Wenn ich in meiner neuen „Pimp Your Stock!“-Reihe Stockfotos von Fotografen in die Mangel nehme, muss ich mir das Gleiche von Kollegen gefallen lassen. Deshalb ist hier eine Bildkritik von Douglas Abuelo bei fokussiert.com zu einem meiner Wellness-Wiesen-Fotos erschienen:
Trotz des Lobs gibt es für ihn zwei Dinge zu bemängeln:
[…] Der Fotograf hat mit Hilfe dieser Elemente, der Komposition und der Beleuchtung, eine sehr intensive, beruhigende, frische Atmosphäre mit einer guten Note Freiheit geschaffen. […]
Ein sehr großer und leicht gemachter Schritt in Richtung Perfektion wäre gewesen, die Grashalme, die das Gesicht der Frau verdecken und die, die über ihrem Kopf hängen und scheinen, als wollen sie ihren Hals berühren, zu entfernen. […]
Ein zweites, wenn auch weniger schwerwiegendes Problem, ist das weiße T‑Shirt, das überbelichtet ist. Weiße und schwarze Kleidung ist oft problematisch, wenn man Porträts macht. Weiß ist schnell über‑, schwarz schnell unterbelichtet. […]
Ich gebe zu, einen kleinen Stich habe ich schon verspürt, aber ich nehme es sportlich. Das nächste Mal mache ich es besser.
Die Bildkritik war übrigens anonym, der Kritiker wusste also nichts von mir, meinem Hintergrund oder anderen Fotos von mir. Auch wenn es Überwindung kosten kann, tut es gut, ehrliche Meinungen von Kollegen zu hören, die einem unter dem Strich doch immer weiterbringen.
Wer es selbst ausprobieren will, kann entweder bei fokussiert.com Bilder einreichen oder bei meiner „Pimp Your Stock!“-Reihe.
Ab und zu rezensiere ich Bücher, welche für Stockfotografen interessant sein könnten. Heute widme ich mich einem Buch, welches auf den ersten Blick kaum etwas mit dem Foto-Business oder der Stockfotografie zu tun hat.
Nach dem Lesen bin ich jedoch so begeistert, dass ich eines schon verraten kann: Dieses Buch sollte zur Pflichtlektüre für professionelle Fotografen werden!
Der Kölner Psychologieprofessor Martin Schuster beschäftigt sich in seinem Buch „Fotos sehen, verstehen, gestalten“ mit der Psychologie, die hinter Fotos steht. Warum fotografieren wir? Wie verändert die Fotografie unsere Wahrnehmung? Wie wirken Fotos auf Instinkte? Wie verändert die Portraitfotografie unsere Selbstwahrnehmung?
Antworten zu diesen und viel mehr Fragen liefert das Buch. Prof. Dr. Schuster gibt gleich am Anfang zu bedenken, dass die Fotopsychologie noch in den Kinderschuhen stecke. Trotzdem finden sich viele Aha-Erlebnisse, Thesen zum Nachdenken und für Stockfotografen sogar auch einige praktische Tipps.
Obwohl das Werk wissenschaftlich fundiert ist, liest sich das Buch einfach und flüssig und oft erwische ich mich dabei, wie ich durch Schusters Erklärungen mir bekannte Phänomene besser verstehe.
Hier mal einige Stichpunkte, die ich mir beim Lesen gemacht habe:
Die Wahrnehmung des menschlichen Auges entspricht ungefähr einem Foto mit der Belichtungszeit von 1/125 sek (S. 33). Zusammen mit dem Wissen, dass das 50mm-Objektiv am ehesten dem Blickwinkel unserer Augen entspricht, können wir mit dieser Kombination versuchen, sehr natürlich anmutene Fotos zu machen.
Der gekrümmte Augapfel könnte der grund dafür sein, dass wir bei hohen Gebäuden keine stürzenden Linien wahrnehmen (S. 31).
„Erst als in der Fotografie mit ihrer Momentaufnahme Unschärfe zu einem ‚Merkmal‘ bewegter Objekte wurde, konnte die Unschärfe als Bewegungsvisualisierung, als Metapher für Bewegung, verwendet werden“ (S 33).
Je größer ein Foto zu sehen ist, desto wichtiger ist die Komposition. Der Grund dafür ist, dass bei einem kleinen Foto alle Bildbestandteile sofort vom Auge erfasst werden können. Erst bei größeren Formaten ist es möglich und notwendig, durch eine gelungene Komposition den Blick des Betrachters zu lenken (S. 24).
Die Einstellung der Menschen zum Fotografiert-Werden ändert sich mit der jeweiligen Rechtslage (S. 12).
Mit schönen Fotos finden Menschen Anerkennung: „Wer dem anderen die Welt ’schön‘ machen kann, indem er an neuer Stelle Schönheit entdeckt, kann selber eine schöne Seele reklamieren, kann für diese Dienstleistung Anerkennung und Bewunderung einfordern“ (S. 42).
„Allerdings, so hat sich gezeigt, unterscheidet sich echtes, erfreutes Lächeln durch eine Einbeziehung der Augenregion von künstlichem, aufgesetztem Lächeln“ (S. 119)
Streicheln, Füttern, Verstecken und Händehalten sind ritualisierte Signale einer friedvollen Stimmung, die Schutz und Sicherheit suggeriert (S. 119).
Glück auf Fotos entsteht durch den Kontrast mit Unglück: „Ein ausgewogener Rückblick allerdings – auf Erfolge und Misserfolge – stellt die schönen Erlebnisse in den – auch in der Realität vorhandenen – Kontrast, der sie erst richtig freudig macht“ (S. 235).
Stockfotografen aufgepasst, hier ein besonders hilfreicher Praxistipp:
Wie erreiche ich einen spontanen Ausdruck im Gesicht meines Models?
Das Model bitten, eine Geschichte oder einen Witz zu erzählen.
Das erste Auslösen des Fotoapparats vortäuschen, um danach den entspannten Gesichtsausdruck einzufangen.
Das Model steht mit dem Rücken zum Fotografen und dreht sich auf Zuruf um.
Das Model wird überrascht.
Insgesamt ist das Buch eine Lektüre, welche mein bisheriges Verständnis von Fotografie stark erweitert hat und von der ich merke, dass ich dadurch meine Umgebung noch intensiver beobachte.
Fazit: Eine verständlich geschriebene Pflichtlektüre für alle Fotografie-Interessierte mit vielen Aha-Erlebnissen.
„Mich würden Deine Erfahrungen mit dem Lastolite Hilite interessieren oder ob Du Alternativen kennst/nutzt. Ich überlege, den Hilite zu kaufen und bin daher interessiert an Deiner Meinung.“
Da er nicht der einzige mit dieser Frage ist und ich oft per Mail oder in Foren Fragen dazu bekomme, hier eine Übersicht.
Der angesprochene „HiLite“ von der FirmaLastolite ist ein transportables Hintergrundsystem, vor allem für Freistellergedacht.
Auf meiner Webseite habe ich hier nach einigen Wochen Nutzung eine erste Rezension verfasst. Nach ca. anderthalb Jahren Nutzung kann ich die erste Einschätzung bestätigen, dass das Hauptteil extrem praktisch ist, die dazugehörige Vinylschleppe für den Boden jedoch zu teuer ist. Mittlerweile habe ich einige Flecken durch Abrieb von Stühlen, Tischen und Lederschuhen in dem Vinylboden, die so gut wie nicht zu entfernen sind.
In diesem Making-Of-Video auf Youtube kann das System im Einsatz bei mir gesehen werden.
Mittlerweile habe ich ein kleines Studio, wo ich das Hintergrundsystem nicht ständig auf- und abbauen muss. Wer aber kein Studio hat oder häufig Auftragsarbeiten unterwegs hat, wo er gut ausgeleuchtete Hintergründe braucht, wird mit dem HiLite sehr glücklich werden. Außerdem brauche ich mit dem HiLite weniger Platz im Studio und das Licht wird besser gestreut.
Wer experimentierfreudig ist, kann sich auch daran versuchen, den Hintergrund einzufärben. Hier habe ich dazu einen kleinen Test gemacht. Auf der offiziellen Lastolite-Webseite gibt es ebenfalls ein kurzes Video mit eingefärbtem Hintergrund, wo deutlich der Unterschied zu meiner Version zu sehen ist.
Das Zusammenfalten ist wie bei vielen großen Reflektoren sehr schwierig, nach einiger Übung jedoch machbar. Vor allem die ersten Male ist jedoch Vorsicht angebracht, da eine falsche Faltung schnell dazu führen kann, dass das System nicht mehr stabil steht oder der Stoff nicht richtig spannt.
Es gibt auch andere Wege, einen strahlend weißen Hintergrund auf Fotos zu bekommen. Der gängigste Weg ist, einen vorhandenen weißen Hintergrund etwas überzubelichten. Der Fotograf Zack Arias hat hier eine sehr ausführliche zweiteilige Anleitung geschrieben. Der Nachteil dieser Methode ist, dass sie nicht transportabel ist und der Auf- bzw. Abbau länger dauert. Ich selbst nutze diese Möglichkeit nicht mehr, weil es sich für mich nicht lohnt, zwei verschiedene Hintergrundsysteme zu haben, habe aber in fremden Studios gerne darauf zurückgegriffen.
Ein Nachteil des HiLite-Hintergrundes ist der Preis. Der breite HiLite (mit 1,8 x 2,15 m), den ich nutze, kostet bei Amazon ca. 370 Euro, die dazugehörige Vinylschleppe 115 Euro. Der Kauf lohnt sich deshalb vor allem für die, welche das System für Auftragsarbeiten einsetzen oder wie ich Fotos über Bildagenturen verkaufen.
Die schmalere Variante (1,5 x 2,15 m) kann ich für die Fotografie von Menschen nicht empfehlen. Selbst wenn ein Model bei der breiten Version die Arme weit ausstreckt, können die Hände schnell über den Rand hinausragen. Das schmale Teil eignet sich also „nur“ für klassische Portraits. Mittlerweile gibt es noch eine dritte Größe (2,5m x 2,15m), die etwas mehr Spielraum lässt.
Gibt es noch weitere Fragen zum Hintergrund? Hat jemand Vorschläge, wie es besser, billiger oder cooler ginge, freigestellte Personenaufnahmen zu machen? Ich bin für jeden Kommentar dankbar. x
Es gibt viele Bücher, die versprechen, dass jeder mit seinen Fotos leicht Geld verdienen könne. In loser Folge werde ich einige Bücher vorstellen, die ich zu diesem Thema gelesen habe und deren Inhalt kommentieren.
Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil beschäftigt sich mit „Märkten und Vermarktung“, der zweite Teil mit den „Themen, die sich verkaufen“. Die Übersicht über Märkte, die Fotos ankaufen, Bildagenturen und der Blick in die digitale Zukunft sind hoffnungslos veraltet. In den sieben Jahren zwischen Buchveröffentlichung und heute sind zum einen die Preise stark gefallen und Digitalfotografie ist keine exotische Option, auf die man vielleicht ein Auge werfen könnte.
Ein gutes Beispiel ist der Absatz über gedruckte Kataloge von Bildagenturen (S. 37/38):
„Früher kamen die Kunden persönlich in die Bildagentur und suchten nach geeigneten Bildern. Mit der Zeit begannen die größeren Universalagenturen, Kataloge mit ihren meistverkauften Bildern herauszugeben und zu versenden, damit Bilder telefonisch bestellt werden können. Heute sind diese Kataloge Voraussetzung. Mit Ausnahme von freiberuflichen Bildrechercheuren haben heute nur noch wenige Endnutzer Zeit, um persönlich in die Agentur zu kommen. Sie treffen ihre Auswahl anhand von Bildkatalogen. Ein Universalarchiv, das nicht regelmäßig Kataloge herausgibt, verliert deshalb einen großen Marktanteil. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass ungefähr 70 Prozent der Gesamtverkäufe einer Bildagentur aus Katalogen stammen. […] Für mich persönlich käme keine Bildagentur in Betracht, die nicht mindestens einmal jährlich einen Katalog veröffentlicht…“
Heute druckt so gut wie keine Bildagentur Kataloge mehr, höchstens mal einen kleinen Flyer. Auch die wiederholten Tipps zur Entscheidung zwischen Kleinbild‑, Mittel- oder Großformatkameras sind obsolet geworden.
Der zweite Teil jedoch ist langlebiger. Die inhaltlichen und kompositorischen Tipps, die Frost gibt zu Fotos aus den Bereichen Menschen, Urlaub, Sport, Business, Wirtschaft und Konzepten sind im Großen und Ganzen gültig und hilfreich.
Nur die Hinweise, dass sich Blumen, Haustiere und Landschaften gut verkaufen, stimmen im Zeitalter der vielen Fotoamateure, die ihre Schnappschüsse über Microstock-Agenturen verkaufen, nicht mehr, da die Agenturen zu diesen Themen so zugeschüttet werden, dass sie nur wenige Aufnahmen annehmen.
Für erfahrene Stockfotografen steht kaum etwas Neues drin, Einsteiger in diesem Gebiet werden für die grundlegenden Trends aber dankbar sein. Ich gebe aber gerne zu, dass die Praxistipps für Gegenlichtaufnahmen von Weinflaschen und Wassergläsern selbst mir weitergeholfen haben.
Fazit: Ein veraltetes Buch, was für Anfänger in der Stockfotografie aber vor allem im zweiten Teil hilfreich sein kann.
Es gibt Fotografen, die sagen, das aufgenommene Foto ist das Endprodukt. Andere meinen, erst durch die Bearbeitung kann ein Foto die beste Wirkung entfalten. Ich tendiere zu letzteren und spiele deswegen auch gerne mit Filtern.
Vor kurzem fand ich einen interessanten Filter für Photoshop namens „Fractalius“ von Redfield Plugins.
Dieser sucht im Bild nach „versteckten“ Fraktaltexturen, die entweder hell oder dunkel hervorgehoben werden können. Klingt schwierig, überzeugt je nach Motiv aber als Beispiel.
Ich habe den Filter folgenden verschiedenen Presets getestet, bei einigen aber etwas an den Reglern gedrehtl:
Zusätzlich zu den 14 Presets gibt es 11 Einstellungen wie Radius, Linienstärke, Schärfe und Diffusion, die variiert werden können und einen Zufallsgenerator. Eigene Einstellungen können auch als neue Presets gespeichert werden.
Die Filter auf den Personenfotos finde ich eher schwierig, da muss das Motiv schon sehr kontrastreich mit vielen Linien (Falten o.ä.) sein, damit der Effekt gelungen wirkt. Bei den grafischen Motiven wie Pflanzen, Bäumen, geometrischen Figuren etc. erzielt der Filter jedoch schnell angenehme Effekte.
Für die Nutzung von Fotos bei Bildagenturen ist der Filter nicht anzuraten, für Verkäufe über Postershops, auf Leinwand oder in Galerien kann „Fractalius“ Sinn machen. Aber wie immer gilt: Nicht übertreiben.