Schon vor einer Weile hatte Tanja in einer Gruppe einen Facebook-Post veröffentlicht, weil sie nicht verstanden hat, warum ihre Bilder bei Shutterstock wegen „possible Trademark violation“ abgelehnt wurden.
Ich habe ihr angeboten, mir die Bilder anzusehen und hier in einer „Pimp My Stock!“-Folge zu besprechen.
Beim ersten Bild wird Shutterstock vermutlich unten links das beleuchtete Ladengeschäft mit dem Schriftzug des Laden-Namens gestört haben. Dazu kommen die beleuchteten Häuser, die man bei sehr strenger Auslegung (welche Shutterstock nutzt), als „temporäre Lichtinstallation“ sehen könnte, welche urheberrechtlich geschützt sein könnte. Das berühmteste Beispiel ist der Eiffelturm in Paris bei Nacht. Bilder vom Turm am Tag dürfen kommerziell angeboten werden, Bilder bei Nacht nicht, eben wegen der Lichtinstallation, selbst wenn strittig ist, ob sie wirklich noch als „vorübergehend“ anzusehen ist.
Hier wieder das gleiche Problem: „Lichtinstallation“ an den Häusern und hinten rechts ist in der 100%-Ansicht ein Werbeschild lesbar und unten links in der Ecke könnte bei voller Auflösung auch etwas markenrechtlich Geschütztes erkennbar sein. Auch die Flagge könnte die Ablehnung ausgelöst haben, wenn sie von einem unwissenden Bildredakteur nicht korrekt erkannt wurde.
Ui, Jahrmärkte. Selbst in der verkleinerten Ansicht erkenne ich schon einige Namen von Schausteller-Buden, welche Probleme bereiten könnten. Auch die Bilder auf den Buden (z.B: unten links) könnten problematisch sein, weil der Urheber der Bilder daran Rechte halten könnte. Generell gilt aber zusätzlich auch hier wieder das Thema „Lichtinstallation“.
Auch hier wieder: Lichtinstallation und unten links gut lesbar der Name der Weinstube.
Lichtinstallation und rechts der Name vom Hofbräu-Zelt.
Ich wiederhole mich etwas: Lichtinstallation und hinten an den Häusern die Firmen- sowie Restaurant-Namen sind problematisch.
Und ein weiteres Mal: Lichtinstallation und links der Name des Geschäfts an der Markise. Je nach Auflösung der Kamera könnte selbst das Logo auf dem Regenschirm rechts sowie das Logo vom Rucksack (ggf. auch etwas Geschütztes am Kinderwagen) erkennbar sein.
Hier diesmal „nur“ die Lichtinstallation, diesmal auch recht eindeutig, wenn eine künstlerische Leistung deutlich erkennbar ist, welche bei den geraden Lichterketten an den Hausdächern ggf. nach strittig gewesen wäre.
Wie ihr seht, sind es oft Kleinigkeiten und Dinge, die auf den ersten Blick nicht jedem ersichtlich sind, welche zu Ablehnungen bei Bildagenturen führen können.
Wenn ihr mir ebenfalls einige Bilder schicken wollt für eine „Pimp My Stock!“-Folge , findet ihr hier alle notwendigen Informationen.
Was war eure kurioseste (aber gerechtfertigte) Ablehnung?
Heute gibt es wieder eine neue Folge von „Pimp My Stock!“. Hier beurteile ich Bilder von Leserinnen und Lesern auf ihre Verkaufschancen und gebe Tipps zur Verbesserung.
Matthias schrieb mir diese lange, aber dennoch spannende Mail:
„Lieber Robert,
mein Name ist Matthias, 34, und eigentlich arbeite ich auf der „anderen Seite“, ich leite nämlich die Vertriebsmarketingabteilung eines Medienhauses. Wir arbeiten dort auch sehr viel mit Stockfotos, aber auch eigenen Fotoproduktionen, wenn wir unsere Werbemittel entwickeln (wir machen fast alles inhouse und nicht mit Werbeagenturen). Ich bin also was Werbung und Marketing betrifft durchaus Profi und arbeite seit 17 Jahren in dem Bereich, komme aber mehr von der Konzepter- und mittlerweile Managementseite. Wobei es wirklich Vorteile hat auf beide Seiten zu schauen und man entwickelt ein größeres Verständnis.
Vor drei Jahren ist mein Sohn geboren, was ich kurz vorher zum Anlass genommen habe mir eine Canon 650D zu kaufen, ich wollte einfach mehr als Handyfotos haben. Irgendwann habe ich mich dann auch mal intensiver mit Blende und Co auseinandergesetzt, Fotokurse besucht, TfP-Shootings gemacht und Youtube-Tutorials aufgesaugt. Als Adobe Adobe Stock so gepusht hat und das Lightroom PlugIn herausgebracht hat, habe ich mich auch mit dem Stockbereich mal auseinandergesetzt und habe angefangen meine Fotos bei Adobe Stock / Fotolia anzubieten. Weniger um damit Geld zu verdienen, sondern einfach, damit meine Fotos nicht nur auf der Platte liegen, sondern ein bißchen was von der Welt sehen. Das war auch ungefähr der Zeitpunkt, als ich auf deinen Blog gestoßen bin und mir auch Dein Buch geholt habe. An der Stelle ein großes Danke schön dafür, dass Du Dein Wissen auch im Blog so freimütig teilst. Mir hat das sehr geholfen.
Seit ungefähr vier, fünf Monaten habe ich einen gewissen Ehrgeiz entwickelt, habe deutlich mehr hochgeladen und biete meine Fotos auch bei Shutterstock an, vor 2 Wochen Dreamstime und vor ein paar Tagen die „Bewerbung“ bei iStock.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Du in Deiner Rubrik „Pimp my Stock“ Dir auch mal meine Fotos anschauen könntest.
Vielleicht noch ein paar Rahmendaten, die, wie auch die gesamte Mail, gerne veröffentlicht werden dürfen, da ich es auch immer sehr interessant finde, wenn Du in Deinem Blog darüber berichtest:
Die ersten Monate bei Adobe Stock habe ich nicht wirklich viel gemacht (die ersten 50€ waren erst im April 2017, nach knapp 10 Monaten zusammen) und habe auch einfach Erfahrungen gesammelt. Das erklärt auch die hohe Ablehnungsquote. Ich bin z.B. auf den Gedanken gekommen, Schiefertafeln in Photoshop mit Text zu kombinieren („Herzlich Willkommen“, „Tagesmenü“, etc) und habe direkt mal 30–40 fertig gemacht und hochgeladen. Da war, glaube ich, der Effizienzmanager in mir mehr am Werk als der Kreative. Adobe Stock war aber mit meiner Bearbeitung nicht zufrieden und hat alle abgelehnt. Sowas ist mir zwei, drei Mal passiert.
Mein Tipp für Anfänger: Wenn ihr etwas Neues ausprobiert, immer erstmal nur ein oder zwei Bilder testweise hochladen.
Auch ansonsten habe ich in dem Bereich natürlich Lehrgeld bezahlt. Meine ersten isolierten Objekte schauen grausig aus, bei ein paar Bildern hab ich im falschen Farbprofil exportiert und es zu spät gemerkt oder bin im Nachhinein einfach mit der Bearbeitung nicht zufrieden, und eigentlich möchte ich sie auch aus meinem Profil löschen. Jedoch versuche ich gerade erstmal Masse aufzubauen. Und Übung macht bekanntlich den Meister. Im Stockbereich muss man mittlerweile glaube ich einfach auch ein bißchen Geduld haben und dran bleiben. Man muss auch klar sagen, das ich oft technische Schwierigkeiten/Ablehnungsgründe (Artefakte, Rauschen etc) habe, da ich mit einer Canon 650D und Kit-Objektiven (18–55mm & 55–250mm) und ner 50mm Festbrennweite arbeite. Solange man nicht zuhause unter kontrollierten Bedingungen arbeitet, kann das dann schon mal eng werden mit ISO und Co. Zu Weihnachten werde ich mir aber selber ne Canon 5D Mark 3 oder 4 (mal schauen was der Geldbeutel sagt) und das Canon 24–105mm Objektiv schenken.
Für 2018 habe ich mir vorgenommen, deutlich gezielter zu arbeiten und vor allem auch mit Models. Bisher war mir das einfach zu viel Aufwand, auch vor dem Hintergrund der technischen Ausstattung und meiner Lernkurve. Ganz sicher sind meine Bilder auch noch nicht werblich genug, sondern sehr oft mehr Natur und Reisefotografie, oder es gibt die Motive bereits zu oft und besser. Daher versuche ich in letzter Zeit vor allem Sachen zu fotografieren, die für mich leicht machbar sind, es aber trotzdem nicht überall gibt. Im Fall meiner Heimat Rheinhessen sind das z.B. Sachen rund um das Thema Wein, Weinberge und romantischer Rhein und oft mit dem Keyword „Rheinhessen“. Das wird zwar sicherlich seltener gesucht als „Toskana“, aber bei allen Bildbibliotheken gibt es dazu nur dreistellige Suchtreffer.
Im Anhang findest Du folgende Bilder in niedriger Auflösung, die Namen sind online sprechender, ich habe jetzt nur vereinfacht:
Bingen Panorama – Mit 17 Verkäufen (Adobe) mein am häufigsten verkauftes Bild, das ich persönlich aber aufgrund des Dunst im Himmels und generell der zu heftigen Bearbeitung gar nicht mal mehr mag.
Marktszene – Mit 10 Verkäufen (Adobe) mein dritthäufigstes Bild, mit dem ich eigentlich ganz happy bin, vielleicht habe ich es mir beim aussoften im Hintergrund etwas zu einfach gemacht.
Hyazinthen Willkommen – Noch gar nicht verkauft, aber ich mag es, und hab da eine ganze Serie in verschiedenen Arrangements von gemacht.
Fahrräder im Hafen – Noch gar nicht verkauft, aber ich mag die Szenerie und hab aus dem Hafen dort eine Menge Fotos mit gebracht, die Lichtstimmung und die alten Schiffe, das war echt toll.
Student schreibt in Notizbuch - Noch gar nicht verkauft und ich glaube, das einzige Bild mit einem erkennbaren Menschen und Release. Etwas langweilig, aber nun gut. Ich wollte da vor allem testen, wie das mit den Releases so funktioniert.
Schilf – Noch gar nicht verkauft.
Lavendelstrauß – Noch gar nicht verkauft, aber eines meiner persönlichen Lieblingsbilder.
Blattgold Porträt – Das Bild habe ich noch nicht online gestellt, mich würde aber Deine Meinung dazu interessieren. Taugt so etwas?
60s Porträt & 60s Sofaszene – Das sind Bilder aus einem früheren TfP-Shooting, d.h. die sind nicht für Stock freigegeben, sondern nur für nicht-kommerzielle Veröffentlichung. Was ich übrigens nicht mehr machen würde, sondern immer direkt ein vernünftiges Release, weil ich die Fotos aus dem Shooting sehr mag und die gerne verkaufen würde, vielleicht spreche ich nochmal mit dem Model… Aber mich würde interessieren, wie Du die Chancen dieser Fotos für Stock sehen würdest.
Nun ist diese E‑Mail doch länger geworden, als gedacht, ich hoffe Du legst es mir als das aus, was es ist: Begeisterung für das Thema.
Alles Gute und wenn Du es schaffst ein Feedback zu den Bildern zu geben auch schon mal vielen Dank.
Viele Grüße, Matthias“
Nach dieser sehr ausführlichen Einleitung wollen wir uns direkt die Fotos von Matthias anschauen:
Diese Aufnahme von Bingen ist ein gelungenes Landschaftsbild und auch wenn dem Fotografen die heftige Bearbeitung nicht so zusagt, sind gesättigte Landschaftsfotos im Microstock-Bereich stark gefragt, mehr dazu siehe Folge 48.
Der Dunst kann übrigens in Adobe Lightroom oder Camera Raw mit dieser „Dunstfunktion“ reduziert werden, wenn das gewünscht ist.
Diese Marktszene eignet sich zum Verkauf, weil sie zum einen das bunte, frische Gemüse in den Mittelpunkt rückt und trotzdem das geschäftige Treiben im Hintergrund erkennbar ist. Die fehlende Preise und nicht erkennbare Schilder und Menschen sorgen für universelle Anwendungsmöglichkeiten, die nicht auf eine bestimmte Region beschränkt sind.
Der Weichzeichner hätte in der Tat etwas sauberer eingesetzt werden können, aber die Entscheidung für den Einsatz war insgesamt eine gute Wahl, weil das Bild sonst wegen erkennbarer Personen deutlich schwerer in die Bildagenturen zu bekommen wäre.
Hm, auf den ersten Blick wirkt das Bild ganz stimmig, aber insgesamt gibt es einige Details, welche die Verkäuflichkeit einschränken, Als erstes stört mich die Rolle Garn. Für mich gibt es da keinen Zusammenhang zum „Willkommen“-Konzept. Höchstens bei einem Arrangement zum Thema „Gartenarbeit“ könnte er vielleicht Vverwendung finden, aber als Willkommensgruß ist es das falsche Symbol. Das Herz hat auch nicht so recht die „typische“ Herzform, wel es stark gestaucht ist. Den Vogel über dem großen W hätte ich retuschiert, weil er vom Text ablenkt und auch als irritierender Fleck wahrgenommen werden könnte. Die Bearbeitung der Schatten ist auch nicht ganz ideal. Zum Beispiel sieht man links, wie der Schatten am Bildrand schlagartig aufhört. Insgesamt ein gutes Bild, was aber mit mehr Überlegung besser umgesetzt werden könnte.
Dieses Bild vom Fahrrädern am Hafen überzeugt mich leider nicht als Stockfoto. Es ist vor allem im Hintergrund viel zu unruhig un die Form der Fahrradständer ist etwas untypisch, was irritiert. Insgesamt fehlt euch etwas das Konzept. Für „Gesundheit durch Fahrradfahren“ fehlt die Bewegung, für „Urlaub“ fehlt das Bunte, für „Hafen“ ist zu wenig vom Hafen zu sehen und so weiter.
Bei diesem Mann mi Notizbuch gibt es fotografisch wenig auszusetzen. Die Vignettierung mag Geschmackssache sein, mir ist sie etwas zu stark. Der starke Anschnitt verhindert auch, dass Designer sich ggf. selbst den nötigen Anshchnitt croppen können, das schränkt also die Verkäuflichkeit ein. Zu überlegen wäre noch gewesen, ob etwas sichtbarer Inhalt auf dem Notizblock das Bild mehr in eine Richtung gelenkt hätte und somit die Verkäuflichkeit erhöhen könnte. Zwar verkauft sich „generisches“ Material gut, aber zusätzliche konkretere Varianten können besser den „Long Tail“-Markt bedienen. Zum Beispiel macht es einen großen Unterschied, ob der Mann eine Skizze zeichnet (Künstler, Kunststudent), ein Haus oder Grundriss entwirft (Architekt), Zahlen (BWL-/Mathestudent) oder Text (Dichter, Journalist, generell Lernen) schreibt.
Insgesamt ist der Look etwas dunkel und farblos, hellere Kleidungs hätte hier sicher geholfen.
Dieses Schilf-Bild hat sich noch nicht verkauft und ich mache dem Fotografen da auch wenig Hoffnungen. Schilf ist nicht die optisch ansprechendste Pflanze und auch die Nutzungsmöglichkeiten sind beschränkt. Dazu kommt, dass Käufer, welche die Vorteile von Schilf herausstellen wollen, sicher Bilder ohne braune Enden an den Blättern bevorzugen würden. Kaum ins Gewicht fällt dann noch, dass oben links und rechts etwas unmotiviert Teile weiterer Schilfpflanzen ins Bild ragen und retuschiert werden sollten.
Wie dem Fotografen gefällt auch mir dieses Foto vom Lavendel. Es ist auch harmonisch und schlicht gestaltet, mit einer hellen, ruhigen Fläche rechts als Textfreiraum, der Fokus liegt erkennbar auf dem Lavendel, der sich durch das Lila leicht vom Rest des Bildes abhebt. Zwar ist die Konkurrenz bei solchen Motiven hoch, aber das Foto kann optisch gut mithalten.
Das Portrait einer jungen Frau mit Blattgold im Gesicht. Hier stellt sich mir sofort die Frage: „Warum?“ Warum ist die Frau nackt und hat Blattgold im Gesicht? Für ein „Fashion“-Bild ist das Licht etwas zu schlicht und die Frisur zu „normal“ und das restliche Make-Up zu nüchtern. Als positive Beispiele mögen hier Valua Vitaly* oder George Mayer* dienen.
Wie oben schon erwähnt stört auch hier der nicht zu rechtfertigende Anschnitt oben an den Haaren. Die Verkäuflichkeit würde ich deshalb insgesamt als gering einschätzen.
Bei diesem 60s-Portrait bin ich nur auf das Konzept gekommen, weil der Fotograf es mir geschrieben hat. Ohne Hinweis hätte ich nicht erraten, dass hier ein 60s-Look gezeigt werden soll. Vielleicht liegt es aber auch einfach an meiner Unkenntnis. Davon abgesehen finde ich die Kontraste zu stark, da in den schwarzen Haare keine Zeichnung mehr zu sein scheint. Die Verwendungsmöglichkeiten für solche Motive sind auch gering. Für Friseure zu wenig Haare sichtbar, für Make-Up-Firmen zu wenig und zu dezent geschminkt, für andere Branchen durch die Kunstblumen-Deko im Vordergrund unbrauchbar.
Diese 60s-Variante finde ich etwas gelungener. Schnell ins Auge fällt jedoch der Hintergrund, was aufgrund der leichten Wiedererkennbarkeit für Agenturen auch ein Grund sein könnte, nach einem Property Release zu fragen. Ich finde das Foto auch zu dunkel und kühl, um ein gutes Stockfoto zu sein.
Insgesamt sind die Fotos technisch und kompositorisch gelungen, nur inhaltlich sollte etwas stärker an Konzepten gearbeitet werden, um eine Aussage klar rüberzubringen. Bei einigen Bildern klappte das schon sehr gut, bei anderen ist Potential noch oben.
Wer ebenfalls kostenlos mitmachen und mir seine Fotos für eine „Pimp My Stock!“-Folge schicken will, findet hier alle notwendigen Informationen.
Diese Folge von „Pimp My Stock!“ will ich etwas anders aufziehen. Normalerweise bespreche ich jedes gezeigte Bild einzeln, aber da fast alle der eingesandten Bilder super und kaum verbesserungsfähig sind und nur eins davon abgelehnt wurde, gehe ich gleich einen anderen Weg. Erst mal aber die Vorstellungsmail des heutigen Teilnehmers:
„Hallo Robert,
ich heiße Felix und bin 18 Jahre alt. Ich fotografiere nun schon seit Weihnachten 2014 mit meiner Nikon D5000 und hab mir mein Wissen hauptsächlich über YouTube-Videos angeeignet. Dabei bin ich irgendwann einmal auf Stock-Fotografie gestoßen und wollte aber noch warten bis ich 18 bin und alles selbst regeln kann. Doch mein Interessensfeld hat sich im Sommer letzten Jahres vor allem um Bildmanipulation und Composing verdichtet.
Auf Instagram bin ich dann zu Beginn 2017 voll mit Composings aus kostenfreien Bildern anderer durchgestartet (z.B. www.unsplash.com). Doch der Reiz die Bilder zu nehmen, die „jeder“ Editor auf Instagram verwendet, hat irgendwann nachgelassen und mein Ziel war jetzt nach einem Alleinstellungsmerkmal zu suchen: die eigene Fotografie.
Vor ein paar Wochen ist mir mein altes Vorhaben – die Stock-Fotografie – wieder eingefallen und ich hab mich direkt im Internet nach Ratschlägen umgeschaut. Dadurch bin ich auf deinen tollen Blog gestoßen und möchte mich bei der Gelegenheit auch mal für all deine Mühen und Tipps bedanken.
Heute sind auch die ersten Mails mit angenommenen Bildern auf Adobe Stock reingeflattert – meine Freude war groß. Doch ein Bild was ich persönlich super finde wurde nicht angenommen, mit der Begründung: „Der Grund für die Ablehnung lautet: Fehlender ästhetischer oder kommerzieller Anspruch “ .
Nun hab ich noch ein paar Fragen:
1) Was kann ich verbessern an dem besagten Bild?
2) Kann ich das Ranking der Bilder irgendwie beeinflussen?
3) Darf ich Bilder, die ich auf Adobe Stock anbiete auch noch auf Instagram veröffentlichen?
4) Sollte ich Keywörter auf Englisch oder Deutsch angeben? Denn die Übersetzung ist in beide Richtungen meist sehr fraglich. (Bei meiner Verschlagwortung hab ich Englische Begriffe genommen, um den Internationalem Markt anzusprechen – diese wurden aber nun ins Deutsche übersetzt und ergeben nicht soviel Sinn …)
5) Generelle Kritik oder Verbesserungsvorschläge sind äußerst willkommen!
Meine Ziele in dieser Branche hab ich noch nicht klar gefasst, da es nun erstmal ein „hineinschnuppern“ ist und ich noch kaum Erfahrungswerte gesammelt hab.
Meine Auswahl an „verkaufsfähigen“ Bildern ist noch nicht so groß, deshalb sind im Anhang nur jene, die ich auch auf Adobe Stock schon veröffentlicht habe.
Vielen Dank für deine Zeit und sonnige Grüße vom Bodense,
Felix Sechser
Als letzte kleine Anmerkung noch:
Meine erste Ablehnquote : Annahmequote war: 1:11. War das einmaliger „Zufall“ oder passiert das häufiger?“
Es geht um die folgenden Bilder, von denen die ersten zehn gezeigten alle bei Adobe Stock angenommen wurden. Nur das letzte Bild wurde abgelehnt.
Ich bin mal ganz ehrlich:
Der genannte Ablehnungsgrund „Fehlender ästhetischer oder kommerzieller Anspruch“ ist sicher unpassend. Die Ablehnung erfolgte sehr wahrscheinlich, weil das zehnte Bild den anderen neun Bildern einfach viel zu ähnlich sieht. Durch das „eingefrorene“ Wasser ist es auch nicht ganz so universell nutzbar wie die anderen Motive. Insofern kann ich die Entscheidung der Bildredaktion komplett nachvollziehen. Andere Fotografen würden sich über diese Quote sehr freuen, insofern sehe die Ablehnung eher als Lektion, weniger ähnliche Bilder vom gleichen Shooting zusammen hochzuladen.
Insgesamt sind die Fotos genau das, was Stockagenturen gerade suchen: Authentische, ästhetisch ansprechende Fotos, die den Lebensstil einer jungen Generation abbilden. Sind also aus Stocksicht sehr gefragt und wenn Felix in diesem Stil weitermacht, sollte seinem Erfolg wenig im Wege stehen.
Angesichts dessen, dass neun der zehn Fotos hochformatig waren, möchte ich noch den Tipp mitgeben, dass sich das Verhältnis von vertikalen und horizontalen Motiven mindesten die Waage halten sollte, im Zweifel mit einem leichten Übergewicht der horizontalen Bilder.
Dieser Tipp passt zu Felix‘ zweiter Frage, wie er sein Ranking verbessern kann. Eine sehr ausführliche Übersicht mit Ranking-Faktoren habe ich kürzlich hier veröffentlicht und ich empfehle jedem die gründliche Lektüre. Aufgrund des beliebten „Ziegelstein“-Layouts der Suchergebnisse bei vielen Bildagenturen werden vertikale Bilder prozentual auch viel kleiner dargestellt als horizontale Fotos, was die Thumbnails der waagerechten Fotos viel attraktiver für Käufer macht.
Frage 3: Ja, Fotos, die bei Adobe Stock hochgeladen werden, dürfen auch bei Instagram gezeigt werden.
Ob deutsche oder englische Keywords sinnvoller sind, darüber streiten sich die Geister. Ich verschlagworte in deutsch und auch die offizielle Empfehlung von Adobe Stock ist, in der eigenen Landesprache zu verschlagworten. Das kann sich jedoch ändern, falls die Suchalgorithmen angepasst werden.
Wer ebenfalls kostenlos mitmachen und mir seine Bilder zur Besprechung schicken will, findet hier alle notwendigen Informationen.
Heute gibt es wieder eine Folge von „Pimp My Stock!“, wo Leute mir ihre Stockfotos schicken, damit ich sie einer fundierten Kritik unterziehen kann. Diesmal ist Eike an der Reihe. Er schreibt:
„Hallo Robert,
ich bin 24 Jahre alt, komme aus Bayern und habe im Februar diesen Jahres erst richtig mit der Fotografie angefangen und bin seitdem Feuer und Flamme. Meine Ausrüstung setzt sich aus der Sony Alpha 6000, 16–50mm Kit-Objektiv, 18–105mm Sony-Objektiv und dem 12mm Super-Weitwinkel-Objektiv von Samyang zusammen.
Relativ schnell bin ich dann auf die Stockfotografie gekommen, habe mir dein Buch gekauft und mich auf dieses Thema gestürzt.
Besonders deine Kategorie „Pimp my Stock“ hat es mir angetan und mir schon viel weitergeholfen. Ich betreibe die Stockfotografie als Hobby neben meinem Beruf, investiere aber momentan jeden Tag mehrere Stunden in die Fotografie und Bearbeitung.
Am Anfang habe ich angefangen, möglichst viel aus meinem häuslichen Umfeld zu fotografieren und hochzuladen, was ich mittlerweile als Fehler einschätze. Ich habe des Öfteren den Tipp gelesen, möglichst schnell ein großes Portfolio aufzubauen und habe daher auch mittelmäßige Bilder hochgeladen. Jetzt spiele ich mit dem Gedanken diese älteren Fotos wieder zu löschen.
Nun habe ich mich mehr mit der Stockfotografie beschäftigt und würde ich gerne wissen, ob ich mich auf dem Holzweg befinde oder meine Bilder gut verkäuflich sind. Seitdem ich Anfang März angefangen habe, habe ich innerhalb von 40 Tagen ca. 50 Bilder verkauft und 19 Dollar verdient. Mein Portfolio umfasst mittlerweile etwa 300 Bilder.
Ich lade über die Software „StockSubmitter“ gleichzeitig bei etwa 10 Stockseiten meine Bilder hoch. 75% der Einnahmen werden jedoch von Shutterstock generiert (35 Bilder von 50). Ist das ein guter Start in die Stockfotografie? Ich bin damit eigentlich relativ zufrieden, habe aber keinerlei Vergleichswerte, was am Anfang zu erwarten ist.
Stutzig macht mich nur, dass der Großteil meiner Bilder keinen einzigen „view“ hat und diese anscheinend ganz am Ende der Suchlisten auftauchen. Ich hoffe, das bessert sich noch in Zukunft?
Momentan teste ich eine Vielzahl unterschiedlicher Themen aus, um meine „Richtung“ in der Stockfotografie zu finden. Isolierte Bilder, Stilleben – mit und ohne Copyspace – , Landschaftsaufnahmen und Architektur, aber auch Photoshop-Composing findet sich in meinem Portfolio. Würdest du die breite Aufstellung eher als Vorteil oder Nachteil sehen?
Besonders reizt mich an der Stockfotografie die Kreativität, einen bestimmten Gedanken fotografisch umzusetzen.
Mittlerweile lade ich keine Schnappschüsse mehr hoch, sondern nur speziell für die Stockfotografie erstellte Bilder.
Richtig Freude bereitet es mir dann, wenn sich die Arbeit und die Gedanken ausgezahlt haben und das Bild tatsächlich gekauft wird, das Geld ist für mich eher zweitrangig.
Leider werden oft die extra für die Stockfotografie produzierten Fotos trotzdem nicht gekauft, was mich wiederum verunsichert.
Lange Rede kurzer Sinn, ich würde mich sehr über eine Fotokritik von dir freuen und finde es besonders toll, dass du dein Wissen über die Stockfotografie mit uns teilst!
Meine Bilder: https://www.shutterstock.com/g/Likee68
Eine Frage hätte ich noch bezüglich property-releases. In meiner Nähe befindet sich ein bekanntes Gebäude, das ich gerne fotografieren und verkaufen würde. Dabei werden diese Fotos oft mit der Bemerkung abgelehnt, dass der property-release fehlt. Deshalb habe bei der Verwaltung des Gebäudes angerufen. Diese versicherten mir, dass Bilder von dem Haus ohne Einschränkungen verkauft werden dürfen. Die Verwaltung selbst will aber keine property-releases ausstellen, da ihn dies zu aufwendig ist. Wie gehst du damit um? Muss ich weiterhin mit einer hohen Ablehnungsquote rechnen?
Vielen Dank!“
In seiner Mail sind einige Fragen enthalten, die ich nach der Bildbesprechung beantworten will. Schauen wir uns erst mal seine Bilder an. Zu jedem Bild gibt es erst einen Kommentar von Eike, bevor ich antworte:
„1. – Noch nicht verkauft – Liegt es am zu kleinen Copyspace oder der fehlenden Nachfrage? Schlagworte gehen in Richtung Champion, Sieger etc.“
Das Problem bei diesen Spielfiguren-Konzept-Bildern ist, dass sie sehr einfach, schnell und günstig nachzumachen sind und deshalb auch seit Jahren von vielen Fotografen umgesetzt werden. Selbst in den kostenlosen Bilddatenbanken gibt es da haufenweise Konkurrenz. Trotzdem lassen sich hier natürlich die Verkaufschancen steigern. Ich würde das Bild spiegeln, damit der Textfreiraum rechts ist, weil das mehr der europäischen Leserichtung entspricht und rechts den Hintergrund auch noch etwas erweitern. Mit dem „inhaltsbasierten Füllen“ (konkreter hier „inhaltsbasiertes Freistellen“) von Photoshop geht das sehr einfach.
„2. – Noch nicht verkauft – Ist das Bild zu simpel? Ich habe auch beschriftete Varianten erstellt, rechne aber nicht damit, dass jemand genau diese Beschriftung haben möchte und tendiere zum leeren Copyspace.“
Das Bild ist grundsätzlich gut gelungen und mir gefällt vor allem die Kombination von grafischen Elementen und der menschlichen Hand. Aber wie beim ersten Bild verkümmert hier der Textfreiraum links, während Kunden diesen lieber rechts platzieren, vor allem, da sich hier links der gerade Rand des Pfeils als Abschluss geradezu anbietet. Außerdem ist die Vignettierung der Ränder recht deutlich zu erkennen und sollte in Photoshop entfernt werden.
„3. – Noch nicht verkauft – Wurde teilweise abgelehnt mit der Begründung „Belichtungsproblem“. Dabei wollte ich genau diese nächtliche Einbruchsstimmung transportieren.“
Thematisch ist das Bild von einem Einbruch super als Stockfoto geeignet. Der Blitz ist natürlich sehr hart und hätte etwas (nicht viel) weicher gestaltet werden können. Manchmal hilft es auch, gegenüber der Bildagentur zu argumentieren, dass die abgesoffenen schwarzen Stellen zum Bildkonzept gehören. Ich meine jedoch auch einen grünlichen Farbstich wahrzunehmen. Dieser sollte vorher noch korrigiert werden und wenn wir schon dabei sind, würde ich auch den Punkt-Lichtreflex auf dem gelben Griff entfernen, weil er zuviel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Noch besser wäre es auch, wenn eine Stelle gewählt worden wäre, wo die Wand nicht nach Rohbau aussieht.
„4. – 2 Mal verkauft – Vermutlich ist das Bild zu dunkel, um erfolgreicher zu sein? Ist die Nische zu klein?“
Das Bild von der Schnittverletzung ist in der Tat etwas dunkel, aber insgesamt ist es ein gut durchdachtes Stockfoto, was langfristig sicher seine Kosten wieder einspielen wird. Auffällig ist oben links das Astloch im Holzmuster, was ich reflexartig entfernt hätte.
„5. – Noch nicht verkauft – Ist der Business-Markt zu übersättigt? Ich habe in dieses Foto einen Gegenlicht-Effekt eingebracht, wirkt er passend?“
Das Foto ist ebenfalls wieder thematisch super. Klar ist der klassischen Business-Handshake oder wie hier die Visitenkarten-Übergabe sehr gesättigt, verkauft sich aber immer noch. Den Gegenlicht-Effekt finde ich passend und wertig. Störend ist eher der Lichtreflex genau auf der Visitenkarte. So wird das Bild optisch in zwei Seiten geteilt, obwohl ja genau das Gegenteil, das Miteinander und Zueinanderfinden, ausgedrückt werden soll.
„6. – in anderen Versionen schon 5 Mal verkauft – Wirkt das Composing auf dich professionell oder eher laienhaft? Die Bilder zum Thema „Cybersecurity“ gehören zu meinen erfolgreicheren.“
Auch hier ist die Idee gut und die Umsetzung brauchbar, lässt sich aber verbessern. Die Schriftart beim Wort „Scanning…“ rechts passt nicht ganz zum maschinellen Charakter des Scanvorgangs, da in Automaten meist andere Schriftarten verwendet werden. Das Bild könnte auch noch mit einigen SciFi-Flares (zum Beispiel hier bei RAWexchange*) aufgemotzt werden.
„7. – Noch nicht verkauft – Ich dachte bei diesen Fotos an einen Arzt, der seine Hände desinfiziert und wäscht. In diese Richtung habe ich es auch verschlagwortet.“
Ein Foto vom Waschbecken und der Hebel vom Wasserhahn ist abgeschnitten? Das geht gar nicht. Außerdem ist auch hier wieder die Vignettierung zu erkennen. Um das Thema Sauberkeit noch zu unterstreichen und das Bilder an die üblichen weißen Arztbilder anzupassen, würde ich es auch hier aufhellen, so weit es geht.
„8. – Noch nicht verkauft – Ich wollte einen Postkarten-Look kreieren. Dabei bin ich mir nicht sicher, ob ich auch solche Text-Varianten erstellen soll oder den Copyspace nur leer lassen soll. Vielleicht dient der Text dem Kunden als Inspiration und greift dann zum leeren Exemplar?“
Das Kaffee-Bild ist ziemlich eng beschnitten und ein Kunde hätte keinerlei Möglichkeit, das Bild irgendwie zu beschneiden, ohne es unbrauchbar zu machen. Die Fülltextur im Text ist auch, ich sage mal, „speziell“, doch zum Text gleich mehr beim nächsten Bild.
Leinwand.jpg
„9. – Noch nicht verkauft – Ein etwas simpleres Composing. Ist das Bild zu einfach, um erfolgreich zu sein?“
Sorry, das Bild wirkt wie ein 90er-Jahre-Clipart und das meine ich nicht positiv. Welchen Sinn soll der gelbe „Heiligenschein“ haben? Vor allem jedoch passt die Schriftart nicht zum „To Do“-Konzept. Diese ans „Art Deco“-angelehnte Schrift passt vielleicht in einen Kunstbildband, aber nicht hierher. Schau mal allein das „o“ und die Punkte an: Der Buchstabe ist komplett rund, die Doppelpunkte sind jedoch oval. Das passt nicht zusammen und sieht scheiße aus.
Ähnlich beim vorherigen Kaffee-Bild: Hier ist die Schrift unproportional gestreckt, was jedem Typografie-Kenner die Fußnägel hochrollen lässt. Das erzeugt auch einen „gedrungenen“ Eindruck, der nicht zur „Entspannungsaussage“ des Textinhalts passt.
„10. – Noch nicht verkauft – Ein arrangiertes Bild mit Copyspace auf dem Blatt. Vermutlich ist der Markt mit professionelleren Varianten gesättigt?“
Die Selbsteinschätzung ist hier vollkommen richtig. Von diesen „Tabletop“-Fotos gibt es viele deutlich professionellere Aufnahmen. Um nur mal einige Punkte herauszugreifen: Ist das Foto für Linkshänder konzipiert? Sonst würde ich das Bild spiegeln. Auch die Verwendung des gelben Platzes schränkt die Verwendung ein, genauso wie der rote Buntstift, der im Business- und auch im Kreativbereich jetzt keine so große Rolle spielt.
Insgesamt haben fünf der zehn Bilder eine sehr klare, nützliche Bildaussage mit einer guten Umsetzung. Da sehe ich gute Chancen für die Zukunft und kann Eike nur bestärken, so weiterzumachen. Lernen sollte er noch etwas über grafische Gestaltung, speziell über Typografie, hier kann ich sehr das Buch „Grafik und Gestaltung“ von Markus Wäger empfehlen.
Zu den anderen Fragen:
Um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, wie man als Anfänger im Vergleich zu anderen steht, helfen vielleicht diese Zahlen von anderen Microstock-Fotografen. Löschen würde ich keine Bilder im Portfolio, solange es keine rechtlichen Probleme gibt oder Dir Deine Anfangswerke irgendwann unerträglich peinlich werden. Ich verkaufe immer noch manchmal Bilder, die ich vor über zehn Jahren gemacht habe.
Zum Property Release: Die Agenturen werden hier immer strenger und mit den diesbezüglichen Ablehnungen musst Du Dich leider abfinden, da es keinen Rechtsanspruch auf Aufnahme in eine Bildagentur gibt.
Und ja, anfangs kannst Du ruhig experimentieren, welche fotografischen Bereiche Dir am meisten zusagen und wo Du die besten Verkäufe erzielst, aber nach einer Weile solltest Du Dich auf einen Bereich spezialisieren, um gezielt in dieser Nische besser als viele andere zu werden.
Wer ebenfalls kostenlos mitmachen und mir seine Bilder zur Besprechung schicken will, findet hier alle notwendigen Informationen.
Wow! 50 Folgen schon meiner Serie „Pimp My Stock!“ Das hätte ich nicht erwartet, als ich sie vor knapp neun Jahren ins Leben gerufen habe. (Was, neun Jahre ist das schon her?)
Was ist „Pimp My Stock“?
Vor zehn Jahren habe ich mich auf einigen Fotocommunitys rumgetrieben, die alle ein ähnliches Schema hatten: Fotos wurden entweder mit „Toll, wow, großartig“ kommentiert oder gar nicht. Falls mal ernsthafte Vorschläge zur Verbesserung kamen, wurden diese vom Fotografen meist abgebügelt mit „Das soll so, ist Absicht!“.
Selbst wer als Fotograf wirklich wissen wollte, welchen kommerziellen Wert seine Aufnahmen haben, bekam in diesen Fotocommunitys selten Hilfe, weil viele der Leser Hobbyfotografen waren, die wenig Erfahrung mit dem Bilderverkauf hatten.
So kam mir die Idee zu „Pimp My Stock!“. Leser können mir hier ihre Fotos schicken, welche ich öffentlich mit Blick auf ihre Verkaufschancen beurteile und Tipps gebe, wie sie sich eventuell verbessern lassen. Hier geht es nicht um Lob, sondern um nützliche Kritik, welche die Annahmechancen bei Bildagenturen verbessern soll. Da ich seit mittlerweile 12 Jahren nichts anderes mache als Bilder über Agenturen zu verkaufen, gibt es bei mir Tipps aus der Praxis.
Wer ebenfalls kostenlos mitmachen will, findet hier alle notwendigen Informationen.
Wie der Zufall so spielt, gibt es passend zum Jubiläum ein besonderes Schmankerl.
Stefan hat mir seine Fotos geschickt, die auf den ersten Blick alle sehr stocktauglich aussehen. Aber lassen wir ihn vorher zu Wort kommen:
„Hallo Robert,
ich heiße Stefan und bin gelernter Fotograf. Mitte 2015 habe ich beschlossen, ein bisschen Stockfotografie zu machen und habe dann erst mal nebenbei 6 Shootings dafür gemacht. Mitte 2016 habe ich beschlossen das Ganze noch stärker zu betreiben. Also habe ich noch mehr Stockfoto-Shootings gemacht. Mittlerweile habe ich ein Portfolio von ca. 1200 Fotos bei Shutterstock und Fotolia.
Von einigen Bildserien habe ich bisher allerdings fast keine Verkäufe, obwohl ich mir von den Motiven mehr erhofft hatte. Die Bildserien, von denen ich dir je 1–2 Beispielfotos schicke, bestehen meist aus ca. 50 Fotos, haben aber über mehrere Monate insgesamt unter 10 Downloads. Vor allem von den Downloadzahlen bei der Serie mit der Weihnachtsfamilie, den Sportfotos und den 4 Mädels bin ich enttäuscht.
Vielleicht kannst du entdecken, was ich falsch gemacht habe? Liegt es am Motiv? Haben diese ein zu unspezifisches Thema? Oder liegts am Bildaufbau? Oder vielleicht an der Verschlagwortung (die Schlagworte findest du in den Metadaten der Fotos)?
Oder hab ich irgendwas ganz anderes vermasselt?
Ich fände es super, wenn du dich dem Thema in deiner Pimp My Stock Reihe widmen könntest. Dass du Stock-Einsteigern so den Einstieg erleichterst, find ich toll 🙂
Liebe Grüße
Stefan“
Schauen wir uns mal die Bilder von Stefan an.
Vorab:
Alle Bilder von Stefan sind auf den ersten Blick gut verkäuflich. Es sind People-Lifestyle-Bilder, also genau das, was Bildagenturen am meisten verkaufen, ein Thema oder Konzept ist immer leicht erkennbar und die Umsetzung ist technisch sauber. Dennoch haben die Bilder alle kaum Verkäufe. Da müssen wir uns mal genau anschauen, was der Grund sein könnte.
Die Titel lasse ich mal drin, weil sie auch ein Merkmal sein könnten, was eine Rolle spielt. Aber auch hier scheint auf den ersten Blick sauber gearbeitet worden zu sein. Einziger Vorschlag von mir wäre, „christmas gift“ (32 Mio. Treffer bei Google) statt „christmas present“ (nur 19 Mio. Treffer) zu verwenden, weil es gebräuchlicher ist.
Zum Motiv:
Lachende Familie packt Weihnachtsgeschenke aus? Sollte laut meiner Keyword-Analyse weggehen wie warme Semmeln. Die Tücken liegen wie immer im Detail: Zuerst die Eltern: Der Mann schaut starr ins Leere anstatt sich am Glück seiner Kinder zu erfreuen, die Mutter ist etwas zu sehr hinter der Tochter versteckt. Die Spitze vom Weihnachtsbaum ist abgeschnitten und durch die ganzen dunklen Blau- und Schwarztöne der Kleidung verschwimmt die Familie im Thumbnail zu einem dunklen Haufen.
Viel störender ist jedoch die fehlende Weihnachtsatmosphäre beim Licht. Die Beleuchtung wirkt relativ kühl und wie in einem Möbelhaus, nicht die festliche Heiligabendstimmung, mit der Firmen im Romantiktopf rühren wollen.
Ich habe mal in einer Minute die Farben etwas wärmer gemacht, eine Vignette drübergelegt und einen Lens Flare, dann bekommt das Bild schon eine ganz andere Stimmung: Als Keywords enthält das Bild diese 14 Begriffe:
„christmas; family; gifts; laugh; children; happy; christmas tree; advent; home; celebrate; unpack; holiday; boy; girl“.
Auffällig ist, dass Englisch verwendet wurde. Meiner Erfahrung nach lohnt es sich weiterhin, für Fotolia in deutscher Sprache zu verschlagworten und für Shutterstock dann ins Englische zu übersetzen. Die 14 Begriffe sind alle sehr akkurat und zutreffend, wobei ich mehr gewählt hätte. Es fehlen noch Begriffe wie „people, celebration, present, mother, decoration, happiness, daughter, smiling, woman, surprise, fun, xmas, childhood, together, father, love, joy, son, giving“. Damit wären wir bei 33 Begriffen, was eine super Menge ist für solche Bilder.
Auch beim zweiten Bild der Serie sind meine Kritikpunkte ähnlich. Der Mann schaut eher zu als mitzuhelfen, sein weißes Hemd lässt ihn mit der Kleidung des Jungen verschwimmen, die Mutter verdeckt den Weihnachtsbaum, beide Kinder schauen etwas zu ernst und die braune Dose vorne im Bild lenkt etwas ab. Dazu kommt wieder der kühle Lichtaufbau.
group selfieAuch dieses Gruppenfoto zum Thema „Selfie“ wirkt oberflächlich super. Viele attraktive Leute, modernes Thema, technisch gut umgesetzt. Aber wieder die Details: Die Haare der brünetten Frau liegen etwas ungeordnet, die Hot Pants sind vor allem dem prüden us-amerikanischen Markt vermutlich schon etwas zu kurz, der vollständige tätowierte Arm der Frau links mag konservativere Kunden abschrecken, die Oberteile hätten statt den „Unfarben“ schwarz und weiß etwas abwechslungsreicher sein können und so weiter. Das Licht ist auch wieder etwas „stimmungslos“ und kühl.
Der Titel ist super knapp, schon ein „girl group smartphone selfie“ würde das Bild doppelt so auffindbar machen. Als Keywords werden wieder 14 Wörter verwendet:
„selfie; group; women; girls; summer; city; friends; happy; fun; lifestyle; urban; friendship; beautiful; young“.
Ich hätte noch Begriffe wie „people, taking, photo, vacation, happiness, smartphone, self, portrait, teenager, phone, camera, technology, together, mobile, travel, picture, tourism, tourists, students“, also auch wieder 19 Wörter mehr.
Bei diesem Bild gilt zum Thema Hotpants und Oberteile das Gleiche wie beim letzten Motiv. Außerdem hätte hier eine geringere Schärfentiefe die Gruppe besser vom etwas unruhigen Hintergrund getrennt.
Mir fehlen da noch zum Beispiel noch 15 Begriffe wie „people, fashion, retail, happiness, customer, shopaholic, bags, outdoors, holding, clothing, buy, shopper, street, center, consumerism“.
Was ist euch (hoffentlich) sofort bei der Betrachtung aufgefallen? Die Jogger oder das Haus? Oder beides? Der Punkt ist: Es ist unklar, ob es ein Architekturfoto oder ein Sportbild sein soll. Weniger Schärfentiefe hätte auch hier das Problem leicht gelöst.
Da fehlt mir noch mindestens „runner, woman, man, healthy, urban, athletic, jogger, fit, active, street, outdoors, sporty, exercising, activity, road“, also 15 Keywords.
Glückliches Pärchen im Park: Mir fällt auf, dass die Haltung der beiden Personen nicht so eindeutig erkennbar ist. Trägt er sie huckepack, steht sie hinter ihm, springt sie hoch? Das kann von der Komposition besser gelöst werden. Außerdem würde dem Bild etwas mehr Photoshop gut tun.
Wieder ein superkurzes Beispiel von mir: Ein Blauverlauf im Modus „Multiplizieren“ und ein Flare im Modus „Negativ multiplizieren“, schon hat das Bild eine viel sommerlichere Stimmung.
Als Keywords kamen diese 15 Wörter zum Einsatz: „couple; sky; park; love; copy space; summer; lifestyle; relationship; happy; young; outdoors; romance; date; boyfriend; girlfriend“.
Auch dieses Bild funktioniert grundsätzlich. Die dunklen, nicht sehr einladend wirkenden Ladenzeilen unten rechts wirken jedoch etwas abschreckend. Unklar ist auch, ob die Frau „Business“ sein soll oder „Freizeit“. Bei Business wäre die Tasche zu leger, bei Freizeit das Outfit zu streng.
Diese lassen erahnen, dass das Thema eher „Business“ sein soll. Zuviel sind auf jeden Fall die Wörter „faccade und buildings“. Wer nach Häusern oder einer Fassade sucht, wird andere Bilder im Kopf haben, die er sucht. Ähnliches gilt für „skirt“.
Ich würde noch diese 12 Keywords ergänzen: „mobile, urban, smartphone, communication, technology, modern, outdoors, call, cell phone, talking, travel“.
Im Thumbnail würden wir hier ein Portrait einer lächelnden jungen Frau erkennen. In der größeren Ansicht sind jedoch das Lippenpiercing, der Nasenring und die Tunnel in den Ohren erkennbar. Auch die graue Haarfarbe bei der jungen Frau irritiert. Insgesamt sind das zusammen mit der Vintagebrille alles Details, die Hipness und Coolness darstellen sollen. Der Hintergrund vermittelt dies jedoch überhaupt nicht. Ein Freisteller vor weiß wäre hier sicher die bessere Wahl gewesen.
Auch die Keywords spiegeln das leider nicht wieder: „glasses; woman; female; people; portrait; girl; trendy; short; hair; young; short hairstyle; gray; person; happy; beautiful; pretty; face“.
Gleiches Modell, gleiches Problem. Die Piercings sind für etliche Kunden einfach zu extrem, als viertes kommt das Zungenpiercing noch hinzu. Das dunkle Gebäude im Hintergrund wirkt auch eher wie ein langweiliger Bürokomplex als wie ein aufregendes Shoppingzentrum. Bei den Keywords gelten die gleichen Tipps wie beim Shoppingbild oben.
Viele meiner obigen Kritikpunkte wurden hier schon beherzigt. Der Hintergrund ist unschärfer, Lichtlecks bringen Atmosphäre ins Bild und die Haare liegen besser. Mit 43 Wörtern wurde hier auch nicht an den Keywords gespart. Sicher könnte man hier und da über die Notwendigkeit eines der Begriffe diskutieren oder 2–3 weitere ersetzen, aber insgesamt ist auch die Verschlagwortung gelungen.
Insofern ist das ein sehr gelungenes Stockfoto. Wenn sich die Käufer da jetzt nicht wie wild drauf stürzen, bleiben leider trotzdem noch mehrere mögliche Ursachen: Hohe Konkurrenz bei den Business-Themen oder das Ranking bei den Bildagenturen.
Erkenntnis zum Schluss
Ich hatte in der Folge 37 von „Pimp My Stock!“ schon mal einen gelernten Fotograf dabei und wie auch Stefan dieses Mal wird deutlich, dass die Leute danach wirklich gut fotografieren können. Eine Ausbildung in diesem Bereich bringt also etwas.
Die Beispiele zeigen allerdings auch, dass damit nicht automatisch „Stockfotografie-Tauglichkeit“ gegeben ist, dann die goldenen Regeln der Stockfotografie werden angehenden Fotografen nicht immer mitgegeben. (Kurzer Werbeblock: Dafür können sie in meinem Buch „Stockfotografie“* nachgelesen werden.)
Damit wir uns nicht falsch verstehen:
Hätte Stefan seine Bilder vor 10 bis 5 Jahren eingereicht, wären sie allesamt Bestseller geworden. Garantiert. Bei der heutigen Konkurrenz haben selbst so hochwertige Bilder wie die von Stefan es deutlich schwerer, sich einen Platz in den Verkaufsrängen zu erkämpfen. Deshalb muss jedes noch so kleine Detail sitzen. Dazu gehören leider auch die Keywords, die vielen Fotografen schwer fallen. Aber es hilft nichts. Wer hier schludert, verschenkt kostbares Potential.
Wie schätzt ihr Stefans Bilder ein? War ich zu hart? Hättet ihr andere Tipps gegeben?