Ende Dezember 2016 gab es diese erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne für ein neues Eingabegerät namens Loupedeck.
Das Loupedeck ist eine Art Mischpult, mit der verschiedene Software-Programme, allen voran Adobe Lightroom, statt mit der Maus und Tastatur mit Drehknöpfen und anderen Reglern bedient werden können. Das soll schneller und intuitiver gehen als mit den genannten Alternativen.

Ich bekam schon vor über einem Jahr die Anfrage, ob ich das Gerät testen möchte. Ich war damals interessiert, musste aber absagen, da ich meine Bilder nicht mit Lightroom, sondern mit Capture One (und diesem Workflow) entwickle.
Nun schrieb mir die Marketingfirma von Loupedeck erneut, aus zwei Gründen. Erstens ist seit einigen Monaten eine verbesserte Variante des Loupedeck, das Loupedeck+ auf dem Markt, bei der die Regler und Knöpfe eine bessere Haptik bieten sollen und die Funktionsbelegung individueller anpassbar ist.
Außerdem wird seit kurzem auch Capture One in einer Beta-Version unterstützt und deshalb schickte mir die Firma ein kostenloses Testgerät zum Ausprobieren.
Hardware
Das Gerät kostet 239 Euro inklusive Versand* und ist ca. 39,5 cm breit und 15 cm lang und hat einen USB 2.0‑Anschluss. Zum Vergleich hier auf meinem Schreibtisch zwischen meiner
CODE MX Tastatur und dem alten Grafiktablett „Wacom Intuos Pro M“*.

Je nach Arbeitsschritt kann ich entweder das Loupedeck+ (RAW-Entwicklung), das Grafiktablett (Retusche) oder die Tastatur (Textverarbeitung) nach vorne holen. Es braucht aber schon etwas Platz auf dem Schreibtisch und wer diesen nicht hat, muss Lightroom oder Capture One schon sehr häufig nutzen, um das in Kauf zu nehmen.
Paradoxerweise bietet sich das Loupedeck trotz der Maße vor allem für Reisen mit einem Laptop an, da die Bedienung etlicher Programme mit Drehknöpfen statt dem Trackpad deutlich bequemer ist.
Software
Die Installation ging einfach und schnell, anstecken, Treiber laden und fertig. Unterstützt werden Windows 10 oder Mac OS 10.12 und höher. Im Loupedeck-Setup kann eingestellt werden, für welches Programm das Mischpult eingesetzt werden soll, ein Wechsel ist möglich. Unterstützt werden Lightroom, Photoshop, Première Pro, After Effects, Skylum Aurora HDR, Audition, Final Cut Pro X und Capture One (Beta).

Außerdem können viele Tasten individuell konfiguriert werden, es besteht auch die Möglichkeit, das Programmwechseln auf eine Taste zu legen oder mit einer Funktion Loupedeck automatisch auf das zuletzt aktive Programm umzustellen.

Ich habe mir zum Beispiel das Kopieren und Einfügen von CO-Entwicklungseinstellungen auf L1/L3 gelegt und die Belichtungswarnung auf C1, weil ich dann viele meiner häufig genutzten Funktionen besser in Fingernähe (Daumen auf C1, Zeigefinger auf L3, ggf. L1) habe.

Hier gab es die erste Hürde, dass Loupedeck bei Capture One ständig in einen anderen Reiter gesprungen ist, wenn ich an einem Regler gedreht habe, weil Loupedeck normalerweise zu dem Reiter springt, der standardmäßig diese Funktion anzeigt. Aber auch das kann im Setup eingestellt werden.
Wenn man viele Tasten individuell belegt, kann man leicht den Überblick verlieren, welcher Regler was macht. Da hätte ich mir eine Art Bildschirm-Overlay wie beim Wacom-Tablett gewünscht oder anpassbare LED-Displays an den Reglern, individualisierbare Tasten-Aufkleber oder irgendsowas.
Meine Erfahrungen
In den letzten drei Wochen habe ich damit drei komplette Fotosessions von ca. 200–400 Fotos pro Fotoshooting in Capture One 10 entwickelt. Bei der letzten Session habe ich auf die Uhr geschaut und für 360 Bilder ziemlich genau eine Stunde gebraucht, das sind 10 Sekunden pro Bild. (Dieser Wert kann natürlich je nach persönlichem Workflow stark schwanken.)
Für mich ist das etwas schneller als mit Maus und Tastatur, aber vor allem fühlte es sich deutlich spielerischer an. Die Arbeit verging viel schneller, ohne davon genervt zu sein, wieder mit der Maus mehrmals die winzigen Regler treffen zu müssen, um einen Wert um 2–3 Punkte zu ändern. Kurz: Die Aufgabe, viele Bilder entwickeln zu müssen, macht mit dem Loupedeck mehr Spaß.
Vor allem beim Einstellen des Weißabgleichs fand ich das Loupedeck+ angenehmer, weil ich diesen Wert
wegen wechselnden Lichtverhältnissen bei der Copy/Paste-Zuweisung von vorherigen Entwicklungseinstellungen nicht berücksichtige und ihn nun durch kurzes Drehen am passenden Rädchen korrigieren kann.
Angenehm ist auch, dass das Loupedeck eine natürlichere Handhaltung erlaubt und so die geplagte rechte Maushand mit strapazierten Sehnen eine Weile entlastet.

Die Drehknöpfe findet man nach einer Weile auch ohne Hinschauen, weil sie so angeordnet sind, dass man sie auch „erfühlen“ kann. Verbesserungswürdig fand ich die Haptik der Drehtasten, da diese sehr leichtgängig und ohne haptisches Feedback sind, sodass man schnell mal weiter gedreht hat als man eigentlich wollte.
Die Pfeiltasten unten rechts nutzte ich im Test zum Blättern durch die Bilder. Das funktionierte prinzipiell gut, aber aus mir unerfindlichen Gründen wechselten diese ihre Funktion manchmal zum Weißabgleich-Modus und erst wenn ich mit der Maus das nächste Bild auswählte, war die übliche Funktion wiederhergestellt. Das mag an der Beta-Version der Capture One-Unterstützung liegen und wird hoffentlich bald verbessert.
Preislich liegt das Loupedeck+ im Vergleich zu DIY-Varianten, wie sie hier im Blog vor fünf Jahren vorgestellt wurden, ganz gut, zumal eben die zeitraubende Einrichtung und der Zusammenbau entfällt. Auch im Vergleich zu Alternativen wie dem „Palette Gear Professional Kit“ ist es günstiger. Das Loupedeck+ kann zum Beispiel hier bei Amazon für 239 Euro* bestellt werden.

Disclaimer: Testgerät wurde von der Firma kostenlos zur Verfügung gestellt, auf den Inhalt des Testberichts hatte diese keinen Einfluss.
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Ich verwende es seit ca. 1 Jahr und möchte es nicht mehr missen. Auch deshalb weil ich bei längeren Arbeiten mit der Maus Probleme mit der Hand bekomme.
Sowas wäre für Adobe Illustrator ganz gut. Aber soweit haben die Entwickler wohl nicht gedacht. Schade…