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Tutorial für Blitzaufbau bei Portraits (Hip Hop Look)

Vor paar Wochen saß ich mit dem Fotografen Luis Alvarez in einer schi­cken Bar in Berlin-​Mitte, die unge­lo­gen einen Laptop-​Besucher-​Ratio von fast 1:1 hat­te.  Luis foto­gra­fiert exklu­siv für istock­pho­to und Getty Images und schreibt den sehr emp­feh­lens­wer­ten Blog vela-photo.com, in dem er Bildaufbau-​Tutorials, Analysen zur Stockfotografie und vie­les mehr veröffentlicht.

Wir woll­ten was zusam­men machen und haben uns über­legt, dass Luis einen Gastartikel schrei­ben kön­ne. Da sein Blog in eng­lisch gehal­ten ist, gibt es dies­mal hier sein aktu­el­les Tutorial für den Blitzaufbau bei Portraits auch in deutsch.

Viel Spaß beim Lesen! (ab jetzt schreibt Luis)

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Neulich war ein Freund von mir in Berlin zu Besuch. Er kommt ursprüng­lich aus Los Angeles und es hat nicht lan­ge gedau­ert, bis ich ihn über­zeu­gen konn­te, für mich zu modeln! Das Shooting war beson­ders inter­es­sant, weil wir wenig Zeit hat­ten und ich eini­ge Lichtaufbauten aus­pro­bie­ren wollte.

Das Ergebniss ist eine Serie von Portraits, jedes ein biss­chen anders.

Ich möch­te gern mit euch vier der Licht-​Einstellungen tei­len und zei­gen, wie jede Variation auf ein Bild wirkt.

Ein Blitz

Das ers­te Portrait wur­de mit nur einem Blitz gemacht. Der Hintergrund war grau. In mei­nem Studio arbei­ten wir nur mit Profoto und ich hab dafür ein Profoto Beauty Dish mit Glas-​Deflektor und Waabe genutzt (Ich hab kei­nen Affiliate-​Kontakt zu Profoto, die Links die­nen ledig­lich der Information, so dass ihr wisst, was ich genau genutzt habe). Das Beauty Dish habe ich über dem Model rechts (also links vom Fotografen) positioniert.

100mm, f8, 1/​160s

Dank des höhe­ren Winkels, aus dem das Licht kommt, sind vie­le Schatten zu sehen, was einen sehr dra­ma­ti­schen Look ergibt. Der Glas-​Deflektor sorgt dafür, dass das Licht ungleich auf das Model fällt und mehr Drama erzeugt. Das funk­tio­niert sehr gut für erns­te Porträts.

Licht Setup: Ein Blitz

Zwei Blitze

Das ers­te Bild ist dun­kel und ernst. In der nächs­ten Variante woll­te ich den Hintergrund beleuchten.

Dafür habe ich einen nor­ma­len Profoto Zoom Reflektor mit Waabe auf den Hintergrund gerichtet.

100mm, f7.1, 1/160s
100mm, f7.1, 1/​160s

Man sieht sofort den grau­en Hintergrund, wo vor­hin nur schwarz zu sehen war. Das gibt dem Bild mehr Tiefe, weil das Model vom Hintergrund getrennt wird.

Das nächs­te Bild wur­de mit genau den glei­chen Einstellungen gemacht. Ich habe nur leicht den Winkel des Beauty Dishes geän­dert. Ihr seht, dass das Licht haupt­säch­lich auf den Kopf und den Oberkörper fällt. Der Hintergrund-​Blitz wirkt bei dem Bild sehr gut!

100mm, f9, 1/​160s

Licht Setup: Zwei Blitze

Vier Blitze

Das Setup mit zwei Blitzen ist schön. Aber um den ech­ten „Rapper Look“ zu bekom­men, möch­te ich das Model vom Hintergrund noch mehr tren­nen und dem Bild mehr Dimension geben. Die kriegt man mit Licht von hin­ten. Ich habe zwei Profoto Strip Lights hin­zu­ge­fügt, ein­mal links und rechts hin­ter dem Model. Ich habe auch die Hintergrundfarbe geän­dert, Lila ist viel leben­di­ger. Das Beauty Dish habe ich dies­mal direkt vor dem Model und über der Kamera plat­ziert, so sind die Schatten viel sym­me­tri­scher, was bes­ser zum Konzept passt.

100mm, f9, 1/​160s

Die klei­ne Sternchen habe ich mit Photoshop gemacht, das ist einer der Pinsel, die ab CS2 stan­dard­mä­ßig dabei sind.

Licht Setup: 4 Blitze

Fünf Blitze (Vier Blitze und ein Ringblitz)

Meine letz­te Variation gibt dem Bild viel mehr Bling und Glamour, in dem ich einen Profoto Ringblitz mit Reflektor nut­ze. Ringblitze wir­ken immer gut auf Bildern, die wer­den sofort leben­dig und gla­mou­rös! Für die­se Einstellung blei­ben alle ande­re Blitze unverändert.

100mm, f9, 1/​160s

Ihr merkt, dass das Ringblitz ein­heit­lich das gan­ze Model beleuch­tet, von der Hose bis zum Kopf. Die Qualität des Lichtes ist sehr unter­schied­lich im Vergleich zu den ande­ren Blitzen. Ringblitze pro­du­zie­ren ein­zig­ar­ti­ges Licht, sehr beliebt in der HipHop-Szene.

Licht Setup: 5 Blitze


Ich hof­fe, die ver­schie­de­nen Licht-​Diagramme waren hilf­reich und haben euch gezeigt, wie man mit mehr und mehr Licht das Bild beein­flus­sen kann! Ich emp­feh­le jedem, erst­mal klein anzu­fan­gen und mit der Zeit immer mehr Licht zu nut­zen, um beson­de­re Bilder zu produzieren.

Welches Licht nutzt ihr? Und wie sehen die Bilder aus?

Ich wer­de dem­nächst die Photoshop-​Datei vom vor­letz­ten Bild auf mei­nem Blog ver­öf­fent­li­chen. So könnt ihr sehen, wie viel man mit Photoshop noch ändern kann!

Luis Alvarez

Bildverteilung an Agenturen mittels FTP und Webserver

Heute gibt es mal etwas Sinnvolles zum Basteln für die Informatiker, Programmierer und ande­ren IT-​Berufler unter Euch.
Im Blog von Dreamstime hat­te der Softwareentwickler Marco Schwarz mal auf eng­lisch eine Anleitung gepos­tet, wie man mit­tels eines eige­nen Webservers ein Foto ein­fach auto­ma­tisch an ver­schie­de­ne Bildagenturen schi­cken kann. Ich bat ihn, die­se Anleitung mal ins Deutsche zu über­tra­gen. Viel Spaß beim Lesen und Danke an Marco.
Viele Kabel in Hand
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Wer kennt das nicht? Da hat man eine arbeits­rei­che Woche hin­ter sich und eine Menge Bilder auf der Festplatte – und nun wol­len die­se zu den ver­schie­de­nen Bildagenturen.
Nehmen wir mal an, 50 Bilder mit einer durch­schnitt­li­chen Dateigröße von je 8MB sind zu ver­tei­len. Das sind 400MB die zu jeder Agentur gela­den wer­den müs­sen. In mei­nem Fall wäre dies bei 8 Agenturen ein Transfervolumen von ca. 3.2 Gigabyte.
Mit dem ‚tra­di­tio­nel­len Weg‘, also Upload zu jeder ein­zel­nen Agentur per FTP-​Client, dau­ert dies bei einer 16MBit DSL-​Leitung ca. 9 Stunden (bei 100KB Upload-Geschwindigkeit).
Um dies zu beschleu­ni­gen, hat­te ich die Idee, mei­nen Webserver zur Verteilung zu benut­zen. Er steht im 1&1‑Rechenzentrum und hat eine etwas schnel­le­re Anbindung als ich zu Hause 😉

Zwei Voraussetzungen gibt es für die von mir beschrie­be­ne Methode:

  • Der Webserver läuft mit Linux
  • Ein Zugang per SSH ist möglich

Wem das alles nichts sagt oder wer sich kei­nen Webserver zule­gen will, der soll­te sich mal pic­work­flow* anse­hen, das Prinzip ist ähnlich.

Nun aber zum Verteilen der Bilder:
  1. Verzeichnis anle­gen
    Zuerst soll­te man sich ein Verzeichnis für die benö­tig­ten Scripte (sie­he 2.) sowie die Bilddateien anle­gen. Darauf ach­ten, daß die­ses nicht im Web-​Verzeichnis liegt, wo über den Browser dar­auf zuge­grif­fen wer­den kann – ansons­ten könn­te jemand auf die Benutzer/​Passwortinformationen zugreifen!
  2. Scripte anle­gen
    Jede Seite erhält ein klei­nes Script, mit dem die Bilder aus dem aktu­el­len Verzeichnis zur Agentur gela­den wer­den. Das sieht dann z.B. für die Agentut 123rf so aus:— Start up123rf.sh —

    #!/​usr/​bin/​expect
    set time­out ‑1
    spawn ftp ‑v ‑i submit.123rf.com
    expect „Name („
    send „der_​benutzername_​kommt_​hierhinn“
    expect „Password:“
    send „und_​hier_​das_​passwortn“
    expect „ftp>“
    send „mput *.jpgn“
    expect „ftp>
    „send „quitn“

    — Ende —

    Die Zeilen mit dem „Start“ und „Ende gehö­ren natür­lich nicht mit in das Script.

    Einfach Benutzername und Passwort durch die eige­nen Werte erset­zen und schon wird hef­tig hochgeladen.
    In der spawn-​Zeile wird ein­fach für jede Agentur der ent­spre­chen­de FTP-​Server eingetragen.
    Eventuell müs­sen die expect-​Zeilen etwas ange­passt wer­den, falls der FTP-​Server der Agentur ande­re Meldungen ausgibt.

    Wenn meh­re­re Dateitypen gela­den wer­den sol­len, ein­fach wei­te­re expect/​send für das mput ergän­zen, das kann dann z.B. so aussehen:

    expect „ftp>“
    send „mput *.jpgn“
    expect „ftp>“
    send „mput *.zipn“
    expect „ftp>“
    send „mput *.avin“

    Muss in ein Unterverzeichnis auf dem FTP-​Server gewech­selt wer­den, fol­gen­des Kommando anpas­sen und vor die mput-​Befehle einfügen:

    expect „ftp>“
    send „cd ein_ftp_unterverzeichnisn“

  3. Liste eini­ger Bildagenturen mit FTP-Servern
    ftp.shutterstock.com
    upload.dreamstime.com
    submit.fotolia.com
    ftp.canstockphoto.com
    ftp.bigstockphoto.com
    ftp.clipdealer.com

    panthermedia.net
    usw.
    Eventuell müs­sen die FTP-​Zugänge noch bei der jewei­li­gen Agentur frei­ge­schal­tet wer­den, falls man bis jetzt nur mit dem Webinterface gela­den hat.
  4. Haupt-​Script zum Aufruf der ein­zel­nen Scripte anlegen
    Man kann die Einzelscripte natür­lich von Hand auf­ru­fen, schnel­ler gehts aber mit noch einem klei­nen Script:— Start upall.sh —
    #!/​bin/​bash
    ./upshut.sh
    ./upcan.sh
    ./upbigs.sh
    ./updream.sh
    ./upfotolia.sh
    ./uppanther.sh
    ./upclip.sh
    ./up123rf.sh
    — Ende —

    Der Inhalt vari­iert natür­lich je nach belie­fer­ten Agenturen. Die Namen der Scripte müs­sen denen ent­spre­chen, die bei Schritt zwei ver­ge­ben wurden.

    Zum Schluss für alle Scripte den Befehl

    chmod 700 *.sh

    aus­füh­ren, damit sie aus­führ­bar, aber nicht für jeden les­bar sind.

  5. Bilder ver­tei­len
    Jetzt kommts: Sind alle Scripte vor­han­den, lädt man sei­ne Bilddateien auf den Webserver und ruft das Hauptscript auf:./upall.sh

    Nun kann man zuse­hen, wie die Verbindungen auf­ge­baut und die Bilder nach­ein­an­der gela­den wer­den. Z. B. bei Shutterstock gibt es schon mal Transferraten von 4–5 Megabyte pro Sekunde – wenn gera­de wenig los ist.

  6. Sicherheitshinweis
    Vorsicht mit den Scripten und wo sie abge­legt wer­den! Sie ent­hal­ten Benutzername und Passwort für die Agenturen, das soll nicht in die fal­schen Hände gelangen!
    Ein Root-​Server ist nicht für jeden geeig­net, da man die­sen selbst ver­wal­ten muss! Ein gema­nag­ter Hosting-​Vertrag tut es da auch oder ein gema­nag­ter Server.
  7. Beispiele für geeig­ne­te Webserver-Angebote
    1&1 Virtual Server (L,XL,XXL)
    1&1 Homepage (Business Pro)
    Hetzner Webhosting (Level 19)
    Hetzner Root Server
    Hetzner Managed Server
* Affiliate-​Link

Frag den Fotograf: Wie fotografiere ich wie Yuri Arcurs?

Manchmal hin­ke ich etwas hin­ter­her. Jan D. hat­te mir schon im September fol­gen­de Mail mit einer Frage geschickt:

Sehr geehr­ter Herr Kneschke/​Lieber Robert,

zu aller­erst möch­te ich Dir zu dei­nem abso­lut gelun­ge­nen Blog gratulieren.
Ich bin regel­mä­ßig einer der stil­len Besucher und Leser dei­ner vie­len Artikel
und eben­so regel­mä­ßig von den immer neu­en Themen rund um das Thema
Fotografie/​Stockfotografie begeis­tert. Ich selbst bin eher ambi­tio­nier­ter denn
pro­fes­sio­nel­ler Hobbyfotograf aber ste­tig auf der Suche nach Tips die
Optik der eige­nen Werke zu verbessern.

Besonders ange­tan hat es mir der herr­li­che, hel­le Bildstil von Yuri Arcurs.
Ähnliches schwebt mir eben­falls bei mei­nen Bildern (im Privaten, ich
ver­kau­fe nicht) vor. Bisher bekom­me ich, obwohl ich mich als sicher &
gut im Umgang mit Photoshop bezeich­nen wür­de, nicht die­sen besagten
hel­len Stil mit den trotz­dem schö­nen Hauttönen hin. Daher habe ich auch
mit Spannug dei­nen Bericht des foto­lia Workshops mit Yuri A. ver­folgt, bis
auf klei­ne  Andeutungen zum Verwirklichen des Stils gab es jedoch leider
kei­ner­lei Hinweise.

Langer Rede kur­zer Sinn. Da du ja vor Ort ein wenig über die Schulter gucken
konn­test,  weißt du wie die­ser Stil per Photoshop (ent­spre­chen­des
Ausgangsmaterial natür­lich vorr­aus­ge­setzt) erreicht wur­de?! Über ein
paar Tips und HInweise wür­de ich mich sehr freuen.“

Ich habe lan­ge über­legt. Darf ich so einen Post schrei­ben? Kann ich mich erdreis­ten, zu behaup­ten, ich wüss­te, wie Yuri Arcurs sei­ne super­pro­fes­sio­nel­len Bilder hin­be­kommt? Nein, das nicht. Deswegen kurz die Klarstellung: Ich sage Euch jetzt, wie ihr Bilder im Yuri Arcurs-​Stil hin­be­kommt. Aber das heißt nicht, dass Yuri genau so arbei­ten muss.

Außerdem klam­mert euch lie­ber nicht an die Vorstellung, dass ihr nur gut mit Photoshop umge­hen müss­test, um den Yuri-​Look hin­zu­be­kom­men oder dass es gar einen Filter oder einen Plugin gäbe, der das für Euch erle­digt. Das Wichtigste ist die Arbeit vor der Retusche!

Vier Faktoren machen ein gutes Yuri Arcurs-​Bild aus:

  1. Gute Schärfe
  2. Geringe Tiefenschärfe
  3. Glückliche Models
  4. Viel (wei­ches) Licht

Schauen wir uns die Punkte genau­er an. Wie Yuri sei­ne Fotos gut scharf bekommt, habe ich schon in mei­nem Artikel „Scharfe Fotos mit Yuri Arcurs“ erklärt. Teuer wird der zwei­te Punkt. Die meis­ten sei­ner Fotos foto­gra­fiert er mit gerin­gen Blendenwerten, vor allem 2,8. Das setzt ent­spre­chen­de licht­star­ke Objektive vor­aus, idea­ler­wei­se wel­che, deren Offenblende noch wei­ter geht ist, zum Beispiel bis 1,8 oder 1,2. Gut sind leich­te, licht­star­ke Tele-​Objektive, da sie schnel­ler eine schö­ne gerin­ge Tiefenschärfe erzeu­gen.

Der Punkt Models soll­te nicht ver­nach­läs­sigt wer­den. Nur wes­sen Models so im Gesicht strah­len als wür­den sie eine Dauer-​Hochzeit fei­ern und dabei gleich­zei­tig im Lotto gewin­nen, sind für sol­che Fotos geeig­net. In die­sem Video zeigt Yuri, wie er sei­ne Models aus­sucht und mit sei­ner Hand die Kopfbewegung ein­fach beein­flu­ßen kann. Außerdem sehr ihr gleich sei­nen ide­al­ty­pi­schen Lichtaufbau.

Im zwei­ten Teil des Videos zeigt er, wie er die­ses natür­li­che Lachen auf die Model-​Gesichter zaubert.


Und das Wichtigste: Der Lichtaufbau. Es wird viel Licht benö­tigt, nicht unbe­dingt aus vie­len Lichtquellen, aber hell muss es schon sein. In die­sen eins, zwei, drei YouTube-​Videos vom Fotolia-​Workshop beschreibt Yuri eini­ge sei­ner typi­schen Lichtaufbauten ganz gut, von ein­fach bis kom­plex. In mei­nem Artikel „Ein Tag mit Microstock-​Fotograf Yuri Arcurs“ ist auf den Fotos noch eine ande­re Beleuchtungssituation zu sehen: Die indi­rek­te Beleuchtung. Wer mal einen Blick in sein umwer­fen­des Studio gewor­fen hat (übri­gens ein umge­bau­tes Industrie-​Gewächshaus), kann sehen, dass er das sehr cle­ver mit Tageslicht löst, indem die Studiodecken aus leicht mil­chi­gem Glas sind, wel­che wie eine rie­si­ge Softbox von oben wir­ken. Ein unbe­zahl­ba­rer Effekt. Bezahlbar ist die Variante mit Blitzen, indem ein­fach wei­che Blitze (z.B. Softboxen) noch mal an Wände und vor allem Decken gerich­tet werden.

Ich will nicht behaup­ten, dass ich wie Yuri foto­gra­fie­ren kann, aber die­ses Foto kommt sei­nem Stil schon nah, meint ihr nicht auch?

Kiefer modellieren

Da ich das foto­gra­fiert habe, kann ich sagen, dass es ein ver­hält­nis­mä­ßig simp­ler Aufbau ist. Fotografiert habe ich mit mei­ner 50mm-​Festbrennweite* bei Blende 2.8 und 1/​100 Sekunde Belichtungszeit (ISO 200). Als Licht dien­te mir ein Canon 580EX II Speedlite* auf einem Stativ mit einer Lastolite EzyBox-​Softbox*, wel­ches ich manu­ell mit Funkauslöser an die wei­ße Decke geschickt habe. Damit kann ich das Licht auf dem Gesicht bestim­men, wäh­rend ich mit der Blende/​Verschlusszeit-​Kombination die Helligkeit des Hintergrunds beein­flu­ßen kann. Als Kamera kam mei­ne Canon 5D Mark II* zum Einsatz, aber es hät­te genau­so gut eine Canon EOS 450D* oder eine Nikon D3000* sein kön­nen. Als Alternative zum Fensterlicht zur Regulierung der Hintergrundhelligkeit kann auch ein zwei­ter Blitz genutzt wer­den, der auf eine hin­te­re Wand o.ä. gerich­tet wird.

In die­sem Video zeigt Yuri, wie selbst Available Light-Bilder einen ähn­li­chen Look errei­chen kön­nen. Etwas Überbelichtung und die Models an einem son­ni­gen Tag im Schatten oder unter dem Himmel bei bewölk­tem Wetter erge­ben schat­ten­freie Aufnahmen.

Das letz­te fer­ti­ge Foto, was zum Schluß gezeigt wird, ist auch mit den kom­plet­ten EXIF-​Daten in Yuri’s Flickr-​Stream zu fin­den. Ohne Blitz wer­den dann Werte wie 1/​40 Sekunde bei Blende 4 (ISO 400) mit einem 70mm-​Objektiv erreicht.

Damit sind wir in der Lage, hel­le, freund­li­che Bilder zu machen. Trotzdem bleibt etwas Nachbearbeitung nicht aus. Dazu gehört neben dem kor­rek­ten Weißabgleich und einer leich­ten Überbelichtung auch das Anheben der Kontraste und der Sättigung. Zum Schluss wer­den die Bilder von stö­ren­den Elementen befreit. In die­sem Artikel zeigt Yuri unter Punkt 2 ein Vorher/​Nachher-​Bild, was die Unterschiede gut sicht­bar macht. Und das war es auch schon. Ist dich nicht so schwer, oder? Was meint ihr?

* Affiliate-​Link (Ich bekom­me bei Kauf eine klei­ne Provision, ihr zahlt nicht mehr)

Ringblitz in der Gerichtsmedizin

Habt ihr ges­tern Abend „Tatort“ gese­hen? Die Gerichtsmedizinerin Alberich nutz­te dar­in den Ringblitz-​Aufsatz von RayFlash, den ich hier im Blog schon mal bespro­chen hatte.

screenshot-tatort-tempelraeuber

Neugierig, wie ich bin, habe ich mal geschaut, ob das in der Pathologie wirk­lich üblich ist, Ringblitze zu benut­zen oder ob die Filmtypen das Ding nur gezeigt haben, weil es so schön futu­ris­tisch aus­sieht. Und Tatsache, es gibt eini­ge Einführungen in die Forensische Fotografie, in der für Nahaufnahmen Ringblitze emp­foh­len wer­den. In einer der Anleitungen kann man dann zum Beispiel so was lesen:

5.1. Überflüssiges Gewebe – das heißt nicht inter­es­sie­ren­de Anteile oder Teile, die das Objekt unse­rer foto­gra­fi­schen Begierde ver­de­cken oder ver­un­zie­ren, wird bru­tal aber glatt­ran­dig abgeschnitten.“

Jetzt weiß ich wie­der, war­um ich nicht in der Gerichtsmedizin arbeite.

Wie es der Zufall so will, schrei­ben heu­te auch die Kollegen von Strobist über ver­schie­de­ne Ringblitz-​Adapter, auch wenn sie bestimmt kei­nen „Tatort“ gucken.

Rezension „Heute schon geblitzt?“ von Dirk Wächter

Der Vorteil die­ses Buches ist gleich­zei­tig sein Nachteil. Der Fotograf Dirk Wächter hat es geschafft, ein leicht ver­ständ­li­ches, flüs­sig zu lesen­des, anschau­lich und anspruchs­voll bebil­der­tes und inspi­rie­ren­des Buch zu schrei­ben, wel­ches die Nutzung des Blitzsystems E‑TTL von Canon erklärt.

cover-heute-schon-geblitzt-dirk-waechter

Als Einstieg wählt Wächter einen Überblick über theo­re­ti­sche Grundlagen der Fotografie, wie Farbtemperatur, Weißabgleich, Blitzleitzahl oder Belichtungszeiten. Die ganz grund­le­gen­den Informationen zu Brennweite oder Schärfe hät­ten jedoch als vor­aus­ge­setzt über­sprun­gen wer­den kön­nen. Ähnliches gilt für die Kapitel Zwei und Vier, in denen die Bedienung einer Canon-​EOS-​Kamera erklärt wird und aus­schwei­fend das Canon-​Zubehör zum Blitzen auf­ge­zählt wird – auch die Teile, die längst nicht mehr erhält­lich sind. Da nahm der Dank des Autors für die Unterstützung von Canon wohl überhand.

Dieser lan­ge Einstieg führt dazu, dass der gelun­ge Teil des Buches lei­der zu kurz gera­ten ist. In Kapitel Fünf wer­den die ver­schie­de­nen Blitzmöglichkeiten bei Vollautomatik, Programmautomatik ℗, Blendenvorwahl (Av), Zeitvorwahl (Tv) und dem manu­el­len Modus (M) erklärt. Diesen Abschnitt hat­te ich schon frü­her gele­sen und ich gebe zu, dass er der Auslöser war, mich wie­der an das Blitzen mit dem Systemblitz zu wagen, nach­dem ich die Bedienungsanleitung von Canon auch nach mehr­ma­li­gem Lesen nie rich­tig ver­daut hat­te. Hier wird der Nachteil des Buches deut­lich: Dieses Kapitel hät­te als Anleitung der Canon-​Blitze mit­ge­lie­fert wer­den müs­sen und nicht Jahre spä­ter in einem eige­nen Buch.

Im sechs­ten Kapitel wird Dirk Wächter end­lich krea­tiv. Er ver­rät eini­ge Tricks, wie mit dem klei­nen Blitzgerät hoff­nungs­los schei­nen­de Lichtsituationen geret­tet oder über­ra­schen­de Effekte erzeugt wer­den kön­nen. Wie bekommt man den Himmel bei Personenaufnahmen mit dem Blitz so satt dun­kel­blau wie in der Werbung? Psychedelische Lichteffekte? Mischlicht meis­tern? Alles kein Problem. Auch die­ses Kapitel hät­te weit aus­führ­li­cher behan­delt wer­den dür­fen. Zu oft ver­liert er sich in Details wie Anekdoten über Köche und Erbsen, statt zu mehr Bildern detail­lier­te Making-​Ofs zu wie auf Seite 144 brin­gen. Immerhin lie­fert Wächter am Ende des Buches zu vie­len Bildern die Aufnahmedaten wie Zeit/​Blende, Objektiv, ISO-​Wert und die gro­be Blitzmethode.

Stiefmütterlich behan­delt wird auch alles, was an Beleuchtung über den rei­nen Systemblitz hin­aus­geht. Damit mei­ne ich nicht die gro­ßen Studioblitze, die absicht­lich nicht Teil des Buches sind, son­dern die Lichtformer, Reflektoren, Aufhelle, Funkauslöser und sons­ti­ge Gimmicks, die manch­mal einem Foto den ent­schei­de­nen Kick geben. Auch das ent­fes­sel­te Blitzen wird nur sehr kurz ange­schnit­ten. Immerhin gibt er ein­mal Praxistipps für Farbfilterfolien, aber das rie­si­ge Sortiment an Lichtformern etc. von Firmen wie California Sunbounce, LumiQuest oder LastoLite wird nur kurz vor­ge­stellt, die Einsatzmöglichkeiten und Wirkungsweisen zusam­men mit den Canon-​Blitzen aber ausgespart.

Trotz die­ser Lücken ist das Buch „Heute schon geblitzt“ (ISBN 978–3000242779) emp­feh­lens­wert, weil es so inspi­rie­rend geschrie­ben ist. Wer sowie­so paar Kilo Kamera und Objektive schleppt, packt dann die paar hun­dert Gramm Blitz eben­falls mit ein, denn Dirk Wächter zeigt, wie hilf­reich die­se mobi­le Lichtquelle sein kann. Wer sei­nen Aufsteckblitz frü­her als not­wen­di­ges Übel sah, wird nach dem Lesen sei­nen Blitz mit ande­ren Augen sehen und sich wün­schen, ihn bald ein­set­zen zu können.

Bisherige Rezensionen:
Backstage“ von Effi Berger
Andreas Feiningers gro­ße Fotolehre“ von Andreas Feininger
Rezension: “Porträts gekonnt retu­schie­ren mit Photoshop” von Matthias Matthai
Food Styling For Photographers” von Linda Bellingham und Jean Ann Bybee
Microstock Photography. How To Make Money From Your Digital Images” von Douglas Freer
Wie sie mit eige­nen Fotos Geld ver­die­nen” von Helma Spona
Fotos sehen, ver­ste­hen, gestal­ten” von Martin Schuster
Mit eige­nen Fotos Geld ver­die­nen” von Lee Frost