt, dass die Kunden die obe­ren Bilder unab­hän­gig von der Bildqualität bevor­zug­ten, wes­halb sich die­se Topseller oben fest­setz­ten und kaum von neue­ren, even­tu­ell bes­se­ren Bildern ablö­sen ließen.

Beim „unbi­a­sed DTR“ wird das nun berück­sich­tigt, indem die Anzeigeposition mit ein­fließt in das Verhältnis. Zum Beispiel wird ein Bild auf dem Platz eins der Suchergebnisse als „ein View“ gezählt, wäh­rend ein Bild auf der 30. Position nur als „ein Fünftel View“ gezählt wird, weil die Neigung, das ers­te Bild zu kau­fen, fünf Mal höher ist als die, das 30. Bild zu kaufen.

Zusäzlich zu die­sem Faktor spie­len natür­lich noch vie­le ande­re Faktoren wie Alter des Bildes, Suchbegriffe, Portfoliogröße und so wei­ter eine Rolle.

Als Ergebnis wird im Artikel die­ses Vorher-​Nachher-​Beispiel gezeigt:

Vorher-​Nachher-​Vergleich des „unbi­a­sed DTR“-Ranking Features bei Adobe Stock

So sehr ich den Einblick in die Arbeitsweise des Such-​Teams zu schät­zen weiß, so sehr bin ich doch vom Ergebnis ent­täuscht. Es wird behaup­tet, das Nachher-​Ergebnis wür­de mehr Diversität und Variationen zei­gen. Ich bin da einer ande­ren Meinung.

Wie seht ihr das?

Vermutungen über die neue Fotolia-Suche

Vorgestern war es soweit: Der Tag, den vor allem exklu­si­ve Fotografen fürch­ten. Fotolia hat am Mittwoch kräf­tig an der Suchfunktion geschraubt und dabei die Ergebnisse kom­plett durch­ein­an­der gewirbelt.

Weil die Algorithmen, die hin­ter der Bildersuche ste­hen, bei jeder Bildagentur ein gro­ßes Geheimnis sind, kön­nen wir nur spe­ku­lie­ren. Nein, müs­sen wir sogar, denn die neue stan­dard­mä­ßig ein­ge­stell­te Relevanz-​Suche führ­te allein in den ers­ten bei­den Tagen zu gro­ßen Umsatzeinbrüchen, beson­ders stark bei exklu­si­ven Fotografen, die stär­ker als nicht­ex­klu­si­ve Fotografen auf das Einkommen ange­wie­sen sind. Fotografen berich­ten von Umsatzverlusten von ‑25 bis zu ‑60% in den letz­ten bei­den Tagen.

Mein Umsatzeinbruch der letz­ten Tage bei Fotolia

Das heißt in Euro umge­rech­net, wir reden hier von hohen drei­stel­li­gen bis nied­ri­gen vier­stel­li­gen Summen, die am Ende des Monats auf dem Konto fehlen.

Deshalb will ich ver­su­chen, die Suche etwas zu ana­ly­sie­ren, damit wir als Fotografen uns auf die neu­en Änderungen ein­stel­len kön­nen. Geholfen haben mir dabei die Diskussionsteilnehmer die­ses Threads im Stockfotografie-​Forum sowie eini­ge Fotografen per Mail, Chat und Telefon. Alles, was ich hier schrei­be, sind nur Vermutungen, die wir auf­grund unse­rer Erfahrung und eige­ner Testsuchen äußern.

Wer selbst eine Testsuche machen will, kann die Suchergebnisse der „Relevanz-​Suche“ mit den Ergebnissen der „Popularität-​Suche“ ver­glei­chen, weil die „Popularität-​Suche“ aktu­ell unge­fähr das zu sein scheint, was vor­her die Relevanz-​Suche war.

Warum ist die Relevanz-​Suche so wichtig?

Die meis­ten Bildeinkäufer sind bequem und wol­len schnell Ergebnisse sehen. Deshalb tip­pen sie ein­fach paar Wörter und das Suchfeld einer Bildagentur ein und schau­en sich die Ergebnisse an. Als Standard für die­se Suche ist die „Relevanz-​Suche“ vor­ein­ge­stellt. Nur wer sich bes­ser aus­kennt oder genau weiß, wie die Suchen sich von­ein­an­der unter­schei­den, kann die Sortierung nach „Datum, Downloads, Preis oder Popularität“ manu­ell umge­stellt wer­den. Das nut­zen aber nur weni­ge Bildsucher, wes­halb es für die Fotografen wich­tig ist, mit ihren Bildern auf der ers­ten Seite der Suchergebnisse der Relevanz-​Suche ange­zeigt zu wer­den. Das ist ver­gleich­bar mit Firmen, die unbe­dingt auf die ers­te Seite der Google-​Suche kom­men wol­len, weil nur weni­ge Leute auf die fol­gen­den Seiten klicken.

Zuerst gilt es, zwei Dinge von­ein­an­der zu tren­nen: Die Sortierung der Suchergebnisse bei der Relevanz-​Suche und die Suchbegriffe selbst. Das hängt zwar mit­ein­an­der zusam­men, ist aber nicht das Gleiche.

Die Wichtigkeit der Suchbegriffe

Fast noch wich­ti­ger als die Qualität eines Fotos ist die Qualität der Suchbegriffe, weil die vom Suchalgorithmus benutzt wer­den, um brauch­ba­re Ergebnisse zu lie­fern. Die Übersetzung bei Fotolia war lan­ge Zeit, gelin­de gesagt, sehr schlecht, was dazu führ­te, dass die Suchergebnisse auf der deut­schen Seite mit deut­schen Begriffen kom­plett anders aus­sa­hen als auf der eng­li­schen Seite mit den glei­chen eng­li­schen Begriffen. Für deut­sche Fotografen, die – wie ich – in deutsch ver­schlag­wor­ten, war das eine Art Heimvorteil, weil der deut­sche Markt nach USA und England einer der größ­ten Bildermärkte ist und wir als Muttersprachler die bes­se­ren Schlagworte hatten.

Das ist nun anders. Sowohl bei deut­schen oder eng­li­schen Begriffen auf der deut­schen Fotolia-​Seite als auch bei deut­schen oder eng­li­schen Begriffen auf der eng­li­schen Fotolia-​Seite wer­den fast die glei­chen Bilder ange­zeigt. Das weist auf eine Veränderung der Übersetzungsfunktion hin. Ein wei­te­res Indiz: Während frü­her bei der Suche nach „Geld“ auf der deut­schen Seite so gut wie nur Euro-​Scheine ange­zeigt wur­den, wer­den jetzt ca. 20% Dollar-​Scheine oder ande­re Währungen ange­zeigt. Außerdem bekla­gen Fotografen, wel­che seit jeher in eng­lisch ver­schlag­wor­ten, kei­nen merk­li­chen Rückgang

Gestern gab es auch – sicher nicht zufäl­lig – einen aus­führ­li­chen Newsletter von Fotolia, der wich­ti­ge Tipps für die Verschlagwortung gibt. An ers­ter Stelle wird betont, dass weni­ge Suchbegriffe (ca. 10–15) meist zur Beschreibung eines Bildes aus­rei­chen. Das lässt ver­mu­ten, dass auch des­halb ande­re Bilder ange­zeigt wer­den, eben jene, die weni­ger als mehr Wörter benut­zen. Das kann jedoch mit­tel­fris­tig dazu füh­ren, dass „exo­ti­sche­re“ Keywords, die Fotografen eher an das Ende ihrer Liste set­zen, nicht mehr berück­sich­tigt und eben auch von Käufern nicht mehr gefun­den wer­den (Stichwort „Long Tail“).

Im Newsletter wird eben­falls betont, dass die Suchbegriffe nach Relevanz sor­tiert wer­den, also die vor­de­ren Suchbegriffe in einem Foto ein stär­ke­res Gewicht haben als die hin­te­ren. Das ist ein Problem für alle, die ihre Keywords in den Fotos alpha­be­tisch haben. Zum Beispiel sor­tiert Adobe Lightroom die Suchbegriffe auto­ma­tisch nach dem Alphabet, wäh­rend Adobe Bridge die Reihenfolge beim Eintragen intakt lässt. Das war für mich schon immer ein wich­ti­ger Grund, Bridge statt Lightroom zu nut­zen. Immerhin erklärt der Newsletter auch gleich, wie die Reihenfolge bei Fotolia nach­träg­lich geän­dert wer­den kann.

Die Änderung der Relevanz

In Stockfotografie-​Forum hat ein User nach­ge­zählt: Bei der neu­en Sortierung ergibt sich ein durch­schnitt­li­cher Startpreis von 1,37 Credits pro Bild, bei der alten Sortierung waren es 1,62 Credits. Es wur­de für den Käufer also ca. 15% bil­li­ger. Das muss aber nicht hei­ßen, dass das Absicht ist. Es könn­te zum Beispiel auch ein Nebeneffekt der oben erwähn­ten Keyword-​Kürze sein, denn die pro­fes­sio­nel­len Fotografen rei­zen das 50-​Wörter-​Limit eher aus als die Hobby-​Fotografen in den „unte­ren Rängen“, die wie­der­um sel­te­ner die Startpreise hoch­set­zen kön­nen. Auch für Fotolia könn­te das lukra­tiv sein: Immerhin ver­die­nen sie an den unte­ren Rängen mehr Prozente als bei Verkäufen der Top-​Fotografen. Trotzdem glau­be ich, dass die geän­der­te Relevanz-​Sortierung vor allem auf den geän­der­ten Umgang mit den Keywords zurück­zu­füh­ren ist. Ein Sprecher von Fotolia Deutschland wies dar­auf hin, dass Fotolia der­zeit an der genau­en Einstellung der Suche arbei­tet und sich die Ergebnisse in den nächs­ten Tagen noch ändern können.

Was tun als Fotograf?

Wer als Fotograf von merk­li­chen Umsatzeinbußen betrof­fen ist, kann aktu­ell ver­schie­de­ne Dinge unter­neh­men: Ihr könnt eure Keywords nach Wichtigkeit sor­tie­ren, falls ihr es nicht sowie­so schon gemacht habt. Ihr könnt schau­en, ob ihr die Suchbegriffe etwas redu­zie­ren könnt und über­le­gen, in eng­lisch zu ver­schlag­wor­ten. Wer beson­ders komi­sche Ergebnisse bei Bildsuchen oder bestimm­ten Suchbegriffen fest­stellt, soll­te sich auch per Kontaktformular an Fotolia wenden.

Was tun als Bildkäufer?

Wer mit den Suchergebnissen bei der neu­en Relevanz-​Sortierung nicht zufrie­den ist, kann ver­su­chen, auf die „Popularität“-Sortierung umzu­schal­ten. Außerdem soll­ten ver­stärkt die Suchfilter auf der lin­ken Seite benutzt wer­den, mit denen z.B. nur nach Personenfotos, nur in bestimm­ten Kategorien, nach Farben und so wei­ter gesucht wer­den kann.

Was meint ihr? Welche Erfahrungen habt ihr mit der neu­en Fotolia-​Suche gemacht?
(Und auch falls ihr gera­de frus­triert seid: Bleibt bit­te sach­lich in euren Kommentaren.)

UPDATE 26.4.2013, 12:43 Uhr: Die Fotolia-​Suche wird anschei­nend gera­de aktualisiert.

Warum Fotos kaufen? Abgrenzung von Microstock- zu Gratis-Angeboten

Was ist Stockfotografie und Microstock?

Stockfotografie bedeu­tet, dass ein Fotograf Fotos macht, ohne dass er einen Auftrag von einer Werbeagentur oder ande­ren Kunden hat. Er macht Fotos von Motiven, von denen er glaubt, dass es genug Kunden geben wird, die ihm dafür Geld geben wol­len. Diese Fotos kom­men dann online in Archive, ver­gleich­bar mit Wikimedia-​Commons, Flickr oder Youtube, nur dass die­se Inhalte über die Agenturen gekauft wer­den müs­sen, wenn Kunden die­se benut­zen wollen.

Microstock ist eine Teilbereich der Stockfotografie. Wie der Name anklin­gen lässt, sind die Preise „micro“, also nied­rig. Dort kos­tet ein Bild ab ein Euro bis durch­schnitt­lich 50 Euro, wäh­rend es im Macrostock-​Bereich üblich ist, Fotos für 50 Euro bis zu vier­stel­li­gen Summen zu ver­kau­fen. Neben Fotos wer­den auch Illustrationen, Vektorgrafiken, Videos, Audiodaten oder 3D-​Bilder ange­bo­ten. Die bekann­tes­ten Anbieter in die­sem Bereich sind bei­spiels­wei­se Fotolia*, Shutterstock* oder iStockphoto.

Die Vorteile von Bezahlangeboten gegen­über kos­ten­lo­sen Inhalten

Kostenlose Angebote sind nicht nur freie Lizenzen wie sie bei Wikipedia oder Wikimedia ver­füg­bar sind, son­dern zum Beispiel auch bei Flickr, wo eben­falls zum Teil Creative-​Commons-​Bilder zu fin­den sind, oder bei ande­ren Datenbanken wie bei­spiels­wei­se Pixelio oder AboutPixel, wo auch Fotos kos­ten­frei lizen­ziert wer­den kön­nen. Die Lizenzen den Creative-​Commons-​Lizenzen ähn­lich, meist aber nicht identisch.

Vorteil 1: Mehr Motive

Stellen sie sich gedank­lich ein Bild von einer Frau vor. Sie haben einen Artikel und brau­chen dafür ein Bild einer jun­gen, hüb­schen Frau zur Illustration. Sie kön­nen nun in ver­schie­den Datenbanken danach suchen. Wenn ich bei der kos­ten­lo­sen Agentur Pixelio suche, erhal­te ich zir­ka 5.100 Treffer. Wenn ich auf eng­lisch bei Wikimedia nach „woman“ suche, erhal­te ich knapp 16.000 Treffer. Dort gibt es sogar noch mehr pas­sen­de Inhalte, aber die­se sind so unzu­rei­chend ver­schlag­wor­tet, dass sie nicht mit die­sem Begriff gefun­den werden.

Bei Flickr unter der Creative-​Commons-​BY-​Lizenz fin­de ich 0,75 Millionen Frauenfotos. Davon sind 200.000 aus­drück­lich kom­mer­zi­ell nutz­bar. Bei der kom­mer­zi­el­len Microstock-​Agentur iStockphoto erhal­te ich jedoch schon 1,2 Millionen Treffer, bei Fotolia 1,9 Millionen und bei Shutterstock 2,2, Millionen.

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Brauche ich so viel Auswahl? Ja. Sie suchen ja meist nicht irgend­ei­ne Frau, son­dern sie wol­len ent­we­der eine blon­de, eine alte oder eine Frau, die gera­de Mangos isst. Durch die­se zusätz­li­chen Einschränkungen wer­den aus den meh­re­ren Millionen Treffern auf ein­mal nur ein paar hun­dert. Wenn man zu Beginn nur ein paar tau­send hat, bleibt am Ende viel­leicht gar kein pas­sen­des Bild übrig.

Bei allen Bildern, für die Erlaubnisse in irgend­ei­ner Art benö­tigt wer­den, emp­fiehlt es sich, bei den kom­mer­zi­el­len Bildagenturen zu suchen, da dort die Rechte im Vorfeld geklärt wurden.

Bei Personenfotos bei­spiels­wei­se haben sowohl der Fotograf als auch die abge­bil­de­te Person Rechte an der Aufnahme. Wenn der Fotograf das Bild unter eine „freie Lizenz“ stellt, erklärt er sich damit ein­ver­stan­den, auf sei­ne Rechte an dem Bild zu ver­zich­ten. Das heißt aber nicht, dass die gezeig­te Person damit eben­falls ein­ver­stan­den ist. Das betrifft vor allem Gruppenfotos, wo vie­le Personen dar­auf sind oder Kinder, weil dann noch der Schutz Minderjähriger dazu kommt. Das heißt: Wenn sie Gruppen- oder Kinderfotos brau­chen, ist es ein­fa­cher und durch die Zeitersparnis güns­ti­ger, die­se Motive bei kom­mer­zi­el­len Anbietern zu suchen.

Andere Beispiele sind Aufnahmen von einem Privatgelände, wie Innenaufnahmen einer Fabrik, auf dem Golfplatz, Freizeitpark und so wei­ter. Da kön­nen noch Rechte (Markenrecht, Designschutz, etc.) in einem Bild ste­cken, die nicht ohne wei­te­res erkenn­bar sind.

Außerdem ist bei den kom­mer­zi­el­len Anbietern immer eine bestimm­te tech­ni­sche Qualität gege­ben, die vor­her geprüft wur­de. Sie kön­nen sich sicher sein, dass ein Bild in Postergröße XXL gedruckt wer­den kann, wenn die Bildagentur das anzeigt, wäh­rend bei den frei­en Lizenzen die Bildgröße oft klei­ner, schlech­ter oder das Foto ver­rausch­ter und unschär­fer ist.

Vorteil 2: Bessere Verschlagwortung und Suchmöglichkeiten

Weil sie oft Millionen von Suchergebnissen bei einer Bildagentur haben, bekom­men sie bei kom­mer­zi­el­len Agenturen viel mehr Suchmöglichkeiten an die Hand, um trotz­dem ein geeig­ne­tes Bild zu finden.

Bleiben wir bei dem Beispiel Frau. Das sind die Ergebnisse der Webseite von Pixelio, sor­tiert nach Relevanz. Sie sehen ganz oben die drei Bilder. Das sind schon Frauenbilder, wie man sie sich vor­stel­len wür­de, aber es sind auch Hochzeitsringe, Aktaufnahmen, Wolkenfotos oder ein­fach Nahaufnahmen von einem Auge zu sehen, die weni­ger passen.

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Das ist ein Screenshot von Wikimedia-​Commons, wo ich nach „woman“ gesucht habe. Da gibt es kei­ne Sortierfunktion, was die Suche schwie­ri­ger macht, wenn man etwas Spezielles sucht. Bei den Beispielen sehen sie Frauen, aber auch Gemälde, wie­der Nahaufnahmen von Augen oder ganz unten irgend­ei­nen Text, den eine Frau geschrie­ben hat oder eine Kleidung, die von einer Frau getra­gen wur­de, was sie aber als Ergebniss nicht unbe­dingt erwar­ten, wenn sie nach Frau suchen (Nachtrag: Der Text ent­stand im November 2011, im Februar 2012 wur­de die Bildanzeige bei Wikimedia etwas ver­bes­sert, der Screenshot unten ist vom Mai 2012).

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Das ist jetzt die Seite bei Flickr. Angezeigt wer­den nur offi­zi­ell kom­mer­zi­ell nutz­ba­re Bilder unter einer CC-​Lizenz. Sie sehen, vor allem sind das Urlaubsfotos, Reisefotos, pri­va­te Familienfotos und so wei­ter, wo nicht immer auto­ma­tisch klar ist, ob sie die­se Fotos wirk­lich kom­mer­zi­ell nut­zen dürfen.

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Das hin­ge­gen ist der Screenshot bei Fotolia, wenn sie nach dem Suchbegriff Frau suchen. Sie sehen, die Bildqualität ist deut­lich pro­fes­sio­nel­ler mit einer gro­ßen Vielfalt. Sie erhal­ten klas­si­sche Frauenportraits, Bilder von jun­gen Frauen, alten Frauen, Gruppenaufnahmen, Innenaufnahmen, Außenaufnahmen und so weiter.

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Das sind die Suchergebnisse der Bildagentur Shutterstock. Auch hier sehen sie vie­le klas­si­sche Frauenportraits, wie man sie sich bei der Suche nach einem Frauenbild vor­stel­len wür­de. Es gibt dazu vie­le Beauty-​Aufnahmen und auch wie­der sehr pro­fes­sio­nel­le Qualität.

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Um in die­sem Wust aus Bildern nicht erschla­gen zu wer­den, gibt es Sortier- und Filtermöglichkeiten. Die üblichs­ten sind nach Ausrichtung (hori­zon­tal, ver­ti­kal, qua­dra­tisch) , Farbe und nach der Bildgröße, was zum Beispiel wich­tig ist, wenn sie gro­ße Poster dru­cken wollen.

Weitere Filtermöglichkeiten: Nach Bildart (Foto, Vektorgrafik, Illustration), mit oder ohne Personen, die genaue Anzahl der Personen, das Alter der Person, das Geschlecht der Person und man kann danach suchen, ob auf dem Bild irgend­wo Textfreiraum sein soll, wo Text oder ein Logo plat­ziert wer­den kann.

Es gibt auch Sortierungsmöglichkeiten nach dem Alter der Bilder, nach der Anzahl der Verkäufe, nach dem Preis oder nach der Relevanz, was meis­tens eine Kombination aus ver­schie­de­nen Faktoren ist. Das wer­den sie bei vie­len nicht-​kommerziellen Anbietern nicht fin­den. Manchmal lohnt es sich des­halb schon, bei Microstock-​Agenturen zu kau­fen, weil die gespar­te Zeit das aus­ge­ge­be­ne Geld mehr als kompensiert.

Erweiterte Suchfunktionen bei Fotolia, Shutterstock und istockphoto

Zwischendurch ein Einwurf: Es kommt immer auf die Motive an. Wenn sie was ganz Historisches suchen, zum Beispiel Fotos vom zwei­ten Weltkrieg oder von Albert Einstein, wie er die Zunge raus­streckt, dann ist es mög­lich, in Bildarchiven von Museen oder bei Wikimedia Commons zu suchen. Aber wenn sie eher kom­mer­zi­ell ori­en­tier­te Bilder brau­chen, weil sie zum Beispiel eine Vereinbroschüre gestal­ten wol­len, dann loh­nen sich eher die kom­mer­zi­el­len Anbieter.

Vorteil 3: Rechtliche Absicherung

Hobbyfotografen oder Amateurfotografen, die bei Flickr oder einer ande­ren kos­ten­frei­en Bilddatenbank Fotos unter eine CC-​Lizenz stel­len, sind sich oft gar nicht bewusst, was bei die­ser Vielfalt an Lizenzen alles erlaubt ist oder nicht. Deshalb sind oft Bilder unter einer kos­ten­frei­en CC-​Lizenz zu fin­den, bei der nicht alle Rechte geklärt sind. Als Beispiel drei Fotos bei Flickr.


Erstes Szenario: Ein Fotograf lädt bei Flickr Bilder hoch unter einer CC-​BY-​Lizenz, das heißt, ein kom­mer­zi­el­le Nutzung ist erlaubt, Namensnennung erfor­der­lich. Sie sehen hier drei Frauen. Links eine Frau von den Philippinen, in der Mitte aus Madagaskar, rechts aus Indien. Die Fotografen sit­zen meist in den USA oder Großbritannien, was nahe legt, dass das Reisefotos oder Urlaubsfotos sind. Bei dem Foto in der Mitte stand als Kommentar bei Flickr sogar sinn­ge­mäß: „Unser Fahrer hielt kurz an, damit wir ein Foto der Familie auf dem Ochsenkarren machen konn­ten.“ Deshalb ver­mu­te ich, dass die Person nicht um Erlaubnis gefragt wur­de, ob sie jetzt auf dem Foto sein will. Kann sein, muss nicht sein: Deswegen ist der Bildnutzer in der Pflicht, beim Urheber nach­zu­fra­gen, ob wirk­lich alle Rechte für die­ses Bild geklärt sind. Wer für ein Projekt risi­ko­frei Bilder nut­zen will, hat dadurch unter dem Strich mehr Aufwand und Kosten als ursprüng­lich gedacht, wenn es heißt: „Ich goog­le mal schnell paar kos­ten­lo­se Fotos“.

Ein ande­res Beispiel direkt von der Wikimedia-​Commons-​Seite. Sie sehen einen us-​amerikanischen Rapper. Unten bei der Lizenzierung steht aus­drück­lich: Das Foto darf für jeden Zweck und auch kom­mer­zi­ell benutzt wer­den. Cool! Ich kann das als Poster dru­cken und beim Konzert der Band ver­kau­fen und damit Geld ver­die­nen. Sicherheitshalber habe ich beim Management des Rappers nach­ge­fragt, der sofort mein­te, das sei nicht erlaubt. Hier sind wir wie­der beim Widerspruch zwi­schen den Rechten des Fotografen, der dar­auf ver­zich­tet und den Rechten der abge­bil­de­ten Person, der die Nutzung nicht erlaubt. Dieser Widerspruch kann bei frei­en Lizenzen schnell auf­tre­ten. Die ange­ge­be­ne freie Lizenz ist des­halb in der Praxis manch­mal wert­los (Nachtrag: Das Bild wur­de mitt­ler­wei­le bei Wikimedia entfernt).

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Drittes Beispiel: Das ist eine us-​amerikanische Band namens Birdeater. Die haben ihr Bandfoto sogar unter eine Public-​Domain-​Lizens gestellt und damit das Bild gemein­frei gemacht. Kurz gefasst heißt es, ihr dürft mit dem Bild machen, was ihr wollt. Ich bezweif­le auch hier stark, dass die Band einen Posterverkauf gut­hei­ßen wür­de. Deswegen habe ich wie­der per Email nach­ge­fragt. Seit sechs Wochen habe ich kei­ne Antwort erhal­ten. Wer einen engen Terminplan hat, könn­te die­ses Bild des­halb eben­falls nicht nut­zen, wenn er auf der recht­lich siche­ren Seite sein will.

Wie hand­ha­ben das im Gegensatz Microstock-​Agenturen? Jeder Fotograf muss zu jedem Foto schrift­lich die dazu­ge­hö­ri­gen Modelverträge und Eigentumsfreigaben hoch­la­den. Das führt bei mir teil­wei­se dazu, dass ich zu einem Gruppenfoto zehn Verträge mit zwölf Unterschriften habe, nur um nach­wei­sen zu kön­nen, dass ich alle Rechte an die­sem Foto habe. Als Bildkäufer kann man sich dann sicher sein, das die Rechtefreigabe vor­her durch mich geklärt wurde.

Einige Agenturen wie zum Beispiel Shutterstock, iStockphoto oder Vivozoom bie­ten sogar eine „Rechtegarantie“ an für recht­li­che Unbedenklichkeit und haf­ten selbst als Agentur bis zu 10.000 US-​Dollar, falls doch mal etwas schief gehen soll­te. Gegen Aufpreis kann die­se Summe auf bis zu 250.000 US-​Dollar erhöht wer­den. Falls man zum Beispiel eine Millionen Flyer druckt und die­se müs­sen ein­ge­stampft wer­den, weil irgend­wo ein uner­laub­tes Logo zu sehen ist, was weder vom Fotograf noch von der Agentur ent­deckt wur­de, dann bezahlt die Bildagentur das.

Deshalb: Bilder bei Bildagenturen kos­ten zwar etwas, dafür spart man Zeit und Nerven und bekommt für das Geld auch Rechtssicherheit und eine grö­ße­re Auswahl.

Hinweis: Dieser Artikel ist die ver­schrift­lich­te Form mei­nes Vortrags vom Mai 2011 auf der Frühjahrstagung “Mediale Werte” des Verein für Medieninformation und Mediendokumentation (vfm) in Dresden. Die Zahlen sind dem­nach ca. ein Jahr alt, die Screenshots wur­den teil­wei­se erneuert.