Shutterstock-​Quartalszahlen online: Ein Blick zurück auf acht Jahre

Vor paar Tagen gab Shutterstock hier sei­ne Quartalszahlen für das zwei­te Quartal 2019 bekannt. Darin ist immer von „Wachstum, Wachstum, Wachstum“ die Rede.

Klingt für Börsenleute erst mal ganz toll:
Die bezahl­ten Downloads sind um 3% gestie­gen, der Umsatz pro Download ist um 1% gestie­gen, die Anzahl der Bilder und Videos ist um je 37% gestie­gen, der Umsatz ist um 3% gestie­gen und so wei­ter, alles immer im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Vergleich des zwei­ten Quartals von Shutterstock von 2011 bis 2019 (Klicken zu Vergrößern)

Wenn wir uns aber die Entwicklung der Downloads und der Portfoliogröße seit 2011 anschau­en, sehen wir, dass das Wachstum deut­lich abflacht und nur bei der Portfoliogröße rasant wächst. Hier erst mal der Blick auf die 33 letz­ten Quartale (2. Quartal 2011 bis 2. Quartal 201) für die bezahl­ten Downloads:

Bezahlte Downloads bei Shutterstock pro Quartal in Millionen

Bis zum zwei­ten Quartal 2016 ent­wi­ckel­te sich der Verlauf fast line­ar nach oben, geriet dann aber ins Stocken, unge­fähr zu dem Zeitpunkt, als Adobe die Bildagentur Fotolia auf­kauf­te. Im Vergleich zum letz­ten Quartal gab es sogar einen Rückgang der Downloads um ca. 600.000, auch die Quartale davor war es eher ein Auf und Ab als ein ste­ti­ges Wachstum. Übrigens gab es auch beim Gesamtumsatz einen Rückgang im Vergleich zum vor­he­ri­gen Quartal.

Ähnlich sieht das beim Blick auf den Umsatz pro Download (RPD) aus, wel­cher anzeigt, für wie viel Geld Shutterstock im Schnitt ein Bild an den Kunden brin­gen konnte:

Umsatzentwicklung pro Download und Quartal bei Shutterstock

Auch hier bis ca. zum ers­ten Quartal 2017 eine leich­te Steigerung, ab 2018 sta­gniert der RPD aber bei ca. 3,40 USD und schwankt nur um weni­ge Cent pro Quartal. Zu berück­sich­ti­gen ist auch, dass hier nicht zwi­schen Bildern und Videos unter­schie­den wird. Das bedeu­tet also, dass stei­gen­de Videoverkäufe für einen höhe­ren RPD sor­gen, der Fotografen ohne Videos im Portfolio gar nicht zugu­te kommt.

Ganz anders hin­ge­gen das Wachstum der Portfoliogröße:

Portfolio-​Wachstum bei Shutterstock

Vom 2. Quartal 2011 bis zum 1. Quartal 2016, also in fünf Jahren, wuchs das Portfolio von 15,3 Mio. Bilder auf 81 Mio. Bilder.

Am 2. Dezember 2015 gab Shutterstock bekannt, dass man statt 7 von 10 nur noch 1 Bild bei der Bewerbung akzpe­tiert bekom­men musst, um Bilder zu Shutterstock hoch­la­den zu dür­fen. Außerdem liess die Agentur gefühlt „jeden Mist“ duch, was dazu führ­te, dass jetzt im zwei­ten Quartal 2019 schon 280 Millionen Bilder online sind. Das ist ein Wachstum in 3 Jahren um ca. 200 Millionen Bilder.

Die Anzahl der Videos ist immer­hin von ca. einer Million Anfang 2013 auf 15 Millionen im zwei­ten Quartal 2019 gestiegen.

Bei sta­gnie­ren­dem Umsatz und gleich­blei­ben­dem Umsatz pro Verkauf bedeu­tet die­ses deut­lich stär­ker wach­sen­de Portfolio jedoch, dass der Umsatz pro Bild deut­lich sinkt:

Umsatz pro Bild und pro­zen­tua­ler Anteil am Portfolio

Während 2012 bis 2014 der Umsatz pro Bild (RPI) halb­wegs sta­bil bei 2 USD liegt, fängt er ent­ge­gen­ge­setzt zum rasan­ten Portfolio-​Wachstum um mehr als die Hälfte zu sin­ken und liegt aktu­ell nur noch 0,57 USD pro Quartal. Dieser Wert stimmt ziem­lich genau mit mei­nem Portfolio über­ein. Wer drei­tau­send Bilder im Portfolio hat, soll­te bei Shutterstock also ca. 570 USD Umsatz pro Monat erzie­len. Wer dar­un­ter liegt, hat unter­durch­schnitt­lich „gute“ Bilder, wer dar­über liegt, bes­se­re. Auch hier ver­zer­ren die ent­hal­te­nen Videos lei­der die Zahlen etwas.

Der Prozentsatz der lizen­zier­ten Bilder ist das Ergebnis der Downloads durch die Anzahl der Bilder. Dieser Wert gibt an, wie viel Prozent eines Fotografen-​Portfolios im Schnitt pro Quartal run­ter­ge­la­den werden.

Wenn jemand also 3000 Bilder im Portfolio hat, konn­te er vor acht Jahren im zwei­ten Quartal 2011 (94,1%) noch mit 2823 Downloads rech­nen, im zwei­ten Quartal 2019 (16,6%) aber nur noch mit 498 Downloads. Während mein RPI mit dem gesam­ten Shutterstock-​RPI gut über­ein­stimmt, geht das beim Prozentsatz stark aus­ein­an­der und ich habe deut­lich mehr Downloads.

Laut Jim Pickerell soll der durch­schnitt­li­che Fotografenanteil am Umsatz bei 27% lie­gen, das ist also die Kommission, die wir erhal­ten. Kombiniert mit den 3,44 USD pro Download wären das im Schnitt also ca. 93 US-​Cent pro Download für die Fotografen. Das stimmt ganz gut mit mei­nen Werten über­ein, ich lie­ge etwas dar­un­ter, weil ich kaum Videos anbiete.

Die 27% sind 43,6 Mio. USD Umsatz, wel­che sich aktu­ell auf ca. 900.000 Anbieter ver­tei­len sol­len. Das wären pro Fotograf ca. 16 USD im Monat als Durchschnitt. Wenn wir jedoch die vie­len inak­ti­ven Fotografen mit nur einer Handvoll Bildern im Portfolio igno­rie­ren und als Maßstab die ca. 15% Fotografen (mehr als 100 Bilder im Portfolio) mei­ner Adobe Stock-​Analyse neh­men, wären das eher 323 USD pro Monat oder 3876 USD im Jahr. Das wäre geschätzt der Durchschnitt, wie viel ein akti­ver Fotograf bei Shutterstock verdient.

Insgesamt zei­gen die Zahlen eine Stagnation bei den Downloads und dem Erlös pro Downloads. Der Umsatz wächst zwar wei­ter­hin, aber längst nicht mehr so viel wie vor paar Jahren. 

Was sagen euch die Zahlen?

8 Gedanken zu „Shutterstock-​Quartalszahlen online: Ein Blick zurück auf acht Jahre“

  1. 3000 Bilder im Portfolio und 570 Dollar ich hab ein Drittel an Bildern im Portfolio und lie­ge um eini­ges bes­ser bei den Einnahmen
    Ich muss geste­hen find ich gut . 

    Danke für den Bericht Robert

  2. Ich lie­ge da deut­lich dar­un­ter. Mit 3000 Bildern kom­me ich in einem guten Monat auf 50 Dollar. Allerdings foto­gra­fie­re ich kaum People.

  3. Ich bin ver­gleichs­wei­se kurz dabei. (ca. 2 Jahre) In eini­gen Monate lie­ge ich bei jetzt nahe 3000 schon etwas über 100$, aber die Bilder brau­chen durch die stei­gen­de Größe des Gesamtprotfolios um ein Mehrfaches län­ger, als noch vor 5–6 Jahren. Wenn man die erfolg­reichs­ten Bilder ansieht und zeit­lich etwas extra­po­liert, kommt man sicher­lich auf 300–400$. Wer direkt jetzt mit einem neu­en Portfolio von vlt. 3000 Pics star­ten wür­de, bräuch­te wohl statt 3 Jahre eher 6 um über­haupt noch mit­spie­len zu kön­nen. Die Einstiegsschwelle zumin­dest für eini­ger­ma­ßen loh­nen­de Arbeit, wird wohl auch in Zukunft wei­ter steigen.…Ich glau­be daher der Einstiegszeitpunkt ist – auch nach Analyse ande­rer Plattformen und Vitas – wich­ti­ger, als Motive und z.T. auch als die Portfoliogesamtgröße.

  4. Hallo Robert,
    mal wie­der eine akri­bisch her­vor­ra­gen­de Auswertung und Analyse von dir. Vielen Dank!
    Mein sub­jek­ti­ver Eindruck bei Shuterstock ist, daß neue Bilder sicher immer schwe­rer tun im Verkauf. Alte Renner sind wei­ter­hin nach vie­len Jahren Verkaufsschlager. So ver­kau­fe ich auch heu­te noch vie­le Dauerrenner seit 7–8 Jahren immer­noch bes­tens und nur mit mini­mal rück­läu­fi­gen Werten.
    Generell ist bei mir Shutterstock seit 2 Jahren, trotz neu­er Bilder von mir, sta­gnie­rend bis leicht rück­läu­fig. Im Gegensatz dazu habe ich mit der glei­chen Mengen an neu­en Bildmaterial bei Adobe wei­ter­hin leich­ten Anstieg bei der Verkaufsmenge und Umsatz. Unterm Strich glei­chen sich bei­de bei mir wie­der aus.
    Keine Ahnung ob das nur bei mir ist. Kann natür­lich bei ande­ren Portfoliien, Produktionsmengen und Hochlademengen anders sein.
    LG
    Bernd

  5. Wie hat sich denn Dein Gesamtumsatz mit Shutterstock in den Jahren ver­än­dert, ist der gewach­sen oder gefal­len (brauchst kei­ne abso­lu­ten Zahlen zu nen­nen, die rela­ti­ve Entwicklung wür­de ich span­nend finden).

  6. Hallo Robert,
    vie­len Dank erst­mal für die­se sehr aus­führ­li­che und akri­bisch geführ­te Analyse von dir.
    Ich bin ja ein Freund von Statistiken und des­we­gen lie­be ich dei­ne Beiträge. Bei mir sind die Verkaufszahlen auch leicht rück­läu­fig aber ich den­ke das liegt auch dar­an dass ich momen­tan nicht so viel Zeit zum Hochladen habe.

    Grüße aus Berlin
    Karsten

Kommentare sind geschlossen.