Es gibt Fotografen und es gibt Stockfotografen.
Letztere werden von ersteren oft schräg angeschaut, als Konkurrenten, Preisdrücker, kreativlose Massenanbieter und mehr. Denn am Rückgang von Fotografieaufträgen sind nicht zuletzt die immer günstigeren Stockfotos schuld, die große Kosteneinsparung erlauben – zu Lasten der Auftragsfotografen.
Da immer mehr Bildagenturen dazu übergehen, auch Aufträge an ihre vielen hundert bis tausend Fotografen zu vermitteln, heute ein Tipp für die Auftragsfotografen.
Wer nicht von Stockfotos, sondern von Fotoaufträgen leben will, sollte sich auf einen Bereich spezialisieren, der von Stockfotografen nicht angedeckt werden kann oder will.
Grund sind entweder die geringen Verkaufchancen über Bildagenturen oder rechtliche Hindernisse.
Nischen ohne den Konkurrenzdruck der Stockfotografie sind zum Beispiel:
- News (für traditionelle Bildagenturen zu schnelllebig und kaum kalkulierbar, hier gibt es Spezialagenturen wie Action Press oder Picture Alliance)
- Modefotografie (die Modestrecken in Magazinen leben davon, dass die Marken genannt und gezeigt werden dürfen – ein „No Go“ im Stockbereich)
- Sport (rechtlich schwierig)
- Produktfotografie (das Markenrecht verhindert sichtbare Marken in Bildagenturen)
- Fine-Art-Drucke- hochklassige Werbung (Wo es auf Originalität und Exklusivität ankommt, helfen Bildagenturen kaum weiter)
- Spezial-Wissenschaften (es gibg genug Fotos von Menschen in weißen Kitteln in der Stockfotografie, aber genaue Gerätebezeichnungen von Spezialapparaten oder die korrekte Wiedergabe wichtiger Arbeitsschritte ist selten)
- Reportagen (hier gibt es Spezialagenturen wie laif, aber die Chance, genau zum gewünschten Thema fertige Fotostrecken zu finden, sind gering)
Das bedeutet nicht, dass ein Sportfotograf, wenn die Geschäfte schlecht laufen, sich gleich um den Auftrag einer Modezeitschrift bewerben sollte. Aber wer außen glücklichen Menschen oder Geschäftsleuten vor weißem Hintergrund mal etwas anderes fotografieren möchte, sollte sich eine Nische suchen, in der Stockfotos selten sind.
Mit welchen Nischen habt ihr gute Erfahrungen gemacht? Oder wo lohnt es sich wegen vieler Stockfotos nicht mehr?
Der Rückgang bei den Aufträgen ist zum Teil durch die Digitalkameras entstanden.In analogen Zeiten war es recht aufwendig, „druckfertiges“ Material zu produzieren.In der Produktfotografie war Mittelformat zwingend nötig. Dazu noch ein professionelles Reprostudio für die scanns und Bildaufbereitung. Ich habe als Kunden einen sehr nahmhaften Möbelhersteller, der hat der Marketingabteilung eine 5D mit Optiken und eine Stidioblitzanlage gekauft. Einsparung entspricht einem Mittelklassewagen pro Jahr. Anderseits macht der Onkel Hugo mit der digitalen oft Hochzeitsreportagen, die einem Profi nicht mehr viel nachstehen. Vor digital war das alles nicht möglich.
„News (für traditionelle Bildagenturen zu schnelllebig und kaum kalkulierbar, hier gibt es Spezialagenturen wie Action Press oder Picture Alliance)“
– Das ist zwar richtig, es gibt jedoch auch Alternativen wie Online-Marktplätze für nachrichtenrelevantes Bildmaterial. Außerhalb Deutschlands haben sich http://www.citizenside.com in Frankreich und http://www.demotix.com in England etablieren können.
In Deutschland ist vor allem das Portal http://www.tvype.com zu nennen, das sich auf die Vermittlung von Videos und Fotos von Bürgerreportern an Nachrichtenredaktionen spezialisiert hat.
@Sergei: Du könntest die Leser ruhig darauf hinweisen, dass Du selbst bei „Tvype“ arbeitest und Du deshalb voreingenommen bist. Als vollwertige Alternative würde ich Tvype, zumals noch in der Beta-Phase, und basierend auf den Erfahrungen mit den Leserreportern von BILD und Stern nicht sehen…
Ich bin Redakteur bei http://www.tvype.com. Das ist richtig, dass wir keine Alternative zur Stockfotografie darstellen. Aus der Sicht der Nachrichtenredaktionen bieten wir einen zusätzlichen Kanal zu den von Ihnen genannten Nachrichtenagenturen und sind deshalb auch für die Fotografen als Zusatzverdienst-Möglichkeit sehr interessant.