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Analyse der Situation von Microstockfotografen im Bildermarkt (Gastbeitrag)

Heute habe ich eine beson­de­re Urlaubslektüre für Euch. Dieser Artikel kann wahr­schein­lich den Anspruch erhe­ben, der längs­te in der Geschichte die­ses Blogs zu sein. Es ist aber auch einer der sehr weni­gen Analysen, die ver­su­chen, den Microstock-​Bildermarkt betriebs­wirt­schaft­lich zu betrach­ten. Da das jedem, der pro­fes­sio­nell Stockfotografie betreibt, inter­es­sie­ren soll­te, habe ich mich ent­schlos­sen, euch die­se geball­te Ladung Informationen am Stück zu servieren.

Der Text ist dan­kens­wer­ter­wei­se ein Gastbeitrag von Florian Loebermann, Fotograf und Doktorand an der LMU München. Ab hier schreibt jetzt Florian:

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Heute habe ich das Vergnügen euch mit einem län­ge­ren Artikel über Microstock zu beschäf­ti­gen. Zunächst ein paar Worte zu mei­ner Person: Mein Name ist Florian, und ich bin unter ande­rem selb­stän­di­ger Fotograf in München. Meine Bilder kön­nen über die Agenturen plain­pic­tu­re und Westend61 lizen­siert werden.

Alle reden von Microstock. Sogar die Bildzeitung schreibt, wie leicht es ist, damit Geld zu ver­die­nen. Man braucht nur eine knips-​knaps Kamera, lädt die Schnappschüsse bei den Agenturen hoch und schon rollt der Rubel. Es gibt auch zahl­rei­che Beispiele von sehr erfolg­rei­chen Fotografen, die sich auf Microstock spe­zia­li­siert haben. Yuri Arcurs ist Millionär gewor­den. Eine wah­re Goldgrube also!

Doch wenn man ein biss­chen an der Oberfläche kratzt merkt man schnell, dass es doch nicht so ein­fach ist, davon zu leben und daß die­se Aussage viel­leicht ein­mal gestimmt hat, sich der Markt aber rasant wei­ter­ent­wi­ckelt hat. Der Weg zum Erfolg ist doch stei­ni­ger und beschwer­li­cher als die Bildzeitung einen glau­ben machen will. Deswegen habe ich mir die theo­re­ti­sche Frage gestellt:

Was ist eigent­lich der Microstock-​Markt und wie ist es um ihn bestellt? Wo ent­wi­ckelt er sich hin und in wel­cher Situation befin­den sich die Microstockfotografen tatsächlich?“

Alle reden zwar dar­über, aber ich habe bis­her noch kei­ne Analyse gefun­den, wel­che die bis­her durch­ge­mach­ten Entwicklungen unter­sucht und fest­ge­stellt hat, wel­chen Gesetzmäßigkeiten die Marktdynamik unter­wor­fen ist. Zunächst jedoch erst­mal eine Einschränkung: Ich habe mich die­ser Thematik von einem sehr theo­re­ti­schen Ausgangspunkt genä­hert. Alle Facetten kön­nen hier­bei nicht beleuch­tet wer­den. Was der Leser aus die­ser Analyse mit­nimmt, bleibt jedem selbst über­las­sen. Ich neh­me auch nicht für mich in Anspruch, dass dies der Wahrheit letz­ter Schluss ist – viel­mehr soll die­ser Artikel als Diskussionsgrundlage dienen.

Bevor es zur Sache geht, möch­te ich auf ein paar ein­fach makro­öko­no­mi­sche Zusammenhänge ein­ge­hen, die nötig sind, um den Markt zu ana­ly­sie­ren. Der ver­sier­te Leser kann die­se ober­fläch­li­che Einführung über­sprin­gen. Wer sich mit die­sem Thema im Selbststudium inten­si­ver aus­ein­an­der set­zen möch­te, dem lege ich das her­vor­ra­gen­de Lehrbuch der Makro- und Mikroökonomie* von Samuelson und Nordhaus ans Herz. Es muss bei der Lektüre berück­sich­tigt wer­den, dass die hier vor­ge­stell­ten volks­wirt­schaft­li­chen Modelle immer eine Vereinfachung der Realität dar­stel­len, die­se des­halb sel­ten exakt beschreiben.

Angebot- und Nachfragekurven

Jeder hat sicher schon ein­mal gehört, dass das Zusammenspiel aus Angebot und Nachfrage den Preis bestimmt. Betrachten wir zunächst den Einfluss des Preises auf die Nachfrage. Die Nachfragekurve gibt die Beziehung zwi­schen Marktpreis und nach­ge­frag­ter Menge wie­der. Für die Nachfragefunktion gilt daher: je nied­ri­ger der Marktpreis eines Gutes, des­to grö­ße­re Stückzahlen wer­den durch die Konsumenten nachgefragt.[1]

Die Nachfrage nach einem Gut wird wesent­lich von demo­gra­phi­schen Faktoren (durschnitt­li­ches Einkommen, Bevölkerungszahl), Preise ver­wand­ter Güter (Folgekosten durch Nutzung des Gutes), per­sön­li­cher und gesell­schaft­li­cher Vorlieben (z.B. gestei­ger­te Nachfrage nach Autos) sowie von soge­nann­ten spe­zi­el­len Einflüssen (Angebot von Ersatzprodukten, Produkteigenschaften) geprägt. Ändert sich nun einer oder meh­re­re die­ser Einflussfaktoren, so folgt dar­aus eine Verschiebung der Nachfragekurve D (Demand).[1]

Abbildung 1: Nachfragesteigerung wird durch Verschieben der Nachfagekurven von D nach D‚ dargestellt.

In Abbildung 1 ist die Verschiebung einer Nachfragefunktion nach rechts auf­ge­tra­gen. Das heißt durch Änderung der Einflussfaktoren (in die­sem Fall wäre eine Erhöhung des durch­schnitt­li­chen Einkommens eine denk­ba­re Erklärung) wird bei glei­chem Preis eine grö­ße­re Menge des Guts nachgefragt.

Umgekehrt beschreibt die Angebotsfunktion S (Supply) das Verhältnis zwi­schen Marktpreis und der zu die­sem Preis ange­bo­te­ne Menge. Daher gilt: Je höher der Marktpreis für ein nach­ge­frag­tes Gut, des­to grö­ße­re Mengen stel­len die Produzenten bereit. Ähnlich wie die Nachfragekurve ist die Angebotskurve das Ergebnis vom Zusammenspiel der bestim­men­den Faktoren. Die ver­füg­ba­ren Technologien, sowie die Faktorpreise (Arbeitslöhne und Rohstoffkosten) bestim­men ent­schei­dend, zu wel­chen Kosten und in wel­chen Stückzahlen pro­du­ziert wer­den kann. Preise von ver­wand­ten Gütern, wirt­schafts­po­li­ti­sche Entwicklungen (z.B. Import- und Exportzölle), sowie spe­zi­el­le Einflüsse (z.B. neue Vertriebswege) bestim­men zusätz­lich in wel­cher Menge das Gut auf den jewei­li­gen Markt gebracht wer­den kann.[1]

Abbildung 2: Angebotssteigerung wird durch Verschieben der Angebotskurven von S nach S‚ dargestellt.

In Abbildung 2 ist illus­triert, was pas­siert, wenn durch eine ent­schei­den­de Veränderung der Produktionsbedingungen zum glei­chen Marktpreis eine grö­ße­re Menge eines Guts ange­bo­ten wird. Die gesam­te Angebotskurve ist nach rechts ver­scho­ben, was bei­spiels­wei­se durch eine tech­no­lo­gi­sche Revolution zu erklä­ren wäre. Bei die­sen Überlegungen ist es wich­tig, eine Verschiebung der gesam­ten Kurve, bzw. eine Verschiebung auf der Kurve durch eine Preisänderung sau­ber zu unter­schei­den. Der Preis, wel­cher sich im soge­nann­ten Marktgleichgewicht ein­stellt, wird als Gleichgewichtspreis bezeich­net. Graphisch wird die­ser Preis als Schnittpunkt aus Angebots- und Nachfragekurve dar­ge­stellt. Da in die­sem Punkt die Bedürfnisse von Konsumenten und Produzenten im glei­chen Maße befrie­digt wer­den, stellt sich bei frei­em Wettbewerb das Marktgleichgewicht auto­ma­tisch ein.[1]

Ein sehr wich­ti­ge Frage aus Anbietersicht ist, wie stark die Konsumenten auf eine Preiserhöhung reagie­ren. Der Einfluss auf die nach­ge­frag­te Menge durch eine Preisänderung lässt sich aus der Preiselastizität der Nachfrage able­sen. Ändert sich die Nachfrage bei einer 1% Preisänderung um mehr als einen Prozentpunkt, so han­delt es sich um eine preis­e­las­ti­sche Nachfrage. Von einer preis­un­elas­ti­schen Nachfrage spricht man, wenn sich die Nachfrage ent­spre­chend um weni­ger als einen Prozentpunkt ändert. Analog gilt das Gleiche für die Preiselastizität des Angebots.

Graphisch lässt sich die Preiselastizität aus der Steigung der Angebots- bzw. Nachfragekurve able­sen. Je stei­ler die Steigung der Kurven, des­to unelas­ti­scher die Preiselastizität (Grenzfall Senkrechte) und je flacher die Steigung, des­to elas­ti­scher ist die Preiselastizität (Grenzfall Waagerechte). Ein sehr gutes Beispiel für ein Produkt mit einer sehr unelas­ti­schen Preiselastizität sind lebens­not­wen­di­ge Medikamente oder Benzin. Sehr elas­ti­sche Preiselastizitäten fin­den wir bei­spiels­wei­se bei Luxugütern. Verschiedene Kundensegmente kön­nen unter­schied­li­che Nachfrageelastiziäten auf­wei­sen. Bei Kenntnis der Nachfrageelastizität kön­nen Lieferanten die­ses Wissen zur Preisdiskriminierung nutzen.[1] Mit die­sen ein­fa­chen Analysetools las­sen sich Entwicklungen in Märkten leicht qua­li­ta­tiv beschrei­ben und bei Kenntnis der markt­spe­zifi­schen Hintergründe bewerten.

Abbildung 3: Einstellung des Marktgleichgewichts.

Vollkommener und unvollkommener Wettbewerb

Um die Wettbewerbssituation, die auf einem bestimm­ten Markt herrscht ana­ly­sie­ren zu kön­nen, muss man sich zu Beginn mit dem Konzept des voll­kom­me­nen und unvoll­kom­me­nen Wettbewerbs aus­ein­an­der setzen.

Es wird in der Volkswirtschaftslehre zwi­schen voll­stän­di­gem und unvoll­stän­di­gem Wettbewerb unter­schie­den. Dabei spricht man im voll­stän­di­gem Wettbewerb von einem Polypol. Am Markt exis­tie­ren also vie­le Anbieter und Nachfrager. Die Anbieter sind im Vergleich zum Gesamtmarkt so klein, dass sie kei­nen Einfluss auf den Marktpreis neh­men kön­nen und bie­ten ein homo­ge­nes Produkt an, was bei voll­kom­me­ner Markttransparenz zu einem Preis gehan­delt wird.

Unternehmen im voll­kom­me­nem Wettbewerb haben also kei­ne Verhandlungsmacht, da die Nachfrage per­fekt elas­tisch ist. Daher wer­den Anbieter in voll­kom­me­nen Märkten auch als Preisnehmer bezeich­net. Der maxi­ma­le Output der Produzenten hängt, wie in Abbildung 4 gezeigt, von den Grenzkosten MC (das sind die Kosten, die für die zusätz­li­che Produktion einer wei­te­ren Mengeneinheit anfallen).[1] Das bedeu­tet, dass sich bei ver­än­der­li­chen Marktpreisen der Output der Unternehmung ent­lang der Grenzkostenkurve bewegt. Durch Innovationen im Produktionsprozess oder ande­re Änderung der Kostenstruktur kann sich die Grenzkostenkurve MC nach rechts ver­schie­ben; damit steigt auch der opti­ma­le Output des Unternehmens.


Abbildung 4: Angebotskurve eines Produzenten im voll­kom­me­nen Wettbewerb bei bekann­ten Kostenstrukturen.
(MC Grenzkosten, AC Durchschnittskosten, AVC durch­schnitt­li­che varia­ble Kosten)

Unvollständiger Wettbewerb herrscht immer dann, wenn ein­zel­ne Anbieter zu einem gewis­sen Grad Einfluss auf den Marktpreis des von ihnen ange­bo­te­nen Produktes neh­men kön­nen. Es wird zwi­schen Monopolen (nur ein Anbieter, freie Bestimmung von Preis und Menge), Oligopolen (weni­ge Anbieter, stra­te­gi­sches Verhalten) und mono­po­lis­ti­scher Konkurrenz (vie­le Anbieter, dif­fe­ren­zier­te Produkte, kei­ne stra­te­gi­sche Preis- und Outputgestaltung) unterschieden.

Unvollkommene Märkte tre­ten vor allem dann auf, wenn poten­ti­el­le Konkurrenten durch Marktschranken (Markteintritts- und Marktaustrittsbarrieren) am Marktein- oder aus­tritt gehin­dert werden.[2] Auch unter­neh­mens­spe­zifi­sche Wettbewerbsvorteile, wie abso­lu­te Kostenvorteile oder Differenzierungsvorteile, wir­ken als Markteintrittsbarriere. Nach Schumpeter sind kapi­ta­lis­ti­sche Märkte prin­zi­pi­ell im Ungleichgewicht. Dieses Ungleichgewicht wird auf die Innovationskraft von Unternehmen, wel­che sich am Markt durch­set­zen wol­len, zurück­ge­führt: inno­va­ti­ve Unternehmen kön­nen zunächst einen Monopolgewinn erzie­len, bis durch Nachahmer der zusätz­li­che Gewinn durch den Wettbewerb auf­ge­fres­sen wird.[3]

Im mono­po­lis­ti­schen Wettbewerb spie­len die Opportunitätskosten und die Produktqualität (Verarbeitung, Service) eine wich­ti­ge Rolle.[4] Auch posi­ti­ve Skaleneffekte (eco­no­mies of sca­le) kön­nen zu einer Monopolisierung eines Marktes füh­ren. Das heißt, eine gro­ße Firma kann effek­ti­ver wirt­schaf­ten als zwei Firmen mit je hal­ber Größe. Das führt bei hin­rei­chend gro­ßer Skalierbarkeit schließ­lich dazu, dass sich der Markt immer wei­ter kon­zen­triert und somit der Wettbewerb abge­schwächt wird.

Jetzt haben wir die nöti­gen Grundlagen gelegt, um uns dem Stockfotomarkt zu nähern.

Anwendung auf den Bildermarkt

Die Fotografie hat im Laufe ihrer Geschichte meh­re­re tech­no­lo­gi­sche Revolutionen durch­ge­macht. Ab den 1990er Jahren begann die digi­ta­le Revolution, wel­che die Fotografie beeinfluss­te wie kein ande­rer tech­no­lo­gi­scher Fortschritt zuvor. Fotos waren plötz­lich sofort ver­füg­bar. Der Fotograf kann auf einem Display das Resultat sofort über­prü­fen und even­tu­el­le Fehler noch vor Ort kor­ri­gie­ren. Die Kosten für Filmmaterial und Entwicklung fielen plötz­lich weg. Auch Laien kön­nen nun über tri­al and error gute oder auch manch­mal sehr gute Bilder machen.

Im Jahr 2005 haben die Deutschen allein mit 20 Mio Digitalkameras 460 Bilder pro Kopf geschossen.[5] Diese star­ke Durchdringung der Gesellschaft mit visu­el­len Reizen hat nicht nur die Angebotskurve von Fotos ver­scho­ben, son­dern auch zu einer stark erhöh­ten Nachfrage nach Bildern geführt. Insbesondere das Internet hat dazu geführt, dass Fotografien nicht mehr auf einen Träger gebun­den sind, son­dern glo­bal frei ver­füg­bar sind. Durch die neu­en Medien ist der Bedarf an Bildmaterial zwar explo­diert, aber wegen der grö­ße­ren Masse an Bildern hat das Einzelbild einen ande­ren Stellenwert als noch vor 20 Jahren.[5]

Was hat das Ganze nun mit Microstock zu tun?

Zu Beginn des neu­en Jahrtausends tauch­te im Internet ein neu­es Phänomen auf, was von vie­len Professionellen aus der Bilderbranche belä­chelt oder lan­ge Zeit sogar igno­riert wur­de. Allerdings wuchs die­ses Phänomen bin­nen kür­zes­ter Zeit rasant und konn­te den Etablierten rele­van­te Marktanteile abneh­men, bevor die­se über­haupt ver­stan­den, was da pas­siert ist. Die Rede ist von soge­nann­ten Microstockagenturen, wel­che von neu­en Marktteilnehmern gegrün­det wur­den, die mit dem klas­si­schen Geschäft der Bildagenturen kei­ne Berührungspunkte hat­ten und sich auch so nicht an markt­üb­li­che Konventionen hielten.[6]

Diese Agenturen ver­trei­ben Bildlizenzen kon­se­quent als Massenware. Eine RF-​Bildlizenz mit fast unein­ge­schränk­ten Nutzungsrechten ist schon für einen Euro zu haben – im Vergleich dazu kos­te­te eine RM-​Lizenz mit ein­ge­schränk­ter Nutzung bei einer klas­si­schen Agentur wie Getty Images ab 100 EUR. Die bekann­tes­te Microstockagentur iStockphoto wur­de von Bruce Livingston im Jahr 2000 in Calgary, Kanada gegrün­det und mitt­ler­wei­le von Getty Images für 50 Mio $ aufgekauft.

iStockphoto begann als Fotocommunity, wo Amateure Bilder hoch­la­den und tau­schen konn­ten. Aus dem soge­nann­ten User Generated Content (UGC) ent­wi­ckel­te sich ein profi­ta­bles Geschäftsmodel. Die hohen Markteintrittsbarrieren für Fotografen in die eta­blier­ten Bildagenturen exis­tie­ren hier nicht. Jeder kann sich anmel­den und Fotos hoch­la­den. Die Anforderungen an Bildqualität und Kamera sind weni­ger streng als bei Getty und Co. (in die­sem Zusammenhang auch oft als Macrostock bezeich­net). Das heisst, um als Marktteilnehmer auf dem Microstockmarkt aktiv zu wer­den, müs­sen rela­tiv gerin­ge Markteintrittsbarrieren über­wun­den wer­den. Man braucht ledig­lich eine digi­ta­le Kamera und etwas Zeit. Auch der Marktaustritt ist mit sehr gerin­gen Kosten verbunden.

Die zu Beginn qua­li­ta­tiv schlech­ten Amateurbilder wur­den rela­tiv bald durch zuneh­mend pro­fes­sio­nel­les Bildmaterial ver­drängt. Die Art der Fotos in den Microstockagenturen ist im Gegensatz zu den Macrostockagenturen aller­dings ziem­lich homo­gen, da Microstockagenturen exklu­si­ves Bildmaterial nicht vor­aus­set­zen und so vie­le Fotografen ihr Bildmaterial über alle ver­füg­ba­ren Agenturen streu­en. Durch den gerin­gen Preis konn­ten trotz zu Beginn mas­si­ver qua­li­ta­ti­ver Mängel und einer ein­fa­chen Bildsprache schnell neue Käuferschichten mobi­li­siert wer­den, z.B. pri­va­te Blogger. Dieses neue Geschäftsmodell hat eine im Vergleich zum Macrostock stark nach rechts ver­scho­be­ne und wesent­lich flache­re Angebotskurve. Das bedeu­tet, dass sich Microstock und Macrostock immer der prin­zi­pi­ell glei­chen Nachfragekurve nach Bildmaterial gegen­über sehen. Kunden von Microstockagenturen sind also bereit, für den gerin­gen Preis eine wesent­lich grö­ße­re Menge an Bildern zu konsumieren.

Abbildung 5: Vergleich der Angebotskurven von Macrostock und Microstock.

Warum ist die­se Erkenntnis so wich­tig? Aus Abbildung 5 lässt sich die Marktsituation von Microstock leicht able­sen. Wenn wir uns an den Abschnitt über die Preiselastizität erin­nern, dann mer­ken wir an der extrem fla­chen Nachfragekurve, der sich Microstockfotografen aus­ge­setzt sehen, dass die Nachfrage sehr elas­tisch auf eine Preisänderung reagiert (extrem­fall: waa­ge­rech­te Nachfragekurve).

Dies ist ein sehr wich­ti­ges Kriterium, über den ein Markt mit voll­kom­me­nen Wettbewerb cha­rak­te­ri­siert wird. Es spre­chen aber noch ande­re Kriterien dafür, dass sich die Fotografen auf dem Microstockmarkt einem voll­kom­me­nen Wettbewerb aus­ge­setzt sehen:

  • Die Anbieter haben kei­ne Marktmacht
    Der ein­zel­ne Fotograf mit sei­nen klei­nen Portfolios kann gegen­über den Agenturen kei­ne Forderungen durch­set­zen. Er muss sogar Kommissionskürzungen kom­pro­miss­los hin­neh­men, wenn er nicht aus dem Markt aus­stei­gen möchte.
  • Vollkommene Markttransparenz
    Man kann in den Bildagenturen sehr genau ana­ly­sie­ren, wel­ches Bild wie oft und zu wel­chem Preis gekauft oder ange­klickt wur­de etc. Bestseller las­sen sich leicht iden­ti­fi­zie­ren. Für Anbieter ist es lang­fris­tig unmög­lich, sich durch Innovation einen nach­hal­ti­gen Wettbewerbsvorteil zu erzielen.
  • Alle Marktteilnehmer reagie­ren schnell auf Änderungen
    Diese Voraussetzung ist am schlech­tes­ten erfüllt, da jeder natür­li­che Markt per se eine gewis­se Trägheit auf­weist. Jedoch passt das auch hier ganz gut: Kürzt iStock die Kommissionen, zieht Fotolia bald nach.
  • Die ange­bo­te­nen Güter sind gleich
    Durch die Transparenz las­sen sich die Bestseller iden­ti­fi­zie­ren und die­se wer­den dann bald 100fach kopiert. Hinzu kommt, dass auf dem Microstockmarkt eine fla­che, syn­the­ti­sche Bildsprache herrscht (alles vor wei­ßem Hintergrund, gestell­te Szenen etc…).
  • Den Kunden ist egal, wo sie einkaufen
    Hauptsache, der Preis stimmt – das Material ist aus­tausch­bar. Daher ist es den Kunden auch egal, von wel­cher Agentur sie ihre Bilder beziehen.

Was sind die Folgen aus einem vollkommenen Wettbewerb?

Zunächst ein­mal bedeu­tet das für die Fotografen, dass sie prin­zi­pi­ell kei­ner­lei Marktmacht aus­üben kön­nen. Sie sind dem voll­kom­me­nen Markt hilf­los aus­ge­lie­fert und müs­sen jede Preis- und Kommissionssenkung schlu­cken. Deswegen kann man sie auch als Preisnehmer bezeich­nen. Ein Beleg dafür bie­tet die Entwicklung der Fotografenbeteiligung bei Fotolia. Der nicht-​exklusive Fotograf muss­te je nach Fotografenumsatz in den letz­ten fünf Jahren Kommissionskürzungen von mehr als 50% hin­neh­men (Abbildung 6).

Abbildung 6: Kürzung der Fotografenbeteiligung bei Fotolia (nicht-​exklusiv, Einsteigerlevel).

Microstockfotografen kön­nen nur so lan­ge Bilder mit Gewinn pro­du­zie­ren, bis der Preis der Bilder dem Schnittpunkt aus Grenzkosten- und Durchschnittskostenkurve ent­spricht (sie­he Abbildung 4). Sinkt der Marktpreis wei­ter, dann wer­den die Fotografen mit einer ungüns­ti­gen Kostenstruktur schnell aus dem Markt gedrängt. Oder anders for­mu­liert: Wwer zu teu­er pro­du­ziert, wird sich nicht lan­ge hal­ten kön­nen. All die­se Dinge sind mehr oder weni­ger Fakten, die sich auch weg­dis­ku­tie­ren lassen.

Was sind mögliche Strategien von Microstockfotografen, um sich am Markt durchzusetzen?

Aus der Erkenntnis her­aus, dass man sich in einem nahe­zu voll­kom­me­nen Markt bewegt, las­sen sich eini­ge Strategien ablei­ten, wie man als Microstockfotograf den­noch erfolg­reich sein kann. Hierzu kön­nen alle Voraussetzungen, die zu einem voll­kom­me­nen Markt füh­ren, als Ansatzpunkt für die Entwicklung der eige­nen Strategien sein. Man muss sei­ne Position so ver­än­dern, dass man nicht mehr dem voll­kom­me­nen Wettbewerb aus­ge­setzt ist.

Zunächst ein­mal der ver­mut­lich wich­tigs­te Punkt ist das kon­ti­nu­ier­li­che Senken der Produktionskosten. Diese Strategie ist auch für unvoll­kom­me­ne Märkte immer gül­tig. Ein gro­ßes Problem der Stockfotografie ist, dass dem Markt nicht nur Profis ihre Produkte anbie­ten, son­dern die­se durch Amateure immer stär­ke­re Konkurrenz bekom­men haben.

Warum ist das im Zusammenhang mit den Kosten ein Problem? Der rein pro­fit­ori­en­tier­te Fotograf wird bei kon­stan­ten Kosten, wie vor­hin dar­ge­legt, nur solan­ge Bilder anbie­ten kön­nen bis der Preis unter die Gewinnschwelle fällt. Für Amateure gilt die­ses Verhalten nur bedingt. Da die Fotografie als Hobby aus­ge­übt wird, muss man bei die­ser Betrachtung den emo­tio­na­len Wert berück­sich­ti­gen, den ein Fotograf einem Verkauf bei­misst. Die Verkäufe sind in etwa so zu wer­ten, wie ein posi­ti­ver Kommentar in der Fotocummunity (oder Flickr, oder 500px etc.…). Da sich beim Microstock rela­tiv leicht, schnell und häu­fig der Verkaufserfolg ein­stellt, blei­ben die­se Fotografen natür­lich ent­spre­chend moti­viert. Der Gesamtwert einer ver­kauf­ten Lizenz für den Fotografen setzt sich also aus der emo­tio­na­len Komponente (Belohnung, Zustimmung, Anerkennung etc.) und der finan­zi­el­len Komponente zusam­men. Gegen die­se „Kostenstruktur“ kann ein Profi nicht konkurrieren.

Wie die Grenzkosten für die Fotoproduktion effi­zi­ent gesenkt wer­den kön­nen, haben erfolg­rei­che Microstockfotografen wie Yuri Arcurs vor­ge­macht. Sie nut­zen die sogen­n­an­ten eco­no­mies of sca­le – also den Kostenvorteil, der sich durch eine Massenproduktion von Gütern ergibt. Um die eco­no­mies of sca­le nut­zen zu kön­nen, wird es wohl immer mehr Produktionsfirmen oder Zusammenschlüsse von Fotografen zu Gemeinschaften geben, da die­se einen höhe­ren Output bei gerin­ge­ren Grenzkosten haben. Ein wei­te­rer Vorteil von gro­ßen Produktionsfirmen wie Yuri Arcurs Productions oder Monkey Business Images ist die neue Marktmacht, die sich dar­aus ergibt.

Durch die Größe des ein­zel­nen Anbieters ergibt sich nun eine Position der Stärke, so dass Forderungen gegen­über den Nachfragern (hier Agenturen) durch­ge­setzt wer­den kön­nen. Der ers­te Punkt für die Erfüllung eines voll­kom­me­nen Marktes wird also erfolg­reich außer Kraft gesetzt. Die Tatsache, dass sich eco­no­mies of sca­le auf Anbieterseite rea­li­sie­ren las­sen, wird auf lan­ge Sicht zu einer wei­te­ren Konzentration der Anbieter füh­ren. Das Bildangebot wird in der Zukunft noch stär­ker von weni­gen Großproduzenten domi­niert werden.

Die Gleichheit der Produkte lässt sich durch einen krea­ti­ven foto­gra­fi­schen Ansatz umge­hen. Konzepte unge­wöhn­lich und neu umge­setzt oder das Bearbeiten von Nischen führt zu einer Differenzierung des eige­nen Bildmaterials. Allerdings kann man der fast voll­kom­me­nen Markttransparenz eigent­lich nicht ent­kom­men. Die Bestseller sind für alle sicht­bar und wer­den immer kopiert wer­den. Der Vorteil durch eine krea­ti­ve Bildsprache wird meist von kur­zer Dauer sein und bald vom Wettbewerb auf­ge­holt wer­den. Eine Ausnahme bil­den hier Motive, die sehr schwie­rig oder teu­er zu kopie­ren sind – aller­dings ist hier auch das finan­zi­el­le Risiko ungleich höher einzuschätzen.

Eine mög­li­che Strategie, um den Kunden mög­lichst an sich zu bin­den, ist die Entwicklung einer eige­nen Bildsprache in Kombination mit einem gro­ßen Portfolio, wel­ches vie­le rele­van­te Themen abbil­det. Auch hier sind die gro­ßen Produktionsfirmen wie­der im Vorteil, da die­se eben auch ein sehr brei­tes Spektrum abbil­den können.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Microstockfotografen ihren Output erhö­hen und gleich­zei­tig ihre Grenzkosten sen­ken müs­sen, um in die­sem Markt bestehen zu kön­nen. Dies kann bei­spiels­wei­se durch den Zusammenschluss meh­re­rer Fotografen oder das Gründen von gro­ßen Produktionsfirmen erreicht wer­den. Kleinere, unab­hän­gi­ge Anbieter kön­nen sich auf Dauer wohl nur durch eine unge­wöhn­li­che Bildsprache, die schwer zu kopie­ren ist, dif­fe­ren­zie­ren. Das Bearbeiten von Nischen ist eben­falls eine erfolgs­ver­spre­chen­de Strategie.

Man darf dabei natür­lich nie aus den Augen ver­lie­ren, dass der Markt immer dyna­misch ist und auf Veränderungen reagiert. Egal wel­che Strategie man ein­schlägt, man darf sich nie zu lan­ge auf dem Erfolg aus­ru­hen, sonst wird man schnell von der Realität überholt.

Wohin wird sich der Microstockfotomarkt vermutlich entwickeln?

Neben der Konzentration der Fotografen wird es ver­mut­lich zu einer Konzentration auf dem Markt der Microstockagenturen kom­men. Der Markt für Microstock ist lan­ge Zeit schnell gewach­sen. Nun hat er jedoch einen Punkt der Reife erreicht, in dem es zum Zusammenschluss von Agenturen kom­men wird. Einen ähn­li­chen Prozess haben unter ande­rem auch die klas­si­schen Makrostockagenturen durchgemacht.

Durch die gestei­ger­te Rechenleistung von Computern war es Anfang der 1990er Jahre mög­lich, gro­ße Datenbestände digi­tal zu ver­wal­ten und über das Internet zugäng­lich zu machen. In sei­nem Buch Der Weg nach vorn. Die Zukunft der Informationsgesellschaft* beschreibt Bill Gates das Potential des Informationszeitalters mit fol­gen­den Worten:

Der Information Highway wird den elek­tro­ni­schen Markt aus­wei­ten und ihn zum ent­schei­den­den Mittler, zum all­ge­gen­wär­ti­gen Makler machen. Damit wer­den wir in eine neue Wirtschaftswelt ein­tre­ten, einen Kapitalismus mit gerin­ger Reibung und nied­ri­gen Gemeinkosten, mit einem über­rei­chen Angebot an Marktinformationen und beschei­de­nen Transaktionskosten. Es wird ein Paradies für Konsumenten sein.“[7]

Entsprechend früh erkann­te Gates das Potential von digi­ta­len Bilddatenbanken und grün­de­te 1989 die Firma Corbis. Mark Getty, eta­blier­te ab 1995 die Firma Getty Images als zwei­ten glo­ba­len Player auf dem Bildermarkt. Beide Konzerne kauf­ten auf dem bis dahin stark frag­men­tier­ten Markt der Bildagenturen zahl­rei­che Bildarchive auf und began­nen das ana­lo­ge Bildmaterial zu digitalisieren.[8] Da durch den Ausbau von Online-​Diensten das Bildmaterial in hoher Qualität immer und über­all ver­füg­bar war, konn­ten die Bilder zu gerin­ge­ren Kosten an den Markt gebracht wer­den. Der umständ­li­che und teu­re Versand von Katalogen und ori­gi­na­len Bildträgern entfiel plötz­lich. Bis zur Digitalisierung hat­ten die Bildarchive durch den hohen Verwaltungsaufwand des ana­lo­gen Materials eine gewis­se Grenze bis zu wel­cher sie wirt­schaft­lich arbei­ten konnten.

Das Geschäftsmodell der digi­ta­len Bilddatenbanken war durch Standardisierung und Vereinfachung der Vertriebswege plötz­lich leicht auf glo­ba­lem Maßstab ska­lier­bar. Diese durch tech­no­lo­gi­schen Fortschritt getrie­be­nen Konzentrationsprozesse führ­ten zu einer nach­hal­ti­gen Veränderung der gesam­ten Marktstruktur. Der Bildermarkt ist mitt­ler­wei­le stark von dem Duopol Corbis und Getty Images geprägt. Diese Marktmacht bekom­men nicht nur die Kunden und Konkurrenten aber auch vor allem die Lieferanten der bei­den Bildgiganten zu spü­ren. Zum einen wur­den Verträge mit Fotografen gekün­digt, zum ande­ren wur­de das Verhältnis in dem die Einnahmen geteilt wer­den zu ihren Ungunsten beschnit­ten. Aber nicht nur die finan­zi­el­le Freiheit wur­de ein­ge­schränkt, den Lieferanten wur­de auch für den krea­ti­ven Prozess über agen­tur­in­ter­ne Richtlinien genaue Vorgaben über das zu pro­du­zie­ren­de Bildmaterial gemacht. Diese Größenvorteile und die Finanzmacht schre­cken neue Bildagenturen vor einem Markteintritt zuneh­mend ab, was die Monopolisierung der Bildvermarktung wei­ter vor­an treibt.[9]

Diese posi­ti­ven Skaleneffekte kön­nen ana­log auch bei Microstockagenturen rea­li­siert wer­den. Es wird außer­dem der Punkt kom­men, in dem die Microstockagenturen Marktanteile nicht allei­ne durch ein wach­sen­des Bildarchiv gewin­nen kön­nen, son­dern nur durch geziel­te Übernahme von Konkurrenten. Ein sehr star­ker Hinweis, dass in die­sen Prozess bald mehr Dynamik kom­men wird, ist die Tatsache, dass sich bei­spiels­wei­se Fotolia und Shutterstock mit fri­schem Kapital ver­sorgt haben. Durch die nied­ri­gen Marktein- und aus­tritts­bar­rie­ren kön­nen natür­lich immer wie­der neue Agenturen in den Markt tre­ten. Allerdings wer­den die­se es schwer haben, sich gegen die enor­me Marktmacht eines Oligopols durchzusetzen.

Eine wei­te­re Konzentration des Microstockmarktes wird zwangs­läu­fig zu einer Verschlechterung der Position von klei­nen Produzenten und der Kunden füh­ren. Vermutlich wer­den die Preise für Microstockbilder wei­ter stei­gen, die Beteiligung der Fotografen höchst wahr­schein­lich nicht.

Was ist eure Meinung zu die­ser Thematik?

Quellen:
[1] P. A. Samuleson, W. D. Nordhaus, Volkswirtschaftlehre, mi-​Wirtschaftsbuch, FinanzBuch GmbH, München, 4. Auflg. 2010.
[2] Hartmut Berg, Wettbewerbspolitik. In: Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik. Band 2.; Vahlen-​Verlag, München; 7. Auflg., 1999.
[3] J. Röpke, O. Stiller (Hrsg.), Theorie der wirt­schaft­li­chen Entwicklung*, Berlin 1911; Berlin; Neuauflg. 2006.
[4] P. Krugman, M. Obstfeld; Internationale Wirtschaft, 7. Auflg., München, 2006.
[5] Radiopodcast: Treffpunkt vom Freitag, 26.9.2008, 09.05 Uhr, DRS 1 http://pod.drs.ch/mp3/treffpunkt/treffpunkt_200809261155.mp3.
[6] http://www.freelens.com/freelens-magazin-23/auf-dem-weg-zum-bildermonopol.
[7] Bill Gates, Der Weg nach vorn. Die Zukunft der Informationsgesellschaft*, Hamburg 1995, S. 230.
[8] M. Bruhn, Bildwirtschaft. Verwaltung und Verwertung der Sichtbarkeit*. Weimar [VDG] 2003.
[9] E. Grittmann, I. Neverla, I. Ammann (Hrsg.), Global, lokal, digi­tal – Fotojournalismus heu­te*. Köln 2008.

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Fortsetzung meines Preiserhöhung-​Tests bei Fotolia

Am ers­ten März hat­te ich ein Experiment gewagt.

Ich hat­te zwei mei­ner Bestseller-​Fotos bei Fotolia vom Startpreis mit 1 Credits auf 2 Credits gesetzt. Damit woll­te ich sehen, wel­chen Effekt der damit dop­pel­te Preis für das Kaufverhalten der Bildsucher hat.

Über die ers­ten Ergebnisse habe ich hier im Blog berich­tet.

Am Test gab es in den fol­gen­den Kommentaren vor allem zwei berech­tig­te Kritikpunkte. Erstens war die getes­te­te Bildmenge nicht groß genug (mein Portfolio ist ja zum Verkaufen, nicht zum Experimentieren da) und zwei­tens hat­te ich als ers­ten Monat der Preiserhöhung den März gewählt, der jedoch bei fast allen Fotografen immer mit Abstand der bes­te Monat ist, was die Ergebnisse hät­te ver­zer­ren kön­nen. Außerdem wur­de ver­mu­tet, dass vie­le Bildkäufer das Bild schon in ihrer Lightbox gehabt haben könn­ten und dann trotz des höhe­ren Preises gekauft haben und das ansons­ten viel­leicht nicht getan hätten.

Deshalb habe ich mir die Zahlen jetzt, nach drei wei­te­ren Monaten mit dem höhe­ren Startpreis noch mal ange­schaut, die Auswertung erfolg­te wie­der mit Stock Performer:

Hier das ers­te Bild. Die blau­en Balken bezeich­nen die Umsätze mit dem Foto, die rote Linie zeigt die Verkäufe an. Jeder Balken weist einen Monat aus, dem­nach ist der drit­te dun­kel­blaue Balken der Monat März. Im März, dem Monat der Preiserhöhung, sind sowohl Umsätze als auch Verkäufe deut­lich gestie­gen. Die nächs­ten drei Monate sahen jedoch – wie mei­ne Leser rich­tig ver­mu­tet haben – ganz anders aus. Die Verkäufe gin­gen merk­lich zurück, sta­bi­li­sie­ren sich gera­de aber wie­der. Das wich­tigs­te jedoch ist: Die Umsätze sind trotz der Preiserhöhung wei­ter­hin über den Umsätzen mit dem 1‑Credit-​Startpreis geblieben.

Ähnlich sieht es bei dem zwei­ten Testbild aus:

Die Verkäufe sind nach der Preiserhöhung gefal­len, sta­bi­li­sie­ren sich aber wie­der. Die Umsätze lagen aber eben­falls höher als vor der Preiserhöhung.

Das Resultat? Wer die Preise sei­ner Bilder erhöht, wird unter dem Strich weni­ger Verkäufe haben, aber trotz­dem etwas mehr Einnahmen. Den Einfluss der Verkäufe auf das Ranking und den Suchalgorithmus, den ich im ers­ten Test-​Artikel beschrie­ben habe, soll­te man bei sei­ner Entscheidung für oder gegen eine Preiserhöhung jedoch berücksichtigen.

Soweit alles klar? Leider nicht ganz. Hier ist die Ansicht eines ähn­li­chen Fotos aus der Serie, wel­ches sich eben­falls ganz gut ver­kauft und wo ich den Startpreis auf 1 Credit gelas­sen habe:

Wie ihr seht, fla­chen auch hier ab März ganz leicht die Verkäufe ab, wenn auch nicht in dem Maße wie bei den bei­den teu­re­ren Fotos. Der Umsatz jedoch ist seit März (eigent­lich ab Januar schon) stark gestie­gen und hat sich mehr als ver­dop­pelt. Woran liegt das? Ich kann nur raten. Im Juni hat Fotolia die Preise unter ande­rem bei mir wegen mei­nes Smaragdt-​Status für grö­ße­re Bildgrößen um ca. 20% ange­ho­ben, was den star­ken Ausschlag im Juni erklä­ren könn­te. Vielleicht haben auch die Bildkäufer auf güns­ti­ge­re Bilder der glei­chen Fotoserie umge­schwenkt? Es blei­ben noch eini­ge Fragen offen.

Für mich bleibt immer­hin die Feststellung, dass höhe­re Bildpreise im Schnitt mehr Einnahmen, aber weni­ger Verkäufe bringen.

Welche Erfahrungen habt ihr mit Preisänderungen gemacht?

Vier Jahre Microstock – Meine Zahlen und Erfahrungen

Zähle ich schon als „alter Hase“? Seit sechs Jahren ver­kau­fe ich Fotos über Bildagenturen, seit vier Jahren auch im Microstock-​Bereich, seit ca. drei Jahren haupt­säch­lich dort.

Nach mei­nem ers­ten, zwei­ten und drit­ten Jahr bei Microstock-​Agenturen habe ich jeweils eine Zusammenfassung mit mei­nen Einnahmen und ande­ren Daten geschrie­ben. Jetzt ist schon wie­der ein Jahr rum und ich will vor­stel­len, wie sich die Bilderverkäufe in den fünf größ­ten Microstock-​Agenturen – also iStockphoto*, Fotolia*, Shutterstock*, Dreamstime* und 123rf* – bei mir ent­wi­ckelt haben.

Ausdrücklich nicht berück­sich­tigt sind die ande­ren Agenturen, wel­che ich eben­falls belie­fe­re, die aber auch ehr­lich gesagt meist deut­lich hin­ter den Top-​5-​Agenturen zurück­blei­ben. gezählt habe ich für die­sen Artikel die letz­ten zwölf Monate von Mai 2011 bis Juni 2012. Die Auswertung erfolg­te sehr bequem mit Stock Performer.

Portfolio-​Größe

Wie ihr sehen könnt, hat mein Portfolio seit Mitte 2009, wo ich begon­nen habe, Microstock-​Agenturen regel­mä­ßig zu belie­fern, kon­ti­nu­ier­lich zuge­nom­men. Bei iStockphoto hat­te ich wegen der zu nied­ri­gen Fotografen-​Honorare vor knapp zwei Jahren die Belieferung ein­ge­stellt, bei Fotolia habe ich ca. 20% exklu­si­ve Fotos, weil ich dort am meis­ten ver­die­ne und das des­halb für mich momen­tan die bes­te Wahl ist. Im Durchschnitt habe ich jetzt bei jeder der fünf Agenturen 5175 Fotos online.

Verkäufe

Bei der abso­lu­ten Anzahl der Verkäufe lie­fern sich Shutterstock und Fotolia seit Jahren ein Kopf-​an-​Kopf-​Rennen, bei der sich der Sieger stän­dig abwech­selt. Im Jahresdurchschnitt hat­te ich pro Monat ca. 3489 Verkäufe bei Fotolia und 3460 bei Shutterstock. Dreamstime und 123rf lie­gen bei ca. 420 Verkäufen im Monatsdurchschnitt, iStockphoto ca. die Hälfte davon.

Umsätze

Da Shutterstock durch deren Abo-​Downloads gerin­ge Beträge als Fotolia erwirt­schaf­tet, liegt Fotolia bei den Einnahmen trotz­dem deut­lich vor­ne. Dort habe ich im letz­ten Jahr pro Monat durch­schnitt­lich 4800 Euro ver­dient (auf der Grafik sieht es etwas anders aus, weil dort die Werte in US-​Dollar ange­zeigt wer­den. Bei Shutterstock waren es ca. 2400 USD, den drit­ten Platz nimmt Dreamstime mit monat­lich 540 USD ein, gefolgt von 275 USD bei 123rf und 211 USD bei iStockphoto. Damit ist der Umsatz bei iStockphoto im Vergleich zum Vorjahr fast iden­tisch geblie­ben, wäh­rend alle ande­ren Agenturen deut­lich zuge­legt haben. Das ist natür­lich auch eine Folge des Lieferstopps, wobei ich erstaunt bin, dass kein lang­sa­mes Absinken zu beob­ach­ten ist.

Meinen Gesamtumsatz bei den fünf Agenturen konn­te ich um ca. 50% stei­gern im letz­ten Jahr im Vergleich zum Vorjahr. Das ist ein wahn­sin­nig guter Wert und ich habe wenig Illusionen, dass ich das auf Dauer hal­ten kann.

Ziele und Aussichten

Wie jedes Jahr set­ze ich mir eini­ge Ziele und über­prü­fe, ob ich die­se erreicht habe. Letztes Jahr woll­te ich bei allen Agenturen min­des­tens 5500 Bilder, bei Fotolia 7000 online haben. Das habe ich (abge­se­hen von iStockphoto) knapp geschafft. Die 60.000 Ranking-​Punke bei Fotolia hin­ge­gen habe ich lei­der knapp ver­fehlt. Die anvi­sier­ten 5000 Euro Einnahmen pro Monat habe ich jedoch deut­lich überschritten.

Meine Ziele für das nächs­te Jahr sind 8000 Bilder pro Agentur und 11.000 Fotos bei Fotolia. Als Umsatzmarke set­ze ich mir ein Ziel von 10.000 Euro im Monat und den Saphir-​Status bei Fotolia will ich eben­falls end­lich erreichen.

Mitmachen
Wer jetzt Lust bekom­men hat, sein eige­nes Experiment zu wagen, kann sich über fol­gen­de Affiliate-​Links bei den Bildagenturen anmelden:

Übrigens: Wer selbst aus­rech­nen will, wie viel er im nächs­ten Jahr mit sei­nen Fotos ver­die­nen kann, kann mei­nen kos­ten­lo­sen „Stock Photography Income Calculator“ benut­zen.

Wie war euer letz­tes Jahr im Microstock? Habt ihr eure Ziele und Vorsätze errei­chen können?

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Meine Einnahmen und Erfahrungen nach drei Jahren Footage für Video-Agenturen

Vor ca. einem Jahr hat­te ich einen Weckruf. Ich hat­te gera­de mei­nen Artikel mit den Einnahmen aus zwei Jahren Videoproduktion ver­öf­fent­licht. Die Umsätze mit ins­ge­samt 411 Dollar waren lächer­lich gering und mein Portfolio mit ca. 120 Video winzig.

Aber ich bekam eine sehr lan­ge Mail eines pro­fes­sio­nel­len, lang­jäh­ri­gen Videofilmers, der in sei­nem Text einer­seits mei­ne bis­he­ri­gen Videos tech­nisch und inhalt­lich hart – und zurecht – kri­ti­sier­te und ande­rer­seits aber auch klar mach­te, dass es bei mei­ner Arbeitsweise kein Problem sein soll­te, deut­lich mehr als 100 Videos pro Jahr zu pro­du­zie­ren und zu verkaufen.

Niemand hört ger­ne von sei­nen eige­nen Fehlern, aber um sich ver­bes­sern zu kön­nen, ist genau das not­wen­dig und so dank­te ich dem Absender, druck­te mir die Email aus, häng­te sie neben mei­nen Schreibtisch und mach­te mich ans Werk.

Was hat sich bei mir im letz­ten Jahr beim Thema Video-​Produktion getan? Ich bezie­he mich bei allem im die­sem Text auf den Zeitraum Juni 2011 bis Mai 2012.

Portfolio-​Größe

Momentan belie­fe­re ich aktiv sechs Video-​Agenturen: Pond5*, Fotolia*, Shutterstock*, Revostock*, ClipCanvas* und Clipdealer*. Dort habe ich jeweils durch­schnitt­lich 434 Videos online, mit 468 am meis­ten bei Fotolia und mit 412 am wenigs­ten bei Clipdealer. Das liegt dort haupt­säch­lich an der lan­gen Freischaltezeiten mei­ner aktu­ells­ten Videos, ansons­ten basie­ren leich­te Schwankungen auf unter­schied­li­chen Ablehnungen. Mein Ziel, bis jetzt min­des­tens 300 Videos zu pro­du­zie­ren, habe ich damit deut­lich über­erfüllt. Das lag auch dar­an, dass mei­ne Annahmequoten durch die People-​Motive bei 95–100% lagen. Von den über 15.000 per­fek­ten Video-​Clips eines Simon Krzic bin ich jedoch lei­der noch weit entfernt.

Hier exem­pla­risch die Entwicklung mei­ner Video-​Uploads bei Fotolia:

Motive

In der Mail riet mit der Videofilmer, ich sol­le mich eben­so wie bei Fotos auch bei Footage auf das kon­zen­trie­ren, was ich am bes­ten kann: Menschen foto­gra­fie­ren bzw. fil­men. Meine ers­ten Video-​Sujets waren ja wehr­lo­se Blümchen, Landschaften und ande­res Zeug.

Deswegen habe ich eini­ge Video-​Shootings gemacht und bei eini­gen Fotoshootings am Ende des Shootings ein­fach noch eine Stunde Video mit ran­ge­hängt. Deshalb konn­te ich inner­halb des letz­ten Jahres auch ins­ge­samt über 310 Videos pro­du­zie­ren, was über das Doppelte der bei­den Vorjahre ist.

Die Innen-​Ausleuchtung für Video-​Aufnahmen berei­tet mir immer noch eini­ge Probleme, was vor allem an zu wenig Dauerlicht und zu wenig Platz im Studio liegt. Zur Zeit muss ich immer die Blitze fast kom­plett abbau­en, damit das Dauerlicht genug Platz hat und umge­kehrt, was logi­scher­wei­se zuviel Arbeitsaufwand ist, um rich­tig pro­duk­tiv zu sein.

Verkäufe und Einnahmen

Im letz­ten Jahr hat­te ich mit mei­nen Videos 319 Verkäufe erzielt, also durch­schnitt­lich 53 pro Agentur und 27 Sales pro Monat. Die Schwankungen waren hier sehr stark mit nur 6 Verkäufen bei Clipdealer und 126 Verkäufen bei Fotolia. Letztere waren aber über die Hälfte Abo-​Downloads, was den Preis stark nach unten trieb.

Kommen wir end­lich zu den Umsätzen: Insgesamt habe ich ca. 4062 Dollar ver­dient, ca. des­halb, weil ich die Umsätze von Fotolia und Clipdealer der bes­se­ren Vergleichbarkeit wegen von Euro in Dollar umge­rech­net habe. Den größ­ten Anteil dar­an hat Shutterstock, bei denen ich in zwölf Monaten 1336 Dollar mit mei­nen Videos ver­dient habe. Das macht 111 Euro pro Monat. Ganz knapp auf Platz zwei folgt der Umsatz-​Sieger des Vorjahres, Pond5, mit 1312 Dollar, also 109 Dollar im Monat. Das Schlusslicht bil­det wie bei den Verkäufen Clipdealer mit 138 Dollar Umsatz im gesam­ten Jahr. Das ver­wun­dert mich etwas, da sie vie­le mei­ner Fotos verkaufen.

Hier die Übersicht mit den kom­plet­ten Zahlen:

Pro Monat ver­dien­te ich im letz­ten Jahr durch­schnitt­lich 338 Dollar mit mei­nen Videos. Mein RPI pro Jahr und Video lag damit bei 9,41 Dollar. Würde ich dem­nach im nächs­ten Jahr wie­der ca. 300 Filmchen hoch­la­den, käme ich auf ca. 6900 Dollar Umsatz mit allen Videos.

Der Umsatz pro Verkauf lag im letz­ten Jahr bei durch­schnitt­lich 18,23 Dollar, was eine deut­li­che Steigerung zu 11,10 Dollar im Vorjahr ist.

wobei vier Agenturen Umsätze über 21 Dollar erziel­ten und nur zwei Agenturen den Schnitt nach unten zogen. Das war zum einen Shutterstock mit einem RPD (Revenue per Download) von 12,98 Dollar und Fotolia mit einem RPI von 5,53 Dollar. Das sind die Auswirkungen der vie­len Abo-​Verkäufe im Videobereich bei bei­den Agenturen.

Trotzdem erziel­te Shutterstock durch die schie­re Menge an Verkäufen den höchs­ten RPI mit 3,15 Dollar pro Bild.

Technik und Lerneffekte

Im letz­ten Jahr hat­te ich mir sowohl ein sehr bil­li­ges Schulterstativ* als auch eine güns­ti­ge Kamera-​Schiene gekauft, in der Hoffnung, damit bes­se­re Videos machen zu kön­nen. Beides kam bis­her erst bei zwei Video-​Shootings zum Einsatz und es ist schwie­ri­ger als erwar­tet, trotz­dem ruck­el­freie Aufnahmen hin­zu­be­kom­men. Ich ver­su­che ja immer, mein Equipment unter­wegs zu kom­pakt und trans­por­ta­bel wie mög­lich zu hal­ten, was vor allem im Video-​Bereich fast unmög­lich ist.

Zur Zeit behel­fe ich mir damit, dass ich drau­ßen bei leicht bewölk­tem Himmel die Kamera ein­fach auf ein Manfrotto Mini-​Stativ* mit Kugelkopf stel­le und kei­ne Kamerabewegungen mache.

Die Zukunft

Nach den depri­mie­ren­den ers­ten zwei Video-​Jahren war mein drit­tes Jahr schon ein Lichtblick. Ich will jetzt mit min­des­tens 350 neu­en Videos bis zum nächs­ten Jahr auf min­des­tens 600 Dollar Umsatz pro Monat zu kom­men. Hoffentlich greift der Abo-​Wahn nicht zu schnell auf die Video-​Agenturen über, da die­ser sonst auch dort die Preise ver­mut­lich schnel­ler nach unten treibt als die Verkäufe wach­sen können.

Die Email des Videofilmers hängt immer noch neben mei­nem Schreibtisch und heu­te weiß ich, dass er recht hat­te: Mehr ist möglich.

Welche Erfahrungen habt ihr mit der Produktion von Videos gemacht? Welche Agenturen lau­fen bei Euch am besten?

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Auswirkungen von Preiserhöhungen für Fotos bei Fotolia

Fotografen bei der Microstock-​Bildagentur Fotolia* haben unter bestimm­ten Voraussetzungen die Möglichkeit, den Startpreis ihrer Bilder zu ändern. Standardmäßig wer­den Fotos für 1 Credit in kleins­ter Größe ver­kauft. Wer Bilder exklu­siv oder teil­ex­klu­siv dort anbie­tet, kann ab dem Ranking-​Level „Bronze“ den Startpreis auf zwei Credits erhö­hen, nicht-​exklusive Anbieter kön­nen das am dem Ranking-​Status „Smaragd“. Ab dem Ranking „Silber“ (bzw. „Saphir für nicht-​exklusive Fotografen) kann der Startpreis auch bis drei Credits erhöht werden.

Wer dazu die Möglichkeit hat, fragt sich oft: Ist das sinn­voll? Ist es lukra­tiv, den Preis zu erhö­hen? Einerseits bekommt man dann mehr Geld pro Verkauf, ande­rer­seits kau­fen die Leute statt­des­sen viel­leicht ande­re, güns­ti­ge­re Bilder und man erhält gar nichts.

Ich habe das letz­ten Monat mal mit zwei Fotos getes­tet: Am 01. März habe ich zwei rela­tiv neue Fotos, die sich gut ver­kau­fen, von 1 Credit auf 2 Credits gesetzt. Damit wur­den sie schlag­ar­tig dop­pelt so „teu­er“ (sofern man das bei Microstock-​Bildern so nen­nen kann). Ich woll­te sehen, wie sich die Verkäufe in die­sem Monat mit dem neu­en Preis ent­wi­ckeln. Hier die Ergebnisse:

Die blau­en Balken zei­gen die Umsätze des Fotos pro Monat bei Fotolia. Die rote Linie zeigt den Verlauf der Verkäufe selbst an. Der letz­te Balken ganz rechts ist für den Monat März, wo ich den Preis erhöht habe. Wie sehr deut­lich zu sehen ist, konn­te ich in die­sem Monat die Einnahmen mit dem Foto im Vergleich zum Vormonat mehr als ver­dop­peln (genau­er: 115% mehr Credits). Mehr noch: Im März hat das Foto mehr Einnahmen erzielt als die gesam­ten fünf Monate zuvor! Auch die Verkaufszahlen stie­gen wei­ter­hin an, wenn auch nicht mehr so stark wie in den drei Monaten zuvor (26% mehr Verkäufe).

Bei die­sem zwei­ten Bild ist ein ähn­li­ches Schema zu erken­nen. Die Umsätze hier „nur“ fast ver­dop­pelt (73% mehr Credits), die Downloads nah­men eben­falls zu, auch wie­der eine gerin­ge­re Zunahme als die Monate zuvor (7% mehr Verkäufe).

Was sagt uns das? Unter dem Strich war es ein gelun­ge­nes Experiment. Ich konn­te mei­ne Umsätze mit den Bildern deut­lich stei­gern und auch die Verkäufe selbst waren weni­ger davon betrof­fen als gedacht. Selbst wenn die Verkäufe auf dem Vormonatsniveau sta­gniert wären, wäre der Umsatz gestie­gen, weil der Preis pro Download höher ist. Diese Zahlen sind auch rela­tiv aus­sa­ge­kräf­tig, weil hier Verkäufe im drei­stel­li­gen Bereich aus­ge­wer­tet wur­den, wo zufäl­li­ge Schwankungen weni­ger ins Gewicht fallen.

Die sta­tis­ti­sche Auswertung der Verkäufe über­nahm wie­der das hilf­rei­che Analysetool Stock Performer für mich.

Zusätzlich habe ich eine ande­re inter­es­san­te Beobachtung gemacht: Ich hat­te wie ande­re Fotografen die Vermutung, dass vie­le Bildkäufer wegen des höhe­ren Preises lie­ber die nächst­klei­ne­re Bildgröße kau­fen, also XS statt S, S statt M und so wei­ter. Selbst wenn das alle Käufer machen wür­den, wür­de ich mit der Preissteigerung trotz­dem mehr ver­die­nen, weil die Käufer bei jedem „Downgrade“ (außer von XS auf S) trotz­dem mehr als vor­her bezah­len wür­den, sie­he hier: Grün bedeu­tet eine Preisersparnis, rot eine Preissteigerung.

Luis Alvarez von Stock Performer war so freund­lich, extra für mich tie­fer in sei­ner Datenbank zu wüh­len und mir raus­zu­su­chen, wie sich die pro­zen­tua­le Verteilung der gekauf­ten Bildgrößen geän­dert hat (das geht noch nicht auto­ma­tisch, aber ist in Arbeit). Schauen wir uns das zuerst gra­fisch an:

Die obe­re Grafik ist für das „Daumen hoch“-Bild*, die unte­re für das „Studenten beim Lernen“-Bild*. Die blau­en Balken zei­gen die pro­zen­tua­le Verteilung der gekauf­ten Bildgrößen für Februar, die lila Balken die Verteilung für März.

Es ist klar zu sehen, dass mei­ne Vermutung voll­kom­men falsch war: Die Bildkäufer kau­fen kei­ne klei­ne­ren Größen, wenn das Bild teu­rer ist, im Gegenteil. Sie kau­fen statt­des­sen ver­mehrt grö­ße­re Lizenzen. Warum das so ist, ist mir noch unklar. Es könn­te sein, dass die „Schnäppchenjäger“, die vor allem für Blogs und Internetseiten bil­li­ges Fotomaterial brau­chen, durch die höhe­ren Preise abge­schreckt sind und des­halb ver­mehrt die Leute kau­fen, wel­che die Fotos dru­cken wol­len. Das wür­de zwar die Verschiebung hin zu den grö­ße­ren Lizenzen erklä­ren, aber nicht die abso­lu­te Steigerung der Downloads. Vielleicht rankt Fotolia die Bilder bes­ser, wenn ver­mehrt mehr Geld dafür aus­ge­ge­ben wird?

All die­se Erkenntnisse bedeu­ten, dass es kurz­fris­tig finan­zi­ell betrach­tet oft sinn­voll sein kann, die Preise von Bildern zu erhöhen.

Trotzdem gibt es vor allem zwei Faktoren zu berück­sich­ti­gen, wel­che die­se opti­mis­ti­sche Annahme etwas relativieren.

Erstens ist das der Ranking-​Status: Bei Fotolia ver­die­nen die Fotografen umso mehr Kommissionen, je höher sie im Ranking auf­stei­gen. Das ist in der Tabelle obven gut sicht­bar. Es fängt bei 20% an und geht bis 46%. Für das Ranking wer­den jedoch nur die rei­nen Verkaufszahlen berück­sich­tigt, aber nicht die Umsätze. Wie ganz oben ersicht­lich ist, neh­men die Verkäufe nicht so schnell zu, wenn der Preis erhöht wird. Das bedeu­tet, dass es län­ger dau­ert, bis ein Fotograf den nächs­ten Rang und damit eine gene­rel­le Kommissionserhöhung erhält. In der Praxis des­halb mein Tipp: Die Erhöhung der Startpreise ist vor allem für nicht-​exklusive Fotografen ab Smaragd-​Status und für exklusive-​Fotografen ab Gold-​Status emp­feh­lens­wert, weil ab dann die Prozentpunkte bei den Kommissionen nur wenig erhöht wer­den und die Verweildauer auf der glei­chen Rankingstufe deut­lich län­ger ist.

Zweitens spielt der Suchalgorithmus eine Rolle: Neben eni­gen ande­ren Faktoren ist vor allem die Anzahl der Verkäufe eines Bildes ein wich­ti­ger Punkt bei der Entscheidung, wie weit oben es bei Suchanfragen ange­zeigt wird. Je öfter und je höher ein Foto den Käufern bei den Suchtreffern gezeigt wird, des­to öfter ver­kauft es sich. Das kann gera­de am Anfang des Lebenszyklus‘ eines Bildes ent­schei­dend sein, ob das Bild ein Bestseller oder ein Ladenhüter wird. Außerdem gibt es bei Fotolia einen Preisfilter, mit dem Leute sich nur Bilder für 1 Credit Startpreis anzei­gen las­sen kön­nen. Da wären 2 Credit-​Bilder dann nicht dabei. Deswegen erhö­he ich die Preise mei­ner Bilder nur, wenn sie sich „bewie­sen“ haben, das heißt, schon häu­fig ver­kauft wur­den. Außerdem kann es sein, dass sich das Verhältnis von Bildansichten und Verkäufen bei einer Preiserhöhung ver­schlech­tert, was wie­der­um eben­falls zu einer Benachteilung der Bilder im Suchalgorithmus füh­ren kann. Das müss­te ich etwas beobachten.

Welche Erfahrungen habt ihr mit Veränderungen eurer Bildpreise gemacht?

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