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The Future Of Microstock – Vortrag von Bruce Livingstone

Auf der Photokina hielt der Gründer und CEO von istock­pho­to, Bruce Livingstone, am Mittwoch einen Votrag mit dem Titel „The Future Of Microstock“. Passender hät­te der Titel auch lau­ten kön­nen: „The Future Of istock­pho­to“.

Da ich nicht die Erlaubnis bekam, die Rede auf­zu­neh­men und zu ver­öf­fent­li­chen, hier nur eine sinn­ge­mä­ße Zusammenfassung der Rede.

Die Firma istock­pho­to wur­de eher „aus Versehen“ gegrün­det, nach­dem für die Webseite als Bilder-​Tauschplattform über 10.000 $ an Server-​Kosten anfie­len. Insgesamt hat Bruce Livingstone schon sie­ben Firmen gegrün­det, von denen drei von Getty Images gekauft wurden.

DIe Loyalität der Künstler zur Agentur ist einer der grö­ßen Erfolgskritieren von istock­pho­to. Dazu tra­gen unter ande­rem die gro­ßen „istocka­lyp­se“-Events und die klei­nen „minilypse“-Veranstaltungen bei. Die nächs­te istocka­lyp­se wird Mitte Januar 2009 in Berlin statt­fin­den. Im Oktober 2008 eröff­net in Berlin schon die Europa-Vertretung.

istock­pho­to ist in Gesprächen mit einem Anbieter, um die Auszahlung von Guthaben in Deutschland zu erleichtern.

Einige Zahlen aus dem Vortrag:

  • Umsatz von istock­pho­to 2007: 71,9 M $
  • Auszahlungen an Künstler 2007: 20,9 M $ (das sind übri­gens ins Verhältnis zum Umsatz gesetzt ca. 29% Beteiligung der Künstler)
  • Durchschnittlich alle 1,3 Sekunden wird ein Bild verkauft
  • ca. 3,7 Millionen Kunden sind bei istock­pho­to angemeldet
  • über 60.000 Künstler sind bei istock­pho­to angemeldet
  • der erwar­te­te Umsatz von istock­pho­to für 2012 liegt bei 262 M $
  • pro Monat wer­den ca. 275.000 Bilder hochgeladen
  • pro Monat wer­den ca. 150.000 Bilder angenommen
  • ins­ge­samt befin­den sich ca. 3,5 Millionen Bilder auf istockphoto

Für die Zukunft sieht Bruce Livingstone auf dem Microstock-​Markt eine Konsolidierung und wei­te­re Pleiten von ande­ren Microstock-​Bildagenturen vor­aus. „Crowdsourcing“ ist für Livingstone ein Muss, um als Microstock-​Agentur über­le­ben zu können.

Die Bildnutzung wird sich immer mehr von Print ins Internet und auf mobi­le Geräte (Handys, PDAs, …) ver­schie­ben. Die Zukunft liegt neben den Fotos in Stock-​Videos und Stock-​Audio, wobei die Bedeutung von Stockfotos immer wei­ter abneh­men wird.

Dass Microstock-​Bilder vor allem klei­ne Unternehmen und Privatpersonen nut­zen wür­den, wie­der­legt Livingstone ein­drucks­voll mit einer lan­gen Liste an bekann­ten Unternehmen wie Nikon, AOL, Time Warner, Discovery Channel, Adobe, Stiftung Warentest und dem Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, John McCain.

2008/​2009 wird sich istock­pho­to ver­mehrt der Entwicklung von Stock-​Audio-​Angeboten wid­men. 2009 wird istock­pho­to mehr Büros welt­weit eröff­nen und mehr „loka­le Inhalte“ anbie­ten. Das bedeu­tet, dass bei den Suchergebnissen von regio­na­len istock-​Webseiten (z.B. istockphoto.de, istockphoto.fr, …) stär­ker die loka­len Begebenheiten berück­sich­tigt wer­den, z.B. die Ethnizität oder berühm­te Wahrzeichen. Das ist eine Technik, die bei Getty Images schon ein­ge­setzt wird und bald zu istock­pho­to „her­über­schwap­pen“ wird.

Das berüch­tig­te Upload-Verfahren von istock­pho­to wird sich so schnell nicht ändern. Während für den Mac schon von eini­gen Programmen ein Massenupload mög­lich ist, wird für den PC noch an einem Programm gear­bei­tet. Das Hochladen per FTP schließt Livingstone wegen Sicherheitsrisiken jedoch für die Zukunft aus.

Hilfreiche Stockfotografie-​Vorträge auf der Photokina 2008

Während der Photokina 2008 in Köln wird es eini­ge Vorträge geben, die beson­ders für Fotografen mit dem Schwerpunkt Stockfotografie inter­es­sant sind. Einige davon kön­nen sogar ohne Eintritt in der Halle 1 besucht werden.

  • Mittwoch, 24.9., 11 Uhr: The Future Of Microstcock (Halle 1)
    Referent wird Bruce Livingstone sein, Gründer und CEO von istock­pho­to. In sei­nem Vortrag geht es unter ande­rem um eine Übersicht über den aktu­el­len Microstock-​Markt, erfolg­rei­che Geschäftsmodelle, die Käufer von Microstock-​Bildern und wel­che Trends in Zukunft erwar­tet wer­den – als Vergleich Microstock/​Macrostock, aber auch wel­che ande­ren Medienarten inter­es­sant werden.
  • Mittwoch, 24.9., 14:30 Uhr: „So kom­men sie an gute Modelle“ (Halle 9, fotocommunity-​Stand B54/​D55)
    Der Foto-​Designer Georg Banek erklärt, wie man gute Models findet.
  • Mittwoch 24.9., 16 Uhr: „Panoramafreiheit, Prominentenfotografie und der Appell von Perpignan: Fotojournalismus im Paragraphenkorsett?“ (Halle 1)
    Referent ist Michael Hirschler vom Deutschen Journalisten-​Verband (DJV). In sei­nem Vortrag geht es vor allem um recht­li­che Einschränkungen, denen Fotojournalisten häu­fig aus­ge­setzt sind.
  • Donnerstag, 25.9., 12 Uhr: „Von der Bildercommunity zu Gettys Bauchladen – Bildvermarkung in Zeiten des digi­ta­len Lifestyle“ (Halle 1) (Wiederholung am Samstag, 27.9., 11 Uhr)
    Referent ist Thomas Schmidt, Geschäftsführer der Bildagentur medi­cal­pic­tures. Die Fragen sei­nes Vortrags: Wie sieht der Bildermarkt der Zukunft aus? Wie ent­wi­ckeln sich die welt­wei­ten Bilderströme? Wer ver­dient an und mit Fotos? Wie sehen die unter­schied­li­chen Geschäftsmodelle im Zeitalter des Web 2.0 aus?
  • Donnerstag, 25.9., 13 Uhr: „Produktmarketing in Social Media – ohne Fotos geht es nicht“ (Halle 1)
    Referent ist Kai Strieder, Geschäftsführer von pixel­boxx, einer Fotoverwaltungsfirma. Er beschäf­tigt sich mit der Frage, wie Fotos im Web 2.0 ein­ge­setzt wer­den und was für Chancen und Gefahren in die­sem digi­ta­len Lifestyle liegen.
  • Freitag, 26.9., 12 Uhr: „Bilder der Forschung – Wissenschaftsfotografie in den Medien“ (Halle 1)
    Eine Diskussionsrunde mit dem Leiter der FOCUS-Bildredaktion, Rüdiger Schrader, dem Bildchef der Deutschen Presse-​Agentur (dpa), Bernd von Jutrczenka und Fotografen. Hier geht es dar­um, was Fotografen beach­ten müs­sen, damit sie in Laboren und Forschungseinrichtungen erfolg­reich Fotos machen kön­nen und wor­auf geach­tet wer­den muss, damit die Bilder in Medien Verwendung finden.
  • Freitag, 26.9., 17 Uhr: „Berufsfotografie heu­te. Chance und Risiken. Was kön­nen Berufsverbände leis­ten?“ (Halle 1)
    Ein Gespräch mit Lutz Fischmann, Geschäftsführer des Fotografenverbandes FreeLens und Bernd Weise, Geschäftsführer des Bundesverband der Pressebild-​Agenturen und Bildarchive e.V. (BVPA).
  • Samstag, 27.9., 17:30 Uhr: „ ‚Mein Foto, dein Recht?‘ Die Urheberrechte des Fotografen“ (Halle 9, fotocommunity-​Stand B54/​D55)
    Der Rechtsanwalt Amin Negm führt durch recht­li­che Fallstricke der Fotografie.

Vor- und Nachteile des Bildersuchdienstes PicScout

Es gibt eini­ge Firmen, die sich dar­auf spe­zia­li­siert haben, Fotos im Internet zu finden.
Über den TinEye-Service von Idée Inc. habe ich schon berich­tet, ande­re Firmen sind Attributor, Digimarc oder PhotoPatrol.

Die Firma PicScout hat auch ein ähn­li­ches System, wel­ches seit Jahren auch von den gro­ßen Bildagenturen wie Getty Images, Corbis, Mauritius und Masterfile genutzt wird. Vor einem hal­ben Jahr erreg­te die Firma viel Aufsehen, weil Getty Images mit deren Hilfe eine gro­ße Abmahnwelle star­te­te, von der wahr­schein­lich nicht nur Bilderdiebe betrof­fen waren, son­dern auch Kunden, die eine Lizenz gekauft hat­ten. Hier ein anony­mi­sier­te Lizenznachforderung.

Daraufhin began­nen eini­ge Informatik-​Freaks zu schau­en, wie die Suchmaschine „Image Tracker“ von PicScout funk­tio­niert und bemerk­ten, dass die­ser Suchroboter auch die gän­gi­gen Richtlinien für Suchroboter igno­riert. Daraufhin fan­den fin­di­ge Anwälte schon das Schlupfloch des „vir­tu­el­len Hausfriedensbruchs“ und Betroffene sam­mel­ten sich in Foren.

Aber für Fotografen ist eher inter­es­sant, ob denn Fotos gefun­den wer­den und sich der Aufwand unter dem Strich finan­zi­ell lohnt. Das Grundkonzept klingt nicht schlecht:

PicScout sucht auto­ma­tisch im Internet nach den eige­nen Fotos und fin­det die­se auch, wenn sie beschnit­ten, gespie­gelt, mit Text ver­se­hen oder farb­lich ver­än­dert wur­den. Nachdem eine Urheberrechtsverletzung ent­deckt wur­de, schickt PicScout Rechtsanwälte und Inkassobüros los, um nach­träg­lich Lizenzgebühren ein­zu­for­dern. Bei YouTube gibt es auch ein Werbe-Video vom PicScout-​Service in Aktion.

Schauen wir doch mal, was das kos­tet. PicScout bie­tet für Fotografen drei Möglichkeiten:

  • 500 Fotos für ca. 15 US-​Dollar pro Monat
  • 1000 Fotos für ca. 25 US-​Dollar pro Monat
  • 2000 Fotos für ca. 35 US-​Dollar pro Monat

im Internet auto­ma­tisch vom „Image Tracker“ suchen zu las­sen. Diese Suche soll nach einer tele­fo­ni­schen Auskunft eines Kundenbetreuers bis zu acht Monate dau­ern kön­nen, da es natur­ge­mäß dau­ert, Billionen Webseiten zu durchsuchen.

Hier kommt aber der ers­te Haken:
Für die­sen Preis wer­den nur die Webseiten eines Landes durch­sucht, ent­we­der der USA, von Großbritannien oder Deutschland. Die Endung der Domain sei da kein aus­schlag­ge­ben­des Kriterium, es gebe „Algorithmen“, die das fest­stell­ten. Meine Vermutung ist, dass Whois-​Abfragen, Sprache oder Währungszeichen auf der Webseite eini­ge der Kriterien sein könnten.

Wer mehr als ein Land durch­su­chen las­sen möch­te, zahlt pro Land ca. 6 US-​Dollar extra. Die Auswahl ist aber auf obi­ge drei Länder begrenzt. Bei allen drei Ländern und 2000 Fotos wären das ca. 63 US-​Dollar pro Monat. Wenn aber auf einer fran­zö­si­schen oder kana­di­schen Webseite geklau­te Fotos genutzt wer­den, ist PicScout anschei­nend machtlos.

Der zwei­te Haken:

Zitat Terms Of Service (ToS): „PicScout shall moni­tor the ter­ri­to­ries you have sel­ec­ted in the Subscription Form for com­mer­cial web­sites that poten­ti­al­ly inf­rin­ge the pro­prie­ta­ry rights of the Images (“Infringements”). PicScout shall con­cen­tra­te its efforts on iden­ti­fy­ing com­mer­cial Infringements of the Images rather than pri­va­te use thereof.“

PicScout kon­zen­triert sich bei der Suche auf kom­mer­zi­el­le Webseiten. Es ist klar, dass sich von dort am ehes­ten Gebühren ein­trei­ben las­sen, von denen PicScout 30% behält. Jedoch gehe ich davon aus, dass die meis­ten Firmen kor­rekt arbei­ten und lizen­sier­te Bilder nut­zen. Bei den pri­va­ten Nutzern ist die Zahl derer, die wis­sent­lich oder unwis­sent­lich Fotos steh­len, wahr­schein­lich höher.

Der drit­te Haken:

Zitat ToS: „In the event that Images pro­vi­ded by you are repre­sen­ted by a stock pho­to­gra­phy agen­cy, or ano­ther agen­cy or enti­ty to whom the pro­se­cu­ti­on rights for such Images have been assi­gned (a “Stock Photography Agency”), and such agen­cy is a cus­to­mer of PicScout, all Match Reports (as defi­ned below) of such images will be pro­vi­ded to the Stock Photography Agency only.“

Das bedeu­tet, dass nur Bilder gesucht wer­den kön­nen, die nicht über eine Agentur ver­trie­ben wer­den, wel­che Kunde bei PicScout ist. Da alle Treffermeldungen nur an die­se Agentur gehen, kann der Service nicht mal genutzt wer­den, um „Belegexemplare“ oder „Referenzen“ zu sammeln.

Der vier­te Haken:
In den Nutzungsbestimmungen von PicScout steht nichts davon, aber bei mei­nem Telefonat mit dem Kundenbetreuer hieß es, dass nur „Rights Managed“-Bilder gesucht wer­den wür­den, kei­ne „Royalty Free“-Fotos. Bei letz­te­ren sei es nicht mög­lich, nach­zu­wei­sen, ob eine Nutzung kor­rekt sei. Das wage ich zwar zu bezwei­feln, aber wenn sie meinen…

Unterm Strich begrü­ße ich jeden Service, der hel­fen kann, mei­ne Fotos zu fin­den. In die­sem Fall fin­de ich den Preis und die Einschränkungen noch zu hoch.

Ähnliche Erfahrungen hat ein deut­scher Fotograf gemacht, der PicScout seit Februar 2008, also seit sechs Monaten nutzt. Er betreibt eine eige­ne klei­ne Bildagentur mit Travel-​Fotos und lässt 2000 sei­ner meist­ge­klick­ten Fotos via PicScout auf deut­schen Webseiten suchen. Bisher noch kein Treffer. Mit der Google-​Bildsuche und TinEye fand er jedoch eini­ge sei­ner Fotos inner­halb einer Stunde.