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Shutterstock verlangt Steuerformulare

Seit letz­ter Woche gibt es bei den Fotografen der Microstock-​Bildagentur Shutterstock gro­ße Aufregung.

Grund ist eine Email an alle Fotografen, die nicht aus den USA stam­men, dass die obers­te Steuerbehörde der USA, der Internal Revenue Service (IRS), ab sofort einen Nachweis ver­langt, damit die Bildagentur kei­ne Steuern an die Behörde abfüh­ren muss. Aber wie Behörden so sind, wird es ab hier furcht­bar kompliziert.

Wir kon­zen­trie­ren uns vor allem auf die Details, die für deut­sche Fotografen bei Shutterstock wich­tig sind.

Die USA und Deutschland haben einen Vertrag zur Einkommenssteuer geschlos­sen, der es ermög­licht, dass Shutterstock kei­ne 30% Steuern an die IRS abfüh­ren muss.

Um das mög­lich zu machen, muss jedoch ein Formular aus­ge­füllt wer­den mit dem lan­gen Namen  „U.S. Internal Revenue Service (IRS) Form W‑8BEN, Certificate of Foreign Status of Beneficial Owner for United States Tax Withholding“ oder kurz „W‑8BEN“ genannt.

Um die­ses kor­rekt aus­zu­fül­len, wird wie­der­um eine Art US-​Steuernummer benö­tigt, die soge­nann­te „U.S. Individual Taxpayer Identification Number“, kurz ITIN.

Jetzt wird es schwierig:
Um die­se Nummer zu erhal­ten, muss das Formular „Application for IRS Individual Taxpayer Identification Number“ aus­ge­füllt und per Post ein­ge­schickt werden.

Dazu wird unter ande­rem ent­we­der eine beglau­big­te Kopie des Reisepasses oder min­des­tens zwei ande­re beglau­big­te Kopien von Ausweis, Führerschein oder Geburtsurkunde benötigt.

Eine genaue Anleitung in deutsch, wie das Formular aus­ge­füllt wer­den muss, gibt es hier in einem deut­schen Thread des Shutterstock-Forums.

Das Problem ist jedoch, dass den Fotografen bis­her nur eine Email von Shutterstock vor­liegt. Die IRS ver­langt jedoch einen Brief des Unternehmens (inklu­si­ve Briefkopf und Unterschrift). Shutterstock behaup­tet zwar zur Zeit, dass es aus­rei­che, die Email aus­zu­dru­cken und mit­zu­schi­cken, aber von vie­len ande­ren Stellen, u.A. US-​Konsulaten, wird dar­auf hin­ge­wie­sen, dass eine Mail nicht die Anforderungen erfülle.

Eine wei­te­re offe­ne Frage ist, wel­che deut­sche Steuernummer in dem Forumular ste­hen soll: Die „nor­ma­le“ Steuernummer (die, mit dem Zahlencode des zustän­di­gen Finanzamts vor­ne), die Umsatzsteuer-​ID oder die neu zuge­teil­te „per­sön­li­che Identifikationsnummer“, wel­che das Bundesamt letz­tes Jahr her­aus­ge­ge­ben hat?

Was pas­siert, wenn das W‑8BEN nicht aus­ge­füllt wird?
Shutterstock behält dann 30% der Einnahmen des Fotografen ein, die aus Verkäufen an US-​Kunden stam­men und lei­tet die­se an die IRS wei­ter. Wenn das W8BEN aus­ge­füllt wird, über­weist Shutterstock wie gewohnt die kom­plet­ten Einnahmen des Fotografen.

Um obi­ge Fragen zu klä­ren, habe ich eine Anfrage an Shutterstock gestar­tet, bis­lang jedoch noch kei­ne Antwort erhal­ten. Wenn ich mehr Informationen habe, wer­de ich sie hier veröffentlichen.

Bisher gibt es im Shutterstock-​Forum eine offi­zi­el­le FAQ, die jedoch wich­ti­ge Fragen noch nicht beantwortet.

Im Forum wur­de außer­dem ein eige­ner Bereich nur für die Steuer-​Fragen ein­ge­rich­tet und es exis­tie­ren vie­le Posts mit Informationen zu bestimm­ten Ländern und in ver­schie­de­nen Sprachen.

Noch ein for­ma­ler Hinweis am Ende: Diese Angaben sind alle ohne Gewähr, ich bin kein Steuerberater und habe nichts in die­ser Richtung studiert.

UPDATE 02.06.2009 – 10 Uhr:
Mir wur­de soeben von Shutterstock bestä­tigt, dass in Deutschland die Email als Nachweis nicht aus­reicht. Es wird des­halb gebe­ten, den ITIN-​Antrag noch nicht abzu­schi­cken. An einer Lösung wird gearbeitet.

Fotografische Nischen ohne Stockfotografie

Es gibt Fotografen und es gibt Stockfotografen.

Letztere wer­den von ers­te­ren oft schräg ange­schaut, als Konkurrenten, Preisdrücker, krea­tiv­lo­se Massenanbieter und mehr. Denn am Rückgang von Fotografieaufträgen sind nicht zuletzt die immer güns­ti­ge­ren Stockfotos schuld, die gro­ße Kosteneinsparung erlau­ben – zu Lasten der Auftragsfotografen.

Kleidung suchen
Da immer mehr Bildagenturen dazu über­ge­hen, auch Aufträge an ihre vie­len hun­dert bis tau­send Fotografen zu ver­mit­teln, heu­te ein Tipp für die Auftragsfotografen.

Wer nicht von Stockfotos, son­dern von Fotoaufträgen leben will, soll­te sich auf einen Bereich spe­zia­li­sie­ren, der von Stockfotografen nicht ange­deckt wer­den kann oder will.
Grund sind ent­we­der die gerin­gen Verkaufchancen über Bildagenturen oder recht­li­che Hindernisse.

Nischen ohne den Konkurrenzdruck der Stockfotografie sind zum Beispiel:

  • News (für tra­di­tio­nel­le Bildagenturen zu schnell­le­big und kaum kal­ku­lier­bar, hier gibt es Spezialagenturen wie Action Press oder Picture Alliance)
  • Modefotografie (die Modestrecken in Magazinen leben davon, dass die Marken genannt und gezeigt wer­den dür­fen – ein „No Go“ im Stockbereich)
  • Sport (recht­lich schwierig)
  • Produktfotografie (das Markenrecht ver­hin­dert sicht­ba­re Marken in Bildagenturen)
  • Fine-​Art-​Drucke- hoch­klas­si­ge Werbung (Wo es auf Originalität und Exklusivität ankommt, hel­fen Bildagenturen kaum weiter)
  • Spezial-​Wissenschaften (es gibg genug Fotos von Menschen in wei­ßen Kitteln in der Stockfotografie, aber genaue Gerätebezeichnungen von Spezialapparaten oder die kor­rek­te Wiedergabe wich­ti­ger Arbeitsschritte ist selten)
  • Reportagen (hier gibt es Spezialagenturen wie laif, aber die Chance, genau zum gewünsch­ten Thema fer­ti­ge Fotostrecken zu fin­den, sind gering)

Das bedeu­tet nicht, dass ein Sportfotograf, wenn die Geschäfte schlecht lau­fen, sich gleich um den Auftrag einer Modezeitschrift bewer­ben soll­te. Aber wer außen glück­li­chen Menschen oder Geschäftsleuten vor wei­ßem Hintergrund mal etwas ande­res foto­gra­fie­ren möch­te, soll­te sich eine Nische suchen, in der Stockfotos sel­ten sind.

Mit wel­chen Nischen habt ihr gute Erfahrungen gemacht? Oder wo lohnt es sich wegen vie­ler Stockfotos nicht mehr?

Analyse: Durchschnittliche Einnahmen bei Fotolia

Die Bildagentur Fotolia ist für vie­le Änderungen bekannt, die für Aufregung unter den Fotografen sorgen.

Eine der letz­ten Änderungen betraf exklu­si­ve Inhalte: Wer kein exklu­si­ver Fotograf war, bekam je nach Rang nicht mehr gut die Hälfte der Verkaufserlöse, son­dern nur noch ca. ein Drittel. In mei­nem Fall bedeu­te­te das: Mein Anteil sank von 52% auf 34%. Im Gegenzug wur­de der Preis für das mitt­le­re Dateiformat ange­ho­ben. Das soll­te die finan­zi­el­len Verluste ausgleichen.

Sparschwein locken
Gut einen Monat noch Einführung habe ich nach­ge­rech­net, was die­se Änderung für mich bedeutet.

Mittlerweile habe ich bei Fotolia ein Portfolio von über 550 Fotos, davon sind 39% exklusiv.

Zuerst hat mich inter­es­siert, wie viel mehr ich beim Verkauf eines exklu­si­ven Fotos ver­die­ne. Dazu habe ich die Verkäufe seit 1.3.2009 gezählt.

Die exklu­si­ven Bilder ver­kauf­ten sich im Durchschnitt für 5,37 Euro pro Download. Das macht 1,83 Euro pro Download für den Fotograf.

Die nicht-​exklusiven Bilder ver­kauf­ten sich durch­schnitt­lich für 3,03 Euro pro Download. Das ergibt 1,03 Euro pro Download. Pro Verkauf ver­die­ne ich dem­nach 0,80 Euro mehr mit exklu­si­ven Fotos!

Danach habe ich anhand einer exklu­si­ven Fotosession geschaut, wie sich die Einnahmen einen Monat vor und nach der Honorarsenkung mit gleich­zei­ti­ger Preisanhebung aus­ge­wirkt haben.

Pro Verkauf erziel­te ich im Februar 2009 durch­schnitt­lich 2,78 Euro pro Download mit den exklu­si­ven Bildern. Da sind jedoch drei „Extended License“-Verkäufe ent­hal­ten. Werden die­se abge­zo­gen, lie­ge ich bei 1,90 Euro Einnahmen pro Download.

Im März 2009 brach­ten mir die glei­chen Fotos 1,98 Euro pro Download an Einnahmen. Die Einnahmen sind dem­nach kon­stant geblieben.

Die Abo-​Downloads, wel­che für nicht-​exklusive Fotos auto­ma­tisch ange­bo­ten wer­den und wel­che ich auch für exklu­si­ve Fotos akti­viert habe, sind in der obi­gen Rechnung nur zu 50% bei den exklu­si­ven Fotos ent­hal­ten. Das kann die Statistik etwas verfälschen.

Noch eine Punkte, die beim Vergleich mit dem eige­nen Portfolio berück­sich­tigt wer­den sollten:

  • Die Preise für exklu­si­ve Dateien kann der Fotograf höher anset­zen. Bei nicht-​exklusiven Fotos sind die Fotolia-​Mindestpreise fest vorgeschrieben.
  • Fast par­al­lel zur Honorarsenkung stieg ich im Fotolia-​Rang von „Bronze“ auf „Silber“. Das führ­te eben­falls zu einer klei­nen Honorarerhöhung, die ich nicht ein­kal­ku­liert habe.
  • Ich ver­mu­te, dass Fotos bei der Suche eher ange­zeigt wer­den, je bes­ser sie sich ver­kau­fen. Das bedeu­tet, dass sich nach einer Weile „Dauerbrenner“ aus einer Fotosession her­aus­kris­tal­li­sie­ren, die für einen gro­ßen Teil der Umsätze ver­ant­wort­lich sind. So sorgt bei mir eins von 50 Fotos einer exklu­si­ven Fotosession für ca. 25% der Verkäufe die­ser Fotosession.
  • Abonnement-​Downloads wer­den in der Freigaben-​Übersicht weder als Download noch als Credit gezählt.

Wer sei­ne Umsatzzahlen mit mei­nen ver­glei­chen möch­te, kann das grob ganz ein­fach machen. Im Mitgliedsbereich von Fotolia unter „Dateien/​Freigaben“ steht zu jedem Model Release, wie viel Credits mit dem Model bei wie­viel Verkäufen umge­setzt wur­den. Ihr soll­tet nur drei Dinge berücksichtigen.

  1. Die ange­zeig­ten Credits zei­gen den Verkaufswert, nicht die Ausschüttung an den Fotografen.
  2. Früher galt nicht ein Credit = 1 Euro, son­dern ein Credit = 0,83 Euro.
  3. Seit dem 1.3.2009 wur­den die Honorare für exklu­si­ve Fotos gekürzt.
  4. Ähem: Diese Rechnung geht natür­lich nur bei Fotos, die einen Model Release oder Property Release benötigen. 🙂

So, nach­dem ich hier Zahlen genannt habe, bin ich gespannt, wie Eure durch­schnitt­li­chen Zahlen bei Fotolia sind. Was ver­dient ihr pro Verkauf?

Neue Model Releases und Property Releases von Getty Images

Die Bildagentur Getty Images hat ihre Model Releases und Property Releases erneu­ert. Als welt­weit größ­te Agentur ist sie in der Lage, Industriestandards zu defi­nie­ren. Auch in der Vergangenheit gal­ten die Verträge von Getty Images als was­ser­dicht und wur­den des­we­gen auch ger­ne von Fotografen genutzt, die für ande­re Bildagenturen arbeiteten.

Hilfreich sind sie auch des­we­gen, weil nicht nur eng­li­sche und deut­sche Versionen ange­bo­ten wer­den, son­dern auch die Sprachen Russisch, Polnisch, Französisch, Spanisch, Portugisisch, Chinesisch (tra­di­tio­nell und ver­ein­facht) und Italienisch abge­deckt sind.

Vertrag vorbereitenHier mal die wich­tigs­ten Änderungen:

  • Die Model-​Releases für Erwachsene und Minderjährige wur­den zusam­men­ge­fasst. So braucht man kei­ne zwei ver­schie­de­nen Verträge mehr, z.B. für Eltern und ihre Kinder.
  • Ähnliches gilt für den Property Release. Hier wur­den die Felder „für Privateigentum“ und „für Unternehmenseigentum“ zusammengefasst.
  • Statt „Bilder“ heißt es im Vertrag jetzt nur noch „Medien“ bzw. in der eng­li­schen Version „con­tent“ statt „images“. Das hat den Vorteil, dass die­ser Vertrag nun für Fotos, Videos und Audioaufnahmen glei­cher­ma­ßen genutzt wer­den kann.
  • Es kann jetzt ein eng­lisch­spra­chi­ger Model-​Vertrag für alle eng­lisch­spra­chi­gen Länder genutzt wer­den. Vorher muss­te z.B. für England ein ande­rer Vertrag als für Australien benutzt wer­den, da der Gerichtsstandort fest­ge­schrie­ben war. Dieser Passus ist übri­gens auch manch­mal dafür ver­ant­wort­lich, wenn eini­ge Bildagenturen Model Releases als unzu­rei­chend ablehnen.
  • Das Geschlecht des Models und der Ort des Shootings müs­sen nun ange­ge­ben werden.
  • Im alten Property Releases stand der Passus, dass sicher­ge­stellt wer­de, dass die fer­ti­gen Fotos kei­nen Bezug auf den Ort der Aufnahme machen wer­den. Im Zeitalter der GPS-​Informationen in den IPTC-​Daten kann das nicht mehr garan­tiert wer­den. Wer das ver­mei­den möch­te, muss dann die Ortsangaben aus den IPTC-​Daten löschen.

Für Getty-​Fotografen und auch die Flickr-Mitglieder, wel­che von Getty Images kon­tak­tiert wer­den, sind die­se neu­en Verträge bin­dend. Fotos mit alten Verträgen wer­den nur noch bis zum 30. Mai 2009 angenommen.

Laut dem Branchennewsletter „Selling Stock“ sol­len die neu­en Model Releases auch von istock­pho­to-Fotografen genutzt wer­den. Darüber konn­te ich von istock­pho­to jedoch noch kei­ne Bestätigung erhalten.

60% Fotografenanteil sind das Höchste der Gefühle

Das behaup­tet zumin­dest die Bildagentur myLoupe.com. Der Gründer und Vorsitzende Brian Heston schrieb im aktu­el­len Newsletter vom 30.01.2009 unter anderem:

I’ve spent a lot of time pre­pa­ring and ana­ly­zing finan­cial data and pro­jec­tions requi­red for pro­s­pec­ti­ve inves­tors to come on board with us. This exer­cise has brought me to the reluc­tant con­clu­si­on that a royal­ty rate of hig­her than 60% is not sus­tainable over the long term. MyLoupe was foun­ded on the prin­ci­pal that the con­tent crea­tor should be paid the hig­hest pos­si­ble return on licen­sing fees. We’ve led the indus­try with some of the hig­hest royal­ty rates available. Our com­mit­ment to our foun­ding prin­ci­ples remains unch­an­ged, but the “hig­hest pos­si­ble royal­ty rate” must be defi­ned by the need to be a pro­fi­ta­ble and sus­tainable business.“

Oder anders for­mu­liert: Die bis­her beacht­li­chen 70% der Verkaufserlöse wer­den um 10 Prozentpunkte auf 60% für den Fotografen gekürzt. Damit liegt die Agentur voll im Trend. Auch vie­le ande­re Bildagenturen hat­ten in den letz­ten Monaten die Honorare zu ihren Gunsten neu verteilt.

Interessant fin­de ich viel­mehr die Aussage, dass nach inten­si­ver Finanzanalyse klar wur­de, dass 60% Fotografenanteil voll­kom­men okay sei­en, um lang­fris­tig nach­hal­tig wirt­schaf­ten zu kön­nen. Das soll­ten sich eini­ge Bildagenturen zu Herzen neh­men, wel­che ihren Fotografen nur 20% auszahlen.