Rückblick auf die Microstock Expo 2013

Die meis­ten Teilnehmer sind schon abge­reist und ich bin noch dabei, mei­ne neu getausch­ten Visitenkarten zu sor­tie­ren und mei­ne Notizen durch­zu­ge­hen. Die Rede ist von der MicrostockExpo, die letz­tes Wochenende zum zwei­ten Mal in Berlin stattfand.

Was waren die Themen, wel­che die Teilnehmer bewegt haben? Worüber wur­de gere­det? Und damit mei­ne ich nicht nur vor­ne auf der Bühne, son­dern vor allem unter den Fotografen, Bildagenturen und Journalisten?

Für mich haben sich vier Themen raus­kris­tal­li­siert, um die sich ganz vie­le Gespräche gedreht haben.

  1. Authentizität:
    Das Schlagwort der gesam­ten Konferenz war sicher „Authentizität“. Keine Agentur auf der Bühne kam um die­ses Wort her­um, wenn es dar­um ging, die von ihnen gesuch­ten Bilder zu beschrei­ben. Immer hieß es so oder ähn­lich: „Wir brau­chen authen­ti­sche, ech­te Bilder, direkt aus dem Leben gegrif­fen, ein­zig­ar­ti­ge Momente mit Seele und Gefühl“ und so wei­ter. Aber schön und ver­käuf­lich sol­len sie natür­lich wei­ter­hin sein. Ein Teilnehmer sag­te sinn­ge­mäß: „Die Macrostock-​Kunden haben end­lich Microstock ent­deckt und erwar­ten jetzt dort auch die von ihnen gewohn­te Macrostock-​Bildsprache“. Der Erfolg von Stocksy ist viel­leicht ein Indikator dafür.
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  2. Footage:
    Wie ihr viel­leicht wisst, bie­te ich seit über vier Jahren neben Fotos auch Videos zum Verkauf an. In die­ser Hinsicht konn­te ich durch die Teilnahme am Pond5-​Workshop mit Simon Krzic und einer Video-​Portfolio-​Review mit Simon und Robb Crocker viel ler­nen. Die bei­den haben gedul­dig vie­le mei­ner bis­he­ri­gen Videos ange­se­hen und mir dann wirk­lich hilf­rei­che Tipps gege­ben, wie ich die­se mit ein­fa­chen Mitteln ver­bes­sern kann. Ich hät­te sogar die Möglichkeit gehabt, mit einer RED-​Kamera Videos zu machen, aber davon habe ich lie­ber Abstand genom­men, um nicht in die Versuchung zu kom­men, mir so ein sünd­haft teu­res Teil kau­fen zu wol­len. Mir hat schon das rie­si­ge Rig um mei­ne mick­ri­ge 5D Mark III (sie­he Foto oben) den Mund wäss­rig genug gemacht.
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  3. Neue Vertriebskanäle und Einnahmequellen:
    Es wur­den eini­ge span­nen­de neue Vertriebskanäle und Einnahmequellen vor­ge­stellt. Bei den meis­ten davon bin ich skep­tisch bis sehr skep­tisch, aber allein die geball­te Häufung der neu­en Angebote zeigt mir, dass sich der Markt immer noch min­des­tens genau­so schnell dreht wie vor fünf Jahren. Zu den Neuerungen gehö­ren zum Beispiel Canva, wel­che eine Art Online-​Bildbearbeitungsprogramm mit inte­grier­ter Bilddatenbank anbie­ten. Bezahlt wird nur bei Veröffentlichung eines Werkes, wel­che dann ein US-​Dollar kos­ten soll, die Fotografen erhal­ten 35%. Über die viel­fäl­ti­gen Apps für den mobi­len Bilderverkauf habe ich ja schon hier berich­tet. Meine Skepsis ist aber kaum gerin­ger gewor­den, vor allem nach dem sinn­ge­mä­ßen Satz des Scoopshot-​Gründers Petri Rahja: „Paar Fotografen [bei Scopshot] ver­die­nen etwas Geld, der Rest ver­dient Anerkennung“. Neu ist auch der Versuch der rus­si­schen Pressfoto Group, ein Streaming-​Angebot für Stockfotos ein­zu­rich­ten. Statt Downloads bekom­men die Kunden dann HTML-​Code, den sie an pas­sen­der Stelle ein­bau­en sol­len, abge­rech­net wer­den sol­len die benutz­ten Bilder per TKP (Tausender-​Kontakt-​Preis). Darüber wer­de ich bald in einem eige­nen Blogbeitrag berichten.
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  4. Exklusivität:
    Viel gere­det wur­de auch über Yuri Arcurs‘ Entscheidung, exklu­siv zu Getty Images zu wech­seln. Auch Andres Rodriguez wech­sel­te kom­plett zu Getty Images. Meine Vermutung letz­te Woche, dass er sei­ne nicht-​exklusiven Bilder bei den ande­ren Agenturen belas­sen wür­de, was also nicht rich­tig. Besonders bri­sant war das Thema, weil auch Cathy Yeulet von Monkey Business Images auf der Bühne in einem Nebensatz erwähnt hat­te, dass sie immer mehr Druck spürt, exklu­siv zu wer­den und sich auf mei­ne Nachfrage nach Details plötz­lich sehr zuge­knöpft gab. Auch der exklu­si­ve iStock-​Anbieter Joshua Hodge nann­te auf der Bühne sei­ne aktu­el­len Produktionszahlen, die aber nicht mit sei­nem Portofolio über­ein­stimm­ten. Warum da eine gro­ße Differenz bestün­de, dar­über dür­fe er eben­falls nicht reden. Es scheint also was im Busch zu sein, ob gut oder schlecht oder ein­fach egal, das wird sich noch zei­gen müssen.

Sehr schön und lehr­reich war es auch, vie­le der bekann­ten Microstock-​Namen aus Blogs oder Fotografen, von denen ich sonst nur deren Portfolios kann­te, wie XtravaganT, Lev Dolgachov oder Sebastian Kaulitzki, per­sön­lich zu tref­fen und ihre Meinungen und Erfahrungen zu hören.

Wer nicht teil­neh­men konn­te, wird in paar Wochen die Möglichkeit bekom­men, die Videomitschnitte der gesam­ten Veranstaltung zu kau­fen. Mehr dazu dann hier.

Geplant ist die MicrostockExpo auch wie­der für 2014, wahr­schein­lich dann an einem ande­ren Ort, viel­leicht dann auch (wie­der) mit euch.

6 Gedanken zu „Rückblick auf die Microstock Expo 2013“

  1. Hallo Robert,

    vie­len Dank für dei­ne Mühe!
    Es wäre toll, wenn es noch einen detail­lier­te­ren Bericht geben würde.
    Besonders das Thema foo­ta­ge und neue Vertriebskanäle (so sie denn loh­nen) inter­es­sie­ren mich persönlich.

  2. Was vor allem die Bilder-​Käufer aber auch die Microstockagenturen und Fotografen ler­nen müs­sen, das authen­ti­sche krea­ti­ve Bilder zu Microstockpreisen zu ver­kau­fen nicht funk­tio­niert. Stocksy hat alles rich­tig gemacht und die Preise auf ein fai­res Niveau für Fotografen und Kunden gesetzt. Kreative Bilder sind aber nie­mals Fließbandbilder und für 38 Dollar-​cent pro down­load kannst Du als Fotograf nur ver­lie­ren. Sollte sich ein Fotograf hier für die­sen authen­ti­schen Bildermarkt inter­es­sie­ren soll­te er sich erst­mal die geeig­ne­te Plattform dafür suchen Shutterstock und Fotolia sinds sicher nicht.

  3. Hallo Robert,

    1.) Herzlichen Dank für Deinen Bericht von der Expo 😀

    2.) Also die Idee bgzl.Streaming-Angebot ist doch mehr ein Witz oder? Wer glaubt denn wirk­lich, dass er in der heu­ti­gen Zeit Bilder per Streaming ver­kau­fen kann? Also, sicher­lich gibt es viel­leicht sol­che Menschen, aber die sind vom Markt der Webdesigner wohl weit entfernt. 

    Aus SEOtechnischer Sicht wäre die­ser Vorgang für jede Webseite schon fast ein Gnadenschuss (etwas über­trie­ben gesagt 😉
    Webseiten Leben von gutem und ein­zig­ar­ti­gem Content, wenn nun die gan­zen Bilder nicht mehr auf den Servern der Webseiten, son­dern per Link von einer ande­ren Seite oder Server gestremmt wer­den, wür­den die­se Webseiten einen gro­ßen Teil Ihrer Kraft und somit auch vie­le Plätze im Google-​Ranking verlieren.

    In Anbetracht der Tatsache, dass gera­de die Bildcontent-​Power der­zeit eine gro­ße Macht auf die Rankings hat und durch die Bildsuche von Google ein enor­mes Trafficvolumen geweckt wur­de, sehe ich hier­bei nur einen Gewinner und das wäre dann der Streaminganbieter. Alle ande­ren ver­lie­ren dabei nur.

    Aus der Sicht einer Webdesignerin wür­de ich lie­ber 100 Euro für ein Bild bezah­len, als für 2,50€ ein Streampic auf mei­ne Seiten zu setzen.

    3.) Wurden neue Agenturen, Angebote oder Preismodelle präsentiert?

    LG Miana

  4. @ Miana:

    Bzgl. dem Steaming kann ich dir nur zustim­men. Ich kann mir eben­falls nicht vor­stel­len, dass sich so ein System auf­grund der heu­ti­gen Google-​Relevance durch­setzt.… und möch­te es mir auch garnicht. 

    Vor allem, wenn man noch bedenkt was pas­sie­ren wür­de, wenn User auf die Webseite gehen und dann z. B. die Verbidung zum Server vom Anbieter pro­ble­me hat und unzäh­li­ge Webseiten daher ohne Bilder sind.

    @ Robert:

    Danke für die Infos und tol­len berich­te. In den letz­ten Tagen höre ich von Fotografenkollegen und lese ich in Facebook immer wie­der zwei Namen „Stocksy“ und „Exclupics“, das sind anschei­nend rela­tiv neue Agenturen. Wurde dar­über bei der Expo auch gespro­chen bzw. was kannst du uns dazu sagen?

    Was ist an dem Gerücht dran, dass Getty Images einen Angriff auf Shutter und Fotolia fährt und die wich­tigs­ten Fotografen kom­plett weg­kauft? Meinst Du damit auch die Geschichte mit der Exklusivität und den Druck den Getty ausübt?

    Schöne Grüße
    Michi

  5. Ob man je erfah­ren wird, wel­cher Deal Yuri und Andres Rodriguez von Getty ange­bo­ten wur­de. Das wäre schon inter­es­sant. Bei Andres Rodriguez hät­te ich nicht gedacht, das er auch ganz exklu­siv zu Getty geht. Das muss ja wirk­lich ein Angebot gewe­sen sein, das zu gut war um es ableh­nen zu können.

    Zum Thema Authentizität. Das hört macht doch schon seit 2 jah­ren, oder länger.Die Agenturen for­dern mehr Authentizität. Nicht das es die Fotografen nicht lie­fern könn­ten. Aber was macht es für einen Sinn. Wenn es für den Massenmarkt der Micros nicht so gut geeig­net ist. Höherer Aufwand für weni­ger Downloads. Das kann es ja aucht nicht sein. Beim Aldi wären Hummer und Caviar ja auch nicht so das Erfolgsmodel.

  6. @Michi: Ja, über bei­de Agenturen wur­de gespro­chen, wobei vor allem Stocksy die Leute inter­es­siert hat. Und ja, Getty scheint zu ver­su­chen, exklu­si­ve Fotografen zu wer­ben, ob sie damit jedoch ande­ren gro­ßen Agenturen scha­den kön­nen, wage ich lang­fris­tig noch zu bezweifeln.

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