Archiv der Kategorie: Pimp My Stock!

Pimp My Stock! Bildbesprechungen von Stockfotos 11

Vorhang auf, will­kom­men bei der Folge 11 von „Pimp My Stock!“, es geht wei­ter mit mei­ner Bildkritik an Stockfotos.

Diesmal möch­te Ralf Fröhlich eini­ge Kommentare zu sei­nen Bildern. Lassen wir ihn erst mal in sei­nen eige­nen Worten vorstellen:

Ich foto­gra­fie­re schon seit vie­len Jahren, bin aber erst seit rund 2,5 Jahren wie­der „geschäft­lich“ dabei.
PantherMedia, Fotolia, Polylooks sind eini­ge Agenturen, in denen ich ver­tre­ten bin, wobei mei­ne Verkäufe (bis­her rund 780 Stück in 2,5 Jahren) über­wie­gend bei PM und Fotolia laufen.
Mein Augenmerk liegt in der Reportage- Reisefotografie. Vor allem Indien ( Nagaland/​Assam), aber auch Namibia, Südafrika und Nepal haben es mir angetan.
Indien berei­se ich seit mehr als 15 Jahren regel­mä­ßig und seit ca 10 Jahren neh­me ich unter dem Begriff:  „Fotoexpeditionen und Abenteuerreisen“ klei­ne Reisegruppen mit max. 8 Personen mit.
Wie oben erwähnt liegt mir beson­ders das Nagaland am Herzen – ich war einer der ers­ten, die im Jahre 2000 das Land nach der Öffnung berei­sen konn­ten – und, wie auf mei­ner Webseite zu sehen, habe ich dort auch schon eini­ges in Bewegung brin­gen kön­nen. Für mich ein ganz beson­de­res Land, mit einer beson­de­ren Geschichte, Tradition und Kultur…“

Hier sind sei­ne Fotos:


Das Motiv besitzt eine star­ke Symbolik, die schüch­ter­ne Hand, wel­che sich vor­sich­tig der ande­ren nähert, kann Nähe, Vertrauen, Liebe und Sicherheit, aber auch Angst, Unsicherheit und Risiko ver­sinn­bild­li­chen. Aus der Microstock-​Perspektive, wo Bilder mög­lichst uni­ver­sell nutz­bar sein soll­ten, stört vor allem der Zopf und die Stammeskleidung. Das wie­der­um kann aber bei spe­zia­li­sier­ten Reportageagenturen wie laif oder Okapia ein Vorteil sein, doch dazu spä­ter mehr.


Ein Foto mit einem ein­deu­ti­gen Motiv: Paar an einer Kochstelle. Leider etwas hart belich­tet (sie­he an der Feder rechts oben), aber was ich bei die­ser Größe erken­nen kann, tech­nisch trotz­dem brauch­bar. Nur bei den genann­ten drei Microstock-​Agenturen wie­der kom­plett das fal­sche Motiv, da es weni­ge Verwendungszwecke für das Foto gibt. Die jedoch, die es gibt, sind bereit, für eine authen­ti­sche Szene deut­lich mehr als nur eine Handvoll Euro zu bezahlen.


Dieses Foto des alten Mannes aus Nagaland lebt von dem zer­furch­ten Gesicht. Hier ist die rich­ti­ge Verschlagwortung wich­tig, wel­che das Alter betont, um Verkäufe zu erzie­len. Das Kind auf dem Rücken fin­de ich nicht ganz gelun­gen. Entweder rich­tig mit auf das Bild, um das Thema „Generationen“ und „Kinderpflege“ zu beto­nen, oder mal kurz abset­zen, damit die Betrachter sich auf den Kopf des Senioren kon­zen­trie­ren kön­nen. Oder ide­al: Beide Varianten fotografieren.


Ein jun­ger Mann bei der Jagd. Technisch gäbe es eini­ge Vorschläge zu machen, wie die Person mit Tasche und Kopfschmuck durch die Wahl eines ande­ren Hintergrundes bes­ser davon abzu­he­ben, doch da es ein Reportagefoto ist, las­se ich das. Auch die­ses Motiv ist gelun­gen, da es eine Handlung, in die­sem Fall die Nahrungsbeschaffung, sehr gut und typisch zeigt. Wie bei bis­her allen Fotos wäre eine dar­auf spe­zia­li­sier­te Agentur jedoch die bes­se­re Wahl.


Ralf hat für die­ses Foto einer alten Familie – wie für alle ande­ren Fotos auch – einen Modelvertrag und des­we­gen hät­te das Foto in Agenturen sehr gute Chancen. Der Helligkeitsunterschied zwi­schen dem son­ni­gen und dem schat­ti­gen Teil hät­ten jedoch ent­we­der mit einem Aufhellblitz oder nach­träg­lich mit Photoshop redu­ziert wer­den kön­nen. Auch das Bildformat wirkt etwas komisch. Im klas­si­schen 2:3‑Format hät­ten Grafiker links mehr Platz für Textfreiraum, auch wenn ich mir das Foto weni­ger für Werbezwecke, son­dern eher in Reiseführern und Schulbüchern vor­stel­len kann.


Diese bun­ten Krabbelkäfer wür­den hier sicher vie­le Leute auf Tische und Stühle jagen, in Indien spie­len Kinder damit. Wie immer bei Fotos mit Tieren mein Rat: Wer den latei­ni­schen Namen der abge­bil­de­ten Tiere kennt, ver­dop­pelt den Wert des Fotos. Wenn das Bild nicht doku­men­ta­risch genutzt wer­den soll, wür­de ich das Gesicht auf dem Pullover retuschieren.


Dieses Foto wird sich lei­der in Microstock-​Agenturen nicht gut ver­kau­fen und auch als Macrostock wird es schwie­rig. Warum? Wenn die­se Meeresenge nicht sehr berühmt ist, ist das Foto zu unspek­ta­ku­lär, das Wetter zu die­sig, das Boot zu klein oder zu groß (je nach­dem, ob der Kunde unbe­rühr­te Natur oder Abenteuerreisen illus­trie­ren will) und so weiter.


Die Komposition des Bildes ist gelun­gen, aber die Familie im Vordergrund hät­te auch hier einen Aufhellblitz ver­tra­gen kön­nen. Wenn das Foto gleich­zei­tig 1–2 Blenden unter­be­lich­tet wür­de, gäbe es auf dem Foto auch kein Problem mit der Glanzstelle am Fernsehturm und der Himmel hät­te ein schö­nes tief­sat­tes Blau. So ist es nur bedingt lukra­tiv. Ebenfalls hilf­rei­cher wäre es gewe­sen, wenn statt zwei Mädchen der Vater mit auf dem Bild gewe­sen wäre. Falls die Personen zur Familie des Fotografen gehö­ren, hät­ten lie­ber die älte­re Tochter und der Vater kurz die Rollen tau­schen sollen.


Das ist noch ein Foto, was sich nicht gut ver­kau­fen wird. Schon in die­ser Größe ist das Bildrauschen im Himmel zu erken­nen, die Farben sind zu flau und das Bild durch die vie­len klei­nen Schiffe zu unru­hig, der Busch im Vordergrund stö­rend. Leider nicht mehr als ein Foto für das Urlaubsfotoalbum.


Ralf, wenn Du auch von allen Personen auf die­sem Foto einen Modellvertrag hast, wird das Foto bei Microstock-​Agenturen ein Renner. Garantiert. Menschengruppen sind wegen des Aufwands immer sel­ten und von oben auch schwie­ri­ger als von vor­ne. Bei der Kleidung soll­te noch geschaut wer­den, ob in der 100%-Ansicht noch Markennamen oder Logos erkenn­bar sind. Kandidaten wären da die Männer im wei­ßen und blau­en Shirt.

Bei den Indienfotos habe ich mich etwas zurück­ge­hal­ten, des­we­gen will ich zu allen gebün­delt etwas sagen wollte:
Auch ohne die Fotos zu sehen hät­te ich sofort nach dem Vorstellungstext ssa­gen kön­nen, dass die Fotos in eine Spezialagentur gehö­ren. Zum einen ist das Nagaland durch die Grenze zu Myanmar (Militärdiktatur) schwer erreich­bar und auch das Land selbst ist durch Unabhängigkeitsbestrebungen zumin­dest poli­tisch unsi­che­rer. Das limi­tiert die Zahl der Touristen, was dazu führt, das Reiseveranstalter etc. aus der Region weni­ger Fotos brau­chen. Andererseits gibt es trotz­dem ein Bildbedarf für geo­gra­fi­sche Regionen und da das Angebot in die­sem Bereich sehr sel­ten ist, ver­kau­fen sich die Fotos mit sach­lich kor­rek­ter Verschlagwortung zwar sel­ten, dafür aber zu deut­lich höhe­ren Preisen. Deshalb emp­feh­le ich, die­se Bilder nicht mehr über Microstock-​Agenturen zu ver­kau­fen und sie statt­des­sen Macrostock-​Agenturen mit einem Schwerpunkt auf „Reisefotografie“ anzubieten.

Wenn Du unter­wegs bist und für Microstock-​Agenturen Fotos machen willst, kon­zen­trie­re Dich auf die klas­si­schen Touristenziele und typi­sche Länderimpressionen wie sie in vie­len Reisekatalogen zum Anpreisen genutzt wer­den. Ein Beispiel wäre ein Portrait der jun­gen Frau vom Kochfoto vor einer son­ni­gen grü­nen Landschaft.

Was sagt ihr zu den Fotos? Und teilt ihr mei­ne Einschätzung oder wür­det ihr ande­re Tipps geben?

Wer von mir auch kos­ten­lo­se Tipps haben will, ob sei­ne Fotos “stock­taug­lich” sind, kann ger­ne eben­falls mitmachen.

Und so läuft’s:
– Schickt mir eine kur­ze Mail, in der ihr Euch vor­stellt, z. B. wie lan­ge ihr Fotos macht, mit wel­cher Ausrüstung, ob und wo ihr schon Fotos ver­kauft und was ihr in Zukunft in der Stockfotografie-​Branche vorhabt.
– Wenn ich aus­rei­chend Zeit habe für Bildbesprechungen, bit­te ich Euch, mir 5–10 (!) Bilder in klei­ner Auflösung (ca. 600×800 Pixel) zu schicken.
– Diese wer­de ich dann in einem Blogbeitrag wie die­sem ver­öf­fent­li­chen (auf Wunsch auch anonym) und mei­ne Kommentare abge­ben aus Business-​Sicht. Also eher nicht, ob eine Blume schön ist oder nicht, son­dern wie ver­käuf­lich das Foto sein könn­te oder wie es ver­käuf­li­cher gemacht wer­den könnte.

Kritisch, ehr­lich, subjektiv.

Pimp My Stock! Bildbesprechungen von Stockfotos 10

Wir fei­ern heu­te ein klei­nes Jubiläum. Meine Serie „Pimp My Stock!“ erscheint zum zehn­ten Mal.

Tadaa! Diesmal bespre­che ich die Fotos von Stephanie, einer jun­gen Mutter, die ich auf der Photokina ken­nen­ler­nen durf­te. Sie foto­gra­fiert seit meh­re­ren Jahren als Hobby und beschäf­tigt sich seit eini­gen Monaten mit der Stockfotografie. Ihr Lieblingsobjektiv ist das Canon EF 24–70mm f/2.8 L USM. Als Mutter foto­gra­fiert sie natur­be­dingt ger­ne Kinder,  ihre klei­ne Tochter, aber auch deren Cousins und Cousinen.

Sie hat gesagt, ich darf ruhig ganz ehr­lich sein. Das wer­de ich auch…

Schauen wir uns die Bilder an:

Eine nied­li­che Katze? Nein, das ist kein gutes Stockfoto. Das Motiv ist hun­dert­fach vor­han­den und vor allem in bes­se­rer Qualität. Wie hät­te es bes­ser foto­gra­fiert wer­den kön­nen? Mit Aufhellblitz von vorn, dich­ter ran und auf eine inter­es­san­te­re Mimik warten…

Das Hundebild ist schon bes­ser, vor­aus­ge­setzt, es wird mit den rich­ti­gen Stichworten wie „Wachhund, Aggression, bei­ßen“ etc. ver­schlag­wor­tet. Da das Foto dann auch in Kontexten auf­tau­chen kann, die dem Hundebesitzer even­tu­ell nicht gefal­len, soll­te auf jeden Fall ein Property Release für die Hundefotos abge­schlos­sen und der Besitzer über mög­li­che Verwendungen unter­rich­tet werden.

Besser wäre es jedoch gewe­sen, wenn die Mimik des Hundes ein­deu­ti­ger wäre. Auf dem Foto ist nicht genau zu erken­nen, ob sich der Hund freut oder sein Revier ver­tei­di­gen will. Zusätzlich hät­te ich noch eini­ge Stellen an der Schnauze retu­schiert, aber da bin ich wohl zu genau.

Der glei­che Hund, ein ande­res Motiv. So wie es ist, hat es nur gerin­ge Verkaufschancen. Das liegt vor allem an den zu küh­len Farben (bes­se­ren Weißabgleich machen, mehr Sättigung rein) und an dem Hintergrund, der oben zu unru­hig wird. Das kann aber noch nach­träg­lich beschnit­ten wer­den. Auf jeden Fall soll­te die Hunderasse bei der Verschlagwortung genau beschrie­ben werden.

Ich ver­spre­che, das ist das letz­te Tier in die­ser Folge. Generell ver­kau­fen sich Nutztiere bes­ser als Haustiere. Deshalb ist das Foto mit die­sem Schwein schon ganz gut. Verwendet wer­den sol­che Fotos vor allem, um zu zei­gen, wie glück­lich die Tiere vor der Verwendung als Bratwurst, Schnitzel oder Eisbein gelebt haben. Dazu passt zum einen die Markierung am Ohr nicht, weil es zu indus­tri­ell aus­sieht. Auch eini­ge Schmutzflecken im Schweinegesicht hät­te ich ent­fernt und die Sättigung erhöht.


Kommen wir zu den Kinderfotos. Die freu­di­ge Überraschung wur­de hier gut ein­ge­fan­gen, der Bildausschnitt ist pas­send gewählt. Eventuell wäre wei­te­res Foto mit Blick in die Kamera für eini­ge Kunden nütz­lich. Das Motiv auf dem Hemd soll­te auch ent­fernt wer­den, weil es ablenkt und das Design geschützt sein könnte.

Das Bild ist gut geig­net, um den Umgang von Kindern mit Werkzeug o.ä. zu illus­trie­ren. Auch die Farben, Hintergrund etc. pas­sen hier sehr gut. Einzig stö­rend ist, dass links der Arm abge­schnit­ten wur­de. Mehr Platz hät­te dem Bild gut getan. Eine Version mit einem lächeln­den oder gar lachen­den Gesicht wäre auch nicht verkehrt.


Die Komposition des Fotos ist zwar stock­taug­lich, aber das trau­ri­ge Gesicht auf der Schaukel passt nicht ganz dazu. Lässt sich bestimmt ver­kau­fen, aber es gibt „siche­re­re“ Motive.

Das Foto wird sich gut ver­kau­fen. Sehr klas­si­sche Komposition, fast schon kit­schi­ger Hintergrund (Die Amis lie­ben sowas) und ein Grinsen mit Zahnlücke. Winziger Nachteil: Der Essensrest in der Hand. Entweder ganz ohne oder mit erkenn­ba­rer Nahrung – idea­ler­wei­se Obst oder Gemüse (Möhre) – wäre bes­ser gewe­sen. Das Motiv auf dem Shirt soll­te auch noch retu­schiert werden.

Ein fri­sches, sprit­zi­ges Sommerfotos. Vor allem bei Kindern haben sich vie­le Bildagenturen jedoch mit Nacktheit, wes­halb eine kur­ze Hose und Shirt als Bekleidung pas­sen­der wären. Davon abge­se­hen aber ein sehr stock­taug­li­ches Bild.

Ich bin unschlüs­sig. Fotos von hin­ten wer­den meist benutzt für sen­si­ble Themen wie Gewalt, Mißbrauch oder Vernachlässigung, bei denen das Model anonym blei­ben soll. Trotzdem zweif­le ich, ob die Eltern sol­che Verwendungen ger­ne sehen, auch wenn das Kind nicht ein­deu­tig zu erken­nen ist. Abgesehen davon wäre ein ein­far­bi­ger Hintergrund bes­ser gewe­sen, indem der Blickwinkel mehr nach oben ver­scho­ben wird. Die Zeichen an der Schuhsohle wür­de ich noch retu­schie­ren und den Asphalt etwas digi­tal säubern.

Auch wenn es jeweils klei­ne Details zu ver­bes­sern gibt, eig­nen sich fast alle Fotos grund­sätz­lich gut als Stockfotos. Du soll­test auf jeden Fall bei Kinderfotos blei­ben, Stephanie.

Was sagt ihr? Liege ich rich­tig? Oder wür­det ihr eini­ge Fotos anders beurteilen?

Wer von mir auch kos­ten­lo­se Tipps haben will, ob sei­ne Fotos “stock­taug­lich” sind, kann ger­ne eben­falls mitmachen.

Und so läuft’s:
– Schickt mir eine kur­ze Mail, in der ihr Euch vor­stellt, z. B. wie lan­ge ihr Fotos macht, mit wel­cher Ausrüstung, ob und wo ihr schon Fotos ver­kauft und was ihr in Zukunft in der Stockfotografie-​Branche vorhabt.
– Wenn ich aus­rei­chend Zeit habe für Bildbesprechungen, bit­te ich Euch, mir 5–10 (!) Bilder in klei­ner Auflösung (ca. 600×800 Pixel) zu schicken.
– Diese wer­de ich dann in einem Blogbeitrag wie die­sem ver­öf­fent­li­chen (auf Wunsch auch anonym) und mei­ne Kommentare abge­ben aus Business-​Sicht. Also eher nicht, ob eine Blume schön ist oder nicht, son­dern wie ver­käuf­lich das Foto sein könn­te oder wie es ver­käuf­li­cher gemacht wer­den könnte.

Kritisch, ehr­lich, subjektiv.

Pimp My Stock! Bildbesprechungen von Stockfotos 09

Huch, neun Folgen schon? Diesmal stel­le ich Euch in mei­ner Serie „Pimp My Stock!“ die Fotos des in Deutschland leben­den Brasilianers Gustavo Cabral (nicht ver­wandt mit dem berühm­ten Fußballer) vor. Seit Mitte 2009 foto­gra­fiert er als Hobby und ver­dient bis­her kein Geld damit. Seine favo­ri­sier­ten Motive sind bis­her Natur- und Makrofotos, sei­ne Ausrüstung las­se ich ihn lie­ber selbst aufzählen:

Ich habe noch eine entry-​level Nikon D40 und ein paar Objektive: Nikkor Af‑S 18–55mm F3,5–5,6, Nikkor Af‑S 18–135mm F3,5–5,6, Sigma 105mm F2,8 EX DG Macro, Nikon 55mm F2.8 micro, Nikon 50mm F1,8 series E, Nikon 100mm F2.8 series E. Habe 2 Sigma TTL Blitzgeräte und kann die Blitze wire­less aus­lö­sen (mit Radio-​Auslöser und Photozelle). Als Stativ habe ich eine Manfrotto 055 XPROB mit Giottos Kugelkopf.“

Er hat mich nach Tipps gefragt und hier kom­men sie:


Das Foto die­ses Flaschendeckels mit Wasser hat theo­re­tisch vie­le Elemente, die ein taug­li­ches Stockfoto aus­ma­chen. Aber ande­re wie­der­rum pas­sen nicht. Gut ist die ein­ge­fro­re­ne Bewegung und – grob gese­hen – auch die Bildaufteilung. Schlecht ist der fron­ta­le Blitz, der vor allem den Schraubverschluss häß­lich aus­se­hen läßt und die Wasserfarbe. In der Regel ver­kau­fen sich aus meh­re­ren Gründen bläu­li­che Wasserfotos bes­ser als gelb­li­che. Der grund­le­gends­te Fehler jedoch: Was ist die Aussage die­ses Fotos? Geht es um die Flasche? Den Tropfen? Ist es Wasser? Ein Getränk? Ohne erkenn­ba­re Thema fällt es fast nicht mehr ins Gewicht, dass die Flasche nicht gera­de steht und die Zahlen auf dem Verschluß stören.


Silhouetten eig­nen sich gut, um die Persönlichkeit einer Person nach hin­ten zu rücken und die Handlung die­ser Person stär­ker zu beto­nen. Gut für Stockfotos. Kombiniert mit einem Sonnenungergang erzeugt das oft eine roman­tisch Stimmung, die jedoch ins zu Kitschige abrut­schen kann (auch wenn das bei Stockfotos manch­mal schwer ist). Hier jedoch ist lei­der weder eine Handlung noch eine gute Silhouette zu erken­nen. Beispiele, wie erfolg­rei­che Silhouetten mit Sonne aus­se­hen kön­nen, fin­det ihr hier und hier. Übrigens ist links oben deut­lich ein Sensor-​Fleck zu erken­nen. Ein No-​Go bei Bildagenturen.


Kinder ver­kau­fen sich gene­rell gut und auch das Motiv hier hat Chancen, wenn beim nächs­ten mal eini­ge Details berück­sich­tigt wer­den. ich gehe davon aus, dass ein Model Release für das Kind vor­han­den ist. Dann gibt es noch den Aufdruck auf dem Shirt zu beach­ten, der recht­lich pro­ble­ma­tisch wer­den könn­te. Außerdem ist die Bildaufteilung nicht ide­al. Die Kamera hät­te deut­lich nach links gedreht wer­den müs­sen. Ein Aufhellblitz von vor­ne hät­te auch die Konturen im Gesicht des Jungen bes­ser zei­gen können.


Für das lau­fen­de Mädchen gilt fast das Gleiche wie für den Jungen. gene­rell ist das Motiv ver­käuf­lich, sogar noch mehr als beim Jungen, da die glück­li­che Emotion bes­ser sicht­bar ist. Aber: Die Minnie Mouse auf dem Rock ist bei jeder Bildagentur ein Ausschlußkriterium. Außerdem liegt das Gesicht wie­der im Schatten (Aufhellblitz nut­zen) und auf dem Shirt ist ein gro­ßer Fleck zu sehen (Photoshop). Idealerweise hät­ten auch die Blätter ent­we­der vor der Aufnahme oder digi­tal vom Rasen ent­fernt wer­den kön­nen. Die Komposition hin­ge­gen ist hier sehr pas­send und die Bewegung im rich­ti­gen Moment festgehalten.


Hm. Schönes Foto. Aber was soll es dar­stel­len? Einen Raupenkokon? Ein sel­te­nes Blatt? Wie auch immer. Technisch ist das Bild ein­wand­frei und wer eine auf Naturfotos spe­zia­li­sier­te Agentur fin­det und in der Lage ist, das abge­bil­de­te Motiv wis­sen­schaft­lich kor­rekt zu benen­nen, wird das Foto sicher in die Agentur ein­stel­len kön­nen. Die Nachfrage nach sol­chen Motiven hin­ge­gen ist begrenzt.


Das ist schon bes­ser. Wir nähern und gut ver­käuf­li­chen Fotos. Eine glück­li­che jun­ge Frau springt vor einer Berglandschaft. Die Komposition passt, ent­hält sogar etwas Textfreiraum und durch das leich­te Schrägstellen gewinnt das Foto einen zusätz­li­chen Bewegungseffekt. Trotzdem kann es ver­bes­sert wer­den: Auf den Schuhen ist das Logo von Nike zu erken­nen, das muss retu­schiert wer­den. Der rote Fleck in der Bildmitte ist schwer zu erken­nen. Soll das ein Luftballon sein? Wenn ja, dann ist er zu klein. Viel zu klein. Auch wirkt die Farbe der Berge im Vergleich zur Frau etwas flau und vie­le Kunden wür­den sich einen wol­ken­lo­sen Himmel wünschen.


Als Portrait ist die­ses Männerfoto gut. Als Stockfoto jedoch nur bedingt. Zum einen wol­len die meis­ten Bildagenturen kei­ne Schwarz/​Weiß-​Fotos, weil das Kunde das gege­be­nen­falls selbst umwan­deln kann. Zum ande­ren machen die die Rucksack-​Träger und der fili­gra­ne Schal das Bild unru­hi­ger als es hät­te sein kön­nen. Der Hut soll­te auch noch genug Zeichnung ent­hal­ten, das kann ich in der klei­nen Version nicht erkennen.


Ein Marienkäfer auf einer Hand. Ein schö­nes Symbolfoto zum Thema Tierliebe, Umweltschutz und so wei­ter. Durch die roten Flügel des Käfer wird der Blick sofort zum Wesentlichen gelenkt. Verbessert wer­den könn­te höchs­tens das Bildrauschen, was im unschar­fen Hintergrund am bes­ten zu erken­nen ist. Was auch sel­ten ist: Wer sich bei den Bildagenturen (sie es Micro- oder Macrostock) nach ver­gleich­ba­ren Motiven umschaut, wird fest­stel­len, dass die­ses Foto hier sehr gut mit der bestehen­den Konkurrenz mit­hal­ten kann. In Zeiten über­sät­tig­ter Märkte ein deut­li­cher Pluspunkt.


Von den gezeig­ten Fotos in die­ser Serie spre­che ich die­sem Motiv die meis­ten Verkaufschancen zu. Die berüh­ren­den Hände sind ein sehr viel­sei­tig ein­setz­ba­res Thema, von dem es zwar schon vie­le Variationen gibt, die aber auch oft gekauft wer­den. Das sehr war­me Licht erzeugt die Illusion von Kerzenschein. Nur zwei klei­ne Details trü­ben den posi­ti­ven Eindruck des Fotos. Der glän­zen­de Ring lenkt ab und lässt das Foto für eini­ge Themen aus­schei­den und die lan­gen Fingernägel an bei­den Händen las­sen zu schnell auf Frauenhände schlie­ßen. Etwas kür­ze­re Fingernägel hät­ten auch Verwendungen erlaubt, bei der eine Hand männ­lich sein muss. In der Großansicht wirk­te es auch nicht ganz scharf, dass müss­te der Fotograf selbst überprüfen.

Was sagt ihr? Liege ich rich­tig? Oder wür­det ihr eini­ge Fotos anders beurteilen?

Wer von mir auch kos­ten­lo­se Tipps haben will, ob sei­ne Fotos “stock­taug­lich” sind, kann ger­ne eben­falls mitmachen.

Und so läuft’s:
– Schickt mir eine kur­ze Mail, in der ihr Euch vor­stellt, z. B. wie lan­ge ihr Fotos macht, mit wel­cher Ausrüstung, ob und wo ihr schon Fotos ver­kauft und was ihr in Zukunft in der Stockfotografie-​Branche vorhabt.
– Wenn ich aus­rei­chend Zeit habe für Bildbesprechungen, bit­te ich Euch, mir 5–10 (!) Bilder in klei­ner Auflösung (ca. 600x800 Pixel) zu schicken.
– Diese wer­de ich dann in einem Blogbeitrag wie die­sem ver­öf­fent­li­chen (auf Wunsch auch anonym) und mei­ne Kommentare abge­ben aus Business-​Sicht. Also eher nicht, ob eine Blume schön ist oder nicht, son­dern wie ver­käuf­lich das Foto sein könn­te oder wie es ver­käuf­li­cher gemacht wer­den könnte.

Kritisch, ehr­lich, subjektiv.

Pimp My Stock! Bildbesprechungen von Stockfotos 08

Sind mei­ne Fotos für Bildagenturen geeig­net? Wer sich die­se Frage stellt, ist in der Serie „Pimp My Stock!“ genau rich­tig. Hier bespre­che ich Fotos aus kom­mer­zi­el­ler Sicht. Lassen sie sich ver­mark­ten? Auf was muss ich achten?

In der ach­ten Folge ist Harald Biebel an der Reihe. Er stellt sich so vor:

Beschäftige mich seit 2 Jahren mit Digitalfotografie (EOS 400D mit ein paar Objektiven). Am liebs­ten mache ich Makros von Pflanzen mit knap­pem Schärfentiefenverlauf und Landschaftsbilder. Das gan­ze möch­te ich neben­bei betrei­ben, so als zwei­tes Standbein. Die Idee der Stockfotografie gefällt mir. Möchte mir somit eine schö­ne Ausrüstung finan­zie­ren und das Thema auf jeden Fall ernst­haft ange­hen. Bis jetzt hab ich noch kei­ne Fotos ver­kauft. Drum bin ich um jeden Tipp dank­bar. Hauptberuflich mache ich Pressearbeit für klei­ne­re Industriekunden.“

Fangen wir an:

Ich muss hier lei­der harsch sein, aber – selbst gelun­ge­ne – Blumenfotos haben es in Bildagenturen schwer. Zwar ist „Blume“ bzw. „flower“ auch einer der meist­ge­such­tes­ten Begriffe von Bildkäufern, aber die schie­re Fülle per­fek­ter Blumenfotos erschlägt die­se gera­de­zu. Das Foto hier ist inter­es­sant und gut kom­po­niert. Der wei­ße Fleck ganz rechts könn­te noch retu­schiert wer­den. Damit sich so ein Foto gut ver­kauft, müss­te das Weiß noch hel­ler und das eher dunk­le Grün eben­falls hel­ler und viel sat­ter sein.

Ähnliches gilt für das Foto. Es ist schon bes­ser als Stockfoto geeig­net, da der Platz rechts als Textfreiraum genutzt wer­den kann, aber auch das Foto könn­te hel­ler sein. Geringe Tiefenschärfe wird vor allem bei Microstock-​Agenturen nicht ger­ne gesehen.

Dieses Blumenfoto ist zwar hel­ler, dafür nicht mehr so „frei“ in der Komposition wie das vori­ge.  Ohne den Stengel links wäre das Foto geeig­ne­ter (ja, wie­der Textfreiraum) und rechts hät­te der Anschnitt sym­me­tri­scher sein kön­nen, zum Beispiel, indem der dunk­le Fleck (die Staubblätter) in der unte­ren rech­ten Ecke gevier­telt wor­den wäre.

Das Foto ist als Stockfoto bes­ser. Die Menschen im Bild sind nicht erkenn­bar, also uni­ver­sell nutz­bar und durch das Anschieben der Personen in der Mitte auch sym­bol­träch­tig genug. Der Himmel ist für Bildagenturen per­fekt, lei­der ist der Baum rechts abge­schnit­ten. Die Wiese ist eben­falls nicht grün und saf­tig genug und ins­ge­samt wirkt das Bild leicht über­schärft. Wer sich mal die Landschafts-​Bestseller anschaut, erkennt schnell, dass die Fotos sehr male­risch und frei von jeg­li­chen Makeln sind.

Hey, hier ist es genau anders­rum. Die Wiese und Bäume sind per­fekt, aber der Himmel ist etwas zu düs­ter. Wenn für die Personen ein Model Release vor­han­den ist und der Himmel mit Photoshop „auf­ge­b­laut“ bzw. gleich ganz aus­ge­tauscht wird, hat das Bild sehr gute Chancen auf Verkäufe.

Ganz kurz: Sorry, das ver­kauft sich nicht. Wer die­ses Foto mit dem oder dem hier ver­gleicht, sieht den Grund. Zu dun­kel, zu unspek­t­ak­tu­lär, Komposition nicht aus­ge­reift. Bei gebo­re­nen Berlinern beschrän­ken sich die Geographie-​Kenntnisse im deut­schen Raum ja auf: Berlin, Brandenburg, jwd. Wobei jwd für „janz weit drau­ßen“ steht und den Rest der Republik umfasst. Deshalb gebe ich zu, dass ich nicht erken­ne, wo das Foto gemacht wur­de. Das ist auch einer der Gründe, war­um die Verkäuflichkeit weni­ger gege­ben ist. Es wäre nur lokal für Reiseführer oder Webseiten der Region inter­es­sant und das auch nur, wenn der Turm, wel­cher sicher ein Wahrzeichen ist, oben voll­stän­dig wäre. Außerdem ist das Bild an allen Rändern zu unru­hig.Das Mädchen macht ihre Sache gut. Aber was schaut sie sich da an? Ein Buch aus Stein? Eine Hafenbefestigung für Taue? Antiquitäten? Hier fehlt das Konzept bzw. die pas­sen­de Requisite. Auch der Hintergrund ist zu düs­ter. Etwas weni­ger Tiefenschärfe hät­te das viel­leicht aus­glei­chen können.

Der Fotograf kom­men­tier­te das Foto bei sei­ner Einsendung: „Die drei ande­ren Mädels auf einem der Fotos könn­te man frei­stel­len, wäre das Foto dann brauch­bar als Stockfoto?“ Leider wie­der mei­ne kla­re Antwort: Nein. Zum einen wür­de ein Freisteller nicht gut genug gelin­gen, vor allem im Bereich der Haare, zum ande­ren sagen die weg­ge­dreh­ten Rücken: „Der Fotograf hat sich nicht getraut, die Personen anzu­spre­chen und einen Model-​Vertrag unter­schrei­ben zu las­sen und des­we­gen mehr oder weni­ger heim­lich von hin­ten foto­gra­fiert“. Egal, ob es in der Realität so war oder nicht, so wir­ken sol­che Bilder. Um das Freistellen zu erleich­tern oder gar unnö­tig zu machen, hät­te viel­leicht mehr aus der Hocke foto­gra­fiert wer­den kön­nen, damit statt der ande­ren Passanten der Himmel als Hintergrund zu sehen wäre.

Leider nicht ganz so ermu­ti­gend. Insgesamt gese­hen schei­nen die Blumenfotos das größ­te Potential zu haben, auch wenn die Konkurrenz in die­sem Bereich hoch ist. Aber da wür­de ich beim Fotografen am meis­ten Leidenschaft ver­mu­ten. Hier liegt übri­gens der Maßstab bei ver­käuf­li­chen Blumenfotos.

Was sagt ihr zu den Fotos? Wie gefal­len sie Euch, stimmt ihr mei­ner Bewertung zu?

Wer von mir auch kos­ten­los Tipps haben will, ob sei­ne Fotos „stock­taug­lich“ sind, kann ger­ne eben­falls mitmachen.

Und so läuft’s:
– Schickt mir eine kur­ze Mail, in der ihr Euch vor­stellt, z. B. wie lan­ge ihr Fotos macht, mit wel­cher Ausrüstung, ob und wo ihr schon Fotos ver­kauft und was ihr in Zukunft in der Stockfotografie-​Branche vorhabt.
– Wenn ich aus­rei­chend Zeit habe für Bildbesprechungen, bit­te ich Euch, mir 5–10 Bilder in klei­ner Auflösung zu schicken.
– Diese wer­de ich dann in einem Blogbeitrag wie die­sem ver­öf­fent­li­chen (auf Wunsch auch anonym) und mei­ne Kommentare abge­ben aus Business-​Sicht. Also eher nicht, ob eine Blume schön ist oder nicht, son­dern wie ver­käuf­lich das Foto sein könn­te oder wie es ver­käuf­li­cher gemacht wer­den könnte.

Kritisch, ehr­lich, subjektiv.

Pimp My Stock! Bildbesprechungen von Stockfotos 07

Aller Anfang ist schwer. Deswegen bie­te ich Fotografen in mei­ner Rubrik „Pimp My Stock!“ an, mir ihre Fotos zu schi­cken, damit ich sie hier auf ihre Tauglichkeit für Bildagenturen bewer­ten kann. Das heißt, ich kom­men­tie­re nicht, ob ich ein Foto schön fin­de, son­dern ob und war­um es sich gut ver­kau­fen könnte.

Dieses Mal hat mich „Kaubo“ um Rat gebe­ten. Er ist Mitte 40 und hat frü­her viel als Hobby foto­gra­fiert. Seit sechs Monaten wid­met er sich der digi­ta­len Fotografie mit der Canon 400D und eini­gen Objektiven. Er selbst beschreibt sei­ne Motive so: „Ich foto­gra­fie­re (bis­her) eher „tote“ Gegenstände (Architektur, Industrie, Kunst, Technik, Marodes etc.) aller­dings auch Natur und Tiere, aller­dings weni­ger Motive aus Deinem Spezialgebiet ‚Menschen‘.“

Die Stockfotografie ist völ­li­ges Neuland für ihn. Den Motiven merkt man das lei­der noch an. Fangen wir an:

Zwillinge

Aus irgend­ei­nem Grund, den ich als Landratte nicht ganz nach­voll­zie­hen kann, lie­ben Fotografen Schiffe. Vor allem rie­si­ge Schiffe. Tanker und so. Zugegebenermaßen ver­ste­he ich den Reiz der Technik, des Metalls und der gan­zen Kabel, Knöpfe, Masten und Balken, aber ich woh­ne zu weit vom Meer ent­fernt, um eine Affinität zu den Meeresfahrzeugen auf­zu­bau­en. Ist viel­leicht bes­ser so, denn die Bildagenturen sind über­schwemmt mit sol­chen Fotos. Eine Bildagentur hat­te sogar eine Zeitlang Tanker und ande­re Frachtschiffe auf ihrer Liste der „nicht benö­tig­ten Motive“. Das Foto hier ist tech­nisch ein­wand­frei, aber nicht spek­ta­ku­lär und wird es im Verkauf schwer haben.

Frachter

Gleiches gilt für die­ses Foto. Dazu kommt, dass der Himmel nicht so stock­taug­lich ist. Warten auf einen strah­lend blau­en Himmel (even­tu­ell mit paar Schäfchenwolken wie oben) ist ver­kaufs­för­dernd. Wer dar­über nach­denkt, merkt schnell, war­um Fotos von klei­nen Yachten und Personenbooten ver­käuf­li­cher sind als Frachtschiffe. Eine Yacht ist ein Symbol für Reichtum, Freiheit, Erfolg und so wei­ter. Vielseitig ein­setz­bar. Der Kundenkreis, der Fotos von Frachtschiffen benö­tigt, ist deut­lich geringer.

Kirche

Wer ein sol­ches Motiv vor paar Wochen zu Beginn der Presseberichte über die Mißbrauchsfälle in der Katholischen Kirche den Bildagenturen gelie­fert hät­te, hät­te gute Chancen auf Verkäufe gehabt. In die­sem kon­ke­ten Fall ist die Freistellung jedoch nicht so gut gelun­gen, was ver­mut­lich an einem zu dunk­len Hintergrund lag. Deutlich erkenn­bar ist das am obe­ren Ende der Handschellen. Auch die Bibel ist links zu zer­fled­dert und das Kreuz auf dem Buchdeckel fällt zu wenig auf. Das hät­te z.B. mit Photoshop kor­ri­giert wer­den kön­nen. Noch bes­ser: Eine ande­re Bibel nehmen.

bruecke

Mit den rich­ti­gen Suchbegriffen wie „Abenteuer, Urlaub, Wanderung, Verbindung, Richtung, Weg, Pfad“ etc. ist das ein Motiv, was für Bildagenturen geeig­net ist. Die Farben könn­ten noch etwas sat­ter sein, vom Bildaufbau ist das Foto der Brücke aber schon sehr gelungen.

Mülltrennung

Das Foto der Müllcontainer ist ein Fall für den redak­tio­nel­len Bereich. Beim Ranzoomen an die Schilder auf den Containern und am Baum vor­ne sind bestimmt Begriffe zu lesen, die pro­ble­ma­tisch wären. Für ein Werbefoto ist das Bild lei­der auch nicht pla­ka­tiv genug. Hilfreich wäre viel­leicht auch ein Beschnitt des Fotos mit Fokus auf den lin­ken Container. Wenn dann noch die Schilder vor­ne digi­tal ent­fernt wer­den, ist das Bild zumin­dest für die Themenbereiche Abfall, Mülltrennung, Recycling etc. passend.

Obstabwaschen

Oh, wie nied­lich. Es gibt vie­le gute Fotos von Waschbären, aber deut­lich weni­ger von Waschbären beim Waschen. Seltsam, oder? Getty Images zeigt bei der Anfrage „Waschbär waschen“ nur zwei Bilder. Trotzdem wird das Bild ins­ge­samt nicht so hohe Verkaufschancen haben, weil der Bedarf nach die­sem Motiv nicht so groß ist. Dazu kommt, dass der Hintergrund erkenn­bar kei­ne „natür­li­che“ Umgebung ist, son­dern Siedlungsgebiet. Das senkt das Interesse von Werbeagenturen. Um wenigs­tens paar Verkäufe mit­zu­neh­men, emp­feh­le ich, min­des­tens auch den latei­ni­schen Namen bei den Suchbegriffen mit anzugeben.

waschbaeren

Schon bes­ser. Zwar waschen die­se Waschbären sich nicht, aber das Foto ist uni­ver­sel­ler nutz­bar, weil es nied­li­cher ist. Außerdem ist ein Foto von drei Waschbären deut­lich sel­te­ner als eins. Keine Ahnung, ob es bio­lo­gisch kor­rekt wäre, aber Suchbegriffe wie „Familie“ und „Zusammenhalt, Nähe, Geborgenheit, Wärme“ etc. wären pas­send und ver­kaufs­för­dernd. Dazu kommt, dass die Beleuchtung auch sehr gut gelun­gen ist und das Fell der Tiere durch das Seitenlicht schön plas­tisch wirkt.

Holz

Zum Schluss mich ich nach dem tol­len Tierfoto lei­der noch mal pes­si­mis­tisch wer­den. Dieses Motiv gibt es zuhauf, in unzäh­li­gen Varianten und oft mit schö­ne­ren Baumstämmen. Da mache ich kei­ne Hoffnung, dass es häu­fig ver­kauft wird. Wer es jedoch schafft, die­ses Motiv kon­kre­ter mit dem Themenbereich „Forstwirtschaft“ zu ver­bin­den, indem z.B. die Enden der Stämme mit Ziffern mar­kiert sind o.ä. hat viel­leicht noch Chancen.

Was sagt ihr zu den Fotos? Teilt ihr mei­ne Einschätzungen?

Wer von mir auch kos­ten­los Tipps haben will, ob sei­ne Fotos “stock­taug­lich” sind, kann ger­ne eben­falls mitmachen.

Und so läuft’s:
– Schickt mir eine kur­ze Mail, in der ihr Euch vor­stellt, z. B. wie lan­ge ihr Fotos macht, mit wel­cher Ausrüstung, ob und wo ihr schon Fotos ver­kauft und was ihr in Zukunft in der Stockfotografie-​Branche vorhabt.
– Wenn ich aus­rei­chend Zeit habe für Bildbesprechungen, bit­te ich Euch, mir 5–10 Bilder in klei­ner Auflösung zu schicken.
– Diese wer­de ich dann in einem Blogbeitrag wie die­sem ver­öf­fent­li­chen (auf Wunsch auch anonym) und mei­ne Kommentare abge­ben aus Business-​Sicht. Also eher nicht, ob eine Blume schön ist oder nicht, son­dern wie ver­käuf­lich das Foto sein könn­te oder wie es ver­käuf­li­cher gemacht wer­den könnte.

Kritisch, ehr­lich, subjektiv.