Wie man sich als Bildagentur den Start versaut am Beispiel von Zoomyimages

Ich weiß, dass neben Fotografen, Designern und Models auch vie­le Bildagentur-​Mitarbeiter mei­nen Blog lesen, des­halb heu­te eini­ge Tipps, wie man eine Agentur nicht füh­ren sollte.

Praktischerweise habe ich ein brand­neu­es Beispiel zur Hand, die Bildagentur „Zoomyimages“.

Gegründet wur­de die Agentur im Oktober 2012 von dem Manager Joey Separzadeh, CEO der Optimal Investment Group (wür­den sie einer Investmentfirma mit so einer Webseite ihr Geld anver­trau­en?), in Los Angeles. Ende April 2013 wur­de dann der Start der Bildagentur bekannt gege­ben.

In den sechs Monaten dazwi­schen schien die Agentur an einem Deal mit der klei­nen Bildagentur YAY Images gear­bei­tet zu haben, um deren Bilder in ihre Datenbank auf­neh­men zu kön­nen. YAY bie­tet ihren Fotografen an, selbst zu wäh­len, an wel­che „Partner-​Agenturen“ deren Bilder wei­ter­ge­ge­ben wer­den sol­len oder nicht.

So weit, so gut. Jetzt fan­gen die Fehler an:

  1. Schnell mel­de­ten sich Fotografen, die ihre Bilder bei der Agentur gefun­den haben, aber kei­ne Ahnung hat­ten, woher die Bilder kamen. Es stell­te sich bald her­aus, dass die betref­fen­den Fotografen zwar bei YAY Images aktiv waren, dort aber Zoomyimages nicht als Partner akti­viert hat­ten. Auch beim Löschungswunsch eines Fotografen wur­de an YAY ver­wie­sen, statt die Bilder ein­fach direkt zu löschen.
    .
  2. In mei­nen Augen der größ­te Fehler ist, dass der­zeit alle Bilder auf der Webseite ohne Nennung der Urheber gezeigt wer­den. Nachdem vie­le Fotografen sich dar­über in der Microstock Group beschwer­ten, stän­kert Zoomyimages auch noch rum und meint, dass sie weder recht­lich und ver­trag­lich ver­pflich­tet wären, die Urheber zu nen­nen. Angesichts der Diskussion um „ver­wais­te Werke“ kei­ne zufrie­den­stel­len­de Einstellung. Ich habe sogar etwas Geld aus­ge­ge­ben und test­wei­se ein Bild gekauft, wel­ches sehr wahr­schein­lich IPTC-​Daten nutzt: Auch in der gekauf­ten Bilddatei waren kei­ner­lei IPTC-​Daten zu sehen, weder der Name des Fotografen, der Bildagentur, Bildtitel oder Keywords. [Update: Ich schrieb die­sen Artikel am Dienstag, nach der Kritik imple­men­tier­te die Bildagentur am Mittwoch die Anzeige des Urhebers neben den Bildern. Einen wei­te­ren Testkauf will ich jedoch nicht machen, um zu über­prü­fen, ob Metadaten in den Download-​Bildern ent­hal­ten sind.]
    .
  3. Eine wei­te­re Fehlentscheidung ist mei­nes Erachtens, dass die Agentur nur exklu­si­ve Bilder (für 40% Fotografenanteil) direkt anneh­men will. Das an sich wäre nicht schlimm, das machen vie­le Agenturen. Aber: Wenn man zeit­gleich hun­dert­tau­sen­de nicht-​exklusive Bilder aus ande­ren Quellen in die Agentur spült, kann man das nur als Abwertung der direkt lie­fern­den Fotografen bezeich­nen. Spätestens seit der Bilderflut aus der Agency Collection wis­sen vor allem exklu­si­ve iStock-​Fotografen, dass ihnen damit nicht gehol­fen ist.
    .
  4. Lobenswert ist es, dass die Agentur ver­sucht, ihre Preisstruktur so ein­fach wie mög­lich zu hal­ten: Es gibt nur „royal­ty free“, „pre­mi­um royal­ty free“ und „rights mana­ged“, wel­che sich in der Preisstruktur ähn­lich hoch wie die Premium-​Bilder bewe­gen. Die Premium-​RF und die RM-​Bilder stam­men anschei­nend von Corbis, sind aber offen­sicht­lich älte­ren Datums. Ob sich die Agentur damit bei den Bildkäufern beliebt macht, bezweif­le ich. Blöd ist auch, wenn für die RM-​Kollektion mit einem RF-​Bild gewor­ben wird, wel­ches es gar nicht bei der Agentur zu kau­fen gibt.

Das war’s. Und das reicht schon.

Im Grunde kann eine Bildagentur ver­su­chen, ent­we­der durch Masse oder Klasse zu punk­ten. Masse macht zum Beispiel Shutterstock, Stocksy ver­sucht aktu­ell Klasse.

Aber Masse wird Zoomyimages nicht bekom­men, wenn sie gleich am Anfang so ihre Fotografen ver­schre­cken und nach Klasse sieht es auch nicht aus, wenn unge­fil­tert uralte Analogfotos zu „Premium-​Preisen“ auf­ge­nom­men wer­den, nur weil ein Mitarbeiter von denen frü­her mal bei Corbis gear­bei­tet hat. Blöd ist auch, wenn der ers­te Kontakt zur Bildagentur über die Kritik ande­rer Fotografen statt­fin­det. Kein guter Start.

Was ich jedoch für halb­wegs inno­va­tiv und nütz­lich hal­te, ist die Möglichkeit, eine Bildersuche mit einem exis­tie­ren­den Bild statt mit Suchbegriffen zu star­ten, wie es seit zwei Jahren mit der Google Bildersuche geht. Dass es so kom­men wird, habe ich übri­gens vor vier Jahren schon ver­mu­tet. Wenn jedoch die Platzhirsche Shutterstock, Fotolia oder iStock die­se Funktion anbie­ten, ist auch die­ser klei­ne Vorteil schnell wie­der futsch.

Was meint ihr? Welche Fehler neu­er Bildagenturen hal­ten euch davon ab, dort anzu­bie­ten oder zu kaufen?

7 Gedanken zu „Wie man sich als Bildagentur den Start versaut am Beispiel von Zoomyimages“

  1. Vor eini­gen Jahren, war ich mal der Meinung, es sei ein­fa­cher gewor­den eine Bildagentur zu Gründen. Der Grund war sim­pel. Es gibt ein­fach genug gutes digi­ta­les Bildmaterial. Ein Agentur mit meh­re­ren hun­dert­tau­send Bildern zu fül­len, soll­te mög­lich sein. So um 2004 war gutes Bildmaterial rar gesät. Es hat ewig gedau­ert bis eine Agentur einen Bestand von einer Million halb­wegs guter Bilder hat­te. Mit mei­ner Meinung lag ich kom­plett falsch. Der Umsatz für die Fotografen muss von Anfang an gut sein. Das funk­tio­niert nicht, wenn man eine Agentur vor­her bis zum Anschlag auf­füllt. Die Umsätze müs­sen auch mit dem Bildbestand anstei­gen. Sonnst sind die Bildlieferanten nur unzufrieden.
    Eine Bildagentur am Start, mit Unmengen von Bildern ande­rer Agenturen zu fül­len ist der schwers­te Fehler den es gibt.
    Eine Bildagentur heut­zu­ta­ge zu star­ten ist sehr schwer gewor­den. Ich könn­te mir vor­stel­len, das man eine Themenbezogene Agentur star­tet. Wie etwa Natur und Wildlife. Wobei es da aber eine Kollektion einer grö­ße­ren Agentur ein­fa­cher hät­te. Da sind die Kunden da. Die Bilder könn­te man sich evtl von einem Forum holen. So Naturfoto Foren gibt es vie­le. Die Kosten für Wildlife Fotografie sind enorm. Ohne ein licht­star­kes Tele und viel Zeitaufwand geht da nicht viel. Da wür­den schon eini­ge mit­ma­chen um die Kosten zu kür­zen. Das könn­te ich mir vor­stel­len, könn­te funktionieren.
    Aber nur eine Agentur mit Bildern auf­zu­fül­len, wel­che ohne­dies schon am Markt sind und an den Start brin­gen wird scheitern.

  2. Du hast die Problematik in der von Dir gewohn­ten, sach­li­chen Form auf den Punkt gebracht, Robert. Eigentlich gibt es da nichts hin­zu­zu­fü­gen. Guter Artikel – lei­der geht der Stoff für sol­che Beiträge anschei­nend nie aus. LG, röde-orm

  3. Siehe Fotolia, da kommt ein Ding nach dem ande­ren, vor allem Ihre Abo Schiene bau­en sie extrem aus.

  4. @reka: Dann sei doch so lieb und nen­ne uns paar Namen und Beispiele.“

    Symbiostock

    😉

  5. Es ist schon erstaun­lich, wie auch 2012/​2013 noch so grnud­le­gen­de Fehler gemacht wer­den, wie z.B. die Urheber nicht zu nen­nen – das soll­te doch nicht so schwer sein? …ich staune…:)

Kommentare sind geschlossen.