Pimp My Stock: Bildbesprechungen von Stockfotos 49

Wieder gibt es eine neue Folge von „Pimp my Stock!“, bei der ich Fotos auf ihre Verkäuflichkeit hin beur­tei­le, dies­mal mit den Bildern von Erwin. Er schreibt:

Hallo Robert,

ich habe Deinen Blog beim sur­fen gefun­den und bin „hän­gen“ geblie­ben. An der Stelle möch­te ich auch erst mal Danke sagen für die vie­len infor­ma­ti­ven Artikel und Links.

Zur Zeit bin ich dabei mei­ne Internetpräsenz aus­zu­bau­en und über­le­ge im Stock-​Bereich was zu machen. Nun bin ich „neu­tral“ for­mu­liert nicht der­je­ni­ge mit den gän­gigs­ten Motiven. Deswegen möch­te ich Dein Angebot nutzen.

Zur Zeit nut­ze ich eine OMD E‑1 mit Adapter und den „alten“ Zuiko-​Pro-​Gläsern und möch­te sie auch nicht mis­sen. Die Aufnahmen mache ich nur in RAW und Bildbearbeitung erfolgt wie­der über Lr und Ps6 (CC-​Abo wie­der gekündigt).

Bisher habe ich noch kei­ne Aufnahmen ein­ge­reicht und auch noch kein Stock-​Konto. Bei den Aufnahmen ver­su­che ich ein Querschnitt her­zu­ge­ben, wei­te­re Aufnahmen kannst Du ggf. auf mei­ner HP „erp-hoto.de“ sehen. Im Bereich Kalender und Bilder haben ich schon eini­ges über Calvendo laufen.

Mit Stock kon­for­me Bilder ver­bin­de ich „alles“ was ich nicht foto­gra­fie­re. Es wäre ein­fach eine Endscheidungshilfe die Bilder von jeman­den zu beur­tei­len der sich in dem Bereich auskennt.

Natürlich inter­es­siert mich jeder Kritikpunkt, der an den Aufnahmen zu fin­den ist. Wie beschrie­ben habe ich die Aufnahmen auf 600 Pix run­ter gerechnet.

Ich dan­ke Dir vor­ab für Zeit und Mühen.
Gruss Erwin“

Schauen wir uns sei­ne Bilder mal an.

Das ers­te Bild zeigt eine lila Blume, ver­mut­lich eine Orchidee. Ich mag, dass die­ses Bild „anders“ aus­sieht als die typi­schen Blümchenbilder und der wei­ße Hintergrund ist schon mal eine gute Voraussetzung für ein gelun­ge­nes Stockfotos (Stichwort Freisteller). Nachteilig fällt mir nur sofort die obe­re lin­ke Ecke auf, weil sie die Aufmerksamkeit weg von der Blüte in der Mitte lenkt. Ein geüb­ter Photoshop-​Retuscheur soll­te das jedoch schnell ent­fer­nen können.

Bei dem nächs­ten Bild sehen wir einen Baumwipfel im Winter, der von der Sonne beschie­nen wird. Durch die Sonne wird hier der Fokus an die rich­ti­ge Stelle gelenkt und auch tech­nisch ist das Bild gelun­gen. Nüchtern betrach­tet ist es aber auch nichts „Besonderes“ und ähn­li­che Motive gibt es zuhauf. Zumal Bildredakteure das Thema „Winter“ oft lie­ber mit einer schnee­be­deck­ten Winterlandschaft bebil­dern wür­den als mit einer nack­ten Baumkrone. Insofern ist das Bild als Stockfoto sicher geeig­net, wür­de aber ver­mut­lich kaum Verkäufe bringen.

Das drit­te Bild ver­wirrt etwas, weil es eine Holztextur zeigt, die jedoch farb­lich wie ein Ölfilm oder ros­ti­ges Eisen wirkt. Solche Ambivalenzen sind im Stockbereich meist nicht so hilf­reich, wenn der Bildkäufer hun­der­te klei­ne Thumbnails zur Auswahl sieht.
Der Bereich „Hintergründe und Texturen“ ist zwar lukra­tiv im Stockbereich, aber die Farbgebung in die­sem Fall schränkt mög­li­che Nutzungen zu sehr ein.

Besser gelöst fin­de ich das beim nächs­ten Bild, einer Gardine mit Spitze. Die Perspektive gefällt mir, da sie durch die Tiefenwirkung Spannung erzeugt. Insgesamt wür­de ich hier noch etwas an Helligkeit, Kontrast und Sättigung arbei­ten, damit das Bild weni­ger flau wirkt. Dann kann ich mir eini­ge Verkäufe vorstellen.

Beim nächs­ten Bild sehen wir eine Makroaufnahme einer Fliege (falls ich falsch lie­ge, mögen mich die Biologen unter den Lesern bit­te kor­ri­gie­ren). Das Bild wür­de sich super ver­kau­fen, wenn… die Fliege ein Laubfrosch wäre. Als Fliege gibt es sicher paar Verwendungsmöglichkeiten für Schulbücher oder Fachzeitschriften, aber die Nachfrage ist doch eher beschränkt. Insofern auf jeden Fall kein Microstockmotiv, son­dern wenn dann für eine spe­zia­li­sier­te Macrostockagentur. Technisch gibt es nichts zu meckern am Bild und der satt­grü­ne unschar­fe Hintergrund eig­net sich gut als Textfreiraum. Das Beispiel mit dem Frosch soll zei­gen, dass es bei Tieraufnahmen auch dar­auf ankommt, wie sehr ein Tier ein Sympathieträger sein kann.

Das letz­te Bild zeigt wie­der eine Textur, ver­mut­lich einen Teil einer Betonwand. Dass ich raten muss, von was die Textur ein Teil sein könn­te, zeigt schon das Problem mit die­sem Bild. Anderen wür­de es ver­mut­lich ähn­lich gehen. Zudem ist die Textur zu dicht auf­ge­nom­men wor­den, was die Nutzungsmöglichkeiten für Designer stark ein­schränkt. In der Regel ist es sinn­vol­ler mehr von der Textur zu zei­gen und die Kunden im Bedarfsfall sich das Bild selbst zurecht­schnei­den zu lassen.

Wer eben­falls kos­ten­los mit­ma­chen und mir sei­ne Bilder zur Besprechung schi­cken will, fin­det hier alle not­wen­di­gen Informationen.

Welche Tipps wür­det ihr Erwin geben?

Ein Gedanke zu „Pimp My Stock: Bildbesprechungen von Stockfotos 49“

  1. Danke für die klei­ne, aber durch­aus infor­ma­ti­ve (!) Bildbesprechung, Robert ! 🙂

    Man soll­te bedan­ken, dass man als Käufer (all­ge­mein) ein *Mindestmaß* an Qualität (!) erwar­ten kann und soll­te, selbst wenn man am Ende ein paar Cent am jewei­li­gen Bild ver­die­nen sollte.

    Einige habe ich das Gefühl, sind gar nicht mit Leidenschaft dabei und fül­len ihr Portfolio ein­fach nur mir mög­lichst vie­len Bildern in der Annahmen, dass man mit Masse allein (sehr naiv) Umsatz machen könnte.

    Ein Portfolio mit lari-​fari Knips-​/​Bildern, läuft Gefahr kein zwei­tes Mal geklickt zu werden.

    Tipp: im Vorfeld Gedanken über das, dass man foto­gra­fie­ren möch­te machen.

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