Noch länger als ich beruflich fotografiere, bin ich schon für das Online-Musikmagazin bloom.de tätig, mittlerweile als stellvertretender Chefredakteur. So kommt es, dass ich manchmal auch auf Konzerten fotografiere. Am Donnerstag war es wieder soweit. Kraftklub und Casper spielten im Kölner Underground.

Wem die Namen nix sagen: Kraftklub ist eine Art rappende Rockband (hier anhören), meiner Meinung nach das Originellste, was die HipHop-Szene seit vielen Jahren hervorgebracht hat. Casper ist ein niedlicher Gefühlsrapper mit Reibeisenstimme (hier anhören), was zu einem für HipHop-Konzerte ungewöhnlich hohen Frauenanteil führt.
Aber eine Konzertreview könnt ihr hier bei bloom.de nachlesen, deswegen konzentriere ich mich hier auf die Fotos.

Zur Location: Das Underground in Köln ist ein relativ kleiner, sympathischer Laden. Die Bühne liegt ca. einen halben Meter erhöht und ist entweder nur durch ein Gitter abgesperrt oder gar nicht. Dann trennen nur die Monitorboxen die Band vom Publikum. Als Beleuchtung werden hauptsächlich Halogenstrahler eingesetzt, die Lichttemperatur liegt demnach immer ca. zwischen 3000–4000 °Kelvin. Beim Casper-Konzert wurden Gitter eingesetzt, was für uns Fotografen den Vorteil hatte, dass wir uns zwischen die paar Zentimeter Gitter und Bühne quetschen konnten und so bei Bedarf keine Zuschauer im Bild hatten und auch nicht von allen Seiten eingeengt wurden.

Als Kameraausrüstung kam – wie immer – meine Canon 5D Mark II zum Einsatz, als Ojektiv habe ich diesmal nicht das 70–200mm genommen, sondern da ich die Verhältnisse vor Ort kannte, nahm ich gleich das 24–70mm 2.8‑Objektiv mit. Wie ihr an den Belichtungsdaten sehen könnt, habe ich diese Spanne auch ausgenutzt.

Ein Nachteil für Vorbands und Fotografen gleichermaßen ist, dass die Beleuchtung erst spärlich ist, damit das Publikum beim Hauptact noch einige visuelle Überraschungen erleben kann. Es waren nur 3–4 Lampen aktiv, nur in gelb bzw. selten mal rot und die auf alles, nur nicht die Musiker gerichtet waren. Deshalb musste ich immer warten, bis sich der Sänger mal in den Scheinwerferkegel bewegt hat.

Wie ihr seht, hat Casper lichttechnisch ganz andere Kaliber im Ärmel. Hier bestand eher die Herausforderung, die schnellen Helligkeitswechsel zu beachten, um die Motive nicht gnadenlos unter- oder überzubelichten.

Ich fotografierte übrigens im Spot-Modus und mit Blendenvorwahl. Wie Loe Beerens in seinem Konzertfotografie-Buch richtig beschrieben hat, halten Rapper ihr Mikrofon gerne mit der Faust dicht am Mund. Deswegen habe ich vor allem auf die Passagen gewartet, wo er mal die Handhaltung gewechselt und mit der freien Hand gestikuliert hat.

Da ich ganz vorne stand, gab es immer die Gefahr, dass ich einigen Zuschauern die Sicht genommen habe, deswegen habe ich mich noch vor dem Konzert mit den Zuschauern in meiner Nähe unterhalten und ihnen gesagt, dass ich während des Konzertes Fotos machen und ab und zu vor ihnen rumturnen werde. Wenn es sie störe, sollten sie mir Bescheid geben. So entsteht Verständnis und es gab keine Probleme.

Die restlichen Musiker auf der Bühne kommen bei Fotos meist zu kurz, deswegen habe ich mindestens ein Foto des Bassisten gemacht, auch wenn man ihn kaum erkennt. Hier musste ich stark manuell unterbelichten, weil die Kamera versucht hätte, die Person richtig, sprich heller, zu belichten.

Das ist mein Lieblingsfoto des Konzertes. Zum einen wegen der knalligen Farben, die auch meinem kommerziellen Stil nahe kommen, zum anderen wegen der Bildaufteilung, die schräg durch die Mitte verläuft und links die feiernde Menge (inklusive des obligatorischen Fotohandys) und rechts den einsamen Künstler zeigt. Das wird auch durch die Lichtstimmung untermalt: Links sind die Farben deutlicher wärmer als rechts.

Das ist mein zweiter Liebling. Allein wegen dieser beiden Weitwinkelaufnahmen hätte ich es bereut, ein anderes Objektiv mitgenommen zu haben. Wer aufmerksam ist, wird den Unterschied zum ersten Foto bemerkt haben. Alle hier gezeigten Fotos sind RAW-Aufnahmen, bei denen ich im RAW-Konverter nur Helligkeit, Sättigung und Kontrast leicht verändert habe. In Photoshop habe ich dann nur das Rauschen reduziert, die Bilder verkleinert und geschärft. Bei drei Fotos habe ich jedoch zusätzlich je eine dieser Photoshop-Aktionen vom Deviantart-User manicho angewendet. Das allererste Foto ist das einzige, was ich zusätzlich gecroppt habe. Ziel war es, mit den Aktionen einen alten Retro-Rock-Look zu erzeugen. Bei diesem ersten Foto wurde der 3. Filter „Retro blueish“ benutzt.

Hier kam der 34. Filter „Oldschool 1“ zum Einsatz.

Wer diese Version mit Filter 15 „Smart Sepia“ mit dem Original weiter oben vergleicht, merkt, wie stark sich die Bildwirkung ändert.
Was sind Eure Favoriten und warum? Verbessern die Photoshop-Aktionen die Fotos oder verfälschen sie nur die Stimmung?