[Der folgende Text wurde mir freundlicherweise vom Journalisten Pressebüro Peter Jobst zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!]
Als freier (Text)journalist (Finanzen, Börse) hatte ich mich im Jahr 2006 entschieden, auch in das Agenturgeschäft einzusteigen. Denn mit der Zeit hatte sich manches Material angesammelt, insbesondere aus dem Finanzbereich.
Ich schloss Verträge mit Alamy, Panthermedia und den üblichen Billigpreis-Agenturen. Durchaus mit Erfolg, die Umsätze standen in einem angemessenen Verhältnis zum Aufwand. Zwar nicht so viel, dass man davon leben konnte, aber immerhin ein nettes Zubrot.
Doch mit fortschreitendem Alter und aufgrund gesundheitlicher Probleme entschloss ich mich im Jahr 2013, meine Berufstätigkeit herunterzufahren und auch kein neues Bildmaterial mehr zu produzieren und einzuliefern.
Mit Spannung blickte ich auf die weitere Umsatzentwicklung des eingelieferten Materials. Und schon hier gab es Überraschungen: Die Zahlen brachen keineswegs so abrupt ein wie oftmals prophezeit.
Nach drei Jahren war lediglich ein Rückgang um durchschnittlich 20 % vom Spitzenwert 2013 festzustellen, nach sechs Jahren (also 2019) flossen immer noch rund 50 % des Spitzenumsatzes. Erst 2021 war dann ein markanter Rückgang auf unter 20 % der früheren Spitzenhonorare zu verbuchen.
Nunmehr entschloss ich mich, einen Schlussstrich zu ziehen. Alle Agenturverträge wurden am 2. Februar 2022 per sofort, spätestens aber zum 30.6.2022 gekündigt und um Auszahlung des Restguthabens gebeten.
Bei manchen war dies problemlos, bei anderen nicht gerade einfach.
Hier nun mein Fazit über meine Erfahrungen mit der Kündigung bei Bildagenturen:
- Alamy: Bereits am Tag der Kündigung bekam ich eine Mail des Bedauerns. Der Vertrag wird wunschgemäß per 30.6.2022 aufgelöst. Ich wurde aufgefordert, noch mal mein Zahlungskonto zu überprüfen, die Zahlung zum Auflösungstermin wurde angekündigt.
- Zoonar: Auch hier lief alles recht geschmeidig. Mir wurde ein Link geschickt, über den ich den Vertrag kündigen konnte und seitdem werden die Bilder von den zahlreichen Partneragenturen zurückgerufen. Vertragsende ist der 2.8.2022, also nach sechs Monaten, was völlig okay ist. Verbunden war der Schriftwechsel mit einem Ausdruck des Bedauerns und guten Wünschen – sehr nett.
- Panthermedia: Kurz nach meiner Mail kam die Bestätigung der Kontolöschung zum 3.8.2022, was vertraglich so festgelegt ist. Auch hier ein Dank für die Zusammenarbeit und gute Wünsche für die Zukunft.
- Pitopia: Sehr nette Bestätigungsmail, die Kündigung wird entsprechend meinen Wünschen zum 30.6.2022 wirksam. Zu diesem Zeitpunkt soll alles noch mal bestätigt und das Restguthaben ausgezahlt werden.
- Depositphotos: Kurze Bestätigung am Tag nach meiner Kündigung auf deutsch. Das Konto werde geschlossen und das Guthaben ausgezahlt – kurz und schmerzlos.
- Dreamstime: Dass es auch anders gehen kann, hat Dreamstime bewiesen. Man könne dies nur machen, wenn alle Bilder von mir manuell einzeln gelöscht werden, Ausnahmen werden nicht gemacht. So war es meine Aufgabe (unterstützt von meiner Frau) die 3200 Bilder einzeln aufzurufen und zu löschen – eine stundenlange Beschäftigung. Gleichzeitig wurde mir mitgeteilt, dass Guthaben unterhalb der Auszahlungsgrenze von 100 $ ersatzlos verfallen („We do not make any exception regarding the account closure rules“). Ich verwies darauf, dass dies doch nicht angehen könne und ich dies rechtlich überprüfen lassen will. Recht rüde antwortete man mir, dass das Konto nunmehr durch Dreamstime geschlossen wurde. Zudem schrieb Dreamstime: „You are welcome to have your attorney view the terms“. Gut, es ging lediglich um 50 USD, aber recht eigenartig sind derartige Geschäftsmethoden schon. Sicherlich hätte ich das Konto bestehen lassen können, aber angesichts der letzten Umsätze hätte es wohl Jahre gedauert, bis die 100 $ erreicht gewesen wären.
- 123rf: Hier war zumindest der Umgangston freundlicher und die Bilder wurden von der Agentur (Antwortzeit auf jede Mail: ca. 1 Woche) selbstständig gelöscht. Wie bei Dreamstime jedoch: kein Geld, da Limit nicht erreicht. Hier sind es 20 $, die verlorengehen.
- Fotolia/Adobe: Bei dieser Agentur herrschte wieder ein entgegenkommender Ton. Ich konnte wählen, ob die Auflösung per sofort oder zum 30.6.2022 erfolgen soll. Ich entschied mich für die schnelle Auflösung und ein paar Tage später war das Geld ausgezahlt.
- Istock/Getty: Hier schrieb man mir ebenfalls sehr freundlich („We are sorry to see you go“). Die Löschung wurde umgehend vorgenommen und innerhalb von 90 Tagen soll das noch auflaufende Restguthaben ausgezahlt werden.
- Shutterstock: Wiederum ein sehr positives Beispiel unter den Agenturen („We aim for your extreme satisfaction“). Der Kundendienst hat meine Bilder sofort aus dem Verkauf genommen und das Auszahlungslimit von sich aus auf 1 $ herabgesetzt. Sobald die Restzahlung im März erfolgt ist, soll ich den entsprechenden Kündigungsbutton aktivieren und die Geschäftsbeziehung ist beendet. Verbunden war die Mail mit guten Wünschen („I hope each new day brings you closer to a full and speedy recovery!”) – dankeschön.
Eigentlich ist das fast ein positiver Bericht.
Ich hab selbst seit 2013 nur wenig hochgeladen, mit Ausnahme von Eyeem und etwas Video und meine Erfahrung mit den alten Ports sind ähnlich. Sehr viel länger als ich erwartet habe, kommt noch Geld rein von Dingen die ich in 2005 mal irgendwo hochgeladen habe.
Ich hab aber deswegen beschlossen wieder aktiv hochzuladen, zwar mit anderen Schwerpunkten als früher aber ich möchte diese passive Einkommensquelle nicht missen.
Ich denke wenn ich noch 15 Jahre fleissig bin, habe ich zur Rente immer ein interessantes Zubrot und kann sicher auch im Alter meine Ports noch bedienen.
Hallo Peter, deine „Rückgangszahlen“ kann ich bestätigen. Ich spiele seit 6 Jahren praktisch nichts mehr ein. Mehr als meine staatliche Rente in Ösiland bringen die ca. 30.000 Bilder immer noch. Eine Frage die mich beschäftigt: Warum hast du die Accounts geschlossen? Auch wenn ich nicht mehr allzu viel machen würde, zusätzliches Geld wäre es ja trotzdem.
Ich frage mich warum man ein Einkommen löscht, wofür man nichts mehr machen braucht. Egal wie klein es ist.
Ich kann es auch nicht nachvollziehen. Aber trotzdem Danke, Peter für den Bericht und alles Gute für die Zukunft!
Danke für Euer Interesse.
Diese Frage habe ich mir natürlich auch gestellt.
Letzlich waren es jedoch die Zahlen, die ausschlaggebend waren. Einem zuletzt sehr geringen Einkommen standen zum einen Kosten gegenüber, etwa für betriebliche Versicherungen, zum anderen auch ein nicht unerheblicher Aufwand (Buchhaltung, Steuererklärung, Umsatzsteuer). Die entstehenden Kosten haben das Einkommen überschritten, die negativen Zahlen wurden aber schon zweimal vom Finanzamt „angemault“. Und auf Diskussionen habe ich in meinem Alter nach einem langen Berufsleben einfach keine Lust mehr.
Daneben spielten persönliche Gründe eine Rolle (staatliche Rente u,a,).
Das alles hat mich bewogen, einfach einen Schlußstrich zu ziehen. Und gut ists.
Was für Versicherungen braucht man, wenn man Stockfotografie betreibt? Und welche Kosten fallen an, wenn man die Accounts einfach weiterlaufen lässt? Man muss auch nicht alle Kosten in der Steuererklärung angeben, wenn man dadurch negative Einkünfte erzielt und das Finanzamt es als Liebhaberei einstufen möchte.
Ohne das Thema jetzt ausweiten zu wollen: Die betrieblichen Versicherungen (Betriebsrechtsschutz, Betriebshaftpflicht, Vermögensschaden-Haftpflicht usw) bestanden aus meiner journalistischen Zeit noch und deckten auch das Fotorisiko ab.
Gebraucht habe ich sie ein einziges Mal, als aufgrund eines Zahldrehers eine ganze Broschürenauflage eingestampft werden musste.
In der Stockfotografie würden sie beispielsweise greifen, wenn man duch Kleidung des Models Herstellerrechte verletzen würde und es zum Prozeß käme.
Aber das alles hat mit dem Ausgangsthema nichts zu tun und da sollten wir hier nicht weiterdiskutieren. Ich habe mich zum Ausstieg entschieden und die paar Euro werde ich sicher nicht vermissen.
@Peter Jobst: in Erwägung gezogen einfach dein ganzes Portfolio für einen Preis X zu verkaufen?
Ein Zuverdienst durch Stockfotografie zur staatlichen Rente könnte es bei mir wohl auch werden.
Allerdings würde ich die Stockfotografie auch bleiben lassen wenn die Umsätze niedrig sind. Man investiert ja doch etwas Zeit und Geld, auch wenn man den Aufwand meist nicht genau dokumentiert.
Noch habe ich gut 5 Jahre zum Überlegen bis es soweit ist.
Bis dahin kann noch viel passieren. Wer weiss ob man in 5 Jahren mit Stockfotografie bei vertretbaren Aufwand noch etwas verdienen kann.
Welches wäre die Botschaft ???