Auf der CEPIC-Konferenz in Berlin habe ich viele nette Leute (wieder-)getroffen und einige Seminare angehört.
Neben dem spannenden Workshop zum Thema „Google Images“ mit geballter Rechtsanwalt-Power fand ich vor allem den Vortrag von Mary Forster lehrreich, welche den klangvollen Jobtitel „Senior Director of Search Strategy for Getty Images“ trägt.
Basierend auf ihren Informationen möchte ich meine neuen Erkenntnisse zusammenfassen:
Welche Arten von Video-Käufern gibt es?
Mary unterscheidet zwischen „Dokumentation, „Fernsehen, Film und Werbung“. Dokumentationen sollen eine Geschichte erzählen, benutzen auch gerne Archiv-Material und kaufen sowohl Videos als auch Fotos.
Im Fernsehen müssen die Videos auf jeden Fall mit Model- und Property Release sein, wenn notwendig. Außerdem kauft das Fernsehen sehr gerne Videos von „Locations“ und Hintergründen, um eine neue Szene vorzustellen. Im Filmjargon heißen die „Einspieler“ und bestehen meist aus Totalen der Umgebung. Die Videos selbst müssen immer 1080p bei 23,98 Bildern pro Sekunde (fps) sein.
Bei Filmen hängt die benötigte Auflösung und Bildrate vom Regisseur ab. Grundsätzlich ist da die höchste Auflösung gewünscht, gerne bis 4K. Dazu müssen die Videodauer, die Auflösung und auch das Masterformat, in dem das Video aufgenommen wurde, bekannt sein.
In der Werbung kommen sie mit sehr speziellen Motivwünschen. Stockvideos werden hier vor allem gekauft für Aufnahmen, die selbst gedreht zu teuer wären und um Szenen mit kurzen Sequenzen auszufüllen.

Wie suchen Video-Käufer?
Sie fangen meist mit der Eingabe eines generischen Suchbegriffs an, weil sie gelernt haben, dass zu spezielle Suchanfrage oft zu wenig oder keine Ergebnisse bringen. Dann benutzen sie Filter, um die Ergebnisse nach gewünschter Auflösung, Komposition, Anzahl der Personen u.ä. einzuschränken. Danach schauen sie sich einige Ergebnisse genauer an. Ist das Gesuchte nicht dabei gibt es vier Möglichkeiten: Sie klicken auf ein Video, um mehr Details sehen, sie kontaktieren einen Kundenberater für Hilfe, sie verfeinern ihren ursprünglichen Suchbegriff oder sie suchen bei einer anderen Agentur weiter.
Welche Video-Metadaten sind wichtig?
Grundsätzlich lassen sich zwei Arten von Metadaten unterscheiden: Informationen über die Datei (Auflösung, Cliplänge, …) und Infos über die gezeigten Motive (Leute, Orte, Kameratechnik, etc.).
Es gibt etliche Metadaten wie Urheber, Titel, Datum etc., die Videos mit Fotos gemeinsam haben. Zusätzlich gibt es aber noch andere. Die Länge des Videos, die Geschwindigkeit (Echtzeit, Zeitraffer, Zeitlupe), ob mit oder ohne Ton, in welchem Format mit welcher Bildrate und in welcher Auflösung das Video aufgenommen wurde und ob es Interlaced oder Progressive ist.
Neben den Aufnahme-Infos ist auch noch relevant, in welchem Format das fertige Video abgeliefert wurde, weil sich Medienformat, Auflösung, Bildrate und so weiter dabei ändern können.
Welche Video-Metadaten interessieren Käufer am meisten?
Basierend auf Interviews mit Video-Käufern ist die wichtigste Information die Auflösung, also ob das Video HD oder nur SD ist. Noch besser wäre eine noch feinere Aufteilung, z.B. in 480p, 720p, 1080p usw. Gleich danach folgen die Bildrate und die Videolänge.
Mary plädiert hier für vielfältige Filtermöglichkeiten von Agenturseite aus, weil die Käufer diese Informationen so schnell wie möglich verfügbar haben wollen. Für uns Videografen ist diese Information wichtig, damit wir mindestens die Auflösung (z.B. 1920x1080) mit als Keyword in die Metadaten aufnehmen, wenn wir mehr Videos verkaufen wollen.
Danach folgen im Interesse der Bildkäufer Informationen zur Kamerabewegung und zum Betrachterstandpunkt (POV), zur Aufnahmegeschwindigkeit, dem Seitenverhältnis und dem Originalformat.
Tipps zur Verschlagwortung
Generell gelten bei Video die gleichen Hinweise für gute Suchbegriffe wie für Fotos. Darüber hinaus ist bei Video neben der Auflösung eine genaue Angabe der benutzten Filmtechnik (loopable, Zoom, Schwenk, …) und Komposition nützlich (Vogelperspektive, Halbtotale, …). Auch eine grobe Angabe der Videolänge (kürzer als 10 Sekunden, länger als 10 Sekunden) wird gerne gesehen, ist aber sicher auch eine Eigenheit für Gettys Kontrolliertes Vokabular.
Probleme bereiten derzeit noch längere Videos mit vielen verschiedenen Themenbereichen. Es ist zwar technisch möglich, Suchbegriffe auf einen bestimmten Zeitraum im Video einzugrenzen, aber diesen Aufwand will Getty Images momentan nicht leisten.
Die Top 10 der Video-Suchbegriffe 2013
Im Bereich „Creative und kombiniert“ waren die beliebtesten Suchbegriffe letztes Jahr:
- Sonnenaufgang
- New York City
- Wolken
- Feuerwerk
- Konzert
- Fußball
- Strand
- Familie
- Mode
- Hund
Damit gleicht die Liste sehr einer ähnlichen Analyse von mir. Die beliebtesten Keywords für Fotos waren laut Mary übrigens ähnlich.
Nur im Bereich „Editorial“ sahen die Top-Suchen so aus:
- Jennifer Lawrence
- Tom Hiddleston
- Cannes
- One Direction
- Selena Gomez
- Kate Middleton
- Justin Bieber
- Tylor Swift
- Justin Bieber (fragt mich nicht, warum der Typ doppelt auftaucht…)
- Rihanna
So, ich geh mal kurz Prominente googlen…
Bei den Suchbegriffen, sortiert nach video-spezifischen Begriffen lag „Zeitraffer“ mit Abstand vorne und belegte den 33. Platz aller Suchbegriffe des letzten Jahres. „Zeitlupe“ lag auf Platz 170. Begriffe wie „Lockdown“ (5059), „Rack Focus“ (9564) und „loopable“ (12.145) folgen weit abgeschlagen.
Es gab auch noch eine Aufschlüsselung nach den beliebtesten Kategorien zu sehen und wie sich diese im Bereich Foto und Video unterschieden. Das würde hier jetzt zu weit führen, deshalb nur kurz: Landschaften und Orte verkaufen sich als Videos im Creative-Bereich etwas besser, im redaktionellen Bereich fällt ca. die Hälfte der Suchanfragen in die „Prominente“-Kategorie.
Falls ihr Videos kauft: Wie sucht ihr und was ist euch dabei besonders wichtig?
Hallo Robert,
das war mal wieder interessant, nur eins verstehe ich nicht:
Fernsehen: „Die Videos selbst müssen immer 1080p bei 23,98 Bildern pro Sekunde (fps) sein.“
In Deutschland und zumindest im grössten Teil von Europa werden 25fps ausgestrahlt, in Amerika 29,97.
Wahrscheinlich nur ein Schreibfehler, oder?
@Stefan: Ich habe noch mal nachgeschaut, 23,98 fps stand auf der Folie. Wenn, dann war es schon bei der Präsentation falsch…
schöner Beitrag, vielen Dank. Es interessiert mich schon lange, wofür Videos verwendet werden. Denn nur so kann man gezielter produzieren. Videos von Orten, das kann ich mir gut vorstellen. Warum nach Hintertupfingen fahren, wenn man mal schnell 10sec davon braucht.
Neulich kam ein Werbeclip bei Eurosport (weiß nicht mehr wofür, aber keine Produktwerbung, eher für ein Event), da war ein clip dabei, den ich von pond5 kenne als Bestseller.
Gibt es eine Möglichkeit, irgendwo „Endergebnisse“ von gekauften Videoclips zu sehen?
ach ja, noch eine Frage – wie ist es mit Ton? Legen die Käufer da Wert drauf? Ich persönlich finde ja, ein Ton ist schneller gelöscht als eventuell nachvertont. Selbst wenn es nur Mono ist. Hast du da was in Erfahrung bringen können?
@Kerstin: Meiner Erfahrung nach wird auf Ton nicht so viel wert gelegt, dieser kann auch relativ leicht separat in guter Qualität eingekauft werden oder es kommt eh Musik drüber…
Endergebnisse gekaufter Clips findest Du höchstens durch Zufall oder in den Video-/Agentur-Foren, wenn jemand einen Fund postet. Hier hat z.B: jemand sein Video in einem James Bond-Film gefunden: http://www.bassvisuals.com/stock-footage-jellyfish-nightlights-in-james-bond-skyfall-film-news/
Danke für den informativen Bericht. Gibt es Neuigkeiten zur technischen Seite der Verschlagwortung? Wird XMP inzwischen Agentur übergreifend als Standard verwendet oder gibt es da unterschiedliche Methoden, die gewünscht werden?
@Hans-Martin: Adobe hat auf der CEPIc zwar einen Vortrag gehalten und für den Einsatz von XML prädiert, aber bisher lesen das nur wenige Agenturen aus…
Danke für den wirklich tollen Bericht. Als Fotograf interessiert mich das natürlich sehr, vor allem die Daten, wonach die Menschen, bzw. Agenturen suchen. 🙂
Macht weiter so! 😉
LG
Clemens