Vor ca. zwei Wochen hatte ich hier im Blog über Abrechnungsprobleme bei einigen Bildagenturen geschrieben.
Mittlerweile habe alle drei im Artikel genannten Agenturen zu meinem Artikel Stellung genommen. Hier ihre Aussagen:
Die Bildagentur Waldhäusl veröffentlichte am 1. Dezember einen Hinweis in deren Blog mit dem Titel „Prozedur für nicht abgerechnete Webverwendungen über Chromorange“.
Darin schreibt die Agentur:
„Liebe Fotografen,
in letzter Zeit häufen sich Beschwerden, dass Bilder, die über Chromorange vermarktet werden, auch nach langer Zeit nicht abgerechnet wurden. Es handelt sich dabei um Online-Verwendungen im Jahr 2009.
Es scheint, dass einige Verwendungen nicht richtig erfasst wurden. Daher gelangte in einzelnen Fällen das Honorar nicht zu Chromorange und in weiterer Folge auch nicht zu Ihnen.
Sammeln Sie Screenshots und URLs von Websites die nicht abgerechnete Bilder aus Ihrem Bestand zeigen und mailen Sie sie an uns. Wir werden diese an Chromorange zur Abrechnung weiterleiten.
Wir versuchen diese Fälle so rasch wie möglich zu klären und bedauern, dass einige Bildverwendungen dadurch erst verspätet zur Auszahlung kommen.
Vielen Dank für Ihr Verständnis!“
Der Geschäftsführer von Chromorange wiederum drohte mir mit rechtlichen Schritten, wenn ich ihn namentlich nennen oder zitieren würde.
Die Marketing-Managerin Nicole Hoffmann von der dpa Picture-Alliance GmbH schrieb mir eine Mail, die ich hier wiedergeben darf:
„Lieber Herr Kneschke,
mit Interesse haben wir Ihren Blogeintrag verfolgt. Als Bildvermarktungsagentur vertreiben wir unter anderem auch Bildmaterial, das wir von der Bildagentur Chromorange zur Vermarktung erhalten. Seien Sie versichert, dass wir alle uns bekannten Bildverwendungen zeitnah und ordnungsgemäß mit der Agentur abrechnen. Die Ausschüttung des Bildhonoraranteils erfolgt dabei zeitgleich mit der Rechnungsstellung zum Kunden, so dass wir hier sogar in Vorleistung gehen. Eine Abrechnung setzt allerdings voraus, dass uns die Nutzung des entsprechenden Bildes auch bekannt ist. Dies geschieht bei Zeitungen, Magazinen und deren online-Auftritten nun einmal branchenüblich durch Meldung der genutzten Bilder seitens der Publikationen, so dass es immer dann zu Verzögerungen im Ablauf kommen kann, wenn diese nicht zeitnah erfolgt.
Es mag sein, dass Ihnen diese vom Vertrauensverhältnis zwischen Agentur und Kunde geprägte Vorgehensweise nicht zweckmäßig erscheint, wir haben allerdings keinen Grund zur Annahme, dass dieses seit Jahrzehnten übliche Procedere nicht zielführend ist. Da die Verwendungsmeldungen unserer Kunden in der Regel nicht maschinell erstellt werden, ist es denkbar, dass Bilder übersehen oder mit falscher Bildnummer zurückgemeldet werden. Sollte aus solchem Grunde einmal ein Bild nicht korrekt abgerechnet worden sein, sind wir für jeden Hinweis dankbar und werden selbstverständlich derlei umgehend korrigieren.
Auch wenn wir Ihre Verärgerung über scheinbar unabgerechnetes Bildmaterial verstehen können, ist uns nicht ganz verständlich, warum Sie Herrn Eckhardts Reaktion auf Ihren Anruf emotional interpretieren. Als Vermarktungsagentur haben wir nicht nur keine direkte Geschäftsbeziehung mit den Fotografen bildgebender Agenturen, noch ist es – und dafür bitten wir Sie um Verständnis – weder zulässig, noch in Ihrem Sinne, vertriebliche Informationen telefonisch an nicht bekannte Anrufer weiterzugeben.
Zu Ihrem Unverständnis bezüglich des nicht genannten Urhebers bei Bildverwendungen können Sie versichert sein, dass alle unsere Kunden zur vollständigen Nennung verpflichtet sind. Sofern uns die Bilder jedoch ohne oder mit unvollständiger Nennung des Fotografen zur Vermarktung zur Verfügung gestellt werden, können auch unsere Kunden über die vorhandenen Informationen hinaus keine genaue Urhebernennung vornehmen.
Gerne stehen wir Ihnen für alle Ihre Rückfragen zur Verfügung und verbleiben mit besten Grüßen
Nicole Hoffmann“
Der schwarze Peter wird demnach von jeder Agentur weitergereicht, bis das Problem anscheinend beim Kunden, in diesem Fall dem Axel Springer Verlag zu liegen scheint. Ähnliches wurde schon in den Kommentaren des Ausgangsartikels vermutet (Stichwort Push-FTP).
In der Zwischenzeit habe ich Herrn Waldhäusl gebeten, meine Bilder aus den betroffenen Partner-Agenturen zu entfernen, der dieser Bitte auch entsprochen hat.
Ob sich der geschilderte „Stau“ wirklich gelöst hat, werde ich in wenigen Monaten sehen, wenn die Honorare der von mir gemeldeten, bisher nicht abgerechneten Fotos, endlich eingegangen sind.
Update 8.12.2011: Der oben verlinkte Blog-Beitrag bei Waldhäusl scheint auf deren Seite entfernt worden zu sein.
Da merkt man mal wieder wie sehr die Leute an alten Geschäftsmodellen festhalten: “ .. wir haben allerdings keinen Grund zur Annahme, dass dieses seit Jahrzehnten übliche Procedere nicht zielführend ist.“
Ich glaube vor „Jahrzehnten“ wurden die Negative noch per Post und Pferdekutsche verschickt, fällt nur mir auf, dass es u.U. Sinn macht, hier mal
ein wenig Staub zu entfernen .. und vor allem noch Stolz darauf sein, da kann ich nur den Kopf schütteln.
Offensichtlich ist diese „Jahrzehnte alte Prozedur“ vermutlich schon immer zum Nachteil der Fotografen gewesen, nur jetzt wird es durch google-image erst möglich das zu kontrollieren und die Fehler der „Prozedur“ aufzudecken.
Da fühle ich mich im Microstock-Markt doch sehr viel wohler ..
Jaja…jetzt jaulen die getroffenen Hunde!
„Sammeln Sie Screenshots und URLs von Websites die nicht abgerechnete Bilder aus Ihrem Bestand zeigen und mailen Sie sie an uns. Wir werden diese an Chromorange zur Abrechnung weiterleiten.“
Genau, das ist ja kein Problem, als Fotograf hat man ja die viel bessere Übersicht, wer was gekauft hat, als die Agentur! 😉
eieiei …
jahrzehnte …
Wann wurde nochmal das Internet modern?
Eine Urhebernennungspflicht auf allen Medien, ist endlich nötig!
Lässt sich das nicht irgendwie, irgendwo mal durchsetzen. Wenigstens in Deutschland …
Wo soll ich unterschreiben?!!
„Der Geschäftsführer von Chromorange wiederum drohte mir mit rechtlichen Schritten, wenn ich in namentlich nennen oder zitieren würde.“
Hallo? Hat der noch nie was von Impressumspflicht gehört. Ein Klick auf der Chromorange Seite genügt und ich kenne den Namen. Aber gut, wenn er das nicht will ist auch OK.
Mit einer Agentur, die bei dem ersten Problem gleich mit dem Anwalt droht, würde ich keine Geschäftsbeziehungen unterhalten wollen. Die Stellungnahme von Chromorange war somit wohl ein Eigentor…
Als Makrostocker sollte man daraus auch lernen, dass lange Vermaktungsketten nicht sinnvoll sind. Beim Fotografen bleibt dabei immer am wenigsten vom Erlös hängen.
Ja, die Reaktion vom Inhaber von Chromorange spricht Bände. Interessant finde ich aber auch, wie die beiden Agenturen (Chromorange und Waldhäusl) mit der Problematik umgehen:
Waldhäusl kommuniziert sehr offen und informiert auch die Fotografen. Das jetzt der Fotograf in der Pflicht ist, nicht abgerechnete Nutzungen zu recherchieren und zu melden, ist ein anderes Thema.
Und bei Chromorange passiert nichts! Als Lieferant bei CR habe ich noch keinerlei Information bekommen. Weder per E‑Mail noch in dem Fotografenbereich steht etwas darüber (obwohl es ziemlich relevant ist). Das Thema ist dort einfach nicht vorhanden. Ich habe das eigentlich auch nur erfahren, weil ich das Weblog von Waldhäusl abonniert habe. Das finde ich zusätzlich eine Frechheit von Chromorange.
Hallo,
der Link zu dem Bericht bei WALDHÄUSL zeigt Error an.
Gruß Thomas
@Thomas: Ja, der Blog-beitrag scheint vorhin entfernt worden zu sein…
“Sammeln Sie Screenshots und URLs von Websites die nicht abgerechnete Bilder aus Ihrem Bestand zeigen und mailen Sie sie an uns. Wir werden diese an Chromorange zur Abrechnung weiterleiten.”
Und was ist mit den in Print-Medien erschienenen Bildern? Wie soll das ein Fotograf überblicken und nachweisen? Mir ist nicht verständlich, dass sich Partneragenturen nicht pro aktiv bemühen korrekte Abrechnungen zu erhalten. Müsste doch auch in ihrem wirtschaftlichen Interesse sein, ihren Teil vom Kuchen zu bekommen. Und theoretisch sollten dann davon auch entsprechende Honorare an den Fotografen weitergegeben werden.
Ich habe meinerseits auch einmal über Chromorange nachgedacht. Wer Probleme nicht lösen will, sondern scheinbar von vorne herein wegdrohnen möchte, kann allerdings kein Geschäftsparnter von mir werden. Da ist mir auch egal wie umsatzstark eine Agentur womöglich ist. Zumal diese Art Problem mit etwas Engagement und einer freundlichen Entschuldigung für das Missgeschick wohl zu klären gewesen wäre (wenn’s dann nicht immer wieder passiert).
Hallo,
leider gehöre ich auch zu den Chromorange-Opfern. Bei mir liegt der Fall allerdings anders. Tscherwitschke hat von mit 1700 Bilder zur Vermarktung. Aber nur 20 Fotos hat er in seinem online-Angebot. Er hat die Bilder an Subagenturen verschickt, bietet sie aber selbst nicht an. Ich suche nach einem Weg aus dem zwielichtigen Vertrag herauszukommen. Auf Mails bekommt man von Chromorange nie eine Antwort und telefonisch ist nie jemand zu erreichen. Über Abrechnung möchte ich gar nicht reden, seit über einem Jahr habe ich noch keinen Cent gesehen. Villeicht hat ja schon einer es geschafft, aus dem Cromorange-Vertrag vorzeitig raus zukommen? Bin für jeden Tip dankbar.
Beste Grüße
Achim Kaden
@Achim Kaden: Ruf mal bei RA Julia Grissmer an, die weiß sicher eine Lösung – ist auch bezahlbar.
Bei Dreamstime sind meine Einnahmen auf Januar 2012 auf $98.51 und gehen seit dem nicht weiter.
Genau seit Januar! Richtig gelesen habe ich über Dreamstime nicht mehr verkauft.
Interessanterweise erst ab $ 100 darf ich die Auszahlung beantragen.
Langsam bin ich sehr skeptisch. Mir scheint alles etwas sehr komisch.
vielleicht kaufe ich selber ein paar meine bilder bei DT und teste ob sie abrechnet werden.
Auch weil ich bei Shuterstock und Fotolia gut verkaufen.
jetzt teste ich gerade depositphotos. Aber das ist ein anderes Thema