Mittlerweile bekomme ich sogar Mails aus vielen Ländern.
Vor einigen Tagen lag diese Mail von Cassandra aus Florida, USA, in meinem Postfach:
„I hope you can read English! I love your stock photography. I am trying to break into the business my self but need guidance! I have a Canon 450d and am going to upgrade to a 5d Mark II but I need help with the lens choice. What is your favorite lens to use? Thank you so much. You are an inspiration to newbies like me!“
Ich antwortete kurz auf englisch, möchte aber hier ausführlicher antworten, da ich gemerkt habe, dass ich meine Objektive meist für bestimmte Zwecke nutze.
Canon EF 24–105 mm, f4, IS USM L
Das ist meine meistbenutzte Linse, mein „Immerdrauf-Objektiv“, da es von Weitwinkel für Übersichtsaufnahmen bis zu einem leichten Zoom für Portraitfotos alles abdeckt. Dieses Können hat seinen Preis. Damit meine ich nicht nur den Wert in Euro, sondern auch, dass es schwer zu benutzen ist. Das Objektiv hat vor allem in den Extrembrennweiten sichtbare Objektivfehler. Da wären beispielsweise im Weitwinkel-Bereich Randabschattungen und kissenförmige Verzerrung, im Tele-Bereich tonnenförmige Verzerrung und je nach Lichtverhältnis bei allen Brennweiten starke chromatische Abberation. Auch die Lichtstärke f4 ist manchmal nicht ausreichend, wird aber oft durch den Bildstabilisatur wett gemacht.
Wer diese Fehler jedoch kennt und sie berücksichtigen kann, sei es schon bei der Aufnahme (durch Wahl einer geeigneten Brennweite) oder nachträglich mit Photoshop, hat mit dem 24–105 ein Objektiv, was sehr vielseitig und robust ist und eine gute Bildqualität liefert.
Canon EF 50mm, f1.8 II
Martin hatte vor einigen Monaten eine Lobeshymne auf dieses Objektiv geschrieben, der ich nur zustimmen kann. Das Objektiv ist mit unter 100 Euro wirklich billig, liefert sehr gute Bildqualität und für den Preis eine unschlagbare Lichtstärke! Außerdem ist es sehr klein und leicht. Diese Eigenschaften zusammen führen dazu, dass ich das Objektiv oft zusätzlich in die Tasche stecke und dann abends froh bin, wenn f4 des obigen Objektivs nicht mehr ausreichen, einige Blendenstufen mehr in Reserve zu haben. Das Objektiv ist meine deshalb „Notfall-Linse“.
Der Autofokus bei diesem Objektiv ist jedoch etwas träge und nicht sehr genau, da heißt es: „Immer schön auf dem Display kontrollieren“.
Canon EF 70–200mm, f2.8 IS USM L
Mein zweitliebstes Objektiv, was ich fast nie für meine Stockfotos einsetze, sondern vor allem für Konzertfotos, Theaterfotografie oder selten, wenn ich den Hintergrund bei Personenaufnahmen verschwimmen lassen will. Das Teil ist wuchtig und mein Mini-Stativ hat schon Probleme mit dessen Gewicht. Dafür ist es so lichtstark, dass sehr gut in dunklen Räumen gearbeitet werden kann, in denen Entfernungen überbrückt werden müssen – wie im Theater oder auf Konzerten eben. Manchmal aber auch, wenn ich das Model auf einen Baum klettern lasse.
Sigma 105mm Macro, f2.8 EX DG
Mit diesem Objektiv mache ich meine Nahaufnahmen. Dabei kommt es nicht auf Schnelligkeit an und das kommt dem Makro-Objektiv zugute. Denn der Autofokus ist so laut und langsam, dass es definitiv keine Schnappschuss-Linse ist. Dafür ist die geringe Schärfentiefe bei Blende 2.8 sehr sehenswert. Oft schalte ich auf manuellen Fokus um, da es nervenschonender ist. Missen möchte ich das Objektiv nicht, denn der Makrobereich eröffnet ganz andere Bildwelten aus die anderen Objektive. Manchmal nutze ich es jedoch auch einfach für Nahaufnahmen von Körperteilen wie Augen, Nase oder Mund.
Canon EF 85mm, f1.2 USM L II
Das ist meine neuste Errungenschaft. Viele Erfahrungen konnte ich noch nicht sammeln. Gekauft hatte ich es, um stimmungsvolle Portrait bei schwierigem Licht aufnehmen zu können, doch mit Vollformat ohne Crop-Faktor ist ein Bildausschnitt nur mit Kopf schon nicht mehr möglich. Schade. Dafür mag ich hier bei den ersten Tests den samtweichen Schärfeverlauf bei großer Blendenöffnung. Die Fotos aus der fokussiert-Serie über meine Arbeit sind fast alle mit dieser Linse entstanden.
Zubehör
Ich nutze an den L‑Objektiven immer die mitgelieferten Streulichtblenden (auch Gegenlichtblende oder Sonnenblende genannt). Diese erhöhen den Bildkontrast undreduzieren Farbsäume.Zusätzlich schützen sie die Objektiv-Vorderseite vor Stößen, Schlägen und klebrigen Kinderhänden.
Außerdem habe ich drei Arten von Filtern in verschiedenen Größen. UV-Filter, Pol-Filter und Graufilter. Die UV-Filter sind an dem Canon 24–105mm und dem 85mm immer dran, vor allem als zusätzlicher Schutz. Das muss ein qualitativ hochwertiger UV-Sperrfilter sein, denn ein Objektiv ist immer nur so gut wie die schlechteste Linse. Einige meinen, das sei Unsinn, weil es die Bildqualität beeinträchtigen würde. Ich wische einen Fleck jedoch lieber auf einem 100-Euro-Filter weg und riskiere da einen Kratzer als auf einem Objektiv für über 1000 Euro.
Die Pol-Filter sind übrigens die einzigen Filter, welche sich nicht mit Photoshop simulieren lassen. Im Studio bringen sie mir nichts (es sei denn, ich fotografiere spiegelnde Flächen), aber bei Außenaufnahmen sorgen sie für satte Farben und den kitschig blauen Himmel.
Die Graufilter nehme ich selten, nur wenn ich eine geringere Schärfentiefe erzwingen möchte, als es bei strahlendem Sonnenschein sonst möglich wäre. Vor allem für Video-Aufnahmen werden die Filter sicher öfter zum Einsatz kommen.
Was für Objektive nutzt ihr und warum findet ihr sie gut?
Ich kann Deine Erfahrungen mit dem 24–105er teilen. Allerdings ist es eben auch richtig, dass man damit gut „umgehen“ kann und deshalb verwende ich diese „Tüte“ bei knapp 90 % meiner Aufnahmen – also auch mein „Immerdrauf“.
Mein Lieblingsobjektiv ist das 24–70/2.8 von Canon. Ich hatte lange überlegt, ob ich mir das 24–105/4, das Du verwendest kaufen soll, oder das 24–70/2.8. Ich habe mich dann gegen den Bildstabilisator sondern für die höhere Lichtstärke entschieden und habe es bis jetzt absolut nicht bereut.
Man kann das Objektiv gut bei Blende 2.8 einsetzen und es ist schon schön scharf. Der einzige Nachteil ist, dass es nicht gerade ein Leichtgewicht ist…
Spannend. Ich nutze fast die gleichen Brennweiten mit meiner Nikon und kann Dir voll und ganz zustimmen. Das 50mm nutze ich meist als Standard im Studio, 85mm für Portraits, 105mm für Makros und 70–200 für Outdoor. Nur den Bereich 24–105 habe ich nicht, mein Immerdrauf ist das 17–55.
„Canon EF 85mm, f1.2 USM L II
Das ist meine neuste Errungenschaft. Viele Erfahrungen konnte ich noch nicht sammeln. Gekauft hatte ich es, um stimmungsvolle Portrait bei schwierigem Licht aufnehmen zu können, doch mit Vollformat ohne Crop-Faktor ist ein Bildausschnitt nur mit Kopf schon nicht mehr möglich.“
Was meinst Du denn mit „ist ein Bildausschnitt nur mit Kopf schon nicht mehr möglich“?
Wenn ich an die guten alten Analog-Zeiten zurückdenke, war das 85er an KB mein Lieblingsobjektiv genau für diesen Zweck: „nur Kopf“.
@Tom: Die Naheinstellgrenze für das 85mm liegt bei 0,95m, da komme ich nicht dicht genug ran, um nur den Kopf formatfüllend auf das Bild zu bekommen. Oder mit dem Fokus meines Objektivs stimmt was nicht?
@Stefan: Ein „Leichtgewicht“ ist auch das 24–105mm nicht, musst also nicht traurig sein… 😉
Hallo Robert,
ich war jetzt am Wochenende wieder auf Fototour und mir ging die ganze Zeit Dein Satz
„@Tom: Die Naheinstellgrenze für das 85mm liegt bei 0,95m, da komme ich nicht dicht genug ran, um nur den Kopf formatfüllend auf das Bild zu bekommen. Oder mit dem Fokus meines Objektivs stimmt was nicht?“
nicht aus dem Kopf. Hast Du es mal mit einem Zwischenring probiert?
@Maik:
Nein, mit einem Zwischenring habe ich es nicht probiert. Mir geht es ja auch nicht darum, die bestehende Grenze künstlich zu verringern, sondern ich hatte gehofft, den Kopf formatfüllend raufzubekommen. Wenn das mit diesem Objektiv nicht möglich ist, nehme ich eben ein anderes. Der größte Vorteil des 85mm f1.2 liegt ja in der sehr geringen Schärfentiefe und wenn mir die wichtiger ist als der „große Kopf“, muss ich mich halt entscheiden.
Das Canon EF 24–105 mm, f4, IS USM L, habe ich auch seit eingiger Zeit immer auf meiner 5D.
Nachdem ich es einmal eingeschickt hatte (die Schärfe stimmte nicht) und es justiert wurde bin ich damit zufrieden. Die von Robert beschriebenen „Fehlerchen“ kann ich bestätigen – allerdings hatte ich mit CA noch keine Probleme.
Auch die Schilderungen über das Sigma 105mm Macro, f2.8 EX DG kann ich voll und ganz bestätigen. Auch Portraits gelingen mit dem Objektiv sehr gut.
Gruß Thomas
Mit dem Canon 70–200mm F/4 L IS USM habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Das Objektiv ist relativ leicht (760 Gramm)und kann aus diesem Grund lange mitgeschleppt werden. Der IS ist von der Leistung sehr überzeugend. Bei Raumbeleuchtung habe ich bei 70mm (Crop 1.6 – 112mm) und Iso 1600 / F4 und eingeschalteten IS aus der Hand noch einwandfreie scharfe Fotos machen können bei 1/12 Sek und 1/9 Sek Belichtungszeit. Der Wusch nach einem Canon 70–200mm F2.8 kommt nicht auf.
Hallo ‚kann mir einer ein Tipp geben zum 85/1.4 und 50/1.4 von canon,da hier die Frage ist ob es 85mm doch nicht zu viel sind bei Cropfaktor 1.6?
Am sonsten benutze ich das 24–105mm und 10–22 von Canon.
Gruß !
Adrian
@Adrian: Das kommt ganz darauf an, wofür Du das Objektiv nutzen willst. Das 50er mit Cropfaktor 1.6 ergibt ein schönes Portrait-Objektiv, das 85er mit 1.6er Crop ergibt ein gutes Tele-Objektiv.
Ich wollte es bei Hochzeitfotos ausprobieren,wobei es auch in Räumen zum Einsatz kommen sollte.Bis vor kurzem habe ich überlegt ob das 24–105 oder das 24–70 die richtige Wahl ist.Habe mich für das 24–105 entschieden und den IS.Damit will ich eigentlich fast alles knipsen.Habe jedoch gelesen daß,das 24–70L bessere Bildqualität liefert.Was meint Ihr dazu? Mit Blende 2.8 habe ich nicht unbediengt die Bilder scharf bekommen.Das freistellen sehr wohl aber, die Person scharf abzubilden war nicht der Renner.Nach meinen Erfahrungen mit dem feistellen habe ich festgestellt daß erst ab Blende 4.Bilder richtig scharf werden ‚vorausgesetzt das Objekitv hat eine Lichtstärke 1.8 oder 2,8.Kann mich Einer besser belehren oder ist das völlig normal?
Danke!
Das 24–70er ist in der Tat besser, aber bei Offenblende zu fotografieren, erfordert immer eine ruhige Hand, da der Schärfebereich je nach Entfernung nur wenige Millimeter beträgt. Bewegt sich der Fotograf oder das Motiv nach dem Scharfstellen, kann das Bild schnell unscharf werden. Schau Dir mal einen „Depth Of Field“-Rechner an, dann siehst Du, wie gering die Schärfentiefe sein kann: http://www.dofmaster.com/dofjs.html
Hallo Leute! Ich finde euer Beitrag über die Objektive sehr schön. Ich habe mir am Sonntag die Eos 350D gekauft(etwas älter aber für mich wird es hoffendlich langen). Jetzt habe ich ein paar Fragen wegen den Objektiven. Bei mir ist das Objektiv EF‑S 18–55 II drauf. Jedoch kenn ich mich da nicht so aus. Die Kamera müsste hoffendlich heute kommen :). Ich möchte sowohl normale Fotos machen aber auch Detailscharfe Fotos von Blumen usw (wie bei dem Beitrag die Tabletten). Welche Objektive sind da gut? Preislich sollte dies auch im Rahmen bleiben:)
Liebe Grüße
Volker Drätzl
@Volker: Für Blumenfotos solltest Du dir ein Makroobjektiv anschauen, zum Beispiel das hier: http://www.amazon.de/gp/product/B00005KHRX?ie=UTF8&tag=fotoprod-21&linkCode=as2&camp=1638&creative=19454&creativeASIN=B00005KHRX
@Volker:
das EF‑S 18–55 II ist etwas lichtschwach. Als Alternative, die preislich im Rahmen bleibt, solltest Du Dir vielleicht mal das Tamron 17–50mm 2,8 Di II VC anschauen: http://www.amazon.de/gp/product/B002OED6ZQ?ie=UTF8&tag=fotosverkabei-21&linkCode=as2&camp=1638&creative=19454&creativeASIN=B002OED6ZQ
Da hast Du 2,8 durchgängig und einen Bildstabilisator.
Hier findest Du ein paar Beispielbilder (gegen das neue Sigma 17–70 OS und das Canon 15–85 IS): http://forums.dpreview.com/forums/read.asp?forum=1029&message=34089625
Hi Robert, ich hab das Sigma 18–125mm(http://www.amazon.de/Sigma-18–125mm‑8–5‑Objektiv-Canon/dp/B001546MNE/) Das Canon 55–250mm(http://www.amazon.de/Canon-EF-S‑0–5‑55–250-Objektiv/dp/B000V9D5LG/) und das sigma 120–400mm (http://www.amazon.de/Sigma-120–400mm‑5–5‑Objektiv-Canon/dp/B0015453NO/) ich benutze diese Objektive momentan an einer Canon Eos 50d und wollte jetzt auf die Canon eos 5dmkII umsteigen. welche von den objektiven würden sich für vollformat eignen?
@Tom: Ich habe leider keins der von Dir genannten Objektive, kann Dir also keinen direkten Tipp geben. Generell gilt jedoch, dass Vollformatsensoren viel weniger Objektivfehler verzeihen als Crop-Senoren, deswegen wirst Du mit den starken Zoom-Objektiven wenig Freude haben. Empfehlenswert ist die – leider teure – Kombination vom Canon 24–70 IS USM L f2.8 und dem 70–200 IS USM L f2.8. Wenn Du Dir nur eins leisten kannst, nimm das 24–70. Wenn Du eher im Studio fotografiert, stattdessen das 24–105 f4.