Vor einer Weile hatte ich hier versucht, das Geschäftsmodell der Firma Pixabay zu verstehen, welche mit kostenlosen Bildern Geld verdienen wollen.

Eine ähnliche Firma, jedoch mit größerer internationaler Bekanntheit ist Unsplash. Diese betrat 2013 als einfacher Tumblr-Blog die Bühne, auf dem 10 kostenlose Bilder geteilt wurden. Aktuell sind über 806.000 kostenlose Bilder online, die insgesamt über 758 Mio. kostenlose Downloads erzielt haben. Diese und viele weitere spannende Zahlen sind hier auf der Statistik-Seite von Unsplash nachzulesen.
Im Schnitt werden aktuell ca. 18 Bilder pro Sekunde runtergeladen. Das wären über 46 Mio. kostenlose Downloads im Monat! Zum Vergleich: Shutterstock kam im 3. Quartal 2018 auf „nur“ ca. 14,6 Mio. bezahlte Downloads pro Monat. Namensnennung der Fotografen ist bei Unsplash übrigens auch keine Pflicht.

Zum Team von Unsplash gehören mindestens 15 Leute, darunter die vier Gründer, das Ehepaar Mikael Cho und Stephanie Liverani, Luke Chesser und Angus Woodman sowie Entwickler, Designer, Programmierer und Kuratoren.
Im Januar 2017 wurde Unsplash, welche bis dahin ein „Hobbyprojekt“ von Mikael Cho und den anderen Gründern war, in die „Unsplash Inc.“ firmiert.
Die spannende Frage ist: Von was wird diese große Anzahl Mitarbeiter bezahlt? Wie verdient die kanadische Firma „Unsplash Inc.“ ihr Geld, wenn sie ihr Produkt kostenlos verteilt?
Wie hier ausführlich nachzulesen ist, bestand der Vorteil und Nutzen von Unsplash für die Gründer anfangs darin, dass dieses Nebenprojekt viel Aufmerksamkeit und neue Kunden auf ihre Hauptfirma „Crew“ lenkte. Unsplash war also nichts anderes als cleveres „Content Marketing“, wo mit wertvollen (weil kostenlosen) Inhalten Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt wurde.
Das wäre soweit ja in Ordnung, wenn die Unsplash-Fotos weiterhin ausschließlich von Crew-Mitarbeitern kämen. Nach eigenen Angaben ist aktuell zwar weiterhin die – bezahlte – Unsplash-Mitarbeiterin Annie Spratt die aktivste Fotografin auf Unsplash, trug mit ca. 4600 Bildern aber insgesamt weniger als 0,6% der über 795.000 Fotos bei.
In dieser Liebeserklärung an die Firma Unsplash erklärt der Hobbyfotograf Rahul Chowdhury, warum er neben Bildagenturen jetzt auch Unsplash beliefere:
„Obwohl ich nicht aufhören werde, Stockfotos zu verkaufen, werde ich von jetzt an sicherstellen, dass ich einen anständigen Teil meiner Arbeit mit der Welt gegen Lächeln und Dankbarkeit durch diese liebenswerte Gemeinschaft tausche.“
Der Haken dabei? Unsplash ist längt kein Marketing-Instrument mehr und schon gar keine uneigennützige Gemeinschaft, die nur das Wohl der finanzschwachen Grafiker und Webdesigner im Blick hat.
Dieser Quelle nach bekam Unsplash schon 2015 eine Investition von 8,5 Mio USD, von der ca. zwei Jahre später noch 5 Mio. USD übrig waren. Das bedeutet, dass Unplash 2015 und 2016 pro Jahr ca. 1,75 Mio. USD Ausgaben verschlang.
Im Februar 2018 gab Unsplash bekannt, dass sie 7,25 Mio. USD von insgesamt acht Investoren (Jason Goldberg/Simple Token, Accomplice, Betaworks, Mark Bonchek, Real Ventures, Roger Dickey/Gigster, Clark Valberg/InVision, Rahul Vohra/Superhuman) erhalten haben. Andere Quellen sprechen sogar von 10,3 Mio. USD. Den obigen Zahlen nach wäre damit die Finanzierung von Unsplash für weitere vier Jahre gesichert.
Die über 116.000 Fotografen bekommen davon aber keinen Cent ab, abgesehen von der Handvoll, die tatsächlich direkt bei Unsplash angestellt ist. Dabei wird ständig von der „Community“ geredet, die den Kern von Unsplash ausmache, die so wichtig und wertvoll sei. Ja, weil sie bescheiden ist, nichts von den Millionen abhaben zu wollen.
Unsplash wirbt immerhin damit, dass die Fotografen „Links zu ihrem eigenen Business anzeigen lassen und damit von Unsplash’s Traffic profitieren können“. Einer der weltweit größten Stockproduzenten, die britische Firma „Rawpixel Ltd“. hat das ausprobiert und bietet neben ca. 260.000 Stockfotos bei den üblichen Bildagenturen wie Adobe Stock oder Shutterstock auch über 2600 professionelle Stockfotos kostenlos auf Unplash an. Das sind ca. 1% der bezahlten Bilder.
Ich habe den Rawpixel-Gründer Rob Churchill zu seinen Beweggründen gefragt, warum er kostenlose Bilder anbiete. Hier seine übersetzte Antwort:
„Vor einigen Jahren haben wir uns entschieden, unsere eigene Website aufzubauen. Hauptsächlich, um unsere Aktivitäten kreativer zu gestalten und hoffentlich ein gutes Unternehmen für uns, die Kunden und die Gemeinschaft aufzubauen. Es gibt zwei Hauptgründe, warum wir einen Teil unseres Inhalts als kostenlose Bilder auf unserer eigenen Website und einigen anderen wie Unsplash anbieten.
Erstens, um den Verkehr auf unsere Website zu lenken. Anstatt die unmögliche Aufgabe zu versuchen, mit den bestehenden Agenturen durch bezahlte Werbung zu konkurrieren, ist es für uns viel sinnvoller, all unsere verfügbaren Ressourcen in die Erstellung von Inhalten zu investieren und dann einen Teil davon frei zu machen, um die Menschen für Rawpixel zu gewinnen.
Zweitens passt es gut zu unserem Manifest ‚Unsere Mission ist es, jedem, der die Menschen befähigt, Kreativität zum Guten einzusetzen, inspirierende Gestaltungsressourcen zur Verfügung zu stellen.‘ Es ist schön zu wissen, dass jeder Zugang zu einigen unserer Arbeiten unabhängig von seiner finanziellen Situation haben kann.
Funktioniert es? Ja, ich denke schon, wir haben zwar noch einen langen Weg vor uns, aber die Zeichen sind vielversprechend und wir freuen uns auf die Chancen, die sich in der Zukunft eröffnen werden.
Ich weiß, dass dies ein heikles Thema ist, und ich bin sicher, dass es die Microstock-Industrie bis zu einem gewissen Grad beeinflussen wird, aber das „kostenlose Bilder“-Modell ist hier und wird nicht gehen und ich glaube, wir müssen uns an die Situation um uns herum anpassen. Ich bin nicht zuversichtlich in Bezug auf die Zukunft der wichtigsten Microstock-Agenturen und glaube, dass sie in den letzten Jahren mehr hätten tun können, um Kontributoren wie uns zu unterstützen, und dadurch wären sie selbst in einer stärkeren Position.“
Auch hier spielt also der Marketing-Effekt eine Rolle. Ich bezweifle jedoch, dass dieser langfristig ausreicht, denn wer nach kostenlosen Bildern sucht, ist in der Regel wenig geneigt, plötzlich doch Geld für Fotos auszugeben.

Neben den Investoren gibt es noch andere Geldquellen für Unsplash: Zum einen gibt klassische Werbeeinblendungen auf der Webseite, zum Beispiel rechts unter dem Suchfeld (siehe Screenshot oben).
Darüber hinaus gibt es jedoch ethisch deutlich fragwürdigere Methoden. Sucht ein Nutzer beispielweise nach „shoes“, oder „juice“, werden neben normalen Fotos andere angezeigt, die Werbung sind. Im Schuh-Beispiel sind die ersten drei Treffer zum Beispiel kostenlose Fotos mit Schuhen „sponsored by Timberland“, beim Saft steht „sponsored by DOSE Juice“. Hier ist die Werbekennzeichnung noch erkennbar, aber sobald ein Nutzer ein solches Foto runterlädt und weiterverwendet, bleibt von der Kennzeichnung nichts mehr übrig. Andere Leute erkennen dann nicht mehr, dass das Bild mal bezahlte Werbung war. Ebenso spannend ist, dass es eine eigene Kollektion auf Unsplash mit dem Namen „Native Advertising on Unsplash“ gibt, kuratiert vom Unsplash-Co-Gründer Luke Chesser. Dort werden neben den Beispielen Timberland und DOSE Juice explizit auch „Google Chromebooks“ und „Maledives Tourism“ als Kunden genannt und dazugehörige Fotos gezeigt, aber diese sind schon bei Unsplash teilweise nicht als „sponsored by“ gekennzeichnet. Zufällig befinden sich immer auch einige dieser Fotos auf der Startseite von Unplash.
„Native Advertising ist eine dreiste Form von Schleichwerbung“,
sagt Peter Figge, Vorstand der Werbeagentur Jung von Matt, gegenüber dem Spiegel.

Ein Fotograf solcher Bilder, der anonym bleiben will, beschreibt die Zusammenarbeit so:
„Unsplash kooperiert meines Wissens nach öfters mal mit etwas größeren Firmen. Ich war selber lange Zeit nicht mehr wirklich aktiv auf Unsplash, wenn es darum geht, selber Bildmaterial hochzuladen. Viel mehr benutze ich es sehr oft als Bildquelle für qualitativ gute und kostenlose Bilder, da ich Designer bin und oft mit sowas in Kontakt trete.
Eines Tages habe ich eine persönliche E‑Mail von einem Admin von Unsplash erhalten mit dem Angebot für eine Timberland-Kooperation Bilder zu schießen. Ursprünglich gab es eine Art ‚Wettbewerb‘, wo jeder mitmachen konnte. Dieser galt quasi als Bewerbung für das Projekt. Mich hat man völlig überraschend einfach mit ins Boot geholt, weil irgendwelchen dafür verantwortlichen Menschen von Timberland meine Bilder gut gefallen haben. Die Klamotten der neuen Winterkollektion wurden uns dann per Post gesendet. Es gab jeweils eine Herren- und Damenkollektion. Die Sachen hat nach zwei Wochen ein Kurier von Timberland wieder abgeholt.
Das Ganze wurde ganz normal bezahlt wie ein richtiger Fotoauftrag. Ein erfahrener und anerkannter Fashionfotograf wäre mit dem Endgeld niemals zufrieden gewesen. Aber wenn man die Umstände beachtet, unter anderem dass ich absolut kein professioneller Fotograf bin und zuvor noch nie einen wirklichen Auftrag hatte (und so ergeht es dem Großteil der Teilnehmer), ist die Bezahlung mehr als fair. Alles in allem ist das Ganze eine tolle Sache, da man auch die ganzen Prozesse mitbekommt.“
Es gibt auch einige Accounts, die offensichtlich von den gezeigten Marken selbst betrieben werden, wie diese von Loewe Technologies, Modern Essentials oder Frame Kings. Angesichts der Debatte um die Werbekennzeichnungen bei Instagram kann es hier sicher nicht mehr lange dauern, bis es Probleme geben wird.
Es wird oft, wie beispielhaft hier, argumentiert, dass Unsplash keine Bedohung für Fotografen sei, weil diese durch den Unsplash-Traffic zu Aufträgen kommen würden. Ich glaube aber, dass Unsplash eine direkte Bedrohung für die Firmen ist, die ausschließlich von der Bildlizenzierung leben, zum Beispiel Shutterstock oder Adobe Stock.
Selbst wenn es für etliche Nischen bei den kommerziellen Bildagenturen deutlich mehr Bilder zur Auswahl gibt, entzieht Unsplash bei den generischen Motiven den Fotografen einen Grundumsatz, der nur mit selten nachgefragten Motiven logischerweise schwer aufgefangen werden kann. Zur Erinnerung: Wir reden von über 46 Mio. kostenlosen Downloads pro Monat.
Insofern finde ich es bedenklich, dass auch Adobe in seiner „Adobe Spark“-App den Nutzern kostenlose Unsplash-Bilder anbietet, statt eine eigene Kollektion solcher Bilder aufzubauen, von wo aus der Traffic zur bezahlten Adobe Stock-Kollektion gelenkt werden kann. Eine ähnliche Unterstützung kann bei Pixabay gefunden werden, wo die Seite erklärtermaßen von den Affiliate-Einnahmen durch Shutterstock überlebt.
Für Unsplash sind die Fotos nur ein Mittel zum Zweck. Es geht nicht um großartig kuratierte Fotografie, es geht um Traffic und Community-Building. Das sind die Werte, für die sich Investoren interessieren und für die sich Unsplash bezahlen lässt. Es wirkt ein bisschen wie ein Schneeballsystem, wenn bezahlte Fotografen wie Annie Spratt durch ihre Social-Media-Accounts Unsplash hypen, was wiederum die große Masse an anderen Fotografen anlockt, die dann nicht mehr bezahlt werden, aber den Traffic und das Community-Engagement liefern, für das dann die großen Firmen bezahlen. Nur Unsplash natürlich, nicht die einzelnen Fotografen.
Die Fotografen und auch Kunden tragen aber das rechtliche Risiko der Unsplash-Nutzung, denn Informationen über Markenrechte, Persönlichkeitsrechte, Designschutz und andere „Rechte Dritter“ sind bei Unsplash nur spärlich zu finden. Was für Kunden und Fotografen „nur“ rechtlich riskant ist, ist für Unsplash auch ein eingesparter Kostenfaktor: Im Gegensatz zu den Microstock-Agenturen, welche viele Mitarbeiter bezahlen, nur um eingereichte Fotos auf Rechte Dritter zu prüfen, spart sich Unsplash diese Ausgaben.
Es ist schon paradox: Bei den Microstock-Agenturen dürfen zum Beispiel der Produktname „iPhone“ oder der Firmenname „Apple“ nicht im Titel oder den Keywords genannt werden, selbst der charakteristische runde „Home“-Button darf nicht sichtbar sein. Bei Unplash gibt es mehr als 3300 kostenlose „iPhone“-Bilder, mit denen der Nutzer laut Lizenz sogar mehr machen darf als bei Shutterstock oder Adobe. Entweder ist Apple da deutlich lässiger als die Microstockagenturen behaupten oder die große Anwaltskeule wird später zuschlagen. Mehr drastische Beispiele für rechtliche Probleme bei Unsplash liefert Henrik Heigl hier.

Geht es aber um die Fotos selbst, wird Unsplash plötzlich grantig. Anfangs wurden die Unsplash-Bilder unter einer „Creative Commons Zero/Public Domain“-Lizenz angeboten. Einige clevere Geschäftemacher begannen jedoch, sich viele Unsplash-Bilder runterzuladen und sie selbst gratis auf ihren eigenen Webseiten anzubieten und durch Werbeeinblendungen damit an Unsplash vorbei Geld zu verdienen. Deshalb wurde im Juni 2017 die Lizenz geändert, um explizit auszuschließen, mit den Bildern „konkurrierende oder ähnliche Dienstleistungen“ aufzubauen. Da hört dann die Gemeinnützigkeit auf.
Selbst als Unsplash 2016 ein Buch mit den kostenlosen Fotos und Essays rausgab, wurde das Buch nicht von Unsplash finanziert, sondern Unsplash-Gründer Mikael Cho startete eine Kickstarter-Kampagne, mit der über 100.000 USD von der Community eingesammelt wurden.
Die Diskussion um die Schädlichkeit oder Nützlichkeit von Unsplash erinnert mich sehr stark an die Debatte vor zehn Jahren beim Aufkommen der Microstock-Agenturen, welche die Existenz der Makrostock-Agenturen bedrohen würden. Heute wissen wir, dass es zwar noch welche gibt, aber viele tatsächlich das Handtuch geschmissen haben oder wirtschaftlich geschwächt sind.
Deshalb nehme ich an, dass ähnlich zur Situation vor zehn Jahren Microstock wohl nicht verschwinden wird, aber Unsplash trotzdem zu einer Konsolidierung der Branche beitragen wird.
Ist einfach der logische weitere Weg der Geiz ist geil Mentalität. Werden wir (oder auch die Micros) nicht aufhalten können.
Die Micros hatten ja immer schon die „Gratislinie“ von den nicht angenommenen Bildern. Die waren halt dann nicht immer top.
In Zukunft wird man dann vielleicht einem Fotografen wenn er ein paar Bilder auch gratis zur Verfügung stellt vielleicht ein etwas besseres Ranking versprechen. Etliche früher erfolgreiche Micros werden endgültig verschwinden. Wer kennt heute noch die deutschen „Mids“?
Mal eine Auflistung bisher:
Vor 1975–1980 machten Werbefotografen die Bilder.
Ab diesem Zeitraum gab es die ersten analogen Stockagenturen mit Diaversendung zu den Kunden. Und vertreiben die Werbefotografen.
Anfang der 80er Jahre kamen Kataloge groß in Mode. Die Agentur hatte eine Million Bilder. Verkauft wurden die 2000 die im Katalog waren. Der Fotograf bezahlte meistens dafür, dass er drinnen war. (Wundert mich ja bis heute, das Micros diesen Trend noch nie aufgegriffen haben, und die Suchresulate der ersten Seiten quasi verkaufen. Also der Fotograf bezahlt dafür.
Ende der 90er Jahre beginnt das digitale Zeitalter. Große Agenturen lassen ihre Dias aufwendig digitalisieren. Kosten, die die meisten nie wieder einnehmen, weil so schnell digital aufgenommene Bilder nachfolgen. Dies Kosten werden auch mit 10%iger Honorarkürzung reingebracht.
Mitte 2000 kommen die ersten Micros. Und vertreiben die „alteingesessenen Makroagenturen“, bzw. nehmen ihnen viel Umsatz weg.
Und jetzt kommen langsam die Gratisagenturen. Und vertreiben zum Teil die Micros. Und auch die werden in 3–4 Jahren ein paar Millionen Bilder haben. Und genug Anbieter.
Das Einzige, was vielleicht derzeit noch nicht ganz sooo überlaufen ist sind Videos. Aber lange würde ich da auch nicht mehr drauf wetten.
@Erwin: Gute Zusammenfassung. Die Hauptfrage für uns bleibt eben: Wie kann man weiter Geld verdienen, wenn andere Leute ihre Bilder verschenken?
@ Robert: Witzig das es gerade aus deinem Mund kommt.…„Wie kann man weiter Geld verdienen, wenn andere Leute ihre Bilder verschenken?“
Meine Antwort dazu – gar nicht!
Auf Phönix war dazu vor einiger Zeit eine Doku (es ging allgemein um Kreative, Fotografen, Graphiker.…..) da wird zukünftig keine Geld mehr gemacht (nur so als Anregung – es werden händeringend Handwerker gesucht.….nur so als Idee… lol)
Tja, das wird hart, aber es gibt ja auch keine Lithographen und Setzer mehr, jetzt sind halt die Kreativen an der Reihe.
Und das sind noch nicht mal Amateure die dort anbieten:
„I’m a digital designer and developer with a crazy passion for coffee. If you would like to help support my passion and buy me a cup (so I can take more photos) then you can donate at the link up there …“
Die Stockfotografie wird bestenfalls in tagesaktuellen Bereichen überleben, eventuell auch bei Vermarktung von Prommis oder exklusivem Lizenzbildern. Micro hat so sicher keine Zukunft…aber vielleicht schützt Adobe seine Vermarktung und klagt…
Mir fällt da ganz spontan ein: Der Autobauer Dacia baut Autos mit dem speziellen Ruf billig zu sein. Wenn man mit 4 Rädern Sitze Dach und Scheinwerfern zufrieden ist, stimmt das auch. Trotzdem verkaufen Marken die im Ruf stehen teuer zu sein weiterhin Autos mit Stern oder Ringen.
Genauso wird es mit den Fotos laufen.
Jedes Smartphone kann Bilder, jeder Smartphonebesitzer hat sicher Tausende Fotos auf seinem Gerät und der Anteil an Smartphone-Fotos bei den Agenturen steigt.
Für viele Anwendungen reicht die Bildqualität aus, die schnelle Illustration zu einem Tweet oder Ähnlichem.
Eine Zeitschrift wird da wohl wählerischer sein, genauso wie wohl bei den meisten Hochzeiten irgendwo noch ein Fotograf die Bilder macht, obwohl die Handybilder der Angehörigen sicher kostenlos zu haben wären.
Qualität wird immer ihre Abnehmer finden, auch wenn Bilder mit weniger Qualität billig oder kostenlos zu haben sind.
@Werner Rebel: Ich sage es mal so: Selbst Firmen wie Apple nutzen Unsplash-Bilder für deren Werbung.
Ich denke man muss Auftragsfotografie sei es für Hochzeit, Porträt, Werbung, etc. von Stock trennen.
Natürlich die Eine oder die Andere Form nicht gänzlich verschwinden. Wenn man davon aber lebt understatement nicht nur nebenbei aus Spaß oder mal für ein neues Objektiv macht, muss man sich schon Gedanken machen.
Das mit den Qualitätsunterschieden würde ich nicht sehen wie du. Am Anfang haben wir alle Microstock belächelt. Eben wegen der Qualität. Und 2 Jahre später musste ich ziemlich kämpfen um dorthin zu kommen wo ich dann war.
Nimm dir eine beliebige Makro und vergleiche die Bilder. Bei Modelshoots kann man es „meistens“ noch an den Models erkennen. Aber bei anderen Bildern ist der Qualitätsvergleich schon sehr schwer. In 2–4?Jahren werden die Gratisanbieter eben auch auf diesen Level kommen. Vor allem weil ja dort auch schon Profis anbieten.
Aber vielleicht mache ich da mal einen Selbstversuch…
@Werner Rebel: Schau Dir die Bilder dort an, hohe Qualität, tagesaktuell, gut gesehen.……das wird für ganz viele Fotografen schwer, überhaupt ein solches Niveau zu erreichen.
Wenn sich das rumspricht (dank Robert jetzt noch etwas schneller 😉 ).……dann „gute Nacht“ liebe Kollegen.
Also ich sehe das eher als Werbeplattform. Wenn man da zum Beispiel nach Food Aufnahmen sucht findet man etliche Bilder von Food Bloggern. Die haben da einfach ein paar ihrer Bilder als eine Art Werbung eingestellt.
Ist eigentlich eine günstige Möglichkeit Werbung zu machen. Ein zusätzliches Bild schiessen und Hochladen kostet nicht mehr als ein wenig Zeit. Als Blogger, oder Stockfotograf der gelegentlich auch Aufträge annimmt würde ich dort auch jedes Monat ein paar gratis Bilder hochladen.
Auf der anderen Seite bin ich drauf gekommen dass es auch eine gute Seite für Ideen ist um die eigene Kreativität weiter zu entwickeln. Insgesamt denke ich dass man als Fotograf von Unsplash profitieren kann.
@max II: Was für eine naïve Ansicht. Glaubst Du wirklich, dass man jemanden als Fotografen erst nimmt, der seine Bilder kostenlos abgibt?
Selbst wenn das eine oder andere gute Bild dort Anerkennung findet – das bedeutet ja nicht das der Fotograf tatsächlich auch in der Lage ist einen Job anständig zu realisieren.
Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Wer dort seine Bilder einstellt ist in meinen Augen geschäftlich und geistig inkontinent.
Möglicherweise gibt es deswegen einen solchen Preisverfall, jeder Depp kann dank Digitaltechnik fotografieren.
@Max Wenn’s ein Profi-/Semiprofi ist hat er eine dementsprechende Webseite, da würde ein potentieller Kunde schon sehen was jemand kann. Dass das nicht häufig der Fall sein wird denke auch ich.
Ich kenne einige Microstocker, (vor allem im grafischen Bereich), die schon einige Aufträge erhalten haben, weil das Bild dann eben nicht ganz so war, wie man es gebraucht hätte. Aber das sind Ausnahmen, klar.
Das fotografieren früher „schwieriger“ war, naja – wie habe ich in der Berufsschule gelernt: Blende 8 wenn die Sonne lacht. Und als Verschlusszeit die ASA/ISO des Filmes einstellen. ;-). War also auch nicht sooo schwer. ;-). Aber es hat Material gekostet und das war nicht wirklich billig.
Aber es wird immer einfacher. Auch richtig. Und deswegen immer mehr Anbieter. Übersehen wird aber gerne, dass viele Anbieter einfach Anerkennung für seine Arbeit wollen. Und sich einfach freuen, wenn ihr Bild für irgendetwas verwendet wird.
Ich bin Mitglied bei einem Fotostammtisch. Unglaublich was sich da manche für einen Stress mit TFP Shootings machen (oft 4–5 am Wochenende) für genau: Nichts! Investieren in teure SLR Vollformatkameras, lichtstarke Objektive um dann ihren Models die Bilder zu schenken. Und sie Arbeit haben, Locations suchen, shooten, die Bilder aufwendig bearbeiten…
Ich habe das früher auch nie verstanden, aber wenn man sieht welche Begeisterung die dafür aufbringen… Das ist ja das große Ding von Micro. Weil da bekommt man auch noch ein paar Euro’s dafür. Geht sich vielleicht ein neues Filter mal aus. Gedanklich: „Mein Hobby finanziert sich selber“. Wir, die wir davon leben, werden das wahrscheinlich nie verstehen.
So ist es auch bei den Gratisagenturen. Der Anbieter hat einfach Spaß daran, das irgendwer sein Bild verwenden konnte. Und vielleicht googelt er mal danach und kann dann stolz herumzeigen, „mein Bild wurde von XY verwendet. Guck mal!“
Diese Fotografen denken auch keine einzige Sekunde darüber nach, dass sie vielleicht einen Preis ruinieren, oder mit (jetzt wieder auf Stock und Unsplash bezogen) Geschäft, Geld, Lebensunterlage wegnehmen. Aber ehrlich gesagt, als ich 1992 in Stock eingestiegen bin, habe ich mir auch keine Gedanken gemacht, ob das vielleicht einen Werbefotografen treffen könnte, weil er den Auftrag nicht mehr bekommt.
Ich würde daher diese Leute nicht als „inkontinent“ bezeichen. Geschäftlich nicht, weil sie aus oa Gründen die geschäftliche Basis gar nicht interessiert. Und geistig nicht aus eben diesen Gründen. Die wollen Spaß an ihrem Hobby. Sonst nichts.
Das uns das nicht taugt, klar. Aber wir müssen damit leben. Ob es uns gefällt oder nicht…
@max
Ich hab da ein paar Fotografinnen / Fotografen auf Unsplash gefunden die meist relativ wenige Gratisbilder einstellen. Wenn man deren Webseite besucht und deren Kunden ansieht sind da oft recht namhafte Unternehmen dabei.
Diese Fotografen betreiben einen ordentlichen Aufwand auf Instagram, Facebook, etc,. und haben auch eine Handvoll Gratisbilder auf Unsplash.
Also ein minimaler Aufwand für zusätzliches Marketing.
@max II
Was für eine Logik.
Also wenn ich eine Bildagentur hätte, ich würde sofort diese – deine – Idee aufgreifen.
Adobe muss nicht Geld mit der Bildvermarktung verdienen, die haben ausreichend gute andere Angebote – also, warum sollen die Zukünftig nicht genau mit solchen Angeboten Fotografen locken??
@Erwin
Im Prinzip geht es doch immer um den technischen Fortschritt. Ich befasse mich als Hobby schon recht lange mit der Fotografie.
Zu deiner Aufzählung von 1975 bis 2000 möchtet ich noch die CD hinzufügen. Mit der CD kam damals RF so richtig als Feindbild in die Wahrnehmung der Fotografen.
Ich kann mich gut an Artikel in der Zeitschrift Photographie erinnern als man von den sinkenden Honoraren durch das RF Lizenzmodel schrieb. Es gab da Vergleiche wie .. in den 70ern konnte ein Fotograf samt Team 2 Wochen nach Südamerika fliegen um auf Großformat eine Tabakpflanze zu fotografieren. Jetzt bekommt man eine CD mit zig Tabakpflanzen um 500 DM. Welcher Kunde soll da noch eine teure Reise nach Südamerika finanzieren.
Es ist eine logische Konsequenz dass Automatisierung die Produktivität erhöht und die Preise drückt. Die Digitalisierung, angefangen mit der CD kann man als Automatisierung sehen.
Der technische Fortschritt treibt immer den Preis nach unten.
Ich möchte noch ein anderes Thema im Zuge der Digitalisierung ansprechen. Die Autohersteller verwenden zunehmend die CAD Daten um daraus ein 3D Modell zu rendern. Die brauchen oftmals gar keinen Fotografen mehr für ihre Fotos. Da gab es früher große Fotostudios wo ganze LKW Zugmaschinen rein passten. Die werden immer weniger. kann man alles am Computer berechnen. Für Fotos von Objektaufnahmen braucht man immer weniger eine Kamera.
Die Digitalisierung hat auf alle Berufe Auswirkungen. Die Fotografie ist da keine Ausnahme.