Bevor uns die größte Fotomesse der Welt, die Photokina, am Dienstag wieder mit Neuigkeiten überschüttet, will ich kurz die Nachrichten der letzten Wochen abarbeiten, damit ihr mit einem klaren Kopf neue Produkte, Dienstleistungen und Anbieter bewerten könnt.
Fangen wir an:
- Der Trend scheint bei Fotos immer mehr Richtung Handy zu gehen. Mit Plusgram gibt es jetzt eine weitere Seite, die Instagram-Fotos verkaufen will. Ich habe mal gezählt: Bisher gibt es genau 15 Verkäufe, davon vier Käufe innerhalb der letzten fünf Wochen.
- Auch iStockphoto bietet jetzt die Möglichkeit, Fotos zu verkaufen, die mit einem Smartphone aufgenommen wurden. Was dabei alles zu beachten ist, zeigt iStock in einem lesenswerten PDF mit visuellen als auch technischen Tipps.
- Ich habe es mehrmals betont: Wenn Google sich entscheidet, in den Bildermarkt einzusteigen, könnten die Zeiten für uns alle noch viel turbulenter als jetzt schon werden. Ist es soweit? Google kooperiert mit dem Abo-Portal Thinkstock von Getty Images, um Bilder für seinen Cloud-Dienst Google Drive anbieten zu können.
- Mit Bildagenturen ist immer noch richtig Geld zu verdienen. Deshalb kauft der InvestorCarlyle auch die weltweit größte Bildagentur Getty Images für mehr als 3 Millarden US-Dollar von der Investorfirma Hellman & Friedman, welche die Agentur vor vier Jahren für 2,4 Milllarden US-Dollar gekauft hatten. Für die Fotografen bei Getty und iStock wird es damit wohl nicht leichter, denn auch der nächste Investor wird eine saftige Rendite erwarten…
- Und noch mal iStockphoto: Nachdem einige neue, kleine Bildagenturen die direkte Bezahlung von Bildern propagiert haben, ohne vorher die Kunstwährung „Credits“ kaufen zu müssen, hat iStockphoto nachgezogen und bietet jetzt ebenfalls an, Bilder direkt bezahlen zu können.
- Photoshopper aufgepasst: Die Bildagentur Fotolia startet den „TEN Contest“. Nachdem die Agentur die Photoshop-Dateien zehn berühmte Grafikkünstler veröffentlicht hat, könnt ihr euch jetzt selbst an diesen Themen probieren und Preise im Gesamtwert von 200.000 Euro gewinnen.
- Die deutsche Bildagentur Panthermedia legt es wohl darauf an, istockPhoto als Agentur mit dem komplexesten Preismodell abzulösen und führt deshalb drei neue Preisstufen ein, die das alte Modell ablösen sollen. Inhaltlich orientiert sich das System am Modell von Dreamstime, bei dem ein Foto teurer wird, je öfter es verkauft wurde. Prinzipiell eine gute Sache, finde ich, wenn es die Kunden nicht zu sehr verwirrt.
- Die Food-Agentur Stockfood erklärt, bei Lebensmittelfotos den neuen Trend „Mystic Light“ entdeckt zu haben, der auf dunkle Hintergründe, diffuses Licht und grafische Strukturen setzt. Erinnert mich ein bißchen an den 80er Jahre-Food-Look, nur in kühl.
- Die Keyword-Agentur DokFünf hat ihren Fotowettbewerb um zwei Monate bis zum 31.10.2012 verlängert. Thema ist „Schlagwort Copy Space: Wer hat das Blaue vom Himmel verkauft?“ Bei dem Wettbewerb können (nicht nur Stock-)Fotografen Fotos einreichen, auf denen auf eine besonders gute oder originelle Weise Textfreiraum vorhanden ist. Strengt euch an, denn ich sitze auch in der Jury… 🙂
- Die Fotografenagentur vor-ort-foto.de hat eine kleine Studie über die Verbreitung von Microstock-Agenturen in Deutschland veröffentlicht. Für mich stand nichts wirklich Neues drin, aber da aktuelle Marktübersichten mit konkreten Zahlen immer schwer zu bekommen sind, hilft die Studie vielleicht dem ein oder anderen. (Danke an Karl-Heinz Hänel für den Hinweis.)
- Kämpft da wirklich jemand gegen zu niedrige Microstock-Abo-Preise? Oder versucht die neue Agentur Pocketstock nur, Fotografen gegen die bestehenden großen Agenturen auszuspielen, um selbst als lachender Dritter Profit zu machen? Ich vermute letzteres, vor allem, weil sie auf der Webseite Stimmung gegen Shutterstock machen, aber was meint ihr?
Wenn ich etwas übersehen haben sollte, ergänzt es in den Kommentaren.
zu Stockfood : sie haben recht damit , immer nur hell und freundlich wirkt langweilig . Spannung im Licht ‚mit Licht malen ( Fotografie) …was vielen Fotografen verloren gegangen ist .…sehe auch plainpicture die es auch erkannt haben .
Thema getty : verkaufe mittlerweile sehr gut über getty ( über Verteiler ) ; aber zu welchen Preisen und Konditionen ? Von bis alles drin …Prozentsatz nach splittings ist ein Witz !
@ Robert : Frage : wie kommt es eigentlich das mittlerweile jeder führende Bildproduzent über fotolia in der infinite collection verkauft ( meist alter Bildbestand ). Hat fotolia erkannt das Qualität doch gebraucht wird bzw. es immer noch Kunden gibt die zumindestens in den webauflösungen auch mal das 10 ‑20 fache ausgeben können ?
@reka: Na klar gibt es weiterhin die Kunden, die früher mehr Geld ausgegeben haben und jetzt dazu immer noch in der Lage sind. Und Diversifikation nach Preispunkten macht doch nahezu jede größere Firma…
Also diese mystic Light Foodfotografie ist eigentlich schon seit einigen Jahren in den Zeitschriften zu finden. Da ist nichts neu. Die Foodfotografie in den 80er Jahren hat damit gar nichts zu tun. Damals haben sie die größten Lichtwannen von Broncolor auf die Decke geschraubt. Diese „mystic Light“ Bilder sind eher in Richtung available Light mit Aufhellern.
@ maxx .: right right … ich nutze auch wieder mal dedolights
Wobei der Still der Bilder schon an die 80er erinnert. So auf die Art Retro mit Requisiten vom Flohmarkt.
Wobei das natürliche Licht den Retro Look unterstreicht und stimmungsvoll ist.
Hallo fotolia-Fotografen, habt Ihr aktuell auch eine Umsatzflaute bei fotolia, oder geht nur mir das so ?
@Karl-Heinz: Würde mich wundern – wenn viele an einem Kuchen knabbern bleibt für den einzelnen weniger über.….ist doch in allen Bereichen so.
@Max Wuterich:
ist das Spiel schon aus?
Ich hoffe, es ist noch nicht so weit, dass Google auch hier über Nacht zum Monopol wird,
kaufte Google nicht gerde Corbis auf?
@Karl-Heinz: Hast Du eine Quelle wg. Corbis/Google?
ich hatte das die Tage im Kress-Report überflogen, bin da aber kein zahlender Kunde, sodass ich da im Archiv nun nicht mehr ran komme
@Robert
hast Du das schon gescannt? http://www.google.com/finance?cid=10949701
@ Karl-Heinz: Eine gute Orientierung für Fotografen ist sicher eine Umsatzstatitik – leider gibt es keine verläßlichen Informationen wieviel Umsatz die Fotografen mit den Agenturen machen, damit meine ich jetzt nicht den einzelnen Fotografen, sondern eine allgemeine Verkaufsstatistik die verschiedene Agenturen aus den unterschiedlichsten Bereichen erfasst, so wie eine Mindestanzahl an Fotografen berücksichtigt.
@Max: ich bin eher ein naiver Romantiker, der glaubt, noch ein paar Jahre als Stockfotograf über die Runden zu kommen, kein Betriebswirt, der das analytisch angeht. Selbst wenn alle ähnlichen Meinungen von anderen Fotografen subjektiv sein sollten, habe ich das ungute Bauchgefühl, dass die rasante Entwicklung zwangsläufig dazu führt, das immer weniger Fotografen bei immer höherem Arbeitsaufwand gerade so ihr Auskommen haben werden, solange sie mit dem Tempo der Innovationen und neuen Vertriebsstrategien mithalten können oder wollen.