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Die 10 Editorial-​Topseller von Rex Features 2014

Nach den meist­ver­kauf­ten Smartphone-​Fotos und Vektoren, wird es heu­te Zeit, einen Blick auf die Editorial-​Fotos zu wer­fen, wel­che sich 2014 am bes­ten ver­kauft haben. Dafür habe ich die Agentur Rex Features gefragt, wel­che erst kürz­lich von Shutterstock auf­ge­kauft wur­de. Obwohl Rex Features eine „News-​Agentur“ ist, wel­che alle Arten von Nachrichtenfotos – sei es Politik, Sport, Unterhaltung oder Königshäuser – anbie­tet, bestehen die Top 10 nur aus Entertainment-​Stars oder Mitgliedern der eng­li­schen Königsfamilie.

Schauen wir uns die Sieger im Detail an:

  1. Amal Alamuddin
    © Rex
    © Rex

    Die britisch-​libanesische Juristin mit Spezialisierung auf Menschenrechte und Internationale Politik ver­trat unter ande­rem den Wikileaks-​Gründer Julian Assange und die ehe­ma­li­ge Ministerpräsidentin der Ukraine Julija Tymoschenko. Vermutlich deut­lich bekann­ter wur­de sie jedoch durch ihre Heirat im September 2014 mit dem Schauspieler George Clooney.

  2. Katie Price
    © Newspix/Rex
    © Newspix/​Rex

    Okay, kei­ne Ahnung. Ehrlich. Ich muss­te goog­len, um über­haupt zu ler­nen, wer Katie Price ist. Anscheinend ein Fotomodell, wel­ches vie­le Brust-​OPs und drei Ehemänner hat­te und mitt­ler­wei­le fünf Kinder hat. Die „wich­tigs­te“ Meldung 2014 war anschei­nend, dass sie sich im Mai 2014 von ihrem drit­ten Mann, einem ehe­ma­li­gen Stripper, getrennt hat­te, nach­dem die­ser eine mona­te­lan­ge Affäre mit ihrer bes­ten Freundin hat­te. Wie die Frau ange­sichts der Konkurrenz auf Platz Zwei lan­den konn­te, ist mir jedoch immer noch schleierhaft.

  3. Catherine Herzogin von Cambridge und Prinz George and Prinz William
    © Rex
    © Rex

    Auf dem drit­ten Platz liegt der eng­li­sche Prinz William mit sei­ner Frau und deren Sohn an des­sen ers­tem Geburtstag beim Besuch einer Schmetterlingsausstellung im Naturkundemuseum. Interessiert mich nicht die Bohne, aber ich kann den drit­ten Platz ange­sichts der vie­len Regenbogenhefte (Yellow Press) nachvollziehen.

  4. Harry Styles
    © Can Nguyen/Rex
    © Can Nguyen/​Rex

     

    Der Popsänger Harry Styles der Band „One Direction“ auf einer Party von Warner Music and GQ im Shoreditch House in London im Juli 2014. Newswert? Habe ich wie­der kei­ne Ahnung. Ich wer­de ver­mut­lich alt.

  5. Chris Martin
    © Theo Kingma/Rex
    © Theo Kingma/​Rex

    Der bri­ti­sche Musiker Chris Martin spielt in der Band Coldplay. Anderweitige Aufmerksamkeit erziel­te er 2014 durch eine Beziehung mit der Schauspielerin Jennifer Lawrence, die unter ande­rem bei „Die Tribute von Panem – The Hunger Games“ mit­spielt. Im Rahmen der Filmbewerbung ist auch das obi­ge Foto entstanden.

  6. Justin Bieber
    © Miami-dade Corrections/Rex
    © Miami-​dade Corrections/​Rex

    Oh, wie muss die­ser Gegensatz die Boulevardmedien befeu­ert haben: Der (ehe­ma­li­ge?) Teenie-​Schwarm und Pop-​Sänger wur­de als 19-​Jähriger im Januar 2014 von der Polizei in Miami inhaf­tiert, weil er unter dem Einfluss von Alkohol, Marihuana und ver­schrei­bungs­pflich­ti­gen Drogen mut­maß­lich an einem ille­ga­len Autorennen in einem gel­ben Lamborghini teil­ge­nom­men haben soll. Zusätzlich soll er sich der Festnahme wider­setzt haben und ohne Führerschein unter­wegs gewe­sen sein. Das ist aber auch eine zu coo­le Story, zumal wenn das Ganze noch mit dem offi­zi­el­len Polizeifoto gar­niert wer­den kann.

  7. Victoria Beckham
    © Richard Young/Rex
    © Richard Young/​Rex

    Bei der Verleihung des „Harpers Bazaar Women of the Year Awards“ im November 2014 wur­de die­ses Foto auf­ge­nom­men. Gewonnen hat das ehe­ma­li­ge Spice Girl dort nichts, auf­ge­tre­ten ist sie dort eher als Mode-​Designerin ihrer eige­nen Modelinie. Warum die Medien das Foto so inter­es­sant fan­den, dass es unter den Top 10 lan­de­te, kann ich lei­der nicht nach­voll­zie­hen. Hilfreiche Kommentare bit­te unten ergänzen.

  8. Kim Kardashian und Kanye West mit Tochter North West
    © Startraks Photo/Rex
    © Startraks Photo/​Rex

    Zwei Prominente bekom­men zusam­men ein Kind: Da steht die Boulevardpresse natür­lich Kopf und so ist auch das Foto der frisch­ge­ba­cke­nen Familie ein gefun­de­nes Fressen. Zumal die klei­ne Tochter „North West“ auf dem Bild auf den Tag genau ein Jahr alt ist.

  9. Kate Bush
    © Ken McKay/Rex
    © Ken McKay/​Rex

    Wow, was für eine Ausnahme: Hier hat sich tat­säch­lich ein Foto einer Prominenten in die Top 10 geschli­chen, wel­ches die Person bei der Ausübung ihres Jobs zeigt. In die­sem Fall ist der Nachrichtenwert, dass das die ers­te Tournee von Kate Bush seit 1979, also seit 35 Jahren, war.

  10. Cressida Bonas und Prinz Harry
    © Ray Tang/Rex
    © Ray Tang/​Rex

    Als Stockfotograf krin­geln sich mir hier bei der tech­ni­schen Qualität des Bildes die Fußnägel auf, aber wenn da ein eng­li­scher Prinz sowie des­sen Freundin (zumin­dest zum Zeitpunkt der Aufnahme noch) zu sehen ist, drü­cken sowohl Bildagenturen als auch die Medien ger­ne bei­de Augen zu.

Ich muss zuge­ben: Selten habe ich so oft und lan­ge goog­len müs­sen für einen Artikel wie bei die­sem Text: Wer ist noch mal die Person? Warum genau ist sie berühmt? Was haben die Leute 2014 gemacht, was einen Platz in der Top 10 recht­fer­ti­gen könnte?

Aber genau das ist alles, was zählt, wenn es um Editorial-​Fotos geht: Prominenz. Teilweise insze­nie­ren die Stars die Bedingungen ihrer Aufnahmen halb­wegs selbst, sei es bei Presseterminen oder im Rahmen von Fototerminen bei Veranstaltungen, manch­mal hel­fen auch Paparazzi nach. Ein Anlass für die Veröffentlichung der Bilder fin­det sich immer. Und wenn nicht, wird ein­fach einer erfun­den. Sehr deut­lich nach­zu­le­sen ist das zum Beispiel im emp­feh­lens­wer­ten Regenbogenpresse-​Watch-​Blog „Topf voll Gold“.

Welche Erkenntnis zieht ihr aus den Fotos?

Die 10 Vektor-​Topseller 2014 bei Shutterstock

Im Rahmen mei­ner jähr­li­chen Serie, wel­che Motive sich letz­tes Jahr am bes­ten ver­kauft haben, geht es nach den Smartphone-​Fotos dies­mal um die Vektoren. Vektoren sind im Gegensatz zu Illustrationen als JPG Grafiken, wel­che sich ohne Qualitätsverlust belie­big ska­lie­ren las­sen und meist auch in Form, Farbe etc. leicht ändern las­sen, was sehr Grafiker zu schät­zen wissen.

Beim Verkauf die­ser Vektoren hat Shutterstock* die Nase vorn und die Agentur war so freund­lich, mir die zehn Vektordateien raus­zu­su­chen, wel­che sich 2014 am meis­ten ver­kauft haben. Hier sind die Topseller:

  1. © Sky Designs/Shutterstock
    © Sky Designs/​Shutterstock*

    Den ers­ten Platz belegt nicht ein Bild, son­dern 1000 Icons, zu vie­len Themen wie Büro, Medizin, Medien, Lebensmittel, Polizei, und so wei­ter. Der Nutzen die­ser Unmenge an Icons und Symbolen soll­te klar erkenn­bar sein. Aber dazu spä­ter noch mehr.

  2. PureSolution/Shutterstock
    © PureSolution/​Shutterstock*

    Den zwei­ten Platz tei­len sich deut­lich weni­ger Icons, und zwar „nur“ 70, aus den Bereichen Web, Business, Finanzen und Kontakt.

  3. Romanova Ekatarina/Shutterstock
    © Romanova Ekatarina/​Shutterstock

    Beim drit­ten Platz müs­sen mir eini­ge Grafiker unter den Lesern hel­fen: Warum sind die­se kal­li­gra­fi­schen Rahmen so beliebt bei Designern? Meine Vermutung ist, dass die­se Schnörkel ger­ne für Hochzeits- und ande­re Einladungen benutzt wer­den, aber ich las­se mich ger­ne eines Besseren belehren.

  4. PureSolution/Shutterstock
    © PureSolution/​Shutterstock

    Auf dem vier­ten Platz lie­gen wie­der 600 Icons, dies­mal mit dün­nen Linien. Wenn ich rich­tig sehe, wer­den eini­ge die­ser Icons auch im Shutterstock-​Trend-​Report 2015 unter „Gradliniges Design“ gezeigt.

  5. graphixmania/Shutterstock
    © graphixmania/​Shutterstock

    Im Vergleich zu den ande­ren Vektoren ist Platz fünf rela­tiv sim­pel: Ein Infografik-Element vier Mal in ver­schie­de­nen Farben.

  6. HAKKI ARSLAN/Shutterstock
    © HAKKI ARSLAN/​Shutterstock

    Noch simp­ler hin­ge­gen ist das ein­fa­che weiß gepunk­te­te Hintergrund. Beachtet, wie in der Mitte die Punkte aus­lau­fen und damit Platz für Text geschaf­fen wird. Außerdem sor­gen die fei­nen Schwingungen der Punkte für eine Dynamik, die Bewegung sug­ge­riert. Gerade das trägt ver­mut­lich zur Verkäuflichkeit bei, dann „nor­ma­le“ wei­ße Punkte auf grau­em Hintergrund sym­me­trisch anzu­ord­nen, dürf­ten vie­le Designer noch selbst schaf­fen. Die „Schwingungen“ ins Bild zu bekom­men, ist schon schwieriger.

  7. PureSolution
    © PureSolution/​Shutterstock

    Auf Platz 7 liegt wie­der der Anbieter „PureSolution“* und ist damit men­gen­mä­ßig der Sieger. Hier ist es eine Mischung aus Icons und Design-​Konzept zu vier Themen, die alle­samt sehr gut ver­käuf­lich sind: Webdesign, SEO, Social Media und Online-Zahlung.

  8. © Sky Designs/Shutterstock
    © Sky Designs/​Shutterstock

    Auf Platz 8 begeg­nen wir wie­der dem Erstplatzierten „Sky Designs“*, der noch mal nach­ge­legt hat und die ers­te Icon-​Sammlung um 50% auf 1500 Icons erwei­tert hat. Mittlerweile hat er die­se Sammlung jedoch schon ver­dop­pelt: Hier gibt es 3000 Icons* von ihm zum Preis von einem. Allein dafür wür­de sich der Kauf eines Bildpakets lohnen.

  9. © Cienpies Design/Shutterstock
    © Cienpies Design/​Shutterstock

    Wenn sich ein Feiertag gut ver­kauft, ist es Weihnachten. Deshalb liegt die­se weih­nacht­li­che Grußkarte als ein­zi­ger Feiertagsvektor auf Platz 9. Wobei ich mir gut vor­stel­len kann, dass sich die­ses Motiv (neben Platz 6) nicht nur als Vektor, son­dern auch als ein­fa­che JPG-​Datei gut verkauft.

  10. © Leonid Zarubin/Shutterstock
    © Leonid Zarubin/​Shutterstock

    Auf dem zehn­ten Platz liegt wie­der ein Bild mit Infografik-Thema. Ich ver­ste­he in der Praxis zwar nicht ganz, wie man damit viel Zeit spa­ren kann, wenn man die Grafiken sowie­so an die Werte der eige­nen Daten anpas­sen muss, aber ent­we­der igno­rie­ren eini­ge Designer die­sen Umstand oder die Erstellung von Infografiken geht trotz­dem leich­ter, wenn zumin­dest Farbe und gro­be Form vor­ge­ge­ben wer­den. Ich habe es noch nicht aus­pro­biert. Vielleicht hat von euch jemand Praxiserfahrung mit sol­chen Infografik-Templates?

Der Überblick – Was sagen uns die Top-Seller?

Zunächst ein­mal: Viel hilft viel. Während bei Fotos und (zu einem gerin­ge­ren Teil auch bei) Illustrationen nur weni­ge Variationen der Verwendung mög­lich sind, zum Beispiel durch Beschnitt, Farbänderung oder Textzugabe, sieht das bei Vektoren anders aus. Durch das Vektorformat kön­nen nicht nur Farbe und Größe ver­än­dert wer­den, auch die Anordnung der Objekte, der Zusammenhang, Elemente kön­nen weg­ge­las­sen wer­den, anders kom­bi­niert wer­den und so weiter.

Zusätzlich jedoch ist ein Verkaufsargument offen­sicht­lich: „Viel zum Preis von einem“. Ob Icons, Templates oder Rahmen, die Käufer schei­nen es zu schät­zen, wenn die Anbieter nicht gei­zen und so viel Inhalte wie mög­lich in eine Datei packen. Bei Platz 5 mit dem iden­ti­schen Element in ver­schie­de­nen Farben bricht dem Anbieter kein Zacken aus der Krone, aber die ande­ren Elemente bie­ten schon ech­ten Mehrwert. Am bes­ten erkenn­bar ist es beim Vergleich von ach­ten mit dem ers­ten Platz. Hier bekommt der Käufer 50% mehr Inhalt zum glei­chen Preis.

Warum liegt dann die­se Datei nicht auf dem ers­ten Platz?
Zuerst hat­te ich ver­mu­tet, dass die­se deut­lich spä­ter hoch­ge­la­den wur­de. Aber das stimmt nur bedingt. Die Datei vom ers­ten Platz wur­de der Bildnummer nach ca. im März 2013 hoch­ge­la­den, die vom ach­ten Platz im Juni 2013. Beide hat­ten also genug Zeit, bis zum Beginn des Jahres 2014 genug Downloads zu gene­rie­ren. Die Datei mit den 3000 Icons hin­ge­gen stammt erst vom Januar 2015.

Meine Vermutung ist des­halb eine ande­re: Shutterstock ist eine der weni­gen gro­ßen Bildagenturen, die noch kei­ne Zoom-​Funktion anbie­tet, bei der die Kunden das Bild vor dem Kauf an einer belie­bi­gen Stelle ver­grö­ßern kön­nen. Das bedeu­tet, dass die Kunden bei gleich­blei­ben­der Thumbnail-​Größe umso weni­ger erken­nen kön­nen, je mehr Icons zum Beispiel ange­zeigt wer­den (Zum Vergleich: Das Thumbnail bei Shutterstock ist ca. 67% klei­ner auf die Topseller-​Bilder in die­sem Artikel). Der Kunde kauft gewis­ser­ma­ßen die Katze im Sack, weil er bei mehr als 1000 Icons nicht mehr mit Sicherheit sagen kann, ob das Gesuchte mit dabei ist.

Interessante Anmerkung neben­bei: Bei Fotolia funk­tio­niert die Zoom-​Funktion nur bei Fotos und Illustrationen, nicht bei Vektoren. Das Grundproblem ist also iden­tisch, der Effekt jedoch ein ande­rer. Weil bei Shutterstock mehr Kunden mit einem Abonnement kau­fen, den­ken sich die­se viel­leicht eher: „Ach, lade ich trotz­dem mal run­ter und schaue es mir an, bevor mein Guthaben am Ende des Tages oder Monats ver­fällt“. Allein, die Illusion lie­fern zu kön­nen, dass etwas Brauchbares dabei sein könn­te, wür­de dann schon gewinn­brin­gend wirken.

Die feh­len­de Zoom-​Funktion ist ver­mut­lich – wenn bestimmt auch nicht allein – für eine ande­re Auffälligkeit ver­ant­wort­lich. Die Designer in den Bestsellern haben sich meist die Mühe gemacht, zusätz­lich zum eige­nen Inhalt Elemente ein­zu­fü­gen, die als „Verpackung“ oder „Kaufhilfe“ bezeich­net wer­den könn­ten. Damit mei­ne ich die rosa Balken rechts bei Platz 1 und 8, wo die Art der Icons und die Menge ange­zeigt wer­den, die bun­te Titelleiste vom zwei­ten Platz mit Farbcodierung und so wei­ter. Damit soll ers­tens das Thumbnail als sol­ches optisch attrak­ti­ver gestal­tet wer­den (stellt euch den ers­ten Platz ein­fach mal ohne den rosa rech­ten Teil vor), zwei­tens den Käufern Informationen gege­ben wer­den, die er ohne Zoom-​Funktion nicht sehen kann und drit­tens wer­den dem Kunden teil­wei­se Gestaltungsvorschläge gemacht durch gene­ri­schen „Blindtext“, wel­cher mit einem Vektorprogramm leicht durch eige­ne Inhalte aus­ge­tauscht wer­den kann.

Welche Vektoren ver­kau­fen sich bei euch am besten?
Was lernt ihr aus die­sen 10 Vektor-Bestsellern?

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Die 10 meistverkauftesten Smartphone-​Bilder 2014 aus der Instant Collection von Fotolia

Smartphone-​Fotos sind der neue Trend.

Fast alle der gro­ßen Bildagenturen haben eine eige­ne Collection mit Handybildern. Aber wel­che davon ver­kau­fen sich am besten?

Ich habe die Bildagentur Fotolia gefragt, wel­che Smartphone-​Bilder sich im Jahr 2014 aus deren Instant Collection am meis­ten ver­kauft haben.

Hier sind die Top 10 der meist­ver­kauf­ten Handyfotos 2014:

  1. @ robimhl - Fotolia.com
    © robinmhl – Fotolia.com

    Auf Platz eins lan­det ein Foto von einem Color Run mit Holi-​Pulver in Melbourne, Australien. Erstaunlich dar­an ist auch, dass es nur acht Suchbegriffe hat, die kaum etwas mit dem Lauf oder den Holi-​Farben selbst zu tun haben: „color, colors, hap­pi­ness, youth, colorful, sum­mer, fes­ti­val, music“. Ich ver­mu­te stark, dass neben dem Suchbegriff „Farben“ vor allem „Festival“ und „Jugend“ die aus­schlag­ge­ben­den Begriffe für die gan­zen Verkäufe waren.

  2. © Jürgen Fälchle - Fotolia.com
    © Jürgen Fälchle – Fotolia.com

    Auf dem zwei­ten Platz eine Treppe hin zur strah­len­den Sonne. Vermutlich wur­de das Bild jedoch nicht wegen dem Sonnenuntergang (oder Sonnenaufgang) ein Bestseller, son­dern wegen der gut gewähl­ten kon­zep­tio­nel­len Suchbegriffe, die mit 50 Wörtern voll aus­ge­reizt wur­den und mit Begriffen wie „Glaube, Vision, Zukunft, Ostern, etc.“ sehr kon­zep­tio­nell besetzt sind.

  3. © robinmhl - Fotolia.com
    © robinmhl – Fotolia.com

    Was sich ein­mal gut ver­kauft, könn­te sich doch in einer Variation eben­falls ver­kau­fen? Stimmt bei die­sem Foto vom Festival sehr gut, weil es neben dem ers­ten auch gleich den drit­ten Platz bele­gen konn­te, dies­mal nur mit sie­ben Suchbegriffen. Mir gefällt beson­ders, wie unten die gan­zen Smartphones zu sehen sind, mit denen ande­re Leute eben­falls Fotos machen.

  4. © Christianmutter - Fotolia.com
    © Christianmutter – Fotolia.com

    Auf dem vier­ten Platz ein jun­ger Mann beim Springen. Nicht ganz scharf, aus­ge­fres­se­ner Himmel, egal, das Motiv ist stim­mig und mit nur neun Suchbegriffen kna­ckig und pas­send ver­schlag­wor­tet. Solche Fotos zei­gen mir immer wie­der, dass die Bildagenturen auch bei Fotos einer DSLR mal ein Auge zudrü­cken könn­ten, wenn es um Chromatische Abberation und ande­re Bildfehler geht, solan­ge das Motiv gut ver­käuf­lich wäre.

  5. © samantoniophoto - Fotolia.com
    © saman­to­nio­pho­to – Fotolia.com

    Auf dem fünf­ten Platz lan­det die­ses Bild: Surfer im Sonnenuntergang. Ein nahe­zu per­fek­ter Sonnenuntergang bil­det hier die Kulisse für das kali­for­ni­sche Urlaubs- und Strandfeeling.

  6. © uliner - Fotolia.com
    © uli­ner – Fotolia.com

    Die Skyline von Chicago lan­de­te auf Platz 6 der am häu­figs­ten ver­kauf­ten Smartphone-​Bilder. Mit dabei nur sechs Suchbegriffe: „sun­ri­se, sky­line, chi­ca­go, city, sky, clouds“. Knapper hät­te ich es auch nicht for­mu­lie­ren können.

  7. © eelarson - Fotolia.com
    © eel­ar­son – Fotolia.com

    Diese Schuhe an der Bordsteinkante in New York City sind mein per­sön­li­cher Favorit in der heu­ti­gen Liste. Es ist eine opti­sche Täuschung, hier wird der Himmel auf den Kopf gestellt und es ver­mischt sich der Sprung ins kal­te Wasser mit Selbstmordgedanken. Ihr seht schon, Konzepte ste­cken vie­le im Bild, zusätz­lich zum lus­ti­gen ers­ten Eindruck.

  8. © Patrizia Tilly - Fotolia.com
    © Patrizia Tilly – Fotolia.com

    Der Platz acht mit den sprin­gen­den Kindern am See scheint inhalt­lich eine Kombination der obi­gen Themen zu sein: Strand, Sonnenuntergang, Jugend, Sprung. Ich ver­mu­te, hier wur­de mit Filtern leicht nach­ge­hol­fen, aber wenn es dem Gesamteindruck zuträg­lich ist, war­um nicht?

  9. © chrispinmx - Fotolia.com
    © chrispin­mx – Fotolia.com

    Dieses Foto von Yoga am Meer hält den Rekord der heu­ti­gen Serie: Nur gan­ze vier Suchbegriffe führ­ten hier zu den gan­zen Verkäufen, die das Bild zu einem Bestseller mach­ten: „Sonnenaufgang, Meer, Yoga, medi­tie­ren“. Genau das ist auch auf dem Bild zu sehen.

  10. © omarparguera - Fotolia.com
    © omar­par­guera – Fotolia.com

    Das letz­te Bild zeigt Angeln beim Hochseefischen. Auch hier rei­chen sechs Keywords, um die Szene zu beschrei­ben: „fishing, oce­an, sea, boat, wave, offshore“.

Warum ich so auf den Suchbegriffen und deren Anzahl her­um­rei­te? Weil es ers­tens genau das ist, was über den Erfolg eines Fotos ent­schei­det und weil es hier zwei­tens zeigt, dass weni­ger, aber sehr genau tref­fen­de Suchbegriffe zu mehr Verkäufen füh­ren kön­nen. Wenn 6 der 10 gezeig­ten Bilder weni­ger als zehn Keywords nut­zen, wird das schon sei­nen Grund haben.

Was können wir sonst noch lernen?

Alle Fotos sind im Freien ent­stan­den. Naheliegend bei Smartphones, weil die Qualität bei wenig Licht oft noch nicht aus­reicht, viel­leicht aber auch ein Zeichen, dass Bilder von Spaß und Freizeit (sie­ben der zehn Bilder zei­gen Freizeitaktivitäten) sehr gefragt sind.

Erstaunt hat mich der hohe Anteil von Sonnenauf- oder unter­gän­gen. Bei der Hälfte der Bestseller ist die Sonne ein wich­ti­ger Faktor im Bild. Dabei hat­te ich das Motiv gedank­lich schon abge­schrie­ben, weil Bildagenturen frü­her gebets­müh­len­ar­tig wie­der­holt hat­ten, dass sie genug Bilder von Sonnenuntergängen hät­ten. Vermutlich ist der Kniff dabei, die Sonne mit Menschen zu kom­bi­nie­ren: Auf sie­ben der zehn Bilder sind Menschen zu sehen, wenn oft auch nicht indi­vi­du­ell erkennbar.

Smartphone-​Bilder haben 2014 ein­deu­tig Einzug in die pro­fes­sio­nel­le Stockfotografie gehal­ten. Ich selbst habe letz­tes Jahr mit ca. 400 Bildern knapp 1000 Dollar Umsatz erzie­len kön­nen, was mich zum Jahresende moti­viert hat, ver­stärkt Handybilder anzubieten.

Wer noch mehr Bilder aus der Instant Collection von Fotolia sehen will, fin­det hier eine Zusammenstellung der schöns­ten Bilder.

Was war euer Smartphone-​Bestseller 2014?

Die 11 meistverkauften Musik-​Tracks bei Pond5 im Jahr 2013

Die Video‑, Bild- und auch Audioagentur Pond5* war so freund­lich, mir eine Liste von deren „meist­ver­kauf­ten Musik-​Tracks“ im Jahr 2013 zur Verfügung zu stel­len. 2013? *hüs­tel* Ja, es gab eini­ge tech­ni­sche Probleme, wes­we­gen ich euch erst jetzt die Liste prä­sen­tie­ren kann.

Kind singt Lied in Musikschule mit vielen Noten
Wer schon mal ver­sucht hat, etwas über den Erfolg von Stockaudio im Netz zu recher­chie­ren, wird gemerkt haben, dass da eine Grabesstille herrscht. Umso mehr freut es mich, jetzt hier die ers­te Liste der Bestseller-​Musiktracks vor­stel­len zu dür­fen, auch wenn wir ein drei­vier­tel Jahr hin­ter­her hin­ken. Die Liste ent­hält kei­ne Soundeffekte (SFX), son­dern „nur“ die meist höher­prei­si­gen Musiktracks.

Die Links füh­ren direkt zu den Tracks bei Pond5, zum Anhören ein­fach auf das Play-​Symbol dar­un­ter kli­cken. Die Buchstaben in Klammern geben an, ob und in wel­cher Verwertungsgesellschaft (z.B. der GEMA) der Musiker Mitglied ist und die „bpm“ zei­gen geschätzt die Geschwindigkeit der Songs in „Schlägen pro Minute“ an.

1. Sunny Side* von ZingDog (ASCAP) (100 bpm)

2. Elevation* von AudioQuattro (100 bpm)

3. Acoustic Fun & Ukulele* von rya­nan­co­na (155 bpm)

4. Pulse* von sound­road (PRS) (128 bpm)

5. Optimistic and Upbeat* von LNDNSounds (117 bpm)

6. Corporate Ideas* von ThatBeat (105 bpm)

7. Inspiring and moti­vat­ing the­me* von Twisterium (116 bpm)

8. Fun gui­tar and Ukulele* von JHunger (86 bpm)

9. Upbeat Life* von UniqueSound (156 bpm)

10. Acoustic Hopes And Dreams* von ZingDog (ASCAP) (95 bpm)

11. Hopes And Expectations* von Alf (110 bpm)

Was für Umsätze kann man mit so einem Track erzielen?

Die ers­ten fünf Tracks haben alle­samt vier­stel­li­ge Downloadzahlen. Die wei­te­ren fünf lie­gen alle im obe­ren drei­stel­li­gen Bereich. Vier der elf Tracks wur­den erst im Laufe des Jahres 2013 hoch­ge­la­den, das heißt, die Downloadzahlen wur­den inner­halb eines Jahres erzielt. Ich hat­te ja schon im Januar 2014 die Zahlen ver­gli­chen, es ist also durch­aus mög­lich, mit die­sen Bestsellern über 500 Downloads inner­halb eines Jahres zu erzielen.

Die Preise für die­se Tracks lie­gen zwi­schen 8 und 40 USD. Der Durchschnitt liegt bei einem Verkaufspreis von 26,72 USD. Bei einem Anteil von 50% für Pond5 erhal­ten die Musiker ca. 13,36 pro Download. Bei 500 Downloads wären das 6680 USD, die inner­halb eines Jahres mit einem Bestseller ver­dient wer­den können.

Verglichen mit Fotos ist das viel, aber die Arbeitszeit für die Erstellung eines sol­chen Bestsellers liegt auch deut­lich höher als bei Fotos. Andererseits ist auch die Konkurrenz viel gerin­ger, da es bei Pond5 zum Beispiel „nur“ ca. 200.000 Audio-​Tracks gibt, aber über 11 Millionen Fotos, also ca. 55x so viele.

Dazu kommt, dass Pond5 Dateien nicht exklu­siv anbie­tet, die Musiker kön­nen ihre Tracks also meist bei wei­te­ren Agenturen ein­stel­len und dort Geld verdienen.

Was können Stockaudio-​Produzenten aus dieser Liste lernen?

Als ers­tes: Dur zählt. Ähnlich wie bei Fotos soll­ten auch die Audio-​Tracks eine posi­ti­ve Grundstimmung haben. Das trau­ri­ge Moll ist da nicht gefragt. Die Songs soll­ten opti­mis­tisch und moti­vie­rend klin­gen, ger­ne auch mit akus­ti­schen Instrumenten. Das mit Abstand belieb­tes­te Instrument ist die Ukulele, gefolgt von effekt­ver­zehr­ten Gitarren und Klavier.

In den Klammern habe ich ja ver­sucht, die „Beats pro Minute“ (bpm) zu zäh­len, also die Schnelligkeit eines Songs. Der Herzschlag eines erwach­se­nen Menschen bei nor­ma­ler Anstrengung liegt ca. bei 72 bpm. Das heißt, alles, was dar­über liegt, wirkt „trei­bend“ beim Hören, was dar­un­ter liegt, wirkt „beru­hi­gend“. Die Audio-​Bestseller lie­gen alle­samt dar­über, der Durchschnitt liegt bei ca. 115–120 bpm. Damit lie­gen die Tracks ziem­lich genau bei den 119 bpm, die hier als Durchschnitt für Chart-​Hits errech­net wur­den. Dort gibt es übri­gens vie­le wei­te­re span­nen­de Forschungsergebnisse über den Klang eines Chart-Hits.

Die Dauer der obi­gen Besteller-​Audiotracks liegt zwi­schen 78 und 196 Sekunden, wobei die Länge der Top 5 län­ger ist als der fol­gen­den Songs. Im Durchschnitt liegt die Songlänge bei 131 Sekunden, also 2:11.

Ein wei­te­rer Aspekt ist die Verschlagwortung und Titelvergabe. Die obi­gen Titel schaf­fen es alle, eine Stimmung oder Erwartungshaltung zu erzeu­gen, nach der ein Käufer suchen könn­te. Die Anzahl der Suchbegriffe vari­iert von 20 bis 51 Keywords, im Schnitt sind es 36 Wörter, also ähn­lich der emp­foh­le­nen Zahl bei Fotos.

Was für Erfahrungen habt ihr gemacht? Wer ver­kauft von euch auch Stockaudio-Tracks?

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Copycats: Die Parasiten der Microstock-​Branche kopieren Bestseller

Microstock-​Bildagenturen haben die Stockfotografie in den letz­ten zehn Jahren mas­siv umgekrempelt.

Das betrifft aber nicht nur die Preise, son­dern auch die Bildsprache und die Arbeitsweise. Die Technikaffinität der Microstock-​Agenturen brach­ten sie auch eini­ge Errungenschaften ins Spiel: Noch nie zuvor war es Fotografen so ein­fach mög­lich, zu sehen, wel­che ihrer Bilder sich am bes­ten ver­kauf­ten, sie konn­ten Trends erken­nen, dar­auf reagie­ren, die­se wie­der­um ana­ly­sie­ren und so weiter.

Leider gibt es eine sehr dunk­le Schattenseite die­ser Errungenschaft: Da die Downloadzahlen lan­ge nicht nur dem jewei­li­gen Fotografen vor­la­gen, son­dern öffent­lich auf der Webseite von allen ande­ren Leuten, sowie Kunden als auch ande­ren Fotografen, ein­ge­se­hen wer­den kön­nen, ent­wi­ckel­ten sich die „Copycats“. So nen­ne ich die Leute, die scham­los die Bilder ande­rer Fotografen kopie­ren und damit Geld verdienen.

Gerahmtes Portrait
Ich rede hier nicht von der einen oder ande­ren Bildidee, die wahr­schein­lich die meis­ten Fotografen im Portfolio haben, die sie irgend­wo anders mal gese­hen und nach­ge­ahmt haben. Das liegt in der Natur der Sache, weil Microstock-​Motive nun mal sehr gene­risch und aus­tausch­bar sind.

Nein, Copycats sind für mich Leute, die sys­te­ma­tisch Portfolios frem­der Fotografen durch­stö­bern, nach Downloads sor­tie­ren und ver­su­chen, die frem­den Bestseller so iden­tisch wie mög­lich nach­zu­ma­chen, bis hin zur Kleidung der Models oder der Anordnung im Bild. Copycats sind Leute, die nicht ein Bild eines Fotografen kopie­ren, son­dern gleich das kom­plet­te Shooting. Copycats sind Leute, bei denen der Großteil des Portofolios aus geklau­ten Bildideen besteht. Eine beson­ders radi­ka­le Gruppe von Copycats kopiert bei eini­gen Fotografen nicht nur die Bestseller, son­dern vor­sorg­lich die meis­ten der neu­en Bilder mit dem Wissen, dass der beklau­te Fotograf ein sehr gutes Gespür für Trends, Motive und Bestseller hat.

Ich bin nicht frei von Schuld und es las­sen sich bei mir eini­ge Motive fin­den, die ande­re vor mir sehr ähn­lich umge­setzt haben. Andersrum bin ich als öffent­lich bekann­te Person auch davon betrof­fen, dass Fotografen oder Fotografinnen mei­ne erfolg­reichs­ten Shootings als Blaupause für ihre eige­nen Shootings neh­men, inklu­si­ve Keywords und allem. Die betref­fen­den Leute wis­sen meist sehr gut, dass sie gemeint sind. Ich hat­te mich vor paar Jahren mal via Twitter beschwert, dass ein von mir nicht genann­ter Fotograf bei einem Motiv mei­ne Keywords 1:1 über­nom­men habe. Von mei­nen über tau­send Followern mel­de­te sich aus­ge­rech­net genau der betrof­fe­ne Fotograf und frag­te via Privatnachricht: „Du meinst nicht etwa mich, oder?“

Was bedeu­ten die Copycats nun für die Stockfotografie?

Die Sicht der beklauten Fotografen

Meist haben die beklau­ten Fotografen einen unschätz­ba­ren Vorteil: Sie haben das Original und sie sind die ers­ten mit die­sem Motiv. Wenn sich ein Bild erst mal zum Besteller ent­wi­ckelt hat, ist es schwer, das Original „vom Thron zu sto­ßen“. Besonders ärger­lich sind die Kopien aber, wenn sich aus irgend­wel­chen Gründen die Kopien bes­ser ver­kau­fen als das Original und bei den Suchergebnissen vor dem Original ange­zeigt werden.Das pas­siert immer öfter, weil die Suchalgorithmen vie­ler Bildagenturen mitt­ler­wei­le neue Werke bevor­zu­gen und die spä­te­ren Kopien des­halb gegen­über dem Original bevor­zugt ange­zeigt wer­den. Noch ärger­li­cher ist es, dass die Copycats einen Bestseller mit einem ori­gi­nel­len Konzept nicht nur 1x kopie­ren, son­dern gleich 10–20 ähn­li­che Varianten auf den Markt schmei­ßen (auch hier war ich kurz ver­sucht, Beispiele zu zei­gen…). Das führt dann dazu, dass das Original in dem Meer der ähn­li­chen Kopien visu­ell untergeht.

Einige Fotografen, die regel­mä­ßig von den glei­chen Leuten beklaut wer­den, haben es sich „aus Rache“ ange­wöhnt, neue Motive von den Copycats, wel­che noch nicht im eige­nen Portfolio sind, zu kopie­ren. Das bibli­sche Prinzip von „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ ver­fehlt jedoch öfters das Ziel, weil die neu kopier­ten Bilder dann meist auf Kopien ande­rer Fotografen beruhen.

Zu kom­pli­ziert? Ein anony­mi­sier­tes Beispiel aus der Praxis: Fotograf A macht Bild 1. Fotograf C(opycat) kopiert das Bild. Fotograf A kopiert aus Rache das Bild 2 aus dem Portfolio des Fotografen C. Fotograf B beschwert sich, dass Fotograf A sein Motiv kopiert habe. Daraufhin stellt sich her­aus, dass auch Bild 2 eine Kopie war aus dem Portfolio von Fotograf B.

Rechtlich gese­hen ist es lei­der schwer, gegen sol­che Kopien anzu­ge­hen, weil „nach­ge­stell­te Fotos“ im Gegensatz zu „iden­ti­schen Fotos“ nicht auto­ma­tisch einen Urheberrechtsverstoß bedeu­ten. Da kommt es dar­auf an, wie ähn­lich sich Kopie und Original sehen und ist meist eine Auslegungssache des Gerichts. Wenn die Copycats dann noch in einem ande­ren Land sit­zen oder die Kontaktdaten nicht mal bekannt sind, weil die Bildagentur die­se nicht preis­ge­ben will, sieht der juris­ti­sche Weg noch viel stei­ni­ger aus.

Manchmal sind die Copycats auch so schnell, dass sie dem Original-​Urheber die Chance auf eige­ne Varianten ver­bau­en. Wenn ein Original-​Konzept zum Bestseller wird und es schnell von 4–5 Copycats nicht nur ein­mal, son­dern in zig Varianten kopiert wird, kann es pas­sie­ren, dass eine Variante des Original-​Fotografs wegen „zuviel Ähnlichkeit“ oder „davon haben wir schon genug Motive“ abge­lehnt wird.

Die Sicht der Copycats

Trendrecherche ist anstren­gend. Außerdem ist Microstock nur lukra­tiv, wenn genü­gend Bilder ver­kauft wer­den. Warum also das Risiko ein­ge­hen, selbst Nische zu suchen, zu fin­den und zu beset­zen? Copycats kön­nen das ande­re Fotografen machen las­sen kann und dann bequem jeden Monat deren aktu­el­le Bestseller kopie­ren. Ist ja egal, wenn die Kopie nur ein Zehntel Umsatz macht. Wenn der Bestseller sich 1000x ver­kauft hat, wären das immer noch 100 Verkäufe, wel­che die Arbeit an einem Bild loh­nend machen.

Es ist außer­dem enorm zeit­spa­rend: Copycats spa­ren nicht nur die Zeit, her­aus­zu­fin­den, wel­che Motive sich gut ver­kau­fen las­sen, auch bei der Erstellung der Kopie wird Zeit gespart, weil der Original-​Urheber sich schon die Gedanken um effekt­vol­le Farbkombinationen, wirk­sa­me Komposition etc. gemacht hat. Die rich­tig fre­chen Copycats laden sich – vor allem bei Vektoren – die Originale auf ille­ga­len Warez-​Seiten run­ter und kopie­ren dann die Farbverläufe oder ande­re auf­wän­dig erstel­le Muster 1:1 in die Kopie rein, um noch mehr Zeit zu spa­ren. Außerdem ist es bei Vektorgrafiken viel leich­ter als bei Fotos, her­aus­zu­fin­den, wie das Original „gebaut“ wur­de, weil die Elemente in der ori­gi­na­len Vektordatei ja ein­zeln aus­ein­an­der­ge­nom­men wer­den können.

Andere Copycats schlei­men sich vor­her sogar bei den zu kopie­ren­den Fotografen ein, fra­gen nach des­sen Ausrüstung, Technik und Arbeitsweise, bis sie nicht nur die Motive, son­dern auch die Art der Umsetzung fast iden­tisch kopie­ren kön­nen. Ja, auch die­se Fälle hat­te ich schon.

Die Sicht der Kunden

Einige Kunden legen Wert dar­auf, dass sie Bilder kau­fen, die noch nicht zu sehr „ver­braucht“ wur­den und ori­en­tie­ren sich beim Kauf an nied­ri­gen Downloadzahlen. Wenn sie eine Kopie mit weni­gen Downloads kau­fen, ärgern sie sich ver­mut­lich, wenn sie das Original ent­de­cken, was schon die hun­dert­fa­chen Downloads hat. Außerdem ver­stop­fen fast iden­ti­sche Kopien die Suchergebnisse bei den Bildagenturen und füh­ren zur Frust bei der Bildersuche, wenn man sich durch sehr vie­le, sehr ähn­li­che Bilder wüh­len muss, die viel­leicht auch noch unter­schied­li­che Preise habe, weil eini­ge Leute exklu­siv sind und ande­re nicht – egal, ob jetzt Original-​Urheber oder die Copycats.

Rechtlich gese­hen ist die Lage auch hei­kel: Sollte ein Gericht fest­stel­len, dass die Copycat mit einer Kopie das Urheberrecht eines ande­ren Fotografen ver­letzt hat, hät­te der Bildkunde das Foto unrecht­mä­ßig erwor­ben und dürf­te es nicht mehr benutzen.

Die Sicht der Agenturen

Ich habe den Eindruck, dass Agenturen rela­tiv wenig gegen Copycats unter­neh­men. Das mag an der recht­li­chen Problematik lie­gen, weil die Abgrenzung zwi­schen „Kopie“ und „Imitation“ schwie­rig ist, aber liegt viel­leicht auch dar­an, dass ein grö­ße­res Gesamtportfolio der Agentur zugu­te kommt. Welcher Fotograf genau den Download eines Kunden bekommt, ist der Agentur ja meist egal. Außerdem wer­den es eh immer mehr, auch immer mehr ähn­li­che Bilder, war­um also ein gro­ßes Fass aufmachen?

Wichtige Fragen: Findet der Käufer das Original? Wo fängt die Schöpfungshöhe an?
Wichtige Fragen: Findet der Käufer das Original? Wo fängt die Schöpfungshöhe an?

Wenn sich ein Fotograf beschwert, erhält er – wenn über­haupt – eine Antwort wie die­se, wel­che Fotolia zum Beispiel noch im Oktober 2013 stan­dard­mä­ßig rausschickte:

Sehr geehr­tes […],

natür­lich haben wir Verständnis für Ihre Reaktion auf das „Kopieren“ eini­ger Ihrer Dateien. Dass sich dar­aus jedoch nicht zwin­gend ein Urheberrechtsverstoß ablei­ten lässt, möch­ten wir Ihnen durch nähe­re Betrachtung des zen­tra­len „Werk“-Begriffs im Urheberrecht ver­ständ­lich machen. Maßgebend ist inso­weit, ob das von Ihnen erstell­te Original über­haupt die­sen weit­ge­hen­den Schutz genießt.

Denn ein urhe­ber­recht­lich geschütz­tes Werk muss eine gewis­se Gestaltungshöhe auf­wei­sen. Das Merkmal der Gestaltungshöhe bezieht sich auf den Grad der Individualität, den ein geis­ti­ges Erzeugnis besit­zen muss, um eine per­sön­li­che geis­ti­ge Schöpfung im Sinne des Urhebergesetzes zu sein. Hierdurch sol­len ein­fa­che Alltagserzeugnisse aus­ge­son­dert wer­den. Die Rechtsprechung bestimmt den Grad der Individualität durch einen Vergleich zwi­schen dem zu beur­tei­len­den Original mit­samt sei­ner prä­gen­den Gestaltungsmerkmale und der Gesamtheit der vor­be­kann­ten Gestaltungen.

Grds. kön­nen auch Werbegrafiken Urheberrechtsschutz genie­ßen. Künstlerisch indi­vi­du­ell gestal­te­te Werbung in Prospekten oder Anzeigen kann als Werk geschützt sein. Schlichte Alltagswerbegrafik ist aller­dings nicht umfasst. Die Schutzfähigkeit fehlt auch dann, wenn es sich ledig­lich um eine gelun­ge­ne, ori­gi­nel­le Darstellung han­delt, die aber den Bereich der Durchschnittsgestaltung nicht übersteigt.

Ohne dabei eine Wertung hin­sicht­lich Qualität oder künst­le­ri­schem Gehalt der betrof­fe­nen Bildinhalte vor­neh­men zu wol­len, müs­sen wir unse­re ernst­li­chen Zweifel zum Ausdruck brin­gen, ob Ihre Originale tat­säch­lich den beschrie­be­nen urhe­ber­recht­li­chen Schutz genießen.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass Fotolia in der­ar­ti­gen Zweifelsfällen nicht tätig wer­den kann. Der Nutzen und die Kurzlebigkeit ins­be­son­de­re von Werbegrafiken steht außer Verhältnis zu dem erfor­der­li­chen Arbeitsaufwand, den eine Prüfung und Verfolgung sol­cher Entlehnungen erfor­dern würde.

Wir möch­ten Ihnen abschlie­ßend raten, das „Kopieren“ ihrer Bilder als Kompliment auf­zu­fas­sen und als Ansporn zu gebrau­chen, hand­werk­lich bes­se­re und the­ma­tisch vor­aus­schau­en­de­re Bildinhalte als die Konkurrenz zu gestalten.

Mit freund­li­chen Grüßen
Ihr Fotolia Team“ (Quelle: Fotolia-​Forum)

Besonders der letz­te Absatz ver­dient hier Beachtung.

Langsam schei­nen die Microstock-​Agenturen aber zu mer­ken, dass das öffent­li­che Anzeigen von Downloadzahlen kon­tra­pro­duk­tiv sein kann. Das Hauptärgernis wer­den hier sehr wahr­schein­lich die Konkurrenten sein, wel­che flei­ßig und regel­mä­ßig die Downloadzahlen bestimm­ter Dateien oder Portfolios notie­ren, um die­se Daten extra­po­lie­ren zu las­sen und damit Rückschlüsse auf die Umsätze einer Agentur schlie­ßen können.

Jedenfalls sind eini­ge Microstock-​Agenturen dazu über­ge­gan­gen, die Downloadzahlen nicht mehr anzu­zei­gen. iStock hat­te die Zahlen vor paar Jahren erst sehr grob gerun­det und jetzt im Zuge des Design-​Relaunchs kom­plett von der Suchergebnis-​Seite getilgt. Auch Fotolia hat­te vor paar Wochen kom­plett die öffent­li­che Anzeige der Downloads been­det, wor­über sich bei mir iro­ni­scher­wei­se mehr Fotografen als Kunden beschwert haben.

Mostphotos hat nach Beschwerde eini­ger Fotografen im November 2013 eben­falls die Download-​Anzeige abge­schafft und 123rf hat­te das schon im Juni 2007 been­det. Andere Agenturen wie Shutterstock hat­ten die­se Informationen noch nie angezeigt.

Was sagt ihr?

Wie geht ihr mit Copycats um? Ignorieren, rächen, melden?