Gerne probiere ich neue Möglichkeiten aus, um anderes Licht auf meine Motive werfen zu können. Schon lange wollte ich deshalb einen Ringblitz testen.
Ein Ringblitz ist – wie der Name erkennen lässt – ein ringförmiger Blitz, durch dessen Loch in der Mitte fotografiert werden kann. Das hat vor allem bei der Makrofotografie den Vorteil, dass das Objektiv keinen Schatten auf das Motiv werfen kann. Insgesamt besticht ein Ringblitz durch seine große Ausdehnung durch weiches, fast schattenfreies Licht. Bei Portraits erzeugt er zusätzlich diese coolen Kreise im Auge des Models.

Auf der Photokina 2008 habe ich das erste Mal eine Möglichkeit gesehen, „relativ“ preiswert an einen Ringblitz zu kommen.Das System nennt sich RayFlash (manchmal auch RingFlash), wird in Deutschland von Kocktrade vertrieben und kostet ca. 240 Euro. Das klingt zwar viel, aber im Vergleich zu 470 Euro für den Ringblitz von Canon (Ringlite MR-14 EX) bis über 1100 Euro für einen Studio-Ringblitz von Bowens ist das wenig. Bei Amazon gibt es hier übrigens auch den RayFlash für unter 200 Euro. Aber Achtung: Da der Adapter genau vor das Objektiv passen muss, gibt es verschiedene Größen des RayFlashs für Canon, Nikon und die entsprechenden Blitzgeräte.
Der RayFlash wiegt knapp 400g und es gibt auch keine elektrischen Teile, die kaputt gehen könnten. Das Licht wird mittels Prismen und Reflektoren umgeleitet. Klingt einfach, die Herausforderung ist aber, dass der Blitz unten noch genauso hell wie oben leuchtet. Da der RayFlash ein komplett passives System ist, funktioniert auch weiterhin die ETTL-Steuerung am Blitz.
Ich habe jetzt den Ringflash Adapter Canon RAC170‑2, der an meine 5D Mark II zusammen mit dem Canon Speedlite 580 EX II passt. So sieht das Teil aus. Oben ist eine Öffnung, die auf den Blitz geschoben wird. In der Mitte schaut dann das Objektiv durch. Es empfiehlt sich eine Nutzung ohne Sonnenblende am Objektiv, da es bei 72 oder 77mm-Linsen sonst sehr eng wird und die Blende Schatten werfen würde. Das kleine schwarze Ding vorne in der Packung ist ein keilförmiges Gummistück, mit dem bei Bedarf der RayFlash fester auf den Blitz geschoben kann, falls da noch Luft ist. Funktioniert also wie der Bierdeckel unter dem wackelnden Tisch.
Bei mir passt der RayFlash perfekt auf den Blitz, ohne den Gummikeil. Ich kann den Adapter mit einer Hand aufschieben, zum Abnehmen brauche ich aber zwei Hände, da ich sonst fürchte, der Blitzfuss könne beschädigt werden.
Aber nun los, paar Testfotos machen. Der Blendenverlust liegt bei ca. 1 Blende, also habe ich bei den Testfotos immer, wenn der RayFlash vor dem Blitz war, den Blitz eine Blende höhergestellt.
Das Foto zeigt, dass die Lichtverteilung eine ganz andere ist. Vollkommen schattenfrei wird das Licht zwar nicht, aber vor allem bei den ganz dichten Makroaufnahmen oben im Artikel wird schnell ein sehr gleichmäßiges Licht erzielt.
Auch bei Portraits schmeichelt der Ringblitz der Haut viel mehr als der nackte Speedlite. Statt direkt von vorne zu blitzen, steht der Blitz diesmal leicht versetzt links von der Kamera. Vergleiche vor allem die Schatten unter dem Kinn, an der Nase und wie die Haare beleuchtet werden.

Der von vielen geliebte Lichtkreis im Auge wollte sich bei mir nicht so recht einstellen. Das mag aber daran liegen, dass ich meine Portraits meist bei 80–105mm fotografiere. Wer mit einem Weitwinkel dichter rangeht, wird auch die Lichtquelle größer im Auge haben. Das Foto oben ist eine 100%-Vergrößerung von der Serie darüber. Da das Foto vertikal ist, ist auch der Blitz samt RayFlash um 90° gekippt. Wer genau hinschaut, sieht auch, dass der Lichtkreis nicht an allen Seiten gleich breit ist. Der Grund ist bei mir, dass der Rayflash bei mir unten leicht nach hinten kippt.
Die beiden Portrait-Aufnahmen oben sind direkt nacheinander gemacht worden und mit den selben RAW-Einstellungen unbearbeitet abgespeichert. Auffällig ist, dass die Hauttöne mit RayFlash etwas wärmer wirken. Ich habe eine Weile gebraucht, um herauszufinden, woran das liegen könnte. Das Foto unten verdeutlicht den Unterschied.
Beim normalen Blitzen mit dem Speedlite erziele ich mit dem Weißabgleich-Werkzeug in Photoshop an meiner weißen Wand eine Farbtemperatur von 5000 K, üblich für Kompaktblitze. Mit dem RayFlash als Aufsatz sinkt die Farbtemperatur auf ca. 4200 K. Wird die RAW-Datei also wie ein „normales“ Blitzfoto entwickelt, ist es etwas zu warm. Ich weiß nicht, warum das so ist, vermute aber, dass es mit dem verbauten Material zusammenhängt, dass nicht komplett farbneutral ist.
Auch flackerte bei mir beim leichten Druck auf den Auslöser manchmal der Blitz. Ich denke, dass liegt an der TTL-Steuerung, die zwar weiterhin funktioniert, aber durch das Plastik davor behindert wird. Trotz dieser beiden Nachteile ist der RayFlash eine gute – und günstige – Möglichkeit, seiner Fototasche eine weitere Blitzvariante hinzuzufügen, ohne sich über zusätzliche Akkus, Kompatibilität, etc. Gedanken machen zu müssen.
Ich habe den RayFlash schnell lieben gelernt und bin jetzt öfter mit meinem Makro-Objektiv unterwegs. Zusammen mit Speedlite und Ray-Flash ergibt sich so auch ohne Studio fast totale Kontrolle des Lichts bei Makroaufnahmen. Als Beweis hier noch ein Foto von letzter Woche, was ich beim Spaziergang auf den Rheinwiesen aus der Hand geschossen habe. Versuch das mal ohne Ringblitz… 🙂

Ebenfalls wacker geschlagen hat sich der RayFlash auf einer Hochzeit, bei der ich Anfang Juni fotografiert habe. Normalerweise sollte man nie bei einer Hochzeit mit Zubehör arbeiten, was man nicht ausgiebig getestet hat, aber ich dachte mir, notfalls kann ich den Adapter immer noch abnehmen. Auffällig war, dass ich viele beeindruckende Kommentare der Hochzeitsgesellschaft bekommen habe und ich konnte mir sicher sein, dass mir jeder Platz gemacht hat. Dieser riesige Aufbau kann einem aber auch Respekt einflössen. Eine Freundin der Braut hat ein Foto von mir bei der Arbeit gemacht und es mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Krass, gell?
Was sind Eure Erfahrungen mit Ringblitzen? Wenn ihr Fotos habt, die mit Ringblitzen gemacht wurden, könnt ihr das gerne in den Kommentaren posten.
Ich hab einen MR-14 EX, benutze ihn allerdings nicht so oft als das ich sagen würde die 500 Euro hätten sich gelohnt. Schön ist das man bei Makroaufnahmen auch an schwierige Stellen Licht bekommt (z.B. in einem engen Terrarium: http://img.micw.eu/ringblitz.php)
Mike
Ich selbst habe zwar noch keine Erfahrungen mit einem Ringblitz, aber die Fotos sehen vielversprechend aus.
Der gleiche Ringblitzvorsatz ist bei Foto Brenner allerdings deutlich günstiger zu haben (aktuell für 159 Euro).
Alternativ gibt es – ebenfalls bei Foto Brenner – schon für 99 Euro auch einen richtigen Ringblitz, der angeblich E‑TTL und i‑TTL-fähig sein soll (nicht von Canon oder Nikon, sondern von einem Drittanbieter).
Schön, dass Du einen Bericht darüber geschrieben hast. Trage mich auch schon seit langem mit dem Gedanken einen Ringblitz anzuschaffen. Den RayFlash kannte ich noch gar nicht. Werde ich mir auf jeden Fall mal näher ansehen.
LG Maik
Den typischen Ringblitz-Look (diese tollen grossen Ringe) bekommt man leider nur mit Studioblitzen hin. Da hat wirklich Bowens mit ca. 900,-€ (Blitz+Vorsatz) das günstigste Profi-Angebot.
Ansonsten – tolle informative Website !
hey robert, dein anzug sitzt ja super.
horst
als das teil noch nicht in deutschland vertrieben worden ist hab ich direkt den typen von „ray flash“ kontaktiert. er wollte ihn mir für 120 euro inc. versand schicken. war dann aber doch von den zu kleinen kreisreflexen abgeschreckt. da sieht man mal wie sich kocktrade als monopolist die taschen vollstopft.
Du schreibst, das sei eine Möglichkeit, “relativ” preiswert an einen Ringblitz zu kommen. Gibt es denn noch andere?
Nikon, Metz und Sigma bieten Macro-Blitze an, die aber keinen Ring machen und Bilora/Soligor/Marumi haben offenbar ein 52mm kleines Löchlein, siehe auch:
http://www.dslr-forum.de/showpost.php?p=5220545&postcount=6 und
http://www.dslr-forum.de/attachment.php?attachmentid=924441&d=1246527570
Ich würde den Ring primär bei Hochzeiten und anderen Events benutzen, da habe ich mein Tamron 28–75 f/2.8 drauf. Das hat 67mm Filtergewinde und würde durch das 52mm-Loch sicher ganz schön vignettieren.
@Torsten,
das mit der Vignettierung verstehe ich nicht. Bei mir hat der Ringblitz-Adapter ein Loch von ca. 10cm Durchmesser, da passen auch meine Objektive mit 72mm-Filtergewinde durch. Und klar gibt es andere Möglichkeiten. Im Netz gibt es etliche Anleitungen zum Selberbauen, die meist leider auch selbstgebaut aussehen und von der Firma Gigao gibt es auch z.B. die Ringleuchte H‑650‑W für ca. 110 Euro, allerdings als externe Lichtquelle ohne TTL-Steuerung, schwerer und geringerer Lichtstärke.
Lg, Robert
Hallo Robert,
sehr interessant, danke für die infos 🙂 Ich habe schon viele shootings mit ringblitz gemacht und habe gelernt wie man es für verschiedene zwecke nutzen kann. Allerdings nutze ich ein Profoto ringblitz für meine shootings. Ist ein bischen grösser und mehr kraft.
Am anfang hatte ich ringblitz allein genutzt aber habs mit der zeit mit andere blitze kombiniert, weil ich nicht wollte, dass meine bilder wie typische ringblitz bilder aussehen. Hier hast du beispiele
Ringblitz allein
-> http://cache3.asset-cache.net/xc/78605302.jpg?v=1&c=NewsMaker&k=2&d=7B3137E6D90FBAF2C7FE3950FEE1DF34E30A760B0D811297
-> http://cache3.asset-cache.net/xc/78605302.jpg?v=1&c=NewsMaker&k=2&d=7B3137E6D90FBAF2C7FE3950FEE1DF34E30A760B0D811297
-> http://www.vela-photo.com/fashion/_MG_0445.jpg
oder kombiniert mit einem haarlicht:
-> http://www.vela-photo.com/fashion/_MG_3566.jpg
oder sogar haarlicht und zwei lichte hinten links und rechts wie hier:
-> http://www.vela-photo.com/glamour/_MG_2882.jpg
-> http://www.vela-photo.com/glamour/_MG_1789_v2.jpg
das thema ringblitz hat mich lange sehr interessiert. In letzte zeit mache ich weniger.
bis bald!
Luis
mmmh… hatte gerade was geschrieben aber sehe es nicht auf der seite… :-/
@Luis Alvarez: Das muß hier offenbar erst freigeschaltet werden, da ist Geduld gefragt.
@Robert: Was verstehst Du daran nicht?
Vignettieren tut das 52mm-Loch bei Bilora/Soligor/Marumi. Das Loch von ca. 10cm Durchmesser ist dagegen viel besser, daher scheint mir der Ray Flash keine Alternative (zu was?) zu sein, sondern vielmehr für unterwegs die einzig verfügbare Lösung auf dem Markt. Oder gibt es noch Alternativen?
@Torsten,
ah, jetzt verstehe ich dich. Es gibt einige „Nachbauten“ des RayFlash, die meist günstiger sind, aber bei vielen Tests haben die auch bei der Lichtqualität schlechter abgeschnitten.