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Rezension: BVPA Der Bildermarkt – Handbuch der Bildagenturen 2011

BVPA? Ist das sowas wie JPG oder PSD? Nicht ganz.

Das Kürzel steht für „Bundesverband der Pressbild-​Agenturen und Bildarchive“ und ist ein deut­scher Interessenverband und eine Lobbyorganisation für Bildagenturen. Er wur­de 1970 gegrün­det und zählt mitt­ler­wei­le über 70 Mitglieder. Dazu gehö­ren Agenturen wie Action Press, Getty Images, DDP, F1 Online, Keystone, Look, Laif, Mauritius Images und vie­le mehr.

Verschiedene Arbeitskreise beschäf­ti­gen sich mit tech­ni­schen oder recht­li­chen Aspekten der Stockfotografie und Bildarchivierung. Am wich­tigs­ten ist wohl die „Mittelstandsgemeinschaft Foto-​Marketing“ (MFM), wel­che jähr­lich durch Umfragen unter ihren Mitgliedern her­aus­fin­det, wie sich die Honorarlage für Fotos ent­wi­ckelt und dar­auf basie­rend eine Bildhonorar-Übersicht erstellt.

Jedes Jahr gibt der BVPA auch sei­ne Publikation „Der Bildermarkt“ her­aus. Untertitel ist „Handbuch der Bildagenturen“ und beschreibt den Inhalt ganz treffend.


Das Buch ist drei­ge­teilt. Im ers­ten Teil fin­den sich vie­le kur­ze Artikel, wel­che für die Praxis der Bildagenturen rele­vant sind. Dieser Teil ist in die Rubriken wie „Arbeitstechnik“, „Recht“, „Honorare und Kosten“ und „Publizistische Leitlinien“ geglie­dert. Der zwei­te Teil erlaubt auf ca. 100 Seiten jedem Mitglied die Selbstdarstellung, es fin­den sich also alle 70 Agenturen und Archive mit Kontaktdaten, Themenschwerpunkt und teil­wei­se Beispielbildern wie­der. Der letz­te Teil ist den Service-​Informationen vor­be­hal­ten, also Adressen von Sachverständigen, Gutachtern, Verbänden und Vereinen, die für den Bildermarkt rele­vant sind.

Was jetzt schon etwas tro­cken klingt, liest sich lei­der auch so. Die Artikel sind inhalt­lich soli­de, so aktu­ell, wie es einem Druckwerk gegen­über dem Internet gelin­gen kann und decken vie­le aktu­el­le Trends ab. So wird bei­spiels­wei­se die Weiterentwicklung des IPTC-​Standards nach­voll­zo­gen, es gibt Gedanken zur Langzeitarchivierung von Bilddaten, aktu­el­le Urteile zum Urheberrecht, Persönlichkeitsrecht und ande­ren für Fotografen und Agenturen rele­van­ten Themenbereichen, Tätigkeitsbeschreibungen für die Arbeit in einer Bildagentur und so weiter.

Obwohl das Buch also rand­voll mit Informationen gefüllt ist, die genau auf mei­ne Arbeit zuge­schnit­ten sind, hin­ter­lässt die Lektüre bei mir kei­nen blei­ben­den Eindruck. Ständig hat­te ich beim Lesen das Gefühl „kenn ich schon, weiß ich doch, habe ich neu­lich im Internet aktu­el­ler gele­sen“. Es wirkt, als sei das Buch eher für jeman­den kon­zi­piert, der neu als Fotograf anfan­gen oder eine neue Bildagentur grün­den will und dafür den Bildermarkt ver­ste­hen will. Ich kann mir nicht vor­stel­len, dass die gan­zen Mitglieder des BVPA die Informationen im Buch nicht schon ken­nen wür­den. Immerhin haben sie das Buch ja gemein­sam geschrieben.

Am auf­schluss­reichs­ten waren für mich zwei Artkel. Zum einen „Das Videobusiness im Wandel der Jahre“, in dem Ann-​Catherine Keßler von der Agentur Bulls Press nach­zeich­net, wie sich der Umgang mit und Verkauf von Videos seit 2007 bis heu­te ent­wi­ckelt hat. Auch die meis­ten Artikel über die „IPTC-​Felder“ waren hilf­reich und lesens­wert, weil sie zei­gen, wie die Interessenverbände den Metadaten-​Standard stän­dig wei­ter­ent­wi­ckeln und ver­bes­sern. Oder könnt ihr aus dem Stehgreif den Unterschied zwi­schen „IPTC Core“ und „IPTC Extension“ erklären?

Etwas irri­tie­rend war für mich auch, dass das Thema „Microstock“ auf den gesam­ten 328 Seiten fast nicht vor­kommt. Zum einen liegt es nahe, weil kei­ne deut­sche Microstock-​Agentur im BVPA Mitglied ist. Andererseits bin ich mir sicher, dass die gro­ßen Microstock-​Agenturen wie Shutterstock oder Fotolia für einen gro­ßen Preisdruck bei den tra­di­tio­nel­len Bildagenturen sor­gen wer­den. Wie die­se damit umge­hen, hät­te mich schon inter­es­siert. Zum Beispiel bie­ten immer mehr Macrostock-​Agenturen auch Abonnement-Modelle an, auch wenn die­se oft nicht an die gro­ße Glocke gehängt wer­den. Welche Erfahrungen haben die Agenturen damit gemacht? War das die rich­ti­ge Entscheidung? Sowas hät­te ich in dem Buch erwartet.

Das Handbuch kos­tet 33 Euro und kann hier über die Webseite des BVPA bestellt wer­den. Dazu gibt es die 120 Seiten star­ke Broschüre „Bildhonorare 2011“, wel­che die markt­üb­li­chen Vergütungen für Bildrechte auf­lis­tet, auch wenn hier eben­falls gilt, dass das ein­deu­tig Macrostock-​Preise sind. Die Broschüre ist das, was umgangs­sprach­lich oft als „MFM-​Liste“ bekannt isr und Gerichten ger­ne als Grundlage für Honorarentscheidungen bei Foto-​Streitigkeiten dient. Einzeln ist die Broschüre nicht erhält­lich, wer nur die Bildhonorare braucht, kann des­halb die MFM-​Broschüre als App für das iPhone für stol­ze 14,50 Euro kaufen.