Kann es sein, dass Blogs in den USA bunter sind als in Deutschland?
Wer sich die „25 Best Blogs 2009″-Liste der Zeitschrift TIME anschaut, merkt, dass es dort sichtbar bunter zugeht als hierzulande. Häufig werden Stockfotos genommen, auch und vor allem bei News- und Politik-Blogs wie beispielsweise „The Huffington Post“ oder „Talking Points Memo“. Aber auch in Lifestyle-Blogs wie „Lifehacker“ werden symbolische Fotos zur Bebilderung genutzt.
In der deutschen Blogsphäre hingegen lassen sich vor allem drei Arten erkennen, wie Bilder in Blogs genutzt werden. Diese Einschätzung basiert auf den beliebtesten Blogs in den Deutschen Blogcharts.
- Es werden einfach keine bis fast keine Fotos verwendet. Dazu zählt z.B. der lawblog, der Blog von Stefan Niggemeier oder der Handelsblatt-Blog Indiskretion Ehrensache.
- Es werden nur Produktfotos, Logos oder PR-Fotos benutzt. Das macht z.B. der Basic Thinking Blog oder Nerdcore.
- Fast nur selbstgemachte Fotos werden gezeigt. Hier gehören z.B. Spreeblick, der Kochblog 1x umrühren bitte, oder das Upload Magazin.
Es gibt nur wenige deutsche Blogs, die Stockfotos einsetzen. Woran könnte das liegen?
Hier meine Vermutungen:
- Die USA sind Deutschland in Technikdingen immer voraus. Klingt vereinfachend, traf bisher aber fast immer zu. Während Blogs hierzulande noch nicht als ernstzunehmende Konkurrenten der anderen Massenmedien gesehen werden, buhlen US-Blogs längst auf Augenhöhe um die Gunst der Konsumenten. Der us-amerikanische Technikblog TechCrunch.com hat z.B. monatlich über 1,8 Millionen Abonnenten. Dazu nutzen sie Bilder wie die professionellen Vorbilder.
- Analog zu den deutschen Tageszeitungen, die sich im Vergleich zu den US-Zeitungen sehr textreich und bildarm präsentieren, hat sich diese Vorliebe auch auf Blogs übertragen.
- Selbstgemachte Fotos sind billiger als Stockfotos.
- Keine oder eigene Fotos zu nutzen, ist rechtlich sicherer. Die Abmahnwellen, z.B. durch Marion’s Kochbuch mögen vor allem Kochblogs noch in Erinnerung sein. Dass selbst Stockfotos vor Abmahnungen nicht schützen, bewies letztes Jahr die Bildagentur Getty Images mit einer eigenen Abmahnwelle.
- Stockfotos sehen zu steril und klischeehaft aus. Es gibt hier, hier und hier genug lustige Beispiele, wie unoriginelle Stockfotos aussehen. Fast eine Art Hassliebe pflegt Stefan Niggemeier in seinem Blog, in dem er regelmäßig unpassende Verwendungen von Stockfotos vorstellt.
Dabei glaube ich, dass sorgfältig gewählte Stockfotos zum Erfolg eines Blog beitragen können. Warum?
- Fotos bringen „Farbe in den Blog“.
- Es ist erwiesen, dass eine visuelle Unterstützung von Textinhalten das Lernen erleichtert.
- Eine gut gewählte Bildsprache macht den Blog unverwechselbar. Text sieht immer gleich aus.
- Suchmaschinenoptimierung: Mittlerweile sucht Google nicht mehr nur nach Wörtern, sondern auch nach Bildern. Ich sehe in meinen Statistiken regelmäßig, dass Besucher durch Googles Bildersuche auf meinen Blog kommen. Ebenso werden Fotos zu Artikeln in der Blogübersicht des Google RSS-Readers angezeigt und wirken dort als Blickfang.
Wer neugierig geworden ist, wie das Angebot und die Preise von Stockfotos momentan aussehen, findet viele günstige Fotos zum Beispiel bei den Microstock-Bildagenturen Shutterstock, istockphoto, fotolia oder Dreamstime.
Was meint ihr? Diskutiert mit, indem ihr Eure Meinung in den Kommentaren schreibt oder gleich als eigenen Beitrag – am besten mit Trackback – in Eurem Blog.
Danke für Euren bisherigen Kommentare. Im zweiten Teil habe ich darauf geantwortet.
Ich denke, einer der größten Unterschiede zwischen Deutschland und den USA ist der Kostenfaktor. Die Microstock-Bilder kosten das gleiche, der Webspace wird wohl auch vergleichbar sein. Aber die Nebenkosten sind hier ungleich höher. Wenn man einen Blog kommerziell halten will, hat man gleich jede Menge Regeln einzuhalten, sich in diversen „Gilden“ anzumelden, Steuern, wasnichtalles. Die „Lohnnebenkosten“ sind hier erheblich höher.
Und wenn jemand aus einem Blog nur wenig oder kein Geld holt, warum sollte er dann dafür welchen ausgeben?
Und das Wissen darüber ist gering. Man läßt es eben in Deutschland lieber, nachdem man sich von X Leuten hat anhören müssen, was man alles müsste oder nicht müsste, und das man sich am besten einen Anwalt und einen Steuerberater für viel Geld holt, und selbst danach ist man noch nicht sicher, dass einen keiner abmahnt. Auch ohne Bilder.
Aber ist der Absatz von Microstock-Bildern in Deutschland nicht ohnehin geringer? Hast du eine Statistik darüber, wie viele deiner Bilder in welche Länder gehen?
Also auf unserem Blog „WEB ANALYTICS EUROPA“ gibt es zu jeder relevanten Möglichkeit ein dazu passendes Foto. Schließlich reizt dies das Auge mehr als nur Text.
Die Problematik besteht eigentlich darin, dass die meisten Leute mit Microstock noch nichts anfangen können. Das führt dazu das sie Angst haben ein Foto zu kaufen weil sie die Verwehrtungsrechte nicht genau kennen. Ich sehe immer wieder das Blogger persönlich überzeugt werden müssen das Fotos von Fotolia, Shutterstock oder iStockphoto wirklich! genutzt werden dürfen. Andererseits bekomme ich tagtäglich mit wie Fotos von mir geklaut und ohne Hinweiss auf eigenen Blogs (meist im Ausland) eingesetzt werden.
Eine anderer Punkt ist die schlechte Integration in Blogs.
Wenn ich sehe wieviel Aufwand es ist das perfekte Foto in den Bildagenturen erst einmal zu finden, Credits zu kaufen, runterzuladen, hochzuladen, mit „C by XYZ“ zu versehen und dann auch noch das Originalfoto nachweißlich auf der Festplatte abzulegen um den Kauf nachzuweisen, dann weiß ich warum so wenige Blogs Fotos einsetzen.
Warum kein WordPress Plugin schreiben, das anhand der Keywords des Beitrages automatisch Fotos vorschlägt und diese direkt einbinden kann?
Warum nicht mit Blogger.com, WordPress.com und weitere großen Bloggerhostern einen Vertrag machen und Fotos direkt in das Backend einbinden?
Ich bin mal gespannt, welche Kommentare heute noch dazu reinkommen. Ein Statement einer Bildagentur wäre ja mal interessant!
Deine Idee mit dem WordPress-Plugin ist eine sehr coole Idee.
Meine Vermutung: Stockfotos stören in Blogs.
Blogs werden zum Großteil nicht über ihre Webseite, sondern im Feedreader des Lesers gelesen. Wenn ich über eine Website scrolle oder in einer Zeitschrift blätter, dann wandern meine Augen umher und wollen irgendwo festgehalten werden. Dann sind schöne Stock- und Astfotos sinnvoll.
Bei meinem Feedreader sehe ich aber nur die Überschriften. Anhand
derer entscheide ich, was ich lese. Wenn ich mich dann schon
entschieden habe und den Text aufklicke, ärgert es mich, wenn ich dann
erst über ein Bild hinweg scrollen muss. Natürlich nur, wenn das Bild
inhaltlich nichts beiträgt (also ein Stockfoto ist 🙂 ).
Da muss ich meinem Vorredner zustimmen. Viele erwirtschaften mit ihren Blogs nur wenig Gewinn und geben von daher auch nichts dafür aus und wer größeren Wert auf Bilder legt, macht sie meistens selbst.
In den deutschen Agenturen ist Microstock mittlerweile angekommen und wird aus meiner Erfahrung heraus auch intensiv genutzt. In vielen anderen Bereichen sind aber die Microstockagenturen noch weitgehend unbekannt.
Textreich – bildarm. Das sind m.E. die Schlüsselwörter. Viele Leute glauben, für eine seriöse Unternehmenskommunikation bedarf es einer in lange Schachtelsätze gepressten Fachsprache. Dabei übersehen sie: Nur eine klare und eindeutige Kommunikation schafft Transparenz, Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Die Lösung ist einfach und nicht neu: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte! Sparen wir also nicht am falschen Ende.
Ich sehe hier auch das Problem in der schwierigen Integration. Ein Bild mit richtigen „Credits“ einzubinden, ist nicht mit einem einfach Klick auf „Insert Media“ getan. Das Feld für die Bildunterschrift sieht je nach Template auch nicht immer toll aus.
Sollte iStockphoto ein WordPress-Plugin rausbringen mit integrierter Bildersuche im Adminpanel, wäre das der Jackpot. 😉
Ich kann mich meine Vorredner nur anschließen: die Bild-Recherche und die komplizierte Integration sind eine große Bremse.
Meine Erfahrung mit diversen Bildagenturen wie Fotolia, Stockexpert etc ist, dass man wahnsinnig lange braucht, um da ein gutes Foto zu finden, dass nicht nur thematisch passt, sondern auch gut aussieht (und nicht zu amerikanisch). Diese aufwendige Bildrecherche lohnt sich einfach nicht für den täglichen Blogbeitrag. Ich kann doch nicht in 20 min einen Beitrag schreiben und dann 2 Stunden nach dem passenden Bild suchen!
Und bei der Integration steht man auch vor ein paar Problemem. Bei so mancher Bildagentur muß sind die Anforderungen bzgl der Anbringung des Urheberrechtshinweises nur unzureichend erläutert. Und dann ist die grafisch ansprechende Einbindung dieser Hinweise eine Herausforderung.
Ehrlich gesagt habe ich aber auch mit all dem kein Problem: mir sind Inhalte wichtiger als bunte Bilder. Und das ist IMO auch ein allgemeiner Unterschied zwischen den Amis und uns Deutschen.
@ Joachim: Ich sehe nur bei einem Teil meiner Bilder, in welche Länder sie verkauft werden. Viel geht natürlich nach Deutschland, weil ich im deutschen Agenturmarkt am aktivsten bin, aber auch viele andere Länder sind munter dabei, da könnte ich auf die Schnelle keine Schlussfolgerungen ziehen.
Interessanter Artikel! Ich selber verkaufe auch Bilder bei diversen Stockagenturen. Allerdings muss ich sagen das ich dort selber keine Bilder kaufen würde, zumindestens nicht für meinen Blog. Manchmal lockern gezielte Bilder den Blog sinnvoll auf, allerdings stehen für mich die Informationen im Vordergrund. Und wenn ich wirklich Bilder brauche, dann versuche ich diese selbst zu erstellen. Alles andere würde nur meine Fotografen Ehre verletzen 😀
Mit meinen eigenen Fotos komme ich am wenigsten in juristische Schwierigkeiten. Was habe ich von einem fremden Bild aus einer Stockquelle (für das ich wie wenig auch immer bezahlt habe), wenn es sich irgendwann als „Hehlerwahre“ herausstellt? Ein Haufen Arbeit das aufzuklären.
Ich muss sagen, ich bin auch noch nie auf die Idee gekommen, ein Stockphoto zu verwenden. Mein Blog ist zwar auch eher textlastig, aber ich versuche stets auf eigene Bilder zu Illustration zurückzugreifen. Sofern das nicht möglich ist, vewende ich meist ein unter Creative Commons lizensiertes Bild von Flickr.