Meine Capture One Arbeitsfläche für den Stockfotografie-Workflow

Zur Konvertierung mei­ner RAW-​Dateien nut­ze ich die Software Capture One.

Es gin­ge sicher auch mit Lightroom, DxO Optics oder einem ande­ren Programm. Früher habe ich mei­ne Bilder mit­tels Camera RAW von Adobe kon­ver­tiert, aber wegen eines alten Tipps von Yuri Arcurs vor vie­len Jahren für bes­se­re Hauttöne bin ich auf Capture One umgestiegen.

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Ein Adobe-​Mitarbeiter mein­te zwar kürz­lich zu mir, Camera RAW habe deut­lich auf­ge­holt, was die Verarbeitung von Hauttönen angin­ge, aber ich sehe aktu­ell kei­nen Grund, mei­nen Workflow in die­ser Beziehung zu ändern.

Einer der Gründe dafür ist, dass Capture One es mir erlaubt, die Werkzeuge und mei­ne Arbeitsfläche indi­vi­du­ell anord­nen zu kön­nen, um mei­nem Workflow so weit wie mög­lich entgegenzukommen.

Heute möch­te ich euch zei­gen, wie genau (und war­um) ich mei­ne Capture One-​Oberfläche ange­ord­net habe. Vielleicht nehmt ihr ja den einen oder ande­ren Tipp mit.

Als posi­ti­ver Nebeneffekt habe ich dann selbst alle Settings parat, soll­te ich mal eine Neuinstallation durch­füh­ren müs­sen. Capture One erlaubt lei­der kei­nen Export der eige­nen Arbeitsfläche.

Ich nut­ze aktu­ell Capture One Pro 8.3. Es gibt zwar schon Version 9, aber will da nicht jede Version mit­ma­chen und bezahlen.

Meine Capture One Pro-Oberfläche

Oben links seht ihr zwei Leisten mit Icons. Die zwei­te ver­sucht von links nach rechts, den Fotografen-​Workflow von der Aufnahme über Korrekturen bis hin zum Export abzu­bil­den. In jedem die­ser Menüs kann man sich Werkzeuge selbst legen. Ich bevor­zu­ge, mei­ne Werkzeuge alle in einem Tab zu sam­meln, um nicht zwi­schen den ver­schie­de­nen Menüs wech­seln zu müssen.

In der lin­ken Spalte seht ihr mei­ne Werkzeuge, die ich so ein­ge­stellt habe, dass ich sie übli­cher­wei­se von oben nach unten „durch­ar­bei­ten“ kann:

  1. Weißabgleich
    Ohne einen kor­rek­ten Weißabgleich geht nix. Ich foto­gra­fie­re in der Regel mit einer Graukarte und im Studio muss ich den Wert für die gan­ze Serie nur ein­mal anpas­sen, aber on loca­ti­on kann es pas­sie­ren, dass sich die Lichtverhältnisse ändern. Oder ich will einen spe­zi­el­len Look erzie­len, küh­ler für Business-​Fotos, wär­mer für Familienbilder und kann das hier gezielt steuern.
  2. Belichtung
    Capture One erlaubt es, je nach Kamera Standards ein­zu­stel­len, die vor­ein­ge­stellt wer­den. Hier habe ich immer mehr Helligkeit, Kontrast und Sättigung gewählt, weil das dem Microstock-​Stil am ehes­ten ent­spricht. Im Studio bleibt die Belichtung meist kon­stant, bei Aufnahmen unter­wegs pas­se ich die öfter an.
  3. HDR
    Diese Funktion habe ich so noch nicht bei Lightroom gefun­den und ich ver­mis­se sie jedes Mal schmerz­lich, wenn ich doch mal Lightroom für eine RAW-​Konvertierung bemü­he. Vermutlich funk­tio­nie­ren die Regler ähn­lich wie die Lichter/​Tiefen-​Regler in Lightroom, aber gefühlt sehe ich ande­re Resultate.Die Spitzlichter zie­he ich in der Regel auf min­des­tens 20, je nach Stärke von über­strahl­ten Bereich bis zu 55, die Schatten hel­le ich meist nur dezent zwi­schen 0–6 auf.
  4. Tonwerte
    Meist benut­ze ich die Tonwertanzeige als Histogramm, also zur Kontrolle, wie sich die Tonwerte durch Anpassung der Helligkeit oder Belichtung (sie­he 2) verändern.
    Der Vorteil der Tonwerte gegen­über einem nor­ma­len Histogramm, wie es Capture One eben­falls im Repertoire hät­te, ist, dass ich es direkt „anfas­sen“ und ver­schie­ben kann. Oft set­ze ich manu­ell den Schwarzpunkt, indem ich links die Linie so weit ver­schie­be, bis sie an den Ausschlag stößt, weil durch die hel­lig­keits­be­ton­te Entwicklung für Microstock die Bilder sonst schnell „aus­ge­wa­schen“ aussehen.
  5. Klarheit
    Standardmäßig auf 10 bei mir ein­ge­stellt für den gewis­sen „Kick“. Das ist eine Glaubensfrage unter Fotografen. Macht es, wie ihr wollt.
  6. Rauschreduzierung, Moiré, Farbsäume
    Ab die­sem Punkt kom­men drei Werkzeuge, die ich in der Regel nicht anfas­se. Nur wenn ich bei einem Bild an Grenzen sto­ße und sicht­ba­re Bildfehler hän­disch redu­zie­ren muss, kom­men die­se Regler zum Einsatz.
  7. Schärfewerkzeug
    Wenn ich mir nicht sicher bin, ob ein Foto scharf genug ist, kli­cke ich kurz auf die Augen im gro­ßen Vorschau-​Bild und sehe den Bereich hier in der 100%-Darstellung. Ebenfalls nütz­lich an die­ser Stelle die „Schärfemaske“, wel­ches das ers­te Werkzeug in der obe­ren rech­te Leiste ist und anzeigt, wel­che Bereiche scharf abge­bil­det sind.
  8. Objektivkorrektur
    Hier kann ich mich in der Regel auf die Expertise von Capture One ver­las­sen. Meine Objektive wer­den alle erkannt und ich kann Chromatische Abberation, Verzeichnung, Schärfeabfall und Helligkeitsabfall für alle Bilder einer Serie kor­ri­gie­ren. Nur die Helligkeit las­se ich bei 80% statt 100%, weil eine mini­ma­le, kaum wahr­nehm­ba­re Vignettierung in mei­nen Augen natür­li­cher wirkt.

Mit den Pfeilen in der obe­ren rech­ten Leiste kann ich die Anpassungen von einem Bild kopie­ren und auf eins oder meh­re­re ande­re Bilder über­tra­gen. Ich kann auch aus­wäh­len, ob ich alle Anpassungen oder nur bestimm­te kopie­ren möchte.

Üblicherweise wäh­le ich eini­ge „Schlüssel-​Bilder“, die stell­ver­tre­tend für eine bestimm­te Aufnahmesituation ste­hen, also zum Beispiel durch Objektivwechsel, Ortswechsel oder Lichtwechsel ent­stan­den und kopie­re die­se Anpassungen dann auf den Rest der ähn­li­chen Bilder.

Zum Schluss kli­cke ich oben links auf das gro­ße Zahnrad, um alle Bilder zusam­men zu ent­wi­ckeln und als 16Bit-​TIFF-​Bilder im glei­chen Ordner abzu­spei­chern, damit ich mit Photoshop die Bildretusche (Logos und Pickel ent­fer­nen, Augen und Zähne auf­hel­len etc.) vor­neh­men kann. Hier ein Beispiel-​Video dazu.

Wie sieht eure Arbeitsfläche bei Capture One aus?
Und war­um?

9 Gedanken zu „Meine Capture One Arbeitsfläche für den Stockfotografie-Workflow“

  1. Augen und Zähne auf­hel­len könn­te man direkt in Lightroom machen (mit den lokal-​bearbeitungs-​Werkzeugen). Das wäre eine Vereinfachung des Workflows. Braucht aber einen rela­tiv star­ken Rechner.

    Meine Fragen:
    – ist Capture One auch (so wie Lightroom) ein Daten-​Bank Programm und kann es gro­ße Menge von Bilder verwalten?
    – Kann z.B. die­ses Programm dafür benützt wer­den um Sammlungen und ver­schie­de­ne Entwicklungs-​Versionen her­zu­stel­len ohne die eigent­li­che RAW-​Dateien dop­pelt oder mehr­mals kopie­ren zu müssen?
    – Kann man in Capture One Verschlagwortung machen Meta-​Daten ein­ge­ben und die­se unter Kontrolle halten?
    (- Kennt jemand ein and­res Daten-​Bank Programm (außer Lightroom und Picasa) was gut für die Verwaltung gro­ßer Menge von Bilder geeig­net ist?)

  2. @Dimitrios: Ja, Capture One kann auch gro­ße Mengen an Bildern ver­wal­ten, das läuft über ein Katalog-​System, ähn­lich wie bei Lightroom-
    Ja, Sammlungen und meh­re­re Entwicklungen des glei­chen Bildes soll­ten mög­lich sein.
    Und ja, spä­tes­tens seit Version 9 kann Capture One auch die Verschlagwortung. Ich muss jedoch dazu sagen, dass ich für alle drei Punkte nicht Capture One nut­ze, son­dern meist Adobe Bridge.

  3. Die Anordnung gefällt mir. Hab sie direkt mal 1:1 über­nom­men. Fast zumin­dest. Ich nut­ze auch Capture One Pro 8, fin­de aller­dings das Schärfewerkzeug nir­gends. Woher hast du das? Bei mit gibt es nur die nor­ma­le Schärfe und die ist ohne Vorschaubild.

  4. Hallo Robert,

    HDR wäre bei Lightroom der Regler für Lichter und Schatten. Die nut­ze ich bei­den, wenn ich in hel­le oder dunk­le Bereiche mehr Zeichnung und Details her­aus­ho­len möchte.
    Zudem gibt es in Lightroom CC noch die Möglichkeit ein HDR aus Belichtungsreihen auto­ma­ti­siert berech­nen zu las­sen. Die Einflußmöglichkeiten sind zwar mini­mal, da auto­ma­tisch. Die Ergebnisse sind bei hohen Kontrast aber ganz gut. Das HDR wird dann als DNG erstellt und kann bei Bedarf in LR noch nach­ge­bes­sert werden.

    LG
    Bernd

  5. Hallo Robert,
    mich wür­de die Performance interessieren.
    Ich fin­de Lightroom (nut­ze 5.x) auf einem Core I5 mit 8 Gig Ram und SSD und Vorberechnung immer noch grau­en­haft langsam.
    Trotz Vorberechnung dau­ert vor allem die 100%-Ansicht teil­wei­se 1–2 Sekunden, ein­fü­gen vor Voreinstellungen auf ein Bild ca. 1 s. Flüssig arbei­ten ist das nicht.
    Würde LR in Echtzeit auf mei­ne Einstellungen reagie­ren, könn­te ich die Bearbeitungs-​Zeit um > 50% reduzieren.

  6. @AndreasP: Schwer zu sagen, mein System hat deut­lich mehr Leistung (i7 Core mit 32GB RAM), da läuft Capture One rela­tiv flüs­sig, wobei die BErechnung der 100%-Ansichten sowie das Exportieren der RAW-​Bilder in TIFFS natür­lich sei­ne Zeit dau­ert, aber das sind Batch-​Aufgaben, die im Hintergrund lau­fen können.

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