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Der Ursprung der Metadaten-​Probleme bei Photoshop, XML und IPTC

Metadaten sind sehr prak­tisch, aber der Umgang mit ihnen ist nicht immer leicht.

Ständig müs­sen Fotografen Bildtitel, Suchbegriffe und ihre Urheberrechtsinformationen zu ihren Bildern hin­zu­fü­gen. Am ein­fachs­ten geht das über IPTC-​Daten, wel­ches ein stan­da­ri­sier­tes Datenprotokoll ist. Oder bes­ser gesagt, sein soll­te, denn in der Praxis gibt es beim Austausch die­ser Informationen zwi­schen ver­schie­de­nen Programmen immer wie­der Fallstricke. Das habe ich bei­spiels­wei­se hier beschrie­ben. Dort in den Kommentaren ver­steckt hat Michael Steidl, sei­nes Zeichens Managing Director beim IPTC (ja, genau der Verein, der für die gleich­na­mi­gen Metadaten ver­ant­wort­lich ist) eine auf­schluss­rei­che Erklärung für das Problem gelie­fert. Da sie dort etwas ver­steckt ist, möch­te ich sei­nen Ausführungen noch mal einen eige­nen Artikel widmen.

Achtung, es wird tech­nisch. Aber wer sich stän­dig mit Metadaten her­um­schla­gen muss, begreift danach sicher , war­um es so vie­le Probleme geben kann.

Herr Steidl schrieb:

IPTC Metadaten-​Felder kön­nen in zwei tech­ni­schen Varianten abge­spei­chert werden:

  • dem IIM-​Header: Das ist ein IPTC Standard aus dem Jahr 1991, von Adobe mit Photoshop ca. 1994 auf den Markt gebracht. Dieser Standard defi­niert, dass Zeichen in unter­schied­li­chen Zeichensätzen ver­wen­det wer­den kön­nen, dazu aller­dings eine Kennung im Feld 1:90 (sie­he Seite 20 hier) zu set­zen ist. Praktisches Problem: Keine ein­zi­ge Fotosoftware setzt hier die Kennung. Daher wer­den die Zahlencodes für Zeichen immer im Zeichensatz des jewei­li­gen Computers gedeu­tet. Das beginnt beim Unterschied der Codes für Sonderzeichen zwi­schen Windows-​PCs und den Apple Macs und geht wei­ter über ver­schie­de­ne Sprachvarianten der 8‑Bit-​Codes (ISO 8859-… ).
  • dem XMP-​Header: Das ist eine Adobe Entwicklung, inzwi­schen ISO-​Standard, für das rein tech­ni­sche Abspeichern von Metadaten. Die IPTC-​Felder aus IIM kön­nen auch mit die­ser Technik ver­wen­det wer­den. Da die­se auf XML auf­baut, wird auch der Standardzeichensatz für XML, UTF‑8, ver­wen­det.

Hinweis: Die Namen IPTC-​Core und IPTC-​Extension haben nichts mit dem tech­ni­schen Format zu tun. Das Spezifikationsdokument für den IPTC-​Core ent­hält für jedes Feld die Norm der Speicherung in IIM und in XMP!

Ein Problem ist nun die Synchronisierung der Metadaten-​Werte zwi­schen IIM und XMP: Wenn in einer Caption im IIM-​Header steht „Kanzlerin Merkel freu­te sich über den Erfolg“, dann wird von vie­len Programmen die­ser Wert in das ent­spre­chen­de XMP-​Feld kopiert – das geht gut, wenn es auf der glei­chen Computerart (Windows/​Mac) und im glei­chen Zeichensatz erfolgt, wie es bei der Eingabe des Wertes war, ansons­ten kommt beim Wort „über“ Schrott her­aus, weil die Codes für das „ü“ unter­schied­lich sind.

Auf der IPTC-​Website haben wir eine Liste von Bildbearbeitungsprogrammen und wie die­se mit der Synchronisierung von Metadaten zwi­schen IIM und XMP umgehen.

Langer Rede kur­zer Sinn: Der Urfehler seit dem Jahr 1994 war und ist, dass im IIM-​Header im Feld 1:90 kei­ne Kennungen für den Zeichensatz gesetzt wur­den, daher kann eine die Metadaten lesen­de (und allen­falls von IIM in XMP kopie­ren­de) Software nur ver­mu­ten, wel­cher Zeichensatz beim Schreiben ver­wen­det wurde.

Bei den Beispielen auf Ihrer Blog-​Seite geht es aber auch um ein ande­res Problem: Offenbar wis­sen eini­ge Foto-​Datenbanken nicht, woher sie die Werte lesen (aus dem IIM- oder dem XMP-​Header) und daher wis­sen sie auch nicht, aus wel­chem Zeichensatz die Zeichencodes stam­men. Weiters ist es ein bekann­tes Problem, dass für deutsch­spra­chi­ge Webseiten ger­ne noch der ISO-8859–1 Zeichensatz im HTML-​Header für die gan­ze Seite ange­ge­ben wird. Wenn nun auf so einer Seite die Metadatenwerte in UTF‑8 Zeichen aus­ge­ge­ben wer­den, dann kann nur der Schrott erschei­nen, den Sie zei­gen – beginnt immer mit A mit einer Tilde (~) obendrauf.

Ich hof­fe, das hilft beim Verstehen die­ses sicher­lich kom­ple­xen Problems. Wir bei IPTC arbei­ten vor allem mit Adobe aber auch ande­ren Softwareherstellern zusam­men, um sol­che miss­lie­bi­gen Erscheinungen zu unter­bin­den. Allerdings kön­nen auch wir – sie­he „Urfehler“ oben – das Rad der Geschichte lei­der nicht mehr zurückdrehen.

Übrigens: Wir haben eine öffent­li­ches Yahoo-​Forum, an das sich jeder bei Problemen mit IPTC-​Foto-​Metadaten wen­den kann: Hier bit­te anmel­den.

Viele Grüße,
Michael Steidl

Update 10.04.2012: Adobe teil­te mit, dass seit Adobe Photoshop CS5 das omi­nö­se Feld 1:90 rich­tig gesetzt. Aber nur mit CS5 und CS 5.5 bear­bei­te­te Fotos haben die­sen Vorteil, alte Fotos mit CS 5 geöff­net kön­nen auch nicht den rich­ti­gen Zeichensatz erahnen.

Rätsel um verschwundene IPTC-​Daten in Photoshop und Bridge gelöst?

Im Juli hat­te ich einen Artikel ver­öf­fent­licht, in dem ich nach den Ursachen für feh­len­de IPTC-​Daten in Fotos gesucht habe, wenn die­se auf eine bestimm­te Art in Adobe Photoshop oder Bridge bear­bei­tet wer­den. Die Metadaten kön­nen mit Photoshop selbst meist aus­ge­le­sen wer­den und ich mer­ke die­sen Fehler erst, wenn ich mei­ne Fotos zu Bildagenturen hoch­la­de und dort kei­ne oder nicht alle IPTC-​Daten ange­zeigt wer­den. Auf mei­nem Rechner kann ich es über­prü­fen, indem ich schaue, ob IrfanView die IPTC-​Daten aus­le­sen kann.

Mittlerweile weiß ich, wie das Problem gelöst wer­den kann. Der Leser Peter hat in einem Kommentar unter dem Artikel eine mög­li­che Ursache genannt und in der STOCKPHOTO-​Yahoo Group bin ich auf eine wei­te­re gesto­ßen. Deswegen hier vier Gründe, die unter Umständen zu feh­len­den IPTC-​Daten führen.

  1. Die simp­le Variante: Wer sei­ne Bilder mit der Funktion „Für Web und Geräte spei­chern“ sichert, ver­liert die Metadaten. Das lässt sich leicht behe­ben, indem auch Bilder für das Internet mit der Funktion „Speichern unter…“ gesi­chert wer­den, nur in gerin­ge­rer JPG-Qualität.
  2. Einige älte­re Versionen von Adobe Bridge kön­nen unter Umständen die Metadaten nur als XMP abspei­chern statt als „lega­cy“ IPTC. Wenn ande­re Software dann nur IPTC, aber nicht XML-​Metadaten aus­le­sen kann, sieht es schlecht aus. Das ist ein Ansatz aus dem genann­ten Forum und er klingt ver­wandt mit dem dort eben­falls als nächs­tes beschriebenen.
  3. Jetzt kommt der Punkt, der mein Problem am wahr­schein­lichs­ten beschreibt: Es scheint, dass man­che Software die Metadaten nur aus­le­sen kann, wenn sie „an einem Stück“ geschrie­ben wur­den oder nur, wenn sie zusam­men beim Speichern geschrie­ben wur­den. Wer ein gespei­cher­tes Bild z.B. in Bridge bear­bei­tet, muss es ja nicht zwangs­wei­se neu spei­chern, nach­dem er neue Metadaten ein­ge­tra­gen hat. Das wäre dann etwas, was eini­ge Programme nicht rich­tig inter­pre­tie­ren kön­nen. Die Lösung hier heißt: Ein wei­te­rer Speicherschritt muss her, am bes­ten nach der Verschlagwortung eines Ordners als gespei­cher­te Aktion. Beim neu­en Speichern wer­den auch die Metadaten „syn­chro­ni­siert“ und die Bildagenturen kön­nen die Daten aus­le­sen. So mache ich das jetzt und seit­dem habe ich kei­ne Probleme.
  4. Peter hat ver­mut­lich das Gleiche Problem auf eine ähn­li­che Weise beschrie­ben: „Es gibt wohl zwei IPTC-​Standards und die meis­ten Programme arbei­ten mit dem Standard‑1. Photoshop (hier: CS3 für Mac, aber auch Elements 6.0 für Windows) über­nimmt vor­han­de­ne IPTC-​Daten nach Standard‑1 meist pro­blem­los auch in den Standard‑2. Damit kom­men die Agenturen meist auch klar. Problematisch wird es, wenn man zwi­schen den Standards wech­selt, also mit einem Programm nach Standard‑1 nach­bes­sern will, aber schon Standard‑2 im Bild steht. Manche Agenturen lesen dann trotz­dem Standard‑2 aus, ande­re wie­der nach Standard‑1. Und wenn man – wie Du – gera­de die ande­re Variante zum Verschlagworten hat­te, kommt bei der Agentur womög­lich nichts mehr an oder es sind ver­al­te­te Daten, wenn im fal­schen Standard nach­ge­bes­sert wur­de. Ich hab das Problem gera­de bei Veer.“

Etwas frus­trie­rend war, dass auch ein wochen­lan­ger Mail-​Wechsel mit dem Adobe-​Kundendienstnichts nicht zu die­sen Ergebnissen geführt hat, da der Support-​Mitarbeiter das Problem weder nach­voll­zie­hen konn­te, weil er kei­ne Fremdprogramme benut­zen woll­te. Ich zitiere:

Guten Tag,

anbei eine Beispieldatei, bei der ich die Metadaten mit Bridge und Photoshop aus­le­sen kann, aber alle ande­ren Programme (z.B. IrfanView) und auch Bildagenturen die IPTC-​Daten nicht lesen können.

Sehr geehr­ter Herr Kneschke, vie­len Dank für Ihre Anfrage.

Leider kann ich das Problem nicht nach­stel­len da mir die von Ihnen genann­ten Programme dazu feh­len. So wie bei Ihnen wer­den mir in den Adobe Programmen die IPTC-​Daten voll­stän­dig ange­zeigt. Das heisst, ein Bildfehler kann nicht vorliegen.“

Leider scheint der Mitarbeiter inso­fern recht zu haben, dass das Problem nicht auf der Seite von Adobe liegt, denn die defi­nier­ten Standards für Metadaten las­sen ein nach­träg­li­ches Schreiben von Metadaten zu. Hier eine Übersicht über die fest­ge­leg­ten Definitionen für ITPC- und XML-​Metadaten. Trotzdem wäre es doch für Adobe ein Leichtes, in den Voreinstellungen eine Funktion anzu­bie­ten, die auto­ma­tisch ein Bild kom­plett in iden­ti­scher Qualität spei­chert, wenn ein Teil der Metadaten geän­dert wird. Die Funktion wäre mäch­tig, da beim Speichern als JPG Verluste auf­tre­ten, aber wer wie ich in der bes­te Qualitätsstufe spei­chert, kann frei­wil­lig 1–2 zusätz­li­che Speicherungen verkraften.

Kurz zusam­men­ge­fasst: Wer Probleme mit ver­schwun­de­nen IPTC-​Daten hat, die sich nicht auf Punkt 1 zurück­füh­ren las­sen, soll­te die betref­fen­den Bilder noch mal neu abspeichern.

Hat Euch das gehol­fen? Oder ist jetzt mehr unklar als vorher?

Erkenne gefälschte Adobe-Software

Ich bekam vor paar Tagen wie­der eine Mail, dies­mal von Martin:

Dieser Shop bie­tet Adobe Software super­güns­tig an. Angeblich vol­le, ohne Einschränkungen ver­wend­ba­re Versionen..
Ich fin­de den Haken nicht. Vielleicht kannst Du mir ja sagen, was Du davon hälst?“

Was ich davon hal­te? Nix!

adobe-cs4-master-collection

Die Software auf der Seite ist ein­deu­tig gefälscht bzw. funk­tio­niert viel­leicht über­haupt nicht und statt eines Schnäppchens ist man nur eini­ge hun­dert Euro losgeworden.

Dafür gibt es meh­re­re Hinweise:

  • Die Software wird nur zum Download ange­bo­ten, als ISO-​Datei oder selbst­ent­pa­cken­de SFX-​Datei. Letzteres ist eine Virenquelle, ers­te­res ist ein CD-​Images, wel­ches oft von Raupkopierern genutzt wird.
  • Die Webseite ent­hält kein ordent­li­ches Impressum, kei­ne Firmenanschrift, kei­ne Telefonnummer.
  • Der Preis ist ein­fach zu niedrig.
  • Die Domain wur­de erst vor paar Tagen regis­triert, in Slowenien und der Inhaber der Domain hat allein im August 2009 über 200 wei­te­re Webseiten ange­mel­det. Ich wet­te, die ver­kau­fen eben­so (gefälschte/​nicht funk­tio­nie­ren­de) Software.
  • Auf der offi­zi­el­len Adobe-​Webseite steht zum Thema „Software-​Piraterie“: „Kaufen Sie kei­ne per Download erhält­li­che Software von unbe­kann­ten Websites, son­dern wäh­len Sie den Adobe-​Store als Online-​Bezugsquelle. Nur hier kön­nen Sie auf lega­lem Wege Software per Download erwer­ben. Lediglich den Adobe Reader kön­nen Sie auf den Seiten von Adobe kos­ten­los her­un­ter laden. Internetportale, über die Ihnen der Adobe Reader gegen ein Entgelt ange­bo­ten wird, soll­ten Sie mei­den, da hier nicht aus­zu­schlie­ßen ist, dass die ange­bo­te­ne Software mani­pu­liert wur­de oder Spyware ent­hält oder aber der Betreiber der Seite ledig­lich an Ihren Registrierungsdaten inter­es­siert ist.“
  • Außerdem steht dort: „Sollten Sie durch Spam-​Mails Kenntnis von Discountangeboten zu einem Bruchteil des Ladenpreises erhal­ten, ist Ihr Argwohn berechtigt.“

Kurz: Finger weg! Und noch mal deut­lich: Wer sich auf so ein angeb­lich güns­ti­ges Angebot ein­lässt, die aktu­el­le Adobe CS4 Master Collection für knapp 300 Euro zu kau­fen, die neu über 3.000 Euro (!) kos­tet, risik­iert, dass er das Geld ver­liert, ohne einen Gegenwert dafür zu erhal­ten und zusätz­lich sei­ne Kreditkartendaten in die Hände von Kriminellen zu legen.

Wer Adobe-​Produkte legal kau­fen will, kann das zum Beispiel hier bei Amazon.de machen. Die güns­ti­ge Studenten-​Version von Adobe CS4 Design Standard kos­tet immer­hin nur ca. 200 Euro.

Übernahme der IPTC-​Infos abhängig von… ja, was eigentlich?

In die­sem Blog seid ihr es gewohnt, Meinungen und Antworten zu lesen. Diesmal muss ich Euch jedoch etwas fragen.

Gestern habe ich eine Fotosession fer­tig ver­schlag­wor­tet und zu eini­gen Bildagenturen hoch­ge­la­den. Da wur­de ich stut­zig, denn obwohl ich an mei­nem Workflow nichts geän­dert habe, wur­den die IPTC-​Daten mit mei­nen Bildtiteln, der Bildbeschriftung und vor allem den Keywords nicht aus­ge­le­sen. Bei allen Agenturen.

Ich habe bei Adobe Bridge und in Adobe Photoshop (CS3) geschaut, dort wer­den die Daten wie gewohnt ange­zeigt. In IrfanView und ande­ren Programmen, wel­che sonst immer die IPTC-​Daten anzei­gen kön­nen, wur­den sie auch nicht angezeigt.

Foto mit und ohne IPTC-Daten
Einziger Unterschied: Die JPG-​Qualität – und die IPTC-Infos

Nun habe ich – einer lei­sen Ahnung fol­gend – mei­ne Dateien statt wie gewohnt in der vol­len Dateigröße (JPG-​Qualität 12) via Aktion als JPG-​Datei in Qualität 11 gespei­chert. Dadurch wur­den die Dateien von durch­schnitt­lich ca. 9 MB auf knapp die Hälfte, also 4,5 MB redu­ziert. Und sie­he da – sowohl bei IrfanView als auch bei den Bildagenturen wer­den die IPTC-​Daten nun aus­ge­le­sen. Aber warum?

Mein Workflow sieht – wie immer – so aus:

  • RAW-​Datei in Photoshop ein­le­sen (ent­we­der via CameraRaw oder CaptureOne)
  • Bild bear­bei­ten und als PSD abspeichern
  • IPTC-​Daten der Bilder in Adobe Bridge aus­fül­len (dabei wer­den die Daten direkt ins Bild geschrie­ben, nicht in die XML-Dateien)
  • Fotos über eine Aktion als JPG (Qualität 12) abspeichern

Die IPTC-​Daten wer­den jetzt zwar in Adobe Photoshop und Bridge ange­zeigt, aber nicht ande­ren Programmen. Jetzt habe ich fol­gen­des gemacht:

  • alle Fotos via Aktion öff­nen und als JPG (Qualität 11) abspeichern

Nun kön­nen auch die ande­ren Programme und die Bildagenturen die IPTC-​Daten lesen.

Liegt es an einem Programmierfehler von Adobe? Hat der IPTC-​Standard Macken? Ich weiß es nicht.

Ich könn­te jetzt den Kundenservice von Adobe in Anspruch neh­men, aber das letz­te Mal, als ich von dort eine Antwort bekam wegen des „Weiche Kante“-Problems, war das DSLR-​Forum viel schnel­ler und hilf­rei­cher. Bei mei­ner letz­ten Anfrage bekam ich nicht mal mehr eine Antwort.

Deswegen mei­ne Frage an Euch: Könnt ihr das Problem repro­du­zie­ren? Habt ihr eine Idee, wor­an das lie­gen könnte?

Ein Tag mit Microstock-​Fotograf Yuri Arcurs

Helle, schar­fe Fotos mit glück­li­chen Menschen, die sich vor allem blen­dend ver­kau­fen. So sehen Bilder des Microstock-​Fotografen Yuri Arcurs aus. Wie macht er das nur? Diese Frage beka­men 16 Fotografen der Microstock-​Bildagentur Fotolia von Yuri selbst beantwortet.

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Damit auch ande­re Fotografen eine Vorstellung davon bekom­men, wie ein auf­wän­di­ges, pro­fes­sio­nel­les Fotoshooting mit Yuri Arcurs abläuft, durf­te ich als Autor des Blogs „Alltag eines Fotoproduzenten“ mit­ma­chen und kann nun Euch, lie­be Leser zei­gen, wor­auf es bei gut gemach­ten Stockfotos ankommt.

Im gro­ßen 600qm-​Studio der Delight Rental Studios in Berlin sam­mel­ten sich am Samstagmorgen die Fotografen, alle­samt Gewinner eines foto­lia-Preisausschreibens, sie­ben Models und Yuri Arcurs mit sei­nem Assistenten (Second Shooter), Art Director und der Stylistin. Zusätzlich wusel­ten Mitarbeiter von Fotolia, des Mietstudios, der Catering-​Firma und ein DJ umher.

Vor dem Shooting

In die­ser arbeit­sa­men Atmosphäre erklär­te Yuri zu Anfang, auf wel­che klei­nen Details geach­tet wer­den soll­te, damit wirk­lich schar­fe Bilder ent­ste­hen. Diese Tricks ver­ra­te ich jedoch erst im nächs­ten Blog-​Beitrag „Scharfe Bilder mit Yuri Arcurs“.

Dann wur­de ein kol­lek­ti­ver Weißabgleich gemacht bzw. der Kamera 5000 Kelvin als Farbtemperatur vor­ge­ge­ben. Ein kon­stan­ter Weißabgleich auf allen Fotos einer Serie erleich­tert es spä­ter, die RAW-​Entwicklungseinstellungen auf alle ande­ren Fotos zu über­tra­gen. Dass die Fotos als RAW-​Dateien auf­ge­nom­men wer­den, ver­steht sich von selbst.

Yuri emp­fiehlt, so klei­ne Blendenwerte wie mög­lich zu nut­zen. Bei ca. 80% sei­ner Fotos kommt die Blende 1.8 zum Einsatz und sorgt so für einen ange­nehm unschar­fen Hintergrund. Bei der Wahl der Objektive gibt es trotz­dem genug Auswahl, auch wenn Brennweiten über 200mm für Stockfotos nicht benö­tigt werden.

In sei­ner Kameratasche hat Yuri neben Kamera und Objektiven immer ein Reinigungsset (für Objektive, Sensoren und auch die Kameragehäuse), einen falt­ba­ren Weißbalance-​Reflektor, eini­ge Ersatz-​Deckel für Objektive und Kameras, ein Allzweck-​Werkzeug und ein Maßband. Letzteres ist hilf­reich, um sich bei auf­wän­di­ge­ren Lichtaufbauten Notizen zum Abstand der ein­zel­nen Lichtquellen, der Models und dem Fotografen zu machen.

Bei einem Model und vier Stunden Shooting schafft es Yuri Arcurs, ca. 50–100 ver­käuf­li­che Fotos (eher am unte­ren Ende der Skala) zu pro­du­zie­ren. Bei Microstock-​Bildern ist die Ausbeute etwas grö­ßer, da RM-​Bilder einem noch stär­ke­ren Selektionsprozess unterliegen.

Fotografiert wer­den soll­te in AdobeRGB. Fotos für Microstock-​Agenturen soll­ten immer in sRGB umge­wan­delt wer­den, um sat­te, leuch­ten­de Farben zu erhal­ten. Bei Macrostock-​Agenturen wird aber oft der AdobeRGB-Farbraum bevor­zugt oder gar gefordert.

Die wie­der­hol­ten Vergleiche von Yuri Arcurs zwi­schen Microstock-​Bildagenturen und den tra­di­tio­nel­len Bildagenturen zeigt, dass auch er sei­ne Bilder (unter Pseudonymen) in ver­schie­de­nen Preiskategorien streut.

Ein Fehler, den vie­le ambi­tio­nier­te Fotografen machen, ist nach Yuri, dass sie zuviel in die Kamera inves­tie­ren. „It’s around the came­ra“, sagt er und betont, dass die Investition in Licht, Reflektoren, Models, Locations und Bildbearbeitung viel loh­nen­der ist.

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Das Shooting beginnt

Nach die­ser Einleitung ging es los. Die Models kamen geschminkt und gestylt aus der Maske. Als ers­tes Set wur­de die hel­le, wei­ße Küche des Studios als Hintergrund genutzt. Wie auf vie­len sei­ner Bilder posi­tio­nier­te Yuri die Models schräf hin­ter­ein­an­der, um ein Models scharf im Fokus zu haben, wäh­rend die ande­ren unscharf den Hintergrund mit Leben füllen.

Hier kommt ein wei­te­rer hilf­rei­cher Trick von Yuri: Er lässt die Models beim Blick auf den Laptop „Aahhh“ sagen. Das sieht auf den Fotos aus als wür­den sie spre­chen, aber ver­hin­dert die teil­wei­se ver­zehr­ten Mundbewegungen, die beim ech­ten Sprechen entstehen.

Die Ausleuchtung der gro­ßen Küche erfolgt über dop­pel­te Reflektion. Zwei star­ke Blitze wer­den an der gegen­über­lie­gen­den wei­ßen Wand in Richtung der Models in gro­ße Silberschirme aus­ge­rich­tet. Dadurch wird das Blitzlicht in die Schirme ver­teilt, die wie­der­um auf die Wand strah­len und dadurch den Effekt einer rie­si­gen Softbox erzielen.

Danach wur­den Funkauslöser für die Studio-​Blitze ver­teilt und die teil­neh­men­den Fotografen durf­ten selbst am Set foto­gra­fie­ren. Damit der Andrang nicht zu groß ist, wur­den par­al­lel noch zwei wei­te­re klei­ne Sets eingerichtet.

Eins der Models gibt mir in einer Pause noch einen Tipp. Visine-Augentropfen sor­gen dafür, dass die Lederhaut der Augen etwas hel­ler wird.

Für die Party-​Fotos mit Geschenken, Konfetti, bun­ten Luftballons, Sekt, Luftschlangen und Partyhüten wur­den dann alle Models wie­der zusam­men­ge­ru­fen. Hier zeig­te sich auch, dass Gruppenfotos die größ­te Herausforderung sind, weil der Gesichtsausdruck bei jedem Model stim­men sollte.

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Nach dem Shooting

Falls das mal nicht der Fall ist, zeigt Yuri danach am Computer eine Abhilfe: Von einem Foto, was kurz vor oder nach dem gewünsch­ten Bild gemacht wur­de, wird ein­fach das Gesicht aus­ge­schnit­ten und in das Foto über die miss­lun­ge­ne Mimik des Models gelegt.

Üblicherweise hat Yuri Arcurs sei­ne Retuschearbeiten an 10 Leuten in Indien aus­ge­la­gert, die nichts ande­res tun, als stän­dig sei­ne Fotos zu bear­bei­ten. Bei die­sem Workshop setzt er sich aber noch mal selbst an den Rechner und zeigt die Bearbeitungsschritte, die sei­nen hel­len Stil ergeben.

Als ers­tes emp­fiehlt er, die RAW-​Dateien mit Phase One statt, wie vie­le ande­re, mit CameraRAW von Adobe zu ent­wi­ckeln. CameraRAW erzeu­ge zu vie­le Artefakte, wegen denen Fotos von Bildredakteuren abge­lehnt wer­den könn­ten. Außerdem füh­re eine star­ke Farbsättigung, wie sie Microstock-​Bilder benö­ti­gen, dort schnel­ler zu oran­gen Hauttönen, die nicht mehr natür­lich aussehen.

Im RAW-​Konverter wer­den die Bilder schon auf­ge­hellt und ein Ausschnitt gewählt, der das Bild mög­lichst span­nend macht. „Vor allem das qua­dra­ti­sche Format ist sehr beliebt bei Bildkäufern“, meint Yuri.

Nach der übli­chen Retusche von Pickeln, Augen, Zähnen, Markenlogos und stö­ren­den Details, zeich­net Yuri das Foto mit dem Gaußschen Weißzeichner weich. Nur ganz gering mit einem ca. 0,4 Pixel-​Radius, damit auch die letz­ten Artefakte ver­schwin­den. Die wich­ti­gen Stellen wie Gesichter und Haare wer­den danach wie­der durch eine Ebenenmaske wie­der­her­ge­stellt, um die Schärfe dort zu behalten.

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Das Ende des Workshops

Während es drau­ßen längst dun­kel gewor­den ist, arbei­ten die Studioblitze auf vol­ler Leistung wei­ter, so daß kurz vor dem Ende die Augen zu flim­mern begin­nen. Trotzdem ist es moti­vie­rend zu sehen, wie ein sehr auf­wän­di­ges Shooting zu bewäl­ti­gen ist, wenn die ein­zel­nen Schritte bekannt sind. Zwischendurch kann immer wie­der Yuri gefragt wer­den und so erfah­ren wir bei­spiels­wei­se, dass Yuri mit einem Shooting ca. 25–50.000 Euro ein­nimmt oder vor allem Griechenland, Norwegen und Deutschland sei­ne Fotos ger­ne kau­fen, wegen der „super-​blonde models“, wie Yuri sie nennt.

Ebenfalls macht es Mut zu wis­sen, dass auch ein Profi wie Yuri nicht vor Fehlern gefeit ist. So sind auf eini­gen Fotos die Kanten des Sunbounce-​Reflektors zu sehen und er erzählt, dass er drei vol­le Speicherkarten wegen Staub ver­lo­ren hat, die nicht abge­deckt trans­por­tiert wurden.

Zum Abschluss ver­tei­len Fotolia-​Mitarbeiter T‑Shirts mit der Aufschrift „I know how to shoot that sells!“ Nach dem Workshop mit Yuri Arcurs kön­nen die Teilnehmer die­se T‑Shirt zurecht tragen.

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