Vor einigen Wochen hat iStock die gesamte Buchhaltung rüber zur Mutterfirma Getty Images transferiert.
Wie leider fast schon üblich, ging das nicht ohne Probleme, Bugs und Verzögerungen über die Bühne.
Es ist auch nicht übertrieben zu behaupten, dass die Änderung keine Verbesserung, sondern definitiv eine Verschlechterung ist. So lassen sich beispielsweise Verkaufsdaten nicht mehr in Echtzeit betrachten, sondern nur gebündelt nach jedem Monat.
Und selbst das wird den Fotografen nicht leicht gemacht. Auf der offiziellen „Account Management“-Seite von Getty Images gibt es nur einige Balken- und Tortendiagramme im 1990er-Jahre-Look.
Wer eine Aufschlüsselung der einzelnen Verkäufe haben will, muss tief in die Trickkiste greifen.
Ich verrate euch heute drei Wege, wie ihr mehr nützliche Informationen aus den „Sales Reports“ extrahieren könnt.
Für einige der genannten Methoden ist es erforderlich, eine Textdatei mit allen notwendigen (und vielen unnötigen) Informationen herunterzuladen.
Dazu loggt ihr euch auf der ESP-Getty Webseite mit euren Login-Daten ein. Klickt auf „My Performance -> Royalties“. Dann in der Spalte links auf „Export“ klicken und in der Mitte den gewünschten Monate und das Jahr auswählen. Als „File Type“ wählt ihr die mittlere Text-Variante (im Screenshot ist die dritte Connect-Variante markiert, dazu später mehr).
- Todayis20
Todayis20 ist eine kostenlose Webseite, die von einigen Getty-Fotografen ins Leben gerufen wurde, die ebenso genervt wie etliche andere von den unübersichtlichen Spreadsheets waren, die Getty zum Download bereit stellt.
Der Name rührt daher, dass am 20. Tag eines Monats meist die Daten des Vormonats von Getty bereit gestellt werden sollten.
Auf der Webseite könnt ihr die Textdateien hochladen und visuell auswerten lassen, ungefähr so, wie man es von der alten iStock-Seite gewohnt war und sogar mit einigen Features mehr:
- Stock Performer*
Über Stock Performer habe ich im Blog schon mehrmals geschrieben, weil es DAS (kostenpflichtige) Analysetool meiner Wahl für alle meine Microstock-Verkäufe ist.
Neben ganz vielen anderen statistischen Auswertungen erlaubt Stock Performer ähnlich wie Todayis20 die Darstellung der einzelnen Verkäufe sowie sehr viel mehr Analysen:
- Selbst Spreadsheets auswerten
Es ist weniger bequem und erfordert mehr Arbeit, aber es ist möglich. Die unleserliche Textdatei kann in ein etwas handlicheres Format gebracht werden.
Dazu öffnet ihr zum Beispiel Microsoft Excel (oder die kostenlose Variante von OpenOffice) und es öffnet sich bei Excel der „Textkonvertierungs-Assistent“:
Dort klickt ihr wie im Screenshot zu sehen auf „Getrennt“, weil die Daten per Semikolon voneinander getrennt sind und auf „Die Daten haben Überschriften“, dann auf „Fertig stellen“.
Nun erhaltet ihr viele Spalten mit den Infos, von denen jedoch viele Infos irrelevant sind. Am spannendsten sind die Zeilen P (Bildnummer), R (Bildtitel) und AB (Umsatz pro Verkauf). Wenn ihr die Umsätze der Verkäufe addieren wollt, müsst ihr die Punkte in der Spalte durch Kommata ersetzen sowie die Zeile formatieren als „Währung“ mit 5 Dezimalstellen.
Im Blog von Michael Zwahlen findet ihr auch hier eine Anleitung, wie ihr die Textdatei mit Google Docs auswerten könnt und eine Art Übersicht erstellt.
Spezialfall Connect-Sales:
Vor ca. vier Jahren hat Getty Images eine sogenannte „Getty Connect“-Schnittstelle eingerichtet, mit der Webseiten wie Pinterest o.ä. legal Getty-Bilder oder deren Metadaten anzeigen dürfen und dafür eine minimale Gebühr bezahlen.
Wie genau diese Gebühren aussehen und welche Bilder verwendet wurden, seht ihr im Detail, wenn ihr im Export-Bereich der ESP-Seite von Getty Images die dritte statt die zweite Datei runterladet (siehe erster Screenshot).
Diese Textdatei könnt ihr zum Beispiel mit Todayis20 auslesen. Stock Performer bietet das nicht an, weil „Connect Sales nur ein paar Cent pro Monat ausmachen“. Wenn ihr wie in Punkt 3 beschrieben selbst die Excel-Tabelle ansehen wollt, braucht ihr eben auch die fünf Stellen hinter dem Komma (Klicken zum Vergrößern):
Wie korrekt überhaupt die Abrechnungen sind, wird im Netz wild diskutiert, weil da einige Daten nicht zu passen scheinen. Bei mir steht zum Beispiel in Spalte J mehr als die Hälfte der Verkäufe als „exklusiv“ markiert, obwohl ich kein einziges Bild exklusiv über iStock anbiete.
Was sagt ihr zum neuen Abrechnungsformat von iStock?
* Affiliate-Link
Es unverschämt und peinlich das eine Weltfirma wie Getty keine vernünftiges Abrechnungssystem anbietet. Nein, es müssen sogar die Fotografen selbst coden um die entsprechende Übersicht zu erlangen. Das paßt aber zum Bild, sei es die unsägliche Umstellung von Istock wo 2 Monate nichts mehr lief, als auch die lächerlichen 15% welche nichtexklusive bei Istock erhalten. Wir als Kreative werden von Getty/Istock als der letzte Mist behandelt.
Danke Robert, für die Infos
Hallo Robert!
Ich danke Dir für diesen erhellenden Artikel. Bin schon fast verzweifelt an den Verkaufsstatistiken…
Viele Grüße
Martina
Hallo Robert,
danke für die Info. Traurig, dass man die Daten als Fotograf erst einmal in eine brauchbare Form bringen muss.
Vg,
Martin
Hallo Robert,
da ich im Februar überhaupt erst mit Stockfotografie angefangen habe und bei iStock erst im März, habe ich keine Erfahrung, wie es bei denen früher war. Das Abrechnungssystem finde ich allerdings, im Vergleich zu anderen Agenturen, auch eine ziemliche Frechheit. Nachdem ich schon gedacht habe, da geht ja überhaupt gar nichts, war ich ziemlich erstaunt, als ich Ende April in meinem Account doch einen Download hatte. Nach der Prozedur über Textdatei exportieren und in Excel öffnen, waren es aber zwei Bilder, für die ich Geld bekomme, neben einem stand „Thinkstock“. Was hat das zu bedeuten?
Viele Grüße,
Carmen
Ich hatte bei Istock 86 Credits, die sind spurlos verschwunden. Bei Getty tauch sie auch nicht auf. Anruf bei Istock brachte nichts. Was mach ich jetzt?
@Claudia: An Deiner Stelle würde ich eine Email an den iStock-Support schreiben.