Tadaaa, Deine neue Kamera ist da. Du packt sie aus, freust Dich und willst die ersten Fotos machen. Mist, jetzt musst Du vorher die Batterie aufladen. Dann aber kann es losgehen.
Doch Stopp! Bevor Du die ersten Fotos mit Deiner neuen digitalen Spiegelreflexkamera machst, empfehle ich elf Einstellungen, die Du vornehmen solltest, damit Du besser fotografieren kannst. Einige Anmerkungen beziehen sich vor allem auf Canon-Kameras, da ich diese seit Jahren nutze, aber es kann sein, dass es vergleichbare Funktionen bei Nikon-DSLRs gibt.
- Datum einstellen
Die Fotos werden dadurch nicht besser, aber auf jeden Fall kannst Du dann auch in zig Jahren anhand der EXIF-Daten noch erkennen, wann Du ein Foto gemacht hast. - ISO-Werte erweitern
Bei den Canon-Kameras gibt es in dem „Custom Functions“-Menü eine Funktion namens „ISO Expansion“, die aktiviert werden sollte. Damit werden nicht nur die hohen ISO-Werte zugänglich, sondern auch der ISO-Wert 50 statt ansonsten erst ISO 100. Bei knallendem Sonnenschein kann das manchmal den Ausschlag geben, wenn Du Blende nicht weiter geöffnet werden kann oder Du eine längere Belichtungszeit wünschst. - Speicherkarte formatieren
Auch dadurch werden die Fotos nicht besser, aber wer Speicherkarten nutzt, die vorher in anderen Kameramodellen waren, kann unter Umständen das Zählsystem der Kamera verwirren, was Ddazu führt, dass Du auf Deiner Festplatte verschiedene Fotos mit dem gleichen Dateinamen erhältst. Ein hohes Datenverlustrisiko! - Piep-Töne ausschalten
Die Kameras sind so voreingestellt, dass ein Piepton nach erfolgter Fokussierung zu hören ist. Einige Fotografen mögen das, weil sie dann wissen, dass die Kamera mit dem Fokussieren fertig ist. Ich halte das erstens für unnötig, weil ich beim Fokussieren sowieso durch den Sucher oder auf den Display schaue und mir dort die beendete Fokussierung durch einen durchgehend leuchtenden Punkt angezeigt wird. Zweitens verhindert das Piepen Schnappschüsse und verschreckt vielleicht scheue Tiere. Zwei Gründe für mich, das Geräusch zu deaktivieren. - AdobeRGB einschalten / Update: RAW einschalten
Für Macrostock-Bildagenturen und den Druck von Bildern ist der AdobeRGB-Farbraum statt des voreingestellten sRGB-Farbraums die erste Wahl, da dieser mehr Farbinformationen aufnehmen kann. Unter dem Strich werden die Farben dann besser. Wer seine Bilder vor allem im Internet zeigen will, kann sie später per Photoshop-Aktion schnell wieder in sRGB umwandeln, behält aber in der RAW-Datei mehr Farbwerte. Ein Leser merkte richtigerweise an, dass der Farbraum einer RAW-Datei erst bei der Umwandlung zugewiesen wird. Demnach bezieht sich der eingestellte Farbraum vor allem auf die JPG-Dateien einer Kamera und wird damit irrelevanter. Wichtiger wird damit aber, an seiner Kamera die Aufnahme im RAW-Format einzustellen. Ich aktiviere parallel auch eine Aufnahme als kleines JPG, weil ich damit schneller Bildauswahlen treffen kann. - Neutralen Bilderstil einstellen
Heutzutage erlauben die Kameras schon die Grundfunktionen der Bildbearbeitung: Farbton, Schärfung, Farbsättigung. Diese sogenannten Bilderstile sind nett, aber vor allem für Stockfotografen nicht so nützlich, da die genauere Bearbeitung lieber am Computer erfolgen sollte. Hilfreich sind sie eher für Fotografen, die auf Veranstaltungen direkt gedruckte JPGs an Kunden verkaufen, zum Beispiel in Zoos oder Vergnügungsparks. Ich stelle den standardmäßig relativ stark geschärften Look auf Null, damit ich eine neutrale RAW-Datei erhalte, bei der ich zum Schluss selbst die Schärfe bestimmen kann. - Auto-Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtung ein
Das Gegenteil nutze ich bei der Rauschreduzierung. Im schon erwähnten „Custom Functions“-Menü aktiviere ich die Rauschreduzierung, die bei Aufnahmen, die länger als eine Sekunde belichten, Hotpixel und Nebelbildung reduzieren, damit ich eben das nicht am Computer machen muss. Der große Nachteil: Die Technik funktioniert, indem die Kamera ein zweites Bild mit der gleichen Belichungszeit, aber geschlossenem Kameraverschluss macht, um die dort auftretenden Fehler im Originalbild zu beheben. Das führt logischerweise dazu, dass eine 30 Sekunden-Belichtung erst nach einer Minute fertig ist. Nix für Ungeduldige. - Netzgitter einblenden
Bei meiner Canon 5D Mark II kann ich wählen, ob ich bei Video-Aufnahmen dünne horizontale und vertikale Linien eingeblendet haben möchte oder nicht. Die Funktion heißt „Netzgitter“. Ich wähle immer der erste Netzgetter mit je 2 waagerechten und senkrechten Linien. Das ist sehr hilfreich, um den Horizont gerade auszurichten oder die Komposition zu verfeinern. - Focusing Screen auswechseln
Wer diese praktische Funktion auch für Foto-Aufnahmen haben möchte, kann sich eine andere „Sucherscheibe“, im Original „Focusing Screen“ genannt, einbauen. Seit einigen Jahren habe ich bei mir den Focusing Screen EG‑D* drin und will ihn nicht mehr missen. Die Anordnung der Linien ist mit dem Netzgitter der Video-Aufnahmen identisch, aber die Linien selbst sind so dünn, dass sie nie stören, aber immer sichtbar, wenn ich sie brauche. - Copyright setzen mit EOS Utility
Wer seine Fotos öffentlich zeigen will, risikiert schnell, dass die Bilder unerlaubt im Internet auftauchen. Da ist es praktisch, wenn in den Metadaten jeden Fotos automatisch ein Copyright-Vermerk hinzugefügt wird. Das kann bei vielen Canon-Kameras mit dem mitgelieferten Programm EOS Utility eingestellt werden. Das ist zwar keine allein ausreichende Methode, um seine Bilder zu schützen, aber besser als gar nichts. - Firmware überprüfen
Je nachdem, wie lange Dein Kameramodell auf dem Markt ist, kann es sein, dass es neue Firmware für den kamerainternen Chip gibt. Meistens verbessern sie die Kamerafunktionen oder beheben Fehler. Bei dem letzten Firmware-Update für die 5D Mark II wurde beispielsweise die Funktion ergänzt, Videos im manuellen Modus zu drehen.
Jetzt bist Du dran: Wie stellst Du Deine Kamera ein und warum?
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Hallo Robert,
bis auf den Farbraum habe ich alle Parameter in der Kamera so eingegeben, wie Du es beschrieben hast. Im Raw Format werden Adobe RGB Farbraum und sRGB Farbraum, bin ich der Meinung nicht festgeschrieben, sondern nur im JPG Datei Format. Erst in der Bild Bearbeitung gebe ich den Farbraum z. B. in PS CS3 an. Des weiteren gibt mein Monitor nicht an, in welchen Farbraum die Bilder angezeigt werden (Kalibrierung). Sehr viele Stockfoto Portale haben ihre Monitore auf sRGB Farbräume kalibriert. Stelle ich jetzt Bilder mit Adobe RGB Farbraum ein, wird der Bild Selektor von dieser Agentur diese Bilder unter Umständen wegen falscher Belichtung (zu hell, zu dunkel) und schlechter Bild Qualität ablehnen. Aus diesem Grund kann ich Deine Meinung mit dem Adobe RGB Farbraum nicht so richtig teilen.
Moin Robert,
Trophy hat recht: die Punkte 5 und 6 sind im RAW-Format unrelevant. Die werden beim Export aus dem jeweiligen RAW-Konverter erst spannend. Und das bringt mich zu einem anderen Punkt: In der Kamera das RAW-Format einstellen 😉 Ob man sich zustäzlich JPGs erzeugen lässt oder nicht ist dann persönliches Gusto, aber RAW ist Pflicht.
Liebe Grüße
Christian
@Trophy: Was den Farbraum im RAW-Format angeht, bin ich mir nicht sicher. Aber bei den Bildagenturen schon: Macrostock-Agenturen bestehen auf AdobeRGB, bei Microstock-Agenturen ist eine Konvertierung zu sRGB sinnvoller. Mittlerweile unterstützen aber immer mehr Browser (Firefox 3, Safari, etc.) auch die Darstellung im AdobeRGB-Farbraum, es wird demnach sicher nur eine Frage der Zeit sein…
Super Tipps! Besonders „ISO-Werte erweitern“ kannte ich noch nicht, im Grunde war mir das ganze „Custom Functions“ Menü noch nicht bekannt. Danke Dir!
Christian und Trophy, ihr habt Recht, was den Farbraum im RAW-Format angeht, deshalb habe ich Punkt 5 aktualisiert.
So selbstverständlich die oben genannten Punkte scheinen mögen, etliche Fehler dürften auch routinierten Fotografen schon passiert sein. Bevor ich mich mit einer neuen Cam an richtige Jobs wage, spiele ich doch vorher eine Weile mit dem neuen Werkzeug um Routine damit zu bekommen.
Die RAW-Daten enthalten die Farbinformationen so, wie sie vom Chip kommen. Die theoretisch mögliche Farbtiefe beträgt bei gängigen Spegelreflex-Kameras 12 oder 14 Bit je Farbe. In DPP (mit Canon-Kameras mitgelieferter RAW-Konverter) z.B. kann man mit „Einstellung“ / „Arbeitsfarbraum“ verschiedene Ausgabe-Farbräume wählen (unter anderem sRGB, Adobe RGB, Wide Gamut RGB). Diese Ausgabe-Farbräume sind auf 8 Bit je Farbe begrenzt.
Selbstverständlich kann der RAW-Konverter nur die Farbinformationen in die Ausgabedaten hineinpacken, die in den RAW-Daten vorhanden waren. Obwohl die RAW-Daten eine deutlich größere Farbtiefe als die Ausgabe-Farbräume bieten, lassen sich bestimmte Farben mit der Kamera nicht wiedergeben. Das betrifft insbesondere extreme Farbtöne hoher Sättigung. Diese Farben lassen sich mit dem Aufnahmefarbraum der Kamera (RGB) nicht wiedergeben.
Ich hatte in diesem Jahr Gelegenheit, bei einem engagierten Züchter Kakteen-Blüten zu fotografieren. Deren Farben lassen sich teilweise mit heutzutage üblicher Kameratechnik nicht originalgetreu reproduzieren… Die einzige Alternative wäre die Abkehr vom Bayer-Sensor…
Die Materie ist sehr komplex und hat bei genauer Betrachtung unerquicklich viel mit Mathematik zu tun. Der Wikipedia-Artikel gibt einen ersten groben Überblick…
LG Holger
Für alle alten Hasen ist Punkt 11 kein Thema. Allerdings würde ich keinem Neueinsteiger empfehlen, zu Beginn ein neues Firmwareupdate auf die Cam zu spielen. Das könnte mächtig in die Hose gehen.
Häää!?
Ich mag deinen Blog!
Aber diesen Beitrag find ich sehr albern.
Wer eine SLR kauft, und sich z. B. vorher nicht mit ihrem ISO-Bereich vertraut gemacht hat, sollte lieber einen Abend-Mal-Kurs besuchen, oder weiterhin Fotos mit seinem Handy machen.
@ Stefan und anemo:
Eigentlich ist gar nix davon wirklich ein Thema.
Wer mit diesen Dingen nicht larkommt, der sollte in der Tat Handyfotos machen und die Finger von einer D‑SLR lassen.
ISO-Werte einstellen, Karte formatieren, Adobe RGB 1998 (bzw. ECI-RGB) einstellen, das sind doch solche Basics. Also ehrlich, wer so was nicht drauf hat (oder selber in der Bedienungsanleitung nachlesen kann), was will der denn noch? Stockphotos machen? Meine Fresse, aber bestimmt nicht!
Mensch, Holger Schmidt, hast Du jemals für eine Gartenzeitschrift oder den Service „Heim und Garten“ einer Zeitung gearbeitet? Bei dem, was Du da „abdrückst“, was die Kamera nicht kann, was mit Mathematik oder Wikipedia zu tun habe, da greif‘ ich mir echt an ’n Kopp.
Was wird das denn nun, eine wissenschaftliche Grundsatzdebatte?
Zeig‘ mir mal Deine abgedruckten oder sonstwie veröffentlichten Kakteen, dann reden wir weiter.
Mein Gott, ich liebe Euch Theoretiker! Sprüche so schlau, daß sich Daguerre im Grabe rumdreht!
Ich muß ja nun doch noch einen draufsetzen: Und selbst das, was Euer Kamera-Sensor wiedergeben könnte, das kann die Druckmaschine (und auch der Monitor) noch lange nicht wiedergeben.
Mann, bleibt doch mal mit den Füßen auf dem Boden!
Man könnte denken, ihr hättet grade die Fotografie erfunden. Das ist aber schon ein paar Jahre her. Oder watt?
Tja Franz,
ich sagte es schon. Manche Fotografen sind einfach RAWinierter als Du. ***lol***
Zu Punkt 6: Der Bildstil spielt auch beim RAW keine Rolle.. deswegen heißt es ja RAW. Ein RAW kann man nicht schärfen.. 😉 Du kannst auch s/w an der Kamera einstellen, das RAW bleibt weiter farbig..
Wundert mich etwas, dass Du sowas nicht weißt..
M.
Zu Punkt 11 wäre eine interessante Zusatzfrage, wie ihr mit „inoffiziellen“ Firmwareupdates (CHDK) umgeht. Zum einen gehören solche Basteleien ja nicht in ein Produktivsystem, zum anderen sind einige damit nachgerüstete Funktionen schon echt praktisch.
@Franz: Wenn Du den Wikipedia-Artikel als erste Grundlage durchgearbeitet hast, kann ich Dir gerne darauf aufbauend weitere Links empfehlen oder Dir noch offene Fragen beantworten…
Wer sich ernsthaft mit Farbdruck mit hohem Qualitätsanspruch beschäftigen muß, kommt um Farbmanagement und die Beschäftigung mit Farbraumkkonvertierungen nicht herum.
Ein einfacher Versuch zeigt die Notwendigkeit: Man fotografiere ein Set der knalligen Textmarker, drucke das entstandene Bild aus und vergleiche das Resultat mit der Vorlage… Dies ist einer der Gründe für den Einsatz von Schmuckfarben zusätzlich zu den Prozeßfarben.
PS. Hier geht es nicht um den Farbdruck in Tageszeitungen 😉
Ei, warum denn Wikipedia? Zu Druckvorstufe und allem anderen bis zur farbkorrigierten Ausgabe wird man doch bei Adobe oder Fujifilm fündig. Und zu Digitalfotos bei Pixleboxx und Digipix3.
Ich denke nicht das man sich in dieser Berufssparte auf Wikipedia verlassen sollte.
Ich habe selber schon einen Auftrag aus solchen Gruenden verbockt weil das Profil nicht stimmte. Nachdem Du mal 5000 Hotelprospekte in die Tonne gekloppt hast, neu gemacht und die versemmelten selber bezahlt hast, wirst Du nicht mit Wikipedia daher kommen.
„Zu Punkt 6: Der Bildstil spielt auch beim RAW keine Rolle.. deswegen heißt es ja RAW. Ein RAW kann man nicht schärfen.. Du kannst auch s/w an der Kamera einstellen, das RAW bleibt weiter farbig..
Wundert mich etwas, dass Du sowas nicht weißt..“
RAW ist s/w und nicht farbig.
Die Farbe wird erst beim RAW Convertieren hineingerechnet.
Ein Sensor ist nur für hell/dunkel empfindlich. Vor jedem Sensor ist ein Filter in R,G oder B.
Der Sensor selbst ist überhaupt nicht farbsensibilisiert. Diese Arbeit übernimmt der Filter vor dem Sensor.
Die Farbe selbst wird erst beim Convertieren im PC oder der jpg_Engine der kamera hineingerechnet.
Scanne mal ein Mittelformatdia ein und Zoome auf Pixelebene hinein. Beim Diascann hast du da satte Farbpixel. Bei einer DSLR hast du auf Pixelebene viel mehr „monochrome, graue“ Pixel.
Da ist durch das AA Filter Licht auf alle Sensoren hinter einem RGB Bayer Pattern gestreut worden.
Das ist auch ein Grund warum wirklich hochwertige Videokameras 3 CCDs haben.
Das mit Wikipedia war auch eher witzig gemeint…
ach so, hab ich gerade in dem Buch Canon EOS 5D Mark II von Data Becker gelesen:
der Modus Iso 50 bedient sich eines Tricks von Canon: Die Kamera belichtet intern 2 Blendenstufen über und korrigiert die Belichtung beim Bild anschließend wieder um 2 Blendenstufen. Das geht laut dem Autor deswegen, weil das RAW Format ca. 3 Blendenstufen Spielraum bei der Belichtungskorrektur bietet und ist der Grund, warum Canon den Modus nicht immer freischaltet: in den Spitzen können dadurch Verluste in der Dynamik auftreten.
Dieser Trick zeigt aber auch wie man theoretisch auf Iso 25 kommen kann: Iso 50 einstellen und selber 2 Blendenstufen überbelichten, anchließend im RAW Konverter 2 Blendenstufen runter gehen.
@Jörg: Gut zu wissen: Dann sollte ich meine Nutzung dieser ISO-Werte mal überdenken… 🙂