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Neue Model Releases und Property Releases von Getty Images

Die Bildagentur Getty Images hat ihre Model Releases und Property Releases erneu­ert. Als welt­weit größ­te Agentur ist sie in der Lage, Industriestandards zu defi­nie­ren. Auch in der Vergangenheit gal­ten die Verträge von Getty Images als was­ser­dicht und wur­den des­we­gen auch ger­ne von Fotografen genutzt, die für ande­re Bildagenturen arbeiteten.

Hilfreich sind sie auch des­we­gen, weil nicht nur eng­li­sche und deut­sche Versionen ange­bo­ten wer­den, son­dern auch die Sprachen Russisch, Polnisch, Französisch, Spanisch, Portugisisch, Chinesisch (tra­di­tio­nell und ver­ein­facht) und Italienisch abge­deckt sind.

Vertrag vorbereitenHier mal die wich­tigs­ten Änderungen:

  • Die Model-​Releases für Erwachsene und Minderjährige wur­den zusam­men­ge­fasst. So braucht man kei­ne zwei ver­schie­de­nen Verträge mehr, z.B. für Eltern und ihre Kinder.
  • Ähnliches gilt für den Property Release. Hier wur­den die Felder „für Privateigentum“ und „für Unternehmenseigentum“ zusammengefasst.
  • Statt „Bilder“ heißt es im Vertrag jetzt nur noch „Medien“ bzw. in der eng­li­schen Version „con­tent“ statt „images“. Das hat den Vorteil, dass die­ser Vertrag nun für Fotos, Videos und Audioaufnahmen glei­cher­ma­ßen genutzt wer­den kann.
  • Es kann jetzt ein eng­lisch­spra­chi­ger Model-​Vertrag für alle eng­lisch­spra­chi­gen Länder genutzt wer­den. Vorher muss­te z.B. für England ein ande­rer Vertrag als für Australien benutzt wer­den, da der Gerichtsstandort fest­ge­schrie­ben war. Dieser Passus ist übri­gens auch manch­mal dafür ver­ant­wort­lich, wenn eini­ge Bildagenturen Model Releases als unzu­rei­chend ablehnen.
  • Das Geschlecht des Models und der Ort des Shootings müs­sen nun ange­ge­ben werden.
  • Im alten Property Releases stand der Passus, dass sicher­ge­stellt wer­de, dass die fer­ti­gen Fotos kei­nen Bezug auf den Ort der Aufnahme machen wer­den. Im Zeitalter der GPS-​Informationen in den IPTC-​Daten kann das nicht mehr garan­tiert wer­den. Wer das ver­mei­den möch­te, muss dann die Ortsangaben aus den IPTC-​Daten löschen.

Für Getty-​Fotografen und auch die Flickr-Mitglieder, wel­che von Getty Images kon­tak­tiert wer­den, sind die­se neu­en Verträge bin­dend. Fotos mit alten Verträgen wer­den nur noch bis zum 30. Mai 2009 angenommen.

Laut dem Branchennewsletter „Selling Stock“ sol­len die neu­en Model Releases auch von istock­pho­to-Fotografen genutzt wer­den. Darüber konn­te ich von istock­pho­to jedoch noch kei­ne Bestätigung erhalten.

Kurze Antwort wegen falscher Urhebernennung

Ich hat­te im Januar hier berich­tet, dass im Nachrichtenmagazin FOCUS ein Foto von der Microstock-​Agentur istock­pho­to abge­druckt wur­de, als Fotocredit jedoch Getty Images genannt wur­de. Vor eini­gen Tagen erhielt ich nun eine Antwort von einer „Client Relation Specialist“ von istock­pho­to Germany. Darin wur­de mir mit­ge­teilt, dass die Zeitschrift kon­tak­tiert wur­de, aber „die Tragweite des Inhalts für eine Gegendarstellung“ nicht aus­rei­che. In Zukunft sol­le das nicht mehr vor­kom­men. Mal sehen, ob es stimmt.

Lohnt sich der Vertrag mit Getty Images über Flickr?

Getty Images geht auf Nachwuchssuche und durch­fors­tet dabei sys­te­ma­tisch die Online-​Bilderplattform Flickr. Fotografen, die den Bildredakteuren von Getty Images posi­tiv auf­fal­len, wer­den ange­schrie­ben, ob sie nicht Fotos bei Getty Images anbie­ten wol­len. Ich habe hier schon die Vor- und Nachteile die­ses Deals beschrieben.

Mann liest Zeitung mit Lupe

Diesmal möch­te ich genau­er auf den Vertrag ein­ge­hen, den Getty Images anbietet.

Die wich­tigs­ten Eckdaten zuerst:

  • Getty Images for­dert Exklusivität (auch für ähn­li­che Motive)
  • Für Bilder, die lizenz­pflich­tig (oder rights-​ready) ver­kauft wer­den, bekommt der Fotograf 30%
  • Für Bilder, die lizenz­frei (royal­ty free) ver­kauft wer­den, bekommt der Fotograf 20%
  • Mindestvertragslaufzeit zwei Jahre, danach auto­ma­tisch Verlängerung um ein Jahr

Von eini­gen Fotografen, die den Getty-​Vertrag erhal­ten haben, habe ich schon Mails bekom­men, weil sie wis­sen wol­len, ob das Angebot gut ist. Um das zu beur­tei­len, müs­sen wir uns vor allem die ers­ten drei Punkte genau­er anschauen:

Was bedeu­tet Exklusivität für Getty Images?

An sich bedeu­tet Exklusivität, dass ein Foto, was über Getty ange­bo­ten wird, nicht woan­ders ver­kauft wer­den darf. Es gibt klei­ne Ausnahmen, dass z.B. die Fotos wei­ter­hin für „nicht kom­mer­zi­el­le per­sön­li­che Zwecke“ oder zur „Eigenwerbung“ genutzt wer­den dür­fen. Außerdem darf der Fotograf selbst „limi­tier­te und/​oder num­me­rier­te Kunstdrucke in limi­tier­ter Auflage“ ver­kau­fen, aber Getty Images darf exklu­siv Drucke der Bilder ver­kau­fen, die nicht limi­tiert sind.

Zusätzlich betrifft die­se Regel jedoch nicht nur Fotos, die bei Getty ange­bo­ten wer­den, son­dern auch „ähn­li­che Inhalte“. Was Getty unter „ähn­lich“ ver­steht, haben sie in einer PDF zur „pla­ce­ment fee coll­ec­tion“ aus­führ­li­cher erklärt. Als ähn­lich gel­ten Getty zufol­ge Bilder, wenn:

  • das glei­che Model ver­wen­det wird
  • die glei­che Kleidung ver­wen­det wird
  • die glei­chen Requisiten ver­wen­det werden
  • die glei­che Location oder Inneneinrichtung ver­wen­det wird
  • die Komposition gleich ist
  • die „Atmosphäre“ gleich ist
  • die Idee, das Konzept oder die „Story“ gleich sind
  • die Handlung gleich ist
  • die Technik gleich ist

Ihr seht, die Ansprüche sind groß und viel­fäl­tig. Vor allem Fotografen, die einen „eige­nen Stil“ haben, wer­den bei sol­chen Anforderungen schau­en müs­sen, ob ihre Bilder sich nicht alle ähn­lich sehen.

Rechtliche Hürden

Um den Getty-​Vertrag anneh­men zu kön­nen, wird eine Steuernummer ver­langt. Wer kei­ne hat, muss sich eine besor­gen und damit auch die Buchführungspflichten (min­des­tens als Kleinunternehmer) erfül­len. Außerdem ver­langt Getty Images, wenn not­wen­dig, Model Releases und/​oder Property Releases. Das sind schrift­li­che Genehmigungen von Personen, die auf den Fotos sicht­bar sind bzw. von den Eigentümern von Privatgrundstücken o.ä. Das kann bei Fotos, die vor Jahren im Urlaub ent­stan­den sind, z.B. schwer zu erfül­len sein.

Wieviel ver­dient der Fotograf?

Am Ende stellt sich die Frage, wie­viel der Fotograf dabei ver­dient. Die 20–30% sind lei­der am unte­ren Ende des Markniveaus. Oder for­mu­lie­ren wir es so: Ich ken­ne kei­ne Bildagentur, die sich traut, den Fotografen weni­ger als 20% zu zah­len. Diese Prozente sind auch unter den Werten, die „nor­ma­le“ Fotografen bei Getty Images erhal­ten, z.B. je nach Collection 30% (Iconica (RR)) bis 40% (Tony Stone (RM). Ich den­ke, Getty wird damit argu­men­tie­ren, dass sie die Bilder auf­wän­dig ver­schlag­wor­ten und tech­nisch „auf­be­rei­ten“ muss.

Wenn Verkäufe nicht über Getty Images selbst, son­dern über Partneragenturen erfol­gen, wird deren Anteil vor­her abge­zo­gen und der Verdienst wird wie­der gerin­ger. Im Vertrag unter Punkt 14 (Lizenzabzüge) ste­hen noch wei­ter Fälle, bei denen der Fotograf weni­ger Geld erhält.

Ob einem die­se Konditionen zusa­gen und der Fotograf bereit ist, sei­ne Fotos exklu­siv her­zu­ge­ben, muss jeder selbst ent­schei­den. Einige Fragen beant­wor­tet Getty Images auch hier.

Da eine Einladung von Getty Images jedoch einer Art Ritterschlag gleich­kommt, wel­che die Aufnahme in den Bildermarkt erlaubt, wäre denk­bar, dass sich eini­ge Fotografen mit ihren bes­ten Bildern bei ande­ren Bildagenturen bewer­ben, die bes­se­re Konditionen als Getty Images anbie­ten. Vor allem für spe­zia­li­sier­te Fotografen kann das sinn­voll sein.

Die Herausforderung ist aber eine ande­re. Ich habe mir von eini­gen Fotografen, die Getty ein­ge­la­den hat, das Flickr-​Portfolio ange­schaut. Einige der Fotografen mein­ten, sie wüss­ten gar nicht, was an ihren Bildern so toll sei und ob sich die­se ver­kau­fen wür­den. Ich habe die­se Motive jedoch schnell erkannt. Ob die Fotografen dann aber auch die rich­ti­gen Bilder raus­su­chen, um damit bei ande­ren Bildagenturen hau­sie­ren zu gehen, ist eine ande­re Frage. Hier wei­se ich dezent auf mein „Pimp My Stock!“-Angebot hin, bei dem ich kos­ten­los Tipps zur Portfolio-​Auswahl gebe.

Wem die­ser Beitrag gefal­len hat, kann mei­ne Artikel auch als RSS-​Feed abonnieren.

Jetzt seid ihr dran: Was meint ihr? Wer hat auch einen Getty-​Vertrag über Flickr erhal­ten? Wie fin­det ihr die Konditionen? Gibt es wei­te­re wich­ti­ge Punkte, die ich nicht erläu­tert habe?

Wieder Spam-​Mails an Models – Achtung, Betrug!

Unkraut ver­geht nicht. Das Gleiche gilt für Spam. Auch wenn mal Botnetze abge­schal­tet wer­den, häu­fen sich danach die Viren per Email, um neue Rechner zu „kapern“, um von die­sen aus neue Spam-​Mails zu ver­schi­cken. Einige die­ser Mails sind an Models und Fotografen gerich­tet. Vor einem hal­ben Jahr hat­te ich schon aus­führ­lich einen Betrugsversuch per Mail an Models vor­ge­stellt, dies­mal wie­der eine Mail, die ger­ne an Models gesen­det wird, um an ihr Geld zu kommen:

Hi,
I am .…..  from the United king­dom and I have a €13.500 pay Fashion job (Assignment) for you. My cli­ent wants to update their Catalog with the new year release Fashion out­fits and i’m inte­res­ted in you for the shoo­ting. I am a Model Agent by pro­fes­si­on with about 23 years experience.While I was sear­ching through the inter­net for a super model, i came across your won­derful pic­tures and pro­fi­le which fits the exact type of Statistics requi­red for the shoot. That is the main reason why I cont­ac­ted you. Find all details for the job below.

JOB LOCATION
The shoo­ting will be held at a ren­ted pho­to­graph­ers stu­dio in your location,so you dont have to worry about travelling,the name and address of the stu­dio will be foward­ed to you befo­re the date of the shoo­ting, so all make up will be taken care of in the stu­dio.. You can also come along with one or two per­sons of your choice on the day of the shooting,your mum, dad, fri­ends, body-​guard and any­bo­dy you wish to come with just for you to feel more comfortable.

JOB DETAILS:
You have 12 dif­fe­rent Fashion out­fits to cover,which would be pro­vi­ded by our cli­ent on the day of the shooting,you are to come with your own foot­wears and any hair colour.

TYPES OF CLOTHES
Jeans and Jackets

JOB PERCENTAGE
The total pay for the jobs is €13.500 and you get 20% as your wage on your first install­men­tal payment.

EXPECTATIONS
You need to have good and attrac­ti­ve pos­tu­res. So I sug­gest you start working out/​training. Basically this is all that is requi­red of you.Please get intouch with me if you will take the job so that we can start up from there.

My best regards,

Der Trick ist immer der Gleiche. Es geht nicht um das Shooting. Darum kön­nen sie ver­spre­chen, was sie wol­len, was gut klingt, was lockt. Es geht um die Anzahlung. Die angeb­li­che Anzahlung wird Dir als Scheck geschickt, jedoch ist die Summer höher als ursprüng­lich ver­spro­chen. Du wirst kon­tak­tiert mit der Bitte, die „ver­se­hent­lich“ zuviel über­wie­se­ne Differenz auf ein ande­res Konto zu buchen. Weil Du den Auftrag haben möch­test, machst Du das. Dann kon­tak­tiert Dich Deine Bank, dass der Scheck nicht gedeckt ist und Du bist Dein Geld los.

Die glei­che Masche wird auch bei Fotografen pro­biert, indem sie für auf­wän­di­ge Shootings gebucht wer­den sol­len. Der Fotograf Joseph Pobereskin beschreibt eine sol­che Mail und die Abzocke aus­führ­lich in die­sem Blogbeitrag.

Deshalb hier noch mal die Warnzeichen, dass ein Model- oder Foto-​Auftrag Betrug ist:

  • Du soll­test einen Scheck bekom­men. Falls Du wirk­lich mal einen bekom­men soll­test, fra­ge Deine Bank, dass sie war­ten sol­len, bis das Geld tat­säch­lich ange­kom­men ist, bevor sie es Dir aus­zah­len. Das dau­ert in der Regel ein bis drei Wochen. Wird bei den betref­fen­den Schecks jedoch nie passieren.
  • Niemand zahlt Dir im Voraus viel Geld für einen Job. Falls Du einen seriö­sen Auftrag bekommst, wird Dir unter Umständen der Flug und das Hotel bezahlt, aber war­um soll­te Dir der Kunde erst das Geld geben und dann hof­fen, dass Du erscheinst?
  • Kein Kunde wird Dir Tausende von Euro hin­ter­her wer­fen, wenn Du nicht bei einer gro­ßen Model-​Agentur bist, von einer renom­mier­ten Fotografen-​Repräsentanz ver­tre­ten wirst oder schon Aufträge für den Kunden gemacht hast. Es gibt genug Models in der Nähe des angeb­li­chen Shootings, die nicht ein­ge­flo­gen wer­den müssten.
  • Niemand zahlt Dir zuviel Anzahlung und ver­langt sie im Voraus wie­der zurück. Stattdessen wür­de das Geld sonst mit Deinem rest­li­chen Honorar ver­rech­net werden.
  • Wenn Du im Voraus etwas bezah­len sollst, um den Auftrag zu bekom­men, ist es sehr wahr­schein­lich Betrug.
  • Große Kunden beherr­schen meist die Grundregeln von Rechtschreibung, Grammatik und Satzbau. Die Leute, die davon leben, betrü­ge­ri­sche Mails zu schrei­ben, oft nicht. Auch wenn Englisch nicht Deine Muttersprache ist, ver­su­che mal, die Anzahl der Fehler in obi­ger Mail herauszufinden.
  • Keine seriö­sen Kontaktdaten: Wenn als Kontaktadressen von Yahoo- oder GMX-​Adressen und als Telefonnummern nur Handy-​Nummern ange­ge­ben sind, ist eben­falls Vorsicht geboten.

Jetzt seid ihr dran. Welche Erfahrungen habt ihr mit unse­riö­sen Angeboten gemacht?

Fotos verschenken leicht gemacht – Model-​Webseite will Bildrechte

Mann gewinnt Pokerchips
Achtung: Wer sich bei der Model-​Webseite modeltxt.com anmel­det und Fotos hoch­lädt, schenkt sie prak­tisch der Webseite. Im Kleingedruckten der AGBs steht in Punkt 6:

By pos­ting Content to any area of the Services, you auto­ma­ti­cal­ly grant, and you repre­sent and war­rant that you have the right to grant, to Model txt an irre­vo­ca­ble, per­pe­tu­al, non-​exclusive, royalty-​free and ful­ly paid, world­wi­de licen­se to repro­du­ce, dis­tri­bu­te, publicly dis­play and per­form (inclu­ding by means of a digi­tal audio trans­mis­si­on), and other­wi­se use Content and to prepa­re deri­va­ti­ve works of, or incor­po­ra­te into other works, such Content, and to grant and aut­ho­ri­ze sub­li­cen­ses of the fore­go­ing. [Hervorhebung von mir]

Frei über­setzt heißt das soviel: Hochgeladene Fotos dür­fen unwi­der­ruf­lich, unbe­fris­tet, ohne Bezahlung welt­weit von der Firma benutzt wer­den und auch wei­ter an ande­re lizen­siert wer­den. Da soll­te sich jeder zwei Mal über­le­gen, ob einem das die Mitgliedschaft wert ist.

Das ist nicht die ein­zi­ge Webseite, die so weit­rei­chen­de Rechte for­dert. Adobe und ande­re haben es auch schon ver­sucht. Wir irgend­wo Fotos hoch­lädt soll­te also wirk­lich die­se ellen­lan­gen win­zig gedruck­ten Texte lesen. Bei Online-​Texten kann ja zumin­dest mit „Strg+F“ nach Wörtern wie „rights“ gesucht wer­den, das erleich­tert die Sache.

Gefunden beim Photo Attorney.