Wohin bewegt sich die Stockfotografie 2019?

Vor kur­zem wur­de ich nach mei­nen Vorhersagen gefragt, wohin sich die Fotoindustrie im Jahr 2019 ent­wi­ckeln wird.

Die Anzahl der Bilder, die zu den wich­tigs­ten Bildersammlungen hin­zu­ge­fügt wer­den, wird wei­ter­hin mas­siv zuneh­men. Ein zuneh­men­der Prozentsatz wird von Amateuren pro­du­ziert, nicht von Profis, die ver­su­chen, einen Teil ihres Lebensunterhalts mit den von ihnen pro­du­zier­ten Bildern zu ver­die­nen.
(In den letz­ten zwei Jahren wuch­sen die zur Getty Creative-​Sammlung hin­zu­ge­füg­ten Bilder von EyeEm/​Moment/​foap um 189%, wäh­rend das Wachstum der Bilder von den 139 Fachagenturen nur 2,5% betrug, die der­zeit 25% der Sammlung von Getty bereit­stel­len. Diese Agenturen stell­ten frü­her 50% der Sammlung bereit.)

Darüber hin­aus wer­den immer mehr Bilder auf „kos­ten­lo­sen Stockfoto-​Webseiten“ hoch­ge­la­den, was es ein­fa­cher für die Benutzer ein­fa­cher macht, pas­sen­de Bilder kos­ten­los zu fin­den. In unse­rer Social Media-​Wirtschaft erwar­ten immer mehr Menschen, alle Informationen und Bilder, die sie benö­ti­gen, kos­ten­los zu erhal­ten. Sie glau­ben, dass es ihr Recht ist.

Insgesamt wird erwar­tet, dass die Anzahl der lizen­zier­ten Bilder nicht zunimmt und sich vor­aus­sicht­lich auf das Niveau von 2018 beläuft. Leser müs­sen ledig­lich die Umsätze von Shutterstock in den letz­ten 2 ½ Jahren über­prü­fen, um fest­zu­stel­len, dass die Anzahl der Downloads pro Quartal rela­tiv gleich geblie­ben ist bei rund 43 Millionen für den gesam­ten Zeitraum. Die jüngs­ten Zahlen von Alamy zei­gen eine Abflachung des Umsatzes im Jahr 2018 nach einem deut­li­chen Anstieg zwi­schen 2015 und 2017. Es wird erwar­tet, dass die­ses Umsatzplateau bis 2019 bestehen bleibt.

Getty hat 2018 mög­li­cher­wei­se eine grö­ße­re Anzahl von Bildern lizen­ziert als 2017, jedoch zu erheb­lich nied­ri­ge­ren Preisen. Die von Getty erwirt­schaf­te­ten Bruttoerlöse für „Creative Content“ waren und sind daher vor­aus­sicht­lich in etwa gleich hoch oder nied­ri­ger als in den letz­ten Jahren. Es gibt Anzeichen dafür, dass die Anzahl der lizen­zier­ten Bilder in Adobe Stock leicht zunimmt. Aber jedes Wachstum, das Adobe rea­li­siert, resul­tiert wahr­schein­lich dar­aus, dass es den ande­ren gro­ßen Anbietern Marktanteile abnimmt.

Aufgrund der Verwendung von Videoclips ist mög­li­cher­wei­se ein gering­fü­gi­ges Umsatzwachstum zu ver­zeich­nen. Dies dürf­te jedoch durch einen Rückgang der Verwendung von Bildern und Illustrationen aus­ge­gli­chen werden.

Die Nutzungsgebühren dürf­ten ihren lan­gen, lang­sa­men, aber ste­ti­gen Rückgang fort­set­zen, da die gro­ßen Agenturen um Marktanteile kon­kur­rie­ren. Agenturen der zwei­ten Reihe wer­den es häu­fig für not­wen­dig hal­ten, die­se nied­ri­ge­ren Preise zu zu unter­bie­ten, um über­haupt viel Umsatz zu erzielen.

Kunden

Die Kunden wer­den wei­ter­hin unzu­frie­de­ner sein mit der Zeit, die sie brau­chen, sich durch die zuneh­men­de Anzahl von Suchergebnissen zu kli­cken. Dies mag eini­gen der klei­ne­ren, gut kura­tier­ten Spezialsammlungen zugu­te kommen.

Eine zuneh­men­de Anzahl von Grafikdesignern wird sich der Erstellung von Grafiken selbst wid­men, anstatt Zeit mit der Suche nach Bildern zu ver­schwen­den. Darüber hin­aus laden mehr Designer bil­li­ge oder kos­ten­lo­se Fotos her­un­ter, die Elemente ent­hal­ten, die sie als Teil ihrer eige­nen Kreationen ver­wen­den kön­nen. An die­sem Punkt kön­nen sie ver­schie­de­ne Elemente von ver­schie­de­nen Fotos neh­men und ein völ­lig neu­es Bild ihrer eige­nen Vision erzeugen.

Fotografen

Eine zuneh­men­de Anzahl von Fotografen, die ver­sucht haben, einen Teil ihres Lebensunterhalts durch Lizenzierung der von ihnen pro­du­zier­ten Bilder zu ver­die­nen, wird vom Markt ver­schwin­den. Die meis­ten der neu­en Bilder wer­den von Amateuren gelie­fert, die mehr dar­an inter­es­siert sind, ihre Arbeit ande­ren zu zei­gen und „Likes“ zu erhal­ten, als genug zu ver­die­nen, um ihre Zeit und Kosten für die Herstellung der Bilder zu decken.

Für Bildproduzenten wird die Wirtschaftlichkeit des Geschäfts immer schwie­ri­ger. Angesichts der Zeit, der Kosten und des Aufwands für die Produktion und Vermarktung neu­er Bilder kön­nen die meis­ten Fotografen mehr ver­die­nen, wenn sie etwas ande­res tun.

Über den Autor:
Jim Pickerell ist seit über 50 Jahren als Stockfotograf und Macrostock-​Agentur-​Betreiber aktiv und betreibt seit über 20 Jahren den Stockfotografie-​Newsletter selling-stock.com.
Dieser Artikel ist eine Übersetzung die­ses Artikels mit freund­li­cher Genehmigung des Autors.

6 Gedanken zu „Wohin bewegt sich die Stockfotografie 2019?“

  1. Meine ehr­li­che Meinung: Stockfotografie wird sich mit­tel­fris­tig (viel­leicht sogar schon kurz­fris­tig) nicht mehr loh­nen. Zumindest nicht mehr als Vollzeitjob. Vielleicht eine hand­voll pro­fes­sio­nel­ler Stockfotografen, aber die kann man ver­mut­lich an weni­gen Händen abzäh­len. Dies ist lei­der eine sehr trau­ri­ge Entwicklung. Und die „ich-will-alles-kostenlos“-Mentalität und „like-​Geilheit“ trägt ihr übri­ges dazu bei. Was bin ich froh, dass ich vor vie­len Jahren nicht den Schritt in die voll­kom­me­ne Selbstständigkeit wag­te und die Stockfotografie als zusätz­li­chen Nebenerwerb betrei­be. Liebe Grüße, Stephan K.

  2. Ist von Jim Pickerell gut ana­ly­siert. Die Stockfotografie geht wohl in die­se Richtung.
    Ich möch­te aber die all­ge­mei­ne wirt­schaft­li­che Entwicklung noch hin­zu­fü­gen. Wie leben in einer Welt von hohen Schulden und sehr nied­ri­gen Zinsen. Trotz der nied­ri­gen Zinsen ist das Wirtschaftswachstum eher beschei­den. Es spricht also eini­ges dafür dass es mit­tel­fris­tig zu einem welt­wei­ten Abschwung bis hin zur Rezession kom­men wird.
    Die Unternehmen wer­den dann noch mehr spa­ren müs­sen und daher ver­su­chen noch bil­li­ger Bilder einzukaufen.
    Ich bin mir nicht sicher ob alle Agenturen die­sen Preisdruck dann über­le­ben wird. Vor allem wenn sie hohe Schulden im Vergleich zum Gewinn haben.
    Getty Images hat soweit ich mich erin­ne­re glau­be ich ein BBB Rating. Bei einer Abstufung unter die­ses Rating wäre Getty Images nicht mehr auf Investment Grade Rating und wür­de sich schwer tun zu refi­nan­zie­ren. In den USA gibt es der­zeit eine Rekord Zahl an Firmen die gera­de noch ein BBB Rating haben. Also gera­de noch Investment Grade Rating. Unter Investment gra­de Rating dür­fen insti­tu­tio­nel­le Anleger wie Versicherungen, etc nicht mehr inves­tie­ren. Es wird für Firmen unter Investment Grade Rating dann teue­rer sich zu finan­zie­ren. In einem kom­men­den Umfeld einer Rezession mit rück­läu­fi­gem Umsatz und damit Gewinn könn­ten etli­che Firmen das BBB Rating verlieren..
    Derzeit gibt es enorm vie­le Firmen die ver­su­chen irgend­wie Umsatz zu machen um gera­de noch zu über­le­ben. Da wird wenig in die Zukunft investiert.
    Ich könn­te nicht sagen ob dass auch auf Bildagenturen zutrifft. Am ehes­ten hat wohl Adobe Stock genug Kohle vom Mutterkonzern (AAA Rating) um in Innovationen zu inves­tie­ren und lang­fris­tig zu wach­sen. Aber wohl auf Kosten der ande­ren Agenturen.
    Die Agenturlandschaft wird in ein paar Jahren wohl auch ein wenig anders aussehen.

  3. Danke Robert für die­sen inter­es­san­ten Artikel.
    Leider ver­mis­se ich Deine Meinung dazu!!
    Stimmen die­se Aussagen mit Deinen Erfahrungen als Stockfotograf über­ein oder bist Du teilw. ande­rer Meinung.
    Walter

  4. Danke für den Kommentar „MAX II“. Dein Statement hat auch mei­ne Vermutung auf den Punkt gebracht!

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