Ich hinke wieder etwas hinterher, aber vielleicht haben einige es ja noch nicht bemerkt: Fotolia hat den Mechanismus für Preissenkungen geändert. Was genau sich geändert hat und welche Auswirkungen das hat, will ich heute beleuchten.
Vor ziemlich genau drei Jahren entschied sich Fotolia, die Bildpreise für Fotos, die sich innerhalb der letzten 12 Monate nicht verkauft haben, herabzusetzen, in der Hoffnung, dass sich durch den günstigeren Preis doch noch Käufer für diese Bilder entscheiden würden. Die Bildpreise wurden dann auf 1 Credit für die Größe XS bis hin zu 10 Credits für die XL-Größe. Wenn sich ein Bild dann 5x verkauft hatte, bestand die Möglichkeit, die Preise wieder selbst anzuheben.
Diese Regelung traf vor allem Anbieter, welche ihre Fotos mit dem Startpreis von 2 oder 3 Credits angeboten hatten, denn die Creditspanne von 1–10 Credits war identisch wie beim Startpreis von einem Credit.
Ende Juli schickte Fotolia diese kurze Mail an alle Anbieter:
„Sehr geehrte Anbieter,
um auch Bildern, die seit 6 Monaten nicht verkauft wurden, eine Chance zu geben, haben wir uns entschlossen, die Verkaufspreise anzupassen.
Nach 6 Monaten ohne Verkauf werden die Preise wie folgt verändert:
- XS & S = 1 Credit
– M & L = 2 Credits
– XL, XXL & V = 3 CreditsDiese Preisanpassung wird sicherlich dazu beitragen, neue Käufer für Ihre Dateien zu finden und so Gewinn zu generieren.
Nach drei Verkäufen wird der Preis automatisch zurückgesetzt und Sie haben wieder die Möglichkeit, die Preise zu ändern.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Fotolia Team“
Die Aufregung in den Foren war groß, einerseits, weil die Änderung 1–2 Tage vor der Email unangekündigt in Kraft trat, andererseits weil das für den Fotografen im ungünstigsten Fall eine Preissenkung von fast 92% bedeutet hätte. Im Schnitt über alle Ranking-Stufen und Bildgrößen hinweg ergäbe die obige Änderung eine Preissenkung von fast 74%.
Hier wurde aber nach ca. zwei Tagen schnell zurückgerudert. Statt der 1–2‑3-Credits wurden die Credits etwas moderater gesenkt und zwar wie in der folgenden Tabelle in der Spalte „6 Monate unverkaufte Bilder (aktuelle Änderung)“ erkennbar ist. Kommuniziert wurde diese nochmalige Änderung jedoch leider nicht Bei der neuen Preissenkung gibt es im Schnitt „nur“ noch ca. 60% Rabatt.
Die anderen Spalten zeigen an, wie die Credit-Preise je nach Startpreis und Ranking-Stufe bei Fotolia normalerweise verteilt sind. Exklusive Fotografen dürfen die Startpreise schon ab dem Silber-Level höher ansetzen, bei nichtexklusiven Bildern dürfen die Preise erst ab dem Gold-Level angehoben werden.
Was bedeutet das nun für die Fotografen?
In der zweiten Tabelle (siehe oben) ist zu sehen, um wieviel Prozent die Preise mit der aktuellen Änderung gekürzt werden, wenn sich ein Bild innerhalb von sechs Monaten nicht verkauft hat. Ich habe die „Rabatte“ je nach Stärke farblich markiert. Deutlich erkennbar ist, dass die Fotografen mit einem höheren Ranking stärker betroffen sind als die Fotografen in den unteren Stufen. Das ist vermutlich gewollt, weil diese Fotografen länger dabei sind und sich damit auch mehr Bilder ansammeln können, die sich nicht so oft verkaufen.
Auch exklusive Fotografen sind stärker betroffen als nichtexklusive Fotografen, weil diese ihre Startpreise oft höher ansetzen und somit der Preisverfall teilweise doppelt so stark ist (z.B. 83,33% im Vergleich zu 40%).
Negativ ist auch: Die Frist von nur sechs Monaten ohne Bildverkauf ist relativ gering. Ein Kollege meinte sinngemäß kürzlich: „Da werden sich die Käufer von Weihnachtsbaum-Bildern aber freuen“. Obwohl ich kaum saisonale Bilder im Angebot habe, habe ich aber beispielsweise etliche Weihnachtsbilder, die sich jedes Jahr 6 Monate nicht verkaufen und dann wieder einige Monate hintereinander:

Positiv hingegen sind zwei andere Dinge: Einerseits wurde die Schwelle gesenkt, ab der die Bilder wieder zum Normalpreis angeboten werden. Waren früher fünf Verkäufe nötig, sind es jetzt nur noch drei. Außerdem geschieht jetzt die Rücksetzung des Preises automatisch, während früher das bei jedem Bild selbst gemacht werden musste. Die Rücksetzung erfolgt jedoch auf den Startpreis mit einem Credit. Wer standardmäßig höhere Startpreise vergibt, muss das weiterhin manuell machen. Eine kleine Hilfe ist da das Greasemonkey-Skript „Dashboard anpassen“ von Fotogestoeber. Die anderen Vorteile dieser Skripts hatte ich hier schon mal erläutert.
In der Praxis habe ich aktuell ca. 1% Verkäufe mit Bildern, die von dieser Preissenkung betroffen sind. Das ist relativ wenig, weil es eben wirklich alte Bilder sind, die sich bisher nur schleppend verkauft hatten. Deshalb sind finanzielle Einbußen bei mir zumindest dadurch kaum zu spüren. Fotografen jedoch, die sich auf saisonale Motive spezialisiert haben, werden hier sicher mehr Federn lassen müssen.
Update 20.08.2013:
Wie es scheint, hat Fotolia eine zweite Änderung vorgenommen, ohne per Rundschreiben darüber zu informieren. Jetzt gilt aktuell:
„Wird ein Werk innerhalb von 6 Monaten (180 Tagen) nicht verkauft, werden die Verkaufspreise automatisch entsprechend der angeführten Preistabelle auf den Mindestpreis gesetzt. Wird die Datei innerhalb von 6 Monaten drei mal verkauft, können die Preise wieder aktualisiert werden. Die Verkaufspreise einer Datei werden nach 24 Monaten (720 Tage) ohne Verkauf auf folgende Preise gesetzt: XS = 1 credit, S = 2 credits, M = 3 credits, L = 4 credits, XL = 5 credits, XXL = 6 credits. Wird die Datei innerhalb von 24 Monaten drei mal verkauft, werden die Verkaufspreise automatisch entsprechend der angeführten Preistabelle auf den Mindestpreis gesetzt. Erfolgen die drei Verkäufe innerhalb von 6 Monaten, erhält der Anbieter erneut die Gelegenheit, die Preise selbständig anzupassen.“
Das heißt, wird ein Werk innerhalb von sechs Monaten nicht verkauft, wird es erst auf den Basispreis von 1 Credit runtergestuft (siehe die ersten beiden Spalten oben in meiner Tabelle). Erst nach zwei Jahren ohne Verkäufen tritt die drastischere Preissenkung in Kraft.
Wie wirkt sich diese Änderung bei euch aus?
Die vermeintliche Aufregung darüber finde ich ehrlich gesagt albern, der Großteil (von der Saisonware abgesehen) der betreffenden Werke sind einfach unbrauchbarer Schrott oder tausendfach vorhanden. Besser wäre wenn Fotolia endlich die Suche verbessert, Übersetzungen vernünftig programmiert und sich von alten unverkauften Werken einfach befreit. Ich möcht da ungern Bildeinkäufer sein, wenn ich banale einfache Dinge suche und was für Müll ich dann finde, peinlich.
Bist du sicher was deine Preisanpassung bei den Rankings betrifft? Meines Wissens nach können die Preise bereits bei Bronze Exlusiv (2 Credits; silberer Rank dann 3 Credits) angepasst werden, bei nicht Exklusivität jedoch erst ab dem grünen Ranking.
@Stan: Du hast recht, in der Tabelle müsste es in der ersten Spalte (bis Bronze) und in der zweiten Spalte (ab Bronze) heißen.
ich gebe stan recht : die Agenturen sollten mal aufräumen .
Ich meine damit alle !
Ich bin deutlich betroffen, ich schätze das 20–30 % der Verkäufe jetzt günstiger über den Onlinetisch gehen.
Unbrauchbarer Schrott? Tausendfach vorhanden? So,so. Da weiß aber einer gut Bescheid.Das ist mein jüngstes Beispiel unbrauchbaren Schrotts von gestern.
http://www.fotolia.com/id/15699164.
@Ralf Gosch: Habe gerade in dein Portfolia bei FL geschaut – zu den Fotos aus Frankreich, ist dort die Pamoramafreiheit nicht eingschränkt und braucht man nicht Erlaubnis um z.B. den Mont Saint Michel anzubieten?
@Ralf Gosch
Ja die eigenen Bilder sind immer etwas besonderes und Kritik fällt schwer anzunehmen. Dein Beispiel: 2 Verkäufe in wievielen Jahren – 4,5 oder gar noch länger ist das Bild bei Fotolia? Wieviele touristische Sehenswürdigkeiten soll noch in die Agenturen? Wie groß ist der Markt dafür?
Panoramafreiheit hat etwas mit der Abbildung von Werken zu tun, die dem Urheberrecht unterliegen. Wer soll an einer Ortschaft, die zu dem noch jahrhunderte Jahre alt ist, das Urheberrecht haben? In meinem Portefolio ist auch x‑fach der Eiffelturm vertreten, aber niemals am Abend fotografiert. Hier gilt ein Urheberrecht des Lichtkünstlers.
@stan
Genauso viele Schweriner Schlösser und Eiffeltürme wie hochgestreckte Daumen, solange sie Geld bringen. Und das tun sie tatsächlich.
Ich finde dieses Verhalten von Fotolia ziemlich daneben und das habe ich auch in einer entsprechenden E‑Mail an den Service höflich verpackt zum Ausdruck gebracht. Warum gibt man den Fotografen nicht die Möglichkeit selbst zu entscheiden, ob und welche Fotos sie nach welcher Zeit ggf. billiger anbieten wollen? Zu viel Aufwand, ich weiß…
Da ich sowieso kaum Bilder bei Fotolia habe, trifft es mich jetzt auch nicht so hart, aber ich überlege mir schon ernsthaft, ob ich überhaupt noch Bilder dort hochlade. 6 Monate als Frist sind einfach zu wenig, gerade für die besagten Weihnachtsfotos und diverse andere Saisonware. Die Folge ist doch klar: es wird Kunden geben, die gezielt nur nach solchen superbillig-Fotos suchen werden und auch nichts anderes kaufen.
Noch viel heftiger finde ich eigentlich die Sache mit Credits bei Fotolia. Als Anbieter wird mir 1 Credit mit 1 Euro verrechnet, als Käufer zahle ich aber ganze 1,40 Euro (ohne Rabatte und Abo-Modelle) für einen Credit, 40 % mehr! Wenn also ein Kunde eine Foto für 10 Credits kauft, zahlt er 14 Euro. Ich bekomme von diesem Verkauf z.B. 25 % der Credits angerechnet, also 2,5 Credits = 2,50 Euro. 2,50 Euro vom eigentlichen Verkaufspreis von 14 Euro sind aber nicht einmal 18 % (genau 17,86 %). Sicher wird hier eine Mischkalkulation zu berücksichtigen sein, da es ja auch Credit-Pakete und die Abos gibt, aber gerade bei den Abo-Modellen erreicht man die günstigsten Konditionen ja auch nur dann, wenn man es bis zum letzten Foto ausreizt. Hat sich darüber eigentlich schon mal jemand Gedanken gemacht?
@Olaf; Ja, hier gibt es sogar einen Rechner dafür: http://www.microstockdiaries.com/this-is-how-microstock-agencies-really-calculate-your-royalties.html
Das ist normaler Handelsgebrauch wie Sommerschlussverkauf
oder Inventurverkauf.
Wir bieten Waren an, die der Händler verkaufen muß, wie und wie teuer bestimmt der Verkäufer.
Nicht exklusiv anbieten und viele Agenturen bedienen.
hjschneider
@Ralf Gosch:
Meine französiche Agentur sieht es anders als Du – in Frankreich gilt nicht Panoramafreiheit, die haben eben andere Gesetze – im Übrigen ist es auch in DE verboten einige Gebäude ohne Einwilligung des Besitzers zu fotografieren…
Ausmisten schön und gut, aber nach so kurzer Zeit?!
Auch wenn man vielleicht momentan glaubt, dass es einen selbst nicht so betrifft, muss man – so glaube ich – auch bedenken, dass dem Kunden immer mehr billigeres Material vor die Füße geworfen wird – was eine erneute Verbilligung des Marktes bedeutet. Inzwischen ist schon so viel günstiges und kostenloses auf dem Markt, dass man das „Hochleben“ eines teuren Fotos selten bis gar nicht mehr erlebt.
Wo sich vor Jahren ein Contributor mit 2.000 Files eine goldene Nase mit 150.000 DLs innerhalb kürester Zeit verdient hat, ist man heute gezwungen zu produzieren wie ein Wahnsinniger um nur ein Zehntel dessen zu schaffen.
Ich wünsch dir Robert viel Glück, dass es noch ein paar Jahre so weitergeht; dass das Zeit-Leistungs-Ergebnis noch machbar ist, aber ich denke, wenn solche Umstellungen überall Schule machen, bald viele hauptberufliche Gerade-noch-Stock-Fotografen einbrechen werden.
tja, öfter mal was Neues bei den Preisen in Bildagenturen. Nix Neues dagegen ist die Tatsache, dass dabei meistens die Einnahmen der Fotografen leiden.
Am Mo. lief im 1. Programm spätabends übrigens eine Reportage über die Steuertricks von großen Firmen aus Übersee, die ihren europäischen Firmensitz interessanterweise alle in Irland haben – die zahlen dort geringere Steuern als z.B. in „Djörmänie“. Ob das auch Bildagenturen aus Übersee so machen?
Während z.B. viele, die von Europa aus ihre Bilder bei Bildagenturen in Übersee anbieten und dann brav den dort gültigen Steuersatz von 30 % Prozent berappen, ist im Umkehrschluss auch denkbar, dass die Bildagenturen aus Übersee sicherlich kaum den in Europa gültigen Steuersatz für direkt aus Europa erwirtschaftete Bildhonorare als Grundlage ansetzen 😉
Also muss jeder für sich entscheiden, welche Agentur er vorzieht und welche Rolle es spielen könnte, wo diese ihren Hauptsitz hat 😉
P.S.: Es leben die großen Fische, die kleinen braucht´s nur als „Salatbeilage“ 😉
Mal ehrlich:
Das ist doch eh schon ein Verramschen und wird immer schlimmer!
@Martin: Siehe mein Update am Ende des Artikels, die Zeit scheint jetzt auf 2 Jahre verlängert worden zu sein.
Hallo, wäre es nicht sinnvoller mehr auf Zeit und Qualität zu setzen und versuchen bei Macrostock-Agenturen unterzukommen?
@Locano
Unser Thema geht an dem eigentlichen Thema hier vorbei.
Klar ist, dass man in Deutschland vom öffentlichen Grund ohne Verwendung von Hilfsmitteln ( z.B. Kran ) jedes Gebäude fotografieren und frei verwenden darf. Auch wenn es sich um besondere Gebäude handelt,wie z.B. architektonische Meisterleistungen wie Gehry-Bauten, darf ich die fotografieren und frei verwenden. Wichtig ist, dass das Werk als bleibendes Werk an dem Ort verweilt. Das ist bei vorübergehenden Kunstwerken wie die
Reichstagverhüllung von Christo anders. Da konnte man munter fotografieren aber eben nicht, um anschließend Postkarten drucken zu lassen. Das wollte er natürlich lieber selber machen.Ich bin Deutscher und darf das nach deutschem Recht machen.Die international tätigen Agenturen haben sich aber mehr oder weniger scharfe Regeln gegeben, die sie auch mehr oder weniger
konsequent anwenden. Da muss ich mit leben oder es sein lassen.Bei z.B. Shutterstock auf deutsche Panoramafreit bei modernen Glasfassaden zu pochen bringt mich nicht weiter. Aber gerade diese Agentur ist komplett
inkonsequent in dieser Sache.Nochmal zum Mont Saint Michel: Wer ist denn der Urheber, dem ich etwas
wegnehme? Durch den Verkauf der Fotos mache ich – oder vielmehr der Verwender -
Werbung für den Ort.Mich würde interessieren, welche französiche Agentur das anders sieht.
@ Ralf Gosch: Ist jetzt nicht wirklich mein Thema, mache keine Landschaft etc..habe das aber so wargenommen, steht auch einiges zu unter folgendem Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/Panoramafreiheit
Habe mich schon lange gewundert, wann endlich die nächste Credit-Kürzung kommt, ist ja lange her seid die Kommissionen gekürtzt wurden. Normalerweise passiert das ja regelmässig alle 2 Jahre.…weil ja sonnst die Agentur nicht wirtschaftlich ist! 😉
Aber fairerweise muss ich sagen, dass diese Änderung noch ok ist. Da finde die Herunterstufung nach 6 Monaten problematischer – vor allem weis dann nicht mehr automatisch hoch geht!
@Thomas: Ich bin auch bei einigen Macrostock-Agenturen vertreten. Aber ich sehe momentan nicht, dass das ausreichend wäre als alleiniges Standbein.
macro macht schon Sinn …es dauert nur etwas länger . Und auch da muss man richtig Arbeiten für sein Geld . ständig liefern .