Vor ca. einem Jahr hatte ich einen Weckruf. Ich hatte gerade meinen Artikel mit den Einnahmen aus zwei Jahren Videoproduktion veröffentlicht. Die Umsätze mit insgesamt 411 Dollar waren lächerlich gering und mein Portfolio mit ca. 120 Video winzig.
Aber ich bekam eine sehr lange Mail eines professionellen, langjährigen Videofilmers, der in seinem Text einerseits meine bisherigen Videos technisch und inhaltlich hart – und zurecht – kritisierte und andererseits aber auch klar machte, dass es bei meiner Arbeitsweise kein Problem sein sollte, deutlich mehr als 100 Videos pro Jahr zu produzieren und zu verkaufen.
Niemand hört gerne von seinen eigenen Fehlern, aber um sich verbessern zu können, ist genau das notwendig und so dankte ich dem Absender, druckte mir die Email aus, hängte sie neben meinen Schreibtisch und machte mich ans Werk.
Was hat sich bei mir im letzten Jahr beim Thema Video-Produktion getan? Ich beziehe mich bei allem im diesem Text auf den Zeitraum Juni 2011 bis Mai 2012.
Portfolio-Größe
Momentan beliefere ich aktiv sechs Video-Agenturen: Pond5*, Fotolia*, Shutterstock*, Revostock*, ClipCanvas* und Clipdealer*. Dort habe ich jeweils durchschnittlich 434 Videos online, mit 468 am meisten bei Fotolia und mit 412 am wenigsten bei Clipdealer. Das liegt dort hauptsächlich an der langen Freischaltezeiten meiner aktuellsten Videos, ansonsten basieren leichte Schwankungen auf unterschiedlichen Ablehnungen. Mein Ziel, bis jetzt mindestens 300 Videos zu produzieren, habe ich damit deutlich übererfüllt. Das lag auch daran, dass meine Annahmequoten durch die People-Motive bei 95–100% lagen. Von den über 15.000 perfekten Video-Clips eines Simon Krzic bin ich jedoch leider noch weit entfernt.
Hier exemplarisch die Entwicklung meiner Video-Uploads bei Fotolia:
In der Mail riet mit der Videofilmer, ich solle mich ebenso wie bei Fotos auch bei Footage auf das konzentrieren, was ich am besten kann: Menschen fotografieren bzw. filmen. Meine ersten Video-Sujets waren ja wehrlose Blümchen, Landschaften und anderes Zeug.
Deswegen habe ich einige Video-Shootings gemacht und bei einigen Fotoshootings am Ende des Shootings einfach noch eine Stunde Video mit rangehängt. Deshalb konnte ich innerhalb des letzten Jahres auch insgesamt über 310 Videos produzieren, was über das Doppelte der beiden Vorjahre ist.
Die Innen-Ausleuchtung für Video-Aufnahmen bereitet mir immer noch einige Probleme, was vor allem an zu wenig Dauerlicht und zu wenig Platz im Studio liegt. Zur Zeit muss ich immer die Blitze fast komplett abbauen, damit das Dauerlicht genug Platz hat und umgekehrt, was logischerweise zuviel Arbeitsaufwand ist, um richtig produktiv zu sein.
Verkäufe und Einnahmen
Im letzten Jahr hatte ich mit meinen Videos 319 Verkäufe erzielt, also durchschnittlich 53 pro Agentur und 27 Sales pro Monat. Die Schwankungen waren hier sehr stark mit nur 6 Verkäufen bei Clipdealer und 126 Verkäufen bei Fotolia. Letztere waren aber über die Hälfte Abo-Downloads, was den Preis stark nach unten trieb.
Kommen wir endlich zu den Umsätzen: Insgesamt habe ich ca. 4062 Dollar verdient, ca. deshalb, weil ich die Umsätze von Fotolia und Clipdealer der besseren Vergleichbarkeit wegen von Euro in Dollar umgerechnet habe. Den größten Anteil daran hat Shutterstock, bei denen ich in zwölf Monaten 1336 Dollar mit meinen Videos verdient habe. Das macht 111 Euro pro Monat. Ganz knapp auf Platz zwei folgt der Umsatz-Sieger des Vorjahres, Pond5, mit 1312 Dollar, also 109 Dollar im Monat. Das Schlusslicht bildet wie bei den Verkäufen Clipdealer mit 138 Dollar Umsatz im gesamten Jahr. Das verwundert mich etwas, da sie viele meiner Fotos verkaufen.
Hier die Übersicht mit den kompletten Zahlen:
Pro Monat verdiente ich im letzten Jahr durchschnittlich 338 Dollar mit meinen Videos. Mein RPI pro Jahr und Video lag damit bei 9,41 Dollar. Würde ich demnach im nächsten Jahr wieder ca. 300 Filmchen hochladen, käme ich auf ca. 6900 Dollar Umsatz mit allen Videos.
Der Umsatz pro Verkauf lag im letzten Jahr bei durchschnittlich 18,23 Dollar, was eine deutliche Steigerung zu 11,10 Dollar im Vorjahr ist.
wobei vier Agenturen Umsätze über 21 Dollar erzielten und nur zwei Agenturen den Schnitt nach unten zogen. Das war zum einen Shutterstock mit einem RPD (Revenue per Download) von 12,98 Dollar und Fotolia mit einem RPI von 5,53 Dollar. Das sind die Auswirkungen der vielen Abo-Verkäufe im Videobereich bei beiden Agenturen.
Trotzdem erzielte Shutterstock durch die schiere Menge an Verkäufen den höchsten RPI mit 3,15 Dollar pro Bild.
Technik und Lerneffekte
Im letzten Jahr hatte ich mir sowohl ein sehr billiges Schulterstativ* als auch eine günstige Kamera-Schiene gekauft, in der Hoffnung, damit bessere Videos machen zu können. Beides kam bisher erst bei zwei Video-Shootings zum Einsatz und es ist schwieriger als erwartet, trotzdem ruckelfreie Aufnahmen hinzubekommen. Ich versuche ja immer, mein Equipment unterwegs zu kompakt und transportabel wie möglich zu halten, was vor allem im Video-Bereich fast unmöglich ist.
Zur Zeit behelfe ich mir damit, dass ich draußen bei leicht bewölktem Himmel die Kamera einfach auf ein Manfrotto Mini-Stativ* mit Kugelkopf stelle und keine Kamerabewegungen mache.
Die Zukunft
Nach den deprimierenden ersten zwei Video-Jahren war mein drittes Jahr schon ein Lichtblick. Ich will jetzt mit mindestens 350 neuen Videos bis zum nächsten Jahr auf mindestens 600 Dollar Umsatz pro Monat zu kommen. Hoffentlich greift der Abo-Wahn nicht zu schnell auf die Video-Agenturen über, da dieser sonst auch dort die Preise vermutlich schneller nach unten treibt als die Verkäufe wachsen können.
Die Email des Videofilmers hängt immer noch neben meinem Schreibtisch und heute weiß ich, dass er recht hatte: Mehr ist möglich.
Welche Erfahrungen habt ihr mit der Produktion von Videos gemacht? Welche Agenturen laufen bei Euch am besten?
* Affiliate-Link
Sehr interessanter Bericht – vielen Dank!
Interessieren würden mich natürlich noch die ganzen Tips aus dem Brief:-)
Ich habe erst vor ein paar Wochen angefangen Videos hochzuladen, die ich extra dafür produziert habe und das sind lediglich ca. 10. Ansonsten habe ich noch zwischen 20 und 50 ältere Test-Videos von der 5d, die inzwischen auch online sind. Viel kann ich also noch nicht sagen, aber trotz der geringen Anzahl habe ich in 2 Wochen 5 Videos verkauft (ca. 55 Dollar). Es scheint also (hochgerechnet) ein interessanter Markt zu sein. Leider funktioniert istockphoto bei mir nicht wirklich: Lade ich über ftp hoch erscheinen die Videos nicht auf meiner Seite und über den normalen Seitenupload hängen die Videos oft ewig in der Bewertungsschleife. Der Support versucht sie dann wieder neu „zu starten“ oder bittet mich die Videos erneut hochzuladen. Das nervt. Irgendeine Idee?
LG
Stefan
Ps.: Gerade per email erhalten:“ Wooah – cool! The information your shared with us convinced us you should definitely receive an invitation to sell footage on Clipcanvas.“ … man soll sich wohl gebauchpinselt fühlen.;-)
@Stefan: Istockphoto beliefere ich nicht mehr mit Videos, 15% Kommission sind mir da zu wenig.
Da hast du recht, aber die Preise sind höher als z.B. bei Fotolia. Ich persönlich finde auch ein 50:50-Modell nicht wirklich fair.
Hi Robert,
also betreffend „Abo Wahn“, ich verkaufe auch hauptsächlich auf pond5, lade meine Videos aber auch auf fotolia hoch. Habe allerdings den „Abo – Verkauf“ deaktiviert da ich mir ja nicht selbst Konkurrenz machen will und ich es den Kunden von pond5 schuldig bin nicht wo anders die selben Videos zu verschleudern.
lg, Klaus
@Filmklaus: Den Abo-Verkauf bei Fotolia kannst Du nur für exklusive Dateien deaktivieren. Da würde ich dringend überprüfen, ob Du nicht irgendwo was falsch angegeben hast, denn exklusiv Videos darfst Du nicht woanders anbieten…
Aha Robert, danke für die Info, man lernt nie aus 😉 Hab mir nochmals alle Einstellungen bei fotolia angeschaut. Etwas verwirrend. Menüpnkt „Ich möchte meine exklusiven Bilder und Videos im Fotolia Abo anbieten“ und „Ich bin damit einverstanden, Voll Exklusiver Anbieter bei Fotolia zu sein“ habe beides deaktiviert. Aber du hast Recht!
Werd überdenken ob ich bei Fotolia überhaupt noch was anbiete,(vielleicht nur noch die 2.Wahl und die dann exklusiv) da ja bei einem VK von €50.- nur €15.- überbleiben, im Abo natürlich dann noch viel weniger.
Bei pond5 bekomme ich 50%, aber ich verkaufe sowiso fast nur dort da ich zum Großteil redaktionelle Videos anbiete.
Wünsche dir viel Erfolg und werde weiterhin deinen Blog verfolgen!
Na, da hat sich die Mail offenbar mal gelohnt. 🙂
Nicht ganz passend, aber es geht um stockvideo:
Hat vielleicht jemand einenTip? Bridge mach aus meinen Kommas in den Stichwörtern Semikolons, die wiederum „versteht“ clipdealer nicht und macht aus allen keywords ein langes keyword. besten Dank!
Das Wichtigste hast du vergessen: Links zu deinen Videos 😉
LG
Gernot
@gfgfgf Google einfach nach meinem Namen und den Namen der Videoagenturen…
@Robert mit welchem Dauerlicht arbeitest Du im Studio? Selber arbeite ich mittlerweile mit Tageslichtlampen, nachdem mir eine Halogenleuchte explodierte und mir im wahrsten Sinne des Wortes um die Ohren flog. Den angesprochenen Umbau im Studio der Beleuchtung, empfinde ich ebenfalls als sehr lästig und hemmend was den Workflow betrifft.
mfg
Birgit
Probleme gibt es leider noch einige und das perfekte Videomodell vermissen wir noch. Irgendwie fühlt sich das auch noch immer ein wenig nach „den Anfängen“ an. Vergleicht man die wirklich extrem hohen Kosten einer wirklich professionellen Videoproduktion mit denen einer Fotoproduktion, wird schnell klar, dass die Verkaufszahlen der Videos zu gering und die Preise zu niedrig sind. Dem 50:50 Modell kann ich ebenfalls hier nicht zustimmen. Das mag bei Fotos noch gehen, bei Videos nicht. Das Verhältnis ist einfach noch ganz anders hierbei.
Trotzdem,
Video kommt mit riesengroßen Schritten
Sehr viele unserer Fotokunden kontaktieren inzwischen wegen Videos und eigentlich gehört schon jetzt ein Video zum guten Ton einer professionellen Webseite.
In 2 Jahren wird sich das Bild gewandelt haben und bis es so weit ist, am Ball bleiben und fleißig sein. Es lohnt sich!
Grüße aus Köln, dirk
Sag mal du machst in deinen Videos kaum Schärfenverlagerungen, gibt es da einen Grund für? Ist das nicht gefragt oder liegt dir das einfach nur nicht?
@Dino: Das liegt daran, dass ich kein gutes Equipment dafür habe.
Also wenn das so ist, habe ich vielleicht einen Vorschlag der dein Spektrum erweitern könnte: Ich benutze sehr gerne Apps zum kontrollieren meiner DSLR (in verwenden den „DSLR Controller“ aber es gibt verschiedene). Da kann man eine ganze Menge Dinge mit machen aber vor allem kann man zwei Schärfepunkte einstellen und die Kamera von einem Punkt zu anderen verlagern lassen ohne das man die Kamera berühren muss. So kriegt man ruckelfreie Schärfeverlagerungen hin. Vielleicht ist das ja was für dich… 🙂
lg
@Dino: Danke für den Hinweis: Da muss ich glatt mal überlegen, mir ein Android-Gerät zuzulegen… 🙂
Schau dir ruhig die Tests dieser Apps mal an, da kann man einiges tun was sonst sehr viel Geld kostet. Günstige Android Tablets gibt es bereits ab 200€… 😉