Die neuste Folge von „Pimp My Stock!“ wartet wieder mit einer Besonderheit auf. Diesmal ist Jürgen an der Reihe und er schickte mir nicht nur fünf Fotos, sondern auch seine Verschlagwortung dazu und kritisierte seine Bilder gleich selbst.
Aber lassen wir Jürgen sich erst mal vorstellen. Er schrieb:
„Ich bin 59 Jahre alt und gehe zum bald in die Altersteilzeit. Dadurch muss ich als angestellter Heilpädagoge – in einer Werkstatt für behinderte Menschen – natürlich „immense“ finanzielle Verluste in Kauf nehmen. Weil ich auch andere Menschen noch finanziell unterstützen möchte, habe ich mir gedacht, mit der Stockfotografie eventuell ein monatliches „Zubrot“ von etwa ca. 400,00 € verdienen zu wollen/müssen.
Ich fotografiere seit etwa 30 Jahren – Spiegelreflex, analog, vor einigen Monaten alles verkauft. Meine Schwerpunkte lagen in der Natur- und Macrofotografie – M1:1.
Digitale Umstellung:
Vor einigen Monaten habe ich mir eine EOS 60 D von Canon zugelegt.
· Ein Weitwinkelzoom von Tamron SP AF 17–50mm F/2,8 XR Di II VC LD Aspherical[IF] folgten.
· Und ein in Ringblitz von Metz – 15 MS – 1.
· Ein Telezoom von Tamron AF 70–300mm 4–5.6 Di SP VC USD kam dazu.
· Und kürzlich ein Canon Speedlite 580EX II.Hinzukommen werden später noch:
· Das Objektiv Canon EF 100mm 2,8 L IS USM Macro.
· Ein lichtstarkes, feststehendes „Superweitwinkel“wäre auch noch eine Option wert.
· Und wenn es gut läuft, später eine zweite Kamera – Canon EOS 5D MarkIhr anregendes Buch über die Stockfotografie habe ich schon gelesen! Ich habe gemerkt, dass ich das Meiste an „alter Fotokunst über Bord schmeißen muss“, wenn ich professionell arbeiten möchte. Ich hatte bislang noch keinen „Schimmer“ über die Photoshop – Bildbearbeitung von Adobe. Aber ich lerne dazu! Ich hatte vorher kaum einen Austausch mit anderen, und von daher auch noch keine eigene Webseite. Die käme erst hinzu, wenn ich mich entscheiden sollte, in Richtung Stockfotografie zu gehen. Ich bitte um eine ehrliche und harte Beurteilung meiner Bilder, bezüglich der Stocktauglichkeit. Bitte verwenden Sie bei der öffentlichen Beurteilung meinem Vornamen – Jürgen!
Muss natürlich sagen, dass ich die Fotos, die ich Ihnen heute sende, schon einige Monate alt sind. Hatte von der Stockfotografie gelesen, die „Bilder geschossen“, dann ihr letztes Buch gekauft – nun weiß ich erst, was ich falsch gemacht habe – und hinterher die Bilder überarbeitet. Dank ihrer Tipps habe ich mir auch ein Konvertierungsprogramm geholt, und kann RAW Dateien in TIF und in JEPG umwandeln. Das habe ich auch bei den Fotos gemacht, die ich Ihnen zusende – RAW in JEPG und die Auflösung stark runtergefahren, habe in der Dokumentengröße die Auflösung auf ca.118 Pixel/cm gestellt, ist das richtig?
Könnte mir vorstellen, mich in Zukunft auf „Texturen und Hintergründe“ zu spezialisieren, oder auch abstrakte Fotografie – dann musste ich mir natürlich ein lichtstarkes Weitwinkel und das oben beschriebene Macro zulegen.
Vorweg meine „dazu gewonnene Eigenkritik“:
Ich sende Ihnen 5 Bilder zu, sogar mit einer kurzen Verschlagwortung, die Sie bitte auch kritisch betrachten dürfen. Ich wäre Ihnen sehr dankbar!
Bild A6630 „Rote Klinkerwand…“: Kletterhilfe in weiß, Rost noch entfernen, für Text schlechte Aufteilung des Bildes.
Bild A6176 „Ein gefülltes Glas…“: Hintergrund zu dunkel, Bildaufteilung ungünstig, Glasinhalt müsste sprudelnder sein.
Bild A6140 „Ein gefülltes Glas…“: Hintergrund zu dunkel, Glasinhalt müsste sprudelnder sein.
Bild A6164 „Fantasiereise .…“: Finde das Bild gut gelungen, auch in der Aufteilung.
Bild A6312 „Gurke…“: Aufteilung und Bildausschnitt verbesserungsbedürftig.Bin gespannt auf Ihre Beurteilung, Anregungen und Tipps!
Danke im Voraus!
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen“
Schauen wir uns seine Bilder an:
Das erste Foto zeigt eine Hauswand mit Kletterhilfe und einem Briefkasten. Jürgens eigene Kritik ist schon richtig, aber auch nichtig. Denn auch wenn die angesprochenen Punkte wie der Rost oder der Textfreiraum korrigiert würden, würde dem Foto etwas Elementares fehlen: Die Bildaussage. War sollte so ein Foto aus welchem Grund kaufen? Wegen des Briefkastens? Dafür ist er zu verdeckt? Wegen der Kletterhilfe? Dazu illustriert sie ihe Funktion zu wenig, weil nichts daran hochrankt. Wegen des Busches? „Busch“ steht nicht mal in den Suchbegriffen, geschweige denn der korrekte biologische Name.
Das nächste Foto zeigt ein Glas Wasser. Grundsätzlich ein Motiv, was gerne gekauft wird. Weil jeder Fotograf die notwendigen Requisiten (Glas und Wasser) fast immer zur Verfügung hat, ist die Konkurrenz bei diesem Motiv jedoch sehr groß und hier gibt es einige grobe Schnitzer, weshalb sich das Foto nicht verkaufen wird. Die drei Bereiche sind Technik, Farbe und Verschlagwortung.
Zur Technik: Zwar ist die linke Seite des Glases parallel zum Bildrand ausgerichtet, dadurch kippt aber das Wasser und der rechte Glasrand stark nach rechts. Das erzeugt eine unnatürliche Anmutung und damit meist genau das Gegenteil dessen, was Käufer von Wasserbildern wollen: Natürlichkeit und Frische.
Die Unnatürlichkeit wird duch die Farbe unterstützt. Fragen sie mal einige Leute, welche Farbe ihrer Meinung nach Wasser habe und die Antwort wird in den meisten Fällen „blau“ oder „durchsichtig“ lauten. Hier ist das Wasser jedoch ungesund gelblich/bräunlich und die psychedelischen Orange-Lila-Töne im Glas tragen ebenfalls zur Entfremdung bei.
Die 30 Suchbegriffe zum Bild lauten: „Glas, glänzend, durchsichtig, überschaubar, eingeschenkt, unwiderstehlich, erfrischend, perlend, frisch, kühl, prickelnd, aromatisch, Genuss, Gaumen, Aroma, köstlich, verlockend, Augenweide, kühl, Geschmack, geschmackvoll, eingeschenkt, Quellfrisch, erlabend, einladend, Tisch, rund, Rand, bunt, Glastisch“.
Zum einen wird deutlich, dass die Sprache zu „altmodisch“ und literarisch ist. Kaum ein Käufer sucht nach Begriffen wie „Augenweide“, „erlabend“ oder „quellfrisch“. Und wer nach „Gaumen“ sucht, erwartet kein Wasserglas.
Auch beim nächsten Foto eines Wasserglases treffen alle diese kritisierten Punkte zu. Zwar ist die Bildaufteilung etwas besser und das Glas ist etwas gerader ausgerichtet (auch wenn das Wasser noch leicht nach rechts kippt), aber die Negativpunkte überwiegen weiterhin. Außerdem wirkt das Foto nicht scharf genug.
Das nächste Bild soll vermutlich ein Glas von oben oder unten sein. Das kann ich aber auch nur erahnen, weil ich vorher die anderen Glasfotos gesehen hatte, was bei den Bildkäufern nicht vorausgesetzt werden kann.
Positiv immerhin, dass Wasser und Glas gar nicht erst in den Suchbegriffen auftauchen: „Zentrum, peripher, zentrierend, Mitte, mittig, Rand, Fantasie, Märchenhaft,anregend, erregend, ansprechend, anziehend, schön, Universum, Planeten, Milchstraße, Ewigkeit, ewig, verschwommen, berauschend, Drehung, drehend, unwiderstehlich, Wirbel, verwoben, Miteinander, wirbelnd, Farben, Farbenspiel, Gold, Goldrausch, blau, lila, grün“. Dafür ist die Sprache wieder alt und die Begriffe wieder unpassend. Wer nach „Planeten“ oder „Milchstraße“ sucht, möchte sicher eher andere Motive angezeigt bekommen.
Mich erinnert das Foto jedoch sehr stark an Aufnahmen von Eizellen im Labor und so würde ich hier vielleicht versuchen, an den Rändern die Sättigung zu verringern und das Foto mit passenden „Eizellen“-Suchbegriffen zu versehen. Zwar wird jede Fachpublikation den Unterschied sehen, aber für einige Verwendungen könnte es reichen.
Auf dem letzten Foto sehen wir eine Gurke, eine Zucchini und vier Tomaten. Leider finde ich hierfür kaum lobende Worte. Das Licht kommt unangenehm direkt von oben, die Tischdecke oder das Muster auf dem Tisch ist scheußlich, die Gurke angeschnitten und die Tomaten – nein eigentlich alles – lieblos arrangiert. Foodfotos sollten immer Appetit wecken auf die gezeigten Lebensmittel. Das ist hier nicht der Fall. Wie es richtig geht, zeigt zum Beispiel diese* oder diese* Zusammenstellung.
Okay, das war heute leider eine sehr brutale Kritik, aber ich denke, dass ich sie besser jetzt äußere als wenn sie Bildredakteure die Fotos später sowieso ablehnen werden. Oder was meint ihr?
Wer sich jetzt noch traut, ebenfalls Bilder für die „Pimp My Stock!“-Serie einzusenden, findet hier die Regeln für die kostenlose Teilnahme.
* Affiliate
Hallo,
eine sehr harte, aber gute Kritik. Ich finde es eine sehr gute Idee von Jürgen, die Schlagworte mitzusenden. Mich würde sehr interessieren, ob unzutreffende, ungenaue oder einfach zu viele Schlagworte ein sonst gutes Bild disqualifizieren können. Ich vermute bei mir, dass ich zu viele ungenaue Schlagworte verwende.
Daniel
Hallo,
ich sehe das auch so. Das letzte Bild zeigt, dass Jürgen noch einen Weg vor sich hat, um erfolgreich zu sein.
Ich glaube ein guter Weg ist, sich die erfolgreichsten Bilder zu den jeweiligen Themen selbst herauszusuchen und genau anzusehen.
An diesen Bildern sollte man seine eigenen messen.
Ansonsten fehlt noch im letzten Abschnitt zu dem Foodfoto
„Wie es richtig geht, zeigt zum Beispiel diese Zusammenstellung“ ein Link oder ein Bild in Deiner Kritik.
Gruß,
Ralf
Hallo,
ich möchte dazu etwas sagen, da ich selbst vor 1,5 Jahren (hobbymäßig) in die Stockfotografie eingestiegen bin und zuvor keine erwähnenswerten Fotografiekenntisse hatte. Ich habe die ersten Monate nur fremde Bilder angesehen, meist bei Stockagenturen, aber auch in Internet-Foren. Erst nach diesen Monaten entwickelt sich ein Blick dafür, was ein stocktaugliches Bild ist. Dann habe ich versucht, es nachzumachen und musste feststellen, dass meine Ergebnisse dem Vergleich nicht standhielten. Ich hatte dann das Glück, in meinem persönlichen Umfeld zwei Leute zu treffen, die schon lange erfolgreich fotografierten. Da bekam ich viele Tipps. Anfangs habe ich nur 5 Bilder eingereicht, eines davon wurde akzeptiert (aber nicht verkauft). Aber ich lernte schnell, worauf es ankommt und bin auch mit der professionellen Bildbearbeitung vertraut. Meinen Bildbestand konnte ich inzwischen auf ca. 60 erweitern, wovon einige auch kontinuierlich verkauft werden, aber hallo, das bisschen Geld ist nur ein Taschengeld! Mir macht es Spaß und ich habe im Vergleich zu professionellen Stockfotografen keinen Druck, Fotos zu produzieren. Und – was man auch haben sollte und woran es mir eigentlich nie mangelt: Ideen, Ideen, Ideen. Es gibt so vieles, was schon existiert, also muss man immer kreativ sein. Das ist auch für Jürgen ein Aspekt, den er bei sich unbedingt hinterfragen sollte. Kontinuierlich 400 € im Monat mit der Stockfotografie zu verdienen klingt für mich utopisch. Ich hoffe, ich konnte ein wenig weiterhelfen.
Gruß Nina
Hi,
ich denke die Kritik ist hart, aber zutreffend. Natürlich könnte man das ganze etwas weniger vernichtend ausdrücken und mehr durch die Blume sprechen. Aber der Inhalt wäre der selbe. Und Jürgen wollte es ja ziemlich direkt.
Die Fehler auf den Bildern kenne ich selbst nur zu gut. Mir (selbst ja noch in den absoluten anfängen der Stock Fotografie) passiert es sehr oft dass ich „schöne Motive“ fotografiere oder aber bei speziellen Aufbauten einfach nicht an die Details denke. Da ist dann ein Glas schief, der Fokus sitzt falsch oder andere Kleinigkeiten. Und wenn ich dann fertig bin mit fotografieren und alles abgebaut habe schau ich mir das ganze auf dem PC und stelle fest was ich alles übersehn hab. Dann isses aber zu spät udn ich ärgere mich.
Ich denke hier macht nur die Übung den Meister und man sollte in der Stockfotografie wirklich BEWUSST fotografieren und alles direkt hinterfragen. Und ganz wichtig, das „oh das sieht aber schön aus“ abschalten. Denn Stock Fotos benötigen einen Zweck und Aussage, keine romantik oder sonstige schönheit (Mal abgesehn davon ein Kunden sucht Postkartenmotive).
Meine 5 Cent… 😉
Acja… den Link zum „wie man es richtig macht“ Gemüsebild vermisse ich auch.
@Ralf: Danke für den Hinweis, ja, die Links habe ich jetzt nachgetragen.
Um als „Hobbyknipser“ zu ca 400 Eu im Monat zu kommen, braucht man 2–3 Jahre. Das ist meine eigene Erfahrung. Inzwischen habe ich diese „Schallmauer“ schon lange durchbrochen. Richtig ist, dass das studieren fremder Fotos sehr hilft einen Blick zu bekommen, was Stockfotografie ist. Das geht nicht von heute auf Morgen. Ich habe mir inzwischen einen Regelkatalog angewöhnt wenn ich fotografiere. Ich frage mich – inwzischen automatisch – „wofür soll man das verwenden?“ Wenn mir auf Anhieb mindestens 5 Verwendungen einfallen, fotografiere ich es. Die zweite Frage ist „kann die Konkurrenz das besser?“. Es gibt Motive die schwer zu fotografieren sind und daher seltener. Ein Glas auf einem Tisch, Tomaten… das ist leider abgesättigt das Thema. Ich würde Jürgen auch abraten sich auf Hintergründe spezialisieren zu wollen. Hintergründe werden heute in konstenlosen DVDs angeboten, die große Zeit, wo die gekauft wurden, ist vorbei. Trotzdem – den Spaß am Fotografieren muss man behalten 🙂
Sehr treffende Kritik, aber vielleicht etwas zu streng. In der Stockbranche muß das Bild in der Regel, für den Kunden einen Nutzen haben.
Trotzdem verkaufe ich ab und zu Bilder, wo ich den Nutzen nicht direkt, erkennen kann und mich frage warum kauft der Kunde ausgerechnet dieses Bild.
Deshalb nur Mut und ruhig mal etwas Neues probieren!
Es ist s e h r g u t wenn man jemanden hat er einen mit offnen Worten sagt,
was gut und gar nicht gut ist.
Dies sind fuer mich unbezahlbare Hilfestellungen!
Die Bilder scheinen technisch mal in ordnung zu sein. Belichtung, Schärfe, Weisabgleich scheinen auf den ersten Blick halbwegs zu passen.
Aber um 400 Euro im Monat zu machen, ist es ein weiter Weg. Da hast du mal Nebenkosten, Steuer, usw., mehr als ein drittel vom Umsatz wird nicht überbleiben. Es gibt wohl sogar eine Menge Fotografen, die mit Stock effektiv nie Gewinn machen. Auf jeden Fall sollte man mit einer Vorlaufzeit von 2–3 Jahren rechnen, bis wirklich ein wenig überbleibt.Einen Vorteil sehe ich aber, in der relativ vielen Freizeit für die Stockfotografie, als Pensionist.
Ich oute mich mal: Selber besaß ich auch sehr viele solcher Bilder. Mir hat es geholfen, viele Bücher zu lesen und mich viel intensiver mit der Materie Foto zu beschäftigen. Im Laufe der Zeit ergab sich ein eigener Qualitätsanspruch und ich drücke heute nicht mehr unbedacht ab. Die letzen 4 Bilder würden heute keinesfalls mehr auf meiner Festplatte schlummern, ich lösche radikal. Bild 1 finde ich akzeptabel, als Amateur kann ich das Verkaufspotenzial aber nicht abschätzen. Vielleicht ein Gartenmagazin.
Mit den Bücher ist das aber auch so eine Sache, es gibt nur wenige wirklich gute, die einen richtig voranbringen. Hilfreich können die Kommentare bei dem Onlinebücherladen sein. Aber die Menge an Büchern sollte einem auch insofern zu denken geben, dass sich Fotografen damit (und mit Lehrgängen) heute wohl ein Zubrot verdienen müssen, weil es mit reiner Fotografie nur gerade eben klappt.
Meine eigene Einschätzung ist, das Überangebot an Fotografen wird noch weiter zunehmen, aber nicht der zu verteilende Kuchen. Wenn gesundheitlich möglich, besser Vollzeit bis zur Rente und Fotos als Hobby.
Sag ich mal so.
@maxx… wieso sollte 1/3 übrigbleiben? Wieso Steuer wenn man am Anfang sowieso nichts verdient? ^^ Das Equipment hat man als Hobbyfotograf, sooviele Ausgaben sehe ich nicht, es sei denn, man will sofort Studio oder Models bezahlen, was wohl kaum passiert.
Auch den Hinweis lieber bei Hobby zu bleiben und Vollzeit weiter zu machen kann ich so nicht unterschreiben.
Was man vor allem braucht ist Geduld, Geduld und nochmal Geduld. Wie ich schon schrieb, 2–3 Jahre muss man mindestens rechnen. Was man auch braucht sind Ideen (die eben nicht soviele Nebenkosten erfordern). Augen auf und Stockfotos anschauen – in Agenturen, Zeitungen, Werbung… herausfinden, was gekauft wird und warum. Im Laufe der Zeit geht einem das dann in Fleisch und Blut über.
Natürlich gibt es genug Fotografen, die das „Sitzfleisch“ nicht haben, weil man die Millionen doch nicht so einfach verdient wie vll gedacht 😀 Aber wer den Biss entwickelt, der schafft es auf jeden Fall, gerade Stock ist seeehr gut dafür geeignet. Eigene Erfahrung 🙂
@Kerstin
Du sagst ja selbst, dass man Ausdauer und Ideen braucht; die erste Mio nicht schnell verdient ist.
Mein Eindruck aus der Mail war allerdings, dass Jürgen relativ übergangslos Geld benötigt. Und da wäre eben die Fortführung des Berufs sinnvoller, vielleicht auch, um sich auf einen aktuellen Wissensstand im Fotobereich zu bringen und konkret Stockfotografie zu üben. Mir lang daran, nicht zu viele Erwartungen zu streuen.
Natürlich glaube ich dir, dass du und einige andere Stockfotografie mit Gewinn betreiben. Aber ich bin weit entfernt zu glauben, das dies die Regel darstellt.
Ohne jetzt Jürgen pers. angreifen zu wollen. Bei diesen Fotos wurde so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Was nützt einem das Speedlite, wenn man das Gemüse frontal anblitzt. Mit dieser Ausrüstung wäre mit einem kleinen Lichtzelt schon einiges möglich… aber so wie dieses Foto technisch umgesetzt wurde traue ich mich zu wetten : jeder Amateur schafft bessere Bilder mit einer Handyknipse. Sorry.
Wenn man im Bereich Stockfotografie Erfolg haben will, sollte man zumindest nicht nur Roberts Buch lesen, sondern auch Agenturen mal nach deren vorhandenen Bildbestand durchforsten und sich dann die Frage stellen, ob man durch kritischen Umgang mit sich selbst, das fotografisch/künstlerische Niveau der erfolgreicheren Anbieter jemals erreichen wird können. Dazu gehört nun mal auch der gekonnte Einsatz von Bildbearbeitung.
Ich betreibe Stockfotografie seit knapp 2,5 Jahren nebenberuflich. 400 Euro die Woche ist mittlerweile an Umsatz drin. Und das ohne jedes Monat dutzende Bilder hochzuladen.
Freundliche Grüße
Marco
im Allgemeinen hat die Bildqualität sehr nachgelassen was den micro bzw. macro Bereich ( vor allem ) betrifft . Es ist sehr erschreckend was mittlerweile angenommen wird durch automatische inputs von Daten durch Partner .
Allgemeine Tips : es gibt heutzutage nix einfacheres ein gutes Foto zu machen , ihr habt heutzutage tech. alle Voraussetzungen direkt ein Bild zu betrachten .
Grundschärfe von Blende 8 wenn möglich . Wenn Blitz : indirekt . soviel Tageslicht wie möglich mitnehmen …
Raum für Texte lassen …querformat goldenen Schnitt – ruhige Hintergrundflächen als Textraum …
mit Schärfe spielen …mal Vorder mal Hintergrund scharf unscharf …
offene und ehrliche kritik ist wichtig und hilfreich. in einem punkt würd ich robert aber widersprechen: die kritik bzgl. der farbe des „wassers“ –> wo steht, dass es sich um wasser handelt, ich hätte hier eher apfelsaft oder ähnliches gesehen.
bzgl. der gläser auf den fotos: ungünstig finde ich hier auch, dass die beiden gläser „gemustert“ sind und keine glatte wand haben. bzw. das erste glas scheint schon irgendwelche abnutzungsspuren zu haben, meist von der spülmaschine. flecken und muster im glas sollte man wohl vermeiden.
Marcos Meinung kann ich nur zustimmen, obwohl ich Lichtzelte nicht als gute Lösung ansehe. Ebensowenig wie Makroblitzringe übrigens. Nehmen zu viele Schattendetails und Kontrast.
Im Kern trifft er den Punkt: Selbstreflexion über das eigene Portfolio und das eigen kreative Leistungspotenzial sowie mögl. objektiven Abgleich mit vorhandenen Portfolios anderer Fotografen.
Weil ich grad Lust habe, ein Brainstorming zum 3. Bild (Glas auf Tisch im Garten):
– Wieso grüner Hintergrund?
– Wieso unruhiges Bukett?
– Wieso grüne Reflexe vom Hintergrund im Wasser?
– Wieso den roten Reflex rechts?
– Wieso den weißen Reflex links?
– Wieso die roten Säume?
– Wieso diese verchromte Tischplatte?
– Wieso die grünen Reflexe auf der Tischplatte?
– Wieso Glas am Tischrand?
– Wieso diese Anordung des Tischs im Rahmen?
– Wieso diese Aufnahmeposition des Glases (Elipse am oberen Rand vs. gerade Linie)?
– Wieso die Gasperlen als Detail?
– Wieso dieses Glas?
Der (unvollständige) Fragenkatalog ist nicht böse gemeint, sondern soll als Anregung dienen, das Motiv und die Szenerie für sich selbst besser einzuschätzen und zu hinterfragen.
Sag ich mal so.
Die 400 Euro / Monat sind ein sehr sportliches Ziel. Das meiste zu den Bildern ist ja schon gesagt worden.
Was mir hier fehlt ist eine Auseinandersetzung mit der Fotografie. Was will ich dem Betrachter mitteilen, welche fotografischen Mittel setze ich warum ein?
Warum gestalte ich ein Bild so und nicht anders?
Es gibt ja mehrere Möglichkeiten an ein Thema heranzugehen. Dokumentarisch, journalistisch, künstlerisch, avangardistisch, experimentel. Egal wie, ein Bild muss eine Geschichte erzählen oder dazu taugen einen Text spannend zu illustrieren und den Betrachter dazu anhalten den Text zu lesen oder die Anzeige zu beachten.
Fotografie ist eine sehr persönliche Sache und die eigene Persönlichkeit sollte in die Bilder einfliessen.
Bevor du mit Stock anfängst solltest du dir über diese Dinge Gedanken machen.
Nehmen wir mal die Bilder aus Roberts Beipiel. Die Gurken:
Erste Überlegung, Aufschneiden oder nicht, wenn aufgeschnitten aus welcher Perspektive?
Lichtführung, damit es apetitlich wirkt, Komposition, damit es sinnvoll ins Format passt und dynamisch wirkt.
Die roten Peperoni als farblicher Kontrast zum Grün der Gurken.
Hier wurde sich für einen weissen Hintergrund entschieden, was für ein Stockfoto nicht die schlechteste Wahl ist, weil es universell einsetzbar ist.Das Motiv ist nirgendwo angeschnittten, das kann der Kunde bei Bedarf machen.
Das soll jetzt natürlich nicht heissen, das man nur auf weiss fotografieren und nicht anschneiden soll.
Nur muss man eine Idee haben von dem was man machen will und diese Idee umsetzen.
Ganz wichtig, wenn du eine Idee hast setze sie um, ohne zu überlegen ob es sich verkauft oder nicht. Lass sie nicht auf dem Ideenfriedhof enden.
mein Vorschlag: anderes Hobby aussuchen !