(K)eine Kaufempfehlung für Kameras und Objektive

Häufig wer­de ich gefragt, wel­che Kamera oder wel­ches Objektiv ich emp­feh­len könne.

Manchmal habe ich in Artikeln wie die­sem hier oder die­sem ver­sucht, dar­auf eine Antwort zu geben. Aber die­se Antworten sind nie rich­tig zufrie­den­stel­lend und das hat einen Grund.

Ich bin kein Kameratester! Ich bin auch kein Objektivtester. Ich bin pro­fes­sio­nel­ler Fotograf. Das ist ein gro­ßer Unterschied.

In Foto-​Fachzeitschriften mag es Leute geben, die den gan­zen Tag nichts ande­res tun als Pakete aus­zu­pa­cken, Bedienungsanleitungen von Kameras und Objektiven zu lesen, die­se auf ein Stativ zu schrau­ben und mit bun­ten Farbtafeln und kom­pli­zier­ten Testverfahren unter die Lupe zu neh­men, um die Qualität zu vergleichen.

Ich habe mei­ne Canon-​Kamera und eini­ge dazu pas­sen­de Objektive, mit denen ich arbei­te. Das reicht für mei­ne Arbeit aus und ich bin halb­wegs zufrie­den damit, denn sonst hät­te ich mir längst etwas ande­res gekauft.

Aber: Ich weiß nicht, ob zum Beispiel eine Nikon-​Kamera, eine von Sony oder Panasonic viel­leicht bes­ser wäre, weil ich nie mit die­sen Kameras foto­gra­fiert habe. Selbst von Canon mag es ande­re Kameras geben, die viel­leicht bes­ser oder schlech­ter wären, ich weiß es schlicht nicht.

Dazu kommt, dass ich vor allem im Studio oder mit Blitzlicht arbei­te. Das heißt, ich kann bei Studioaufnahmen zum Beispiel die Qualität eines Objektivs bei Offenblende meist igno­rie­ren, dafür ist mir die Auflösung der Kamera wich­tig, weil ich mei­ne Bilder nach Größe ver­kau­fe. Sportfotografen hin­ge­gen legen mehr Wert auf einen schnel­len Autofokus und Auslöser und vie­le Serienbildaufnahmen. Street-​Fotografen wol­len eine klei­ne, lei­se unauf­fäl­li­ge Kamera und Reisefotografen bevor­zu­gen leich­te Kameras mit guten Zoomobjektiven.

Da ich beruf­lich mit mei­nem Kamerazubehör arbei­te, wird es rela­tiv häu­fig benutzt und ich muss mich dar­auf ver­las­sen kön­nen. Wer nur als Hobby foto­gra­fiert, kann manch­mal auch eini­ge hun­dert Euro spa­ren, indem er eine güns­ti­ge­re Version kauft, die viel­leicht eine ähn­li­che Bildqualität hat, aber dafür weni­ger robust ist (z.B. Plastikgehäuse statt Metall, weni­ger Spritzwasserschutz etc.). Auch bei sol­chen Fragen kann ich lei­der kei­ne Tipps geben, weil ich nicht meh­re­re Versionen einer Kamera oder eines Objektivs ver­glei­che, son­dern meist gleich zur Profi-​Variante greife.

Wer sich für eine Kamera oder ein Objektiv ent­schei­den will, muss dem­nach ers­tens wis­sen, was er haupt­säch­lich foto­gra­fie­ren will und sich – falls mein Rat gesucht wird – zwei­tens klar machen, dass ich nicht stän­dig von Firmen neue Kameras und Objektive gra­tis zuge­schickt bekom­me, um die in mei­ner Arbeitszeit aus­pro­bie­ren zu kön­nen. Es gibt Fotografen wie Bob Atkins, Michael Reichmann, Stefan Gross oder Ken Rockwell, die tat­säch­lich stän­dig neue Technik bewer­ten, des­halb emp­feh­le ich, lie­ber den Links auf deren Review-​Seiten zu fol­gen, um sich ein Urteil über neue Kameras und Objektive bil­den zu kön­nen. Eine wei­te­re gute Möglichkeit, Kameras oder ande­res Fotozubehör zu ver­glei­chen, ist die Seite Digital Photography Review.

Dieser Artikel soll den­je­ni­gen Leuten hel­fen, die mir per Mail Fragen zum Kamerakauf oder Objektivkauf schi­cken, damit ich ihnen den Link zu die­sem Text hier schi­cken kann und sie neben mei­ner Erklärung trotz­dem eini­ge hilf­e­i­che Links zum Thema finden.

Wie geht ihr vor, wenn ihr eine Kamera kau­fen wollt? Was ist euch wich­tig und wie infor­miert ihr euch? 

11 Gedanken zu „(K)eine Kaufempfehlung für Kameras und Objektive“

  1. Sehr schön auf den Punkt gebracht.

    Ich mache die Stockfotografie nebenbei.

    Ich gehe haupt­säch­lich nach finan­zi­el­len Erwägungen vor, soll heis­sen, die Ausrüstung soll in einem gesun­den Verhältniss zum damit erziel­ba­ren Umsatz ste­hen. Ich gucke aber immer, dass noch was vom Ertrag für mich übrig bleibt. 

    Wenn ich eine Topkamera kau­fen wür­de, wür­de ich zwar grös­se­re Bilder machen aber kei­ne bes­se­ren und vor allen Dingen nicht mehr. 

    LG
    Andreas

  2. Als (über­wie­gen­der) Hobbyist steht für mich auch die Frage im Vordergrund, ob ein Stück Ausrüsteung zu mei­nen Sujets und mei­ner Arbeistweise pas­sen. Ob der Preis und der Wert eines Ausrüstungsstücks zusam­men­pas­sen gehört dazu.

    Mit der Einschränkung auf die Produkte weni­ger Firmen (anstatt sich bspw. bei allen Kameraherstellern umzu­schau­en) kann ich gut leben.

    Als Minolta/​Sony-​Fotograf wer­de ich in Sachen Testberichte und spe­zi­fi­sche Tricks oft bei http://www.dyxum.com/ fündig.

  3. Ich geh beim Kamerakauf auch erst ein­mal davon aus, wie viel Geld hab ich zur ver­fü­gung und dann was will ich mit der Kamera foto­gra­fie­ren (Studio, Landschaft, Events usw). Je nach­dem muss dann eben eine Kamera her die bes­se­re ISO Werte hat oder eben eine hohe Auflösung. 

    Außerdem kommt es immer noch dar­auf an wer hin­ter der Kamera steht, wie man so schön sagt :).

    Gruß

  4. Meine all­ge­mei­nen Empfehlungen für Kameras und Objektive bzw. Equipment .
    Ich selbst user einer Canon 5D Mark 2 mit div. Objektive alle Canon .

    Kameras : ob Nikon oder Canon ( der­zeit liegt Nikon ein­deu­tig wie­der vor­ne ) jedem sei­ne Sache .
    Objektive sind das a und o und nix über Festbrennweiten , lie­ber dort sein gan­zes Geld aus­ge­ben und nicht an den fal­schen Ecken sparen . 

    Wovon ich der­zeit begeis­tert bin Canon 70–200 mm is 2.8 second edi­ti­on , es ist ein­fach Scharf bis in die Ecken . Warte auf das neue Canon 24–70 .

    Generell soll­te man sein Equipment nach sei­nen Anforderungen zusammenstellen :
    Für den stock peo­p­le Bereich defi­ni­tiv eine Spiegelreflex mit zwei Optiken 24–70 , 70–200 Zooms .
    Gut Festbrennweiten auch immer supi aber der per­ma­nen­te Wechsel der Optiken ist bei schnel­len Sachen ner­vig und schnell holt man sich den Staub in die Cam . 

    Mittelformat defi­ni­tiv für Studio Produkt super , weni­ger für peo­p­le weil ein­fach zu lang­sam , ist so …

    Bei Licht ach­te ich vor allem das es schnell ist ( schnel­le Abbrennzeit ) und schnel­le Ladung des Blitzes und einer kon­stan­ten Farbtemperatur.
    Da kann ich nur Profoto und Bron emp­feh­len ist zwar sau teu­er und kaum selbst zu tra­gen finanz . aber zum Glück kann man sich sowas auch mal leihen .
    In letz­ter Zeit gehe ich eh alles aus dem rent holen für mei­ne Prod. macht Sinn immer bes­tes Equipment , ver­si­chert und kei­ne lau­fen­de Kosten bzw. Anschaffungskosten ist eine alternative .

  5. Ich foto­gra­fie­re nach der Devise, dass der Fotograf und nicht die Kamera ein gutes Foto machen.
    Natürlich muss die Kamera- und Objektivtechnik die Anforderungen erfül­len um ein bestimm­tes Foto erzie­len zu kön­nen. Viel wich­ti­ger ist dabei aller­dings der Fotograf, der die­se tech­ni­schen Möglichkeiten bewusst in sei­ne Arbeiten Fotos ein­flies­sen lässt.

    Ich war 15 Jahre im Fotoeinzelhandel und 4 Jahre im Fotogrosshandel tätig und konn­te dort vie­le Kamerasysteme tes­ten. Von den heu­te noch exis­tie­ren­den dürf­ten die Systeme von Canon und Nikon am viel­sei­tigs­ten sein. Für Schärfefreaks bie­ten die Optiken von Leica und Zeiss das maxi­mal mög­li­che, aller­dings zu einem mehr­fach höhe­ren Preis. Übrigens sind über 90% Leica und Hasselblad-​Besitzer Hobbyfotografen oder Sammler!

    Keine Kamerasystem ist das Beste.
    Alleine der Fotograf ist für die Qualität eines Fotos verantwortlich 😉

  6. Toller Artikel Robert.
    Und vor allem begeis­tert mich Deine Ehrlichkeit.
    Auch ein noch so erfolg­rei­cher Fotograf kann nicht alles wissen.
    Andere geben das ein­fach nicht zu – Du schon – und das fin­de ich gut.
    Wenn man ehr­lich ist erspart man sich so man­ches Fettnäpfchen und noch eini­ges Unangenehmes mehr. Und es beweist Selbstbewusstsein!
    Gut gemacht.

  7. Hallo Robert,

    als Kollege kann ich mich Deiner Meinung anschließen.
    Man hat sei­ne Erfahrungen mit der bestehen­den Ausrüstung gemacht die seit zig Jahren ent­stan­den ist und man will sich auf die Arbeit an sich kon­zen­trie­ren. Dann muß ein­fach alles klap­pen bzw. man kennt die Macken des Systems und reagiert.

    Eine Seite die trotz­dem ab und an besu­che ist http://www.digitalkamera.de.
    Die detail­lier­ten Test kos­ten aber etwas. Für mich rei­chen die kos­ten­frei­en Überblicke allerdings.

    Übrigens ein sehr infor­ma­ti­fer Blog von Dir

  8. Das Schlimmste fin­de ich ist, dass man im Prinzip auf einen Hersteller ange­wie­sen ist: Entscheidet man sich für einen Canon-​Body sam­melt man im Laufe der Zeit auch die ent­spre­chen­den Objektive. Genauso bei Nikon ent­spre­chend auch nur die pas­sen­de Optiken. Ein Wechsel wird schwer, weil man eigent­lich eine Ausrüstung von meh­re­ren tau­send Euro tau­schen und erset­zen müsste.

  9. @freezer: Man ja auch alles gut ver­kau­fen, ist heiß begehrt.…dann ist ein Wechsel über­haupt kein
    Problem.

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