Pimp My Stock: Bildbesprechungen von Stockfotos 38

In – nicht ganz so – rasan­ter Folge kommt die nächs­te Folge mei­ner „Pimp My Stock!“-Serie.

Natalia schreibt:

Hallo,

Danke erst­mal für die Mühe dei­ner Webseite. Sie ent­hält vie­le Interessante Informationen und gehört zu dem pro­fes­sio­nel­len Standard eines jeden Fotographen den ich ken­ne. Daher möch­te ich mich an dich bzw. an dein Forum wenden.

Ich habe gele­sen, dass es mög­lich ist, dass du kon­struk­ti­ve Kommentare zu Bildern geben kannst.

Seit ca. 10 Jahren beschäf­ti­ge ich mit Fotographie und Videokunst sowie Film. Da ich schon oft in die­sem Bereich als Visualartist oder Dokumentarfilmer gear­bei­tet habe ken­ne ich mich gut aus. Seit ca. einem Jahr habe ich ange­fan­gen Fotos zu sam­meln bzw. zu machen um die­se zukünf­tig bei Shutterstock hoch­zu­la­den. Ziel ist es unab­hän­gig von Ort und Land zu werden.

Jetzt habe ich eine klei­ne Sammlung von Bild und Videomaterial und wür­de die­se ger­ne von dir bewer­ten las­sen. Ich benut­ze eine Canon 7D, eine Sony A7S und diver­se manu­el­le Objektive (von 15–300mm).

Bis jetzt habe ich kei­ne Fotos ver­kauft, da ich mich in der Vergangenheit mehr mit Videomaterial beschäf­ti­ge habe.

Ich freue mich auf Kritik. Du kannst die Bilder ger­ne auf dei­nem Forum hochladen.

Viele Grüße,
Natalia C.“

Sehen wir uns ihre Bilder mal an:

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Glas zu foto­gra­fie­ren, ist kei­ne leich­te Aufgabe und des­we­gen immer eine gern gestell­te Aufgabe in der Fotografenausbildung. Natalia meis­tert die Aufgabe ele­gant und fügt noch zwei für Stock wich­ti­gen Konzepte hin­zu: Urlaub und „gesel­li­ges Treffen“. Ersteres wird durch den über­be­lich­te­ten Hintergrund mit Palmen erreicht, zwei­tes durch die Anordnung der Gläser, wie sie an einem für eine Gruppe gedeck­ten Tisch üblich sind. Oben rechts ist auch viel Textfreiraum. Für mich ein gutes, ver­käuf­li­ches Stockfoto.

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Beim zwei­ten Bild mit dem Kreuz ist es nicht mehr so ein­fach. Mir gefällt der Sonnenstrahl von oben, lei­der trifft er das Kreuz nicht ganz. Außerdem len­ken Kreide- und ande­re Zeichen auf dem Kreuz ab und auch die Steintafel am Sockel füllt unnö­tig das Bild. Das alles lie­ße sich aber ein­fach retu­schie­ren. Technisch ist das Bild okay und eini­ge Verkäufe zum Thema „Religion“ sind viel­leicht drin.

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Das nächs­te Bild zeigt Kürbisse auf einem Feld. Kann man machen, die Perspektive gefällt mir, der Himmel ist schön blau, lei­der ist der Rest vom Vordergrund schon ver­trock­net. Deutlich bes­ser ver­kau­fen wür­de sich das Bild, wenn links eine Person ste­hen wür­de, wel­che den Kürbis erntet.

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Bei die­sem Bild ist gut zu sehen, was ein gestell­tes Foodfoto von einem „neben­bei“ auf­ge­nom­me­nen unter­schei­det. Ich ver­mu­te stark, dass das Foto beim Buffet einer Veranstaltung ent­stand, wo der Fotograf logi­scher­wei­se kei­nen Einfluss auf die Herrichtung der Speisen hat. Hier hat der Koch gespart, indem nur jeweils eine hal­be Frucht auf das Dessert gesetzt wur­de. Deutlich foto­ge­ner wäre die gan­ze Brombeere gewe­sen. Die rote Sauce wirkt links von der Frucht etwas über­strahlt. Wenn das Foto mit dem kor­rek­ten Namen des Desserts und mit „Catering“ etc. ver­schlag­wor­tet wird, kann ich mir trotz­dem eini­ge Verkäufe vorstellen.

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Okay, als Berliner bin ich natür­lich vor­ein­ge­nom­men. Aber auch nüch­tern betrach­tet gefällt mir das Bild sehr. Der über­stra­pa­zier­te Sonnenuntergang wird hier durch die Großstadt-​Silhouette mit einer bekann­ten Sehenswürdigkeit auf­ge­wer­tet. Die Komposition ist sehr gelun­gen mit der Sonne hin­ter dem Turm. Irritierend ist nur der „Schatten“ auf der Kugel vom Fernsehturm, auch wenn es phy­si­ka­lisch viel­leicht kor­rekt ist. Das wür­de ich in Photohop retu­schie­ren. Ein tol­les Stockfoto! Die Artefakte kom­men nur die die Verkleinerung und Komprimierung des Bildes für den Blog.

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Zum Thema Catering habe ich oben ja schon etwas gesagt, was auch hier gilt. Wer Essen in ein Glas drückt, bekommt viel­leicht Bonuspunkte für Kreativität, aber Abzüge bei der Stockfoto-​Tauglichkeit, denn das Gericht wirkt dadurch etwas gezwängt. Auch die Metallschraube vor­ne zieht zuviel Aufmerksamkeit auf sich. Paar Verkäufe könn­ten sich den­noch ergeben.

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Ein wei­te­res Catering-​Foto? Ich bekom­me lang­sam Hunger. Hier fin­de ich die Bildaufteilung bes­ser gelun­gen und ich mag das bun­te, quir­li­ge Ambiente im Hintergrund. Das Thema „Catering“ und „Buffet“ kommt hier bes­ser zur Geltung als bei den ande­ren Bildern und des­we­gen hal­te ich es für ein gutes Stockfoto. Die Spitze unten links wür­de ich jedoch noch retuschieren.

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Die Hände in Herzform auf dem Bauch einer Schwangeren gehö­ren zum Standardrepertoire von Portrait- und auch Stockfotografen. Das bedeu­tet aber auch, dass die Konkurrenz hier sehr groß ist und das Bild aus meh­re­ren Gründen nicht zu den Top-​Motiven in die­sem Bereich gehört. Die Unterhose ist nicht schön genug und lenkt mit dem Druck etwas ab und all­ge­mein ist mir der Hintergrund zu düs­ter, um eine ver­käuf­li­che Stimmung zu erzielen.

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Ich ver­mu­te, auf dem Bild ist ein Fotograf beim Berliner „Festival of Light“ zu sehen. Generell ist das gewerb­li­che Fotografieren bei die­sem Festival kri­tisch, weil die Lichtinstallationen als „tem­po­rä­re Kunstwerke“ gel­ten und damit eine schrift­li­che Erlaubnis erfor­der­lich ist, um die Bilder ver­kau­fen zu dür­fen. Auf dem Basecap des Mannes ist noch ein Logo zu sehen und die Neigung des Bildes ist mir zu extrem. Ich wür­de es nicht anbieten.

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Alte Schilder auf einem Bahnhof. Das Bild gefällt mir, weil es durch die his­to­ri­schen Schilder das Alte mit dem Neuen in Form der neo­n­il­lu­mi­nier­ten Stadt ver­bin­det. Die Sprache auf den Schildern schränkt die Verwendung etwas ein und es kann auch sein, dass Property Release not­wen­dig ist, je nach­dem, wo das Foto genau auf­ge­nom­men wur­de. Mir gefällt es aber und ich den­ke, eini­gen Bildkäufern ebenfalls.

Wer eben­falls eine ehr­li­che Meinung und Tipps zur Verbesserung sei­ner Stockfotos haben will, kann hier nach­le­sen, wie ihr kos­ten­los bei der “Pimp My Stock!”-Serie mit­ma­chen könnt.

Was meint ihr? Wie beur­teilt ihr die Bilder?

13 Gedanken zu „Pimp My Stock: Bildbesprechungen von Stockfotos 38“

  1. Moin,

    das mit dem Property Release trifft ver­mut­lich nicht nur auf den Bahnhof, son­dern auch auf das Foto vom Kreuz zu, das allem Anschein nach auf einem Friedhof auf­ge­nom­men wur­de. Friedhöfe sind, auch wenn sie in der Regel frei zugäng­lich sind, kein all­ge­mein öffent­li­cher Raum, der der Panoramafreiheit unter­liegt. Wenn man mutig ist, kann man es natür­lich drauf ankom­men las­sen, denn wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter. Es könn­te aber auch nach hin­ten los­ge­hen und ob ein Stockfoto das Wert ist, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden…

  2. Die Bilder trös­ten dar­über hin­weg, dass das Anschreiben min­des­tens 5 Komma- bzw. Rechtschreibfehler enthält.

  3. Bezüglich dem „FoodFoto“ (Nr.4) stört mich eigent­lich das beschä­dig­te Glas (aus­ge­schla­ge­ner Rand) mehr als die hal­be Frucht.

  4. Hallo Robert,

    vie­len Dank für die aus­führ­li­che und sehr hilf­rei­che Kritik.

    @Olaf: Für das Kreuz ist das Property Release vor­han­den und es ist auf einem Klostergelände entstanden.

    @Klaus: Danke für den Hinweis, war mir nicht aufgefallen.

    Liebe Grüße,
    Natalia

  5. Hallo,
    dan­ke für die Bildbesprechung.
    Aber das Foto vom Fernehturm ist in Photoshop arrangiert.
    Ist doch irgend­wie selt­sam, das eine Wolkenformation am Himmel ist und genau vor der Sonne hört sie auf. Und dazu noch eine weis­se Sonne, so kreis­rund wie eine 2 Euro-Münze!!
    Mich wun­dert ‚dass da ich der Einzige bin, dem das auf­ge­fal­len ist.
    Na ja, wer immer vor dem PC hockt, der hat auch sel­ten eine Ahnung von Sonne,Mond und Wolkenformationen.
    Nix für ungut!
    Walter

  6. @walter: Na und? Wir sind hier doch nicht beim World Press Foto Award. Ich ver­ra­te Dir was: Viele mei­ner Stockfotos wer­den eben­falls in Photoshop retu­schiert, kom­bi­niert oder arrangiert.

  7. @walter: Das Foto ist nicht am Computer arran­giert. Das ein­zi­ge was ich am Computer gemacht habe, war eine Farbkorrektur (mehr Kontrast, Sättigung und Klarheit). Den Aufnahmezeitpunkt (Sonne hin­ter dem Fernsehturm) hat­te ich mit­tels TPE aus­ge­rech­net. Eigentlich woll­te ich die Sonne mit­tig hin­ter der Kugel krie­gen, doch an dem Tag war die Sicht nicht gut, daher sitzt sie etwas ober­halb. Ich pro­bie­re nun seit fünf Jahren das Foto „per­fekt“ zu machen, doch lei­der spielt das Wetter nicht mit.

  8. @ Walter: Da wäre ich mir nicht so sicher und wür­de inso­fern weni­ger aggres­siv for­mu­lie­ren. Gut mög­lich, dass vor der Sonne befind­li­che Wolken ein­fach über­strahlt sind. Jedenfalls ist es abso­lut logisch, dass der Bereich der Sonne im Bild aus­ge­brannt ist. Einen sol­chen Kontrastumfang schafft kei­ne Kamera. Sollte das Foto aber eine Montage sein (was ich nicht glau­be), so wür­de ich es für mich per­sön­lich ableh­nen, da ich immer noch der Meinung bin, dass nicht alles was in Photoshop mög­lich ist, auch legi­tim ist. Wäre schön, wenn der Fotograf das auf­klä­ren würde.

  9. Walter hat doch Recht:
    Natürlich wer­den Bilder in Photoshop bear­bei­tet und arrangiert.
    Aber eine so offen­sicht­lich feh­ler­haf­te (und damit – mei­ner Meinung nach – ein­fach schlech­te) Bearbeitung soll­te doch auch kri­ti­siert wer­den. – Zumal wenn Du schon die­sen komi­schen Schatten erwähnst, der im Vergleich zum Rest der nicht stimmt, eher unschein­bar ist.

  10. Das Berlin-​Foto als Montage anzu­se­hen, ist für mich ein sehr gro­ßes Kompliment. Danke!

    @Peter: Entschuldigung gern ange­nom­men. Die Erklärung wie die­ses Foto ent­stan­den ist und was nach­be­ar­bei­tet wur­de, hat­te ich kurz vor Deinem Kommentar geschrie­ben 😉 Wurde wohl erst spä­ter freigeschaltet.

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