Der Suchalgorithmus einer Bildagentur gehört zu den stärksten Betriebsgeheimnissen. Besonders pikant ist das, weil dieser Algorithmus wesentlich darüber entscheidet, ob man als Fotograf mit dieser Bildagentur viel Geld verdient oder nicht (YouTuber können da ein Lied von singen).
Weil dieser Suchalgorithmus so geheim ist, kann man nur Mutmaßungen darüber anstellen, welche Kriterien genau relevant sind, um bei einer Bildersuche weit oben zu erscheinen.
Manchmal geben die Entwickler jedoch selbst einen seltenen Einblick in ihre Arbeit. So kürzlich bei diesem sehr spannenden Artikel von Fengbin Chen, Machine Learning Engineer bei Adobe.
In diesem Artikel werden erstens einige beobachtete Verhaltensweisen von Bildkäufern aufgezählt. Dazu zählen zum Beispiel:
Kunden scrollen selten in den Suchergebnissen und schauen selten mehr als die erste Seite der Suchergebnisse an
Abo-Kunden benutzen häufig die gleichen Suchbegriffe, jedoch mit anderen geplanten Endnutzungen im Hinterkopf, weshalb die Topresulte nicht die gleichen bleiben sollten
Kunden laden Bilder oft runter, um diese weiterzuverarbeiten, viele suchen nach Inspirationen durch Stock-Bilder, die sie für ihre finalen Projekte bearbeiten können
Bilder auf der ersten Trefferposition haben mehr als zehn Mal zu viele Downloads wie Bilder auf der dreizehnten Trefferposition.
Mehr als die Hälfte aller Downloads erzielen Bilder im oberen Drittel der Suchergebnisse
Es gibt eine „Positionsbefangenheit“ (Position Bias), das heißt, Kunden kaufen lieber Bilder aus den oberen Suchergebnissen als aus den unteren, unabhängig von der Bildqualität und Relevanz.
Ein Kunde lädt eher das 100. Bild (das letzte einer Seite) als das 95. Bild und wenn sie auf die zweite Seite gehen, eher eins aus den oberen Positionen der zweiten Seite als aus den unteren Positionen der ersten Seite.
Ebenfalls sehr spannend ist der seltene Einblick, wie das Adobe Stock Team auf die oben genannten Verhaltensweisen reagiert. Damit geben sie einen nützlichen Einblick in die Denkweise der „Hüter des Algorithmus“:
Das Team hat ein neues Ranking-Feature hinzugefügt mit dem Namen „unbiased DTR“. DTR steht für „Download-through-rate“. Die Idee dahinter ist, dass bisher die Anzahl der Verkäufe ins Verhältnis zu den Views bei den Suchergebnissen gesetzt wurde. Ein Bild, was genauso oft angezeigt wurde wie ein anderes, aber häufiger gekauft wurde, bekam in der Zukunft einen höheren Platz. Das berücksichtigte aber noch nicht den Fakt, dass die Kunden die oberen Bilder unabhängig von der Bildqualität bevorzugten, weshalb sich diese Topseller oben festsetzten und kaum von neueren, eventuell besseren Bildern ablösen ließen.
Beim „unbiased DTR“ wird das nun berücksichtigt, indem die Anzeigeposition mit einfließt in das Verhältnis. Zum Beispiel wird ein Bild auf dem Platz eins der Suchergebnisse als „ein View“ gezählt, während ein Bild auf der 30. Position nur als „ein Fünftel View“ gezählt wird, weil die Neigung, das erste Bild zu kaufen, fünf Mal höher ist als die, das 30. Bild zu kaufen.
Zusäzlich zu diesem Faktor spielen natürlich noch viele andere Faktoren wie Alter des Bildes, Suchbegriffe, Portfoliogröße und so weiter eine Rolle.
Als Ergebnis wird im Artikel dieses Vorher-Nachher-Beispiel gezeigt:
Vorher-Nachher-Vergleich des „unbiased DTR“-Ranking Features bei Adobe Stock
So sehr ich den Einblick in die Arbeitsweise des Such-Teams zu schätzen weiß, so sehr bin ich doch vom Ergebnis enttäuscht. Es wird behauptet, das Nachher-Ergebnis würde mehr Diversität und Variationen zeigen. Ich bin da einer anderen Meinung.
Vorgestern war es soweit: Der Tag, den vor allem exklusive Fotografen fürchten. Fotolia hat am Mittwoch kräftig an der Suchfunktion geschraubt und dabei die Ergebnisse komplett durcheinander gewirbelt.
Weil die Algorithmen, die hinter der Bildersuche stehen, bei jeder Bildagentur ein großes Geheimnis sind, können wir nur spekulieren. Nein, müssen wir sogar, denn die neue standardmäßig eingestellte Relevanz-Suche führte allein in den ersten beiden Tagen zu großen Umsatzeinbrüchen, besonders stark bei exklusiven Fotografen, die stärker als nichtexklusive Fotografen auf das Einkommen angewiesen sind. Fotografen berichten von Umsatzverlusten von ‑25 bis zu ‑60% in den letzten beiden Tagen.
Mein Umsatzeinbruch der letzten Tage bei Fotolia
Das heißt in Euro umgerechnet, wir reden hier von hohen dreistelligen bis niedrigen vierstelligen Summen, die am Ende des Monats auf dem Konto fehlen.
Deshalb will ich versuchen, die Suche etwas zu analysieren, damit wir als Fotografen uns auf die neuen Änderungen einstellen können. Geholfen haben mir dabei die Diskussionsteilnehmer dieses Threads im Stockfotografie-Forum sowie einige Fotografen per Mail, Chat und Telefon. Alles, was ich hier schreibe, sind nur Vermutungen, die wir aufgrund unserer Erfahrung und eigener Testsuchen äußern.
Wer selbst eine Testsuche machen will, kann die Suchergebnisse der „Relevanz-Suche“ mit den Ergebnissen der „Popularität-Suche“ vergleichen, weil die „Popularität-Suche“ aktuell ungefähr das zu sein scheint, was vorher die Relevanz-Suche war.
Warum ist die Relevanz-Suche so wichtig?
Die meisten Bildeinkäufer sind bequem und wollen schnell Ergebnisse sehen. Deshalb tippen sie einfach paar Wörter und das Suchfeld einer Bildagentur ein und schauen sich die Ergebnisse an. Als Standard für diese Suche ist die „Relevanz-Suche“ voreingestellt. Nur wer sich besser auskennt oder genau weiß, wie die Suchen sich voneinander unterscheiden, kann die Sortierung nach „Datum, Downloads, Preis oder Popularität“ manuell umgestellt werden. Das nutzen aber nur wenige Bildsucher, weshalb es für die Fotografen wichtig ist, mit ihren Bildern auf der ersten Seite der Suchergebnisse der Relevanz-Suche angezeigt zu werden. Das ist vergleichbar mit Firmen, die unbedingt auf die erste Seite der Google-Suche kommen wollen, weil nur wenige Leute auf die folgenden Seiten klicken.
Zuerst gilt es, zwei Dinge voneinander zu trennen: Die Sortierung der Suchergebnisse bei der Relevanz-Suche und die Suchbegriffe selbst. Das hängt zwar miteinander zusammen, ist aber nicht das Gleiche.
Die Wichtigkeit der Suchbegriffe
Fast noch wichtiger als die Qualität eines Fotos ist die Qualität der Suchbegriffe, weil die vom Suchalgorithmus benutzt werden, um brauchbare Ergebnisse zu liefern. Die Übersetzung bei Fotolia war lange Zeit, gelinde gesagt, sehr schlecht, was dazu führte, dass die Suchergebnisse auf der deutschen Seite mit deutschen Begriffen komplett anders aussahen als auf der englischen Seite mit den gleichen englischen Begriffen. Für deutsche Fotografen, die – wie ich – in deutsch verschlagworten, war das eine Art Heimvorteil, weil der deutsche Markt nach USA und England einer der größten Bildermärkte ist und wir als Muttersprachler die besseren Schlagworte hatten.
Das ist nun anders. Sowohl bei deutschen oder englischen Begriffen auf der deutschen Fotolia-Seite als auch bei deutschen oder englischen Begriffen auf der englischen Fotolia-Seite werden fast die gleichen Bilder angezeigt. Das weist auf eine Veränderung der Übersetzungsfunktion hin. Ein weiteres Indiz: Während früher bei der Suche nach „Geld“ auf der deutschen Seite so gut wie nur Euro-Scheine angezeigt wurden, werden jetzt ca. 20% Dollar-Scheine oder andere Währungen angezeigt. Außerdem beklagen Fotografen, welche seit jeher in englisch verschlagworten, keinen merklichen Rückgang
Gestern gab es auch – sicher nicht zufällig – einen ausführlichen Newsletter von Fotolia, der wichtige Tipps für die Verschlagwortung gibt. An erster Stelle wird betont, dass wenige Suchbegriffe (ca. 10–15) meist zur Beschreibung eines Bildes ausreichen. Das lässt vermuten, dass auch deshalb andere Bilder angezeigt werden, eben jene, die weniger als mehr Wörter benutzen. Das kann jedoch mittelfristig dazu führen, dass „exotischere“ Keywords, die Fotografen eher an das Ende ihrer Liste setzen, nicht mehr berücksichtigt und eben auch von Käufern nicht mehr gefunden werden (Stichwort „Long Tail“).
Im Newsletter wird ebenfalls betont, dass die Suchbegriffe nach Relevanz sortiert werden, also die vorderen Suchbegriffe in einem Foto ein stärkeres Gewicht haben als die hinteren. Das ist ein Problem für alle, die ihre Keywords in den Fotos alphabetisch haben. Zum Beispiel sortiert Adobe Lightroom die Suchbegriffe automatisch nach dem Alphabet, während Adobe Bridge die Reihenfolge beim Eintragen intakt lässt. Das war für mich schon immer ein wichtiger Grund, Bridge statt Lightroom zu nutzen. Immerhin erklärt der Newsletter auch gleich, wie die Reihenfolge bei Fotolia nachträglich geändert werden kann.
Die Änderung der Relevanz
In Stockfotografie-Forum hat ein User nachgezählt: Bei der neuen Sortierung ergibt sich ein durchschnittlicher Startpreis von 1,37 Credits pro Bild, bei der alten Sortierung waren es 1,62 Credits. Es wurde für den Käufer also ca. 15% billiger. Das muss aber nicht heißen, dass das Absicht ist. Es könnte zum Beispiel auch ein Nebeneffekt der oben erwähnten Keyword-Kürze sein, denn die professionellen Fotografen reizen das 50-Wörter-Limit eher aus als die Hobby-Fotografen in den „unteren Rängen“, die wiederum seltener die Startpreise hochsetzen können. Auch für Fotolia könnte das lukrativ sein: Immerhin verdienen sie an den unteren Rängen mehr Prozente als bei Verkäufen der Top-Fotografen. Trotzdem glaube ich, dass die geänderte Relevanz-Sortierung vor allem auf den geänderten Umgang mit den Keywords zurückzuführen ist. Ein Sprecher von Fotolia Deutschland wies darauf hin, dass Fotolia derzeit an der genauen Einstellung der Suche arbeitet und sich die Ergebnisse in den nächsten Tagen noch ändern können.
Was tun als Fotograf?
Wer als Fotograf von merklichen Umsatzeinbußen betroffen ist, kann aktuell verschiedene Dinge unternehmen: Ihr könnt eure Keywords nach Wichtigkeit sortieren, falls ihr es nicht sowieso schon gemacht habt. Ihr könnt schauen, ob ihr die Suchbegriffe etwas reduzieren könnt und überlegen, in englisch zu verschlagworten. Wer besonders komische Ergebnisse bei Bildsuchen oder bestimmten Suchbegriffen feststellt, sollte sich auch per Kontaktformular an Fotolia wenden.
Was tun als Bildkäufer?
Wer mit den Suchergebnissen bei der neuen Relevanz-Sortierung nicht zufrieden ist, kann versuchen, auf die „Popularität“-Sortierung umzuschalten. Außerdem sollten verstärkt die Suchfilter auf der linken Seite benutzt werden, mit denen z.B. nur nach Personenfotos, nur in bestimmten Kategorien, nach Farben und so weiter gesucht werden kann.
Was meint ihr? Welche Erfahrungen habt ihr mit der neuen Fotolia-Suche gemacht?
(Und auch falls ihr gerade frustriert seid: Bleibt bitte sachlich in euren Kommentaren.)
UPDATE 26.4.2013, 12:43 Uhr: Die Fotolia-Suche wird anscheinend gerade aktualisiert.
Stockfotografie bedeutet, dass ein Fotograf Fotos macht, ohne dass er einen Auftrag von einer Werbeagentur oder anderen Kunden hat. Er macht Fotos von Motiven, von denen er glaubt, dass es genug Kunden geben wird, die ihm dafür Geld geben wollen. Diese Fotos kommen dann online in Archive, vergleichbar mit Wikimedia-Commons, Flickr oder Youtube, nur dass diese Inhalte über die Agenturen gekauft werden müssen, wenn Kunden diese benutzen wollen.
Microstock ist eine Teilbereich der Stockfotografie. Wie der Name anklingen lässt, sind die Preise „micro“, also niedrig. Dort kostet ein Bild ab ein Euro bis durchschnittlich 50 Euro, während es im Macrostock-Bereich üblich ist, Fotos für 50 Euro bis zu vierstelligen Summen zu verkaufen. Neben Fotos werden auch Illustrationen, Vektorgrafiken, Videos, Audiodaten oder 3D-Bilder angeboten. Die bekanntesten Anbieter in diesem Bereich sind beispielsweise Fotolia*, Shutterstock* oder iStockphoto.
Die Vorteile von Bezahlangeboten gegenüber kostenlosen Inhalten
Kostenlose Angebote sind nicht nur freie Lizenzen wie sie bei Wikipedia oder Wikimedia verfügbar sind, sondern zum Beispiel auch bei Flickr, wo ebenfalls zum Teil Creative-Commons-Bilder zu finden sind, oder bei anderen Datenbanken wie beispielsweise Pixelio oder AboutPixel, wo auch Fotos kostenfrei lizenziert werden können. Die Lizenzen den Creative-Commons-Lizenzen ähnlich, meist aber nicht identisch.
Vorteil 1: Mehr Motive
Stellen sie sich gedanklich ein Bild von einer Frau vor. Sie haben einen Artikel und brauchen dafür ein Bild einer jungen, hübschen Frau zur Illustration. Sie können nun in verschieden Datenbanken danach suchen. Wenn ich bei der kostenlosen Agentur Pixelio suche, erhalte ich zirka 5.100 Treffer. Wenn ich auf englisch bei Wikimedia nach „woman“ suche, erhalte ich knapp 16.000 Treffer. Dort gibt es sogar noch mehr passende Inhalte, aber diese sind so unzureichend verschlagwortet, dass sie nicht mit diesem Begriff gefunden werden.
Bei Flickr unter der Creative-Commons-BY-Lizenz finde ich 0,75 Millionen Frauenfotos. Davon sind 200.000 ausdrücklich kommerziell nutzbar. Bei der kommerziellen Microstock-Agentur iStockphoto erhalte ich jedoch schon 1,2 Millionen Treffer, bei Fotolia 1,9 Millionen und bei Shutterstock 2,2, Millionen.
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Brauche ich so viel Auswahl? Ja. Sie suchen ja meist nicht irgendeine Frau, sondern sie wollen entweder eine blonde, eine alte oder eine Frau, die gerade Mangos isst. Durch diese zusätzlichen Einschränkungen werden aus den mehreren Millionen Treffern auf einmal nur ein paar hundert. Wenn man zu Beginn nur ein paar tausend hat, bleibt am Ende vielleicht gar kein passendes Bild übrig.
Bei allen Bildern, für die Erlaubnisse in irgendeiner Art benötigt werden, empfiehlt es sich, bei den kommerziellen Bildagenturen zu suchen, da dort die Rechte im Vorfeld geklärt wurden.
Bei Personenfotos beispielsweise haben sowohl der Fotograf als auch die abgebildete Person Rechte an der Aufnahme. Wenn der Fotograf das Bild unter eine „freie Lizenz“ stellt, erklärt er sich damit einverstanden, auf seine Rechte an dem Bild zu verzichten. Das heißt aber nicht, dass die gezeigte Person damit ebenfalls einverstanden ist. Das betrifft vor allem Gruppenfotos, wo viele Personen darauf sind oder Kinder, weil dann noch der Schutz Minderjähriger dazu kommt. Das heißt: Wenn sie Gruppen- oder Kinderfotos brauchen, ist es einfacher und durch die Zeitersparnis günstiger, diese Motive bei kommerziellen Anbietern zu suchen.
Andere Beispiele sind Aufnahmen von einem Privatgelände, wie Innenaufnahmen einer Fabrik, auf dem Golfplatz, Freizeitpark und so weiter. Da können noch Rechte (Markenrecht, Designschutz, etc.) in einem Bild stecken, die nicht ohne weiteres erkennbar sind.
Außerdem ist bei den kommerziellen Anbietern immer eine bestimmte technische Qualität gegeben, die vorher geprüft wurde. Sie können sich sicher sein, dass ein Bild in Postergröße XXL gedruckt werden kann, wenn die Bildagentur das anzeigt, während bei den freien Lizenzen die Bildgröße oft kleiner, schlechter oder das Foto verrauschter und unschärfer ist.
Vorteil 2: Bessere Verschlagwortung und Suchmöglichkeiten
Weil sie oft Millionen von Suchergebnissen bei einer Bildagentur haben, bekommen sie bei kommerziellen Agenturen viel mehr Suchmöglichkeiten an die Hand, um trotzdem ein geeignetes Bild zu finden.
Bleiben wir bei dem Beispiel Frau. Das sind die Ergebnisse der Webseite von Pixelio, sortiert nach Relevanz. Sie sehen ganz oben die drei Bilder. Das sind schon Frauenbilder, wie man sie sich vorstellen würde, aber es sind auch Hochzeitsringe, Aktaufnahmen, Wolkenfotos oder einfach Nahaufnahmen von einem Auge zu sehen, die weniger passen.
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Das ist ein Screenshot von Wikimedia-Commons, wo ich nach „woman“ gesucht habe. Da gibt es keine Sortierfunktion, was die Suche schwieriger macht, wenn man etwas Spezielles sucht. Bei den Beispielen sehen sie Frauen, aber auch Gemälde, wieder Nahaufnahmen von Augen oder ganz unten irgendeinen Text, den eine Frau geschrieben hat oder eine Kleidung, die von einer Frau getragen wurde, was sie aber als Ergebniss nicht unbedingt erwarten, wenn sie nach Frau suchen (Nachtrag: Der Text entstand im November 2011, im Februar 2012 wurde die Bildanzeige bei Wikimedia etwas verbessert, der Screenshot unten ist vom Mai 2012).
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Das ist jetzt die Seite bei Flickr. Angezeigt werden nur offiziell kommerziell nutzbare Bilder unter einer CC-Lizenz. Sie sehen, vor allem sind das Urlaubsfotos, Reisefotos, private Familienfotos und so weiter, wo nicht immer automatisch klar ist, ob sie diese Fotos wirklich kommerziell nutzen dürfen.
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Das hingegen ist der Screenshot bei Fotolia, wenn sie nach dem Suchbegriff Frau suchen. Sie sehen, die Bildqualität ist deutlich professioneller mit einer großen Vielfalt. Sie erhalten klassische Frauenportraits, Bilder von jungen Frauen, alten Frauen, Gruppenaufnahmen, Innenaufnahmen, Außenaufnahmen und so weiter.
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Das sind die Suchergebnisse der Bildagentur Shutterstock. Auch hier sehen sie viele klassische Frauenportraits, wie man sie sich bei der Suche nach einem Frauenbild vorstellen würde. Es gibt dazu viele Beauty-Aufnahmen und auch wieder sehr professionelle Qualität.
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Um in diesem Wust aus Bildern nicht erschlagen zu werden, gibt es Sortier- und Filtermöglichkeiten. Die üblichsten sind nach Ausrichtung (horizontal, vertikal, quadratisch) , Farbe und nach der Bildgröße, was zum Beispiel wichtig ist, wenn sie große Poster drucken wollen.
Weitere Filtermöglichkeiten: Nach Bildart (Foto, Vektorgrafik, Illustration), mit oder ohne Personen, die genaue Anzahl der Personen, das Alter der Person, das Geschlecht der Person und man kann danach suchen, ob auf dem Bild irgendwo Textfreiraum sein soll, wo Text oder ein Logo platziert werden kann.
Es gibt auch Sortierungsmöglichkeiten nach dem Alter der Bilder, nach der Anzahl der Verkäufe, nach dem Preis oder nach der Relevanz, was meistens eine Kombination aus verschiedenen Faktoren ist. Das werden sie bei vielen nicht-kommerziellen Anbietern nicht finden. Manchmal lohnt es sich deshalb schon, bei Microstock-Agenturen zu kaufen, weil die gesparte Zeit das ausgegebene Geld mehr als kompensiert.
Erweiterte Suchfunktionen bei Fotolia, Shutterstock und istockphoto
Zwischendurch ein Einwurf: Es kommt immer auf die Motive an. Wenn sie was ganz Historisches suchen, zum Beispiel Fotos vom zweiten Weltkrieg oder von Albert Einstein, wie er die Zunge rausstreckt, dann ist es möglich, in Bildarchiven von Museen oder bei Wikimedia Commons zu suchen. Aber wenn sie eher kommerziell orientierte Bilder brauchen, weil sie zum Beispiel eine Vereinbroschüre gestalten wollen, dann lohnen sich eher die kommerziellen Anbieter.
Vorteil 3: Rechtliche Absicherung
Hobbyfotografen oder Amateurfotografen, die bei Flickr oder einer anderen kostenfreien Bilddatenbank Fotos unter eine CC-Lizenz stellen, sind sich oft gar nicht bewusst, was bei dieser Vielfalt an Lizenzen alles erlaubt ist oder nicht. Deshalb sind oft Bilder unter einer kostenfreien CC-Lizenz zu finden, bei der nicht alle Rechte geklärt sind. Als Beispiel drei Fotos bei Flickr.
Erstes Szenario: Ein Fotograf lädt bei Flickr Bilder hoch unter einer CC-BY-Lizenz, das heißt, ein kommerzielle Nutzung ist erlaubt, Namensnennung erforderlich. Sie sehen hier drei Frauen. Links eine Frau von den Philippinen, in der Mitte aus Madagaskar, rechts aus Indien. Die Fotografen sitzen meist in den USA oder Großbritannien, was nahe legt, dass das Reisefotos oder Urlaubsfotos sind. Bei dem Foto in der Mitte stand als Kommentar bei Flickr sogar sinngemäß: „Unser Fahrer hielt kurz an, damit wir ein Foto der Familie auf dem Ochsenkarren machen konnten.“ Deshalb vermute ich, dass die Person nicht um Erlaubnis gefragt wurde, ob sie jetzt auf dem Foto sein will. Kann sein, muss nicht sein: Deswegen ist der Bildnutzer in der Pflicht, beim Urheber nachzufragen, ob wirklich alle Rechte für dieses Bild geklärt sind. Wer für ein Projekt risikofrei Bilder nutzen will, hat dadurch unter dem Strich mehr Aufwand und Kosten als ursprünglich gedacht, wenn es heißt: „Ich google mal schnell paar kostenlose Fotos“.
Ein anderes Beispiel direkt von der Wikimedia-Commons-Seite. Sie sehen einen us-amerikanischen Rapper. Unten bei der Lizenzierung steht ausdrücklich: Das Foto darf für jeden Zweck und auch kommerziell benutzt werden. Cool! Ich kann das als Poster drucken und beim Konzert der Band verkaufen und damit Geld verdienen. Sicherheitshalber habe ich beim Management des Rappers nachgefragt, der sofort meinte, das sei nicht erlaubt. Hier sind wir wieder beim Widerspruch zwischen den Rechten des Fotografen, der darauf verzichtet und den Rechten der abgebildeten Person, der die Nutzung nicht erlaubt. Dieser Widerspruch kann bei freien Lizenzen schnell auftreten. Die angegebene freie Lizenz ist deshalb in der Praxis manchmal wertlos (Nachtrag: Das Bild wurde mittlerweile bei Wikimedia entfernt).
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Drittes Beispiel: Das ist eine us-amerikanische Band namens Birdeater. Die haben ihr Bandfoto sogar unter eine Public-Domain-Lizens gestellt und damit das Bild gemeinfrei gemacht. Kurz gefasst heißt es, ihr dürft mit dem Bild machen, was ihr wollt. Ich bezweifle auch hier stark, dass die Band einen Posterverkauf gutheißen würde. Deswegen habe ich wieder per Email nachgefragt. Seit sechs Wochen habe ich keine Antwort erhalten. Wer einen engen Terminplan hat, könnte dieses Bild deshalb ebenfalls nicht nutzen, wenn er auf der rechtlich sicheren Seite sein will.
Wie handhaben das im Gegensatz Microstock-Agenturen? Jeder Fotograf muss zu jedem Foto schriftlich die dazugehörigen Modelverträge und Eigentumsfreigaben hochladen. Das führt bei mir teilweise dazu, dass ich zu einem Gruppenfoto zehn Verträge mit zwölf Unterschriften habe, nur um nachweisen zu können, dass ich alle Rechte an diesem Foto habe. Als Bildkäufer kann man sich dann sicher sein, das die Rechtefreigabe vorher durch mich geklärt wurde.
Einige Agenturen wie zum Beispiel Shutterstock, iStockphoto oder Vivozoom bieten sogar eine „Rechtegarantie“ an für rechtliche Unbedenklichkeit und haften selbst als Agentur bis zu 10.000 US-Dollar, falls doch mal etwas schief gehen sollte. Gegen Aufpreis kann diese Summe auf bis zu 250.000 US-Dollar erhöht werden. Falls man zum Beispiel eine Millionen Flyer druckt und diese müssen eingestampft werden, weil irgendwo ein unerlaubtes Logo zu sehen ist, was weder vom Fotograf noch von der Agentur entdeckt wurde, dann bezahlt die Bildagentur das.
Deshalb: Bilder bei Bildagenturen kosten zwar etwas, dafür spart man Zeit und Nerven und bekommt für das Geld auch Rechtssicherheit und eine größere Auswahl.
Hinweis: Dieser Artikel ist die verschriftlichte Form meines Vortrags vom Mai 2011 auf der Frühjahrstagung “Mediale Werte” des Verein für Medieninformation und Mediendokumentation (vfm) in Dresden. Die Zahlen sind demnach ca. ein Jahr alt, die Screenshots wurden teilweise erneuert.