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Interview über reportagen.de mit Michael Krabs

Ständig gibt es neue Bildagenturen, die meis­ten wol­len ein­fach nur unse­re Bilder, ohne ein Alleinstellungsmerkmal bie­ten zu kön­nen. Deswegen habe ich auf­ge­horcht, als der Gründer der bekann­ten deut­schen Bildagentur Zoonar ein neu­es Projekt auf die Beine gestellt hat, bei dem es nicht nur um Fotos, son­dern auch um Texte geht. Herr Krabs erklärt in einem Interview mit mir die Details.

Screenshot der Seite reportagen.de

Hallo Herr Krabs, stel­len sie sich bit­te mal kurz vor.

Ich bin Jahrgang 1970, habe zwei Kinder und nach dem Studium zuerst zwei Jahre als Dozent, dann ca. 12 Jahre lang als frei­er Journalist gear­bei­tet. In die­sem Zeitraum hat­te ich bereits eine „Reportageagentur“ mit dem Namen TBKmedia. Das TBK stand für „Text-​Bild-​Konzept“. Das gan­ze lief eine lan­ge Weile sehr gut. Dann kam der gro­ße Medienumbruch: Rückgang der Honorare, Digitalisierungswelle, Printkrise, Microstock usw. Gleichzeitig waren Natur- und Umweltthemen in den Medien deut­lich weni­ger gefragt. Ich wur­de mit Foto-​DVDs gera­de­zu über­schüt­tet und wuss­te nicht mehr, wie ich das Ganze ohne Datenbank hand­ha­ben soll­te. Zuvor muss­ten sich Fotografen ja ent­schei­den, an wem Sie ein Originaldia schick­ten und gute Scans waren sehr kost­spie­lig. Jetzt reich­te ein Mausklick, um alle Fotos an zig ver­schie­de­ne Agenturen zu ver­tei­len. Bei mir häuf­ten sich die Foto-​DVDs und ich hat­te kei­ne Idee, wie ich damit ohne eine neue tech­ni­sche Lösung umge­hen sollte.

Ich habe daher im Jahre 2006 vier Büronachbarn (dar­un­ter drei Entwickler) ange­spro­chen und wir haben zusam­men die Bildagentur Zoonar GmbH als Antwort auf die neue Marktentwicklung gegrün­det. Dieses Projekt hat sehr viel Zeit und Kraft gekos­tet, ent­wi­ckelt sich jetzt aber ganz ordent­lich. Für mei­ne eigent­li­che Arbeit hat­te ich aber seit­dem kaum noch Zeit. Zudem erschien sie wenig attrak­tiv, auf­grund der neu­en Marktentwicklungen.

Seit 1–2 Jahre habe ich die Idee gehabt, auch für Reportagen ein Portal auf­zu­bau­en. Dieses Vorhaben habe ich jetzt mit pri­va­ten Mitteln in die Tat umge­setzt. Ein hohes Risiko, aber ich habe ein­fach wie­der Lust als Journalist zu arbei­ten. Außerdem sehe ich enor­me Chancen an der Schnittstelle zwi­schen Fotografie und Text einer­seits und neu­en Vertriebsmöglichkeiten ande­rer­seits. Die ers­te Version von Reportagen.de ist jetzt online. Ich freue mich sehr dar­über. Aber wir haben gera­de erst begonnen.

Michael Krabs, Gründer von reportagen.de

Bei reportagen.de wer­den nicht nur Bilder ver­kauft, son­dern kom­plet­te Reportagen, also Bildserien mit dazu pas­sen­dem Text. Was genau soll ange­bo­ten werden?

Die Idee ist fol­gen­de: Fotografen haben oft Bildstrecken, die sich jour­na­lis­tisch gut ver­wer­ten las­sen. Aber nur die wenigs­ten schrei­ben ger­ne. Das über­neh­men wir dann. Journalisten wie­der­um haben oft Texte, aber es feh­len Fotos. Auch die­se Arbeit über­neh­men dann wir, d.h. wir suchen pas­sen­de Fotos zu den Texten. Dafür grei­fen wir u.a. auf die Fotos der Bildagentur Zoonar zurück, die für den Partner Reportagen.de frei­ge­ge­ben wur­den. Wir spre­chen bei Bedarf aber auch regis­trier­te Fotografen an. Es ent­steht eine Win-Win-Situation.

Ein wei­te­rer Punkt: Die Redaktionen haben wenig Zeit und sind per­so­nell oft schwach besetzt. Daher ist es ein Vorteil, wenn man kom­plet­te Themen aus Foto, Text, Grafik usw. aus­lie­fern kann. Reportagen.de ist die Schnittstelle, die alle Arbeiten über­nimmt damit aus ein­zel­nen Bestandteilen (Fotoserien, Texten usw.) kom­plet­te Artikel werden.

Weitere Einsatzfelder sind: Content Marketing, Corporate Publishing, Online Marketing usw. Hier neh­men wir Aufträge und ver­tei­len die ein­zel­nen Tätigkeiten dann an unse­re regis­trier­ten Mitgliedern. Reportagen.de fun­giert dabei wie eine Zentralredaktion und/​oder Projektmanagement. Aufgrund mei­ner gro­ßen Erfahrungen in die­sen Bereichen, macht das auch Sinn.

Und noch eine Neuigkeit: Ich glau­be, dass Journalisten und Fotografen in Zukunft mehr Content direkt an Kunden/​Leser ver­kau­fen wer­den. Über APPs, EBooks, PDFs, mobi­le Verwendungen usw. In die­sem Bereich sehe ich gute Zukuntschancen, die­ser Markt ent­wi­ckelt sich gera­de erst. Hier suchen wir gera­de einen Investor.

Wie sieht der Bestand aktu­ell aus?

Derzeit sind rund 700 Features und Reportagen online. Tendenz stark steigend.

Können Fotografen auch nur Texte oder Bildstrecken liefern?

Nur Texte zu lie­fern ist immer mög­lich. Das kommt aber eher bei Journalisten vor. Nur Fotostrecken geht auch. Wir brau­chen aber oft eini­ge Infos dazu. Also Angaben über Zeit, Aufnahmeort, beson­de­re Ereignisse usw. Diese Infos kön­nen auch in eine Mail getippt wer­den. Den Text schrei­ben wir dann.

Wie sieht die Honorarverteilung aus?

Wir zah­len 70% des Honorares bei Fotostrecken. Bei Texten eben­falls 70%, wenn die­se unver­än­dert über­nom­men wer­den. Wenn wir einen Text umschrei­ben, weil bei­spiels­wei­se die Redaktionen einen ande­ren Stil sucht, dann zah­len wir 50%.

Es kann also so lau­fen: Ein Fotograf lie­fert eine Bildstrecke, ein Journalist schreibt einen Text dazu. Der Fotograf erhält 70% vom Bildhonorar, der Journalist 70% vom Texthonorar, Reportagen.de 30% vom Gesamthonorar. Liefert ein Fotograf einen Text, den wir bear­bei­ten müs­sen, säe es so aus: Fotos 70%, Text 50%.

An was ori­en­tiert sich der Verkaufspreis der Reportagen und in wel­cher Höhe liegt der ungefähr?

Wir haben fes­te Preise, die wir online abbil­den. Jedoch wird in der Regel mit den Redaktionen ver­han­delt. Es geht dann um Auflagen, Textlänge, Anzahl der abge­bil­de­ten Fotos, E‑Paper-​Zweitverwertungen usw. Viele gro­ße Verlage haben auch fes­te Pauschalsätze für Texte und Fotos. Diese wer­den dann in der Regel akzep­tiert. Für exklu­si­ve Stories kann man aber auch mehr raus­han­deln. Die Preise auf unse­rer Homepage zei­gen einen guten Mittelwert des Gesamthonorars. Spiegel und Stern zah­len natür­lich mehr, das Pinneberger Tageblatt eher weniger.

Was gibt es zu beach­ten? Müssen die Einlieferungen z.B. exklu­siv sein?

Nein. Aber wir haben eine Löschfrist von 12 Monaten. Bei exklu­si­ven Verkäufen durch die User kön­nen wir Themen natür­lich schnell sper­ren. Was ich aber ver­mei­den will, sind kurz­fris­ti­ge Löschungen aller Themen. Viele Redaktionen haben lan­ge Vorproduktionszeiten und es wäre töd­lich für ein jun­ges Portal, wenn bestell­te Themen dann nicht gelie­fert wer­den kön­nen. Außerdem haben wir gera­de jetzt in der Anfangszeit enor­me Kosten, weil wir sehr Vieles bear­bei­ten, aber es natür­lich noch nicht vie­le Bestellungen gibt. Ich star­te mit dem Marketing auch erst im September.

Dürfen oder müs­sen die Bilder bear­bei­tet oder retu­schiert sein?

Sie dür­fen, müs­sen aber nicht.

Auf was soll­ten Fotografen bei der Zusammenstellung der Bildstrecke ach­ten? Wie vie­le Bilder, was für Motive, etc.?

Vier bis 30 Fotos rei­chen erst ein­mal aus. Bei Bedarf rufen wir an und stel­len ein grö­ße­res Paket zusam­men. Für vie­le Printmedien reicht eine Bildstrecke von 20–30 Themen völ­lig aus. Nur sehr gro­ße Magazine wol­len mehr Auswahl haben.

Müssen die Texte vor­her fer­tig geschrie­ben werden?

Nein, es ist üblich, dass wir Themen „anfea­turen“. Das heißt, wir bil­den im Internet zwei bis drei Absätze ab. Gibt es ein Interesse, muss es aber schnell gehen. Toll wäre es daher, wenn wir alle Informationen vor­lie­gen haben. Wir kön­nen dann bei Bedarf schnell reagie­ren und den Text voll­enden. Möglich ist es auch, einen kom­plet­ten Text nicht voll­stän­dig im Internet abzu­bil­den, dies erschwert das Abschreiben.

Wenn die Text nach­träg­lich geschrie­ben wer­den, in wel­chem Zeitraum muss man den abliefern?

Wir brau­chen Fotos und Infos immer zeit­gleich, d.h. wir kön­nen kei­ne Fotos ohne Infos ein­spie­len. Einen Text zu voll­enden ist mög­lich, sobald es einen kon­kre­ten Auftrag gibt. Dann soll­te es aber inner­halb von 2–3 Tagen geschehen.

Im Journalismus gibt es ja die Sorgfaltspflicht. Wie wird sicher­ge­stellt, dass die Informationen der Autoren kor­rekt sind?

Derzeit lese ich alle Texte gegen. Was ich über­prü­fen kann, über­prü­fe ich. Es gibt natür­lich Grenzen. Ich kann bei­spiels­wei­se kei­ne Aussagen aus Interviews über­prü­fen. Hier muss ich den Autoren ver­trau­en, sie haf­ten ja auch für Ihre Texte.

Wie wird das Angebot ange­nom­men? Gibt es schon Verlage, die regel­mä­ßig einkaufen?

Ja, Ich habe eini­ge Stammkunden. Aber in ers­ter Linie wer­den wir über einen gro­ßen, kost­spie­li­gen Medienverteiler regel­mä­ßig Angebote ver­schi­cken. Auch per Post. Das ist teu­er, bringt aber in der Regel immer auch Bestellungen.

Der Medienmarkt ist der­zeit schwach, aber gera­de des­halb könn­te es ein Interesse an kom­plet­ten Artikeln oder gar exter­nen Redaktionsauslagerungen geben. Dies spart Zeit und redu­ziert die Kosten. Reportagen.de rech­net sich also auch für die Verlage.

Welche Art von Reportagen ist am gefragtesten?

Wir kön­nen kei­ne kurz­fris­ti­gen Themen ver­wen­den. Also eher alles Zeitlose: Gesundheit, Tiere, Natur, Reisen, Food, Ausbildung, Bauanleitungen, Hobby, Sport usw. Aber auch Interviews sind bei­spiels­wei­se lang­fris­tig ver­wend­bar, da sie inter­es­san­te Zeitdokument sind.

Vielen Dank für das Interview.

Gerne.

Stockfotografie-​Interview mit Kirstin P. (Teilzeit-​Model)

Ab und zu inter­viewe ich Personen aus der Stockfotografie-​Branche. Nach Bildredakteuren, Agenturmitarbeitern und Stockfotografen soll jetzt auch mal ein Model an die Reihe kom­men. Kirstin habe ich über die Model-​Kartei ken­nen­ge­lernt, als ich nach pas­sen­den Leuten für mein Fitness-​Shooting gesucht habe. Fangen wir an.

Hallo Kirstin, stell dich bit­te mal kurz vor.
Hallo, mein Name ist Kirstin, ich bin 41 Jahre alt, kom­me aus dem Rhein-​Main-​Gebiet und als Beruf kann ich irgend­wie meh­re­re ange­ben: als Hauptberuf Mama, dann Betriebswirtin, dann Hausfrau… und seit 3 Jahren Model. Meine Hobbys: mei­ne Familie, Latein- und Standard-​Turniertanz, Tauchen, Urlaub in fer­nen Ländern, Kochen und Lesen.

Die Mimiken von Kirstin (Foto: http://www.reinhard-berg.de )
Die Mimiken von Kirstin (Foto: www.reinhard-berg.de )

Wie bist Du dar­auf gekom­men, Model wer­den zu wol­len? Wie alt warst Du da?
Total unty­pisch habe ich erst im „zar­ten Alter“ von 38 Jahren ange­fan­gen zu modeln. Eine sehr gute Freundin von mir arbei­tet als Visagistin und such­te im Auftrag eines Brautstudios Models für eine Modenschau auf einer Brautmesse. Sie kam auf mich, da wir zusam­men Turnier tan­zen und sie weiß, dass ich gera­de­aus im Takt lau­fen kann. So kam ich zu mei­nem ers­ten Job! Und das Feedback nach der Modenschau war so posi­tiv, dass ich mich mal neu­gie­rig in die Richtung infor­miert habe… dass das draus wer­den kann, was heu­te ist, hät­te ich damals nie gedacht!

Wie war Dein Anfang? Was hast Du getan, um bekann­ter zu wer­den und Aufträge zu bekommen?
Ich habe mich auf einer kos­ten­frei­en Modelplattform im Internet ange­mel­det (damals Model.de – die gibt’s heu­te in der Form lei­der nicht mehr!) und im Umkreis Fotografen gesucht, über die ich an Bildmaterial kam. Über die­se Plattform kam ich auch an mei­ne ers­ten rich­ti­gen Aufträge, da dort z.B. eine Agentur Best-​Ager-​Modelle für Promotions für einen Damenausstatter gesucht hat. Dann habe ich mich bei der „Model-​Kartei“ ange­mel­det, im Laufe der letz­ten Jahre pas­sen­des Bildmaterial zu mei­nem Portfolio erar­bei­tet – und seit­dem geht es lang­sam, aber doch ste­tig, bergauf.
Apropos pas­sen­des Bildmaterial gleich ein Tipp für alle Newcomer: da viel­leicht doch mal einen rich­ti­gen Profi fra­gen, ob das Bildmaterial zum Typ passt. Ich habe am Anfang z.B. alle mög­li­chen Katalog-​Szenen nach­ge­stellt und künst­le­ri­sche Beauty-​Bilder mit  „Bling Bling“ im Gesicht – wun­der­schön anzu­schau­en, für mich als Model aber nicht zu gebrau­chen, da sie an mei­nem Markt kom­plett vor­bei­gin­gen!!! Erst als ich Bilder als Mama, beim Kochen, im Büro gemacht habe, zeig­ten die Agenturen Interesse.
Mein gro­ßer Dank geht daher an das Model Sonja Barisic, bei der ich vor 3 Jahren just for  fun ein Laufstegtraining  absol­viert habe – ohne ihren Rat wür­den wir Beiden heu­te das Interview nicht füh­ren! Sonja führt mitt­ler­wei­le erfolg­reich ihre eige­ne Agentur und ich freue mich, auch bei ihr unter Vertrag zu sein.

Kirstin mit Pferd (Foto: www.ajorns.com)
Kirstin mit Pferd (Foto: www.ajorns.com)

Was ist Dein Ziel als Model? Was willst Du errei­chen oder auf wel­ches Level strebst Du?
Da ich Familie habe und arbei­te, bin ich zeit­lich und ört­lich gebun­den und muß auch mal einen Job ableh­nen, wenn’s z.B. vom Büro aus nicht klappt. Daher freue ich mich über jeden Auftrag, egal wie groß das Budget ist. Referenzen bzw. zufrie­de­ne Kunden sind mir sehr wert­voll und oft kam nach einem klei­nen Auftrag ein grö­ße­rer nach oder ich wur­de wei­ter­emp­foh­len…  Klar träu­me ich wie jedes Model, das Gesicht einer gro­ßen oder sogar welt­wei­ten Kampagne zu wer­den – ob sich der Traum erfüllt, ich hal­te Dich ger­ne auf dem Laufenden!

Wie viel Zeit und Aufwand inves­tierst Du in Dein „Model-​Sein“?
Schwer zu sagen – pro Tag ca. 1/​2 bis 1 Stunde, ver­teilt auf den gan­zen Tag… zum Checken der Mails und Nachsehen, ob inter­es­san­te Jobs ange­bo­ten wer­den. Um Kontakt zu „mei­nen“ Fotografen und zu befreun­de­ten Models zu hal­ten – ein gutes Netzwerk ist das A und O in die­sem Job! Alle 2 Monate ver­su­che ich, ein TfP-​Shooting zu orga­ni­sie­ren, um mein Modelbook vor­an­zu­brin­gen. Und natür­lich neue Bilder zu bekom­men, die ich an mei­ne Agenturen wei­ter­ge­ben kann – um mich da wie­der ins Gespräch zu brin­gen. Sport und gesun­de Ernährung mache ich nicht nur wegen des Modelns, daher zäh­le ich das hier mal nicht zu.

Du gehörst mit über 40 Jahren nicht mehr zu den jun­gen Mädchen, die vom Model-​Sein träu­men. Hat das mehr Vorteile oder Nachteile und wenn ja, welche?
Definitiv Vorteile, denn es gibt ein­fach nicht so vie­le 41-​Jährige auf dem Markt! Nachteil ist, dass man von einer Agentur lei­der nicht mehr auf­ge­baut wird, son­dern das kom­plet­te Bildmaterial sel­ber mit­brin­gen muss.

Kirstin beim Fitnessshooting mit Robert Kneschke
Kirstin beim Fitnessshooting mit Robert Kneschke

Was für Tipps wür­dest Du einem jun­gen 16jährigen Mädchen geben, was unbe­dingt Model wer­den will?
Ich glau­be, dazu kann ich wenig sagen, da ich ja erst so spät ange­fan­gen habe. Mein aller­größ­ter Tipp ist: zah­le NIE bei Agenturen für die Aufnahme in die Kartei, egal wel­chen Betrag. Eine gute Agentur baut ihre Models auf, orga­ni­siert die Sedcard-​Shootings und ver­mit­telt Dich danach, um die­se Kosten wie­der rein­zu­ho­len. Finger weg von Agenturen, die sofort mit Aufträgen locken und anschei­nend nur auf DICH gewar­tet haben. Unbedingt das Kleingedruckte lesen, gera­de wenn man im Internet sucht. Leider gibt’s da vie­le schwar­ze Schafe…

Gibt es Richtlinien bezüg­lich der Frisur, des Äußeren oder der eige­nen Kleidung, die Du Neueinsteigern ans Herz legen würdest?
Die klas­si­schen Modelmasse bezüg­lich Größe und Konfektion soll­ten erfüllt wer­den. Keine Piercings im Gesicht, kei­ne Tattoos, natür­li­che Fingernägel. Gepflegte dezen­te Kleidung. Und High Heels soll­ten defi­ni­tiv kein Feind sein.

Du hast vie­le unbe­zahl­te (TfP-) Shootings, sowie bezahl­te Shootings hin­ter Dir. Wo lie­gen da aus Deiner Sicht die Unterschiede?
Bei TfP kann ich mit­be­stim­men, wie ich das Ergebnis haben möch­te. Sei es die Visa, die mich so stylt, wie ich mich schön fin­de bis hin zu der Kleidung und den Szenen, die geshoo­tet wer­den. Und der Endbearbeitung der Bilder (mach da doch bit­te die Falte noch ein biss­chen klei­ner :-). Das geschieht in Absprache mit dem Fotografen, der Visa und mir, so daß alle am Ende hap­py sind mit dem Ergebnis.
Bei Pay bin ich mehr oder weni­ger „nur“ die Marionette des Kunden – ich muß so aus­se­hen, wie er es will. Ich muß zuhö­ren, wie er das fer­ti­ge Bild haben will und dem­entspre­chend agie­ren. Und ich muß damit ein­ver­stan­den sein, wie das fer­ti­ge Bild dann noch bear­bei­tet wird. Das gan­ze in der schnellst­mög­li­chen Zeit. Wenn dann mal was schief­geht, steigt der Stresspegel mehr als bei einem TfP-Shooting!

Kirstin in einer Werbung für MonteMare
Kirstin in einer Werbung für MonteMare

Was waren das für bezahl­te Jobs? Worin unter­schei­den sich Stockfotos für Dich von ande­ren Aufträgen?
Meine Auftraggeber sind bis­her z.B. das Monte Mare, ver­schie­de­ne Hotels, Versicherungen, eine Helikopterflugschule und letz­te Woche habe ich mei­nen ers­ten klei­nen Werbeclip gedreht, der bald im Internet lau­fen wird.
Stockfotos sind für mich eigent­lich nicht anders als „nor­ma­le“ Pay-​Shootings, da ich als Model ja eher im Lifestyle-​Bereich arbei­te und nicht Kleidung für Kataloge oder auf dem Laufsteg präsentiere.

Wie prä­sen­tierst Du Dich, um einen Pay-​Job zu bekom­men? Bei Du bei einer Agentur oder wirst Du aktiv?
Beides – ich bin sowohl bei ver­schie­de­nen Agenturen in Frankfurt, Wiesbaden, Mannheim und Köln gelis­tet als auch sel­ber im Internet unter­wegs. Aktuell prü­fe ich die Möglichkeit einer eige­nen Homepage und sto­cke regel­mä­ßig mein Bildmaterial auf. Ohne eige­nes Engagement geht aber gar nichts!

Hand aufs Herz: Wie viel ver­dienst Du ca. bei einem Pay-Job?
Zwischen 50 Euro Warengutschein und 1.000 Euro aufs Konto war schon alles dabei. Davon gehen dann aber noch mei­ne Kosten und vor allem die Steuern ab…. Und wann der nächs­te Pay-​Job kommt, das weiß man lei­der nie… kann in der nächs­ten Woche sein oder erst im nächs­ten Monat….

Kirstin ungeschminkt - Ihr Portrait-Pola
Kirstin unge­schminkt – Ihr Portrait-Pola

Wie berei­test Du Dich auf ein Shooting vor? Unterscheidet sich das bei TfP und Pay? Was musst Du dafür von einem Fotografen vor­her wissen?
Also die Vorbereitung eines TfP-​Shootings ist für mich defi­ni­tiv auf­wän­di­ger, weil ich mir da natür­lich Gedanken machen muss, WAS ich eigent­lich als Endergebnis haben möch­te. Und dann dem­entspre­chend Kleidung besor­ge, die Location, die Visa – und natür­lich den pas­sen­den Fotografen.
Bei Pay tele­fo­nie­re ich meist nur kurz mit dem Kunden /​ Fotografen, wann ich wo sein soll, was für Farben er bei der Kleidung wünscht und ob eine Visa vor Ort ist oder ich geschminkt erschei­nen soll bzw. bekom­me die gan­zen Infos von der Agentur. Das war’s dann auch schon…

Bei Stockfotos weiß man nie vor­her, wo ein Foto auf­tau­chen wird? Was hast Du da schon erlebt? Wie ist das Gefühl dabei?
Definitiv stolz – neu­lich hat­te ich z.B. die Werbung unse­res ört­li­chen Fitness-​Studios im Briefkasten, auf der ein Bild aus unse­rem Fitness-​Shooting war – zwar nicht von mir, son­dern von Model Niki, aber ich hab mich gefreut wie Bolle! Und auf zwei ganz­sei­ti­ge Prints in einer Frauenzeitschrift von mei­ner klei­nen Tochter und mir ist mei­ne Maus noch stol­zer als ich!

Wie reagie­ren Deine Freunde, Kollegen und Verwandtschaft, wenn sie Dich irgend­wo uner­war­tet sehen?
Überrascht und begeis­tert – manch­mal auch ver­wirrt, weil sie mich nicht gleich erken­nen… nei­disch war bis­her kei­ne®, alle freu­en sich mit mir und sind inter­es­siert, was es Neues gibt.

Shooting für eine Goldschmiedin (Fotograf: Andi Schumi)
Shooting für eine Goldschmiedin (Fotograf: Andi Schumi /​ http://andi.model-kartei.de)

Welche Fotos machen Dir als Model am meis­ten Spaß?
Die, bei denen ich mich nicht ver­stel­len muss, son­dern wo ich ein­fach ICH sein kann, z.B. als Mama… Und natür­lich Shootings mit ande­ren Modellen zusam­men, da ich da immer viel mit­neh­me an Infos – und neben­bei noch mein Netzwerk ausbaue.

Von vie­len Amateur-​Fotografen, die das ers­te Mal ein Model foto­gra­fie­ren wol­len, höre ich oft, dass sie nicht wis­sen, wie sie es fin­den, anspre­chen oder anlei­ten sol­len. Kurz: Sie trau­en sich nicht. Was rätst Du denen?
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Vielleicht erst­mal Bekannte fra­gen, mit denen man sich ver­steht und die mit einem gedul­dig sind. Sind die Bilder so, dass man damit zufrie­den ist, im Internet nach ent­spre­chen­den (kos­ten­frei­en!) Plattformen suchen und schau­en, wer an Models aus der Gegend kommt. Und dann ein­fach nett fra­gen, am bes­ten mit einer kon­kre­ten Idee, was man shoo­ten möch­te. Wenn ein Model absagt, ein­fach dran­blei­ben und das nächs­te Model fra­gen. Und ganz wich­tig: das gan­ze nicht zu ernst sehen und Spaß beim Shooten haben! Jeder hat mal ange­fan­gen, auch ein Starfotograf oder Topmodel!!!

Im Internet und auch in mei­nem Blog sind Anleitungen für Model-​Posen sehr beliebt. Was hältst Du davon?
Grundanleitungen sind o.k. – wobei man Körperspannung und wie man wo was dre­hen muss, dass man gut dasteht, eher schwer beschrei­ben kann. Ich ler­ne am meis­ten aus den Shootings mit ande­ren Models – da kann man sich viel abschau­en. Beim Posen für Kleidung die Augen auf, was die Models in den Katalogen so machen, wie sie die Hände hal­ten, die Accessoires prä­sen­tie­ren, ste­hen… und dann sel­ber vor dem Spiegel üben üben üben… evtl. mit einer Freundin dabei, die die Versuche foto­gra­fiert. Ganz wich­tig ist auch die Mimik im Gesicht – zwan­zig Posen mit dem glei­chen Gesichtsausdruck sind eher „sub­op­ti­mal“…

Nochmal Kirstin bei meinem Fitness-Shooting
Nochmal Kirstin bei mei­nem Fitness-Shooting

Was macht für Dich einen guten Fotografen aus? Wie soll­te er mit Dir umgehen?
Respektvoll, freund­lich, ehr­lich. Kein „wow super Pose“ und er denkt sich „oh weh“.  Gute Fotografen sehen das gan­ze Bild, also nicht nur das Technische (Beleuchtung stimmt, Schärfe), son­dern ob der Hintergrund passt, die Kleidung gut sitzt, die Haare lie­gen – ein­fach alles!

Was war das lus­tigs­te Erlebnis mit einem Fotografen?
Kann mich nicht ent­schei­den – ein­mal woll­te eine „gebuch­te“ Katze nicht so, wie der Fotograf und hat sich mehr unter die Studio-​Couch ver­krü­melt, als sich shoo­ten zu las­sen. Irgendwann saß sie dann in der Requisite und da haben wir sie nicht mehr raus­be­kom­men… oder das Shooting für eine Helikopterflugschule, wo wir in wil­den Kurven über den Flugplatz heiz­ten, bis wir eine Ermahnung des Towers beka­men… auch nicht schlecht war ein Shooting mit einem Pferd, das mit­ten im Shooting neben mir ein­ge­schla­fen ist!

Was war das ärger­lichs­te Erlebnis mit einem Fotografen?
… dass wir soooo vie­le genia­le Bilder geschos­sen hat­ten, dass sei­ne Speicherkarten kom­plett voll waren und wir des­halb das Shooting been­den mussten 🙂 !

Vielen Dank für das Interview.


Was wür­det ihr ein Model ger­ne fra­gen? Vielleicht gibt es eine Antwort in den Kommentaren.

Treffen + Interview mit Shutterstock-​CFO Adam Riggs

Früher habe ich den Wirtschaftsteil der Tageszeitung nie gele­sen, weil ich ihn lang­wei­lig fand. Heute lese ich ihn als Erstes, aber trotz­dem fin­de ich, dass sich vor allem die Geschäftsführer der Firmen bei Interviews sehr wort­karg geben oder im Gegenteil sil­ben­reich um eine Antwort her­um­ru­dern. Ähnlich ging es mir bei mei­nem Treffen mit Adam Riggs, dem Firmenchef der Microstock-​Bildagentur Shutterstock.

adam_riggs_shutterstock

Anfangs war nur ein infor­mel­les Treffen geplant, um sich ken­nen­zu­ler­nen und Informationen aus­zu­tau­schen. Aber mein klei­nes Blogger-​Herz konn­te nicht wider­ste­hen und so sam­mel­te ich im Shutterstock-​Forum eini­ge Fragen der Fotografen, die ich stel­len woll­te. Die Fragen und Antworten habe ich sinn­ge­mäß über­setzt und zusam­men­ge­fasst. Das Ergebnis ähnelt lei­der dem, was ich aus dem Wirtschaftsteil kenne.

Frage: Gibt es Pläne bei Shutterstock für eine Fotografen-​Exklusivität oder Bild-Exklusivität?

Adam Riggs: Wir den­ken sehr oft über das Theme Exklusivität nach, aber wir wol­len weni­ger den Inhalt kon­trol­lie­ren und uns lie­ber mehr durch die Produkte, die wir anbie­ten, von den ande­ren absetzen.

Frage: Besteht die Möglichkeit, die Ranking-​Stufen zu erwei­tern, zum Beispiel eine Stufe zwi­schen 3.000 und 10.000 US-​Dollar einzuführen?

Adam Riggs: Ich ste­he der Möglichkeit offen gegen­über und den­ke dar­über nach.

Frage: Wann räumt Shutterstock mal auf und säu­bert die Datenbank von alten, unver­kauf­ten Fotos?

Adam Riggs: Sowas wäre theo­re­tisch mög­lich, aber es ist unwahr­schein­lich, dass es pas­sie­ren wird. Unser Motto ist, dass wir für jeden Kunden das pas­sen­de Bild haben wol­len und wer weiß, viel­leicht sucht jemand mal nach genau dem Foto, was sich jah­re­lang nie ver­kauft hat. Das ist für uns eine demo­kra­ti­sche Entscheidung, da der Kunde ent­schei­den soll, was er haben will.

Frage: Wann wird es mög­lich sein, dass Bildkäufer die Originalgröße eines Bildes sehen können?

Adam Riggs: Das ist jetzt schon mög­lich, nur nicht so offen­sicht­lich. Die Bilder wer­den von uns in ver­schie­de­nen Größen ange­bo­ten. Die Größe L (in deutsch: Groß) ist immer die Originalauflösung. Die klei­ne­ren grö­ßen wur­den von uns ver­klei­nert, die dar­über vergrößert.

Frage: Vor einem hal­ben Jahr hat Shutterstock BigStockPhoto gekauft. Welche Pläne hat Shutterstock damit?

Adam Riggs: Wir waren die gan­ze Zeit bis­her damit beschäf­tigt, die Seite zu ana­ly­sie­ren. Welches Suchsystem hat sie, wel­ches Portfolio und so wei­ter. Auf jeden Fall wer­den wir BigStockPhoto als eige­ne Marke mit einem eige­nen Portfolio wei­ter­füh­ren. Wir pla­nen nicht, das stär­ker zu ver­zah­nen. Aber auch die „On Demand“-Downloads bei Shutterstock wird es ent­ge­gen anders­lau­ten­der Gerüchte wei­ter geben. Trotzdem ist es für uns noch eine offe­ne Frage, ob es sinn­voll ist, jedes Produkt an jeder Stelle anzubieten.

Zusätzlich zu die­sen Antworten fie­len im Gespräch wei­te­re Fakten, die inter­es­sant sein könn­ten. Hier in Stichpunktform:

  • Deutschland ist neben Großbritannien der zweit­stärks­te Markt für Shutterstock außer­halb der USA.
  • In der ers­ten Jahrseshälfte 2010 soll die kom­plet­te Fotografenseite in allen Sprachen ver­füg­bar sein, in denen auch die Käuferseite ange­zeigt wer­den kann.
  • Damit ein­her gehen soll eine Verbesserung des „Mapping-​Problems“, also dem feh­ler­haf­ten Übersetzen von Suchbegriffen
  • 25–30 Mitarbeiter sind nur damit beschäf­tigt, die hoch­ge­la­de­nen Fotos zu bear­bei­ten. Von ca. 150.000 ein­ge­sand­ten Fotos pro Woche wer­den ca 80.000 akzep­tiert. Rein rech­ne­risch müss­te damit jeder Bildredakteur ca. 700 bis 800 Fotos am Tag selektieren.

Zum Schluss wag­te Adam Riggs noch eine Prognose, wie sich der Bildermarkt ent­wi­ckeln wird: Es wird immer schwie­ri­ger für neue Bildagenturen, den Markt zu betre­ten. Nur spe­zia­li­sier­te Agenturen mit ein­zig­ar­ti­gen Bildern und weni­gen Käufern, die bereit sind, dafür auch hohe Preise zu bezah­len, wer­den es viel­leicht schaf­fen können.

Welche Frage hät­tet ihr Adam Riggs ger­ne gestellt?

Stockfotografie-​Interview mit James March (Sales Manager bei Getty Images)

In mei­ner Interview-​Reihe woll­te ich schon lan­ge einen Verkäufer fra­gen, oder einen Sales Manager“ wie es auf neu­deutsch heißt, jeman­den, der unse­re Stockfotos aktiv bewirbt und sie den Kunden schmack­haft macht.
Dazu frag­te ich James March von der Bildagentur Getty Images.

James March Getty Images

Bitte stel­len sie sich kurz vor.

Ich hei­ße James March und arbei­te als Sales Manager bei Getty Images.

Wie sieht ihr Arbeitsalltag aus?

Ich bin seit zehn Jahren Sales Manager bei Getty Images. In die­ser Funktion lei­te ich die Verkaufsteams für Unternehmens- und Agenturkunden in Großbritannien und in Irland. Seit Beginn mei­ner Tätigkeit bei Getty Images beob­ach­te ich einen Wandel von der tra­di­tio­nel­len krea­ti­ven „Stockfototografie“ hin zu einer Weiterentwicklung unse­rer Kollektion, die es jetzt ermög­licht, dass Fotoenthusiasten über die Flickr-​Kollektion mit uns zusam­men­ar­bei­ten. Bei Getty Images gleicht kein Tag dem anderen!

Was sind die häu­figs­ten Verwendungszwecke der Bildkäufer?

Wir konn­ten eine Verlagerung von tra­di­tio­nel­len Print-​Kampagnen hin zu ver­mehr­ter Online-​Nutzung beob­ach­ten. Dadurch ist die Nachfrage beträcht­lich gestie­gen, da unse­re Kunden ihre Inhalte nun öfter aktua­li­sie­ren. Unsere Kunden möch­ten heu­te mehr Bilder und eine grö­ße­re Auswahl– zu einem wett­be­werbs­fä­hi­gen Preis. Wir haben Produkte wie Web & Mobile ent­wi­ckelt, die die­ser ver­än­der­ten Nachfrage gezielt Rechnung tra­gen. Die Flickr-​Kollektion ver­leiht unse­rer ohne­hin schon über­aus umfang­rei­chen Sammlung eine wei­te­re Dimension und eröff­net unse­ren Kunden zusätz­li­che Auswahl, wäh­rend sie in die Welt der digi­ta­li­sier­ten Medien expandieren.

Foto: Getty Images/Flickr/Jeannine Tan
Foto: Getty Images/​Flickr/​Jeannine Tan

Welche Fragen stel­len die Bildkäufer am häufigsten?

Unsere Kunden wen­den sich mit den unter­schied­lichs­ten Fragen an uns. Ein Teil sind Neukunden, die sich bei der Bildauswahl bera­ten las­sen möch­ten und Fragen zu den Nutzungs- und Copyright-​Bedingungen haben. Am ande­ren Ende der Skala haben wir lang­jäh­ri­ge Kunden mit einem bestimm­ten Budget, die nach dem per­fek­ten Bild suchen. Unsere Verkaufsmitarbeiter haben gro­ße Erfahrung in der Beantwortung der viel­fäl­ti­gen Fragen, die tag­täg­lich gestellt wer­den. Unsere Kunden dan­ken es uns mit ihrer Loyalität, weil sie wis­sen, dass wir ihnen die benö­tig­ten Inhalte und Kompetenzen bie­ten und gleich­zei­tig ihren oft engen Fristen gerecht wer­den können.

Was für Motive suchen Bildkäufer aktu­ell, von denen es wenig Angebot gibt?

Der aktu­el­le Konjunkturrückgang hat Veränderungen hin­sicht­lich der Bildthemen mit sich gebracht, die unse­re Kunden kau­fen, wobei sich in letz­ter Zeit ein Trend hin zu Bildern rund ums Zuhause abzeich­net. Ein wei­te­rer wich­ti­ger Trend ist der zur „Einfachheit“. Die Medien schwenk­ten von Titelstorys über die Probleme unse­res Planeten auf Titelthemen über die welt­wei­te Finanzkrise um, die sich dann zuneh­mend Einzelschicksalen zuwand­ten – Zwangsenteignungen, ver­lo­re­ne Ersparnisse und Arbeitslosigkeit. Man sieht eine Parallele zwi­schen Werbebildern rund um das Thema „Einfachheit“ und Zeitschriften- und Zeitungsartikeln, in denen es dar­um geht, sein Leben zu ver­bes­sern, spar­sam zu sein, Eigeninitiative zu ergrei­fen und das zu genie­ßen, was man hat. Die Flickr Kollektion ist eine gute Quelle für der­lei Motive.

Foto: Getty Images/Flickr/Jon Paciaroni
Foto: Getty Images/​Flickr/​Jon Paciaroni

Was sind die am häu­figs­ten genutz­ten Suchbegriffe der Käufer?

Auf vie­le häu­fig genutz­te Suchbegriffe, die wir der­zeit beob­ach­ten, habe ich schon bei der vori­gen Frage hin­ge­wie­sen. Natürlich ver­wen­den die Kunden die unter­schied­lichs­ten Suchbegriffe, wenn sie unse­re Website nach Inhalten durch­su­chen. Wenn jemand nach Bildern aus dem häus­li­chen Umfeld sucht, gibt er viel­leicht ver­wand­te Begriffe wie etwa Familie, Zusammengehörigkeit oder Relaxen ein.

Warum kauft jemand bei Getty Images, wenn er auch woan­ders bil­li­ger Fotos kau­fen könnte?

Ich den­ke, unse­re Kunden wis­sen drei wesent­li­che Elemente zu schät­zen, die wir ihnen bie­ten kön­nen: die beru­hi­gen­den Gewissheit, dass unse­re Inhalte wirk­lich zur Nutzung frei­ge­ge­ben wur­den, einen aus­ge­zeich­ne­ten Kundendienst und siche­re und ein­fach zu bezie­hen­de Inhalte in Top-​Qualität in allen unse­ren Kollektionen.

Verweisen Getty-​Mitarbeiter Kunden auch manch­mal an istock­pho­to?

Die Marken iStockphoto und Getty Images haben ihre jewei­li­ge Markenidentität und jeweils eige­nen Webseiten. Wo es sich anbie­tet, arbei­ten bei­de Unternehmen zusam­men und tau­schen Erfahrungen aus.

Welches Creative RF-​Bild hat sich die­ses Jahr am meis­ten ver­kauft? Woran könn­te das liegen?

Zu den belieb­tes­ten Bildern gehö­ren etwa Bilder aus den Themenbereichen Natur und Beruf. Unsere Kunden wün­schen sich schlich­te, gut kom­po­nier­te und klar kon­zep­tio­nier­te Bilder zu die­sen Themenbereichen. Mehr Zeit mit der Familie ver­brin­gen, die freie Natur genie­ßen, Dinge selbst gestal­ten, zu einem har­mo­ni­schen Leben fin­den – all dies sind Trends, die wir am Bildverkauf momen­tan able­sen können.

Foto: Getty Images/Flickr/Fursov Aleksey
Foto: Getty Images/​Flickr/​Fursov Aleksey

Welche Fehler bei der Bildnutzung machen Bildkäufer am häufigsten?

Wenn man zum ers­ten Mal Bilder kauft, weiß man oft nicht, wohin man sich wen­den soll und die Suche nach einem seriö­sen Anbieter birgt Gefahren. Im Rahmen des Einkaufsprozesses auf unse­rer Website klä­ren wir unse­ren Kunden über die Nutzungs- und Lizenzbedingungen auf. Zudem haben sie die Gewissheit, dass ihnen unse­re Teams welt­weit zur Verfügung ste­hen, um sie bei Fragen zur Lizenzierung, zum Copyright und zu den Freigaben zu beraten.

Wie hat sich das Kaufverhalten in den letz­ten drei Jahren gewandelt?

Wir wis­sen, dass unse­re Kunden immer mehr Inhalte für ihre Projekte beschaf­fen müs­sen. Sie unter­lie­gen grö­ße­ren zeit­li­chen und finan­zi­el­len Beschränkungen als je zuvor, wes­halb sie die umfang­reichs­ten und viel­fäl­tigs­ten Bildkollektionen für ihren gesam­ten Kommunikationsbedarf schnel­ler, auf ein­fa­che­re Weise und zu ange­mes­se­nen Preisen fin­den müs­sen. Das gilt ins­be­son­de­re für die Nutzung im Online-​Bereich, wo die Volumen enorm und die Zeitrahmen außer­or­dent­lich eng sind.

Vielen Dank für das Interview!

Mehr Details zur Übernahme von BigStockPhoto durch Shutterstock

Vor eini­gen Tagen gab die Bildagentur Shutterstock bekannt, dass sie die Bildagentur BigStockPhoto gekauft haben. Ich habe kurz den Shutterstock-​Geschäftsführer Adam Riggs nach eini­gen Details gefragt. Den Kaufpreis konn­te ich lei­der nicht aus ihm her­aus­kit­zeln und auch sonst hielt er sich bedeckt, aber viel­leicht sind eini­ge Details ja interessant:

Adam Riggs - Shutterstock

Wann ent­stand die Idee für den Kauf von BigStockPhoto und wie lan­ge dau­er­ten die Vorbereitungen?

Riggs: Wir spiel­ten schon eini­ge Zeit mit dem Gedanken, ein Credit-​basiertes Abrechnungssystem von Grund auf selbst zu bau­en. Am Ende ent­schie­den wir uns aber dafür, das es bes­ser ist, auf eine fest eta­blier­te Marke wie BigStockPhoto zu set­zen, sprich: BigStockPhoto zu kau­fen. Das erschien uns als bes­ter Weg für unse­re Kunden.

Wie Sie wis­sen, ist Shutterstock der Urheber für vie­le Produkte, die von der Branche kopiert wur­den. Wir haben zum Beispiel eines der erfolg­reichs­ten Stockfoto-​Produkte erfun­den, das mit den Prinzipien Crowdsourcing und Abo funk­tio­niert. Und wir waren die ers­ten, die auch Stock-​Footage anboten.

Wir sind nach wie vor der Meinung, dass Abo-​Lösungen das bes­te Preis-​Leistungs-​Verhältnis bie­ten. Aber wir erken­nen auch an, dass eini­ge Kunden das Bezahlen per Credits bevor­zu­gen. Auch die­sen Wünschen wol­len wir gerecht wer­den. BigStockPhoto zu kau­fen war der ers­te Schritt dorthin.

Ging Shutterstock auf BigStockPhoto zu oder umgekehrt?

Riggs: Wir als Käufer spiel­ten den akti­ven Part.

Welche Rolle wer­den die bis­he­ri­gen Eigentümer von BigStockPhoto bei Shutterstock spielen?

Riggs: Tim und Dawn Donahue haben zusam­men mit ihrem Team ein groß­ar­ti­ges Produkt auf­ge­baut. Wir wer­den wei­ter­hin mit ihnen zusam­men arbei­ten, um den Content-​Einkäufern und ‑Produzenten welt­weit wei­ter­hin einen Top-​Service bie­ten zu können.

Im Shutterstock-​Forum heißt es, dass kei­ne Zusammenlegung der Portfolios bei­der Agenturen geplant ist. Welche ande­ren Synergie-​Effekte will Shutterstock nutzen?

Riggs: Ich kann Ihnen noch nicht genau sagen, was sich ändern wird und wann oder ob sich über­haupt etwas an der bis­he­ri­gen Konstellation ändern wird. Aber soviel sei gesagt: Wir wer­den alles tun, das Potenzial und die Synergien aus der Übernahme best mög­lichst auszuschöpfen.

In wel­che Richtung soll die Kombination Shutterstock/​BigStockPhoto ent­wi­ckelt werden?

Riggs: Wir freu­en uns dar­auf, das Wissen und die Kompetenz, für die Shutterstock bekannt ist, in die Marke BigStockPhoto, in die Website und die Aufstellung der Produkte einzubringen.

Ihr seht, da hat sich der gute Mann eine gute Scheibe von den Politikern abgeguckt.

Aber noch mal der Hinweis an Fotografen: Wer sei­ne Fotos nur bei Shutterstock oder BigStockPhoto hat, wird sie jetzt nicht auto­ma­tisch auch über die jeweils ande­re Agentur ver­kau­fen können.

Aber dafür gibt es im Internet natür­lich schon eine Lösung. Die Firma iSyndica zum Beispiel bie­tet – gegen eine klei­ne Gebühr – an, Fotos auf deren Server hoch­zu­la­den und von dort an vie­le Bildagenturen gleich­zei­tig zu lie­fern. Außerdem wer­den die Bilder auf Wunsch gespei­chert, sodaß jeder­zeit mit nur einem Klick die bis­her hoch­ge­la­de­nen Fotos zu einer neu­en, wei­te­ren Agentur geschickt wer­den kön­nen. Wer bei­spiels­wei­se die letz­ten Monate sei­ne Shutterstock-​Fotos über iSyndica hocgh­ge­la­den hat, könn­te jetzt ein­fach BigStockPhoto ankli­cken und sagen: Alle mei­ne Fotos auch zu die­ser Agentur schi­cken. Zum Testen bie­tet die Firma einen Gratis-​Zugang, mit dem z.B. 20 Bilder pro Monat an 5 Agenturen geschickt wer­den kön­nen oder 10 Fotos an 10 Agenturen. Aber die BackUp-​Funktion, bei der die Fotos für spä­te­re Agentursendungen gespei­chert wer­den, funk­tio­niert damit noch nicht.